• Ehrlicg gesagt, liest sich das für mich schon so, dass du zu dem damaligen Zeitpunkt nicht sonderlich gut für dich und deine Bedürfnisse einstehen konntest. Darf ich etwas fordern? Ja. Du darfst. Die Angst vor Ablehnung steckt dahinter.

    Die Angst vor Ablehnung war mir seit meiner dysfunktionalen Kindheit ein "treuer und weiser Ratgeber" und war unter anderem auch ein Grundpfeiler meiner Sucht. Mir wird auch immer mehr bewusst, dass es dort noch viel aufzuräumen gibt. Und ich bin gerade dabei.

    Wiederum würde ich meinen nüchternen Weg aus jetziger Sicht genauso konfrontativ gehen. Es ist mein Weg, der unter anderem auch aus meiner persönlichen Fallbeurteilung und eigener Erfahrung besteht. Gerade durch angstmachende Erfahrungen und Erlebnisse anderer, sehe ich die Gefahr, dass ich ein Modell annehme, was im schlimmsten Fall in einem totalen Rückzug enden könnte.

    Auch sehe ich dort die Gefahr des Dogmatismus. Ich würde unreflektiert glauben, was andere erlebt haben, das 1:1 auf mich ummünzen und es wiederum an andere weitergeben

    Ich brauche diese Konfrontation. Beispielsweise in den Getränkemarkt zu gehen oder Gästen moderat Alkohol anzubieten, ist für mich eine "Normalität" die ich (derzeit?) noch benötige und mich erstarken lässt. Auch stelle ich den Alkohol nicht auf eine Stufe mit z.B. Heroin, da es meiner Ansicht nach wirklich Menschen gibt, die Alkohol kontrolliert trinken können. Nur ich eben nicht.

    Auch waren die Kompromisse mit meiner Partnerin und meinem Umfeld genau richtig, ich brauchte diese "Normalität", alles andere hätte die Leere noch vergrößert.

    Jeder Rückzug, Meiden und Ausblenden hätte in mir eine Angst vor einem lauernden übermächtigen Gegner produziert und ihm (dem Alk) mehr Macht zugesprochen, als er tatsächlich hat.Das habe ich früher schon oft erlebt.

    Das ist MEIN Weg und ich behaupte nicht, dass er für jeden geeignet ist. Aber daraus zu schließen, dass ich in der Richtung nicht für meine Bedürfnisse einstehen konnte, weil ich es nicht so mache, wie es "empfohlen" wird, ist doch etwas am Ziel vorbei.

    Gerade das war damals mein erster Schritt in die Freiheit, weil ich auf mich gehört habe und es nicht so gemacht habe, wie die anderen es von mir erwartet haben. In der Richtung war mir das andere Forum sehr "lehrreich". Dort wurde mir auch ein Rückfall prophezeit, der sich gewaschen haben soll.


    Ich weiß auch manchmal nicht, warum mich gerade diese Sache mit dem alkfreien Umfeld immer so triggert. Vermutlich fühle ich gerade dort meine Grenzen verletzt, weil mir immer wieder jemand sagen will, wie es richtig ist und wie ich zu machen habe.

    Sorry, das musste mal raus.

  • Ich weiß auch manchmal nicht, warum mich gerade diese Sache mit dem alkfreien Umfeld immer so triggert. Vermutlich fühle ich gerade dort meine Grenzen verletzt, weil mir immer wieder jemand sagen will, wie es richtig ist und wie ich zu machen habe.

    Sorry, das musste mal raus.

    Alkfreies Umfeld ja oder nein...

    Ich sehe das ähnlich wie du ,rent.

    Ich habe bzw hatte ein Problem mit Alkohol.

    Das heißt noch lange nicht ,dass ich ein alkfreies Umfeld erwarte.

    Für mich ist das auch etwas wie "konstruiert".

    Wenn ich eine Gartenparty machen würde, dann lade ich bestimmte Gäste ein ,die mich kennen und ich kenne sie.

    Ich weiß, dass xy gern ein Weizen trinkt oder abc ein Glas Rotwein.

    So wie ich das Fleisch oder Gemüse *es gibt ja auch Vegetarier* würde ich auch für jene Gäste das einkaufen, was sie trinken.

    Ich mag den Dogmatismus nicht: "mein Zuhause ist und bleibt alkfrei".

    Es ist alkfrei aber wenn ich ein Fest plane ,dann mache ich das bewusst und würde das auch so organisieren, dass sich jeder Gast hier wohlfühlt und nicht seine Getränke selber mitbringen muss.

    Ich erwarte auch nicht ,dass man sich in meinem Beisein den Alkohol verbieten muss.

    Ich trage die alleinige Verantwortung dafür und warum sollte mein Gegenüber mitziehen müssen,nur weil ich ein Problem habe?

    Es ist schön ,wenn ein Freund /Freundin mir zuliebe verzichten will Alkohol zu trinken (zu meiner Anfangszeit der Abstinenz haben sich der eine oder andere so angeboten ) aber ich habe mich damit nicht wohl gefühlt, weil ich den Eindruck hatte ,ich bin ein Pflegefall auf den man Rücksicht nehmen muss und ich hatte auch den Eindruck, ich beschneide mein Gegenüber in seiner persönlichen Freiheit. Ich bewege mich nun mal in einer Welt ,in der es Alkohol gibt (ich kann es mir ja aussuchen,wo ich mich aufhalten möchte und meist ist das dort ,wo nicht getrunken wird,meine ganze Freizeitgestaltung hat sich ja entsprechend geändert)


    Ich habe sogar vor Kurzem einem Freund Zigaretten von der Tankstelle gekauft, weil er mich darum bat.

    Ich selbst rauche seit Jahren nicht mehr.

    Ich dachte mir erst ,dass ich das aus Prinzip nicht mache ,meinem Freund Zigaretten mitzubringen, aber dann dachte ich ,ich bin doch keine Missionarin,die ihn erziehen will.

    Ich hab ihm die Packung gekauft und fertig.

    Das Leben geht weiter ,bei mir ohne Suchtmittel,was die anderen tun überlasse ich ihnen.

  • P.s.

    Als ich vor 4 Jahren aufgehört habe zu trinken habe ich meinen Haushalt auch bewusst alkfrei gehalten,das istbis heute so und das fühlt sich richtig an.

    Das war beim Rauchstopp ähnlich : die Zigaretten wurden weggeworfen und es gab auch keine Aschenbecher mehr.


    Ich koche auch nicht mehr mit Rotwein.

    Das ist mir mittlerweile sehr fern und verursacht mir beim bloßen Gedanken daran auch ein seltsames Gefühl, eine Flasche entkorken zu müssen um die Soße zu machen.

  • Zu den Themen "Wie gehe ich mit dem gelegentlichen Alkoholkonsum meines Partners um?" und "Wie gestalte ich bei mir zuhause Festivitäten?" empfand ich die Beiträge von rent und Oran-Gina wirklich überzeugend. Chapeau!

    Leben und leben lassen.

    Ich empfand es einerseits empathisch, dass rants Freundin ihm angeboten hat, auf den Alkohol zu verzichten; andererseits empfinde ich als als eine zu tiefst liebevolle Geste, dass er ihr zugesteht, das zu tun, womit sie kein Problem hat, obwohl er selbst damit ein Problem (hatte).

    Oran-Gina hat das m.E. perfekt in Worte gefasst:

    Ich trage die alleinige Verantwortung dafür und warum sollte mein Gegenüber mitziehen müssen,nur weil ich ein Problem habe?

    AmSee13 schreibt in diesem Kontext, dass man seinen Partner natürlich bitten darf, auf den Konsum von Alkohol in ihrer Gegenwart zu verzichten ...

    Wenn es mir nicht gut tut, wenn mein Partner zuhause am besten noch in meiner Gegenwart Alkohol konsumiert, darf ich ihn denn dann nicht darum bitten, Rücksicht auf mich zu nehmen?

    Bin ich denn weniger wichtig als andere?

    Das stimmt schon, allerdings erscheint mir das hier doch eher als eine in eine "Bitte" gekleidete Aufforderung. Vorweg: Ein Paar, in dem der eine abstinent lebt, der andere hingegen Alkohol als universellen Problemlöser betrachtet, würde eh nicht zueinander passen. Hier geht's doch darum, ob - wohl dosierte - Kompromisse mit dem Partner möglich sind. Das Sichtweise, dass der Partner, der mit dem Alkoholkonsum gar kein Problem hat, doch bitte auf seinen Konsum möglichst komplett verzichten möge, würde ja bedeuten, dass sich der Abstinente vollumfänglich durchgesetzt hat. In dieser Konstellation könnte ja der Partner auf die Idee kommen, sich die folgende Frage zu stellen: "Bin ich denn weniger wichtig als andere?" :)

    Bighara spricht in diesem Kontext das "Fordern" auf einen Alkoholverzicht des Partners explizit an:

    Darf ich etwas fordern? Ja. Du darfst.

    Natürlich darf ich alles fordern. Aber in einer Partnerschaft gibt es neben den eigenen Interessen stets die Interessen des Partners. Das heißt ja nun im Umkehrschluss nicht, dass man seine eigenen Bedürfnisse vernachlässigen solle oder ein Überschreiten der eigenden Grenzen nicht klar zum Ausdruck bringen dürfe. Gleiches gilt dann aber nach meinem Verständnis auch für die Bedürfnisse und Grenzen des Partners.

    Auch waren die Kompromisse mit meiner Partnerin und meinem Umfeld genau richtig, ich brauchte diese "Normalität", alles andere

    Das find' ich klasse, weil Du und Deine Partnerin Euch damit auf Augenhöhe begegnet. Das schließt übrigens nicht aus, dass Du, rent, irgendwann mal auf Deine Partnerin zugehst und ihr sagst: Aktuell triggert mich das gerade. Könntest Du vielleicht in den nächsten Tagen darauf verzichten?

    In einem anderem Forum hatte ein Forist mal einen Thread eröffnet, in dem er schon im Titel zum Ausdruck brachte, wie unsinnig den jedweder Alkoholkonsum sei und dass dies doch ausschließlich Nachteile hätte. Er sähe darin überhaupt keine Vorteile. Ein anderer abstinenter Forist berichtete daraufhin in dem besagten Thread von einem Freund, der vor ein paar Wochen in einem Gespräch besonders hervorgehoben hätte, wie unglaublich froh er denn sei, dass endlich mit seiner Freundin Schluss sei. Diese sei ja schon immer sowas von ... gewesen. Er hätte eigentlich nie mit ihr zusammenkommen dürfen. Ein ganz schlimme Zeit. Ende der Geschichte: Nach einem Anruf von besagter Damen kamen sie natürlich wieder zusammen. Etwas sachlicher meinte ein anderer abstinenter Forist, dass er mit seiner ebenfalls abstinenten Frau im Skiurlaub gewesen ist und sie dort einen entspannten alkoholfreien Abend verbracht hätten. Er gab allerdings auch unumwunden zu, dass das Paar, das sich nebenan gerade eine Flasche Wein teilte, auch einen durchaus glücklichen Eindruck machte. Der Forist hatte offenbar Frieden mit sich und seinem Leben gefunden. Und zwar so, wie es nunmal ist. Da sind wir wieder:

    Leben und leben lassen.

  • Ich hab in meinem Beitrag an meine Zeit im Entzug gedacht. Man darf an den Wochenenden nach Hause und es wird vorher besprochen, wie man die Zeit dort so zu verbringen gedenkt. Natürlich bleibt es einem immer selber überlassen und man kann da auch rumlügen…ich selbst bin mit meinem Sohn auch auf nem Straßenfest rumgeturnt, hatte ein Mal angetrunkene Jugendliche bei mir daheim, weil die keine Ahnung hatten, wohin und schiss vor den Eltern und war auch auf nem Technokonzert, weil ich dafür halt Tickets hatte. Aber gut, da standen auch eher Drogen im Vordergrund als Alkohol. 😅 Aber sei‘s drum: Was ich sagen möchte ist, dass ich im Nachhinein gemerkt habe, was das für Risikosituationen waren, in die ich mich dort hineinbegeben habe. Ist es gut gegangen: Ja. Hab ich einen Moment damals an mir gezweifelt: Nein. Aber es hätte auch Niemanden gewundert, wenn ich rückfällig geworden wäre. Gerade am Anfang neigt man dazu, permanent die eigenen Grenzen zu überschreiten, weil man es in der Sucht sowieso tagtäglich getan hat. Zumindest ich hab mich - wie sollte es auch anders sein - bis auf das Äußerste gefordert. Und ähnlich ist das auch mit Alkohol zu Hause. Im Entzug wird man dringestendst dazu angehalten, zu Hause jeglichen Alkohol zu entsorgen. Weil das nunmal Prüfungen sind, die man sich anfangs einfach nicht antun sollte, wenn man es nicht muss.

    Und was das Fordern angeht, möchte ich kurz ein Beispiel bringen von einer Frau, die mit mir zusammen in der Reha war. Eine der wenigen Frau wohlgemerkt. War jünger als ich, so Anfang 30, zwei Kinder, verheiratet. Sie war knapp 5 Monate in der Klinik und ihr Mann mit den zwei Kids dann daheim. Als es so langsam auf ihre Entlassung zuging, hat sie sich dazu durchgerungen, ihren Mann darum zu bitten, doch in der nächsten Zeit erstmal auf Alkohol zu verzichten. Schließlich war sie 5 Monate in ner Klinik. Hatte also durchaus nen Grund für diese Bitte könnte man meinen. Was hat der Mann gesagt? Nö. Dein Alkoholproblem, nicht mein Alkoholproblem. Sie hat wahrscheinlich zum ersten Mal etwas für sich eingefordert (meiner Meinung nach auch berechtigt) und da zeigt sich hart auch eine gewisse Beziehungsdynamik. Die Nüchternheit führt halt plötzlich auch dazu, dass man für sich einsteht, dass man nicht immer klein bei gibt und sich in das Suchtmittel flüchtet und dass man gegebenenfalls auch mal zu einem unbequemen Beziehungspartner wird, weil man nun aktiv was vom Partner möchte und nicht alles im Suchtmittel ertränkt. Es hat sie wirklich viel Mühe und Arbeit gekostet, ihren Mann darum zu bitten. Und dann sowas. Natürlich ist es sein gutes Recht, die Bitte abzulehnen. Aber ich hätte ihn trotzdem am Liebsten an die Wand geklatscht. Wie rücksichtslos und scheiss egal kann einem nur die eigene Ehefrau und Mutter der Kinder sein? Grmpf.

    Das waren meine Gedanken im Hinblick auf ‚Grenzen ziehen‘ und ‚etwas für sich einfordern‘.

    rent Du weißt, dass ich dich sehr schätze. Falls ich dir da auf den Schlips getreten sein sollte, war das keineswegs gewollt. Bighara friedferig mit imaginärer Friedenspfeife! Hough! ✌🏻

    Aber so ein bisschen feiere ich das ja auch, dass du den Diplomaten-rent mal hinter dir gelassen hast und der Krawall-rent mal ein wenig rausgekommen ist. 😄🤪🥳 Yippie Yippie Yeah, Krawall und rent-Remmidemmi 😜🙌🏻

  • Wenn es mir nicht gut tut, wenn mein Partner zuhause am besten noch in meiner Gegenwart Alkohol konsumiert, darf ich ihn denn dann nicht darum bitten, Rücksicht auf mich zu nehmen?

    Bin ich denn weniger wichtig als andere?

    Das stimmt schon, allerdings erscheint mir das hier doch eher als eine in eine "Bitte" gekleidete Aufforderung. Vorweg: Ein Paar, in dem der eine abstinent lebt, der andere hingegen Alkohol als universellen Problemlöser betrachtet, würde eh nicht zueinander passen. Hier geht's doch darum, ob - wohl dosierte - Kompromisse mit dem Partner möglich sind. Das Sichtweise, dass der Partner, der mit dem Alkoholkonsum gar kein Problem hat, doch bitte auf seinen Konsum möglichst komplett verzichten möge, würde ja bedeuten, dass sich der Abstinente vollumfänglich durchgesetzt hat. In dieser Konstellation könnte ja der Partner auf die Idee kommen, sich die folgende Frage zu stellen: "Bin ich denn weniger wichtig als andere?" :)

    - FORTUNE - das war bei mir wirklich keine Forderung, die ich in eine Bitte gekleidet hätte.

    Ich sehe das ganz ähnlich wie Bighara . Am Anfang neigt so mancher dazu, seine eigenen Grenzen zu überschreiten, weil er meint, Rücksicht auf andere nehmen zu müssen.
    Ich selbst hab mich und meine Bedürfnisse früher immer zurückgestellt. Andere waren stets wichtiger als ich.

    Und darum geht’s mir in diesem Zusammenhang. Ich bin nicht weniger wichtig als andere und deshalb darf ich durchaus meine Bedürfnisse äußern und auch dafür einstehen.

    Da mich das damals am Anfang tatsächlich noch triggerte, habe ich meinen Partner gebeten, zuhause in meiner Gegenwart keinen Alkohol zu konsumieren. Er hätte auch ablehnen können, dann hätte ich eben schau‘n müssen, wie ich damit zurecht komme. Und ich hätte dann eben auch meinen Weg, meinen Umgang damit gesucht und gefunden. Leichter war‘s für mich auf jeden Fall, dass er meiner Bitte nachgekommen ist. Ist ihm auch nicht sonderlich schwer gefallen.

    Ich habe nicht von ihm erwartet, dass er komplett auf seinen Konsum verzichtet, und das hat er auch nicht. Wenn er sich mit Freunden traf oder sich nach seinem Sport noch mit seinen Kumpels in der üblichen Kneipe traf, konsumierte er durchaus Alkohol.

    Irgendwann, etwa ein gutes Jahr später, wurde mein Mann selbst nachdenklich und bemerkte an sich selbst, dass ihm Alkohol, selbst in so geringen Mengen, wie er sie nur konsumierte, nicht gut tat. Daraufhin wurde auch er abstinent. Aufgezwungen habe ich ihm das gewiss nicht und wenn er wollte, dürfte er jederzeit Alkohol konsumieren. Er will aber gar nicht mehr.

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • der, verheiratet. Sie war knapp 5 Monate in der Klinik und ihr Mann mit den zwei Kids dann daheim. Als es so langsam auf ihre Entlassung zuging, hat sie sich dazu durchgerungen, ihren Mann darum zu bitten, doch in der nächsten Zeit erstmal auf Alkohol zu verzichten. Schließlich war sie 5 Monate in ner Klinik. Hatte also durchaus nen Grund für diese Bitte könnte man meinen. Was hat der Mann gesagt? Nö. Dein Alkoholproblem, nicht mein Alkoholproblem. Sie hat wahrscheinlich zum ersten Mal etwas für sich eingefordert (meiner Meinung nach auch berechtigt) und da zeigt sich hart auch eine gewisse Beziehungsdynamik. Die Nüchternheit führt halt plötzlich auch dazu, dass man für sich einsteht, dass man nicht immer klein bei gibt und sich in das Suchtmittel flüchtet und dass man gegebenenfalls auch mal zu einem unbequemen Beziehungspartner wird, weil man nun aktiv was vom Partner möchte und nicht alles im Suchtmittel ertränkt. Es hat sie wirklich viel Mühe und Arbeit gekostet, ihren Mann darum zu bitten. Und dann sowas. Natürlich ist es sein gutes Recht, die Bitte abzulehnen. Aber ich hätte ihn trotzdem am Liebsten an die Wand geklatscht. Wie rücksichtslos und scheiss egal kann einem nur die eigene Ehefrau und Mutter der Kinder sein? Grmpf

    Ich kann deine Gedanken gut nachvollziehen und diese Situation, die du hier schilderst auch gut verstehen, aber mir scheint, dass in der von dir zitierten Beziehung ja auch ganz ohne Alkohol schon einiges im Argen lag,siehe:"es hat sie wirklich Mühe und Arbeit gekostet, ihren Mann darum zu bitten".

    Und "sie hat zum ersten Mal was eingefordert ".

    Das klingt für mich insgesamt eher nach schwieriger Beziehung und nach einer ,wo beide nicht besonders offen und auf Augenhöhe miteinander kommunizierten,ganz unabhängig von der Alkoholthematik.

  • Oran-Gina Nun ja, für mich stehen solche Beziehungen sinnbildlich für die Sucht, denn du verkaufst dich auf allen möglichen Ebenen unter Wert. Ich hab mich auch in Beziehungen begeben, von denen ich heute denke: Um Gottes Willen, bighara! Wie konntest du das nur tun? Aber zur damaligen Zeit war es nunmal so. Wenn du mit Scheisse in dir dein rumläufst, ziehste halt auch scheisse an.
    Ich konnte meinen damaligen Freund einfach in den Wind schießen, als ich merke, dass ich mich durch die Abstinenz und die Therapie zu krass verändere und das nicht mehr passt. Als ich noch gesoffen habe, war die Beziehung zu meinem Ex-Freund recht harmonisch. Ähnlich wird es bei ihr auch gewesen sein. Aber von Ehemann mit gemeinsamen Kindern und Vermögen trennste dich halt nicht einfach so von heute auf morgen, wenn du trocken wirst. Also, kann man schon machen, klar, aber ist schon ne sehr enge Verquickung. Auch, wenn‘s für die Abstinenz sicherlich besser gewesen wäre, würde ich mich da schwer mit dem Bindungsverlust und der zusätzlichen Veränderung on top tun. Zu viel Stress auf ein Mal. 🤷‍♀️

  • Ich kann deine Gedanken gut nachvollziehen und diese Situation, die du hier schilderst auch gut verstehen, aber mir scheint, dass in der von dir zitierten Beziehung ja auch ganz ohne Alkohol schon einiges im Argen lag,siehe:"es hat sie wirklich Mühe und Arbeit gekostet, ihren Mann darum zu bitten".

    Und "sie hat zum ersten Mal was eingefordert ".

    Das klingt für mich insgesamt eher nach schwieriger Beziehung und nach einer ,wo beide nicht besonders offen und auf Augenhöhe miteinander kommunizierten,ganz unabhängig von der Alkoholthematik.

    Das wollte ich gerade sagen. Genau so klingt das auch. Aber das zeigt auch gleichzeitig wieder, wie unterschiedlich Beziehungen gelebt werden. Ich könnte aus meinem Bekanntenkreis ellenlang Geschichten über Ungleichgewichte in Beziehungen erzählen. Egal ob da der Mann oder die Frau "die Hose" an hat, echte Gleichberechtigung ist nicht immer zu finden.

    Dabei gehört es m.E. unabdingbar dazu, auf seinen PartnerIn Rücksicht zu nehmen. Und sobald das Suchtproblem des Partners nicht ernst genommen wird ist m.E. die Beziehung eh für den Eimer und sollte beendet werden.

    Leben & Leben lassen, ich find das gut wie Fortune das beschrieben hat, vielen Dank für die Worte, die sehe ich genauso. Dogmatismus oder sogar Radikalismus sind mir auch zu wieder. Obwohl ich z.B. auch schwer geraucht habe und rauchen auch echt scheisse finde, militanter Nichtraucher werde ich deswegen nicht.
    Genauso wenig werde ich militanter Nichtmehrtrinker oder militanter Sportler. Wobei ich beim letzteren in der Tat nur positives von dieser Sucht berichten kann. Aber dogmatisch von meinem Umfeld zu fordern, nun auch in die Bewegung zu kommen, ist definitiv der schlechtere Weg. Vorbild sein ist da besser.

    Aber, ich kann es auch verstehen, wenn sich Menschen im Bereich von Sucht / Alkohol nach erfolgreichem Entzug "in Watte" packen. Dann haben die Leute da auch Grund zu und das ist auch in Ordnung. Allerdings, das ist dann der Umkehreffekt, wenn sich jemand entscheidet so strikt zu leben, muss die Person dann in keiner Weise die Erwartungshaltung haben, dass das soziale Umfeld da mitzieht. Und an solchen Lebensweise scheitern oder stärken sich dann echte Freundschaften / Partnerschaften. Aber manchmal ist eine Trennung / Abstand / weniger Kontakt auch ganz gut.

    Ich war anfangs durchaus auch ein wenig niedergeschlagen mit manchen Leuten aufgrund meiner Abstinenz keinen Kontakt mehr zu haben. Aber mittlerweile habe ich mich daran angepasst, neue Leute gefunden und lebe auch stellenweise ein ganz anderes Leben mit ganz anderen, aktiven Interessen, da ist das dann auch nicht mehr schlimm.

    Tjoah, alles ist im Wandel :)

  • Leben und leben lassen.

    - FORTUNE - und Oran-Gina

    danke für eure super Beiträge. Ihr habt meine Gedanken 1A auf einen Nenner gebracht.
    Es geht um ein Geben und Nehmen, um leben und leben lassen. Dem anderen den Raum geben, den er braucht, aber sich im Gegenzug natürlich auch nicht den eigenen Raum nehmen lassen, den man selbst benötigt. Ich möchte nicht, nur weil ich ein Problem mit etwas habe, von allen anderen erwarten, dass sie sich nach mir zu richten haben oder meine Sicht- oder Lebensweise dem anderen überstülpen. Natürlich kann der Umgang mit dem Problem von Fall verschieden aussehen und lässt sich nicht katalogisieren.

    Wir sind alle immer sehr schnell damit, dass “Gute” bzw. das, wovon wir überzeugt sind, dass es das Richtige ist (und wir das vermutlich auch so erlebt haben) auf den anderen anwenden zu wollen. Auch kann dadurch aus einem Impuls oder einem gutgemeinten Rat relativ schnell eine bewertende Bevormundung werden. Zumindest besteht die Möglichkeit, dass es vom anderen unter Umständen so aufgefasst wird.
    Auch kann dadurch gerade in unserer "Branche" dem anderen ungewollt ein zusätzliches Joch übergestülpt werden, was nicht zielführend ist und (zumindest mich) unnötig einengt. Zudem besteht die Gefahr des Dogmatismus, wenn ich auf einem Weg beharre, der für mich zwar der Richtige sein mag, beim anderen jedoch eher Druck erzeugt. Und ich habe unter Druck noch nie gut funktioniert.


    Sollte ich dir da auf den Schlips getreten sein sollte, war das keineswegs gewollt. Bighara friedferig mit imaginärer Friedenspfeife! Hough! ✌🏻

    Kein Problem, ich fühle mich nicht auf den Schlips getreten. Mir war es nur wichtig, meine Ansicht zu der Sache mitzuteilen. Vermutlich habe ich auch etwas "undiplomatischer" reagiert, weil das eine Sache war, die mich im anderen Forum unendlich genervt hat.

  • Ein Paar, in dem der eine abstinent lebt, der andere hingegen Alkohol als universellen Problemlöser betrachtet, würde eh nicht zueinander passen. Hier geht's doch darum, ob - wohl dosierte - Kompromisse mit dem Partner möglich sind. Das Sichtweise, dass der Partner, der mit dem Alkoholkonsum gar kein Problem hat, doch bitte auf seinen Konsum möglichst komplett verzichten möge, würde ja bedeuten, dass sich der Abstinente vollumfänglich durchgesetzt hat.

    Danke ,Fortune,dass du das so differenziert auf den Punkt gebracht hast -das ist das ,was ich gedacht habe aber beim letzten post nicht zum Ausdruck brachte.

    Eine Beziehung in der einer abstinent und der andere "gefährdet " trinkt, so wie es einst der Abstinente praktiziert hat ist sehr schwierig,bzw unmöglich.

    Ich spreche selbst aus Erfahrung.


    Der Abstinente,der mit einem Partner zusammen lebt ,der ab und an ein Glas trinkt, sehe ich nicht als problematisch an,vor allem wenn dieser kein Problem mit dem Alkohol hat.

    Für mich sind das große Unterschiede.

  • Oran-Gina Nun ja, für mich stehen solche Beziehungen sinnbildlich für die Sucht, denn du verkaufst dich auf allen möglichen Ebenen unter Wert. Ich hab mich auch in Beziehungen begeben, von denen ich heute denke: Um Gottes Willen, bighara! Wie konntest du das nur tun? Aber zur damaligen Zeit war es nunmal so. Wenn du mit Scheisse in dir dein rumläufst, ziehste halt auch scheisse an.
    Ich konnte meinen damaligen Freund einfach in den Wind schießen, als ich merke, dass ich mich durch die Abstinenz und die Therapie zu krass verändere und das nicht mehr passt. Als ich noch gesoffen habe, war die Beziehung zu meinem Ex-Freund recht harmonisch. Ähnlich wird es bei ihr auch gewesen sein. Aber von Ehemann mit gemeinsamen Kindern und Vermögen trennste dich halt nicht einfach so von heute auf morgen, wenn du trocken wirst. Also, kann man schon machen, klar, aber ist schon ne sehr enge Verquickung. Auch, wenn‘s für die Abstinenz sicherlich besser gewesen wäre, würde ich mich da schwer mit dem Bindungsverlust und der zusätzlichen Veränderung on top tun. Zu viel Stress auf ein Mal. 🤷‍♀️

    Das ist richtig und deswegen gehören zu solchen dysfunktionalen Beziehungen immer zwei.

    Um zu deiner Freundin zurück zu kommen ,die 5 Monate trocken war und ihren Mann bat ,dass auch er nix trinkt und er dann so "unsensibel" reagierte:

    Auf ihn sauer zu sein ,weil er so reagiert hat finde ich nicht gerechtfertigt, denn auch sie hat Jahre lang ihren Beitrag dazu gegeben, dass sie Beziehung genauso war ,wie sie eben war : dysfunktional.

    Ihm allein den Vorwurf zu machen ,wie ungehobelt er sich verhält ist zu einfach in meinen Augen.

  • Oran-Gina Das sehe ich anders. Natürlich hat sie ihren Beitrag dazu geleistet, dass die Beziehung so verlaufen ist. Aber dann kämpfst du dich mühsam raus aus der Sucht, du bist dabei, deinen Selbstwert aufzubauen und dich auch aus diesem Tal herauszukämpfen, um dann festzustellen, dass du keinen Partner hast, der dich supported, sondern ein Interesse daran hat, dass alles so bleibt wie es ist. Man hätte es auch zum Anlass nehmen können, dass Beide an der Situation wachsen und das Beste daraus machen. Dafür müssten sich aber Beide verändern wollen, das System verändern wollen. Und das wollte er nicht. Eine süchtige und trinkende Ehefrau lässt sich auch schlichtweg leichter lenken und dominieren. Man kann davon halten, was man will und für alles pro und contra-Argumente finden, aber ICH finde es richtig scheisse von ihm. Dass sie sich aus der Situation nur schwer lösen konnte, steht auf einem anderen Blatt. Aber den mangelnden Support der Ehefrau und Mutter der eigenen Kinder, nachdem sie 5 Monate und länger an sich gearbeitet hat, den finde ich extrem hart. Ich hätte dem auch nen Arschtritt verpasst und mich getrennt - weil ich mir das selbst wert gewesen wäre. Auch zum damaligen Zeitpunkt schon. Aber ich bin halt nicht sie und das ist auch gut so. Leben und leben lassen, wa?! 😃

  • Ich hätte dem auch nen Arschtritt verpasst und mich getrennt - weil ich mir das selbst wert gewesen wäre. Auch zum damaligen Zeitpunkt schon. Aber ich bin halt nicht sie und das ist auch gut so. Leben und leben lassen, wa?! 😃

    Na, in dem Fall vielleicht eher:

    "Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich das Herz zum Herzen findet, der Wahn ist kurz, die Reu ist lang." [Friedrich Schiller]


    Aber hier geht's um Lala ... und zuletzt ging's im Thread um Wein im Kühlschrank, um Alkohol im Essen ...

    Lala : Wie Du siehst, auch nach jahrelanger Abstinenz gibt es unterschiedliche Ansätze, wie man im Alltag mit Alkohol umgehen kann. Bei all der Unterschiedlichkeit gab es Konsens bezüglich der Anfangsphase: Zumindest die ersten Monate der Abstinenz würde auch ich zur Vorsicht raten und z.B. den Kühlschrank mit allen möglichen Dingen füllen, aber nicht mit Alkohol. Ansonsten drücke ich die Daumen für Deinen weiteren Weg.

  • Heute ist komischerweise ein richtig schwerer Tag. Ich sitze noch im Büro und ich denke die ganze Zeit, wie schön doch ein Gläschen heute auf dem Balkon wäre 🙈 wie ein kleiner Teufel, der auf meiner Schulter sitzt - blöd, oder? Werde nachher ein bisschen Sport machen und hoffe den Teufel so zu vertreiben.

  • Hi Lala,

    Dein kleiner Teufel wird in den nächsten Wochen seine Spielchen treiben. Das ist so sicher, wie das Amen in der Kirche.

    Aber genau der Raum zwischen einem Reiz (z.B. Balkon mit Glas in der Hand) und Deiner Reaktion ist der wunderbare Ort, an dem sich Deine individuelle Freiheit manifestiert - oder auch nicht.

    Du kannst Dich natürlich weiterhin wie ein pawlowscher Hund den Offerten Deines Teufelchens ausliefern oder Du entscheidest Dich dafür, den Reizen künftig nicht mehr nachzugeben. Du bist schließlich Dein Chef. Also handle auch so. Lieferst Du Dich weiterhin Deinem Teufelchen aus oder wählst Du den Weg der Freiheit?


    Lala, kleine Anregung von meiner Seite, die den Threadtitel im Blick hat: Vereinbare doch mit Dir selbst eine Challenge, die womöglich den großen Berg etwas kleiner werden lässt. Zumindest in zeitlicher Perspektive;-)

    Meine Anregung: Bis einschließlich 30.09.2024 trinkst Du keinen einzigen Tropfen Alkohol mehr. Neben dem Nichttrinken baust Du eine schöne neue Gewohnheit in Dein Leben ein. Zum Beispiel: Jeden Morgen/Abend spazieren gehen/joggen - die aktuelle Jahreszeit passt dazu übrigens wunderbar. Zudem belohnst Du Dich am Ende jeden Monats mit etwas, was Du schon länger mal machen wolltest: Zum Beispiel in ein Konzert gehen oder was auch immer. Die knapp drei Monate sind ein überschaubarer Zeitraum ("kleiner Berg", zudem mit einem schönen Aufstiegspfad garniert;-). Am 30.09. fragst Dich ganz ehrlich: Wie geht's mir? Falls die Antwort am 30.09. unbefriedigend ausfallen sollte (ich wette dagegen), kannst Du ja immer noch weitersaufen. Nur so 'ne Idee.


    Alles Gute für Dein weiteres Leben

    - Fortune -

    Einmal editiert, zuletzt von - FORTUNE - (5. Juli 2024 um 12:25)

  • ich denke die ganze Zeit, wie schön doch ein Gläschen heute auf dem Balkon wäre 🙈 wie ein kleiner Teufel, der auf meiner Schulter sitzt -

    Der "kleine Teufel" der Verführung unterschlägt all die negativen Dinge. Gern hören wir, was wir gern hören wollen, obwohl (!) wir es besser wissen. Der "Teufel" wird es noch öfter probieren, je öfter du ihn ignorierst, desto seltener wird er erscheinen (meine Erfahrung), "er" verspricht ... ja was eigentlich?

    Ich diskutierte immer mit meinem "Teufel" ... keines seiner Argumente war auch nur annähernd überzeugend!

  • Ja, das war mir eigentlich fast klar, dass es auch echt schwierige Situationen gibt. Heute Morgen dachte ich echt, dass ich es nicht schaffe, heute Mittag nach Hause zu kömmen und nichts zu trinken. Nach einem leckeren Eiscafé und 2 geputzten Bädern, geht’s mir jetzt wieder deutlich besser.

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