Ich bin immer wieder erstaunt, wie sehr unsere Gedanken unsere Gefühle und somit unser Handeln und auch körperliche Reaktionen beeinflussen können.
Mir geht’s da ganz ähnlich, auch ich bestaune immer mal wieder, wie so vieles offenbar miteinander zusammenhängt.
Ich denke aber, dass die Perspektive etwas erweitert werden sollte, denn es ist umgekehrt ja durchaus auch so, dass unsere Gedanken von Gefühlen/ Emotionen beeinflusst werden.
Denken wir nur mal an den Zustand des Verliebtseins.
Oder denken wir beispielsweise an Angst und Panik. Wer damit besonders vertraut ist, der weiß aus eigener Erfahrung ziemlich gut, wie das seine Gedanken beeinflusst.
Unsere Psyche spielt gewiss eine entscheidende Rolle, wobei diese wohl selbst eine reichlich komplexe und komplizierte Angelegenheit ist.
Ich musste, als ich über dies hier nachdachte, an das denken, was ich über Buddhismus weiß.
- Kurz nebenbei bemerkt: Es liegt mir fern, hier über Religion und Glauben zu diskutieren. -
Der Gedanke an Buddhismus drängte sich mir auf, weil der Reiz dieser Religion für viele Westeuropäer darin liegt, sich sozusagen aus eigener Kraft am eigenen Schopf aus der gefühlten oder erlebten Misere ziehen zu können.
Das Beispiel Buddhismus finde ich in diesem Zusammenhang besonders interessant und erwähnenswert, weil der sogenannte „Mittlere Weg“ und seine vierte „Edle Wahrheit“, die in den „Edlen Achtfachen Pfad“ mündet, sooooo Vieles berücksichtigt. Das beruht - wie so Vieles - u.a. auf sehr viel Lebenserfahrung und Erkenntnis (im Buddhismus „Erleuchtung“ genannt). Der sogenannte „Edle Achtfache Pfad“ baut aus gutem Grund nicht nur auf dem reinen Verstand auf.
Für erwähnenswert halte ich in diesem Zusammenhang auch, dass es lebenslanges Training erfordert, um die notwendige Haltung des Mittleren Weges zwischen den zwei Extremen der Existenz zu bewahren.
Was mir bei deiner Argumentation Paul , auch wenn ich ihren Mut-machenden Charakter durchaus erkenne, nicht recht behagt, ist das allein Vernunft-/ Verstand-Basierte.
Ich frage mich, welche Gedanken und Gefühle dein „Wenn ich nicht trinke, kann mir auch nichts mehr passieren.“ sowie dein „Ich entscheide es allein.“ bei Selbstbetroffenen auslösen, die - aus welchen Gründen auch immer - rückfällig geworden sind.
Denke ICH das zu Ende, stelle ich mir Gedanken und Gefühle tiefer Scham, des Scheiterns und des Versagens vor.
Und DAS ist wiederum für einen Heilungs- und Genesungsprozess eher kontraproduktiv. Das hat nicht unbedingt mit Dummheit, Versagen, Scheitern zu tun, wenn jemand rückfällig wird.
Angesichts der statistisch belegten Tatsache, dass es bei Alkoholismus und anderen Suchterkrankungen zu Rückfällen kommen kann, liegt die besondere Aufmerksamkeit inzwischen glücklicherweise darauf, was sich alles zur Vorbeugung tun lässt, und darauf, Rückfälle als Teil von Heilungsprozessen zu betrachten.
Mut-machend ziehe ich persönlich aus der ganzen Beschäftigung mit dem Thema „Rückfall“ heraus, dass die Gefahr eines Rückfalls statistisch gesehen gegen Null geht (auch wenn die Null nie erreicht wird), je länger ich mein „Abstinenz-Training“ betreibe und sozusagen „am Ball“ bleibe.