Hallo!
Eine Woche ist ein guter Start.
Ich bin jetzt knapp 8 Jahre unfallfrei clean.
Auch ich hatte ca. 3 Jahre vor meiner Abstinenz mit der Qualmerei aufgehört, was mir relativ leicht gefallen ist. Das Saufen sein zu lassen, war schon entschieden schwerer. Das war zum Teil, gerade in den ersten Monaten, eine wesentlich härtere Nummer.
Das heißt nicht, dass es bei Dir genau so verläuft. Wir sind nunmal sehr unterschiedliche Menschen, mit allen Stärken und Schwächen. Zwar sind Alkohol und Nikotin letztlich Drogen, jedoch kann der jeweilige Ausstieg individuell unterschiedlich schwer fallen.
Mir ist der Ausstieg erst gelungen, als ich bereit war, meiner Abstinenz absoluten Vorrang im Leben einzuräumen und ihr alles andere unterzuordnen. Erst als ich den Gedanken aus dem Hirn verbannen konnte, dass mit der Zeit vielleicht doch noch was mit dem Alkohol möglich wäre, fiel es mir spürbar leichter. Aber auch das hat ein paar Monate gedauert.
Du liest Dich reflektiert und setzt Dich auch mit anderen Hilfen auseinander. Das spricht für Dich.
Mich hat der Begriff Krankheit in den ersten Jahren auch gestört. Ich mag zwar im medizinischen Sinne als krank gelten, jedoch fühle ich mich nicht so. Erst wenn ich wieder trinke, wird die Krankheit reaktiviert, da ich nicht dosiert trinken kann, sondern recht schnell die Kontrolle verliere. Meine individuelle Unfähigkeit mit Alkohol verantwortungsvoll und risikolos umzugehen, werde ich niemals verlieren.
Damit habe ich meinen Frieden gemacht. Andere leiden z.B. an Allergien und müssen daher bestimmte Stoffe meiden. Das trifft auch sinnbildlich auf mich zu, ich meide den Stoff Alkohol und gut ist.
Ich bezeichne mich auch nicht als trockenen Alkoholiker. Warum auch? Und wem gegenüber?
Ich bin zu mir, meiner Frau und unserem Nachwuchs gegenüber rückhaltlos offen. Das reicht.
Mich hat schon der vorstellende Spruch in meiner ehemaligen analogen SHG genervt: "Hallo, ich bin der ... und Alkoholiker." Als ich mal bei einem Neuen scherzte: "Ich bin der ... und hier, weil ich zuviel Schokolade gefuttert habe", wurde ich schon schräg angeschaut. ;D
Lass Dich von dem Begriff Krankheit nicht herunter ziehen. So lange Du keinen Alkohol trinkst, ist alles ok. Das ist jedoch schon schwer genug. Da lauern leider aufgrund unseres glänzend funktionierenden Suchtgedächtnisses womöglich einige Fallen. Aber auch die lassen sich entschärfen.
Ich wünsche Dir alles Gute auf Deinem Weg. Es gibt verschiedene Wege in den Alkohol hinein, aber auch unterschiedliche wieder heraus, nur sollte der individuelle Weg nicht schnurstracks in Richtung der nächsten Trinkgelegenheit führen. Ich rate stets, gerade in den ersten Monaten erst mal einen Bogen um Alkohol und solchen Treffen zu machen, bei denen der starke und heftige Konsum des Stoffs im Vordergrund steht und irgendwie das gemeinsame Bindeglied der Beteiligten zu sein scheint.
Gruß
Rekonvaleszent