Beiträge von AmSee13

    Wenn der Rückfällige oder "Bedrohte" ... ich muss ihm nicht gerecht werden!

    Wird irgendein Fakt oder die Logik, die Realität jemals gerecht


    🤔 Möglicherweise verstehst du unter „jemandem gerecht werden“ etwas anderes als ich?

    So wie ich „jemandem gerecht werden“ verstehe, passt das hier überhaupt nicht. Es geht nicht um Gerechtigkeit, wie man das gemeinhin versteht!

    „Müssen“ musst du im Prinzip gar nichts und es zwingt dich auch niemand dazu, dich mit einem, der rückfällig geworden ist und hier im Forum aufschlägt, auszutauschen.

    Man darf sich auch etwas zutrauen!

    Darum geht’s doch gar nicht!

    Und es geht auch nicht um Unwissenheit….

    Es geht um Hilfe zur Selbsthilfe! Und darin ist tatsächlich ganz viel „sich etwas zutrauen“ gefragt.

    ... selten haben wir darauf Einfluss ...

    Doch beim Alkohol, entscheiden wir, jeder für sich.

    Es ist kein Dritter, ein unglücklicher Zufall, "Schicksal" oder eine Naturgewalt!

    Dazu habe ich oben schon etwas geschrieben.

    Du kannst einem, der rückfällig geworden ist, zwar antworten, dass es schließlich seine eigene Entscheidung gewesen sei, aber fraglich ist, ob du ihm damit wirklich weiterhilfst oder seiner Not gerecht wirst….


    Ja, das stimmt schon, dass es kein Dritter, kein unglücklicher Zufall, kein „Schicksal“, keine Naturgewalt ist, und ein Rückfall geschieht auch nicht aus heiterem Himmel, aber du unterschätzt, denke ich, was da psychisch so abgehen kann, dass es dazukommt, dass sich jemand fürs Trinken „entscheidet“….

    Wir hatten hier irgendwo mal so eine Diskussion, in der es darum ging, wie „frei“ wir in unseren Entscheidungen eigentlich wirklich sind.


    Deshalb plädiere ich für einen sozusagen „ganzheitlicheren“ Ansatz und für Vorsorge.

    Ich gehe mal davon aus, dass du dich von der potentiellen Gefahr ebensowenig abschrecken lässt wie ich.
    Ich vermute einfach mal, dass du die Augen genauso so offen hältst wie ich, um das Risiko zu verringern.

    Dazu noch ein kleiner Nachtrag:

    Seit ich Motorrad fahre und durch einen hervorragenden Ausbilder, der selbst leidenschaftlicher Motorradfahrer ist, auf alle möglichen Gefahren, mit denen Motorradfahrer in besonderer Weise konfrontiert sein können, vorbereitet worden bin, nehme ich auch als Fußgänger, Fahrradfahrer und Autofahrer noch umsichtiger und vorausschauender am Straßenverkehr teil als früher.

    Und ich bin immer wieder beeindruckt, was ich da alles wahrnehme, ohne dass mich das tatsächlich besonders stresst.
    Fühle mich sogar verhältnismäßig sicher, obwohl ich weiß, wie gefährdet ich insbesondere als Motorradfahrer bin.

    Mir halfen bspw. div. Argumentationen in SHG's nicht, im Gegenteil! Auch die immer wachgehaltene Angst vor dem Rückfall war eher kontraproduktiv, auch "heute das erste Glas stehen lassen" überzeugte mich nicht, was ist dann mit dem zweiten oder dritten Glas? Und was ist mit Morgen oder Übermorgen? = für viele bestimmt logisch, nachvollziehbar und sehr hlifreich, doch ich musste diesen Gedanken der immerwährenden Bedrohung aus den Kopf bekommen, diese (meine) Unsicherheit.

    Das kann ich sogar nachvollziehen, insbesondere wenn ich an die Herangehensweise denke, die ich in einer anderen SHG kennengelernt habe und die mir selbst irgendwie auch nicht recht behagte….

    Ich kann mich immer nur wiederholen, wenn ich selbst von diesen Dingen schreibe, geht‘s mir überhaupt nicht darum, Angst zu schüren.

    Doch bleiben wir mal bei deinem Autofahren-Beispiel:

    Es ist eine nicht unbekannte Tatsache, dass auch vor unverschuldeten Unfällen im Straßenverkehr niemand gefeit ist. - Mir fallen auf Anhieb mehrere Beispiele von Fußgängern, Radfahrern, Autofahrern usw. ein, die sozusagen einfach nur ganz fürchterliches Pech gehabt haben.

    Hält die Tatsache, dass niemand davor sicher ist, dich oder mich oder andere Menschen davon ab,
    uns als Fußgänger, Radfahrer, Autofahrer in den Straßenverkehr zu begeben? - Eigentlich müssten wir angesichts der potentiellen Gefahr doch in Angst leben, oder nicht?

    Ich gehe mal davon aus, dass du dich von der potentiellen Gefahr ebensowenig abschrecken lässt wie ich.
    Ich vermute einfach mal, dass du die Augen genauso so offen hältst wie ich, um das Risiko zu verringern.


    Ich komme auf das Thema „Rückfall“ zurück:

    Bei der Beschäftigung mit dem Thema Rückfall geht’s letztlich doch auch nur um Risikominimierung.

    Es geht lediglich ähnlich wie bei einem Erste-Hilfe-Training, das man für den Führerschein hinter sich bringt, darum, vorsichtiger oder umsichtiger unterwegs zu sein und für den Fall der Fälle gerüstet zu sein.

    Da du mit dem Autofahren gut vertraut bist, ist davon auszugehen, dass dich das, womit du im Erste-Hilfe-Training konfrontiert worden bist, nicht davon abgehalten hat, Auto zu fahren.
    Im Prinzip bist du nun nur damit vertraut, was du tun könntest/ müsstest, wenn eine entsprechende Erste-Hilfe-Situation eintritt.

    Ich musste Sicherheit erlangen, Selbstsicherheit erlernen, mir auch etwas zutrauen, mir beweisen, dass ich es kann!

    Nach ein paar Wochen, nach Beginn meiner Abstinenz, suchte ich bewusst die Konfrontation, erst im Supermakt ... ich nahm Alkoholflaschen, bei mir war's Bier, bewusst in die Hand und prüfte, was da in mir passiert und vorallem warum. Später dann, beim Nachbarn, war es eine offene Flasche Bier, dann ein frisch eingeschränktes Glas Bier, dieser goldgelben, lustig prickelnden, beschaumten Flüssigkeit, die meine Nachbarn lustvoll die Kehle herunterfließen ließen.


    Sowas ist in der modernen Suchttherapie übrigens inzwischen durchaus üblich, wird dort allerdings therapeutisch begleitet.

    Ich bin immer wieder erstaunt, wie sehr unsere Gedanken unsere Gefühle und somit unser Handeln und auch körperliche Reaktionen beeinflussen können.

    Mir geht’s da ganz ähnlich, auch ich bestaune immer mal wieder, wie so vieles offenbar miteinander zusammenhängt.

    Ich denke aber, dass die Perspektive etwas erweitert werden sollte, denn es ist umgekehrt ja durchaus auch so, dass unsere Gedanken von Gefühlen/ Emotionen beeinflusst werden.
    Denken wir nur mal an den Zustand des Verliebtseins.
    Oder denken wir beispielsweise an Angst und Panik. Wer damit besonders vertraut ist, der weiß aus eigener Erfahrung ziemlich gut, wie das seine Gedanken beeinflusst.

    Unsere Psyche spielt gewiss eine entscheidende Rolle, wobei diese wohl selbst eine reichlich komplexe und komplizierte Angelegenheit ist.

    Ich musste, als ich über dies hier nachdachte, an das denken, was ich über Buddhismus weiß.
    - Kurz nebenbei bemerkt: Es liegt mir fern, hier über Religion und Glauben zu diskutieren. -

    Der Gedanke an Buddhismus drängte sich mir auf, weil der Reiz dieser Religion für viele Westeuropäer darin liegt, sich sozusagen aus eigener Kraft am eigenen Schopf aus der gefühlten oder erlebten Misere ziehen zu können.

    Das Beispiel Buddhismus finde ich in diesem Zusammenhang besonders interessant und erwähnenswert, weil der sogenannte „Mittlere Weg“ und seine vierte „Edle Wahrheit“, die in den „Edlen Achtfachen Pfad“ mündet, sooooo Vieles berücksichtigt. Das beruht - wie so Vieles - u.a. auf sehr viel Lebenserfahrung und Erkenntnis (im Buddhismus „Erleuchtung“ genannt). Der sogenannte „Edle Achtfache Pfad“ baut aus gutem Grund nicht nur auf dem reinen Verstand auf.

    Für erwähnenswert halte ich in diesem Zusammenhang auch, dass es lebenslanges Training erfordert, um die notwendige Haltung des Mittleren Weges zwischen den zwei Extremen der Existenz zu bewahren.


    Was mir bei deiner Argumentation Paul , auch wenn ich ihren Mut-machenden Charakter durchaus erkenne, nicht recht behagt, ist das allein Vernunft-/ Verstand-Basierte.

    Ich frage mich, welche Gedanken und Gefühle dein „Wenn ich nicht trinke, kann mir auch nichts mehr passieren.“ sowie dein „Ich entscheide es allein.“ bei Selbstbetroffenen auslösen, die - aus welchen Gründen auch immer - rückfällig geworden sind.

    Denke ICH das zu Ende, stelle ich mir Gedanken und Gefühle tiefer Scham, des Scheiterns und des Versagens vor.
    Und DAS ist wiederum für einen Heilungs- und Genesungsprozess eher kontraproduktiv. Das hat nicht unbedingt mit Dummheit, Versagen, Scheitern zu tun, wenn jemand rückfällig wird.


    Angesichts der statistisch belegten Tatsache, dass es bei Alkoholismus und anderen Suchterkrankungen zu Rückfällen kommen kann, liegt die besondere Aufmerksamkeit inzwischen glücklicherweise darauf, was sich alles zur Vorbeugung tun lässt, und darauf, Rückfälle als Teil von Heilungsprozessen zu betrachten.


    Mut-machend ziehe ich persönlich aus der ganzen Beschäftigung mit dem Thema „Rückfall“ heraus, dass die Gefahr eines Rückfalls statistisch gesehen gegen Null geht (auch wenn die Null nie erreicht wird), je länger ich mein „Abstinenz-Training“ betreibe und sozusagen „am Ball“ bleibe.

    Guten Morgen, Laggard,

    ich bin auch kein Arzt und über Baclofen weiß ich nur sehr wenig.

    Ich muss aus Krankheitsgründen Medikamente einnehmen, die, wenn ich sie absetzen muss oder absetzen will, ausgeschlichen werden müssen.

    Ich selbst hab bzgl. meiner Erkrankungen Ärzte, deren Kompetenz ich vertraue, deshalb kann ich dir nur raten, das mit deinem Arzt dort auf der Suchtstation zu besprechen.

    Liebe Grüße

    AmSee

    Hallo Laggard,

    Warum tue ich mich so schwer,diese Krankheit bekannt zu geben ?

    ich vermute mal, dass du die Antwort darauf schon weißt.

    So, wie ich das bei mir selbst und auch bei anderen beobachtet habe, ist das ein nicht ganz so leichter Lernprozess, sich selbst überhaupt erstmal eingestehen zu können, ein ernsthaftes Alkoholproblem zu haben. Ich vermute mal, dass das bei dir nicht anders war.
    Vermutlich wirst auch du bestimmte Vorstellungen gehabt haben, die in unserer Gesellschaft über Alkoholismus und Alkoholiker bestehen.

    Nun hast du’s dir selbst eingestanden, ein ernsthaftes Problem zu haben und hast die notwendigen Schritte eingeleitet. Das ist schon mal ein ganz wesentlicher Schritt.

    Die Frage, ob man sich outen soll oder nicht, stellt sich wahrscheinlich jeder, der am Anfang steht. Wie ichso schon geschrieben hat, gehen die Meinungen darüber weit auseinander. Diskutiert wurde dieses Thema, wenn ich mich recht erinnere, zuletzt in Emily s Thread Heimlichtuerei oder Ehrlichkeit. An den Beiträgen dort zu diesem Thema kannst du ablesen, wie unterschiedlich das auch bei den Nutzern hier gesehen und gehandhabt wird. Vielleicht findest du dich ja in dem einen oder anderen Beitrag dort wieder?

    Sich zu outen kann ein zusätzlicher Schutz sein, es kann aber auch nach hinten losgehen, gerade weil, wie Brant das zum Beispiel geschrieben hat, „Menschen, die nicht selbst betroffen sind absolut nichts mit dieser speziellen Begierde was anfangen [können] und [es] zweitens (…) zum Beispiel in der Firma oder so vllt gar nicht so angebracht [ist].“

    Entscheidend ist meines Erachtens, dass du‘s dir erstmal selbst eingestanden hast, für dich Verantwortung übernommen hast und selbst die nötigen Maßnahmen triffst, die du für dich brauchst. Was du bislang erzählt hast, bist du entsprechend achtsam und selbstfürsorglich unterwegs.

    Bighara hat etwas ganz Wichtiges geschrieben, was ich nochmals aufgreifen möchte:

    Es ist gut dir Gedanken darüber zu machen, wie es weitergehen soll und was nach dem Entzug kommt…aber überfordere dich nicht. Dein Körper und Geist sind gerade mit Entzug beschäftigt. Ich bin da damals auch so durchmarschiert, hab dann aber im Nachhinein schon gemerkt, dass diese Zeit so ziemlich das Anstrengendste war, was ich in meinem Leben gemacht habe.

    Liebe Grüße

    AmSee

    Hallo Laggard,

    an das, was Bighara angesprochen hat, habe ich auch bei den letzten Beiträgen gedacht.

    Ich hätte das nur mit dem schwarzen Loch etwas anders angesprochen und tue das hiermit auch.
    Die Vorwarnung ist nicht unberechtigt, aber ich hab für mich gelernt, wie wichtig die Perspektive ist, die ich einnehme. Und ich wähle, wenn möglich, eine positivere Perspektive, eine Perspektive, in der für mich Ansätze zur einer möglichen Lösung enthalten sind.


    Das, was auf dich zukommt, vergleiche ich gerne mit einem großen, spannenden und das Leben ungemein bereichernden Abenteuer. Ein Abenteuer, bei dem man vorher nicht genau weiß, was auf einen zukommt, das man sich aber auch nicht entgehen lassen möchte.
    Richtige Abenteuer sind mittendrin nicht unbedingt besonders schön, sondern mitunter ganz schön fordernd.
    Als schön stellen sie sich dar, wenn sie wohlbehalten überstanden sind und man rückblickend auf seine Erfolge blicken kann.

    Im Grunde erwartet dich eine Reise, bei der du vieles Neues lernen kannst und lernen wirst. Die besondere Herausforderung besteht darin, dass du auf das Altbewährte, den Alkohol, nicht zugreifen kannst (und auch nicht solltest), auch wenn er sich dir als (vorübergehende) Lösung, als „Sanitäter in der Not“ oder was auch immer aufdrängen wird. Du wirst dir neue Lösungen erwerben müssen, die tatsächlich tragfähig sind. Letzteres musst du nicht allein tun, sondern du wirst in der Therapie in Thönisstein nach und nach das entsprechende Handwerkszeug erwerben können und dir steht auch der Austausch mit den Selbstbetroffenen hier zur Verfügung.

    Liebe Grüße

    AmSee

    Ich habe in der Vergangenheit immer sehr viel mit mir allein ausgemacht.

    Das hab ich früher auch, es ging aber auch nicht anders. Um sich öffnen zu können, muss ja erstmal Vertrauen da sein und da gab’s bis zu einem bestimmten Zeitpunkt niemand, dem ich genügend hätte vertrauen können.

    Insofern freut es mich sehr für dich, dass du hier offenbar Menschen gefunden hast, denen du so sehr vertraust, dass du dich zu öffnen wagst.

    Am Ende war in Deinen Artikeln auch der Hinweis darauf, das es eine Rückfallkrankheit ist. Es ist kein persönliches Versagen, Scheitern oder Schwäche. Es ist ein Symptom der Krankheit. Das macht es für mich einfacher diese komischen Gedanken auch zu akzeptieren.

    Das fand ich, als ich die Artikel las, einen ganz wichtigen Punkt. Bewusst war mir das schon länger, aber ich hätte das nicht so in Worte fassen können, wie ich‘s dann in den Artikeln gefunden habe.
    Da war immer wieder etwas in den verschiedensten Austauschen sowohl von einigen Nutzern hier als auch in einer anderen SHG, was mir unangenehm aufstieß, ohne dass ich eine meine eigene Wahrnehmung und Erfahrung treffende Erwiderung dafür gehabt hätte.

    Nicht in dem Sinne, dass ich einen Rückfall akzeptiere, aber die Gedanken auch zulasse - genau anschaue woher sie kommen und wie ich mit dem Bewusstsein über diese Gedanken den Rückfall verhindern kann. Und nicht die Gedanken bereits als Versagen zu verstehen - denn dann ist der Schritt zum Rückfall sehr nah.

    Das trifft, wie ich das auch sehe.

    Hallo Emily und Sparkassen_Helga ,
    ich möchte nur kurz sagen, dass ich das echt gut finde, dass ihr das von euch teilt. 👍

    Ich halte es für sehr wichtig, in einer Selbsthilfegruppe auch von solchen Erfahrungen zu erzählen und eben nicht zu versuchen, das mit sich allein auszumachen.

    Es zeugt auch von entsprechendem Vertrauen, dass ihr das hier teilt. Das freut mich.

    Ich denke, dass allein schon das Ansprechen, das Teilen der eigenen Erfahrungen und Beobachtungen hilfreich kann. Und wie sich zeigt, bist du, liebe Emily, mit deinen Erfahrungen offenbar gar nicht so allein.

    Kurz und gut, kein Grund kleinmütig zu werden, im Gegenteil!

    Ich deute das auch als ein Zeichen dafür, wie bewusst, reflektiert und selbstfürsorglich ihr bereits unterwegs seid. Es ist euch aufgefallen, dass da etwas in eine suboptimale Richtung läuft und ihr habt erkannt, dass ihr daran etwas ändern solltet.
    Davon könnt ihr selbst nur profitieren und ggf. sogar andere, die davon lesen. Win-Win, oder?

    Brant hat etwas geschrieben, was ich auch so sehe:

    Das Leben verläuft nicht linear auf einer Digonale von links unten nach rechts oben hin. Ich denke die Akzeptanz des eigenen Menschseins, und die ist ja unweigerlich mit Mängeln verbunden, ist vielleicht mit die wichtigste Ausgangsbasis um einen Fortschritt zu erzielen.

    Wie mit dem Leben im Allgemeinen läuft es auch mit der Abstinenz, nach der die meisten hier streben, nicht linear. Das wurde mir selbst zum Beispiel einmal mehr bewusst, als ich die Artikel las, die ich gestern im Thread Muss ich den Rest meines Lebens immer vor einem Rückfall Angst haben? #23 verlinkt habe.

    Ich persönlich finde das nicht beunruhigend, dass das so ist, ich kann‘s akzeptieren. Es bewahrt mich möglicherweise vor Selbstüberschätzung und Größenwahn und ich bleibe stattdessen bodenständig. 😅

    Liebe Grüße

    AmSee

    Hallo Laggard,

    Ich war nach dem Aufstehen sehr dünnhäutig .

    Ich hätte am Stück heulen können, bin raus um meine Runden zu drehen,dabei immer Tränen in den Augen.

    Ohne erkennbaren Grund .Irgendwie ist da ein Knoten geplatzt.Ich werte das mal als was positives.

    in dieser Zeit sehr dünnhäutig zu sein ist etwas ganz Normales. Das hat u.a. etwas damit zu tun, dass die Dauerbetäubung durch Alkohol wegfällt.

    Insofern ist das wirklich nichts Schlechtes und das mal als was positives zu werten ist sicherlich ein hilfreicher Ansatz, um damit umzugehen.

    Nach jahrelanger Betäubung kann es am Anfang ziemlich überfordernd sein mit all dem, was da so hoch kommt, umgehen zu lernen. Auch das ist völlig normal und gehört quasi dazu.
    Wie du selbst sagst: Alles, was in dir drin ist, hat seine jeweilige Berechtigung und darf sein.


    Das hört sich gut an, dass du meditieren kannst. Wenn das mal nicht so klappen sollte, ist das übrigens kein Grund zu Beunruhigung.
    Ich selbst hab, auch wenn ich schon einige Jahre trocken bin und recht gut meditieren kann, Zeiten, in denen ich einfach zu unruhig bin, um meditieren zu können. Dann mache ich eben was anderes, entsprechende hilfreiche sogenannte Werkzeuge habe ich im Laufe der Zeit erworben. 😅

    Wenn ich nicht meditieren kann, hilft zum Beispiel Progessive Muskelentspannung nach Jacobson ganz gut und natürlich Spaziergänge.

    Viele Grüße

    AmSee

    Hallo Miteinander,

    ich hab zu dieser Thematik interessante Artikel in der Zeitschrift „TrokkenPresse - Die Zeitschrift für Abhängige und Unabhängige“ gefunden, die sehr empfehlenswert sind.

    Das Titelthema der Ausgabe 01/11 widmet sich dem „Rätsel Rückfall“.
    Im dem dazugehörigen Artikel „Das Rätsel Rückfall“ https://trokkenpresse.de/titelthema-01-…tsel-rueckfall/äußert sich Professor Johannes Lindenmeyer, auf dessen Erklärvideos ich immer mal wieder gerne hinweise, zu diesem Thema.

    In den folgenden Ausgaben dieser Zeitschrift wird die Thematik weiterverfolgt.

    Das Titelthema der Ausgabe 02/11 widmet sich dem Thema „Das Rätsel Rückfall oder: „… es ist mal wieder passiert …“: https://trokkenpresse.de/titelthema-02-…ieder-passiert/

    Das Titelthema der Ausgabe 03/11 widmet sich dem Thema „Rückfall oder Vorfall - Herr M. lernt sprechen – über falsche Schamgefühle, Rückfälle und Vorfälle“: https://trokkenpresse.de/titelthema-03-…l-oder-vorfall/

    Auch die weiteren Titelthemen widmen sich der Thematik. Im Titelthema der Ausgabe 06/11 geht’s zum Beispiel um das sogenannte „Suchtgedächtnis“ : https://trokkenpresse.de/titelthema-06-11-suchtgedaechtnis/

    Beste Grüße

    AmSee


    Nachtrag:

    Das Titelthema der Ausgabe 04/16 widmet sich dem Thema „Über Rückfälle“: https://trokkenpresse.de/titelthema-416-ueber-rueckfaelle/

    In meinen alkfreien Zeiten habe ich angefangen zu malen.Gehört zwar nicht zum Thema Notfallkoffer,hat mich trotzdem wunderbar abgelenkt.Wer malt ,hat wenig Gedanken für Blödsinnsgedanken.

    Warum sollte das nicht zum Thema „Notfall-Koffer“ passen? 🤔 - Wenn das etwas ist, was dir gut tut, dann passt das auch hierher, selbst wenn‘s im Moment des „Notfalls“ nicht stark genug sein sollte, um speziell in diesem Moment wirksam zu sein.
    Entscheidend finde ich, dass du etwas gefunden hast (und wiederbeleben möchtest?), was dir hilft und somit gut tut.

    Ich hab vor einer Weile ebenfalls das Malen wiederentdeckt, nicht nur, weil es wunderbar ablenkt, sondern sich dabei sooooo vieles ausleben lässt. Ich komme nur schon eine ganze Weile nicht mehr dazu, weil ich soooo viele andere Projekte habe, die ich auch sehr gerne mache. 😅

    Hallo Laggard,

    ich hab auch sehr viel gelesen, u.a. auch das Buch von Daniel Schreiber und weitere Bücher, die hier in unserer Literaturecke gefunden habe. Ich hab mich durch die Erfahrungsberichte anderer in diesem Forum gelesen und mir seeehr vieles aus der Linksammlung hier angesehen.
    Ich hab das irgendwie gebraucht, muss aber auch gestehen, dass ich mich dabei durchaus auch überfordert habe (typisch für mich). Im Nachhinein betrachtet hätte ich mehr Pausen einlegen sollen. Das hab ich dann erst im Laufe der Zeit gelernt. 😅

    Sehr profitiert habe ich von dem Austausch mit anderen hier. Das Schreiben half mir, mich zu sortieren. Und in den Antworten anderer fand ich mich entweder wieder oder ich bekam neue Denkimpulse.

    Kann es sein,daß wir sensibler als andere Menschen sind ?Uns mehr Gedanken machen ?Uns die Sachen mehr zu Herzen nehmen?Immer perfekt sein wollen ?Wenig auf uns achten ,sondern auf das was andere wollen ?

    Ich auf jeden Fall.Augen zu und durch .Der Körper wurde sowieso nie gefragt .Was nicht passt,wird abends durch den Alk gedanklich gerade gesoffen.

    Auch ich zähle zu den Menschen, die sensibler sind als „normale“ Menschen. Früher war mir das nicht so bewusst, dass ich offenbar eine Gabe habe, die andere nicht in diesem Maße haben. Ich verstand oft nicht, dass andere das für mich Offensichtliche nicht wahrzunehmen schienen.

    Ich hab früher definitiv zu wenig auf mich geachtet und mein Streben nach Perfektionismus hat mir zweifellos nicht gut getan, sondern mich letztlich krank gemacht.

    Meine Erkrankung sehe ich inzwischen schon eine ganze Weile als Chance. Ich hab die Chance genutzt und etwas gefunden, was ich früher nie hatte: Das, was ich wirklich brauche.

    Viele Grüße

    AmSee

    Hallo und herzlich Willkommen, Laggard,

    Danke dir für deine Selbstvorstellung, so können wir uns ein Bild machen, was dich beschäftigt und zu uns geführt hat.

    Ich schalte dich gleich für den Austausch im öffentlichen Bereich frei und verschiebe deinen Thread in das entsprechende Unterforum.

    Ein gutes Ankommen und einen hilfreichen Austausch wünsche ich dir.
    Gern kannst du von deinen Erfahrungen und den Gedanken, die dich bewegen, berichten.

    Freundliche Grüße

    AmSee (als Moderatorin)

    Was ich damit meine: Ein Rückfall kommt nicht aus heiterem Himmel, zumindest bei mir nicht. Achtsam sein, Anzeichen ernst nehmen hilft. Noch mal: ich will Rückfälle nicht schönreden. aber die Tatsache und der Glaube, dass man nach einem Rückfall auch wieder aufstehen kann, hat mich vor dem Absturz bewahrt.

    Danke dir Tom , dass du deine eigene Erfahrung hier einbringst. Ich halte das für wichtig und für den Fall der Fälle auch für sehr hilfreich.

    In dem genannten Erklärvideo wird am Ende ein sogenannter „Notfallplan“ für den Fall eines Rückfalls thematisiert. Er wird mit einem „Erste Hilfe Kurs“, wie man ihn zum Beispiel fürs Autofahren benötigt, verglichen.

    Im Prinzip geht’s dabei nur darum, dass man mit dem entsprechenden Wissen eher vorsichtiger unterwegs ist. Also nicht nach dem Motto „Jetzt kann ich ja absichtlich gegen einen Baum fahren, jetzt hab ich ja gelernt, wie ich mich wieder abkratzen kann.“ (Zitat aus dem Erklärvideo)

    Am Ende sagt der Sprecher „Wenn Sie sich also in ihrer Behandlung nur um ein einziges Thema kümmern wollen, dann sollten Sie sich um das Thema „Rückfall“ kümmern.“


    Aber es soll schon Fälle geben, wo ein Schluck wieder zur Abhängigkeit führt. Das sind dann doch aber eher solche, die körperlich abhängig waren oder sehe ich das falsch? Was mir bei mir aufgefallen ist, dass ich nach den Ausrutschern wieder mehr den Fokus darauf gelenkt habe.

    Nein, Ciara, meiner Kenntnis nach sind das nicht eher nur solche, die körperlich abhängig waren, sondern das trifft durchaus auch solche, die „nur“ psychisch abhängig waren.

    Rückfällige sind auch nicht unbedingt gleich wieder voll drauf, aber, wie dir aufgefallen ist, ist nach Ausrutschern oder Rückschlägen oder einem Rückfall wieder mehr der Fokus auf Alkohol.

    Wenn man sich noch einmal bewusst macht, wie Alkohol wirkt, wird vielleicht auch klarer, warum der Fokus nach Ausrutschern oder Rückschlägen oder einem Rückfall wieder mehr auf Alkohol liegt.

    Alkohol sorgt für eine Freisetzung von Dopamin in unserem Belohnungssystem und das auch noch sehr viel schneller und sehr viel höher (50 bis 100 Prozent!) als das auf natürlichem Weg zu erreichen ist. Darüber hinaus wird der Botenstoff Serotonin freigesetzt, der stressmindernd, angstlösend und beruhigend wirkt, sowie der Botenstoff GABA (Gamma-Aminobuttersäure), der die Aktivität der Nervenzellen hemmt und auf diese Weise beruhigend und entspannend wirkt.

    Und da liegt sozusagen das Problem: Weil Alkohol zu dieser positiven Wirkung führt, wird das Verlangen danach stärker. Und deshalb liegt der Fokus wieder mehr auf Alkohol.

    Ich frage mich, muss ich dann den Rest meines Lebens immer vor einem Rückfall Angst haben? Bin ich dann jemals überhaupt frei? Das bleibt doch für immer im Hinterkopf? Oder wie seht ihr dass.

    Hallo Emily,
    also, ich habe keine Angst vor einem Rückfall.

    Das liegt zum einen daran, dass ich mich befreit vom Alkohol fühle und nicht im Mindesten das Gefühl habe, den Alkoholkonsum zu vermissen

    - in einem anderen Zusammenhang habe ich irgendwo hier mal davon geschrieben, mich von einer Art von „Gehirnwäsche“, dass Alkohol zum Leben selbstverständlich dazu gehöre, befreit zu fühlen, geschrieben -,


    Zum anderen liegt das daran, dass ich mich näher damit beschäftigt habe, warum und wie es zu Rückfällen kommt, und entsprechend Selbstfürsorge betreibe.

    Erklärt wird, was die Rückfallforschung in den vergangenen Jahrzehnten an Erkenntnissen gewonnen hat, meines Erachtens ganz gut in dem Erklärvideo von Prof. Lindenmeyer von den Salus-Kliniken, das ich hier schon öfter erwähnt habe: https://www.salus-kliniken.de/lieber-schlau-…au-auf-der-a61/

    Schau dir die Beiträge anderer Nutzer hier, die tatsächlich rückfällig geworden sind und über ihre eigenen Erfahrungen geschrieben haben, mal zusätzlich mit dem Wissen aus dem genannten Erklärvideo an. Rückfälle geschehen nicht wirklich „aus heiterem Himmel“.


    Liebe Grüße

    AmSee