Ich bin neue hier

  • Warum sich denn anstrengen, lernen, arbeiten, wenn Wohlgefühl, gute Stimmung, usw. so viel einfacher, schneller und bzu haben ist?

    Dem gab ich auch nach, besonders wenn es mir schlecht ging und je schlechter es mir ging, desto schneller erlag ich der Versuchung = weg war das angeblich intelligenteste Wesen dieses Planeten. Ich erlag förmlich meinem Jammer und je mehr ich mich in meinen Jammer hineinseigerte, desto schneller gab ich der Versuchung nach.

    Sätze aus der Kindheit, wie "ohne Fleiß keinen Preis" u.ä. nachvollziehbare, einleuchtende Weisheiten verloren ganz schnell ihre Bedeutung. War ich zum labilen Menschen geworden?

    Die Frage musste ich mir selbst beantworten und es tat weh, als ich es tat.

    Vielleicht benötigt der Mensch öfter Mal eine schmerzhafte Erfahrung, um wieder wach zu werden?

  • Vielleicht benötigt der Mensch öfter Mal eine schmerzhafte Erfahrung, um wieder wach zu werden?

    Hallo Paul

    Jammern hab ich mir auch angewöhnt. Wegen allem und jedem und immer war ich das arme Opfer. Um schnell wieder kippen zu können.

    Naja aber schmerzhafte Erfahrungen hät ich, so glaub ich zu mindest auch weg gesoffen. Ich glaube es ist egal was passiert, es reicht immer als Grund zur Pulle zu greifen.:(

  • Alkohol und Drogen im Allgemeinen bieten eine Abkürzung für etwas, was auf natürliche Weise nur durch Anstrengung zu haben ist. ... Und das ist offensichtlich nun einmal so, dass unser Belohnungssystem, wenn’s diese Abkürzung mal kennengelernt hat ...

    Der Rausch oder besser die Sedierung/Betäubung ist doch keine Belohnung ... nur weil ich vor "der Gefahr" flüchte, ist sie doch nicht weg. Das musste ich (wieder) begreifen.

  • Vielleicht benötigt der Mensch öfter Mal eine schmerzhafte Erfahrung, um wieder wach zu werden?

    Vielleicht ist das so. 🤷‍♀️

    Wenn’s gut für dich läuft, warum solltest du dann etwas daran ändern?

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Der Rausch oder besser die Sedierung/Betäubung ist doch keine Belohnung ... nur weil ich vor "der Gefahr" flüchte, ist sie doch nicht weg.

    Für unser Gehirn ist es das in gewisser Weise schon, jedenfalls ist das sogenannte Belohnungszentrum bzw. sind dessen Rezeptoren der Teil, auf den Alkohol und Drogen wirken.

    Im Grunde findet da im Gehirn ein Zusammenspiel zwischen verschiedenen Botenstoffen und entsprechenden Rezeptoren statt und entsprechende Anpassungsprozesse. Spannendes Thema und für mich ziemlich aufschlussreich, als ich mich näher damit beschäftigt habe.

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Der Rausch oder besser die Sedierung/Betäubung ist doch keine Belohnung ... nur weil ich vor "der Gefahr" flüchte, ist sie doch nicht weg. Das musste ich (wieder) begreifen.

    Dazu noch etwas… Ich gebe dir natürlich vollkommen Recht, dass die Sedierung/ Betäubung keine „Belohnung“ in dem Sinne ist, wie wir das im Allgemeinen verstehen. Was ich da vorhin geschrieben habe, ist eine ganz kurze Zusammenfassung neurobiologischer Erkenntnisse zum Thema Suchterkrankungen.

    Nach meiner eigenen Erfahrung - andere werden das bestätigen können - flüchtet man in den Rausch, den du meinst, bzw. in die Sedierung/ Betäubung, weil man glaubt oder vielmehr in solchen Augenblicken das überwältigende Gefühl hat, die „Gefahr“ nicht aushalten zu können. Und wer Alkohol als wirksame „Medikation“ kennengelernt und auch schon mehrfach angewandt hat, dem drängen sich dann die Gedanken an diese (kurzfristige) Lösung unmittelbar und zunehmend unwiderstehlich auf.

    Unter Umständen weiß man sogar, dass Probleme, diese Biester, schwimmen können, dass die „Gefahr“ nicht weggeht, aber in der Not, in der man sich wähnt, greift man mit dem Alkohol sozusagen zum letzten Strohhalm, weil der wenigstens kurzzeitig Linderung verspricht. Da ist dann alles andere egal.

    Und diese „Linderung“ ist neurobiologisch eine „Belohnung“, auch wenn sich das in dem Moment überhaupt nicht so anfühlen mag und letztlich ein Weg ist, der total nach hinten losgeht, alles nur noch schlimmer macht.

    Die neurobiologische Forschung hat auch das Thema Suchterkrankungen erforscht und in diesem Zusammenhang die Bedeutung des sogenannten Belohnungssystems entdeckt.

    Wen das näher interessiert: In unserer Linksammlung haben wir zum Thema „Die Neurobiologie der Sucht“ einen sehr empfehlenswerten Artikel verlinkt. Unter dem Artikel auf jener Seite wird auf weitere hochinteressante Artikel verlinkt.

    Grüße

    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • "Belohnung" wird meist mit etwas positiven, angenehmen verbunden, das trainierten wir uns an - Alkohol = Belohnung = angenehm, bei mir war es jedenfalls so. Das wurde von den Erwachsenen in meiner Kinderzeit vorgelebt, in der Jugend ging es weiter, bis in's Erwachsenenleben hinein - Feierabendbier, Geburtstag, Party, Disco, Hochzeit, Beerdigung ... fröhliches Beisammensein, der Alkohol war und ist es bis heute, omnipräsent.

    Wer sich noch an seinen ersten Schluck Alkohol erinnern kann, vorausgesetzt es war nicht gerade Eierlikör oder ein ähnlich süßes Gesöff (Zucker!), wird sich erinnern, das schmeckte gar nicht, man fühlte sich unwohl, "bestenfalls" reiherte man sich die Seele aus dem Leib.

    Die "Verzauberung", das Angenehme setzte erst viel später ein, nach etlichen "Trainingseinheiten".

    Man hatte sich daran gewöhnt und das brauchte seine Zeit.

    Und genau da beginnt erst die Sucht, die Sucht nach dem Angenehmen.

    Die Entwöhnung dauert oft bedeutend länger (Alkohol = negativ), das hat natürlich auch etwas mit Bewusstsein zu tun, aber nicht nur - ich musste mich erst daran gewöhnen, mich von diesem jahrelang anrainierten "Automatismus" lösen, eben nicht mehr täglich oder wöchentlich Alkohol zu kaufen, mir bewusst machen, das Alkohol trinken in Wirklichkeit eine "Bestrafung" für meinen Körper ist, eine erhebliche Belastung für alle (!) Organe, besonders für Leber, Darm & Co. und das Gehirn.

    Nach ein ... zwei Wochen ist der Alk. aus dem Körper 'raus und der Körper erholt sich langsam, regeneriert sich, die Verknüpfung/Erinnerung (Pawlowscher Effekt) bleibt noch viel länger, verschwindet nur allmählich, aber sie tut es.

  • Nach 5 ... 8 Wochen wagte ich mich wieder an ein Alkoholregal im Supermarkt, mit einem äußerst (!) mulmigen Gefühl, kaufen wollte ich nichts, jedoch meine Angst (!) loswerden. Ich musste mich wieder daran gewöhnen, dass Alk. mir täglich begegnen kann, also suchte ich die "Konfrontation", eine Situation die ich beherrschen kann, freiwillig, eine Situation der ich jederzeit entfliehen konnte ... im Supermarkt.

    Ich nannte es "abtrainieren" oder Angst loswerden. Die SHG die ich damals besuchte, prophezeite förmlich den berühmten Rückfall fast mantraartig und schürte zusantzlich Angst und Unsicherheit in mir.


    Hallo mops,

    auch wenn ich mich wiederhole, lass' dir Zeit und finde deinen eigenen, persönlichen Weg. Du wirst bemerken, wenn du dich unwohl fühlst (bei zu viel Alkohol in deiner Nähe) und schon von selbst bestimmte Situationen meiden. Tu' dann genau das, was dir dein Gefühl + deine Vernunft sagt, "fliehe" bevor es unertäglich wird, vemeide wenn es äußerst unangenehm wird.

    Das geht mit der Zeit vorbei.

  • Hallo Mops, hallo Paul,

    genau darauf kommt es an, dir die Zeit zu lassen, die DU brauchst. Das meine ich mit „dein eigenes Tempo finden“ und da spielt keine Rolle, wie schnell oder wie langsam andere sind.

    Was Paul über seine Erfahrungen mit dem Alkoholregal im Supermarkt schildert und darüber, was seine SHG ihm damals prophezeit hat, ist auch mir nicht unbekannt. Vielleicht hast du bislang auch schon von solchen „Prophezeiungen“ gehört und dir dadurch Angst oder dich unsicher machen lassen….

    Angst ist bekanntermaßen ein schlechter Ratgeber. Angst musst du nicht haben, sondern nur wieder lernen, dir selbst und deinem Gefühl zu vertrauen. Wenn du bemerkst, dass du dich unwohl fühlst (bei zu viel Alkohol in deiner Nähe), wirst du auch auch fühlen, ob du dich dem länger aussetzen willst und dich damit weiter konfrontieren willst oder das Gefühl hast, aus der Situation rauszugehen. Trau dann deinem Empfinden, aus der Situation rauszugehen und geh auch bewusst raus. Auch das ist Selbstfürsorge bzw. gesunder Egoismus.

    Nach und nach wirst du so an Selbstvertrauen gewinnen, an Bewusstsein, was du brauchst und was du eben nicht brauchst, und damit auch an der Gewissheit, dich auch unangenehmen Situationen aussetzen zu können, ohne Gefahr zu laufen, Suchtdruck zu erleiden.

    Dass dich etwas, wie zum Beispiel das Alkoholregal im Supermarkt triggert, lässt sich erfolgreich abtrainieren. In der Suchtforschung nennt man das „Extinktionslernen“, das heißt, neues Verhalten zu erlernen, damit das alte in den Hintergrund rückt und so abgeschwächt wird. So ein Training ist aber erst dann sinnvoll, wenn du dich stabil genug dafür fühlst.

    Viele Grüße

    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Paul   AmSee13

    Was ihr schreibt ist viel Info. Sicherlich nüchtern betrachtet auch plausibel, aber da Brauch ich noch viel Abstand zu dem Alk. Ich meine Abstand in Form von Zeit. Ich bin momentan sehr froh das der Groschen bei mir endlich Mal gefallen ist, da ich vorher immer alle Konsequenzen bezüglich Alkoholkonsum ausgeblendet habe. Erstmal mach ich um Konflikte zu vermeiden um bekannte Situationen einen großen Bogen und suche nach alternativen. Mit der klassischen Konditionierung ist mir alles bewusst. Verstehe wie das im Kopf abläuft und wie raffiniert Alkohol daherkommt. Es gibt aber auch Psychologen die Alkoholiker sind. Grade in der Schicht Ärzte ist Alkoholmissbrauch all gegenwärtig. Denke das ist etwas so wie mit dem willigen Geist und dem schwachen Fleisch. =O

    Und Paul was du schreibst, mit der bewussten Konfrontation im Supermarkt, weiß ich nicht ob ich das will. Hab die Pullen noch gut vor Augen. Wenn ich mit den Hunden laufe da wunder ich mich wieviele lehrer Schnapsflaschen im Gebüsch, nein überall, rumliegen. Das ist wirklich grotesk. Entweder wohne ich in ner Einflugschneise von Säufern, keine Ahnung.

    Aber nochmal auf die Konfrontation. Ich kenne auch einen trockenen Alkoholiker der Zuhause eine große Flasche (teuren) Wodka stehen hat und das jedem erzählt um sich nochmals ausdruck zu verleihen wie willensstark er jetzt ist. Aber das ist für mich nicht nachvollziehbar. Aber naja jeder wie er meint. ;)

  • Hallo Mops,

    Was ihr schreibt ist viel Info. Sicherlich nüchtern betrachtet auch plausibel, aber da Brauch ich noch viel Abstand zu dem Alk.

    lass dir alle Zeit, die du für dich brauchst. Nur DAS zählt!

    Übrigens find ich’s gut und sogar wichtig, wenn oder dass du signalisierst, wenn dir etwas zu viel wird. Das ist wiederum ein sehr wichtiger Schritt auf deinem Weg.

    Aber nochmal auf die Konfrontation. Ich kenne auch einen trockenen Alkoholiker der Zuhause eine große Flasche (teuren) Wodka stehen hat und das jedem erzählt um sich nochmals ausdruck zu verleihen wie willensstark er jetzt ist. Aber das ist für mich nicht nachvollziehbar. Aber naja jeder wie er meint. ;)

    Ja, jeder, wie er meint. 😉
    Ich würd’s nicht machen, nicht, weil mich sowas inzwischen noch gefährden könnte, sondern weil niemandem - und gewiss auch nicht mir selbst - beweisen müsste, „willensstark“ zu sein. Alkohol interessiert mich einfach nicht mehr. Wenn andere meinen, sie müssten Alkohol konsumieren, oder meinen, Alkohol gehöre selbstverständlich zum Leben dazu, sollen sie das meinen, ich weiß es für mich inzwischen besser. 😉

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Und Paul was du schreibst, mit der bewussten Konfrontation im Supermarkt, weiß ich nicht ob ich das will. Hab die Pullen noch gut vor Augen. Wenn ich mit den Hunden laufe da wunder ich mich wieviele lehrer Schnapsflaschen im Gebüsch, nein überall, rumliegen. Das ist wirklich grotesk. Entweder wohne ich in ner Einflugschneise von Säufern, keine Ahnung.


    Es gibt ja verschiedene Modelle oder Sichtweisen auf das Thema, ob man die Konfrontation meidet sollte oder sich dem Alkohol aussetzt. Meine persönliche Sicht ist, eine gewisse Konfrontation ist ZUM RICHTIGEN ZEITPUNKT wichtig, um neue Verhaltensweise zu erlernen, dass Alkohol in der direkten Nähe KEIN Problem darstellt. Das soll jetzt nicht heissen, sich eine Flasche vom Lieblingsgetränk in die Vitrine zu stellen und jeden Tag drauf zu starren.

    Wobei, so ehrlich muss ich sein, genau ähnliches habe ich getan. Ich hab mich frontal mit dem Alkohol auseinandergesetzt. Aber das ist nun keine Empfehlung, die ich pauschal aussprechen würde, eigentlich würde ich davor warnen. Erst einmal, und das ist auch richtig was Du sagst, einen Abstand durch Distanz / Meidung aufbauen und "normale Verhaltensweisen" erlernen. Dann könnte man, wenn man das möchte, sich Bereichen nähern, in denen Alkohol wieder in Reichtweite ist. Restaurants z.B., Konzerte, Sportevents oder ähnliches.

    Gleichzeitig finde ich persönlich aber auch wichtig, einen "normalen Umgang" mit der Nähe zu Alkohol zu erlernen um sein Verlangen und seine Trigger umzuprogrammieren. Das geht nämlich ganz häufig. Verhaltensmuster kann man erlernen und neu programmieren. Das ist aber ein Prozess, dem man sich sehr sicher sein muss. Sich unnötiger Gefahr auszusetzen, das ist defintiv ein No Go.

    Ich habe den Prozess der "Neuerlernung" mittlerweile 2x durch. Einmal beim rauchen, einmal beim Alkohol. Und ich würde sagen, ich war bei beiden Süchten ziemlich hart am Ball. Und beim rauchen habe ich mich gerade zu gezwungen, neue Verhaltensweisen zu etablieren. Und das auch radikal durchgezogen. Und das auch mit der Frontalkonfrontation, denn ich hatte mindestens 1/4 Jahr ne Schachtel Kippen immer in der Tasche ;)
    Und irgendwann wurde es dann einfach.

    Das gleiche war beim Alkohol, aber durch die Erfahrung die ich schon hatte, konnte ich beim Alkohol vieles instinktiv anwenden und so viel es mir eigentlich recht leicht, zu widerstehen. Auch, weil ich mir immer die Frage stellte bzw. stelle, ob es das wert ist, alles, was ich bislang erreicht habe, wegzuwerfen? Und die Antwort war immer, bleibt immer: Nein.

    Mittlerweile hat sich die Distanz zum Alkohol aber auch automatisch ergeben. Alleine dadurch, dass ich kaum mehr Interesse habe mich irgendwo dorthin zu begeben, wo Alkohol primärer Grund ist. Zudem, das kam auch von alleine, hat sich eine Distanz zu Menschen ergeben, die viel Alkohol trinken. Denn, deren "Lebensweisen" im Alltag ist mittlerweile grob unterschiedlich zu meiner. "Die" liegen am Wochenende morgens mit Kater im Bett, ich bin seit 6 Uhr auf und habe schon die Laufschuhe an oder hole mit dem Rad Brötchen für die Familie.

    Man muss sich Zeit geben und auch den Mut zur Veränderung haben. Langsam, Schritt für Schritt. Und dann kommt nach und nach die Zeit und macht die Schritte zu einer Selbstverständlichkeit.

  • Mittlerweile hat sich die Distanz zum Alkohol aber auch automatisch ergeben. Alleine dadurch, dass ich kaum mehr Interesse habe mich irgendwo dorthin zu begeben, wo Alkohol primärer Grund ist. Zudem, das kam auch von alleine, hat sich eine Distanz zu Menschen ergeben, die viel Alkohol trinken. Denn, deren "Lebensweisen" im Alltag ist mittlerweile grob unterschiedlich zu meiner.

    Hallo Honk,

    Das klingt alles spannend was du schreibst. Ich hab mich auch durch meine Lebensweise von den Menschen die trinken entfernt. Ich hab einfach noch viele Erwartungen an mein Leben und bin ein sehr naturverbundener Mensch. Doch da fing ich an heimliche zu saufen und war voll.auf der Spur von einem Spiegel-Trinker .

    Ich weiß auch das Alkoholismus eine Krankheit ist, aber bei mir kam immer eine mangelnde Willensstärke hinzu. Denke da muss ich ansetzen. Und auch langfristiger denken.

    Heute z.B. hab ich mir frei genommen und so viele Dinge im Haus und Garten erledigt die ich immer vor mir hergeschoben habe.(Mache ich im Moment sehr viel weil es mich ablenkt). Als ich alles erledigt hatte war ich so stolz und hab dann gemerkt daß es mich total triggert hat. Plötzlich konnte ich nur noch an Tequila mit Salz und Zitrone denken. Das Zeug hab ich ewig nicht getrunken. Denke Mal das ich mich selber belohnen wollte. Aber das ist mir so durch den Körper geschossen, das mir heiß und kalt wurde. Kurze Zeit später war alles wieder vorbei.

    Ich will nicht nachgeben und wieder in die alte Schleife fallen.

    LG Mops

  • Heute z.B. hab ich mir frei genommen und so viele Dinge im Haus und Garten erledigt die ich immer vor mir hergeschoben habe.(Mache ich im Moment sehr viel weil es mich ablenkt). Als ich alles erledigt hatte war ich so stolz und hab dann gemerkt daß es mich total triggert hat. Plötzlich konnte ich nur noch an Tequila mit Salz und Zitrone denken. Das Zeug hab ich ewig nicht getrunken. Denke Mal das ich mich selber belohnen wollte. Aber das ist mir so durch den Körper geschossen, das mir heiß und kalt wurde. Kurze Zeit später war alles wieder vorbei.

    Ich will nicht nachgeben und wieder in die alte Schleife fallen.

    LG Mops

    Ja natürlich hat Dich das getriggert. Das musst Du auch wissen und verstehen warum das so ist. Du hast es ja richtig erkannt, Du wolltest Dich selber belohnen.
    Und das sind nichts anderes als biochemische Prozesse im Kopf die nach einem erweiterten Endorphin-Kick in Form von Alkohol schreien. Mir hat es sehr geholfen zu verstehen, dass dort automatische Dinge in meinem Kopf ablaufen, mit denen ich erst einmal leben und rechnen muss. Entzaubere die Funktion, dann kann man mit Leben.

    Das Gute ist, man kann diesen "Suchtdruck"umprogrammieren. Das heisst, wenn Du den Suchtdruck mit etwas anderem konterst, etwas was gut für Dich ist, kannst Du dein Gehirn darauf programmieren. Natürlich nicht in der Art und Weise, wie der Alkohol es konnte oder Zigaretten es können, weil die ja direkt dafür sorgen das bestimmte Stoffe ausgeschüttet werden, aber auch ein völliges, gegenteiliges Verhalten, kann man diesen Suchtdruck nach und nach zum erliegen bringen.

    Mir hat es sehr geholfen, den "Suchtdruck" zu personifizierne und zu dämonisieren. Dieses Verlangen habe ich den "Schrei des Alkohols / der Kippen genannt". Das Vieh hat Hunger bzw. Durst und will gefüttert werden. Ich hab mir dann immer gedacht oder auch laut gesagt: "Hunger? Mein Freund? Vergiss es. Du bekommst nichts, aber rein gar nichts.".

    Ich weiss nicht, ob du zufällig Venom kennst? Die Filme? Da wohnt auch ein Monster / ein Alien in dem Körper eines Menschen und die beiden sind immer im Zwiegespräch und in der Diskussion.
    So stell ich mir den Alkohol vor, der sein Recht fordert, denn ich aber schön an der langen Hand verdursten lassen. Und nach und nach wird es weniger, und weniger und weniger und leiser und leiser und leiser.

    Und gleichzeitig konnte ich konstant andere, neue Verhaltensweisen etablieren, die mich getragen und begeistert haben. Bzw. es weiter tun. Und so spielt nach und nach das "Monster" keine Rolle mehr.

    Ab und zu zuckt das Vieh mal, aber das ist wie so nen Jucken. Kurz gekratzt und fertig. Manchmal juckt es auch wie zwischen den Schulterblättern, kommst nicht ran und es nervt gerade. Aber dann nimmt man sich sprichwörtlich nen Baum, und dann ist das auch erledigt.

    Das "Schöne" an der Sucht ist, mir jedem Tag "Strecke" wird es leichter. Das musst Du Dir merken. Jeder Tag Abstand bringt dich näher an die Selbstverständlichkeit ohne Alkohol zu leben.

  • Mir hat es sehr geholfen, den "Suchtdruck" zu personifizierne und zu dämonisieren. Dieses Verlangen habe ich den "Schrei des Alkohols / der Kippen genannt". Das Vieh hat Hunger bzw. Durst und will gefüttert werden. Ich hab mir dann immer gedacht oder auch laut gesagt: "Hunger? Mein Freund? Vergiss es. Du bekommst nichts, aber rein gar nichts.".

    Dazu noch eine Erfahrung von mir: Es kann auch helfen, in so einem Fall viel Wasser zu trinken.

    Als du, mops , gestern den ganzen Tag im Garten gearbeitet hast, hast du da auch ausreichend Wasser oder Ähnliches getrunken?

    Als ich mal heftigsten Suchtdruck hatte - eine ganze Kette von Triggern hatte dazu geführt -, hab ich mich in meiner Not an den Rat gehalten, so viel Wasser wie nur möglich zu trinken. Das hat mir tatsächlich sehr geholfen. Als der Bauch mit Wasser gefüllt war, war der Druck gänzlich weg und ich nur noch erleichtert.

    In den folgenden Tagen hab ich mich, weil mich das Erlebnis ziemlich erschüttert hat, daran gemacht, die Ursache für meinen Suchtdruck herauszufinden. Ich hab die einzelnen Trigger für mich aufgearbeitet und meine innere Einstellung bzw. Haltung bewusst überarbeitet und aktiv verändert.

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Ich weiss nicht, ob du zufällig Venom kennst? Die Filme? Da wohnt auch ein Monster / ein Alien in dem Körper eines Menschen und die beiden sind immer im Zwiegespräch und in der Diskussion.

    Moin Honk.

    Ja venom kenn ich. Sehr guter Vergleich. :evil:

    Klasse Gedankenspiel, das Werd ich so übernehmen.

    Es ist bestimmt eine biochemischer Prozess, der da im Hirn stattfindet. Du siehst das sehr analytisch und reduzierst das auf kleiner Nenner. Ist sehr interessant das ganze Alkoholdilemmer von diesem Aspekt aus zu betrachten und gar nicht so die eigene Persönlichkeit mit der Krankheit in den Vordergrund zu stellen.

    Sicherlich, so denke ich, hat die eigene Persönlichkeit einen großen Anteil, aber da kann man parallel dran arbeiten. Vorrangig ist ja erstmal die Abstinenz und der Ausbruch aus der Suchtspirale.

    Die Persönlichkeit ändert sich ja auch wieder wenn der Alkohol nicht mir ins Hirn gelangt. Das merke ich gerade wie sich meine Einstellung, meine Gefühle, meine Sichtweise usw. verändern, nur weil ich auf Alk verzichte.

    Binn gespannt wo die Reise hingeht ;)

  • Ja natürlich hat Dich das getriggert. Das musst Du auch wissen und verstehen warum das so ist. Du hast es ja richtig erkannt, Du wolltest Dich selber belohnen.
    Und das sind nichts anderes als biochemische Prozesse im Kopf ...

    Das Gute ist, man kann diesen "Suchtdruck"umprogrammieren. Das heisst, wenn Du den Suchtdruck mit etwas anderem konterst, etwas was gut für Dich ist, kannst Du dein Gehirn darauf programmieren.

    Ähnliche Erfahrungen machte auch ich ... Belohnung, sich etwas gönnen; zu Ruhe kommen, entspannen - Jahrzehnte lang war das bei mir mit Alkohol verbunden.

    Wenn ich arbeitete, trank ich nie, egal ob im Arbeitsverhältnis oder privat, jedoch, so bald ich mir Ruhe, Freizeit gönnte, kam mir der Gedanke "jetzt ein Bier" ... etwas trinken, die recht schnelle Entspannung, Wirkung des Alkohols, verstärkte dieses Wohlfühl-Gefühl.

    Allein schon der Gedanke, die Vorfreude hatte einen positiven Effekt auf meine Biochemie (im Kopf), obwohl ich noch gar nichts trank.

    Daraus schlussfolgerte ich, die Sucht entsteht im Kopf, je nachdem womit ich Trinken verbinde, entsteht daraus eine Erwartungshaltung, ähnlich dem Pawlowschen Hund (Glocke = Fressen = Zufriedenheit) ... ich bereite praktisch meine "Biochemie" vor, durch meine Gedanken.

    Manch einem hilft der Gedanke an ein Monster (unangenehm, keine Belohnung), einem anderen genügt die Erinnerung an den vielen Schwachsinn, den man im Suff verzapfte.

    Auch ich trank in den ersten Abstinenzwochen unheimlich viel, Tee am Abend/in meiner Freizeit - Trinken = Beschäftigung/Belohnung, auch für den Körper und nicht zu vergessen, der Vorgang des Trinkens, dieses "Ritual" war ich gewohnt, jahrelang, mein Körper war es gewohnt, diverse Mengen Flüssigkeiten zu verarbeiten, beonders am Abend. Das brauchte einige Wochen (!), vielleicht ein halbes Jahr oder länger.

  • Hallo Mops,

    Ich weiß auch das Alkoholismus eine Krankheit ist, aber bei mir kam immer eine mangelnde Willensstärke hinzu. Denke da muss ich ansetzen. Und auch langfristiger denken.

    ich würde mal sagen, dass die “Krankheit” ja unter anderem gerade die Willensstärke, den eigenen Willen und unsere Entscheidungsfähigkeit angreift oder zumindest schwächt. Genau das macht es ja erst so perfide. Ich würde auch nicht sagen, dass du, ich oder auch andere hier nur einen schwachen Willen haben. Wenn du diesen Glaubenssatz über dich zulässt, sind ja die kontraproduktiven Schuld- und Schamgefühle schon vorprogrammiert. DU bist schwach und hast es WIEDER nicht geschafft! Dieses Versagenspirale vernichtet den letzten Rest des verbliebenen Selbstwertgefühls.

    Ich kann den Weg von Honk gut nachvollziehen, da ich auch Teile davon nutze. Gerade der Fokus auf die neugewonne Freiheit und ein Erleben (und Wiedererleben) vieler positiver Stimmungen und Aktivitäten ohne diese Kette am Bein, können wahnsinnig hilfreich sein. Auch habe ich oft versucht, meinen “Alkoholdämon” auszuhungern, mir haben mitunter Visualisierungen geholfen, um dieses schwer greifbare Verlangen zu packen, was anfänglich sein gewohnheitsmäßiges “Recht” einfordern will.

    Trotzdem finde ich es manchmal zu einfach gesagt, man muss sich nur willentlich entscheiden, ich muss doch nur wollen. Ich meine gehört zu haben, dass mitunter das Unterbewusstsein recht stark zu agieren scheint und ich mit meinem “eigenen” Willen manchmal recht wenig entgegenzusetzen habe. In der Hinsicht ist es vielleicht gut, dass man sich anfänglich nicht Situationen aussetzt, die zusätzlich triggern würden.

    Zu früheren Zeiten war das Aushungern des Monsters auch nie das größte Problem, aber scheinbar war es relativ resistent und hat sich oft sehr lange versteckt. Was dann in einer Suchtverlagerung und letztendlich wieder mit Alk im heimlichen Spiegeltrinken endete.
    In mir hatte sich über Monate und sogar Jahre immer mehr eine SehnSUCHT aufgebaut, die mich die ganzen verzweifelten und beschissenen Momente von früher vergessen lassen hat. Ich hatte das Gefühl, das Beste aufgegeben zu haben. Alle anderen dürfen weitertrinken, nur ich nicht. Die Vergangenheit wird eben immer etwas verklärter betrachtet, als sie wirklich ist.

    Mir hat es geholfen, die Abstinenz nicht als Verlust zu sehen, gegen dieses Verlangen ich mit meinem Willen ankämpfen muss, sondern ich betrachte jetzt meine Nüchternheit als riesigen Gewinn, beinahe das Beste, was ich in der letzten Zeit erleben durfte.

    Um nochmal auf die Willensstärke und zurückzukommen. Zum Schluss hatte ich überhaupt nicht mehr den Willen oder den Glauben, es je (dauerhaft) schaffen zu können.
    Ich denke, dass lag auch viel daran, dass ich früher immer gesagt habe, ich MUSS dagegen mit meinem Willen ankämpfen. Ich habe den Alk als meinen Feind gesehen, der es auf mich abgesehen hat. Man ist sozusagen immer in ständiger Anspannung, wann man es denn endlich “geschafft” hat oder ob “Er” (der Alk) einen wieder erwischt.

    So betrachte ich die Sache schon lange nicht mehr. Es war damals eher ein Aufgeben dieses “Willenskampfes” und ein Bewusstwerden, dass ich den Alk nicht brauche, ihn im Prinzip noch nie gebraucht habe, um zufrieden und glücklich zu leben. Es ist schwer, diesen erlebten Moment zu beschreiben.
    Man könnte es vielleicht am Besten mit einer verflossenen Beziehung vergleichen, der man ewig nachgetrauert hat und irdendwann feststellen musste, das man vom Partner nur verarscht wurde. Und dass dieser Partner auch überhaupt nicht so attraktiv und erstrebenswert war, wie ich immer geglaubt hatte. Zumindest ist bei mir dadurch der Groschen gefallen und ich habe dadurch mit diesem “Willenskampf” aufgehört, der mich früher nur noch mehr mürbe werden lassen hat. Ich betrachte den Alk auch nicht mehr als Feind, sondern als etwas was in einer anderen Liga spielt und mich nicht (mehr) interessiert.

    VG

  • Zumindest ist bei mir dadurch der Groschen gefallen und ich habe dadurch mit diesem “Willenskampf” aufgehört, der mich früher nur noch mehr mürbe werden lassen hat.

    Das klingt alles richtig was du schreibst. Ehrlich gesagt habe ich auch gar keine Lust zu kämpfen. Kampf setzt ja voraus daß es etwas gibt wofür es sich lohnt zu kämpfen. Der Alkohol hat aber nichts was Ich haben will. Er kann einfach abhauen und dem nächsten auf den Geist gehen.

    Das Gleichnis von Honk mit dem Monster (venom) übernehme ich gerne. Das macht es mir bildlich noch etwas greifbarer. Was du schreibst mit der verflossenen Liebe stimmt auch. Aber auf kaputte Beziehungen will ich nicht mehr zurück blicken. Da Krieg ich Kopfkino. Das Monster ist mir da sympathischer (lol).

    Aber nochmal auf das kämpfen zurück zu kommen. Mein Umfeld guckt mich im Moment auch ganz traurig an. Dann werde ich gefragt "UND?" Ich sag "UND WAS?" Dann heißt es "DU HAST JETZT SICHER HART MIT DIR ZU KÄMPFEN".

    Eigentlich ist es aber gar kein Kampf. Nur ein Verzicht. Gekämpft hab ich die Jahre vorher und immer verloren.

    LG mops

  • ich würde mal sagen, dass die “Krankheit” ja unter anderem gerade die Willensstärke, den eigenen Willen und unsere Entscheidungsfähigkeit angreift oder zumindest schwächt. Genau das macht es ja erst so perfide. Ich würde auch nicht sagen, dass du, ich oder auch andere hier nur einen schwachen Willen haben.

    Kann ich Rent nur zustimmen. Man mag in der Gesellschaft im Allgemeinen zwar noch immer glauben, dass Alkoholismus etwas mit „Willensschwäche“ zu tun hätte, aber das ist schlichtweg falsch. Mit Willensschwäche hat das gar nichts zu tun, dass man seinen Alkoholkonsum nicht kontrollieren kann, wenn man denn erstmal abhängig geworden ist.

    Aber nochmal auf das kämpfen zurück zu kommen. Mein Umfeld guckt mich im Moment auch ganz traurig an. Dann werde ich gefragt "UND?" Ich sag "UND WAS?" Dann heißt es "DU HAST JETZT SICHER HART MIT DIR ZU KÄMPFEN".

    Ich erleb das manchmal so, dass man mir gegenüber seine Bewunderung zum Ausdruck bringt, weil ich auf Feiern ungefähr genau so ausgelassen und lustig bin wie andere, die um mich herum Alkohol konsumieren. Lieb gemeint, aber dahinter steckt offenbar die Vorstellung, dass man Alkohol brauche, um ausgelassen, enthemmt und lustig feiern zu können, und dass das ohne Alkohol schwierig sei.

    Nö, ich brauche das nicht und ich hab auch nicht das Gefühl auf irgendwas „Gutes“ verzichten zu müssen. Im Gegenteil fühle ich mich befreit. Befreit von einer Art von Gehirnwäsche und befreit aus einem üblen Teufelskreislauf. Und deshalb ist es für mich auch kein „Kampf“ keinen Alkohol mehr trinken zu „dürfen“. Ich „dürfte“ ja, wenn ich wollte, aber ich will ja gar nicht. 😜

    Und deshalb nenne ich das auch nicht „Verzicht“, denn „Verzicht“ würde bedeuten, dass ich mir etwas vorenthalte, was ich eigentlich gerne hätte. Alkohol will ich aber ganz gewiss nicht mehr. 😎


    Das Umlernen, das Sich-neue-Verhaltens- und-Denkweisen-anzueignen könnte man vielleicht als „Kampf“ bezeichnen, aber eigentlich passt dieses Wort nicht wirklich dazu.🤔 „Abenteuer“ passt viel besser dazu und trifft es auch viel eher. 😉

    LG AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

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