Beiträge von rent

    Leben und leben lassen.

    - FORTUNE - und Oran-Gina

    danke für eure super Beiträge. Ihr habt meine Gedanken 1A auf einen Nenner gebracht.
    Es geht um ein Geben und Nehmen, um leben und leben lassen. Dem anderen den Raum geben, den er braucht, aber sich im Gegenzug natürlich auch nicht den eigenen Raum nehmen lassen, den man selbst benötigt. Ich möchte nicht, nur weil ich ein Problem mit etwas habe, von allen anderen erwarten, dass sie sich nach mir zu richten haben oder meine Sicht- oder Lebensweise dem anderen überstülpen. Natürlich kann der Umgang mit dem Problem von Fall verschieden aussehen und lässt sich nicht katalogisieren.

    Wir sind alle immer sehr schnell damit, dass “Gute” bzw. das, wovon wir überzeugt sind, dass es das Richtige ist (und wir das vermutlich auch so erlebt haben) auf den anderen anwenden zu wollen. Auch kann dadurch aus einem Impuls oder einem gutgemeinten Rat relativ schnell eine bewertende Bevormundung werden. Zumindest besteht die Möglichkeit, dass es vom anderen unter Umständen so aufgefasst wird.
    Auch kann dadurch gerade in unserer "Branche" dem anderen ungewollt ein zusätzliches Joch übergestülpt werden, was nicht zielführend ist und (zumindest mich) unnötig einengt. Zudem besteht die Gefahr des Dogmatismus, wenn ich auf einem Weg beharre, der für mich zwar der Richtige sein mag, beim anderen jedoch eher Druck erzeugt. Und ich habe unter Druck noch nie gut funktioniert.


    Sollte ich dir da auf den Schlips getreten sein sollte, war das keineswegs gewollt. Bighara friedferig mit imaginärer Friedenspfeife! Hough! ✌🏻

    Kein Problem, ich fühle mich nicht auf den Schlips getreten. Mir war es nur wichtig, meine Ansicht zu der Sache mitzuteilen. Vermutlich habe ich auch etwas "undiplomatischer" reagiert, weil das eine Sache war, die mich im anderen Forum unendlich genervt hat.

    Ehrlicg gesagt, liest sich das für mich schon so, dass du zu dem damaligen Zeitpunkt nicht sonderlich gut für dich und deine Bedürfnisse einstehen konntest. Darf ich etwas fordern? Ja. Du darfst. Die Angst vor Ablehnung steckt dahinter.

    Die Angst vor Ablehnung war mir seit meiner dysfunktionalen Kindheit ein "treuer und weiser Ratgeber" und war unter anderem auch ein Grundpfeiler meiner Sucht. Mir wird auch immer mehr bewusst, dass es dort noch viel aufzuräumen gibt. Und ich bin gerade dabei.

    Wiederum würde ich meinen nüchternen Weg aus jetziger Sicht genauso konfrontativ gehen. Es ist mein Weg, der unter anderem auch aus meiner persönlichen Fallbeurteilung und eigener Erfahrung besteht. Gerade durch angstmachende Erfahrungen und Erlebnisse anderer, sehe ich die Gefahr, dass ich ein Modell annehme, was im schlimmsten Fall in einem totalen Rückzug enden könnte.

    Auch sehe ich dort die Gefahr des Dogmatismus. Ich würde unreflektiert glauben, was andere erlebt haben, das 1:1 auf mich ummünzen und es wiederum an andere weitergeben

    Ich brauche diese Konfrontation. Beispielsweise in den Getränkemarkt zu gehen oder Gästen moderat Alkohol anzubieten, ist für mich eine "Normalität" die ich (derzeit?) noch benötige und mich erstarken lässt. Auch stelle ich den Alkohol nicht auf eine Stufe mit z.B. Heroin, da es meiner Ansicht nach wirklich Menschen gibt, die Alkohol kontrolliert trinken können. Nur ich eben nicht.

    Auch waren die Kompromisse mit meiner Partnerin und meinem Umfeld genau richtig, ich brauchte diese "Normalität", alles andere hätte die Leere noch vergrößert.

    Jeder Rückzug, Meiden und Ausblenden hätte in mir eine Angst vor einem lauernden übermächtigen Gegner produziert und ihm (dem Alk) mehr Macht zugesprochen, als er tatsächlich hat.Das habe ich früher schon oft erlebt.

    Das ist MEIN Weg und ich behaupte nicht, dass er für jeden geeignet ist. Aber daraus zu schließen, dass ich in der Richtung nicht für meine Bedürfnisse einstehen konnte, weil ich es nicht so mache, wie es "empfohlen" wird, ist doch etwas am Ziel vorbei.

    Gerade das war damals mein erster Schritt in die Freiheit, weil ich auf mich gehört habe und es nicht so gemacht habe, wie die anderen es von mir erwartet haben. In der Richtung war mir das andere Forum sehr "lehrreich". Dort wurde mir auch ein Rückfall prophezeit, der sich gewaschen haben soll.


    Ich weiß auch manchmal nicht, warum mich gerade diese Sache mit dem alkfreien Umfeld immer so triggert. Vermutlich fühle ich gerade dort meine Grenzen verletzt, weil mir immer wieder jemand sagen will, wie es richtig ist und wie ich zu machen habe.

    Sorry, das musste mal raus.

    Wenn es mir nicht gut tut, wenn mein Partner zuhause am besten noch in meiner Gegenwart Alkohol konsumiert, darf ich ihn denn dann nicht darum bitten, Rücksicht auf mich zu nehmen?

    Bin ich denn weniger wichtig als andere?

    Ich kann da nur für mich sprechen und es kann auch gut möglich sein, dass ich über Jahre Defizite entwickelt habe, wenn es darum geht, eigene Bedürfnisse formulieren. Vielleicht habe ich dort wirklich auch einen blinden Fleck.

    Ich hatte weiter oben schon geschrieben, dass meine Frau mir damals angeboten hat, mir zuliebe auch nichts mehr zu trinken. Ich hatte das aber abgelehnt, weil ich mich dadurch anfänglich noch leerer gefühlt hätte. Gerade das Vorhandensein eines kleinen Vorrats hatte mir damals ein Gefühl der Sicherheit, ein Gefühl der "Normalität" gegeben.

    By the Way, vor vielen Jahren, als ich noch solo war, habe ich bei meinen Aufhörversuchen regelmäßig alle Flaschen ausgegossen und mich nach einem Rückfall wieder neu eingedeckt. Ich habe damal wirklich selbstironisch zu mir gesagt: Stelle das Zeug einfach in den Keller und hole es dann "bei Bedarf" wieder hoch, das ist preisgünstiger, als ständig neu zu kaufen.

    Für mich war es auch stressfreier, bei einer Feier moderat Alkohol anzubieten, als den ganzen Rattenschwanz erklären zu müssen, warum nun von heute auf morgen kein Tropfen Alkohol im Haus serviert wird. Ich kann es nicht anders erklären, aber es hätte sich in dem Moment noch leerer angefühlt. Das hängt vermutlich auch mit Verstrickungen innerhalb des Familien- u. Freundeskreis zusammen und kann bei jedem anders aussehen.

    Auch habe ich, wenn es sich nicht umgehen lies, ab und an einen Sixpack zum Grillen eingekauft. Für mich ist das eine Möglichkeit, mich mit meiner Sucht zu konfrontieren und ein "normaler" Umgang, der mich sogar selbstbewusst macht. Mir ist das so lieber, als das ich den Alkohol als einen Angreifer sehe, der auf mich lauert. Gerade durch die ständige Angst vor ihm gebe ich ihm meiner Ansicht nach mehr Macht, als er eigentlich hat. Und da er überall present ist, ist mir das so lieber.

    Ich sehe ihn als eine "neutrale" Flüssigkeit, die ich missbraucht habe und der ich nicht gewachsen war, die aber an sich nicht "böse" ist.

    Ich meine ihm Buch der AA gelesen zu haben, dass sogar einige Sponsoren (diejenigen, die sich um ihre Anvertrauten, Sponsees, kümmern) Alkohol im Haus haben, um bei kalten Entzügen, Delirium... entgegenzuwirken.

    Und ja, das ist ein großer Unterschied, ob ich den Alkohol für o.g. Notfälle im Haus habe oder zum Feiern anbiete. Aber der Grundmechanismus ist der gleiche, es ist eine Flüssigkeit (von mir aus wie eine giftige Säure) die mit mir nichts mehr zu tun hat und mir nicht gefährlich werden kann, sofern ich sie nicht in mich hineinlasse.

    Und ich behaupte auch nicht, dass das bei jedem so sein muss, aber für mich fühlt sich das derzeit stimmig an und ich fahre so recht gut.


    Bin ich denn weniger wichtig als andere?

    Mag vielleicht sein, dass meine o.g. Strategie zum Teil darauf fußt und ich unterbewusst nicht noch andere mit meinem Problem "nerven" wollte. Scham- und Schuld spielen wohl da auch eine große Rolle.

    Meiner Ansicht kommt es aber auch dort auf Ballance, ein richtiges Maß an. Es hätte sich zu diesem Zeitpunkt einfach nicht richtig angefühlt, meinem Partner auch noch dieses "Joch" auferlegen.

    Hallo Brant,

    ich finde das eine sehr schwierige Thematik. Meiner Ansicht nach kommt es auch sehr darauf an, ob ich allein lebe (damit muss ich mich nur auf mich achten) oder mit Partner*in, welcher kein Suchtproblem hat und ab und zu ein Glas Wein wirklich genießt. Soll ich dem anderen mein "Joch" (was in dem Sinne für mich keins mehr ist) mit auferlegen und meine "Krankheit" wie ein Schild vor mir hertragen?

    Mich hat auch nie die halbe Flasche himmlisches Tröpfchen meiner Partnerin in der Speisekammer getriggert, sondern ich habe mir, wenn ich dem Suchtdruck nachgegeben habe, immer MEINE Getränke in ausreichender Menge besorgt, da war viel Zeit und viel Weg dazwischen. Und Alk gibt es ja nun "leider" an jeder nächsten Straßenecke zu kaufen. Sollte er jetzt verboten werden, weil ICH ein Problem damit habe? Ich mag im übrigen auch keine Beschränkungen und Verbote, nur weil ein Teil der Leute mit gewissen Sachen nicht umgehen können und das dann immer für alle verallgemeinert werden muss.

    Insgesamt sehr schwierig, die Problematik. Und ich denke, jeder sollte den Weg gehen, mit dem er sich am besten damit identifizieren kann. Zumindest ist das mein derzeitiger Erkenntnisstand.

    Für unsere Gäste kaufen wir keinen Alkohol ein - das würde sich für uns nicht richtig anfühlen, weil uns so richtig bewusst geworden ist, wie Alkohol Schaden anrichtet. Kein Gastgeber würde schließlich auch Zigaretten oder sonstige Drogen bereit halten, wenn seine Gäste das sonst konsumieren.

    Ich finde das sehr konsequent und richtig. Ich gehe dort den Weg des geringeren Widerstandes, kaufe für die Gäste zum Grillen etc. einen Sixpack und den eventuellen Rest gebe ich ihnen mit. Es ist für mich einfach der unkompliziertere Weg.

    Es fußt aber auch darauf, dass ICH ein Sucht-Problem habe und andere Alkohol wirklich bewusst genießen können. So mach dem Motto, nur weil ich nichts mehr trinke, dürfen jetzt die anderen auch nicht. Auch hat meine Frau ihren Hugo oder anderes Krabbelwasser in der Abstellkammer, da sie von Zeit zu Zeit ein Glas wirklich genießt. Sie hatte mir zu Beginn angeboten, wegen mir auch "verzichten" zu wollen, aber das wollte ich nicht. Mittlerweile ist es aber auch so geworden, dass sie durch mich kaum noch etwas trinkt. Es war früher auch so eine Gruppen-/ Paardynamik.


    Ein sehr guter Freund von mir meinte mal zu mir, er halte es für eine Sache des Respekts, in meiner Gegenwart keinen Alkohol zu konsumieren. Er halte es nicht für in Ordnung jemandem, der ein echtes Problem mit Alkohol hat, durch das Konsumieren von Alkohol in dessen Gegenwart auch noch vor Augen zu halten, dass er ein Problem hat. - Ich hab vor Rührung geweint, als er das sagte.

    Der Satz stimmt mich zutiefst nachdenklich.

    Meine Gedanken darüber kommen vielleicht mit meinem obigen Ansichten leicht in Konflikt. Ich denke, dass macht wirklich einen sehr guten Freund aus und drückt echten Respekt aus.

    Ich wurde zu meiner letzten größeren Feier gebitzelt, dass ich doch mal endlich einen richtigen Schnaps auf den Tisch stellen soll, obwohl niemand der Gäste "harte Sachen" trinkt. Ich nehme es den Leuten nicht übel, aber das zeigt, wie wenig Verständnis meiner Sucht entgegengebracht wird. Es stellt dar, wie tief wirklich intelligente und empathische Menschen noch in dieser albernen Humtata-Feier-Mentalität feststecken und Alkohol als Grundstein einer jeden gelungen Feier sehen. Wie ich übrigens früher auch...

    Hallo Lala,

    ich denke, dass ist vor allem auch eine Kopfsache.

    Wenn ich wüsste, dass eine Soße mit verkochtem Wein o.ä. zubereitet wurde, würde ich es lassen, obwohl es vielleicht keine Rolle spielen würde.

    Kefir vermeide ich z.B. auch, seit ich weiß, dass dort geringe Mengen Alkohol enthalten sein können. Hätte ich es nicht gewusst, wäre vielleicht auch nichts passiert. Ich denke, der Körper schleust den minimalen Alkoholanteil unbewusst mit durch. Bei alkoholfreiem Bier ist die Triggergefahr bestimmt deutlich höher, weil es an an echtes Bier erinnert. Das habe ich früher mal getrunken, aber hier ist mir der Kosten-Nutzen Faktor zu hoch.

    VG Rent

    Selbst während meiner wilden Endphase waren es oft noch etliche Tage die ich dann eisern durchzog. Trockene Tage waren also nie ein Problem. Warum ich wieder anfing? Weil ich nicht wusste wie am Ball bleiben mit dieser depremiert - verkaterten "Nie wieder Alkohol" Erkenntnis. Aus heutiger Sicht würde ich sagen ich war nicht bereit ein echtes Zeichen, ein Fundament zu setzen um aus meinem Kreislauf herauszukommen

    Ich kann diese Gedanken sehr gut nachvollziehen. Trockene Tage waren für mich früher auch nie großes ein Problem. Gerade damit habe ich mir auch jahrelang eingeredet, kein "echter" Alkoholiker zu sein.

    Meiner Ansicht nach ist es sehr wichtig, eine neuen Umgang mit Verhaltensweisen, alten Gewohnheiten und Stressfaktoren zu entwickeln, die ja nach wie vor immer noch da sind bzw. u.a. der Grund für das Trinken waren.

    Mir hat auch sehr gut geholfen, ein Ziel, beinahe eine Vision zu haben, um die relativ "unangenehmen" Wochen des körperlichen Entzugs durchzustehen und vor allem das länger andauernde psychische Verlangen kompensieren zu können. Sonst lief immer alles auf ein Durchhalten hinaus, dem ich auf Dauer nicht gewachsen war und ich musste dem Druck früher oder später wieder nachgeben. Und damit habe ich jedesmal mein Selbstwertgefühl, den Glaube es je zu schaffen durch vollkommen unnütze Scham- und Schuldgefühle wieder mehrere Level zurückgesetzt.

    Im wahrsten Sinne des Wortes eine "Sisyphos-Arbeit" bzw. ein Kreislauf, der ohne positives Ziel nicht zu durchbrechen erschien.

    Ich erfreue mich auch über viele schöne Dinge die ich sehe, aber im Gegensatz zu früher, muss ich sie heute nicht mehr besitzen.

    Eine sehr interessanter Gedanke, über den es sich wirklich lohnt, zu reflektieren. Richtig gelebt wäre vieles für mich selbst und auch für die anderen einfacher. Womöglich gäbe es auch etwas weniger Neid in der Welt.

    Ich weiß nicht ob das an der Gruppe hier liegt, aber es wurde eigentlich immer nur gesagt wie toll AA ist, das mann sich an den Tisch setzen soll, da wird einem geholfen. Jeder der da schon länger nüchtern ist macht eigentlich einen abgesang auf AA. Ich muss dazu sagen das die Gruppe mittlerweile ein sehr hohes Durchschnittsalter hat. Es fehlt mir das z.B. die 12 Schritte mehr erklärt werden. Es werden Themen angesprochen und letztendlich erzählt jeder wieder von seinem Erfahrungen und wie toll AA ist.

    Es sind leider immer wieder die selben Erfahrungsberichte die Mann nach 5 - 6 Meetings schon auswendig kann.

    Ich will aber auch nicht unken. Ich geh dahin um in Kontakt zu treten und das für mich beste mitzunehmen.

    Und Mann darf nichts kritisieren oder hinterfragen, da gucken dich alle böse an.

    Mir wurde direkt gesagt daß es da Mal Unstimmigkeiten gab und Streit , wie auch immer.

    Wenn ich manches lese, kommt mir das vor, als dass du dir eine große Mühe geben musst, um dort dran zu bleiben. Ich habe das an anderer Stelle in einem anderen Kontext erlebt und mich hat das zum Schluss nur müde und mürbe gemacht und wahnsinnig Energie gekostet. Ich hab das so befreiend empfunden, dort heraus zu sein.

    Das Problem bei der Sucht ist, dass du jeden Strohhalm nimmst, den du bekommen kannst. Und du verbiegst dich, wie du dich früher mit dem Alk verbogen hast, nun in dem neuen Umfeld und versucht dich anzupassen Ich bin wahrscheinlich auch manchmal nicht ganz einfach, aber ich kann und will mich einfach nicht mehr verbiegen.

    Ich will das auch nicht ausreden und es gibt gewiss auch Sachen, bei den man etwas "dran" bleiben muss. Dazu kommt noch, dass es bei uns in der Provinz nicht viele SHG's zu geben gibt. AA ist zum Beispiel ewig weit weg. Aber so oder so, ich denke es ist wichtig, gerade jetzt, in deiner beginnenden Klarheit auf dich zu hören.

    Ich habe das blaue Buch der AA übrigens auch gelesen bzw. als Hörbuch gehabt und ich finde das nicht verkehrt, teilweise sehr gut. Aber wenn ich mich in den (realen) Strukturen nicht wohlfühlen würde, würde ich mir Alternativen suchen. Ich habe mich mein Leben lang mit Alk&Co verbogen und habe überhaupt nicht mehr die Kraft oder die Lust mich wieder neu zu verbiegen.

    Aber insgesamt schon schwierig, weil wohl immer in einer Gemeinschaft unterschiedliche Leute aufeinandertreffen und es wie leider so oft im Leben Machtspiele und Rangkämpfe gibt. Das war schon auf dem Schulhof so ;)

    Ich wünsche dir, dass du ne gute SHG findest bzw. dass du noch besser in deine jetzige SHG hereinkommst.

    Hallo Mops,

    Ich weiß auch das Alkoholismus eine Krankheit ist, aber bei mir kam immer eine mangelnde Willensstärke hinzu. Denke da muss ich ansetzen. Und auch langfristiger denken.

    ich würde mal sagen, dass die “Krankheit” ja unter anderem gerade die Willensstärke, den eigenen Willen und unsere Entscheidungsfähigkeit angreift oder zumindest schwächt. Genau das macht es ja erst so perfide. Ich würde auch nicht sagen, dass du, ich oder auch andere hier nur einen schwachen Willen haben. Wenn du diesen Glaubenssatz über dich zulässt, sind ja die kontraproduktiven Schuld- und Schamgefühle schon vorprogrammiert. DU bist schwach und hast es WIEDER nicht geschafft! Dieses Versagenspirale vernichtet den letzten Rest des verbliebenen Selbstwertgefühls.

    Ich kann den Weg von Honk gut nachvollziehen, da ich auch Teile davon nutze. Gerade der Fokus auf die neugewonne Freiheit und ein Erleben (und Wiedererleben) vieler positiver Stimmungen und Aktivitäten ohne diese Kette am Bein, können wahnsinnig hilfreich sein. Auch habe ich oft versucht, meinen “Alkoholdämon” auszuhungern, mir haben mitunter Visualisierungen geholfen, um dieses schwer greifbare Verlangen zu packen, was anfänglich sein gewohnheitsmäßiges “Recht” einfordern will.

    Trotzdem finde ich es manchmal zu einfach gesagt, man muss sich nur willentlich entscheiden, ich muss doch nur wollen. Ich meine gehört zu haben, dass mitunter das Unterbewusstsein recht stark zu agieren scheint und ich mit meinem “eigenen” Willen manchmal recht wenig entgegenzusetzen habe. In der Hinsicht ist es vielleicht gut, dass man sich anfänglich nicht Situationen aussetzt, die zusätzlich triggern würden.

    Zu früheren Zeiten war das Aushungern des Monsters auch nie das größte Problem, aber scheinbar war es relativ resistent und hat sich oft sehr lange versteckt. Was dann in einer Suchtverlagerung und letztendlich wieder mit Alk im heimlichen Spiegeltrinken endete.
    In mir hatte sich über Monate und sogar Jahre immer mehr eine SehnSUCHT aufgebaut, die mich die ganzen verzweifelten und beschissenen Momente von früher vergessen lassen hat. Ich hatte das Gefühl, das Beste aufgegeben zu haben. Alle anderen dürfen weitertrinken, nur ich nicht. Die Vergangenheit wird eben immer etwas verklärter betrachtet, als sie wirklich ist.

    Mir hat es geholfen, die Abstinenz nicht als Verlust zu sehen, gegen dieses Verlangen ich mit meinem Willen ankämpfen muss, sondern ich betrachte jetzt meine Nüchternheit als riesigen Gewinn, beinahe das Beste, was ich in der letzten Zeit erleben durfte.

    Um nochmal auf die Willensstärke und zurückzukommen. Zum Schluss hatte ich überhaupt nicht mehr den Willen oder den Glauben, es je (dauerhaft) schaffen zu können.
    Ich denke, dass lag auch viel daran, dass ich früher immer gesagt habe, ich MUSS dagegen mit meinem Willen ankämpfen. Ich habe den Alk als meinen Feind gesehen, der es auf mich abgesehen hat. Man ist sozusagen immer in ständiger Anspannung, wann man es denn endlich “geschafft” hat oder ob “Er” (der Alk) einen wieder erwischt.

    So betrachte ich die Sache schon lange nicht mehr. Es war damals eher ein Aufgeben dieses “Willenskampfes” und ein Bewusstwerden, dass ich den Alk nicht brauche, ihn im Prinzip noch nie gebraucht habe, um zufrieden und glücklich zu leben. Es ist schwer, diesen erlebten Moment zu beschreiben.
    Man könnte es vielleicht am Besten mit einer verflossenen Beziehung vergleichen, der man ewig nachgetrauert hat und irdendwann feststellen musste, das man vom Partner nur verarscht wurde. Und dass dieser Partner auch überhaupt nicht so attraktiv und erstrebenswert war, wie ich immer geglaubt hatte. Zumindest ist bei mir dadurch der Groschen gefallen und ich habe dadurch mit diesem “Willenskampf” aufgehört, der mich früher nur noch mehr mürbe werden lassen hat. Ich betrachte den Alk auch nicht mehr als Feind, sondern als etwas was in einer anderen Liga spielt und mich nicht (mehr) interessiert.

    VG

    Moin Mops,

    von mir auch ein herzliches Willkommen und schön, dass du hier hergefunden hast.


    Aber ich hab große Angst rückfällig zu werden. Meine Selbstachtung ist im Keller und ich schäme mich sehr für meine Alkoholsucht.

    Ich glaube, da bist du hier nicht allein. Gerade die Scham verhindert ja zu einem großen Teil, dass man sich Hilfe sucht und das Problem angeht. Anderseits hast du dir ja dein Problem nicht wirklich ausgesucht und dadurch, dass du es jetzt angehst, übernimmst du Verantwortung und kommst aus der passiven Haltung heraus. Vielleicht will dir die Scham in Verbindung mit der Sucht auch einreden, dass du wertlos bist, dass es sowieso keinen Sinn macht und einfach weitertrinken das kleinere Übel wäre. So habe ich das zumindest erlebt, dass ist aber eine Lüge, ein falscher Glaubenssatz, der dich von einem wirklichen Leben in Freiheit abhalten will.

    Und egal, wie sehr dein Leben mit dem Alk verstrickt ist (oder war), mit der Nüchternheit hast du ein festes Fundament, womit du alle anderen Nebenkriegsschauplätze angehen kannst, die durch die Sucht besetzt wurden.

    Anfänglich fühlt sich das manchmal nicht immer leicht an, aber es wird mit der Zeit kontinuierlich besser und vor allem einfacher.

    Sag dir immer, du bist jetzt auf dem richtigen Weg und hast das Schlimmste hinter dir.


    VG und dir alles Gute

    Rent

    Ja, das ist schon ein Schritt, nach vielen Jahren so einen Schritt zu tun, zumal man selbst immer eingefahrener wird und es oft abzuwägen gilt.


    Doch mein Leben wurde bunt, ist bunt, ist schön und lebenswert. Der Job aber blieb so wie er ist

    Ich wünsche dir auf alle Fälle, dass dein neuer Job ebenfalls bunt, schön und lebenswert wird, wie dein "neues" Leben 👍

    Also dass das Verhalten der Person aus der eigenen Angst vor Bindungsverlust kommen könnte, das wäre in der Tat eine Erklärung.
    Das würde auch andere Verhaltensweisen erklären.
    Allerdings, und das zeigen ja auch die letzten Jahre, teils Jahrzehnte, ist dieser Klammern so extrem geworden, dass es nur noch belastet und damit automatisch zu Distanz führt.

    Ich würde sagen, dass jeder seine Rolle im "System" spielt, welche er sich aus verschiedenen Gründen selbst antrainiert hat, aber auch von anderen Menschen oder Lebensumständen konditioniert wurde. Und gerade aus dieser Rolle ist es sehr schwer auszubrechen, weil sie immer gerne wieder vom jeweiligen System übergeholfen wird und man selbst die Rolle schon so lange "gespielt" hat, dass man sie beinahe "lebt" .

    Und wenn jemand sich entscheidet, aus dem (für ihn negativen) System auszubrechen, kommt es eben zu einem Ungleichgewichts der bestehenden Struktur. Und die anderen "Zahnräder", die aus diesem Gefüge Sicherheit, Wohlbefinden, Harmonie, Macht, Gebrauchtwerden... auf Kosten demjenigen, der eben mit diesem System nicht mehr zurechtkommt, gesaugt haben, reagieren verständlicherweise mit Manipulation (sind wütend, traurig, verletzt, sind entäuscht, Strafen mit Nichtbeachtung, drohen...) um ihr "funktionierendes System" zu erhalten.

    Gerade im familiären Bereich (aber auch in früheren toxischen Beziehungen) finde ich es besonders schwierig, das bestehenden System zu verlassen und seine Rolle abzulegen. Ich erlebe das manchmal so, dass sich manche Personen überhaupt nicht bewusst sind, dass sie manipulieren und doch alles nur "gut gemeint" ist. Jeder hat seine Bewältigungsstrategien und spielt sozusagen unbewusst seine Rolle und versucht auf diese toxische, manipulative Art die Umstände zu bewältigen bzw. seine Vormachtstellung zu erhalten.

    Wenn die Möglichkeit besteht (und keine vernünftige Lösung möglich ist) bleibt wohl wirklich nur noch ein Fernhalten, mitunter ist das aber oft nicht einfach.

    Und andererseits habe ich manchmal den Eindruck, dass man seine Glaubenssätze über sich selbst, seine "Rolle", die man jahrelang gespielt hat, unter Umständen an andereren Stellen ebenfalls widergespiegelt bekommt, diese sozusagen mit "umziehen".

    Ich finde in der Veränderung in dem, was ich (wirklich) über mich glaube und von welchen Ängsten ich mich leiten lasse, liegt ein großer Schlüssel, zumindest ist das mein derzeitiges Empfinden.

    Mich bewegt das zur Zeit auch an verschiedenen Fronten und mir werden einige Dreckhaufen bewusst, die ich jahrelang nur abgedeckt habe. Und das fühlt sich mitunter nicht sehr angenehm an, aber jetzt (nüchtern und mit klarem Kopf) sehe ich mich wirklich erstmals in der Lage, Lebensumstände anders zu betrachten und sie gegebenenfalls zu verändern.

    Ich war schon immer sehr aufmerksam (achtsam), Alkohol, so lange er funktionierte, verhinderte das ganz gut, was ich nicht gerade als Nachteil ansah - ich war entspannter und viel gelassener, dachte nicht mehr sooo viel nach, nahm Dinge wie sie sind und fertig!

    Ich kann Paul vielleicht in der Hinsicht verstehen, dass durch den Alkohol eine zu große Sensibilität verhindert wurde, die nun ungefiltert an die Oberfläche kommt und im Vergleich zur sedierenden Wirkung (wo der Alk noch gut funktionierte) eher nervig sein könnte.

    Ich merke z.B. wenn ich jetzt nüchtern lange auf größeren Feiern herumsitze, wird mir es irgendwann zuviel und ich versuche zu gehen. Und auch beim (ewigen) Nachdenken über Dinge oder eher das Loslassen selbiger ist bei mir auch noch Luft nach oben.

    Hallo Stefanie,

    von mir auch noch ein herzliches Willkommen und gutes Ankommen.

    Schön das du deinen Weg jetzt schon seit Februar nüchtern gehst.


    Aber ich hörte mir eine Stunde 'Seminar' an, macht nen Test und da hatte ich endlich das schriftlich was ich irgendwie immer wusste, jedoch vom Umfeld meist anders gespiegelt bekam

    Ich finde, im Inneren spürt man schon, was richtig und falsch läuft, egal was die Umwelt dazu sagt.

    Die Podcasts von Natalie Stüben höre ich übrigens auch recht gerne. Mir hat die Identifikation mit den Geschichten/ Leuten geholfen, da eben das Wort "Alkoholiker" (noch?) mit einem großem Stigma behaftet ist und ich das lange Zeit nicht für mich annehmen wollte.

    LG Rent

    Warum erwähne ich das so gross? Es waren die Momente wo ich spürte ich bin den Anderen auch etwas wert. Da steht jemand hinter mir. Gern hätte ich solche Momente mit meinem Vater erlebt.

    Ich denke, jeder Mensch hat das Verlangen nach Annahme, welche er als Kind in erster Linie in den Eltern zu finden versucht. Dazu kommt noch das Bestreben, sich den Gepflogenheiten der eigenen Familie anzupassen, man versucht latent das nachahmen, was man (vielleicht sogar eher vom Vater) vorgelebt bekommt.

    Bei einer dysfunktionalen Familie bzw. wie ich es kennengelernt habe, fehlt eben diese Schnittstelle, dieses Spüren, dass ich etwas wert bin, diese bedingungslose Annahme. Ich hatte nie einen Vater gehabt und mein späterer Stiefvater hat auf seine psychopatische Weise mein Wertgefühl zusätzlich herabgesetzt, sozusagen nochmal richtig den Vogel abgeschossen.

    Mir nimmt das aus heutiger Sicht viel von dieser Schuld, die ich mir auf Grund meiner Vergangenheit und meiner nicht optimale Gegebenheiten immer selbst zugesprochen habe.

    Anderseits ist es halt wie es ist. Es ist gewesen und ich kann es rückwirkend nicht mehr ändern.

    Aber ich kann JETZT Verantwortung für mein Leben übernehmen und versuchen, die Dinge, die ich als Kind als sehr "kontraproduktiv" erlebt habe, jetzt anders, besser zu machen und dieses dysfunktionale "Erbe" nicht weiter fortzuführen. So gut ich das eben kann und mir bewusst ist.

    Ich denke, man sieht die Geschichte immer aus der Perspektive seines eigenen Erlebens und der eigenen Erfahrung. Und niemand will, dass z.B. die eigenen Kinder oder vertraute Menschen Dinge durchmachen müssen, die man bei diesem verzweifelten Wahnsinn erlebt. Bei dem Gedanken daran würde mir echt das Herz brechen. Andererseits ist es beinahe notwendig?, dass der Mensch negative Erfahrungen macht und sich auf Grund dieser zum Besseren entscheiden kann.

    Ok bei einer fortschreitenden Sucht habe ich diese Entscheidung nicht mehr ganz "selbst" in der Hand. (Das erinnert mich an das Gespräch mit einem Arbeitskollegen, der in einem anderen Kontext der Meinung ist, man muss sich einfach nur entscheiden und gut ist. So einfach finde ich das manchmal nicht. Und wer nie süchtig war, kann dort überhaupt nicht mitreden.)

    Und das bedeutet auch nicht, dass ich meinen Kindern, wenn sie alt genug sind, um Alkohol zu trinken (Wann ist man eigentlich alt genug dafür, da geht es doch schon wieder weiter...) einen Kasten Bier hinstelle oder eine Bong vorbereite.

    Ich werde immer versuchen, mit "gutem" Beispiel voranzugehen, Alkohol in meinem Haus nicht zu unterstützen, sie vor den Gefahren warnen bzw. meine Erfahrungen den Kindern mitzugeben. Ich muss ihnen aber auch ihre eigene Entscheidungsfreiheit lassen. (wenn sie alt genug dafür sind)

    Mich erinnert das Ganze ein wenig an Hesses "Siddhartha", als Siddhartha seinen Sohn genau vor den Fehlern bewahren wollte, die er selbst durchlebt hat und die Erfahrung, dieses Erleben für seinen eignen Weg gebraucht hat.

    Das klingt irgendwie wie etwas nach, "nehmt Drogen und macht eure eigenen Erfahrungen", aber das ist es nicht. Ich will z.B. meine Kinder von Herzen vor den "Erfahrungen" bewahren, die ich durchlebt habe. Ich bin mir aber auch im Klaren, dass ich das nicht 100% kann.

    Insgesamt sehr schwierig, diese ganze (Bier)-Kiste...

    Ich finde diesen Missionierungseifer in vielen Bereichen des Lebens vertreten und manchmal echt nervig. Man hat für sich selbst etwas entdeckt und möchte das "Gute" dann allen anderen überhelfen. Im religiösen Bereich kommt noch eine Verdammnis dazu, wenn ich vielleicht nicht so oder so lebe bzw. der dort vorherrschenden Dogmatik folge. Und das ist etwas, wodurch meine innere Freiheit verloren geht.

    Im Suchtbereich erinnern mich auch viele Diskussionen an Aesops Fabel mit dem Fuchs und den Trauben. Nur weil ich an die sprichwörtlichen "Wein"trauben nicht mehr herankomme, spreche ich sie auch jedem anderem ab. Bzw. ich versuche den anderen zu bekehren und damit meinen Weg zu bestätigen. Ich bin somit nicht mehr allein damit. Mich erinnert das auch ganz stark an einen Vertreter eines anderen Forums, der immer nur SEINEN Weg propagiert hat und zumindest mir damit keinen Raum mehr gelassen hat.

    Das ist meine Ansicht und ich muss wirklich sagen, dass in meinem jetzigen näheren Umfeld moderat und kontrolliert getrunken wird. Ich derjenige bin, der mit Alk&Co ein Problem hatte und mich deshalb nicht in der Pflicht eines Bekehrungsgurus empfinde.

    Alkohol/ Drogen sind ein großes Problem und ich kann nur mit meinem Leben, meiner Lebensart zum Bsp. meinen Kindern zeigen, dass ein Leben ohne Drogen möglich ist. Ich weiße z.B. auch meine Kinder auf die Gefahren hin, aber verteufele den Alkohol nicht, weil in mir zumindest eben dann wieder dieser Rebell herauskommen würde, der denkt, ihm würde irgendetwas vorenthalten und probieren würde.

    Ich sehe das ganz genauso, wie Bighara und würde meine Sicht der Dinge, MEINE Erlebnsse schildern.

    Es geht mir darum, MICH, MEIN Leben zum positiven zu verändern und nicht mein Problem vielleicht noch in andere Personen projizieren. Was dort zweifellos vorhanden sein kann, aber nicht in meiner Hand liegt.

    Und ich bin auch ein Mensch, der Entscheidungsfreiheit zum Guten wie zum Bösen braucht und nicht bekehrt werden möchte. Gerade diese Bekehrung löst in mir den Rebellen aus, der sagt, "Jetzt erst recht".

    und wurde von seiner Frau angeschrien, warum er gerade an genau dieser Bank stehen würde, mit wem er gerade v........ würde, er solle sofort nach Hause kommen.
    Stellt sich raus, der gute Mann lässt sich von seiner Frau tracken. Seine Aussage: "wenn ich mich tracken lassen, muss ich nicht erklären, wo ich gewesen bin........"

    Nach der Begebenheit schlief der Kontakt wieder ein für knapp 1,5 Jahre. Das erholte sich dann nach und nach wieder, ich bin ja nicht nachtragend. In der Zwischenzeit, ich wisst es ja, hab ich mein Leben auf links gedreht und ziemlich stark auf eine gesunde, sportliche Lebensweise umgestellt.

    Das wurde in einem kürzlich geführten Telefonat auch etwas länger zum Thema. Man muss dazu wissen, mein Kumpel war nicht der schlankeste, aber mittlerweile ist er auf einem Level, wo man stark darüber nachdenken sollte, was zu tun. Denn so langsam, mit Mitte 40, schleichen sich auch Probleme ein.

    Und jetzt kommt es: Gestern, wir saßen zusammen vor seiner Firma, tranken einen Kaffee weil ich gerade in der Nähe war, kommt seine Frau wie eine Furie auf den Hof gefahren.
    Würdigt mich keines Blickes, drückt ihm eine Tüte vom Bäcker in die Hand

    Die ganze Geschichte erinnert mich an die Freundin meines Bruders. Ich hatte mit meinem Bruder, bevor er sie kennenlernte, ein super Verhältnis. Sie hatte den Hauptanteil daran bzw. sie hat ihn regelrecht manipuliert, dass ich mich mit meinem Bruder sehr stark auseinandergelebt habe, obwohl unsere Kinder im relativ gleichen Alter waren und somit Schnittmengen und Kontakt, wenigstens der Kinder wegen, möglich gewesen wären. Aber bis ein paar anstrengende und gezwunge Standart-Familienfeiern, die ich zumindest im letzten Jahr gottseidank ohne Alk&Co. "durchgestanden" habe, ist nie ein Kontakt gewünscht worden. Ich gebe in der Hinsicht aber auch meinem Bruder eine große Mitverantwortlichkeit, weil er ihr Spiel mitgemacht hat.

    Nun haben sie sich seit ein paar Monaten getrennt, was vor allem für ihre beiden Kinder natürlich auch nicht einfach ist. Aber mir fällt es total schwer, mit meinem Bruder, der mich in dem Sinne auch wissentlich über Jahre abblitzen lassen hat, wieder ein normales Verhältnis aufzubauen. Es hat etwas damit zu tun, einer erneuten Enttäuschung zuvorkommen, zumal das der Charakter und die Lebensart von meinem Bruder bzw. wie ich ihn kenne, unter Umständen wieder hergeben würde. Trotzdem schwierig, die Sache, naja die Familie kann man sich eben nicht aussuchen.

    Nun ja, so tragen wir alle unsere Rucksäcke durch die Gegend, ich bin froh, das meiner um einiges, deutlich leichter geworden ist :)

    Habt einen schönen Christi Himmelfahrt / Vatertag, was immer ihr feiern solltet.

    Im Bezug auf meinen obigen Beitrag bin auch total froh, dass mein Rucksack deutlich leichter geworden ist und sich zumindest nicht mehr die klappernden Flaschen darin befinden.


    Apropos klappernden Flaschen, Rucksack und Himmelfahrt:

    Ich habe mich heute in die Höhle des Löwen gewagt. Wir hatten heute eine sehr schöne Vatertagswanderung unternommen und sind natürlich unvermeidlicherweise gröhlenden, besoffene Pulks "ehrbarer Väter" oder einfach Leuten, die keine Gelegenheit auslassen, um zu saufen, begegnet. Nach der 3 oder 4 Menschenansammlung dieser "fröhlichen" Leute, an der wir auf engem Wanderwege immer wieder vorbei mussten, ging mir das echt auf den Sack. Zumal viele auch ein Kommunikationsverhalten entwickeln, was vielleicht gut gemeint ist, aber eher nervt. Und wenn du manche rotgesichtige Leute mit wässrigen, trüben Augen und Verlust jeglicher Grob- und Feimotorik aus der nüchternen Perspektive betrachtest, weiß du wirklich was das Prädikat "steif" zu bedeuten hat.

    Ich war wirklich froh, ab und zu ein paar Leuten zu begegnen, die ihren Ehrentag gemäßigt gefeiert haben oder wie wir, einfach nur wandern waren. Was mich persönlich wirklich gefreut hat, als wir in einem Biergarten einkehren waren, wo logischerweise frischperlende, kondensbeschlagene Plastikbecher mit golgelber (und früher glücksverheißender) Flüssigkeit auf jedem Tisch standen, hat mich das absolut null gejuckt. Ich habe meine Cola oder mein Wasser getrunken, als hätte ich nie was anderes gekannt. Da war kein Nachtrauern, kein Gedanke daran, nichts.Ich war regelrecht stolz darauf "anders" zu sein. Das hat auch was Rebellisches, ich bin sozusagen ein Sober-Punk ;)

    Morgen früh werde ich ohne verzweifelten Kater, ohne Scham-und Schulgefühle und ohne Filmriss aufstehen, mit dem Wissen, das Richtige gemacht zu haben.

    Nüchtern sein ist einfach geil :)