Gibt es hier Leute, die wieder einen gesunden Umgang mit Alkohol nach einer gewissen Zeit haben? Oder ist das nur eine Illusion?
Die gibts bestimmt. Nur ist es nicht so leicht Austauch mit ihnen zu finden, weil sie ja eben kein Problem mehr damit haben, und somit zumeist auch keinen Bedarf mehr am Austausch zu irgendeiner Problematik haben.
Und ich meine: ganz sicher wäre/ist auch dafür zunächst erst mal ein gehöriger Abstand zum Alkohol, also sprich eine längere Zeit der Abstinenz notwendig oder zumindest ratsam, um sich (aktiv) neu zur Substanz positionieren zu können. Das geht meist nicht einfach mal so von heute auf morgen. So oder so, es müssen alte Denk- und Verhaltensmuster durchbrochen und nachhaltig überwunden werden.
Wer Kontrollverluste im Trinkverhalten zeigt, der hat oft auch andere Dinge im Leben nicht mehr so wirklich unter Kontrolle. Zumindest war das bei mir so. Ich habe es lange geschafft das zu ignorieren. Zum Ende meiner Trinkproblematik war mein Leben dann ein ziemlicher Scherbenhaufen, auf allen möglichen Ebenen.
Dieses nie wieder konnte ich mir aber selbst da noch nicht wirklich vorstellen. Darum sagte ich mir an meinem Ausstiegspunkt: ich werde alkoholfrei leben, bis ich meine 'Baustellen' konsequent geregelt und bereinigt habe. Für einen unbestimmten Zeitraum also. Ein par Wochen oder Monate halt. Danach könne ich, bei Bedarf, ja nochmals frei entscheiden was gut für mich ist.
Gesagt getan. Aber zu dieser neuen Entscheidung kam es dann nie so wirklich. Von Beginn an stellte ich fest, dass die Befreiung vom Alkohol, und später auch vom Nikotin, das beste ist was mir je passieren konnte. Es kamen Dinge in mir und für mich in Bewegung die sehr heilsam waren, und mir nach und nach eine innere Entwicklung ermöglichten, die mich um viele entscheidende Schritte weiter brachte in meinem Leben. Von da an hatte der betäubende Rausch seinen Reiz für mich verloren. Der Preis den es dafür zu zahlen gilt war mir nun zu wertvoll. Und ich hatte andere, erfüllendere Dinge gefunden, die mir weit mehr geben können.
Mein Ziel war von Beginn an ein Weg der Heilung. Und es stellte sich einfach als logische Schlussfolgerung heraus, dass regelmäßig toxisches Berauschen in einen solchen Weg nunmal einfach nicht hinein passt. Genau so wie ich auch nicht bei rot diagonal über die stark befahrene Kreuzung laufe. Auch logisch.
Wie beginnt man diesen Berg zu bezwingen?
Man beginnt damit, indem man damit beginnt. So einfach ist es. Aktiv werden. Sich offen(-siv) mit der eigenen Problematik beschäftigen und auseinandersetzen. Es gibt viele kleine und gute Dinge die man für sich tun kann. Und auch Hilfsangebote, da wo man sie eventuell braucht, aktiv aufsuchen und annehmen. Aber das wichtigste ist das Beginnen. Im Hier und Jetzt. Ähnlich wie Beppo der Straßenkehrer, im Märchen Momo von Michael Ende. Besenzug, Innehalten, Besenzug, Innehalten. Und irgendwann, ohne zu merken wie, ist man am Ende der Straße angekommen.
Schön dass Du hier her gefunden hast liebe Lala. Ich wünsche Dir und uns einen guten Austausch hier!
Für Deinen Weg, den Du ja nun schon begonnen hast, wünsche ich Dir alle erdenklich gute Kraft immer!
Liebe Grüße und bis bald,
Mojo