• Wie soll ich das deuten? Stehst du selbst der psychologischen Ecke auch eher ablehnend gegenüber oder bist du inzwischen interessiert und offen dafür?

    Nein, ich stehe nicht ablehnend gegenüber.

    Ich hatte damals kurz vor Beginn meiner langjährigen Trinkpause ziemlichen Trouble mit meiner Chefin, die damals selbst aus heutiger Sicht wirklich eindeutig Grenzen überschritten hatte. (das hatte sich über Jahre aufgebaut)

    Ich bin daraufhin nicht mehr auf Arbeit gegangen, hatte mich ohne viel Federlesens krankschreiben lassen und permanent ihre Anrufe (über Tage) weggedrückt.

    Das hatte mir damals temporär sogar sehr gut getan, zumindest hatte sie in dieser Situation keine Macht mehr über mich)

    weil sie auch an der vorhergegangenen Situation nicht ganz unschuldig war.

    Danach hatte sich die Situation sogar etwas gebessert.

    Es gab damals sogar ein paar Schulterklopfer von anderen Kollegen, die Situation ähnlich erlebt hatten und vielleicht auch Nutznieser waren, dass die Luft im Nachhinein nicht mehr ganz so dick war.

    Da mir die Aktion aber selbst aus damaliger Sicht im Nachhinein doch etwas zu "crazy" vorkam und ich auch noch andere Baustellen nur noch mit Alkohol betäuben (Tendenz steigend) konnte, hatte ich damals Hilfe bei einem Psychologen gesucht.

    Ich will das auch nicht schlecht reden und wahrscheinlich war ich für ihn auch einer der ersten Patienten (er war scheinbar frisch vom Studium), aber die Quintessenz war ein empfohlenes Trinksystem bzw. Tips für den Umgang damit und ein paar Verhaltenstips.

    Seine Ansicht war damals, dass durch Lösung einiger meiner Probleme, auch der Alkoholkonsum wieder kontrollierbarer werden sollte.

    Aber irgendwie hatte ich schon damals gespürt, dass gerade der Alkohol viele Probleme erst erzeugt bzw. noch verstärkt hatte.

    Ich hatte damals die Sitzungen aufgegeben und z.T. eher aus Verzweiflung meine langjährige "Trinkpause" für mich alleine begonnen.

    Die mir wiederum sehr gut getan hatte, es hatte sich wirklich bestätigt, dass der Alkohol für viele Sachen verantwortlich war und mein Leben hatte sich in den Jahren wieder gut repariert.

    Das war jetzt ein etwas längerer Einleitungssatz, aber ich will damit sagen, dass ich z.B. Therapien nicht ablehnend gegenüberstehe, aber es gerade dort darauf angekommt, WEN man bekommt. (wie übrigens überall im Gesundheitswesen)

    Im Kollegen- und Bekanntenkreis gibt es auch Leute, die über längere Zeit therapiert wurden und aus meiner Sicht hat das in den Fällen teilweise nicht so viel gebracht.

    Ein Kollege ist schon fast ein Jahr krank und hört jetzt auf zu arbeiten, weil es scheinbar nicht mehr anders geht.

    Ok, reinschauen kann man in niemanden und es sind eben wie überall im Leben, die negativen Schlagzeilen sind immer die lautesten sind und zuerst gehört werden.

    Für mich ist z.B. der Schritt hier, mich hier im Forum angemeldet zu haben und zu schreiben schon ein sehr großer Schritt (weil ich ja so erzogen wurde, ich muss das "alleine" schaffen und ja nicht irgendwelche therapeutische Hilfe anzunehmen )

    Der Austausch hier tut mir übrigens sehr gut und es ist auch ein Teil von meiner "Therapie".

    Aber selbst für meine Frau war es anfänglich etwas seltsam, mich in einem Alkoholiker-Forum zu wissen.

    Wir sind eben beide so aufgewachsen, (sie sogar noch mehr), dass man über solche Probleme "nicht redet".

    Und ja es gibt natürlich auch viele Lösungen, die man sich bestimmt teilweise auch selber erarbeiten kann.

    Danke auch nochmal für den Tip mit dem "inneren Team" und auch diesen Friedeman Schulz von Thun meine ich hier schon öfters gelesen zu haben.

    Unterm Strich will ich eigentlich damit sagen, dass ich psychologischen Maßnahmen überhaupt nicht ablehnend gegenüberstehe, aber auf Grund meiner Erfahrungen in der Vergangenheit das auch sehr vom jeweiligen Theraputen abhängig machen würde.

    Und da ist mein Tipp, die Courage aufrecht zu erhalten und, so, doof das klingt, weiter die dominante Person zu sein. Die selbstbewusste, dominante Person. Erst dann ist Ruhe.

    Natürlich werden die Leute hinter dem Rücken weiter lästern und ihre Spielchen spielen, aber das Level wird sich auf die Art verändern, dass

    Danke für den Tip.

    Das ist im Grunde auch Teil meiner Strategie.

    ...oder ich hole mal etwas weiter aus:

    Meine derzeitige (und auch jahrzehntelange) Arbeitsstelle ist eigentlich ein Sammelbecken für alle möglichen "Absonderlichkeiten" die es irgendwo auf Arbeit und im Miteinander geben kann.

    Das war nicht immer so, aber im Zusammenhang mit ein paar neuen futterneidischen und permanent unzufriedenen Kollegen, (die bestimmt noch beim Einschlafen Tränen in den Augen haben, dass sie zu kurz kommen könnten)

    hat sich in unserer Abteilung (auch im Zusammenhang mit dem Führungstil unserer Chefs) ein Klima entwickelt, was ich als hochtoxisch empfinde.

    Man könnte darüber wirklich irgendwann mal ein Buch schreiben, dass würde aber dann aber im Phantasy- o.

    Science Fiction Bereich landen.

    Vielleicht mache ich das sogar mal wirklich.

    Und jeder psychologisch Geschulte würde mir bestimmt anraten, die Situation lieber früher als später zu verlassen bzw. den Job wechseln. (meine Frau hatte mir das auch schon angeraten)

    Ich habe aber auch viele Vorteile in dem Job, mir gefällt auch meine Arbeit an sich relativ gut und es gilt das Abwägungsprinzip.

    Und außerdem sehe irgendwo nicht ein, nur weil sich hier in jüngerer Vergangenheit hier ein paar Neidhammel, die denken sie kommen zu kurz, breit gemacht haben und alles vergiften, meine jahrelange Stellung aufzugeben.

    Und ja, seit meiner Nüchternheit haben sich viele Dinge bei mir geändert.

    Wo ich früher nur verletzt und giftig zurückgeschossen habe, fällt es mir immer leichter die sache mit Humor zubetrachten und schlagfertig (aber nicht unter die Gürtellinie) zu parieren.

    Und ich muss ehrlich sagen, dass mir das sogar manchmal etwas Spaß macht und das als "Training" betrachte.

    Es ist nur so, wenn du in einem Moment der Schwäche, der Dünnhäutigkeit in die Arena musst, fällt es in dem Moment schwerer sich zu behaupten.

    Und ich sag mal so, diese Leute in der Firma warten ja gerade auf irgendeine Schwachstelle um natürlich immer "gutmeinend" und "nur zum Spaß" dir eins überzugeben.

    Wenn ich das so lese, ist meine Arbeitssitution echt traurig und früher bin ich mal zum Arbeiten dorhin gegangen 🙈

    Aber wie gesagt, wenn ich das Bewusstsein habe, "die können mich alle mal und hinterm Rücken können sie von mir aus lästern, wie sie wollen" tangiert mich das nicht und mir fällt es relativ leicht, schlagfertig zu kontern.

    Aber gerade in einem Moment der Dünnhäutigkeit kann man eben Selbstbewusstsein und innere Stärke nicht erzwingen.

    Da gilt es manchmal einen taktischen Rückzug zu machen und später neu erstarkt einen Präventivschlag auszuführen.

    Eigentlich ist das überhaupt nicht meine Intention, aber es ist derzeit auf Arbeit kaum eine andere Möglichkeit, um sich Luft zu verschaffen und Grenzen festzulegen.

    Bei meiner Familie ist die Situation etwas anders, da wird nicht offensichtlich gestänkert.

    Dort sind über Jahre falsche Rollenbilder, Messen mit zweierlei Maß und (wahrscheinlich unbewusst) manipulationsgesteuerte Abhängigkeiten entstanden, die mit einer Aussprache nicht so einfach zu beheben sind und erfahrungsgemäß mit erneueuter unbewusster Manipulation/ Verletztheit reagiert werden würde.

    Und dort ist wirklich Rückzug und Abstand z.Z. die besser Lösung.

  • Schwieriges Thema. Ich kenne das auch. Gegen Mobbing kommt man meines Erachtens nur an, wenn man sich Hilfe sucht. Leider hängt erfolgreiches Abstellen von sowas in der Regel auch von der Führungsetage ab, von der müssen u.U. entsprechende Maßnahmen durchgezogen werden.

    Das ist in der Tat ein sehr schwieriges Thema.

    Und aus meiner Sicht habe ich es bei mir auf Arbeit nicht mit einem "normalen" Betrieb zu tun, sondern dort bekommt meistens der Recht der sich unnormal verhält.

    Meine Frau schüttelt auch manchmal mit dem Kopf, wenn ich ihr einige Sachen erzähle, das ist ein einziger riesengroßer Kindergarten.

    Und ich würde sogar der Chefetage unterstellen, dass sie ein gewisses Maß an Mobbing zulässt bzw. sogar angeheizt wird, damit sich die Kollegen gegenseitig zerhacken, ein Unfriede entsteht, der wiederum von der Chefetage zu Manipulierungszwecken ausgenutzt wird.

    Aber derzeit merke ich, dass unsere Chefetage mehr und mehr überfordert ist und ebenfalls mit dem Gestänker nicht mehr richtig klar kommt.

    ("Die Geister, die ich rief...")

    Unser Betriebsrat war auch lange nur ein Statistentheater und es waren in der Vergangenheit auch Leute drin, vor denen ich nicht die Hosen hinunter lassen wollte.

    Ich empfinde das immer als eine Balanceakt, das Richtige zu tun.

    Das öffentliche Hilfe suchen könnte darauf hinauslaufen, dass die Probleme bagatellisiert werden und man als Mimose dasteht. Nach dem Motto "lass den mal bisschen zufrieden, der hat es gerade schwer mit sich und wir (die Stänkerer) müssen dem doch helfen".

    Das habe ich wirklich so in der Art bei einem anderen Kollegen erlebt.

    Es wurde quasi alles nur noch mehr verdreht dargestellt.

    Also wie gesagt, schwieriges Thema und ich sehe die Lösung z.Z. in einer Art "Strategiespiel" und auch mehr mit eigenem Selbstbewusstsein und Stärke vorzugehen.

    Aber eigentlich ist es zum ... <X

    Einmal editiert, zuletzt von rent (13. Oktober 2023 um 10:34)

  • Das war jetzt ein etwas längerer Einleitungssatz, aber ich will damit sagen, dass ich z.B. Therapien nicht ablehnend gegenüberstehe, aber es gerade dort darauf angekommt, WEN man bekommt. (wie übrigens überall im Gesundheitswesen)

    Bin ich voll bei dir.

    Ich habe im Laufe meines Lebens gute bzw. für mich geeignete Psychologen, Therapeuten, Psychiater und Ärzte kennengelernt, aber auch tatsächlich schlechte bzw. ungeeignete.

    In diesem Bereich war und ist es wohl nicht anders als in vielen (allen 🤷‍♀️) anderen Bereichen. Auch in meinem eigenen Berufsstand habe ich gute und schlechte Kollegen kennengelernt und erlebt.

    Der Kinder- und Jugendtherapeut, den ich damals besuchen musste, war zwar nett, aber wirklich geholfen oder in irgendeiner Weise weitergebracht hat der mich nicht. Signalisiert wurde mir regelmäßig, was ich alles falsch mache. Wenn’s nach mir gegangen wäre, wäre ich nicht weiter hingegangen.

    Als bei meiner Mutter ihre schwere Depressionserkrankung ausbrach, gelangte sie an eine Neurologin/Psychiaterin, die auf mich keinen besonders guten Eindruck machte, deshalb habe ich selbst Erkundigungen eingezogen und meine Mutter zeitweise in einer Klinik untergebracht. Im Nachhinein betrachtet, war das gut und richtig, dass ich‘s gemacht habe. Ihr Hausarzt hat sie anschließend besser betreuen können.

    Ähnlich verlief es bei ihr dann später an einem anderen Wohnort, wo ich meine Mutter, als sie dann nach ihrem Schlaganfall im Heim untergebracht werden musste, schließlich bei einer anderen Neurologin unterbrachte.

    Als ich wegen meiner Depressionserkrankung in der Klinik war, habe ich nicht unbedingt kompetente Ärzte und Psychologen erlebt. Dort war es eher dem Stationspersonal zu verdanken, dass ich stabilisiert wurde und wirklich Hilfreiches für mich mitgenommen habe. Jene Klinik wurde ICH nicht wieder aufsuchen, wenn’s sein müsste.

    Ein sehr guter Freund von mir hat allerdings für sich eine Klinik gefunden, wo ihm bei seiner Depressionserkrankung fachkompetente, richtig gute Hilfe zuteil wurde, von der er noch immer profitiert.

    Als ich selbst vor einer Weile mit psychotherapeutischer Hilfe (Richtung Traumatherapie) die Baustellen, die ich selbst beim besten Willen nicht bewältigen konnte, angehen wollte, geriet ich zunächst an eine Therapeutin, die sich, obwohl angeblich Expertin auf ihrem Gebiet, für mich als völlig ungeeignet herausstellte. Wie ungeeignet sie wirklich für MICH war, war mir in den Probesitzungen nicht aufgegangen, obwohl ich in mich hineingehorcht hatte, ob sie für mich geeignet sein könnte. Eine Therapie sollte nur begonnen werden, wenn beide Seiten ein gutes Gefühl dabei haben.

    Mir fehlten im Grunde Kriterien, an denen ich selbst das wirklich hätte beurteilen können, ob ein Therapeut für mich und meine Baustellen geeignet ist oder nicht.

    Den gewaltigen Unterschied zwischen ihr und dem Therapeuten, bei dem ich inzwischen in Behandlung bin und entscheidende Heilung erfahren durfte, habe ich erst im Nachhinein erkannt. Da fiel‘s mir geradezu wie Schuppen von den Augen.

    Im Kollegen- und Bekanntenkreis gibt es auch Leute, die über längere Zeit therapiert wurden und aus meiner Sicht hat das in den Fällen teilweise nicht so viel gebracht.

    Ein Kollege ist schon fast ein Jahr krank und hört jetzt auf zu arbeiten, weil es scheinbar nicht mehr anders geht.

    Ok, reinschauen kann man in niemanden und es sind eben wie überall im Leben, die negativen Schlagzeilen sind immer die lautesten sind und zuerst gehört werden.

    Ich kenne auch solche Kollegen oder Bekannten. Die Gründe, warum eine Therapie nicht viel bringt, sind vielfältig. Das kann am Therapeuten liegen, mitunter liegt es aber auch am Patienten. Ich habe einige Menschen kennengelernt, bei denen auch der beste Therapeut nix genützt hätte. Die konnten oder wollten einfach nichts von sich aus irgendetwas ändern.

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Und aus meiner Sicht habe ich es bei mir auf Arbeit nicht mit einem "normalen" Betrieb zu tun, sondern dort bekommt meistens der Recht der sich unnormal verhält.

    Meine Frau schüttelt auch manchmal mit dem Kopf, wenn ich ihr einige Sachen erzähle, das ist ein einziger riesengroßer Kindergarten.

    Hoppla, das hört sich ja fast so an, als ob du von MEINEM ehemaligen Betrieb sprichst. Soooo viele Ähnlichkeiten! ;)

    Ein bisschen Galgenhumor darf’s sein, oder?

    Spaß beiseite:

    Aber eigentlich ist es zum Kotzen ... <X

    Das kommt mir soooo bekannt vor.

    Noch heute habe ich nachts Alpträume von diesem ganzen Mist.

    Ich arbeite gerade daran, das abzustellen. Ist nicht ganz so leicht, aber ich lass mich nicht unterkriegen.

    Mir ging’s in meinem Beruf ähnlich und meinem Mann geht’s schon seit geraumer Zeit ebenso.

    Manchmal amüsieren wir uns über den „Kindergarten“ auf seiner Arbeitsstelle, manchmal suchen wir nach Auswegen. Gesundheitlich setzt der ganze Mist auch ihm zu.

    Ich stärke ihm, so gut ich kann, den Rücken und wir formulieren mitunter auch gemeinsam das eine oder andere Schreiben oder überlegen uns Strategien.

    Den Arbeitsplatz zu wechseln diskutieren auch wir immer mal wieder. Bislang konnte er sich noch nicht dazu durchringen. Ich selbst habe in einer ähnlichen Situation schon mal den Arbeitsplatz gewechselt. Hat sich wie ein Befreiungsschlag angefühlt und mir auch eine Weile richtig gut getan.

    Bis dann der alte Chef in den wohlverdienten Ruhestand ging und ein neuer kam. Ab da wurd‘s zunehmend schlechter an meiner Arbeitsstelle.

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Das ist natürlich das Kreuz in den Betrieben. Es gibt kaum Menschen die Betriebswirtschaft und Sozialarbeit in sich vereinen können. Und ein Chef wird natürlich zuallererst auf die Firma schauen. Da sind so und soviel Familien die ihren Lohn, ihr Gehalt wollen und die Konkurrenz schläft nicht. Das ist natürlich die erste Denkweise der Chefetage und wenn ein Angestellter ankommt und jammert und klagt dann stösst das auf Unverständnis.

    Meine eigene Erfahrung ist das man da kaum was machen kann. Da ist eben ein Schleimer und Speichellecker im Betrieb, der Erste der morgens in der Firma ist und der jenige der Abends noch da ist. Auf so einen motivierten Mitarbeiter verzichtet wohl kaum ein Chef.

    Ich hab das damals vllt eineinhalb Jahre ausgehalten und bin dann gegangen. Mobbing ist halt sehr vielfältig. Wenn deine für dich vorgesehene Arbeit erledigt wird usw. Meine einzig kleine Freude war als ich erfuhr das Strebling sich trickreich in den Chefsssel gesetzt hat und der alte Chef mit Schimpf und Schande vom Hof gejagt wurde.

  • Mir ging’s in meinem Beruf ähnlich und meinem Mann geht’s schon seit geraumer Zeit ebenso.

    Manchmal amüsieren wir uns über den „Kindergarten“ auf seiner Arbeitsstelle, manchmal suchen wir nach Auswegen. Gesundheitlich setzt der ganze Mist auch ihm zu.

    Das klingt ähnlich wie bei uns.

    Mir hilft da Humor und eine leicht ironische Sichtweise auch ganz gut, um diesen ganzen "Kindergarten" manchmal zu verarbeiten.

    Manchmal habe ich aber überhaupt keine Lust, diesen Irrsinn zu Hause wiederzugeben.

    Es kommt wirklich vor, dass ich mich für diesen Quatsch, der dort verzapft wird, (fremd)schäme, obwohl ich mich zumindest oberflächlich nicht mit meiner Arbeit identifiziere.

    Ja, ich finde auch, dass dieser psychische Druck gesundheitlich ganz schön zusetzt.

    Das war auch in der Vergangenheit einer der Gründe, um mir mit Alkohol Linderung zu verschaffen.

    Auf der anderen Seite war ich ja durch diese alkoholbedingte Deppernheit überhaupt nicht mehr richtig fähig, mich vernünftig zur Wehr zu setzen.

    Aber solange keine Alternativen bestehen bzw. der Leidensdruck noch nicht hoch genug ist, unternimmt man eben nichts und beißt sich durch.


    Das ist natürlich das Kreuz in den Betrieben. Es gibt kaum Menschen die Betriebswirtschaft und Sozialarbeit in sich vereinen können. Und ein Chef wird natürlich zuallererst auf die Firma schauen. Da sind so und soviel Familien die ihren Lohn, ihr Gehalt wollen und die Konkurrenz schläft nicht. Das ist natürlich die erste Denkweise der Chefetage und wenn ein Angestellter ankommt und jammert und klagt dann stösst das auf Unverständnis.

    Ich habe früher im Firmen gearbeitet, wo man "wirklich" arbeiten musste.

    Die Arbeit war dort teilweise nicht so toll, aber das Klima hatte gestimmt. Scheinbar weil keiner Zeit hatte, Angriffsflächen beim Kollegen zu suchen.

    Das war aber auch vor x Jahren.

    Meine Theorie bzw. mein Eindruck ist, dass es den Leuten mittlerweile zu gut geht und deswegen extra gejammert werden, mit Neid auf den anderen geschaut werden muss.

    Das gehört ja heutzutage bald zum guten Ton.

    Meine jetzige Firma ist ein Paradebeispiel dafür.

    Es geht in der Hinsicht gar nicht ums Arbeiten bzw. um das tatsächliche Erledigen, sondern nur um Selbstdarstellung und um ein Schauspiel, wie fleißig man doch ist und mit dem Finger auf den anderen zeigen.

    Wie manchmal bei diesen Intrigenspielen nebenher noch die wirkliche Arbeit erledigt wird, ist mir teilweise ein Rätsel ;)

    Ich versuche mich immer so gut es geht aus verschiedenen Sachen herauszuhalten, komme aber manchmal um eine Teilallianz nicht drumherum, die mir aber manchmal auch wiederstrebt.

    Also es gibt schon auch noch ein paar vernünftige Leute bei uns, aber ich habe den Eindruck, die werden immer weniger.

    Insgesamt ist das ein Jammern auf hohem Niveau und es hat eigentlich Keiner wirkliche Probleme, deswegen ist diese Sache auch so traurig.

    Aber wie gesagt solange der Leidensdruck noch nicht so hoch ist, harrt man eben erst mal aus...

    Das kommt mir soooo bekannt vor.

    Noch heute habe ich nachts Alpträume von diesem ganzen Mist.

    Ich arbeite gerade daran, das abzustellen. Ist nicht ganz so leicht, aber ich lass mich nicht unterkriegen.

    Ich träume manchmal, dass ich meine jetzige Stellung gekündigt habe und wieder in meiner allerersten Firma (die ich in keiner guten Erinnerung habe) angefangen habe.

    Das ist eher so ein Art Alptraum, "wie konnte ich das nur tun, jetzt gibt es kein Zurück mehr".

    Das sind bestimmt Ängste, dass es noch schlimmer kommen könnte, als es bisher ist.

    Aber insgesamt ist eine Arbeit, die im Ansatz nicht mehr ausfüllt, größtenteils nur Ärger macht und man ungern hingeht, schon eine große Last, die auf Dauer mürbe macht...

  • Aber insgesamt ist eine Arbeit, die im Ansatz nicht mehr ausfüllt, größtenteils nur Ärger macht und man ungern hingeht, schon eine große Last, die auf Dauer mürbe macht...

    Was Du sagst, fühle ich komplett nach. Ich plaudere mal aus dem Nähkästchen, bei mir ist es keine Firma, bei mir ist es der Öffentliche Dienst.

    Und nach mittlerweile 15 Jahren, drei Dienststellen bei denen ich beschäftigt war in Kombination mit zwei weiteren, öffentlichen Trägern, von denen man abhängig war, kann man nur noch den Kopf schütteln. Und wenn man dazu noch die lokale Politik inkludiert, die den ganzen Bumms noch steuern, hört es ganz auf.

    Also wirklich, ich könnte ein Buch schreiben über das Thema Verhalten der Menschen im Dienst und Verhalten der Menschen außerhalb des Dienstes.
    Die Befindlichkeit vieler Menschen im öffentlichen Dienst und oft diese Hackordnung, die dort stattfindet, ist zum Haare raufen. Es gibt keinen Tag, wo es keine Diskussion über Zuständigkeiten gibt "Arbeitsplatzbeschreibungen", natürlich über die ausufernde Arbeitsbelastung und die schlechte Bezahlung. Und natürlich das Lästern über andere und ständig das "hhacch...ich habe heute irgendwie keine Lust, heute mach ich gar nichts...."......

    Es herrscht, jedenfalls bei mir, ein Grundrauschen der Unzufriedenheit, der natürlich auch begründbar ist. Dadurch das es der öffentliche Dienst ist, hat man im Grunde auch keinen Greifbaren Schuldigen. Als auch keine greifbare Rückendeckung, denn Personalrat & Co kann man in der Pfeife rauchen. Man ergibt sich lieber den Regeln des Datenschutzes und der überbordenden Gleichbereichtigung.

    Ich könnte hier weiter abkotzen aber, im Moment gehts mir ganz gut, ich kann mich gerade ganz gut arrangieren, das liegt aber auch nur daran, dass ich eigentlich auch einen Haufen guter Leute um mich herum habe, inkl. der Vorgesetzen. Aber in Summe plane ich meinen Ausstieg, nochmal 15 Jahre halte ich da nicht aus. Und in 15 Jahren wäre noch nicht einmal die Rente in Sicht.

    Na ja, ich habe jetzt erstmal Urlaub so :)

  • Wieder mal 2 Flaschen Bier im Gepäck und andere groteske Situationen im Nachgang

    Bei mir kommt es manchmal auf Arbeit vor, dass mir u.a. als Dankeschön ein, zwei Flaschen Bier oder auch etwas anderes Alkoholisches angeboten wird. (zum Mitnehmen für Zuhause)

    Vor einiger Zeit kam ich wieder in diese Situation und war da etwas überfordert.

    Ich wollte nicht ablehnen, weil ich das als unhöflich empfunden hätte und auch nicht erklären, dass ich nichts trinke oder nicht mehr trinke. Gerade unter Männern ist das manchmal auch so ein Code, nach dem Motto, "hier, lass dir heute dein Feierabendbierchen schmecken".

    So habe ich die Flasche also angenommen, war mir aber auf Grund der Triggerwarnungen, die ich an anderer Stelle in Vielzahl erhalten hatte, unsicher ob mich die Nähe der Flasche vielleicht (unbewusst) triggern könnte. Der Ehrlichkeit halber muss ich sagen, dass es eine Marke war, die ich früher auch gerne getrunken hatte.

    Oberflächlich und wahrscheinlich auch sonst, hatte mich eigentlich nichts getriggert, ich hatte aber nun die Flasche und wusste nicht wohin mit ihr. Irgendwie wollte ich sie aber auch nicht in meine Tasche tun und mit nach Hause zu schmuggeln. Das hätte mich an alte Zeiten erinnert und aus damaliger Sicht etwas retro gewesen.

    Ich wusste also in dem Moment nicht wohin damit, aber wollte sie auch nicht in die Puszta werfen. Habe sie dann in einer Pause hinter dem Auto geöffnet und versucht, wegzugiesen. (Plan war "ordnungsgemäße Entsorgung" in einen nahen Glascontainer)

    Natürlich hat sie beim Weggiesen geschäumt wie eine Dose Bauschaum und auf der warmen Betonfläche gerochen, wie ein Bierzelt nach 4 Wochen Oktoberfest. Also wenn mich überhaupt etwas getriggert hätte, dann vielleicht das. Außerdem hatte ich noch Bedenken, dass mich irgend jemand mit der Flasche im Betriebsauto um die Mittagszeit (oder auch beim Weggiesen) "erwischen" könnte.

    Wie gesagt, alles irgendwo etwas grotesk und ich war nicht stolz darauf. Ich verbuche das Weggiesen mal als symbolische Handlung.


    Heute hatte ähnliches Szenario, sogar 2 Flaschen als Present. Habe sie einfach mitgenommen und heute Abend beinahe vergessen, dass sie noch in meinem Rucksack waren. Ich wäre morgen früh wahrscheinlich beinahe mit verdächtig klapperndem Geräuschen auf Arbeit erschienen. Ich werde sie in Kürze verschenken und damit hat es sich. Für mich ist das irgendwo auch ein Stück wiederkehrende Normalität.

    Ich will damit sagen, dass ich mich freue, wieder einen normaleren Umgang mit einer Sache zu entwickeln, die mir vor einiger Zeit noch seltsames Unbehagen bereitet hätte. Und dass es mir mehr und mehr gelingt, den Alkohol als etwas zu sehen, der nicht mehr zu mir gehört. Wenn ich z.B. ans Rauchen denke, triggert mich das schon seit Jahrzehnten nicht mehr und so hoffe ich, dass es auch mit dem Alkohol sein wird. Er wird weiterhin da sein, aber soll in meiner Welt keine Rolle mehr spielen.

  • Der beste Schutz besteht darin, sie erst gar nicht anzunehmen. Ansonsten besteht die Gefahr, dass im Fall eines plötzlich auftretenden Trinkverlangens die Pullen geöffnet und getrunken werden. Du hast dann die Pullen zu dicht an Dich heran gelassen und nicht den aus meiner Sicht nötigen Abstand gewahrt.


    Ich habe kein Problem damit, meiner Frau mal einen Wein oder Sekt mitzunehmen, da ich Bier- und Schnapstrinker war. Letzteres würde ich nicht annehmen, weil es sich um mein persönliches Gift handelte. Überreichte mir jemand eine gut gekühlte Pulle Weißbier, wäre mir schon mulmig. Daher lasse ich die Finger von ihnen. Gleiches gilt für Getränke, die optisch zu nah an Bierpullen sind und in solchen verkauft werden z.B. bestimmte Schorlen oder Fassbrausen. Ich habe sie probiert, aber die Pullen lösten etwas in mir aus.


    ich halte mich an folgende Spielregel meines Therapeuten: "Alles was aussieht wie Alkohol, riecht wie Alk und schmeckt wie Alk ist tabu." Damit bin ich mehr als 8 Jahre gut und unfallfrei unterwegs.

  • Ich gebe dir Recht, die einfachste Lösung der Situation wäre gewesen, die Flaschen nicht anzunehmen und fertig. Das wäre auch keine abwegige Reaktion gewesen. Vielleicht werde ich das nächstes Mal auch so machen, das erspart vielleicht auch viel Nach(denk)arbeit.

    Ich fahre nur eine etwas andere Strategie, die letzendlich darauf hinauslaufen soll, dass der Alkohol (der ja irgendwo immer um mich herum ist und schnell erreichbar wäre) mich nicht mehr interessiert, nicht mehr zu mir gehört. Ich habe erst im Nachgang erfahren, dass das eine Art Konfrontationsstrategie ist.

    Ich muss auch ehrlich sagen, dass die beiden erwähnten Flaschen seit Tagen im Abstellraum stehen und ich, außer das ich jetzt darüber schreibe, mit keinem keinem Gedanken daran gedacht habe. Ja, die müssen nicht dort stehen und ich werde sie bei Gelegenheit auch weitergeben. Aber mir käme es jetzt etwas skuril vor, die Flaschen augenblicklich wegzugießen.

    Ich muss auch sagen, dass ich auf Grund der Warnungen vor allem eben aus dem anderen Forum, mich wirklich mit dem Thema "Trigger und auch plötzlich auftretendes Trinkverlangen" auseinandergesetzt und reflektiert habe. Ich habe das in der Art aber noch nie so bei mir erlebt. Ok, nur weil ich etwas noch nie erlebt habe, ist das auch kein Garant dafür, das es nicht auch trotzdem auftreten kann und das soll auch nicht heißen, dass ich die allgemeingültige Lösung habe.

    Aus meiner Erfahrung hat sich mein Trinkverlangen immer über Tage aufgebaut, meistens verknüpft mit einer zurückliegenden Situation oder einer "sehnsuchtsvollen" Erinnerung oder auch andauerndem Stress. Bei mir war das letztendlich auch immer verbunden mit einer Entscheidung, einem Aufgeben. Und wenn die Entscheidung gefallen war, hätte noch viel Zeit bis zum eigentlichen Ereignis vergehen können. Ich habe mir dann meistens MEINE Getränke in ausreichender Menge für den richtigen Rausch besorgt. Der Worst Case wäre gewesen, nach einer unzureichenden Menge auf dem Trockenen zu sitzen, da hätte ich lieber noch einen Tag gewartet, um dann "richtig" zuzuschlagen, mich richtig "belohnen".

    Den Zeitfaktor bzw. das Zeitgewinnen, welches oft erwähnt wird, hat für mich nie die entscheidende Rolle gespielt. Wenn die Entscheidung gefallen war, hätte auch kein Spaziergang ohne Geldbörse, Hausputz oder ähnliche Empfehlungen aus dem Notfallkoffer genutzt. Der Gedanke an das Trinken wäre erfahrungsgemäß bei all diesen Tätigkeiten begleitend gewesen und es war immer nur ein Aufschub.

    Mein Fokus liegt vor allem darauf, es erst gar nicht so weit kommen zu lassen, dass ich je wieder vor dieser "Entscheidung" stehe.

    Das sind meine Erfahrungen und mein Umgang damit und ich muss sagen, dass ich bis jetzt sehr gut damit gefahren bin. Und damit den Alkohol nicht als Verlust wahrnehme oder als eine Sache, vor der ich mich verstecken muss/ die mich latent anbohrt, sondern den Alkohol als etwas zu sehen, der nicht mehr zu mir gehört. Er wird weiterhin da sein, aber soll in meiner Welt keine Rolle mehr spielen.

  • Hallo miteinander, hier mal wieder ein kleines Update:

    Mir geht es gut, der Alkohol interessiert mich wirklich nur noch am Rande. Es fühlt sich an, als wäre noch nie eine Verbindung da gewesen. (Ich habe zwar manchmal so eine "Hab Acht Stellung: Kommt da noch was?", aber das schadet vielleicht auch nicht)

    Auch diese kleinen Konditionierungen (Feierabend, Fernsehabend, kleine Feiern...) sind kaum noch spürbar. Auch eine kleine latente Angst oder ein schwer definierbares "irgendetwas fühlt sich nicht ganz richtig an", was früher manchmal schon beim Aufstehen mitgefahren ist, ist nahezu verschwunden.

    Irgendwie fühlt es sich in letzter Zeit so an, als würde mein Leben wieder richtig in den Flow kommen. Ich merke auch, dass ich bei dem kleinen täglichen Herausforderungen gelassener bleibe, darüber schmunzeln, aber bei Bedarf parieren/ regelnd eingreifen kann.

    Ich empfinde das auch so, dass man mit einer Art Grundgelassenheit weniger in echte Konfliktsituationen hereingezogen wird. (die finden dann meistens irgendwo anders statt)

    Das ist natürlich auch nicht immer so und die eigenen Schilde sind schon sehr wichtig.


    Zur Zeit bin ich krank/ Fieber, hatte demzufolge vorletzte Nacht schlecht geschlafen und war gestern früh noch mal unterwegs, um etwas zu holen.

    In Verbindung mit dem grauen Wetter und der eigenen klapprigen körperlichen Befindlichkeit hat sich das beinahe angefühlt, als hätte ich wie früher nach einer durchzechten Nacht wieder die reale Welt betreten. Und diese Erinnerung erzeugt einen Abscheu, nie wieder in diese Situation zu kommen.

    Ich habe seit langem mal wieder Ibuprofen genommen (nehmen müssen) und ich bin echt dankbar, dass es Schmerzmittel gibt, die bei bestimmungsgemäßen Gebrauch auch ihre Berechtigung haben.

    Die letzten Jahre davor hatte ich Ibuprofen beinahe täglich bedenkenlos zum Bier mit eingeworfen, um eine Extra-Wirkung zu haben (zum Schluss hat das gar keinen Unterschied mehr gemacht) Ich bin seltsamerweise in der Richtung recht naiv an die Sache gegangen, weil ja Ibuprofen "rezeptfrei" und somit "erlaubt" ist.

    Wenn ich mich jetzt selber lese klingt es schon etwas crazy.


    Vor kurzem waren wir auf einem Konzert und ich war früher gewohnt, mir solche Besuche z.B. mit einer Tilidin besonders schön zu machen. Alkohol war bei solchen Events weniger verknüpft, weil ich meistens keine Lust hatte, mich für so 1 Glas Sekt oder Wein anzustellen, was sowieso nie gereicht hatte und eher die Maschinerie angekurbelt oder den Ruf nach MEHR erzeugt hätte. Da war es besser, das gleich wegzulassen und lieber zu Hause noch mal nachzulegen.

    Mit der Tablette kam ich gut über den Abend und hatte damit meine Grundentspanntheit oder auch eine Mega-Gelassenheit und das Gefühl, über den Dingen zu stehen. Und körperlich war in dem Sinne auch jedes Zipperlein weg, was man eben dann so ab einem gewissen Alter bekommt und jetzt nachhaltig mit Sport "bekämpft" werden muss.

    Als wir letztens zu dem besagten Konzert losmachen wollten, setzte die Konditionierung/ Erinnerung ein, jetzt schnell noch was zu nehmen. Aber im gleichen Moment fiel mir ein, dass ich mein "Rund um Sorglos-Paket" schon seit längerer Zeit entsorgt habe und sozusagen "nackt" die Welt hinaus muss.

    Ich habe da meinen Skill, den ich auch schon oft auf den Alkohol angewandt habe, benutzt. Es ist ein Annehmen der Situation, die sich in dem Moment vielleicht nicht super angenehm anfühlt, aber ich die Gewissheit habe, die Situation zu meistern und meine Nüchterheit dadurch stärker wird.

    Ich kann das jetzt auch nicht anders erklären, aber wie ich mich früher auf Alkohol&Co verlassen habe, verlasse ich mich jetzt auf meine Nüchternheit, in der Gewissheit, dass "das Richtige" ist.

    Ich versuche auch alles als "neue Erfahrung" aufzunehmen und trage die Nüchterheit wirklich wie so ein Schutzschild vor mir her, sozusagen mein neues Kryptonit. (Wenn ich mir dann noch ein rotes Cape umhänge, sage ich Bescheid 😉 )

    Im Nachhinein war das ein sehr schöner Abend, ich war drin und dabei, habe aber die Situation und die trinkenden Leute irgendwo teilweise wie von außen betrachtet (als würden sie einer Tätigkeit nachgehen, zu der ich nie einen Bezug gehabt habe)

    Und es fühlt sich wirklich gut an, eine Situation/ein Event nüchtern zu erleben, was ich in der Art aus meinen Betäubungszeiten nicht kenne und mir früher auch nie vorstellen konnte. Bei mir erzeugt das teilweise danach auch einen kleinen Belohnungseffekt, diese Situation gut gemeistert/ geschafft zu haben.

    Ich spreche in dem Zusammenhang ungern von Schaffen, weil das auf ein Durchhalten/ Ankämpfen hindeutet.

    Es ist eher ein trainierender Umgang mit einer Situation, von der ich im Vorfeld weiß, dass sie meiner Kragenweite entspricht.

  • Hallo Rent,

    das freut mich sehr für dich, was du in deinem kleinem Update teilst.
    So fühlt sich meines Erachtens „zufriedene Abstinenz“ und das Wahrnehmen und Spüren von Selbstwirksamkeit an.

    Und ich wünsche dir, dass du noch viele, viele weitere solche Erfahrungen machst.

    (Ich habe zwar manchmal so eine "Hab Acht Stellung: Kommt da noch was?", aber das schadet vielleicht auch nicht)


    Ich denke auch, dass das nicht schadet, so ein Empfinden zu haben. Ich selbst nenne das bei mir so eine Art von Respekt vor möglichen Tücken (oder wie man das nennen soll, ohne dass es Angst macht) meiner Suchterkrankung.

    Ich möchte nicht leichtsinnig werden und mich von meinem mal gekidnappten Belohnungszentrum täuschen lassen, mir mal eine kleine, harmlose Ausnahme gönnen zu dürfen.
    Das klingt merkwürdig, wenn ich das so schreibe, weil mich ja schon seit einer Weile so gar nichts mehr am Alkohol reizt und ich nicht das geringste Bedürfnis danach verspüre, aber ich selbst kenne durchaus solche Gedanken des Verharmlosens und dessen Reiz oder sogar Sog.

    Es gibt ja auch nun einmal Langzeittrockene, die rückfällig geworden sind und dann aus welchen Gründen auch immer nicht wieder den Absprung gefunden haben. Deren Beispiel dient MIR als Warnung.

    Konkret beschäftigt mich immer mal wieder der Gedanke, ob ich, wenn das Leben meines Mannes unerwartet enden sollte und ich mich nicht darauf vorbereiten kann, mein Heil im Alkohol suchen würde, um den Schmerz aushalten zu können. Ich möchte es nicht dazu kommen lassen, dass die „Lösung“ mir zu nahe kommt, deshalb pflege ich in gewisser Weise meinen Respekt oder meine „Hab Acht Stellung“.

    Vor über drei Jahren, Ende September, habe ich mein Heil noch im Alkohol gesucht, um den Schmerz über den Tod meiner Mutter aushalten zu können. Ihr Tod war nicht unerwartet gewesen, aber ich war den Trauergefühlen zu dem Zeitpunkt trotzdem nicht gewachsen.

    Ich spreche in dem Zusammenhang ungern von Schaffen, weil das auf ein Durchhalten/ Ankämpfen hindeutet.

    Es ist eher ein trainierender Umgang mit einer Situation, von der ich im Vorfeld weiß, dass sie meiner Kragenweite entspricht.

    Das kann ich gut nachvollziehen, dass du das nicht im Sinne von „Durchhalten/ Ankämpfen“ sehen möchtest. Ich selbst möchte das nämlich auch nicht.

    Ich nenne das (seit Kurzem 😉) die Erfahrung von Selbstwirksamkeit, denn DAS ist es meines Erachtens, was für uns heilsam ist (und nicht nur in Bezug auf unsere Suchterkrankung).

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Hallo miteinander, ich habe die letzte Zeit immer nachdenken müssen, wo geht's für mich hin, wo will ich eigentlich hin.

    Aus dem Punkt bin ich zu dem Schluss gekommen, meine Forentätigkeit hier erstmal runterzufahren, weil sich auch zeitlich viele Konflikte aufgebaut hatten und ich dadurch auch andere Projekte vernachlässigt habe.

    Ich danke euch allen nochmal für den Super-Austausch hier, der mir wirklich eine riesen Hilfe war. Also bis dahin erstmal:thumbup:

  • Hallo rent


    Geniesse dein Leben in der Freiheit. Beste Wünsche für deine Weiterentwicklung wo und wie auch immer. Du hast viel Gutes beigetragen zum Forumsleben und ich hoffe das wir uns hier zur gegebenen Zeit wiedersehen.


    Alles Gute Dir

    Brant

  • Ich schließe mich Brant s Worten und Wünschen vollkommen an.

    Du weißt, wo du uns findest und bist uns immer willkommen.

    LG AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Hallo miteinander,

    ich wollte auf dem Wege auch nochmal ein frohes und vor allem gesundes neues Jahr wünschen. Meistens ist es irgendwo so eine Floskel, die man aus Höflichkeit so runterleiert, aber hier wünsche ich es wirklich allen.

    Mir geht’s gut, ich habe die Feiertage gut „überstanden“ und bin wirklich gespannt, was das nüchterne neue Jahr so bereithalten wird.

    Ich kann mich noch an den Start des vergangenen Jahres (2023) erinnern, wo ich aus Verzweiflung/ einem Gefühl der Sackgasse bzw. des Gefangenseins wieder mal einen ernstgemeinten, aber auch heimlichen Versuch (unter dem Deckmantel Dry January) mit dem Trinken aufzuhören, gestartet habe. Da war eine Niedergeschlagenheit, Depression, Zukunftsangst und eine Leere/ Vermissen des Alkohols. Es war wirklich so, als müsste ich mir das beste im Leben nun für immer vorenthalten bzw. es würde mir vorenthalten werden. Ich hatte zwar bis Mai „durchgehalten“, aber wahrscheinlich war es durch das fehlende Mindset nur eine Frage der Zeit, vielleicht auch unaufhaltsam, dass ich wieder „schwach“ geworden bin bzw. dem Druck nachgeben musste. Im Nachhinein war es vielleicht auch eine Erfahrung, die ich gebraucht habe, um von diesem „Nachtrauern“/ Glorifizieren des Alkohols wegzukommen, welches bei mir immer ein Verlustdenken erzeugt hat und es immer nur eine Frage der Zeit war, bis die eigene Willenskraft dem Suchtgedächtnis nicht mehr standhalten konnte. Aber ich denke an diese Zeit im letzten Mai auch nicht gerne zurück. Im Nachhinein betrachtet habe ich mich in der Zeit zusätzlich auch schön mit alkohoholfreiem Bier und Opioiden getriggert.

    Apropos Opioide, ich merke, dass da bei mir doch noch eine gewisse Affinität vorhanden ist. Ich hatte Ende 2023 wieder ziemliche Rückenprobleme (scheinbar kommen die wie der Weihnachtsmann „alle Jahre wieder“ zur Weihnachtszeit ;) ) und hätte ich noch was derartiges im Haus gehabt, hätte ich darauf bestimmt zurückgegriffen. Mit der Ausrede, ich „darf“ ja, weil ich Schmerzen habe und diese medikamentieren muss. Aber die eigentliche Grundintension war eher, dass ich mir damit die anstehenden Feiertage erleichtert bzw. die Besuche und Treffen mit der Verwandtschaft und die damit einhergehenden Reibungspunkte gut in einer Wolke/ Illusion einer falschen Zufriedenheit/ Gelassenheit schön vernebeln hätte können. Aber es wäre nur wieder diese Abkürzung gewesen, womit ich mich über Jahre auch mit dem Alkohol nur selber getäuscht habe/ Situationen reguliert habe. Also Opiate und Co. sind sozusagen mein Bier im Kühlschrank/ im Haus, was ich besser nicht herumstehen haben sollte.

    Nun gut, dafür gab es stinklangweiliges Ibuprofen, schweißtreibende Rückenübungen und teilweise doch eher anstrengende Treffen mit der Verwandtschaft. Und wenn ich die ganzen Verstrickungen, angesprochenen und unausgesprochenen Reibungspunkte mit meiner Familie mal nüchtern betrachte, war es in der Vergangenheit auch nicht verwunderlich, dass ich eben die Abkürzung mit Alkohol und Co. genommen habe. Ich will keinesfalls jemandem anders die Schuld zusprechen, aber für mich war es eben damals der einfachste Weg, bestimmte Situationen zu regulieren bzw. erträglich zu machen, was aber letztendlich in einer Sackgasse geendet ist.

    Aber birgt nicht gerade der nüchterne Weg soviel mehr und ist ein Weg wirklich zu sich selber zu finden?

    Sich sozusagen nicht nur ein „Betäubungspflaster“ darüber zu kleben (was zudem auch immer schlechter wirkte) und sich selber erstmal anzunehmen mit all seinen Narben, Macken und Befindlichkeiten und auch die Gegebenheiten erstmal zu akzeptieren? Und auf diesem nüchternen Weg eine echte Basis für wirkliche Veränderung zu schaffen?

    Also für mich auf alle Fälle der richtige Weg und eigentlich habe ich ja auch keine wirklichen Alternativen mehr. Und wo ich früher einmal war, will ich nie wieder hin.


    So, ganz schön viel geschwafelt und um mal den Bogen zu bekommen:

    Alkohol bzw. der Gedanke daran hat mich die letzten Monate überhaupt nicht mehr gejuckt und es ist eher so, dass ich die ganze Trinkerei eher mit Wiederwillen betrachte. Der Gedanke/die Erinnerung an die anflutende, vermeintlich entspannende Wirkung oder auch den Rausch, löst bei mir eher negative Emotionen aus.

    Beispielsweise zur Silvesterfeier (eher kleine Gruppe und es wurde auch nur moderat getrunken) lag so ein süßlicher, ausgeatmeter Alkoholgeruch im Raum, den ich als unangenehm empfand und es war überhaupt kein Gedanke/ Verlangen etwas zu trinken vorhanden, obwohl die Situation früher nach Alkohol geschrien hätte.

    Dafür bin ich echt dankbar.

    Das war es erstmal von mir und ich wünsche euch allen noch gesundes neues Jahr :)

  • Aber birgt nicht gerade der nüchterne Weg soviel mehr und ist ein Weg wirklich zu sich selber zu finden?

    Sich sozusagen nicht nur ein „Betäubungspflaster“ darüber zu kleben (was zudem auch immer schlechter wirkte) und sich selber erstmal anzunehmen mit all seinen Narben, Macken und Befindlichkeiten und auch die Gegebenheiten erstmal zu akzeptieren? Und auf diesem nüchternen Weg eine echte Basis für wirkliche Veränderung zu schaffen?

    Also für mich auf alle Fälle der richtige Weg und eigentlich habe ich ja auch keine wirklichen Alternativen mehr. Und wo ich früher einmal war, will ich nie wieder hin.

    Ich freue mich für dich, dass du solche Gedanken mit uns teilen kannst.
    So etwas lese ich jedenfalls immer wieder gerne. :)

    Ich finde übrigens eigene Gedanken von mir, die mir immer mal wieder durch den Kopf gehen, darin wieder.

    Heute sprachen mein Mann und ich beim Spaziergang darüber, wie oft wir immer wieder sagen, dass wir beide den Alkohol so gar nicht vermissen, und was bei uns so dahinter steht. Aufgrund der Feststellung, wie oft wir das in letzter Zeit gesagt haben, stellte mein Mann die Frage, ob nicht das Gegenteil der Fall sei und wir den Alkohol eben doch vermissen.

    Ich meinte daraufhin, dass ich das immer wieder sage, weil ich selbst immer wieder so verblüfft, so verwundert und gleichzeitig unheimlich froh und erleichtert über diese Tatsache bin, dass Alkohol mir so ganz und gar nicht fehlt, dass von meiner Seite null Interesse am Konsum besteht, gerade weil ich mir früher vom Alkohol konsumieren Dürfen sooo viel versprochen habe, mir ein schönes Leben ohne Alkohol nicht vorstellen konnte und wollte. Und auch gerade, weil wir beide immer wieder bemerken, welch große Rolle Alkohol in unserem Umfeld spielt. Ich selbst nehm’s inzwischen meistens nur noch achselzuckend zur Kenntnis, mein Mann selbst war in den vergangenen Monaten immer wieder erstaunt und auch erschüttert.
    Wir leben in dem Bewusstsein, dass wir ähnlich gelebt und gedacht haben wie unser Umfeld, und staunen mitunter sehr, wie anders wir in unserer Wahrnehmung geworden sind, wie weit wir uns davon entfernt haben.
    Mich erstaunt das immer mal wieder besonders, weil ich - mein Mann hatte das nicht - bis in den Oktober vor drei Jahren zum Alkohol ein besonderes Verhältnis hatte.


    Auf gewisse Weise habe ich die vielen Familienzusammenkünfte, die bei uns ab Mitte Dezember jährlich anstehen, in diesem Jahr ganz anders und viel entspannter erlebt als jemals zuvor.


    Ich wünsche dir weitere viele erfreuliche Entdeckungen und Selbstbestätigung auf deinem Weg. 🙋‍♀️

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Ei guck, wer "Rent" den hier vorbei? Grüße Dich und vor allem alles Gute Dir! Tut mir leid das mit Deinem Rücken zu hören, ich drück Dir da die Daumen dass Du das irgendwie auf die Kette bekommst. Alles Gute dafür!

  • Heute sprachen mein Mann und ich beim Spaziergang darüber, wie oft wir immer wieder sagen, dass wir beide den Alkohol so gar nicht vermissen, und was bei uns so dahinter steht. Aufgrund der Feststellung, wie oft wir das in letzter Zeit gesagt haben, stellte mein Mann die Frage, ob nicht das Gegenteil der Fall sei und wir den Alkohol eben doch vermissen.

    Ich meinte daraufhin, dass ich das immer wieder sage, weil ich selbst immer wieder so verblüfft, so verwundert und gleichzeitig unheimlich froh und erleichtert über diese Tatsache bin, dass Alkohol mir so ganz und gar nicht fehlt, dass von meiner Seite null Interesse am Konsum besteht, gerade weil ich mir früher vom Alkohol konsumieren Dürfen sooo viel versprochen habe, mir ein schönes Leben ohne Alkohol nicht vorstellen konnte und wollte.

    Ja, ich bin da auch total froh und erleichtert darüber, immer wieder festzustellen, dass mir der Alkohol an keiner Stelle mehr fehlt. Es ist eine Freiheit, die ich nicht mehr hergeben möchte. Irgendwo lässt sich das auch schwer fassen, wie ich jetzt gerade hier sitze und noch vor Monaten darauf darauf gewartet habe, dass es endlich 17:00 wird und ich mir mein erstes Bier aufmachen kann bzw. wie ich täglich den Alkohol gebraucht habe. Und wie ich auch gleichzeitig mit mir gehadert und mich gehasst habe, dass ich das Trinken nicht unter Kontrolle habe und nie kontrollieren werde können.


    Und auch gerade, weil wir beide immer wieder bemerken, welch große Rolle Alkohol in unserem Umfeld spielt. Ich selbst nehm’s inzwischen meistens nur noch achselzuckend zur Kenntnis, mein Mann selbst war in den vergangenen Monaten immer wieder erstaunt und auch erschüttert.
    Wir leben in dem Bewusstsein, dass wir ähnlich gelebt und gedacht haben wie unser Umfeld, und staunen mitunter sehr, wie anders wir in unserer Wahrnehmung geworden sind, wie weit wir uns davon entfernt haben.
    Mich erstaunt das immer mal wieder besonders, weil ich - mein Mann hatte das nicht - bis in den Oktober vor drei Jahren zum Alkohol ein besonderes Verhältnis hatte.

    Ja, es ist wirklich krass, wie sich die eigene Wahrnehmung geändert hat. Aus jetziger Sicht ist es echt nachdenkenswert, was für eine große Rolle der Alkohol noch im Umfeld spielt und bestimmt auch noch lange spielen wird. (was man früher ja auch selber geglaubt hat und so gesehen hat)

    Ich denke auch, gerade diese Glorifizierung des Alkohols (ein "Bierchen "unter Freunden, das edle Glas Wein bei einem guten Gespräch...) bzw. auch diese latente Konditionierung die von außen wie auch von innen kam, dass ein freudvolles und erfülltes Leben doch nur mit Alkohol möglich sei, trägt wohl auch noch stark dazu bei. Ich hatte ja auch Jahrzehnte lang die Vorstellung, dass nur mit Alkohol das Leben lebenswert sei. Manchmal hab ich ernsthaft gedacht, dass ich ihn sogar "biologisch" brauche, um zu funktionieren.

    Aber wie auch immer, ich verteufle den Alkohol auch nicht, wer trinken will, wird auch weiterhin trinken und wird sich davon nicht abhalten lassen. Und es gibt auch genug Leute, die können scheinbar wirklich mal ein Bier oder ein Glas bewusst und kontrolliert geniesen, ohne danach noch die nächste(n) Flasche(n) aufzumachen. Nur ich gehöre da eben nicht dazu, aber ehrlich gesagt, juckt mich das überhaupt nicht mehr und im Grunde meines Herzens bin ich so froh und dankbar darüber wie es jetzt ist.


    Ich wünsche dir weitere viele erfreuliche Entdeckungen und Selbstbestätigung auf deinem Weg. 🙋‍♀️

    Vielen Dank. Das Gleiche wünsche ich dir und allen anderen ebenso :thumbup:

  • Ich bin eigentlich schon immer der Meinung gewesen, dass ein erwachsener Mensch bei klaren Verstand das Recht haben sollte, sich dafür entscheiden zu dürfen, was er konsumieren möchte und was nicht. Im Wissen aller Risiken und Nebenwirkungen. Ich möchte auch nicht, nur weil ich ein SUCHT-Problem habe, dass Alkohol in allen Varianten aus dem Verkehr gezogen wird. Es gibt genügend Leute, die Alkohol wirklich bewusst genießen können. Nur ich eben nicht.

    Ich kann mich noch daran erinnern, wo vor Jahren ein bei mir gut wirksames Schnupfenmedikament stark reglementiert bzw. Menge und Zugang stark eingeschränkt wurde. Ich hatte mir damals gedacht, nur weil ein paar Idioten das zur illegalen Herstellung von Methamphetamin brauchen, muss ich jetzt jetzt das dreifache für einen Packung bezahlen und habe nur noch ein Drittel der ursprünglichen Menge enthalten.

    Wiederum ist es auch klar, dass es absolut keinen Sinn machen würde, wenn es Heroin oder Fentanyl bei Müller oder Rossmann zu kaufen gebe. Es gibt nun mal Drogen, die nehmen eben nicht, wie der Alkohol bei mir, einen Umweg über mehrere Jahre, sondern verlangen schon nach kurzer Zeit ihren Kredit mit Zins und Zinseszins zurück. Übrigens habe ich diese rasante Abhängkeit auch mit Nikotin erlebt, welches es ja wie Alk auch an jeder Ecke zu kaufen gibt. Aber egal, ich will hier keine Diskussion über Beschaffungs-Reglementierung anführen, ich bin auch schon als früher Jugendlicher zu meinen Zigaretten und meinem "Stoff" gekommen. Weil ich es eben wollte.


    Nun ist ja Cannabis vor kurzem mehr oder weniger legalisiert worden.

    Ich bin nie der große Weed-Enthusiast oder Grasliebhaber gewesen, wenn ich Pot geraucht habe, war ich dazu noch meistens besoffen und danach so breit, wie nach 3 Schachtel Kippen, einer Pulle Bermannsfusel und dem Verfolgen einer Bundestagsdebatte im Deutschlandfunk. Für mich war das nie erstebenswert.

    Aber als ich jetzt vor kurzem davon erfahren hatte, habe ich gemerkt, wie sich bei mir doch etwas (ganz leicht) zu regen anfing, nämlich die gute altebekannte (Sehn)sucht. Frei nach dem Motto: "Du hast das ja jetzt so gut mit dem Alkohol hinter dir, da könntest du doch ab und zu mal...dich ein ganz klein wenig entspannen...und ist ja jetzt auch legal.. und Hasch ist ja nicht so gefährlich wie der Scheiß Alkohol"...bla, bla..bla...

    Übrigens stand auch wieder sofort mein guter alter Suchtverlagerungs-Experte auf der Matte, als ich vor kurzem durch Zufall erfahren hatte, dass ein verschreibungspflichtiges Schmerzmittel wieder erhältlich ist, was vor einigen Jahren, wahrscheinlich wegen Missbrauch und Leberschäden aus dem Verkehr gezogen wurde. Und sofort kamen bei mir auch wieder die Gedanken, ...war ja damals schon ganz nice...und du warst damals so geil entspannt...und ist ja auch kein Alkohol, bli bla blub...


    NEIN, ich möchte meine Freiheit, meine Klarheit, meine beginnende Serenität und den Menschen, der ich wirklich bin, mit allen positiven und negativen Eigenschaften und Gefühlen, nicht mehr gegen einen kurzen Mini-Rausch eintauschen!

    NEIN, ich will nie mehr am nächsten Morgen halbverpeilt mit Schuldgefühlen aufwachen und dem Wissen und der Angst in meinem Kopf, meine Tore eventuell wieder für den nächsten Level geöffnet zu haben!


    Dafür ist mir das, was ich jetzt habe, viel zu wertvoll. Punkt.

    2 Mal editiert, zuletzt von rent (25. März 2024 um 11:32)

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