Was bin ich froh, dass ich schon so lange raus bin aus dem Ganzen, und solche Grundsatzdiskussionen für mich mittlerweile einfach unwichtiger geworden sind als je zuvor…
Was mich dennoch - nach wie vor - immer wieder stört, ist die Allgemeingültigkeit die in solchen Theorien immer wieder beansprucht wird. Da wird vieles behauptet. Medizinisch tatsächlich fundiert-bewiesen ist aber bis heute immernoch das Wenigste.
Meiner Ansicht nach lässt sich das einfach nicht in ein Entweder - Oder einteilen. In irgendein Schwarz oder Weiß. Auf der Klippe oder nicht. Nach meinem Erleben, dem was mir bisher begegnete, und in meinen Augen ist die Welt bunt. Vieles ist da möglich und hat seine Daseinsberechtigung in unzähligen Nuancen.
Meine persönliche Erfahrung, auf meinem eigenen persönlichen Weg ist die, dass ich auch nach meinem Suchtausstieg, nach längerer Abstinenz, vereinzelte, wenige Berührungspunkte mit Alkoholkonsum hatte. Andere würden es vielleicht Rückfallsituationen benennen. Ich nenne es nicht so, weil der Zugang ein ganz anderer war und ich z.B. eben nicht gleich wieder „machtlos“ der Substanz ergeben war und von da an völlig hilflos „abgestürzt“ wäre oder irgendwas in der Art. Ich bin nicht in altes Verhalten zurückgefallen. Ich habe auch in solchen Situationen die Kontrolle über mein Tun und Handeln und über meinen (Lebens-)Weg behalten.
Das mag aber auch mit daran liegen, dass ich vermutlich vom Suchttyp her eher im Bereich der psychisch/seelischen Sucht verhangen war, gerne z.B. auch Problemtrinker war. Die körperliche Abhängigkeit war (noch) nicht so sehr stark fortgeschritten, wobei ich weiß dass ich da haarscharf am nächsten Schritt dran war. In meinem Ausstieg habe ich mich konsequent daran gemacht um Problematiken in meinem Leben aufzuarbeiten und zu beseitigen (Schuldenproblematik, Jobperspektive,…) so dass es viele tatsächliche Suchtimpulse in meinem Leben heute schlichtweg nicht mehr gibt. Auch seelische Hindernisse (Depression, Sinnsuche, Selbstfindung,…) habe ich aufgearbeitet, oder habe durch Verhaltensänderungen eine generell andere Herangehensweise an solche inneren Dinge erlernt oder gefunden.
Für mich ist es schon längst, seit vielen, vielen Jahren nicht mehr so, dass ich Nüchtern lebe weil ich etwa denken würde, dass etwaiger Konsum mich aus der Bahn werfen würde. Im Gegenteil. Ich weiß, für mich(!), dass ein Konsum für mich nicht mit Machtlosigkeit verbunden wäre. Und ich weiß, für mich(!), dass mich das nicht aus der Bahn werfen würde.
Der wirkliche Grund, weswegen ich dennoch weiterhin nüchtern/abstinent lebe, ist der, dass ich darin einfach (m)einen Weg gesunder Lebensweise gefunden habe. Es hat mir so vieles Gutes, so wichtige Schritte und den Zugang zu mir selbst in meinem Leben ermöglicht. Diese Freiheit und dieses Glück, dieses Lebensgefühl möchte ich weiter in meinem Leben wissen.
LG Mojo