Ein herzliches Hallo in die Runde und eine kurze Vorstellung meinerseits.
Ich bin weiblich, 30 Jahre jung, habe eine wundervolle 2 Jährige Tochter und einen tollen Ehemann an meiner Seite. Ich arbeite hauptberuflich als Finanzbuchhalterin und nebenberuflich noch ab und an als Ernährungsberaterin sowie Fitnesstrainerin.
Ich komme aus etwas schwierigen Familienverhältnissen. Alkohol wurde in meiner Familie von geselligen Vereinsmenschen schon immer sehr groß geschrieben. Zu jedem Anlass, jedes Wochenende, oft auch abends nach Feierabend. Ich bin so aufgewachsen und auch ich hatte mit 14 das erste Mal im Verein (damals Fasching) getrunken.
Mein Papa hatte damit größere Probleme. Er hatte 2 erfolgreiche Unternehmen, war wenig zu Hause. Und wenn, dann nur um mit Bier und Kippen vor dem Fernseher runterzukommen. Familienausflüge gab es kaum bis gar nicht. Meine Mama hat ihn vor die Wahl gestellt. Entweder er macht eine Therapie, oder er muss gehen. Er entschied sich für sein Bier und ist ausgezogen. Da war ich 13. Danach ist er leider richtig abgestürzt. Hat seine Firmen in die Insolvenz getrieben, falsche Freunde gefunden und immer mehr getrunken. Dann auch schon mittags. Ich habe ihn 2 Mal "zwangsweise" in eine Entzugsklinik gesteckt. Bei jedem ersten Freigang saß er in der Kneipe und hat sich ein Bier bestellt. Gut, ich kürze die Geschichte an der Stelle mal ab: Mein Vater war kein "klassischer" Alkoholiker, wie er im Buche steht. Er war zum Schluss dann tatsächlich ein Pegeltrinker ("nur" Bier). Das hat ihm vor 3 Jahren leider das Leben gekostet. Mit 53. Da ist er über Nacht ein einer Varizenblutung gestorben. Begleiterscheinung von alkoholkranken Menschen. Seitdem beschäftigt mich die Frage des Trinkens mehr denn je.
Ich habe schon immer darauf geachtet, immer wieder eine Alkoholpause einzulegen, weil ich Angst habe, genauso zu werden. Suchtverhalten hat schließlich auch eine genetische Komponente. Aber ich stelle fest, dass das gar nicht so leicht ist. Ich bekomme es zwar hin, mal ein paar Tage nichts zu trinken und freu mich darüber dann auch, dass mein Vorhaben gelungen ist. Aber noch mehr freue ich mich darauf, dann Samstag Abend eine Flasche Wein aufzumachen und was leckeres zu kochen. Bis ich dann mit Erschrecken feststelle, dass die Flasche Wein den Abend nicht überlebt hat. Ich habe sie alleine getrunken, mein Mann trinkt gar keinen Alkohol. Nicht nur das, als der Wein dann leer war, wollte ich aber weiter trinken, also hab ich mir noch ein Bier aufgemacht. Vielleicht noch ein weiteres. Bei mir gilt wohl das ganz oder gar nicht Prinzip. Dosieren klappt irgendwie nicht mehr. Ich kann nicht nur ein Gläschen genießen und dann ist gut. Ich trinke einfach immer weiter und merke teilweise gar nicht, dass das letzte Glas schon zu viel war. Bei einer Körpergröße von 1,63 und 56 kg sollte ich eigentlich auch nicht so viel vertragen können. Meine Toleranz ist sehr hoch. ZU hoch. Ich bin teilweise so motiviert, dem Alkohol ganz den Rücken zu kehren. Vor allem an Tagen, wo ich leicht verkatert bin. Aber das dauert einen Tag und dann kommen automatisch wieder die Gedanken daran. Diese Woche war ich schon an 3 Tagen verkatert. Das war für mich jetzt auch der Knackpunkt, dass sich was ändern muss und ich mich hier angemeldet habe.
Gestern hatten wir Glühwein Treff mit der Nachbarschaft, ich hab nur Punsch getrunken ohne Alkohol. Weil ich mir beweisen wollte, dass es auch ohne geht. Erst als alle weg waren, habe ich mir einen kleinen Schluck gegönnt. Ich kann mir aktuell ein Leben ganz ohne Wein und Bier ehrlich gesagt überhaupt nicht vorstellen. Ich kenne es einfach nicht anders und habe es auch nie anders vorgelebt bekommen. Wisst ihr was ich meine? Dabei wünsche ich mir, dass ich das wollen würde. Ohne einen Verlust zu empfinden.
Die Feiertage stehen an und ich habe mir fest vorgenommen, weder an Weihnachten noch an Silvester zu trinken. Der Gedanke ängstigt mich aber ehrlicherweise schon ein bisschen. Ich habe (bis auf meine Schwangerschaft und Stillzeit) noch nie ein Weihnachten oder Silvester ohne Alkohol erlebt. Wie soll das gehen, denke ich mir. Total bescheuert.
Daher die Frage.. Seht ihr mein Verhalten als suchtgefährdet an? Ratschläge, Tipps?
Für jeden der sich das durchliest und sogar darauf antwortet... danke für die Zeit!