Beiträge von Rekonvaleszent

    Meinen, leicht verspäteten Glückwunsch zu 15 Jahren in Freiheit.


    Ja, die Langzeitabstinenten beweisen stets auf das Neue, dass ein Ausstieg aus der Droge Alkohol möglich ist. Daher halte ich es für enorm wichtig, solche Jahrestage zu posten.


    Weiterhin alles Gute.

    Wer hat denn die Rückfallzahlen und auf welche Art und Weise erhoben? M.E. klingt das zu sehr nach "pi mal Daumen".


    Dass die Anzahl von Rückfällen sicherlich exorbitant hoch ist, liegt auf der Hand und wird von mir nicht in Abrede gestellt.


    Einige benötigen halt mehrere Anläufe, um clean zu werden, andere weniger und wiederum andere machen von ihrer Möglichkeit Gebrauch, sich zu Tode zu saufen.


    Werden die Wiederholer nach jedem Rückfall neu gezählt?


    Man sieht, die geäußerten Zahlen sind mit Vorsicht zu genießen.

    Es gibt Validierungen von Psychotherapien allgemein. Und da stellt sich oft heraus, es kommt gar nicht so sehr arauf an, was genau man macht, Sondern wie gut man sich darauf einlassen kann. Und wie intensiv man sich selbst damit beschäftigt. Das scheint der Erfolgspunkt überhaupt zu sein.

    Das ist ein wichtiger Punkt.


    Dann noch ein weiterer Aspekt, den ich bei Rückfälligen beobachten konnte.


    Haben sie sich innerlich wirklich vom Alk verabschiedet oder stand ihr Wunsch letztlich unter einem späteren Trinkvorbehalt, dass irgendwann doch noch mal ein "normaler" Konsum möglich sei? Wenn sich dieser Trinkgedanke im Hirn befindet (weil er dort schon immer konserviert wurde oder später wieder, warum auch immer, erneut aufflackerte), wird es verdammt schwer.

    Das was ich bislang von der werten Dame zu lesen und zu hören bekommen habe, war ok. Etwas wirklich Neues, was über Fachliteratur und einer z.B. ambulanten Therapie hinausgeht, vermochte ich bei ihr bislang nicht zu erkennen.


    Wem es letztlich 700€ wert ist (beide Kurse zusammen) und wer dadurch stabil abstinent wird, der hat das Geld richtig investiert. Umgerechnet in Bier macht es ca. 55-60 Kisten.


    Allerdings bin ich der Auffassung, dass es der teuren Dienste der Frau Stüben nicht bedarf, um aus dem Alkohol auszusteigen. Sie hat aus ihrer Sicht eine Marktlücke erkannt und versucht jetzt, Kasse zu machen. Letzteres ist unverkennbar.

    Jedenfalls, wenn man heutzutage eine SHG besucht, ist der Altersdurchschnitt doch ziemlich hoch.


    Das liegt nicht nur daran, dass viele, so auch ich, eben jahre- oder jahrzehntelang gesoffen haben, sondern auch an einem geänderten Verhalten der Internetgeneration. Sich aufzuraffen, eine Gruppe aufzusuchen, ist halt wenig bequem.


    Ich unterhielt mich gestern mit einem Redakteur einer Tageszeitung. Er meint, dass Printmedien, zumindest Tageszeitungen aussterben werden, da sie sich nicht mehr rentieren und der Herstellungsaufwand zu hoch sei. Das werde sich komplett ins Netz verlagern. Der typische Abonnent sei wie ich, eher älteren Semesters. Aber so lange mir mein Verlag das Abo nicht kündigt, werde ich die Zeitung weiter lesen.

    Eine gute Frage, über die ich auch schon nachgedacht habe. Ich war selbst in den ersten Monaten mehrfach von schweren Schüben betroffen, seit ein paar Jahren jedoch nicht mehr. Ich schließe nicht aus, dass ich noch mal dran sein werde.


    Den meisten Abstinenten, mit denen ich mich unterhalten habe z.B. im Rahmen meiner Therapie oder später in einer analogen SHG, ging es so wie mir. Anfangs desöfteren Trinkverlangen, bis hin zu gelegentlichen stärkeren Attacken. Mit der Zeit wurden die Abstände immer größer.


    Die einzig für mich plausibel klingende Antwort: Wir sind alle verschieden. Auch bei anderen Erkrankungen gibt's unterschiedliche Verläufe, siehe Corona. Weshalb sollte das bei der Abstinenz anders sein?

    Ich trinke jetzt nicht mehr, bin ich dann noch Alkoholiker, noch krank?
    Lt. allgemeiner Wortschöpfung bin ich nun trockener Alkoholiker und ggf. immernoch krank.


    Es ist mir wurscht, ob andere in mir einen trockenen Alkoholiker sehen. Ich gebrauche diesen Ausdruck nicht für mich und damit ist das Thema für mich erledigt. Ach so, als krank fühle und sehe ich mich nicht. Erst wenn ich wieder trinke, bricht die Krankheit wieder von vorne aus. Mit dieser Einstellung geht's mir prima. Wenn andere meinen, sie müssten den Begriff des trockenen A. wie eine Monstranz vor sich hertragen oder mantraartig herunter beten, dürfen sie es gerne tun. Wenn es sie abstinent hält, machen sie für sich alles richtig.


    Wie wird denn ein ehemaliger Raucher genannt? Nichtraucher und nicht trockener Raucher. Dabei bricht die Nikotinsucht recht schnell wieder aus, wenn die Qualmerei aufgenommen wird. Ich bezeichne mich diesbezüglich als "aufgehört, schon vor mehr als 10 Jahren". Dies nur mal so zum Vergleich.


    M.E. hast Du die Antwort bereits geliefert. Nur wenn Du es wirklich willst und zwar für Dich, nicht für Dritte, dann hast Du eine Chance, Dich zu befreien. Der Wille allein reicht häufig nicht aus, aber ohne ihn, läuft gar nichts. Vielleicht benötigst Du noch einen Schlüsselreiz, der Dich motiviert, die Qualmerei ernsthaft in Angriff zu nehmen.


    ich bin immer wieder überrascht, dass Alkoholikern der Ausstieg gelingt, sie aber gleichzeitig einfach nicht die Finger von den widerlichen Kippen sein lassen können.


    Liegt es am fehlenden Willen, an der magelnden Ernstlichkeit des Unterfangens oder betrifft die Qualmerei einfach eine komplexere Sucht als die Flasche?


    Ich bin es umgekehrt angegangen. Vor mehr als 10 Jahren habe ich spontan mit der Qualmerei aufgehört, weil ich sie einfach nicht mehr wollte. Teuer Geld für Dreck ausgeben und den Körper toxisch schädigen. Ich empfand den Ausstieg aus dem Nikotin vergleichsweise einfach. Ich konnte sie selbst einfach nicht mehr vor mir ertragen. Vielleicht war das auch der Schlüssel zum Erfolg. Nur erlag ich damals einem Irrtum, indem ich mir weismachte, genauso leicht die Sauferei beenden zu können. Das erwies sich als deutlich schwierigeres Unterfangen, zumindest für mich.

    Zu Beginn der Abstinenz werden zu viele Gedanken verschwendet, wer wie reagieren könnte, wenn das Outing erfolgt. Es ist halt nicht jedermanns Sache, mit der brachialen Holzhammermethode bei Hinz und Kunz zur Tür rein zufallen und zu rufen: "Hej, ich bin Alkoholiker." Das geht auch viele eleganter, so wie CehDeh es beschrieben hat.


    Neugierig reagierten bei mir nur Leute, die selbst ein ungesundes Verhältnis zum Alkohol haben. Da habe ich ihnen wohl unbeabsichtigt einen Spiegel vorgehalten.


    Den übrigen war und ist es scheinbar egal, ob ich trinke oder nicht. Ein Nachbarpaar, die selbstverständlich meinen viel zu hohen Konsum kannten, meinten im ersten Jahr, ich kenne sie näher: "Wir finden es gut, dass Du nicht mehr trinkst." Sie bieten mir auch nichts an, wenn wir mal zusammen sitzen. Es ist seitdem nie mehr erörtert worden.

    Bei mir lief es genau umgekehrt.


    Die Qualmerei habe ich vo ca. 12 Jahren ganz spontan eingestellt, weil ich einfach die Schnauze voll hatte. Es verlief sehr einfach, nach ca. 3 Monaten hatte ich einen kleinen Rückfall für einen Abend nach dem Grillen bei Weißbier und Schnaps, das war aber auch schon. Einen weiteren Schmacht auf Nikotin hatte ich nicht und seit dem einen Vorfall auch nie mehr.


    Mich aus dem Griff der Flasche zu befreien, war vor allem in den ersten Wochen, sehr viel schwieriger.


    Beide Drogen unterscheiden sich doch erheblich. Allerdings habe ich schon einige Mitstreiter getroffen, die zwar das Saufen aufgeben konnten, aber die Finger nicht von den Glimmstängeln lassen können. Sie schaffen es einfach nicht. Warum, das erschließt sich mir nicht.


    Hätte ich diese Angst nicht gehabt, hätte ich viel viel früher aufgehört. Und genau diese Erkenntnis macht mich echt sauer.


    Ich habe mich nach einiger Zeit der Abstinenz auch mal gefragt, warum der Groschen bei mir nicht schon eine paar Jahre früher gefallen ist. Dann hätte ich meiner Familie und mir einiges erspart.


    Mir hat Greenfox daraufhin geantwortet: "Das Leben wird nach vorne gelebt und nach hinten verstanden."


    Damals war ich einfach innerlich noch nicht so weit und musste mich wohl noch ein Stück weiter heruntertrinken.


    Mittlerweile habe ich meinen Frieden mit meiner persönlichen Geschichte gemacht und bin mir im Reinen. Aber auch das hat eine ganze Weile gedauert und funktioniert sicherlich nicht in den ersten Wochen und Monaten.


    Nehmt Euch einfach die Zeit, es wird nicht schneller vorangehen, wenn Ihr Euch Vorwürfe macht oder in negative Emotionen abdriftet.

    Hallo!


    Ich habe jahrelang gesoffen. Innerhalb von ein paar Wochen war meine Denke noch nicht umgestellt. ich verwende absichtlich nicht den Begriff "nasses" Denken, da mir Begriffe "nass", "trocken" und auch "Alkoholiker" nicht gefallen und ich andere für mich gefunden habe. Und zwar für mich, nicht für andere. ich bin letztlich für mich (mittelbar auch für meine Familie) clean geworden und nicht für Außenstehende. Daher achte ich auf meinen Weg, den ich durch meine ambulante Therapie, Bücherstudium und Austausch mit Betroffenen gefunden habe und nicht darauf, was Dritte davon halten.


    Ich falle nirgends mit dem Spruch ins Haus ein: "Hallo, ich bin der ... und Alkoholiker." Ich mag medizinisch gesehen, ein solcher sein, das ist mir egal. Ich lebe abstinent.


    Lifestyle-Alkoholiker: Habe ich noch nie gehört. Frau Stüben vermarktet ihren Ausstieg, das darf nicht übersehen werden. Denmnoch hat sie in den Punkten, die ich von ihr mitbekommen habe, recht.


    Entscheident ist letztlich das Ergebnis der zufriedenen Abstinenz, die sich leider nicht in wenigen Tagen oder Wochen einstellt, das dauert häufig wesentlich länger.


    Wer jahrelang gesoffen hat, darf sich jetzt gründlich in Geduld über. Das erste Jahr ist m.E. das schwerste, dann hatten sich bei mir diverse Automatismen eingeschliffen.


    Ich denke schon seit jahren nicht mehr daran, den Tag abstinent zu überstehen, das ist eine Selbstverständlichkeit geworden, wie Laufen, Schwimmen oder Radfahren.
    Diese 1-Tagestrategie hatte ich in den ersten 3-4 Monaten auch praktiziert und mir hat sie damals geholfen. Das ist irgendwie wie das Erlernen des Radfahrens mit Stützrädern oder des Schwimmens mit Schwimmärmeln, irgendwann kommen diese Hilfen halt weg.


    Süßigkeiten: ja, da gibt's schoen eine Parallele. Durch das jahrelange Saufen war mein Körper auf Zucker programmiert, da er den Alkohol letztlich in Zucker verstoffwechselte. Daher schrie mein Körper nach dem Absetzen der Flasche gerne mal nach Zucker. Aber auch das regulierte sich irgendwann.


    Du liest Dich reflektiert, nimm Dir Zeit und schau auf Dich.


    Gruß
    Rekonvaleszent

    Hallo!


    Du darfst Dir ruhig was gönnen. Eine Belohnung haben wir uns nach all den Mühen auch mal verdient. ;D


    Ich habe nicht auf dem Schirm, ob Du demnächst noch mal zum Eishockey gehst. Hab bitte auf dem Schirm, das so events "nachwirken" können und ggf. Stunden später Suchtverlangen einsetzen kann z.B. wenn Du auf dem Weg nach Hause an einer Tanke vorbeikommst. ich sage nicht, dass es so kommen wird, es kann jedoch möglich sein. Wenn Du Dich darauf einstellst, bist Du gewappnet.


    Gruß
    Rekonvaleszent


    Und ich freu mich darauf die Leute zu beobachten wie sie immer mehr die Kontrolle verlieren. Und ich nicht.


    Wenn ich mir z.B. ein Spiel anschaue, sind mir die anderen Leute egal.


    Weshalb freut es Dich, andere "leiden" zu sehen? Für mich klingt das schon etwas abgehoben, so lange bist Du auch noch nicht abstinent ;). Vor Kurzem warst Du selbst noch mitten drin.


    Mir sind andere zechfreudige Personen egal, ich halte mich nur nicht in ihrer Nähe auf, weil ich dort nicht (mehr) hinpasse.

    Mit Internetforen zu unserem Thema ist es so wie mit anderen analogen SHGs auch. Nicht jede SHG passt zu jedem Interessenten.


    Übrigens: Denk mal darüber nach, Dich von den leeren Bierkästen zu verabschieden. Sie können einen optischen Trigger darstellen.


    Vorschlag: Bring sie in den Getränkemarkt und kauf Dir vom Pfandgeld z.B. ein paar Flaschen guten Saft.


    Ich habe damals sogar meine gesamten Bier- und Schnapsgläser entsorgt. Sicher ist sicher. Wie gesagt, das ist mein Weg, den ich für mich benötigte, um mich abzusichern.


    Du bist noch neu im Geschäft. Eine große Gefahr für Rückfälle in den ersten Monaten der Abstinenz liegt in der individuellen Selbstüberschätzung der Neueinsteiger begründet. Diese unterschätzen gerne die Besonderheiten des Suchtgedächtnisses, das in bestimmten Situationen gerne zu rumoren anfängt. Ich sage nicht, dass es so kommen wird, es ist jedoch nicht ausgeschlossen Das solltest Du vorsorglich auf dem Schirm haben und Dir eine Strategie gegen möglichen Suchtdruck zurecht legen.

    Hallo!


    Eine Woche ist ein guter Start.


    Ich bin jetzt knapp 8 Jahre unfallfrei clean.


    Auch ich hatte ca. 3 Jahre vor meiner Abstinenz mit der Qualmerei aufgehört, was mir relativ leicht gefallen ist. Das Saufen sein zu lassen, war schon entschieden schwerer. Das war zum Teil, gerade in den ersten Monaten, eine wesentlich härtere Nummer.


    Das heißt nicht, dass es bei Dir genau so verläuft. Wir sind nunmal sehr unterschiedliche Menschen, mit allen Stärken und Schwächen. Zwar sind Alkohol und Nikotin letztlich Drogen, jedoch kann der jeweilige Ausstieg individuell unterschiedlich schwer fallen.


    Mir ist der Ausstieg erst gelungen, als ich bereit war, meiner Abstinenz absoluten Vorrang im Leben einzuräumen und ihr alles andere unterzuordnen. Erst als ich den Gedanken aus dem Hirn verbannen konnte, dass mit der Zeit vielleicht doch noch was mit dem Alkohol möglich wäre, fiel es mir spürbar leichter. Aber auch das hat ein paar Monate gedauert.


    Du liest Dich reflektiert und setzt Dich auch mit anderen Hilfen auseinander. Das spricht für Dich.


    Mich hat der Begriff Krankheit in den ersten Jahren auch gestört. Ich mag zwar im medizinischen Sinne als krank gelten, jedoch fühle ich mich nicht so. Erst wenn ich wieder trinke, wird die Krankheit reaktiviert, da ich nicht dosiert trinken kann, sondern recht schnell die Kontrolle verliere. Meine individuelle Unfähigkeit mit Alkohol verantwortungsvoll und risikolos umzugehen, werde ich niemals verlieren.


    Damit habe ich meinen Frieden gemacht. Andere leiden z.B. an Allergien und müssen daher bestimmte Stoffe meiden. Das trifft auch sinnbildlich auf mich zu, ich meide den Stoff Alkohol und gut ist.


    Ich bezeichne mich auch nicht als trockenen Alkoholiker. Warum auch? Und wem gegenüber?


    Ich bin zu mir, meiner Frau und unserem Nachwuchs gegenüber rückhaltlos offen. Das reicht.


    Mich hat schon der vorstellende Spruch in meiner ehemaligen analogen SHG genervt: "Hallo, ich bin der ... und Alkoholiker." Als ich mal bei einem Neuen scherzte: "Ich bin der ... und hier, weil ich zuviel Schokolade gefuttert habe", wurde ich schon schräg angeschaut. ;D


    Lass Dich von dem Begriff Krankheit nicht herunter ziehen. So lange Du keinen Alkohol trinkst, ist alles ok. Das ist jedoch schon schwer genug. Da lauern leider aufgrund unseres glänzend funktionierenden Suchtgedächtnisses womöglich einige Fallen. Aber auch die lassen sich entschärfen.


    Ich wünsche Dir alles Gute auf Deinem Weg. Es gibt verschiedene Wege in den Alkohol hinein, aber auch unterschiedliche wieder heraus, nur sollte der individuelle Weg nicht schnurstracks in Richtung der nächsten Trinkgelegenheit führen. Ich rate stets, gerade in den ersten Monaten erst mal einen Bogen um Alkohol und solchen Treffen zu machen, bei denen der starke und heftige Konsum des Stoffs im Vordergrund steht und irgendwie das gemeinsame Bindeglied der Beteiligten zu sein scheint.


    Gruß
    Rekonvaleszent