Zugespitzt wirkt dein Post auf mich, als wenn du Allgemeingültigkeit für deinen Ansatz beanspruchst, die Menschen quasi nur entsprechend bekehrt und motiviert werden müssten.
Eine gewisse Allgemeingültigkeit steckt da schon hinter, das ist korrekt. Deswegen schrieb ich oben von den sogenannten "Big Five", allerdings habe ich mir das nicht ausgedacht sondern ich trage das weiter und wende das an.
Womit ich ein Problem habe ist das Wort "Bekehrung". "Bekehrung" hat so einen negativen Touch, den das Wort aber nicht verdient. Bekehrung klingt nach Dogmatismus, ist es aber nicht. Das ich mit "Bekehrenden Dogmatimsus" meine Probleme habe, sollte, wer meinen Thread gelesen hat, das eigentlich wissen.
Dennoch aber, kann man nicht von Hand weisen, dass es gewisse Grundbausteine gibt - das Wort Grundbausteine sollte ja im Bezug auf Alkohol ein bekanntes Wort sein - über die man nachdenken muss. WIE man die Grundbausteine wiederrum für sich umsetzt, das muss jeder für sich selber erarbeiten. Und möglicherweise ist der eine oder andere "Grundbaustein" für einen auch nicht gültig, oder wird so verschoben, dass es für einen wiederum passt.
Nur dafür braucht es ggf. externe Impulse, um darüber nachzudenken.
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Wenn’s doch nur alles so einfach wäre….. Ist es aber nicht.
Doch AmSee13 , es ist oftmals so einfach. Genauso einfach ist es. Nicht für jeden, das ist klar, aber für ganz viele Menschen ist es so einfach.
Übrigens, was ich hier erzähle, nur getragen von einem gewissen, eigenmotivierten HurraPatriotimus aus gesehen, der mir persönlich gezeigt hat: - Es funktioniert - ist ja nichts neues.
Ich möchte an dieser Stelle mal von einem konkreten Fall erzählen: Ich habe meine Überzeugungen an jemanden herangetragen, Klient 1, nenne ich ihn mal.
Klient 1 hat sich auch bereit erklärt, mitzumachen. Klient 1, ist ungefähr so alt wie ich, hat angehende, gesundheitliche Baustellen, die stark vermuten lassen, dass sich darauf etwas später mal deutliche gesundheitliche Probleme entwickeln könnten und werden. Jedenfalls hat er aus ärztlicher Sicht schon den Hinweis bekommen. Die ärztliche Sicht übrigens ist sehr relevant denn: Klient 1 hat zwei Ärzte in seiner Familie. Nur das bringt nichts, wie viele wissen, was Eltern oder Familienangehörige erzählen, hat meistens deutlich weniger Relevanz, als wenn man Dinge von externen hört.
Auf jeden Fall hat Klient 1 deutliche Probleme, mittlerweile auch private, die auf sein Verhalten zurück schließen lassen. Und das größte Problem von Klient 1 ist es, dass er mittlerweile mehrfach gescheitert ist, eine Verhaltensänderung im Alltag durchzuführen. Trotz "professioneller" Begleitung. Seine letzte Beratung war eine Ernährungsberatung, die ihn, m.E. erst Recht hat abstützen lassen, in dem sie ihn zwar grob aufgeklärt hat, aber natürlich den einfachen Weg "verkauft" hat, über Pülverchen und Säfte. Mit diesen Verordnungen hat sie dafür gesorgt, dass Klient 1 in ein massives Jojo gekommen ist.
Zitat
Nur so aus reiner Neugierde: Erzählst du deinen Kunden eigentlich, wie hart du selbst am Glas unterwegs gewesen bist?
Weil ich, während ich das ganze gerade schreibe, sehe das Bighara geantwortet habe, gehe ich direkt auf ein.
Nein, ich erzähle den Klienten nicht, wie hart ich am Glas unterwegs gewesen bin. Ich erkläre offen, dass ich einen gefährdeten Aspekt bei mir entdeckt habe, denn ich verändert habe, weil ich es musste. Wie tief ich unten war, bleibt dem Kunden (erstmal) im Unklaren.
Denn ganz wichtig ist: Ich behandel keine Süchte. Vielleicht ist das hier ein Missverständnis in der Diskussion, dass es mir in meiner Tätigkeit um Süchte geht. Die Behandlung, Aufarbeitung von Süchten steht aber nicht auf meiner Agenda.
Süchte spielen aber ggf. eine wesentliche Rolle in dem ganzen Prozess. Bzw. sind die HÜRDE, um erfolgreich zu sein.
Und da sind wir wieder bei Klient 1, der im ersten Gespräch auch offen zugibt, ab und zu gerne mal am Glas zu naschen. Dazu habe ich Klient 1 gebeten, mir eine Woche lang ein Ernährungsprotokoll und Verhaltensprotokoll zu schreiben, aus dem natürlich hervorgeht, aus welchen Gründen er so dasteht, wie er dasteht: Zu wenig Bewegung, falsche Ernährung, Alkohol natürlich, keine Selbstachtsamkeit, Stress. Und daraus resultierend, riesige Nährstoffdefizite.
Ich habe Klient 1 nämlich zum Arzt geschickt, erst einmal seine Sportauglichkeit zu überprüfen, plus die Basics (gr. Blutbild) plus eine tiefere Nährstoff und Vitaminabfrage plus den Hb1AC. Und siehe da, Klient1 ist Prädiabetiker, hat Bluthochdruck knapp über "normal hoch", einen eklatanten Eisen, Vitamin D und Magnesium Mangel. Der Rest der Werte liegt im Referenzbereich, aber der Referenzbereich ist nicht der Bereich, der automatisch dafür steht, das man gut versorgt ist. Um die optimale Versorgung rauszufinden, suchen wir gerade einen Arzt, der sich auf den Bereich spezialisiert hat.
Ich habe oben erwähnt, dass Klient 1 Ärzte in der Familie hat? Humanmediziner? Und jetzt mal Butter bei die Fische, wenn ich als Honk solche Verdachtsdiagnosen stellen kann, die dann sogar zutreffen, wo machen die Leute ihren Job? Mein verfügbarer Hausarzt ist übrigens genauso eine Schnarchnase, der meiner Frau auch. Aufgrund meine Intention haben wir bei ALLEN in der Familie eklatante Nährstoffmängel entdeckt, die nun auch gewisse Verhaltensweisen erklären.
Weiter zu Klient 1, dieser hat von mir ein gemäßigtes Sportprogramm EMPFOHLEN bekommen. Das Programm sieht 5x die Woche sogenanntes GA1 Training bei mindestens 30 Minuten vor. Das sind übrigens die 150 Minuten Bewegung, die die WHO empfiehlt und so niederschwellig, das es körperlich gut zu schaffen ist. Allerdings, sehr positiver Effekt, mit dem sehr lockeren Training legen wir sanft die Grundlage für mehr.
Und Klient1 hat absolutes VERBOT joggen zu gehen. Walken ok, joggen nein. Joggen würde sehr vermutlich aufgrund seine Gewichtes dazu führen, das er sich schnell verletzt oder überlastet. Klient 1 mag Rad fahren, er hat auch ein Fitnessgerät zu Hause.
Unser Ziel ist folgendes, das Klient 1 mindestens 500 kcal pro Tag Defizit durch Bewegung verbrennt. Und nicht durch eine Diät. Bedeutet, Klient 1 kann erst einmal soweit alles essen was er will, natürlich ist besprochen, was für Essen sich sehr ungünstig auswirkt. Anstatt da aber zu "befehlen" was er essen darf und was nicht, soll er es sich selber erarbeiten und selbstständig Nahrungsmittel austauschen.
2x in der Woche hat Klient 1 jetzt schon hochintensives Training absolviert, schon seit ungefähr zwei Jahren, was dafür gesorgt haben könnte, das er muskulär ganz okay aufgestellt ist. Was er allerdings nicht wusste, falsche Ernährung vor dem HIT Training und falsches Verhalten danach, insbesondere im Bereich der Regeneration, haben zu Fressattacken abends vor dem Kühlschrank gesorgt. Durch gezielte Nahrungsergänzung haben wir da nun interveniert. Klient 1 hat zudem jetzt nach den HIT Trainingstage Ruhetage empfohlen bekommen. Auch etwas was er nicht wusste, die schönen Dinge nämlich, Muskelaufbau und Gewichtsabnahme, passieren in der Regenration, wenn man den Körper dementsprechend versorgt und behandelt.
Wir haben jetzt quasi vier Wochen rum, also auf der gesamten Strecke noch gar nichts. Vor einer Woche haben wir ein Gespräch gehabt was aber folgendes zeigte: Klient 1 kann ohne Probleme die Veränderungen in seinen Alltag einbauen, Klient1 hat schon in den ersten 3 Wochen 6 Kilo angenommen - für meine Begriffe etwas zu schnell, aber da werden wir gucken, ggf. passt das auch, und Klient1 hungert nicht, er fühlt sich wohl.
Und kommen wir nun zum Alkohol, wo ich persönlich das größte Problem eines Scheiterns sehe: Klient 1 erzählte mir, weil ich ihm "nur" die Stoffwechseleigenschaften von Alkohol erklärt habe und wie diese seinem Weg im Wege stehen, das er bei Sportveranstaltung XYZ 4 x 0,5 Liter Wasser getrunken hätte und wie doof er sich dabei vorkäme.
Ich hab ihm gratuliert, viel Wasser trinken ist immer gut, aber ob er sich erklären könne, warum er soviel trinken müsse. Er meinte dann nur, Gewohnheit und irgendwie komisch sei das schon.....damit hab ich dann ziehen lassen.
So, jetzt habt ihr mal so einen Überblick bekommen, ich denke von Druck und Leistungsgedanke oder auch Bekehrung ist da nichts zu lesen. Wobei wir einen Leistungsgedanken haben, Klient 1 hat als Aufgabe bekommen, im Sommer mit mir eine ordentliche, sportliche Aufgabe zu bewältigen, die er sich heute nicht vorstellen kann, dass zu schaffen. Ich bin mir aber sehr sicher, dass ist schafbar.
Nächste Woche ist neues Treffen, da werden alle Daten ausgewertet und ggf. das Pensum angepasst.
Und abschließend noch gesagt, was ich hier erzähle, denke ich mir nicht aus, das sind alles wissenschaftlich belegbare Empfehlungen aus der Medizin, Ernährung-, Sportwissenschaft und Psychologie. Das habe ich mir alles auf meinem "Weg" per Selbststudium und Austausch aufgeschafft. Und natürlich nutze ich das für mich selber, aber wie hieß es so schön: Tue Dir Gutes und rede darüber
Aber wie gesagt, dass muss nicht für jeden passen, soll es nicht, muss es nicht, es wird aber auf Leute passen, das weiss ich.