Beiträge von Bighara

    In den Genen sind Marker verankert, nennen wir sie einfach Veranlagungen zur Vereinfachungen. Diese genetischen Veranlagungen sind da, können aktiviert werden oder müssen aber nicht. Das Risiko, dass die Veranlagungen aktiviert werden, ist gegeben, wie die statistische Wahrscheinlichkeit ist, weiß ich jetzt nicht, aber - wie geschrieben - muss nicht aktiviert werden. Hier greift wieder ‚Wie wachse ich auf? Wie ist mein Umfeld? Welche anderen Lösungen finde ich?‘

    Als ehemals trinkende Mutter eines Sohnes hab ich mich mit dem Thema auch auseinandergesetzt und aktueller Forschungsstand dürfte hier nach wie vor sein, dass die Gene eine viel geringere Rolle spielen als ursprünglich mal angenommen. Die Prägung ist wesentlich, also das soziale Umfeld. Sind die Eltern suchtkrank, kann das soziale Umfeld einen Schutzfaktor darstellen, aber klar, ist das Risiko es den Eltern gleichzutun und die gleichen Lösungen zu suchen höher als bei nicht Suchtkranken Eltern. Resilienz ist ebenfalls ein Faktor, aber da ist die Forschung ja noch dabei herauszufinden, warum die einen Menschen resilient sind und Andere in die erlernte Hilflosigkeit gehen.

    Ich denke, dass es etwas mit der Sicht auf diese Welt zu tun hat bzw. auch mit dem Umfeld. Ich bin beruflich in keinem extrem konkurrenzgetriebenen Bereich unterwegs, indem massiv viel Druck herrscht. Das spielt sicherlich eine Rolle. Desweiteren bin ich keine erbärmliche Ex-Säuferin. So sehe ich mich selbst nicht und somit trage ich dieses Bild auch nicht nach Außen und deswegen werde ich auch so nicht so wahrgenommen. 🤷‍♀️ Ich fühl das nicht, transportiere das auch nicht nach Außen und kriege das daher auch nicht gespiegelt.

    Paddy Nein. Weder privat noch beruflich. Keine Nachteile, kein Stigma. Eher Neugierde, Verwunderung und Offenheit. Die Leute kommen dann selbst auch schonmal ins Reden. Ärzte wissen auch alle Bescheid, weil das einfach für eine adäquate Behandlung und die Anamnese wichtig ist. Ich bin mit meinem offenen Umgang sehr gut gefahren. Lebe aber auch städtisch und Köln ist eh für seine Offenheit bekannt…denke, dass das auch nochmal mit reinspielen könnte.

    Ich denke, dass es da zu differenzieren gilt. Sich deswegen zu schämen oder Schuldgefühle zu empfinden, weil man Alkoholkerin ist, ist kontraproduktiv. Das ist auch von Außen aufoktroyiert durch die Gesellschaft und deine Sozialisation. Du bist es halt. No shame. In den USA wird mit Abhängigkeitserkrankungen ganz anders umgegangen, da gehört das fast schon zum guten Ton, dass man mal in der Rehab war. 😅 In der Gesellschaft ist das Prinzip ‚Phönix aus der Asche‘ aber auch weitaus mehr etabliert. Hauptsache ist halt, dass man sich wieder berappelt. Ich hab das anfangs mal als Phlegma empfunden, dass ich Alkoholikerin bin, aber das hat nachgelassen mit der Zeit und etwas Abstand zum Trinken. Ich hab ja den Podcast und der hilft mir grundsätzlich, weil es wirklich total egal ist, was du in die Welt hinausposaunst. Alles ist schnelllebig und im Endeffekt interessieren sich die Menschen nur für sich. Diese Erkenntnis ist total befreiend, wenn man begreift, dass es kein Limit gibt. Alles wieder vergessen am nächsten Tag. 😄 Und im Endeffekt ist es auch total egal, denn so lange es dir gut geht, ist das völlig nebensächlich, ob du Alkoholikerin bist oder nicht.

    Das Andere ist die Schuld und Scham, die du verspürst aufgrund der Dinge, die du in der Vergangenheit getan oder auch nicht getan hast. Diese Gefühle hat jeder…Menschen mit Suchtproblematik was ausgeprägter. Ich kenne diese Gefühle auch gut. Was mir dabei hilft da das Maß nicht zu verlieren ist Folgendes: Die Vergangenheit kann ich mir nicht zum Vorwurf machen, sie ist vergangen und ich kann sie nicht ändern. Ich mache es heute anders und besser und das ist es, was zählt.

    Ich erinnere mich an einen Post von Bassmann-neu vom 10.12.2024, in welchem er schreibt, dass er geringe Mengen Alkohol trinken kann ohne in alte Trinkgewohnheiten zurückzufallen. Insoweit hätten wir hier im Forum auch tatsächlich Jemanden, der zum kontrollierten Trinken etwas sagen kann.

    Ansonsten stehen sich hier zwei Positionen gegenüber, die einer Grundrechtsabwägung gleichkommen und da ist es schlichtweg eine Frage der Abwägung. Grundrechte können durchaus eingeschränkt werden. Möchte man das Thema ‚Kontrolliertes Trinken‘ hier breit aufmachen und Informationen sowie Meinungsaustauch bieten, auch auf die Gefahr hin, dass es Neuankömmlinge oder Alteingesessene destabilisieren könnte, um weiterhin Alkohol zu trinken oder Suchtgedanken wieder vermehrt anzufachen? Oder stellt man hier den Schutz der Allgemeinheit höher und behandelt das Thema ‚Kontrolliertes Trinken‘ stiefmütterlich, um die Forenmitglieder bspw. zu schützen? Es gibt hier ja viele stille Mitleser und deren Zustand und Befindlichkeiten kennen wir alle nicht.

    Beide Positionen haben ihre Berechtigung, es ist meiner Ansicht nach eine Frage dahingehend, wie die Forenteilnehmer das beantworten und die Positionen für sich abwägen.

    Ich habe keinen Zugang zum kontrollierten Trinken: Könnte ich kontrolliert Alkohol trinken, dann hätte ich keine Suchtthematik. Der Kontrollverlust über Menge und Häufigkeit ist der Abhängigkeit immanent und - soweit ich weiß - weitestgehend auch irreversibel. Weitestgehend deswegen, weil ein minimal kleiner prozentualer Anteil von alkoholabhängigen Menschen den Weg in den kontrollierten Konsum zurückfindet. Ein oder zwei Personen von Hundert. Ich stelle mir das ehrlich gesagt auch wahnsinnig anstrengend vor, wenn ich versuchen würde Konsum penibel auf eine bestimmte Menge etc. zu begrenzen und diese einzuhalten. Kontrolle üben, wo aufgrund der Abhängigkeit keine Kontrolle stattfinden kann. Das ist so widersprüchlich und ich frage mich, wer sich das ausgedacht hat. Für mich klingt das nicht nach Spaß, sondern nach Quälerei. Ich hab genug Alkohol in meinem Leben getrunken, ich bin sehr fein damit für den Rest meines Lebens keinen mehr zu trinken.

    Mojo Umfeld sind in meinem Fall Freunde, die ein problematisches Trinkverhalten haben, auch darum wissen und es daher mit dem kontrollierten Trinken probieren. Die tracken den eigenen Konsum auf Häufigkeit und Menge. Oder anders gesagt: Sie führen Buch. Regelmäßig werden die eigenen Vorgaben weder bei Häufigkeit noch Menge eingehalten. Und das ist meines Erachtens ein Scheitern im kontrollierten Konsum. Beim kontrollieren Trinken geht es ja nicht um ‚möglichst kein Exzess und möglichst wenig Nachwirkungen‘, sondern um das penible Einhalten genauer Vorgaben, wenn ich das Konzept richtig verstanden habe.


    Ach so, und ich selbst habe mich nie wirklich damit beschäftigt, weil für mich klar war, dass kontrolliertes Trinken als Konzept nicht in Frage kommt. Ich hab‘s natürlich auch damals mal probiert, aber ich kann meinen Konsum nicht kontrollieren. Hab das schnell aufgegeben mit dem Kontrollversuch.

    Mojo Ich verstehe voll, was du meinst, finde aber die Abwägung hier schwierig. Wenn Menschen versuchen vom Alkohol wirklich loszukommen und kann kommt hier Jemand ums Eck bei dem das kontrollierte Trinken klappt und dann auch noch die Umsetzung ggf. schildert, wie von mir angefragt…ich weiß um die Auswirkungen nicht. Da geht es auch um den Schutz der Allgemeinheit und (zumindest nicht von mir) darum, hier den Weg des kontrollieren Trinkens keinen Raum gegen zu wollen. Hoffe, mein Punkt ist halbwegs klar geworden.

    Hello und guten Morgen. Jetzt bin ich doch neugierig…wie praktizierst du das denn genau mit dem kontrollierten Trinken? Weil keinen Schnaps kenne ich auch noch aus meiner Suchtzeit, war nach dem 10. Kölsch dann auch egal und über Bord geworden. 😅 Mixgetränke hab ich stets abgelehnt, weil Purist. Kein Wasser im Wein und keine Cola im Bier.

    Kontrolliertes Trinken zeichnet sich ja dadurch aus, dass du die Menge peinlichst genau einhältst. Wenn du weggehst…von welchen Mengen sprechen wir dann da? Trinkst du dann fünf Bier am Abend und das war‘s dann? Trinkst du dir nen Schwipps an und hälst den Pegel oder hörst du dann auf? Sich einen Rausch anzutrinken, hat ja nix mit Kontrolle zu tun, auch wenn‘s nur selten ist oder verstehe ich das falsch?

    Hab mich nie wirklich mit der Praxis des kontrollierten Trinkens beschäftigt, weil ich alle in meinem Umfeld daran scheitern sehe. 😅

    Und ich denke, es wäre besser, wenn du mir per PN antwortest. Geht in dem Forum ja ums Aufhören und nicht ums kontrollierte Trinken. Nicht, dass das am Ende noch Menschen hier destabilisiert. Dat wollen wir ja nicht.

    Stevie84 Ich bin den Weg der Therapie gegangen, falls du hier die Leute suchst, die wie du auch den Weg gegangen sind. Zwei Monate Entzug in der Klinik stationär und dann noch 5 Monate ReHa als tagesambulante Patientin. Danach konnte ich auch echt keine Therapie oder Einrichtung von innen mehr sehen, weil’s doch recht lang mein Alltag gewesen ist. Ne Ehrenrunde gedreht, hab ich bislang nicht und das ist auch gut so. War ziemlich dramatisch alles damals und das muss ich nicht nochmal haben. 😅🙈

    Nachsorge habe ich nach ein paar Monaten abgebrochen, weil die Gruppe dort ein ziemlich trauriger Haufen war und ich mich dort nicht richtig aufgehoben fühlte. Ich komm tatsächlich auch so gut klar. 🤷‍♀️

    Hey Stevie,

    freut mich, dass du den Weg ins Forum zurückgefunden hast. Back to the roots. 😉 Glückwunsch zu einem Jahr Abstinenz. Freu dich aufs zweite Jahr, da passiert nochmal ordentlich was im Hinblick auf Stabilität und Gelassenheit. 😊

    Auf einen guten Austausch und gutes Ankommen.

    Paul Ich finde, du machst es dir zu einfach. Es gibt sicherlich Menschen, ‚die trinken, weil‘s sonst unerträglich wird mit der ganzen Fröhlichkeit‘. Dürfte aber nur eine kleine Anzahl sein und ich gehe eh davon aus, dass dieser Halbsatz nicht ganz Ernst gemeint war.

    Stell dir einfach mal vor, du bist total einsam. Du bist 83 Jahre, deine Kinder sind nicht da, weil sie bei der Familie des Partners feiern und alle deine Freunde sind schon tot. Dass man sich da voll einen hinter die Binde kippt, finde ich überaus nachvollziehbar.

    Oder die Familie ist so brüchig, dass nur der Alkohol die ganze Situation unter dem Weihnachtsbaum nicht eskalieren lässt, weil jeder Streit unter dem Suff begraben wird.

    Wie du selbst weißt, sind die Gründe zu trinken äußerst vielfältig. Und ich habe auch für jeden Verständnis, der sich an Weihnachten besaufen muss.

    Wir sollten dankbar sein, dass wir uns Umstände geschaffen haben, das nicht mehr tun zu müssen.

    Ich glaube folgendes daraus gelernt zu haben:

    Ich kann und muss meinem Bauchgefühl wieder mehr vertrauen, beim Entscheid, alleine Weihnachten zu verbringen, konnte ich die Alarmglocken eigentlich schon läuten hören.

    Fehler machen wir alle, aber du hast ja aus ihnen gelernt, machst es nun anders als damals und erzielst damit positive Resultate. Alles richtig gemacht, Tom 👏🏻👏🏻👏🏻

    Und es freut mich tatsächlich, dass dieses Leitmotiv für dich so hilfreich ist. Aus diesen Gründen bin ich im Forum aktiv. Mir gibt das voll viel im Kleinen vielleicht doch etwas bewirken zu können. 😊 Danke dir!

    Hallo zusammen! Ich bin dieses Jahr Weihnachten alleine gewesen und nicht so wie letztes Jahr zu der Familie eines guten Freundes gefahren, die mich aufgrund des Kontaktabbruchs meiner Mutter dankenswerterweise aufgenommen hatte. Mein Sohn ist im Urlaub mit seinem Papa…von daher…dachte ich mir, ich probiere es mal ganz allein. Nachdem ich letztes Jahr emotional in völlige Einsamkeit und Bedeutungslosigkeit an Heiligabend gefallen bin, lief es gestern erstaunlich gut. Ich war schwimmen und hab danach bis in den späten Nachmittag hinein mein Wohnzimmer gestrichen. 😅 Wenn man dem Tag die Bedeutung nimmt, dann ist es im Endeffekt ein Tag wie jeder andere Tag des Jahres auch.

    Aber klar, ist natürlich nochmal ein Unterschied zwischen der selbst gewählten Einsamkeit so wie bei mir dieses Jahr und der unfreiwilligen Einsamkeit wie letztes Jahr. Unfreiwillige Einsamkeit ist einfach ne echt harte Nummer. Muss ich nicht nochmal haben. 😅

    In diesem Sinne: Frohe Weihnachten, feiert schön mit euren Liebsten und genießt die gemeinsame und hoffentlich harmonische Zeit. ♥️

    Bin ich da nun fahrlässig oder nur tiefenentspannt?

    Time will tell: Bleibst du sober, biste wohl tiefenentspannt. Wirst du rückfällig, dann war’s wohl fahrlässig. Wo du im Hier und Jetzt stehst, kannst nur du für dich selbst beantworten.

    Honk war längere Zeit nicht im Forum unterwegs und hat den Wandel nicht mitbekommen, den das Forum durch die neuen aktiven Mitglieder vollzogen hat. Noch im Sommer haben sich hier einige Mitglieder (zu denen ich mich auch zähle) bis zum Tag X andauernd in solch hitzigen Diskussionen und Meinungsverschiedenheiten verloren, wie sie hier gerade wieder vermehrt geführt werden. Das ist aber gar nicht gefragt, diese Diskussionen sind nicht zielführend und schrecken mit großer Wahrscheinlichkeit Neuankömmlinge auch ab. Das Forum steht im Dienst derer, die hier Hilfe suchen. Das sollte auch wieder in den Fokus rücken.

    Von daher: Sorry Paul , fürs Reingrätschen in deinen Thread.

    Honk Wir sind hier in diesem Forum keine Richter und es steht uns nicht zu über die anderen Forenteilnehmer ein Urteil zu bilden. Wir leisten Hilfestellung. That‘s it. Den von dir zitierten Gesamteindruck der Person gibt es nicht, da hier nur ein Ausschnitt sichtbar wird, den die Forenteilnehmer bereit sind von sich zu zeigen. Du bist für dich der Experte und hast von den Leben der Anderen keine Ahnung. Natürlich muss dir nicht alles gefallen, natürlich ist auch Kritik erlaubt, aber da ist die Frage, wie sie geäußert wird. Deine Aussage im anderen Thread betreffend Sparkassen_Helga , dass sie die Suchtproblematik nicht Ernst nehmen würde, empfand ich als anmaßend und übergriffig. 🤷‍♀️ Meinungsäußerung hin oder her.