• Stimmt, beim genauen Drüberlesen bzw. beim fett markieren fällt das wirklich auf, dass ich das Wort "eigentlich" mehrmals benutzt habe.

    Ich muss dir aber sagen, dass ich mich zu dem Zeitpunkt als ich das geschrieben habe, mich wirklich gut gefühlt habe, mir es überhaupt nicht dreckig ging und ich überhaupt nicht trinken wollte,

    ABER eben diese Gedankenfragmente auftauchten, eben meiner jetzigen gesunden Welt zu entfliehen und eben mal wieder etwas "Verrücktes" anzustellen.

    (es sollte eher eine Überleitung sein "Mir geht's "eigentlich" gut...aber")

    Aber Danke wirklich nochmal für den Tip :thumbup:

    Manchmal ist da vielleicht wirklich ein blinder Fleck und es kann nicht schaden, etwas genauer hinzuschauen.

  • So hier wieder mal ein paar Zeilen von mir.

    Habe z.Zt. paar Tage Urlaub und genieße das schöne Sommer...äh Herbstwetter.

    Als Einstieg in den Urlaub war ich in der Vergangenheit gewohnt, das mit viel Alkokol zu zelebrieren bzw. mich ordentlich wegzuballern.

    Diese Konditionierung/ Gewohnheit war in den ersten Wochen nach meinem Exit manchmal mehr, manchmal weniger vorhanden. Kaum ein Verlangen nach dem tatsächlichen Trinken, sondern die Frage: Was stelle ich jetzt an? Verbunden mit einem ganz schwachen Gefühl, etwas zu verpassen, da ich ja frei hatte und ich mir früher ein paar Tage unter dem Deckmantel "endlich Urlaub, das habe ich mir verdient", die Menge ordentlich hochgeschraubt habe.

    Dieses Mal hätte ich die Gedanken daran fast vergessen, es war eher nur so eine Erinnerung ohne Emotionen, nach dem Motto: Ach ja, früher war das ja so und so.

    Am Tag darauf bin ich seit langem wieder bei einem Skatabend bei Freunden gewesen.

    In meiner letzten Trinkerzeit hatte ich dort eher abgesagt, da ich ja fahren musste, aber wahrscheinlich bei einer Polizeikontrolle Probleme bekommen hätte.

    Deswegen hatte diese Abende gerne mir gemacht, weil ich dann nicht fahren musste.

    So ein Skatabend ist kein Besäufnis, aber schon mehr alkoholverknüpft als z.B. eine Grillfete, wo man sich auch mal kurz verkrümeln kann.

    Ich hätte auch abgesagt, wenn ich mich nicht sicher gefühlt hätte und bin logischerweise selber gefahren, um die Situation bei Bedarf verlassen zu können.

    Aber dass dort getrunken wurde, hat mich überhaupt nicht gestört.

    Ich nehme das wirklich so wahr, als würden die Anderen etwas machen, zu dem ich keinen Bezug mehr habe (und ich kenne meinen "tropfenden Zahn" von früher, wenn ich mal nicht trinken konnte)

    Aber es gab auch früher, als ich noch getrunken hatte, Momente, wo mich mein Trinken angeekelt hatte und ich mir gewünscht hatte, frei von diesem Zwang zu sein.

    Und als ich jetzt nüchtern in der Runde saß, war das so ein gutes Erlebnis, einen klaren Kopf zu behalten und nüchtern ohne Sorge heimzufahren.

    Es war so der Eindruck, jetzt ist es da, was du dir schon lange wünschst und das war einfach gut.

    Ich kenne die Leute dort auch recht gut und deshalb war es für mich nicht schwer zu bekunden, dass ich nicht mehr trinke.

    Ich habe es gesagt wie es ist, dass ich das kontrollierte Trinken eben nicht mehr unter Kontrolle habe. Dass es viel einfacher für mich ist, jetzt überhaupt nichts mehr zu trinken und es mir dadurch viel besser geht.

    Ein Bekannter sagte sogar, dass er das gut findet, aber um dieses Lob geht's mir eigentlich gar nicht.

    Auch die Heimfahrt mit klarem Kopf und gutem Gewissen ist da irgenwie ein sehr positiver Teil von diesem Erlebnis. (früher bin ich eher wie ein Missetäter heimgeschlichen, zu Recht)

    Das klingt jetzt alles nicht so reißerisch, aber das soll es ja auch nicht sein.

    Sondern für mich geht darum, die Momente die ich früher trinkend erlebt und mir zum Teil auch oft zurechtgetrunken hatte, jetzt nüchtern zu erleben und die guten Seiten der Abstinenz daran zu erkennen.

    Und das bedeutet aber auch für mich, zum einen oder anderen Event NEIN sagen zu können.

    Nicht als Furcht davor, sondern weil ich wieder fähig werde, zu entscheiden, was ich möchte und was nicht.

  • :) Wenn du möchtest, antworte ich auf deinen Beitrag, aber ich kann ihn auch einfach so als DEINE Erfahrung stehen lassen. ;)

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Hallo Rent,

    na, dann antworte ich dir doch mal. 😉

    Erstens: Ich freue mich aufrichtig für dich, dass deine Abstinenz sich diesmal für dich so gut anfühlt, und ich wünsche dir, dass das auch so bleibt. 🍀

    Was mich interessieren würde:

    Kaum ein Verlangen nach dem tatsächlichen Trinken, sondern die Frage: Was stelle ich jetzt an? Verbunden mit einem ganz schwachen Gefühl, etwas zu verpassen, da ich ja frei hatte und ich mir früher ein paar Tage unter dem Deckmantel "endlich Urlaub, das habe ich mir verdient", die Menge ordentlich hochgeschraubt habe.

    Wie hast du die Frage für dich beantworten können bzw. was hast du dir Schönes, Gutes, Interessantes angeboten, wie hast du diese freie Zeit genutzt?

    Wir hatten weiter oben ja schon mal über „Aushalten“ diskutiert. Ich denke schon, dass man manches Gefühl, manchen Gedanken auch einfach zur Kenntnis nehmen und „aushalten“ kann und vielleicht auch sollte, ich denke aber auch daran, woraus sich dieses Gefühl/ dieser Gedanke speist. „Ich hab mir dieses oder jenes verdient“ ist ja ein Gefühl/ ein Gedanke, der vom sogenannten Belohnungszentrum gespeist wird. Da steckt ein Bedürfnis dahinter.

    Von einfach nur „Aushalten“ wird dieses Bedürfnis sehr wahrscheinlich nicht dauerhaft weggehen. Mir kommt da gerade der Gedanke an kleine Kinder hoch, wenn sie etwas haben wollen, sei es an der Supermarktkasse oder woanders. Wer von uns hat nicht schon einmal einen entsprechenden Tobsuchtsanfall eines Kindes miterlebt? 😉

    Ich bin solche Zeiten natürlich auch gehabt. Ich weiß nicht mehr so ganz genau, was ich da so gemacht habe, aber von meinen Erfahrungen bei meinen „Rauch-Ausstieg“ wusste ich, dass ich am besten etwas ganz anders mache. In solchen Situationen wäre ich mit einer Apfelsaftschorle oder einem Wasser nicht glücklich geworden. Viel zu schwach und mein Belohnungszentrum hätte sich verarxxxx gefühlt und wäre u.U. fordernder geworden.

    So ein Skatabend ist kein Besäufnis, aber schon mehr alkoholverknüpft als z.B. eine Grillfete, wo man sich auch mal kurz verkrümeln kann.

    Ich hätte auch abgesagt, wenn ich mich nicht sicher gefühlt hätte und bin logischerweise selber gefahren, um die Situation bei Bedarf verlassen zu können.

    Wenn ich das richtig verstehe, so hattest du dich auf die Situation vorbereitet, hattest sinnvolle Strategien zur Hand:

    - Absagen, wenn du dich nicht sicher/ stabil fühlst,

    - Situation bei Bedarf verlassen können.

    - Und du hast dein dir vertrautes Umfeld informiert.

    Wie ich dich hier so erlebe, hast du dir für so etwas schon ein Bewusstsein/ eine gewisse Achtsamkeit für dich erworben. Und darauf kommt es meines Erachtens an.

    Hat meiner Beobachtung nach nicht jeder am Anfang. 😉

    Auch die Heimfahrt mit klarem Kopf und gutem Gewissen ist da irgenwie ein sehr positiver Teil von diesem Erlebnis. (früher bin ich eher wie ein Missetäter heimgeschlichen, zu Recht)


    Das klingt jetzt alles nicht so reißerisch, aber das soll es ja auch nicht sein.

    Sondern für mich geht darum, die Momente die ich früher trinkend erlebt und mir zum Teil auch oft zurechtgetrunken hatte, jetzt nüchtern zu erleben und die guten Seiten der Abstinenz daran zu erkennen.

    Ein gutes Gefühl, nicht wahr? :)

    Halte es dir fest, prägst dir gut ein. Hab ich selbst auch so gemacht und tue es auch heute noch, nicht nur mit solchen Momenten, sondern mit allen Momenten in meinem Leben, die ich als gut, schön, usw. empfinde. Das stabilisiert, schafft innere Ausgeglichenheit und fördert inneres Wohlbefinden.

    Ich hab immer mal wieder folgenden Spruch im Kopf und nutze ihn auch nicht selten:

    Du bist dort, wo deine Gedanken sind.

    Sieh zu, daß deine Gedanken da sind, wo du sein möchtest.

    Rabbi Nachman von Bratzlaw

    Da steckt meines Erachtens sehr viel Wahrheit und Lebenserfahrung drin. Ich achte daher nach Möglichkeit, meine Gedanken auf das, was gut ist, was mir gut tut u.ä., zu lenken.

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Hallo AmSee

    Wie hast du die Frage für dich beantworten können bzw. was hast du dir Schönes, Gutes, Interessantes angeboten, wie hast du diese freie Zeit genutzt?


    Wir hatten weiter oben ja schon mal über „Aushalten“ diskutiert.

    Bei wir waren eben früher meist gerade solche Entspannungsabende mit Alkohol UND einer Tätigkeit, die mir Freude gemacht hat, verknüpft. Zumindest habe ich meistens mein "Trinkgelage" mit einer positiven Tätigkeit eingeläutet.

    Ich habe sozusagen den Spaß, den ich an der jeweiligen Tätigkeit/ Ereignis hatte, mit Alkohol noch verstärkt.

    Z.b. Abendessensvorbereitung für den gemeinsamen Abend mit der Familie (da habe ich auch schon meistens ab 17 Uhr für mich "vorgeglüht", um dann schon leicht beschwingt mitzuhelfen und später beim Essen offiziell weiterzutrinken)

    Aus dem Grund fiel es mir anfänglich sehr schwer, diese Tätigkeiten zu ersetzen bzw. wirkten eben genau diese Tätigkeiten ohne Alkohol sehr fade. (z.B. auch Werkeln, Wandern, Sport oder Sauna, eigentlich habe ich alles, wenn es möglich war, mit Alkohol "verbessert")

    Aber es sind gerade solche Momente, die ich jetzt nüchtern erleben will.

    "Aushalten" beschreibt es jetzt vielleicht auch nicht richtig, sondern es ist eher ein "anders erleben".

    Das braucht auch etwas Zeit und wie gesagt anfänglich war alles sehr fade.

    Ich habe da z.b anfangs sehr mit alkoholfreien Getränken herum experimentiert, aber die Grundsituation z.B. gemeinsames Abendessen bleibt ja erhalten, aus der kann ich mich ja auch schwer herausnehmen und möchte das auch nicht.

    Aber wie gesagt, ich merke immer mehr, dass gerade solche Situationen ohne Alkohol auch Spaß machen können oder sogar besser sein können.

    Weil jetzt eine entspannte Klarheit da ist, um eben genau diese Situation jetzt "anders" zu erleben, sich an dem tatsächlichen Ereignis wirklich zu erfreuen.

    Aber es bedarf natürlich manchmal auch eines Umdenkens bzw. eine Veränderung, die aber wie oben beschrieben, manchmal nicht so einfach ist.


    Ein gutes Gefühl, nicht wahr? :)

    Halte es dir fest, prägst dir gut ein. Hab ich selbst auch so gemacht und tue es auch heute noch, nicht nur mit solchen Momenten, sondern mit allen Momenten in meinem Leben, die ich als gut, schön, usw. empfinde. Das stabilisiert, schafft innere Ausgeglichenheit und fördert inneres Wohlbefinden

    Ja, das ist wirklich ein super Gefühl, was ich mir am liebsten in die Tupperware einpacken würde und bei Bedarf wieder herausholen würde.

    Aber gerade durch das Schreiben hier, lässt sich vielleicht auch so ein Moment gut festhalten.


    Du bist dort, wo deine Gedanken sind.

    Sieh zu, daß deine Gedanken da sind, wo du sein möchtest.

    Rabbi Nachman von Bratzlaw


    Das trifft es sehr gut.

    Es kommt m.A. nach auch oft darauf an, wie ich eine Sache betrachte.

    Nehme ich sie an, versuche das Gute darin zu sehen oder lehne ich sie von Grund auf ab.

    Ja und es geht darum, meine Gedanken darauf zu lenken, was mir wirklich gut tut.

    So gut das eben möglich ist.

  • Ich denke schon, dass manches Gefühl, manchen Gedanken auch einfach zur Kenntnis nehmen und „aushalten“ kann und vielleicht auch sollte, ich denke aber auch daran, woraus sich dieses Gefühl/ dieser Gedanke speist. „Ich hab mir dieses oder jenes verdient“ ist ja ein Gefühl/ ein Gedanke, der vom sogenannten Belohnungszentrum gespeist wird. Da steckt ein Bedürfnis dahinter.


    Von einfach nur „Aushalten“ wird dieses Bedürfnis sehr wahrscheinlich nicht dauerhaft weggehen. Mir kommt da gerade der Gedanke an kleine Kinder hoch, wenn sie etwas haben wollen, sei es an der Supermarktkasse oder woanders. Wer von uns hat nicht schon einmal einen entsprechenden Tobsuchtsanfall eines Kindes miterlebt? 😉

    Ich habe nochmal über das "Aushalten" nachdenken müssen.

    Ja, wenn ich versuche, eine Situation dauerhaft auszuhalten, kommt am Ende nichts Gutes dabei heraus bzw. es ist nur ein Frage der Zeit bis man wieder einknickt.

    Und ja, es gibt Situationen, die kann ich umkrempeln oder komplett weglassen.

    Ich sehe das auch so, dass man dem Belohnungssystem bessere Alternativen anbieten muss, sonst läuft alles auf Verzicht hinaus.

    Aber wie ich oben beschrieben hatte, waren eben gerade viele meine Alternativtätigkeiten meistens mit Alkohol verknüpft.

    z.B. war früher ein Saunabesuch im halb betrunkenen Zustand für mich ein absolutes Highlight.

    Ich heimwerke auch recht gerne und früher hatte ich wirklich manchmal dabei vergessen, das Bier austrinken. (ok das war eher selten, meistens habe ich mir dort noch extra eins aufgeklickt)

    Aber gerade in der ersten Zeit ohne Alkohol wirkten solche Aktivitäten eher fade und langweilig auf mich, mir hat eigentlich für alles der richtige Antrieb gefehlt.

    Eine relativ positive Kompensation war, dass ich meinen Sport wiederbelebt hatte und das körperliche Fit werden/Gut fühlen hat mir auf alle Fälle geholfen.

    Aber da ich mich früher immer nach dem Sport mit Alkohol belohnt hatte, hatte das auch einen faden Beigeschmack/ Erinnerung. Und gerade, wenn ich mich früher wieder richtig fit gefühlt habe, kam auch schnell wieder ein Gedanke, der das Trinken verharmlosen wollte.

    Unterm Strich hab ich meinem Belohnungssystem eigentlich größtenteils nur Alternativen anbieten können, die eben früher mit Alkohol verknüpft waren.

    Deshalb war es für mich wirklich manchmal ein "neu/ anders Erleben" der selben Situation und vor allem auch ein ANNEHMEN, dass es jetzt so ist, wie es ist.

    (und eigentlich nicht mehr wirklich änderbar ist, wenn es aufwärts gehen soll)

    Ich habe das in der Hinsicht relativ positiv erlebt, da ich es als neuen Weg/ neues Leben gesehen habe, Blick nach vorn und auf keinen Fall zurück.

    Es war sozusagen eine neue Sichtweise auf die vorhandene Situation.

    Man kann das vielleicht mit einem längeren Marsch vergleichen, wo auf dem Weg auch nicht alles angenehm ist, aber als Ziel, die "Belohnung" vor Augen hat.

    Und für mich ist eben die größere Belohnung meine dauerhafte Freiheit/ frei davon zu sein, Alkohol trinken zu müssen/ wollen.

    Das klingt jetzt sehr nach Vernunft/ Willensstärke/ Durchhalten vs. Suchtgedächtnis, das ist aber damit nicht gemeint.

    Aber anders kann ich es z.Zt. auch nicht erklären und zumindest bei mir hat es ja gut funktioniert.

    Und es ging ja in den Momenten nicht um einen starken Suchtdruck, sondern nur um Situationen/ Aktivitäten, die eben früher mit Alkohol verknüpft waren und irgendwo gelockt haben bzw. eine Illusion erzeugen wollten.

    Und das soll jetzt auch nicht heißen, dass man sich zum Anfang seiner Nüchterheit mit einer Apfelschorle in die Kneipe setzen soll und versuchen, die Situation "auszuhalten" bzw. "neu zu erleben".

    Für mich waren aber eher die alltäglichen oder privaten Entspannungsituationen eine Herausforderung, aus denen ich mich auch nicht rausnehmen konnte bzw. wollte.

    Ich habe das eigentlich nur nochmal aufgeschrieben, um das etwas aufzudröseln und vielleicht kann ja der eine oder andere etwas für sich rausnehmen.

    Und hier gilt eben auch wieder, dass es nicht den einen Weg für jeden gibt, sondern eben jeder seinen Weg für sich herausfinden muss.

  • Aus dem Grund fiel es mir anfänglich sehr schwer, diese Tätigkeiten zu ersetzen bzw. wirkten eben genau diese Tätigkeiten ohne Alkohol sehr fade. (z.B. auch Werkeln, Wandern, Sport oder Sauna, eigentlich habe ich alles, wenn es möglich war, mit Alkohol "verbessert")

    Aber es sind gerade solche Momente, die ich jetzt nüchtern erleben will.

    Das war bei mir nicht viel anders. Ich heimwerke auch sehr gerne, bin insgesamt sehr kreativ. Ähnlich verhält es sich bei mir mit Wandern usw.

    Ich hab das auch alles mit Alkohol „verbessert“.

    Bei der Malerei (Acryl auf Leinwand) zum Beispiel, die ich nach meinem Klinikaufenthalt begonnen hatte, habe ich mir ne schöne Flasche ausgezeichneten Rotwein gegönnt und fühlte mich dabei wie die großen Maler. 😅

    Dass ohne Alkohol all das erstmal fade wirkt, ist völlig normal, wenn man bedenkt, wie Alkohol wirkt. Da kann definitiv keine Apfelschorle mit und auch kein anderes alkoholfreies Getränk. Um dasselbe oder sogar besseres zu erreichen, müsstest du zu anderen chemischen Mitteln greifen. Wohin das dann führen würde, wirst du wissen.

    Mit dem sogenannten Belohnungszentrum und überhaupt mit der ganzen Neurobiologie und -chemie des Gehirns und des Körpers insgesamt ist eine ganz merkwürdige Sache.

    Das ist von Natur aus ein ganz ausgeklügeltes, aber auch recht kompliziertes System.

    Wie kompliziert es ist, durfte/ musste ich aufgrund meiner Erkrankungen erfahren. Zu viel von diesem Botenstoff, zu wenig von dem Botenstoff und schon geht’s dir schlecht. Bist abgrundtief traurig, fühlst tiefe Ängste, schürst Panik, verspürst kaum oder gar keinen Antrieb und so weiter.

    Bei MIR zum Beispiel ist offenbar von Natur aus von diesem oder jenem Botenstoff zu wenig vorhanden, deshalb musste das medikamentös korrigiert und eingestellt werden. Ab heute kommt zum Beispiel ein neues Medikament hinzu, weil das alte viel zu schwach ist und eine zu kurze Wirkzeit hat. Das neue Medikament soll 24 h lang wirken. Ich Glückspilz hab nämlich auch noch RLS. 🙈🤪

    Deshalb war es für mich wirklich manchmal ein "neu/ anders Erleben" der selben Situation und vor allem auch ein ANNEHMEN, dass es jetzt so ist, wie es ist.

    (und eigentlich nicht mehr wirklich änderbar ist, wenn es aufwärts gehen soll)

    Ich habe das in der Hinsicht relativ positiv erlebt, da ich es als neuen Weg/ neues Leben gesehen habe, Blick nach vorn und auf keinen Fall zurück.

    Es war sozusagen eine neue Sichtweise auf die vorhandene Situation.

    Ich nehme mein derzeitiges Leben nicht viel anders war. Seit sich die Neurobiologie und - Chemie meines Gehirns im Laufe meiner Abstinenz wieder regeneriert hat - durch Alkoholmissbrauch und die damit verbundene Überflutung des Gehirns mit sogenannten Glücksbotenstoffen sind eine Vielzahl an Rezeptoren gebildet worden, die sich erstmal wieder zurückbilden müssen und sich nach einer Weile tatsächlich auch zurückbilden - funktioniert es wieder ganz anders. Ich vermute, dass es jetzt so funktioniert, wie es eigentlich soll, wie es von Natur aus vorgesehen ist.

    Ich erlebe völlig anders als früher, sehr viel vielseitiger und in gewisser Weise auch nachhaltiger.

    Wenn ich zum Beispiel handwerke, ein Möbelstück schleife und später lackiere oder lasiere, dann bin ich mit allen Sinnen dabei. Ich betrachte zum Beispiel die Holzmaserung, fühle die Struktur des Holzes, fühle die allmähliche Feinheit des Schliffs. Wenn ich Rolle oder Pinsel führe, ist das in gewisser Weise ein besonderes Erlebnis.

    Das alles wirkt von ganz alleine und durch das bewusste Wahrnehmen macht es etwas mit mir, was sich einfach gut anfühlt.

    Und ja, es tut sich mir dabei eine neue Sichtweise auf, die sich in gewisser Weise erfüllend anfühlt. Ich stelle mir vor, dass es so eigentlich sein soll.

    Ähnlich geht es mir zum Beispiel beim Wandern oder bei Spaziergängen mit meinen Hunden. Ich habe mir schon vor einer ganzen Weile, weil ich krankheitsbedingt in „normalen“ Schuhen nicht mehr so gut gehen kann, Barfußschuhe gekauft. Ich komme bestens damit zurecht, fühle mich einfach nur wohl darinnen und ich spüre mich geerdet. Meine Füße und Beine sind aufgrund einer Schädigung meiner Rückenmarksnerven durch die MS etwas taub/ gehändicapt. Durch die Barfußschuhe wird aber das, was noch da ist, stimuliert und das fühlt sich gut an. Wenn ich unterwegs bin, genieße ich regelrecht das, was ich da spüre.

    Darüberhinaus nehme ich auch das ganze Drumherum viel intensiver und achtsamer wahr als früher. Was für eine Erfahrung!

    Und das alles stimuliert natürlich mein sogenanntes Belohnungszentrum und das sogenannte vegetative Nervensystem.

    Ich bin jedoch davon überzeugt, dass es nach der sogenannten Trockenlegung, dem Beginn der Abstinenz seine Zeit braucht, um da hin zu kommen. Ich bezweifle nicht ohne Grund, dass das reine „Aushalten“ nicht dorthin bringt, sondern dass man aktiv durch gewisse Veränderungen in seinem Leben darauf hinarbeiten muss oder vielmehr sollte.

    So, wie du das von dir schilderst, scheinst du aber auf diesem Weg zu sein, denn du „hältst“ nicht einfach nur „aus“, sondern bemühst dich neu und anders wahrzunehmen.

    Nach meiner Beobachtung ist das ein Lernprozess. Das geht nicht von heute auf morgen und es wird möglicherweise auch Rückschläge geben, aber nicht ohne Grund heißt es „Übung macht den Meister“. 😉

    Das klingt jetzt alles so weise und gelassen, aber ganz ehrlich: Sooo weise und gelassen fühle ich mich gar nicht. Auch ich bin noch immer unterwegs und das darf auch gerne noch eine ganze Weile so bleiben. S’wäre dann ja langweilig, wenn ich das Ziel erreicht hätte. 🤣

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Das war bei mir nicht viel anders. Ich heimwerke auch sehr gerne, bin insgesamt sehr kreativ. Ähnlich verhält es sich bei mir mit Wandern usw.

    Ich hab das auch alles mit Alkohol „verbessert“.

    Bei der Malerei (Acryl auf Leinwand) zum Beispiel, die ich nach meinem Klinikaufenthalt begonnen hatte, habe ich mir ne schöne Flasche ausgezeichneten Rotwein gegönnt und fühlte mich dabei wie die großen Maler. 😅

    Ich kann dich da sehr gut verstehen und ich würde beinahe ketzerisch behaupten, dass gerade in dieser alkoholbedingten Beschwingtheit nicht nur schlechte Sachen herausgekommen sind.

    Wenn ich mir heute manche "Werke", die ich damals unter Alkoholeinfluss zusammengebaut und -geschraubt habe, nüchtern betrachte, hat da auch vieles Hand und Fuß gehabt.

    Und gerade im kreativen Heimwerkerbereich fällt es mir z.Zt. auch noch manchmal schwer, an vergangene Schaffungsphasen anzuknüpfen.

    Zumindest gefühlt hat der Alkohol da positiv gepusht, das muss ich der Ehrlichkeit halber schon sagen.

    Die Gefahr liegt aber darin, dass ich damit Vergangenes verkläre und die ganzen Kollateralschäden, die ja überwogen haben, dabei vergesse.

    Mir hilft das manchmal, dass ich eben diesen Lebensabschnitt dort mit allem Guten und Schlechten inkl. Schuldgefühlen&Co in dieser Vergangenheit lasse und ich meinen Blick nach vorn bzw. auf das JETZT richte.

    Aber ich merke auch, wie die Lust auf viele (früher alkoholunterstützten) Sachen mehr und mehr zurückkommt und ich sehe jetzt alles eher in einer nüchternen Klarheit, was auch mehr Liebe zum Detail bedeutet.

    Und ich denke, dass eben alles seine Zeit braucht, bis sich alles wieder einspielt.


    Bei MIR zum Beispiel ist offenbar von Natur aus von diesem oder jenem Botenstoff zu wenig vorhanden, deshalb musste das medikamentös korrigiert und eingestellt werden

    Darüber habe ich auch schon oft nachdenken müssen.

    In vergangen Trinkertagen hatte ich wirklich mal geglaubt, dass ich den Alk brauche, um zu funktionieren. (ich meine damit nicht die körperliche Abhängigkeit)

    Dass es sozusagen von Haus aus an Botenstoffen mangelt und einfach nur die körpereigene Chemie richtig eingestellt werden müsste.

    Das habe ich ja auch jahrelang irgendwo mit Alk&Co auf dem falschen Weg versucht und nie geschafft.

    Klar, man könnte jetzt nur auf körperliche Ursachen tippen und im gegebenen Fall nach Möglichkeit auf medikamentösen Weg beseitigen.

    Oder man nimmt das Ganze eben im Zusammenhang mit der Psyche oder auch äußere Umstände, die ja auch einen großen Einfluss auf die Aussschüttung von Botenstoffen haben.

    Das ist vielleicht wirklich immer eine Fallentscheidung.

    Ich habe nur für mich gemerkt, dass durch das Weglassen des Alkohols sich viele Sachen von alleine gebessert haben.

    Ich habe sozusagen das Medikament weggelassen, was mir zwar Heilung versprach bzw. vorgegaukelt hat, aber mich eher in Gefangenschaft gehalten hat.

    Und ich muss auch jetzt wieder neu lernen, dass das Leben Höhen und Tiefen hat und es beides zu meistern gilt.

    Klar, Tiefen will keiner so gerne haben.

    Im Rückblick sind aber eben gerade solche Sachen ein Erfolgserlebnis, diese ohne Alkohol gemeistert zu haben.

    (Wenn man gerade drin, steckt eher unschön)


    Ich erlebe völlig anders als früher, sehr viel vielseitiger und in gewisser Weise auch nachhaltiger.

    Wenn ich zum Beispiel handwerke, ein Möbelstück schleife und später lackiere oder lasiere, dann bin ich mit allen Sinnen dabei. Ich betrachte zum Beispiel die Holzmaserung, fühle die Struktur des Holzes, fühle die allmähliche Feinheit des Schliffs. Wenn ich Rolle oder Pinsel führe, ist das in gewisser Weise ein besonderes Erlebnis.

    Das alles wirkt von ganz alleine und durch das bewusste Wahrnehmen macht es etwas mit mir, was sich einfach gut anfühlt.


    Und ja, es tut sich mir dabei eine neue Sichtweise auf, die sich in gewisser Weise erfüllend anfühlt. Ich stelle mir vor, dass es so eigentlich sein soll.

    Das fühle ich total nach und das ist meiner Ansicht nach ein großer Schlüssel für ein zufriedenes nüchternes Leben.

    Das meinte ich auch damit, bestimmte vorhandene Dinge/ Situationen "neu oder anders" zu erleben/ wahrzunehmen, eben eine neue Sichtweise zu entwickeln.

    Eine gewisse Art von Achtsamkeit, sozusagen auch die kleinen Dinge wahrzunehmen und damit das Belohnungssystem wieder zu füllen.

    Genau das Ganze ist auch ein Lernprozess und geht nicht von heute auf morgen.

    Aber Übung macht den Meister :)


    S’wäre dann ja langweilig, wenn ich das Ziel erreicht hätte. 🤣

    Stimmt, was würde man dann machen ;)

  • Ich kann dich da sehr gut verstehen und ich würde beinahe ketzerisch behaupten, dass gerade in dieser alkoholbedingten Beschwingtheit nicht nur schlechte Sachen herausgekommen sind.


    Wenn ich mir heute manche "Werke", die ich damals unter Alkoholeinfluss zusammengebaut und -geschraubt habe, nüchtern betrachte, hat da auch vieles Hand und Fuß gehabt.

    Und gerade im kreativen Heimwerkerbereich fällt es mir z.Zt. auch noch manchmal schwer, an vergangene Schaffungsphasen anzuknüpfen.

    Zumindest gefühlt hat der Alkohol da positiv gepusht, das muss ich der Ehrlichkeit halber schon sagen.

    Naja, nur schlechte Sachen sind dabei wirklich nicht herausgekommen, aber im Nachhinein, also von heute aus betrachtet, steckt die Kreativität doch von sich aus in mir drin. Insofern hat zu jenem Zeitpunkt der Alkohol zeitweise nur etwas verstärkt, was eh schon da war.

    Ich kann das nachvollziehen, dass du zur Zeit noch das Gefühl hast, an vergangene Schaffungsphasen schwer anzuknüpfen zu können, aber wenn das bei dir so laufen sollte wie bei mir, kommt es wieder, vielseitig und in sich stimmig.

    Ich muss dabei gerade an Kaffee und sogenannte Energiedrinks denken. Wir glauben zwar, dass uns das aufputscht, in Wirklichkeit aber wird die Energie, die du spürst, aus deinen Reserven gezogen. Die Reserven, die dein Körper naturgemäß aus Selbstschutz zurückhält. Du hast insofern gar nicht mehr Energie durch Energiedrinks zur Verfügung.

    Ich vermute aufgrund meiner eigenen Erfahrungen, dass die Kreativität, Vitalität, Energie usw. schon in uns steckt. Nur war der Weg, das mit Alkohol rauszuholen, nicht unbedingt der richtige Weg, auch wenn es sich für uns zeitweise richtig angefühlt hat.


    Wir hatten inzwischen unser großes Fest auf einem Saal. Und ich sag dir: Was für ein Event und so unkonventionell wie wir eben sind. Wir haben zu Heavy Metal abgerockt und zu rockiger Musik der 70er, 80er, 90er und der Gegenwart. Mein Mann und ich (und unsere Gäste offensichtlich und nach eigener Auskunft auch😉) hatten einen Riesenspaß und waren bis spät in die Nacht so ausgelassen, als wenn wir Alkohol getrunken hätten. Haben wir aber nicht. (Nicht wenige unserer Gäste schon.🤫)

    Ein sehr guter Freund von mir meinte am nächsten Morgen beim Frühstück zu mir, dass wir ihn ungeheuer beeindruckt hätten. Wir würden nüchtern ja „jeden Scheiß“ mitmachen. 🤣

    Ich erzähle dir das, um deutlich zu machen, dass da nichts weg ist, weil der Alkohol nicht mehr da ist. Im Gegenteil. Bei mir jedenfalls ist mehr da als jemals zuvor und das, obwohl ich durch meine Erkrankungen gehandicapt bin. 😁

    Und ich muss auch jetzt wieder neu lernen, dass das Leben Höhen und Tiefen hat und es beides zu meistern gilt.

    Klar, Tiefen will keiner so gerne haben.

    Im Rückblick sind aber eben gerade solche Sachen ein Erfolgserlebnis, diese ohne Alkohol gemeistert zu haben.

    (Wenn man gerade drin, steckt eher unschön)

    Ich hab zu Beginn der Feier eine kleine Rede gehalten und dabei auch von ein paar Tiefen gesprochen. Gewiss waren diese Tiefen alles andere als schön für uns, aber sie waren nun einmal da und wir haben sie gemeinsam und dabei auch jeder für sich gemeistert. Im Grunde haben sie uns auch wachsen lassen und beinhalteten für uns auch eine Chance. Ich kann kaum zum Ausdruck bringen, was mir und uns das bedeutet.

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Darüber habe ich auch schon oft nachdenken müssen.

    In vergangen Trinkertagen hatte ich wirklich mal geglaubt, dass ich den Alk brauche, um zu funktionieren. (ich meine damit nicht die körperliche Abhängigkeit)

    Dass es sozusagen von Haus aus an Botenstoffen mangelt und einfach nur die körpereigene Chemie richtig eingestellt werden müsste.

    Das habe ich ja auch jahrelang irgendwo mit Alk&Co auf dem falschen Weg versucht und nie geschafft.

    Nun war bei MIR die Depressionserkrankung schon vor dem Alkoholmissbrauch vorhanden, insofern ist das bei mir wahrscheinlich wirklich etwas anders als bei „normalen“ Alkoholikern.

    Alkoholiker leiden nicht gerade selten unter Depressionen, die verschwinden in der Regel aber im weiteren Verlauf der Abstinenz. Neurobiologisch/ -chemisch gibt’s dafür auch gut nachvollziehbare Erklärungen.

    Tatsächlich mangelt es aufgrund des Alkoholmissbrauchs unter Umständen tatsächlich an körpereigenen Botenstoffen. Aufgrund der Überschwemmung des Gehirns mit alkoholindizierten Botenstoffen werden im Gehirn allerdings auch vermehrt die entsprechenden Rezeptoren gebildet.

    Ein gewisser Teufelskreis, der übel endet, wenn der Alkoholmissbrauch nicht gestoppt wird, der aber auch aufhört, wenn der Alkoholmissbrauch noch rechtzeitig gestoppt wird.

    Wenn’s zu weit fortgeschritten ist, sind die Schäden leider irreparabel.

    Ich habe nur für mich gemerkt, dass durch das Weglassen des Alkohols sich viele Sachen von alleine gebessert haben.

    Ich habe sozusagen das Medikament weggelassen, was mir zwar Heilung versprach bzw. vorgegaukelt hat, aber mich eher in Gefangenschaft gehalten hat.

    Das ist mir ganz ähnlich ergangen. Ich hab Alkohol ebenfalls als Medizin missbraucht, mir damit etwas zu verschaffen versucht, was ich verloren glaubte: Lebensfreude.

    Ich hab sehr oft, das ging schon am Anfang meines Berufslebens los, geglaubt, mit Alkohol besser zu funktionieren. Das war in gewisser Weise auch tatsächlich so, weil Alkohol bei mir auch etwas gedämpft hat, was ich in seiner Menge und Intensität nicht aushalten konnte. Gedämpft durch Alkohol war es dann möglich, meine Arbeit zu bewältigen und bis in die frühen Morgenstunden am Schreibtisch zu arbeiten.

    Bevor ich vor drei Jahren den Absprung machte, funktionierte ich nur noch mit Alkohol. Nicht, weil ich schon körperlich abhängig war und das große Zittern kriegte, sondern weil ich ohne Alkohol so gut wie keinen Antrieb, keine Lebensfreude hatte, mich mit allem überfordert fühlte und regelmäßig Panik schob. Keins meiner Medikamente wirkte gut genug, um zurecht kommen zu können. Konnte es im Nachhinein betrachtet auch nicht, weil ich erstens mit meinem Alkoholmissbrauch die Medikation gewissermaßen torpediert habe, und zweitens weil diese Medikamente in ihrer Wirkung ganz bewusst nicht so konzipiert sind, damit sie eben nicht abhängig machen.

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Ich muss dabei gerade an Kaffee und sogenannte Energiedrinks denken. Wir glauben zwar, dass uns das aufputscht, in Wirklichkeit aber wird die Energie, die du spürst, aus deinen Reserven gezogen. Die Reserven, die dein Körper naturgemäß aus Selbstschutz zurückhält. Du hast insofern gar nicht mehr Energie durch Energiedrinks zur Verfügung.


    Ich vermute aufgrund meiner eigenen Erfahrungen, dass die Kreativität, Vitalität, Energie usw. schon in uns steckt. Nur war der Weg, das mit Alkohol rauszuholen, nicht unbedingt der richtige Weg, auch wenn es sich für uns zeitweise richtig angefühlt hat

    Da kann ich dir nur recht geben. Ich bin jemand, der am liebsten immer 120% von den vorhandenen Ressourcen genutzt hätte.

    Und das rächt sich irgendwann und der Körper fordert seine Schuldscheine zurück.

    Mit zunehmendem Alter wird er übrigens immer pedantischer ;)

    Ich bin auch der Ansicht, dass die Kreativität, Vitalität, Energie in uns steckt und nicht das Werk von externer Chemie ist.

    Dieses ist nur der falsche Weg einer Abkürzung, was auf Dauer nicht gut geht.

    Ich habe sozusagen mit der Brechstange an meinen körpereigenen Reglern gedreht, obwohl es eines Uhrmacherschraubenziehers bedarft hätte.

    Ich hab sehr oft, das ging schon am Anfang meines Berufslebens los, geglaubt, mit Alkohol besser zu funktionieren. Das war in gewisser Weise auch tatsächlich so, weil Alkohol bei mir auch etwas gedämpft hat, was ich in seiner Menge und Intensität nicht aushalten konnte. Gedämpft durch Alkohol war es dann möglich, meine Arbeit zu bewältigen und bis in die frühen Morgenstunden am Schreibtisch zu arbeiten.

    Als ich vor x Jahren den Alkohol bei einem Rauchstopp für mich "entdeckt" hatte, kam das eine Offenbarung gleich.

    Die ganze Welt wirkt irgendwie farbenfroher, die Leute netter, es war irgendwie so, wie es eigentlich sein sollte.

    Ich war der, der ich immer sein wollte, entspannt, kommunikativ, locker und habe mich gefühlt wie eine bessere Version von mir.

    Ich hatte das irgendwo schon mal beschrieben, es war eigentlich wie Bollywood, nur dass da keiner getanzt hat ;)

    Na ja nichts hält ewig, und irgendwann wird zurückgefordert, was man (vielleicht unwissend) aber trotzdem eingelöst hat.

    Aber dadurch, dass ich damals den Alkohol so positiv erlebt habe, hat es sehr, sehr lange gedauert, um zu begreifen, dass der Alk keine Medizin für mich ist, sondern immer mehr nimmt, als er verspricht.

    Aber gerade deshalb, weil die Sucht so erfolgversprechend, langsam und schleichend über Jahre um die Ecke kam, war es so schwer, von der Anfang an Nein zu sagen.

    Ich war mir damals am Anfang echt nicht der Konsequenzen bewusst, die eben diese jahrelange "Selbstmedikamentation" mit sich bringt.

    Aber was vorbei ist ist vorbei.

    Und wenn es nicht Alkohol gewesen wäre, wäre es vielleicht etwas anderes gewesen.

    Und um mal positiv zu enden,

    hätte ich nicht die Gefangenschaft der Sucht erlebt, würde ich jetzt vielleicht gar nicht begreifen, wie wunderbar es ist, frei davon zu sein.

  • "Unpässlichkeiten"

    Ich hatte heute eine kleine Feier/ Familienzusammenkunft.

    Und wie es manchmal so ist, sind solche Zusammenkünfte auch nicht immer ganz unanstrengend.

    Dazu kam noch, dass ich mich schon die letzten Tage nicht so dolle, müde und etwas dünnhäutig gefühlt habe.

    Ich schiebe es mal auf das wechselhafte Wetter :/

    Jedenfalls sind bei dem Treffen wieder ein paar Punkte (unbeabsichtigt) berührt worden, an denen ich schon jahrelang zu knappern habe/ die mich triggern, aber für die es auch so einfach keine Lösung gibt.

    Ich rede hier auch über relative Kleinigkeiten, die aber in Verbindung mit der momentanen Dünnhäutigkeit eher etwas größer erscheinen, als sie vielleicht wirklich sind.

    Letzendlich bin ich wirklich froh, den anstrengenden Nachmittag/Abend durchgestanden zu haben, ohne das überhaupt ein Gedanke kam, die Situation mit Alkohol zu regulieren.

    Für mich war es ein Annehmen einer Situation, die ich im Moment nicht ändern kann. (und in diesen Momenten nicht unbedingt angenehm)

    Mir würde das Ganze manchmal etwas leichter fallen, wenn ich meine eigene (emotionale) Sicht auf diese Dinge andern könnte. Sozusagen die alten Kamellen etwas mehr hinter mir lassen könnte. Halt Schwamm drüber und gut.

    Auf der anderen Seite sind es eben manchmal gerade die Eigenschaften/ Handlungen der jeweiligen Personen bzw. welche Rolle eben gerade diese Person in meinem Leben spielt, die mich eben an diese alten Kamellen erinnern und durch welche eben auch manchmal neue Trigger entstehen.

    (Den Personen, durch die ich mich getriggert gefühlt habe, wird das überhaupt nicht bewusst gewesen sein/ Da war bestimmt kein böser Wille dabei, sondern nur eben nur der eigene Egoismus/ die eigene Überforderung, eine Sache mal nicht nur aus dem eigenen Blickwinkel zu betrachten)

    Unterm Strich fühlt sich aber gerade durch solche Interaktionen der sowieso verletzte Teil in mir einfach immer wieder schnell neu verletzt.

    Mir ist auch bewusst, dass ich mit dieser Unvergebenheit/ Verletztheit mir auch selber überhaupt nicht gut tue.

    Halt ein blöder Kreislauf, ich stecke wirklich manchmal in meiner Rolle fest, die mir durch Erlebnisse in der Vergangenheit so auferlegt wurde bzw. auferlegen lassen habe.

    Und ich ärgere mich sozusagen über mich, dass ich mich geärgert habe/ Ärger habe. Das ist echt ärgerlich ;)

    Es ist eben manchmal schwer, über seinen eigenen Schatten zu springen/ emotional loszulassen, naja ich arbeite daran.

    Aber wie gesagt, null Bock bei der Situation oder auch danach mich mit Alk&Co zu erleichtern (eher Ekel bei dem Gedanke sich zu beduseln oder high zu werden)

    Wenn das mal nichts ist... :)

  • Abstand, Abstand, Abstand.

    Ich weiß gar nicht ob ich das hier schon eimal erzählt hatte, im Rahmen meiner Kur hatte ich ein Gespräch mit einer Therapeutin und nach dem ich da so meine Probleme mit meinem engeren Umfeld ausführlich erzählt hatte, kam nur knapp: Wenn es sie belastet, warum investieren sie da Zeit?

    Und diese, eigentlich sehr schlüssige Antwort, die gleichzeitig auch schwer anzunehmen ist, war die Lösung. Ich hab mich dann ziemlich schnell von diesen Belastungen gelöst. Und auch um es konkret zu sagen, der Abstand / Distanz zur eigenen Mutter, die auch noch extrem nahe wohnt und eigentlich ein Alter hat, wo man das Verhalten einer lieben Oma erwarten würde, tut gut.

    Es tut einfach gut selbstbestimmt die Menschen aus dem eigenen Leben herauszuhalten, die einen ewig und drei Tage belastet haben.

    Wir waren, weil ich ja trotzdem die leichten Drähte der Diplomatie offen lasse, dieses Wochenende zusammen bei einem Event. Und ich muss einfach sagen, ich war wieder froh als der Abend vorbei war, weil sich wieder genau das zeigte, was immer war. Mit dieser Frau muss ich so wenig Zeit wie möglich verbringen. Das ist die einzige Lösung. Und mit anderen, engen Familienmitgliedern auch.

    Wenn ich zurückblicke, wie oft ich mir wegen dieser Familienscheisse eine aus Frust geballert habe, weil man mich so dermaßen getriggert gefühlt hatte, mein Mutter auch immer das Messer zwischen meinen Rippen hatte und es genoß mich zu reizen, ist das Ignorieren der Person der einzige Weg.

    Und ganz deutlich gesagt, es wird emfohlen, als Angehöriger trinkende Angehörige fallen zu lassen weil man ihnen nicht helfen kann. Das gilt aber auch für Angehörige, die einfach vom Charakter her schlechte Menschen sind. Auch die muss man fallen lassen. Die werden sich niemals ändern.

    Klingt hart, ist so. Ich fahre gut damit.

  • Unterm Strich fühlt sich aber gerade durch solche Interaktionen der sowieso verletzte Teil in mir einfach immer wieder schnell neu verletzt.


    Mir ist auch bewusst, dass ich mit dieser Unvergebenheit/ Verletztheit mir auch selber überhaupt nicht gut tue.

    Halt ein blöder Kreislauf, ich stecke wirklich manchmal in meiner Rolle fest, die mir durch Erlebnisse in der Vergangenheit so auferlegt wurde bzw. auferlegen lassen habe.

    Und ich ärgere mich sozusagen über mich, dass ich mich geärgert habe/ Ärger habe. Das ist echt ärgerlich ;)

    Es ist eben manchmal schwer, über seinen eigenen Schatten zu springen/ emotional loszulassen, naja ich arbeite daran.

    So, wie ich das in meinem Leben erfahren habe bzw. in den letzten Jahren erfahren durfte, liegt das Geheimnis in der „Selbstannahme“ und der „Selbstfürsorge“. Und das in ganz vielfältiger Hinsicht.

    Du spürst diese innere Verletzung. Von wem könnte da am ehesten Heilung kommen? Von einem Verwandten, der sich wider Erwarten ändert? Oder eher von dir aus deinem eigenen Inneren?

    In meinem Leben waren nicht Verwandte oder andere Menschen, die sich geändert hätten, die sind eher so geblieben, wie sie immer schon waren (oder sie sind nicht mehr am Leben).

    Und ist es mit meiner eigenen Inneren Verletztheit besser geworden, weil ich selbst etwas für mich tun konnte.

    Du schreibst, dass du dich über dich selbst ärgerst, weil du dich geärgert hast, Ärger hast.

    Hast du schon mal von der Arbeit mit Inneren Anteilen, mit dem sogenannten „Inneren Team“ gehört?


    Selbstannahme und - fürsorge kann in dem bestehen, was Honk dir geraten hat. Das ist manchmal genau das Richtige.

    Sie kann aber auch darin bestehen, seine Inneren Anteile besser kennenzulernen und in einen Dialog miteinander zu bringen. Ich kann durchaus nachvollziehen, dass du dich ärgerst, weil du dich ärgerst, aber die Lösung wird wahrscheinlich nicht darin bestehen, dich diesbezüglich mehr unter Druck zu setzen und dir das sich Ärgern schlecht zu machen und zu untersagen. Vergebung kommt in der Regel nicht auf Knopfdruck, weil wir das so wollen oder von uns fordern.

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Du spürst diese innere Verletzung. Von wem könnte da am ehesten Heilung kommen? Von einem Verwandten, der sich wider Erwarten ändert? Oder eher von dir aus deinem eigenen Inneren?

    Ja von einem Verwandten wird keine Heilung oder Verständnis kommen.

    Die meisten anstrengenden Zeitgenossen sind ja auch mehr oder weniger damit beschäftigt, für ihr eigenes "Überleben" zu sorgen und teilweise auch in vielen Sachen und Ängsten gefangen, wobei eben diese Sicht der Dinge wiederum auch gerne dem Anderen übergestülpt werden will.

    Und ja, der Schlüssel liegt in meinem Inneren, wie ich eben die Sache betrachte und den jeweiligen Moment wahrnehme.

    Ich merke beispielsweise auch, wenn ich eben nicht (wie gestern) so dünnhäutig bin, mir auch viele den Buckel runterrutschen können und ich eine Egal-Einstellung habe, die mir wirklich gut tut.

    Es eben nur manchmal schwer, sich aus diesen ganzen Verstrickungen zu lösen, die sich über Jahrzehnte aufgebaut haben und durch den Alkohol teilweise ruhiggestellt wurden.

    Dazu muss ich sagen, dass auch verwandtschaftsmäßig nicht immer alles schlecht ist und es gilt eben dort auch, die Vor- und Nachteile abzuwägen und das Beste daraus zu machen.

    Arbeitsmäßig ist übrigens auch noch eine große Baustelle, aber mangels Alternativen und Abwägung verschiedener Vor- und Nachteile bleibt da auch erstmal noch ein Abwarten, sozusagen wenn der Leidensdruck noch nicht so hoch ist)

    Beispielsweise hatte ich vor kurzem einem echt hinterhältigen Kollegen mal ordentlich (aber auch sachlich) die Meinung gegeigt, was mir in dem Moment sehr gut getan hatte und kurzeitig die gegenseitige Situation verbessert hatte.

    Im Nachhinein oder eben gerade in einem Moment der Dünnhäutigkeit kommen aber dann wieder Bedenken, quasi einen Krieg angezettelt zu haben und dieser hinterhätlige Typ in dem Fall sowieso schön (oder noch mehr) weiter hetzt.

    Sozusagen Angst vor der eigenen Courage.

    Wenn ich auf der anderen Seite meine "der Typ kann mich mal"- Mentalität habe, fällt es mir relativ leicht, schlagfertig zu kontern und mir dadurch den Raum zu verschaffen, den ich benötige.

    Mir fällt es auch in dem Moment der mentalen Stärke leichter, eine Sache auf sich beruhen zu lassen, obwohl ich genau weiß, dass beispielweise hinter dem Rücken weiter gehetzt wird. (was ich ja sowieso nicht ändern kann)

    Also wie gesagt, für mich ist das auch viel eine eigene Sicht der Dinge, ein Wahrnehmen und Bewerten, ohne dass ich mich gleich verletzt fühle oder dieses zeige, um dem anderen damit eine Angriffsfläche zu bieten.

    Und ja es geht viel um Selbstannahme+Selbstfürsorge, die in dem Moment manchmal auch einen Abstand oder einen Rückzug bedeuten kann.


    Du schreibst, dass du dich über dich selbst ärgerst, weil du dich geärgert hast, Ärger hast.

    Hast du schon mal von der Arbeit mit Inneren Anteilen, mit dem sogenannten „Inneren Team“ gehört?

    Nein, vom inneren Team habe ich noch nichts gehört. (Ist bestimmt vergleichbar mit dem inneren Kind)

    Ich muss auch sagen, dass ich relativ rational/ simpel aufgewachsen bin und alles, was in die psychologische Ecke gehörte, von meiner Erziehung her negiert wurde.

    Nach dem Motto, "wenn du damit anfängst, kannst du gleich in die Klapse gehen, das musst du irgendwie selber schaffen".

    Nur mal ein Beispiel, was das verdeutlicht: Meine kleine Tochter hatte vor kurzem früh immer Angst, in die Schule zu gehen. Wir hatten nach einiger Zeit, weil wir uns auch nicht mehr zu helfen wussten, daraufhin einige Termine bei einer Sozialpädagogin gemacht.(also nicht mal bei einem "echten" Psychologen)

    Meine Mutter hatte daraufhin reagiert, als hätten wir vor, unsere Tochter psychologisch vollkommen zu verbiegen, sie sagte tatsächlich über uns hinweg, dass das unötig wäre und "es eben irgendwie von selber gehen müsste"...

    Und in der Art habe ich auch lange für mich selber versucht, mein Alkoholproblem zu lösen, in dem ich mich größtenteils unter Druck gesetzt habe und es eben nur eine Frage der Zeit war, bis ich diesem Druck nicht mehr standhalten konnte und wieder eingeknickt bin.

    Und dadurch der Glaube, es jemals zu schaffen und das Selbstbewusstsein, immer weniger wurde.


    Aber mal kurz ein Update, nachdem ich die letzten Posts doch öfters mal den Mond angeheult hatte: Leute, was geht es mir aktuell gut!

    Ich habe gerade bei Rent kommentiert, dem es nicht so gut geht, deswegen von der Stelle hier, schicke ich Dir mal nen Haufen Sonne.

    Danke dir Honk :thumbup:

    Ich freue mich wirklich, dass es dir gut geht.

    Und wie gesagt, bei mir waren das eher so temporäre Unpässlichkeiten, die wahrscheinlich auch mit dem anstehenden Familienbesuch zusammenhingen.

    Der ist ja nun erstmal "geschafft" ;)

  • Im Nachhinein oder eben gerade in einem Moment der Dünnhäutigkeit kommen aber dann wieder Bedenken, quasi einen Krieg angezettelt zu haben und dieser hinterhätlige Typ in dem Fall sowieso schön (oder noch mehr) weiter hetzt.

    Sozusagen Angst vor der eigenen Courage.

    Das kommt mir ziemlich bekannt vor, weil’s mir oft ähnlich gegangen ist und sich auch jetzt noch mitunter zeigt.

    Ist ja irgendwie auch logisch, dass solche Ängste aufkommen, wenn ich mich gerade schwach und angreifbar fühle. In solchen Momenten ist meine eigene Innere Sicherheit eben nicht so stabil und sicher, dass ich mögliche „Angriffe“ leicht wegstecke.

    Und ähnlich wie du habe ich diese Innere Sicherheit nicht von Anfang an als Kind erworben.

    Wirklich schwierig wird‘s meiner eigenen Beobachtung und Erfahrung nach dann, wenn ich mich selbst auch noch von Innen torpediere.

    Nein, vom inneren Team habe ich noch nichts gehört. (Ist bestimmt vergleichbar mit dem inneren Kind)

    Kurz zur Klärung:

    Ich bin im Laufe der letzten Jahre mit verschiedenen Modellen und Begrifflichkeiten konfrontiert gewesen. Ich hatte beruflich, aber schließlich auch privat (Therapie) damit zu tun. Bei den verschiedenen Modellen und Begrifflichkeiten habe ich zwischendurch selbst nicht mehr durchgeblickt.

    Das Modell des sogenannten „Inneren Teams“ ist ein Modell des Kommunikationspsychologen Friedemann Schulz-von-Thun. Dieses Modell widmet sich der Pluralität des menschlichen Innenlebens. „Inneres Team“ ist eine Metapher für die verschiedenen Persönlichkeitsanteile, die das sogenannte Selbst ausmachen.

    Das Modell des „Inneren Kindes“ ist wiederum anderes Modell. Entwickelt hat sich dieses Modell aus der Psychotherapie. „Inneres Kind“ bezeichnet und symbolisiert die im Gehirn gespeicherten Gefühle, Erinnerungen und Erfahrungen aus der eigenen Kindheit.


    Insofern gibt es da gewisse Unterschiede. Ich selbst zum Beispiel nutze beide Modelle, um mich zu sortieren bzw. etwas einzuordnen, was ich in meinem Inneren wahrnehme.


    Ich muss auch sagen, dass ich relativ rational/ simpel aufgewachsen bin und alles, was in die psychologische Ecke gehörte, von meiner Erziehung her negiert wurde.

    Nach dem Motto, "wenn du damit anfängst, kannst du gleich in die Klapse gehen, das musst du irgendwie selber schaffen".

    Wie soll ich das deuten? Stehst du selbst der psychologischen Ecke auch eher ablehnend gegenüber oder bist du inzwischen interessiert und offen dafür?

    Ich selbst bin nach dem Tod meines Vaters auf Drängen und Druck des Jugendamtes mit der „psychologischen Ecke“ in Berührung gekommen. Überzeugt hat mich die Therapie damals bei dem Kinder- und Jugendtherapeuten nicht, aber ich musste ja da hin. 🤷‍♀️

    Interesse dafür kam bei mir erst im Studium auf.

    Die Einstellung deiner Mutter ist mir von anderen Menschen meiner Umgebung nicht unbekannt.

    Kann ich so stehen lassen, die wollen damit nix zu tun haben. 🤷‍♀️

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Danke dir Honk :thumbup:

    Ich freue mich wirklich, dass es dir gut geht.

    Und wie gesagt, bei mir waren das eher so temporäre Unpässlichkeiten, die wahrscheinlich auch mit dem anstehenden Familienbesuch zusammenhingen.

    Der ist ja nun erstmal "geschafft" ;)

    Ich kann Dir dazu nur sagen, das ist oder war, harte Arbeit. Die Sonne ist mir leider nicht zugeflogen sondern ich denke, ich habe sie mir verdient. Und dazu haben auch wirklich unbequeme Entscheidungen gehört.

    Zitat

    m Nachhinein oder eben gerade in einem Moment der Dünnhäutigkeit kommen aber dann wieder Bedenken, quasi einen Krieg angezettelt zu haben und dieser hinterhätlige Typ in dem Fall sowieso schön (oder noch mehr) weiter hetzt.

    Sozusagen Angst vor der eigenen Courage.

    Und da ist mein Tipp, die Courage aufrecht zu erhalten und, so, doof das klingt, weiter die dominante Person zu sein. Die selbstbewusste, dominante Person. Erst dann ist Ruhe.

    Natürlich werden die Leute hinter dem Rücken weiter lästern und ihre Spielchen spielen, aber das Level wird sich auf die Art verändern, dass es Dich nicht mehr berührt und beschäftigt.

    Spannender Weise hat sich in meinem beruflichen Kontext ein Netzwerk gebildet von Leuten in meiner Position, wir haben uns mehr oder weniger zufällig im Rahmen der Gehaltsverhandelungen der Länder zusammengefunden. Ich bin da mittlerweile mit den "Vorstand", Zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit / Marketing etc.

    Und mir fliegen ganz viel die Geschichten von anderen Kollegen zu und diese Geschichten ähneln sich alle. Und runtergebrochen haben wir alle das selbe Problem: Es traut sich niemand Nein zu sagen und wird Spielball ohne Rückendeckung. Und ich bin fest der Meinung, durch Auftreten, Selbstbewusstsein, Dominanz kann man sich selber Rückendeckung schaffen. Und natürlich durch gute Arbeit und natürlich, man sollte kein Arsch werden.

    Solche Leute, die hinter dem Rücken agieren, brauchen die Arsch versohlt um es ganz klar zu sagen. Diese Bloßzustellen und immer wieder drauf rumhacken was das für miese Charaktere sind, ist das einzige was hilft.

    Ich gehe davon aus, das dieses Mobbing einzig und alle aus verminderten Selbstbewusstsein und Geltungsbedürfnis entsteht. Und da muss man drüber stehen.

    Ich hab ja mittlerweile hier und da so Anti-Mobbing Maßnahmen mitgemacht. Wenn da diese Wölkchen an die Wand geklebt werden und da diese komische Maßnahmen im Einvernehmen beschlossen werden, da lacht sich doch jeder drüber tot.

    Und das selbe, so blöde das ist, hat man im familiären Verbund auch, aber da tut es noch mehr weh.

    So, aber zur Arbeit, letzter Arbeitstag für fast 3 Wochen :)

  • Solche Leute, die hinter dem Rücken agieren, brauchen die Arsch versohlt um es ganz klar zu sagen. Diese Bloßzustellen und immer wieder drauf rumhacken was das für miese Charaktere sind, ist das einzige was hilft.

    Schwieriges Thema. Ich kenne das auch. Gegen Mobbing kommt man meines Erachtens nur an, wenn man sich Hilfe sucht. Leider hängt erfolgreiches Abstellen von sowas in der Regel auch von der Führungsetage ab, von der müssen u.U. entsprechende Maßnahmen durchgezogen werden.

    In meinem Betrieb war die Führungsetage leider selbst der „Mobber“. Da half nur, weiterhin hoch professionell zu bleiben, Beschwerdematerial zu sammeln und ggf. einzusetzen.

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Schwieriges Thema. Ich kenne das auch. Gegen Mobbing kommt man meines Erachtens nur an, wenn man sich Hilfe sucht. Leider hängt erfolgreiches Abstellen von sowas in der Regel auch von der Führungsetage ab, von der müssen u.U. entsprechende Maßnahmen durchgezogen werden.

    In meinem Betrieb war die Führungsetage leider selbst der „Mobber“. Da half nur, weiterhin hoch professionell zu bleiben, Beschwerdematerial zu sammeln und ggf. einzusetzen.

    Voll schwierig. Ich kenne das ja selber als Betroffener. Als selber gemoppter und angeblich als Mobber, das ist mir zwei Mal passiert. Beim ersten Mal wurde mir gar nicht geholfen und ich musste die Situation alleine lösen. Was ich nur mit Kraftanstrengung geschafft habe.

    Beim zweiten Mal wurde ich des Mobbings bezichtigt, es gab eine Reflexion und was stellte sich raus: Die "Anklägerin" war das Problem. Aber sie nicht alleine, es gab eine dritte Person, so ein Typ wie in Rents Erzählung, der diese Frau angestiftet hat. Und übrigens ein absoluter Unruheherd hier ist.

    Erst eine Dienstaufsichtsbeschwerde und eine deutliche Ansage was ich von dem Typen halte, hat für Ruhe gesorgt. Mittlerweile hat sich dieser Typ isoliert und ist von seiner vermeindlichen Machtposition als Marionettenspieler zu einer einsamen Person geworden.

    Das war aber selber verdient.

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