Wie soll ich das deuten? Stehst du selbst der psychologischen Ecke auch eher ablehnend gegenüber oder bist du inzwischen interessiert und offen dafür?
Nein, ich stehe nicht ablehnend gegenüber.
Ich hatte damals kurz vor Beginn meiner langjährigen Trinkpause ziemlichen Trouble mit meiner Chefin, die damals selbst aus heutiger Sicht wirklich eindeutig Grenzen überschritten hatte. (das hatte sich über Jahre aufgebaut)
Ich bin daraufhin nicht mehr auf Arbeit gegangen, hatte mich ohne viel Federlesens krankschreiben lassen und permanent ihre Anrufe (über Tage) weggedrückt.
Das hatte mir damals temporär sogar sehr gut getan, zumindest hatte sie in dieser Situation keine Macht mehr über mich)
weil sie auch an der vorhergegangenen Situation nicht ganz unschuldig war.
Danach hatte sich die Situation sogar etwas gebessert.
Es gab damals sogar ein paar Schulterklopfer von anderen Kollegen, die Situation ähnlich erlebt hatten und vielleicht auch Nutznieser waren, dass die Luft im Nachhinein nicht mehr ganz so dick war.
Da mir die Aktion aber selbst aus damaliger Sicht im Nachhinein doch etwas zu "crazy" vorkam und ich auch noch andere Baustellen nur noch mit Alkohol betäuben (Tendenz steigend) konnte, hatte ich damals Hilfe bei einem Psychologen gesucht.
Ich will das auch nicht schlecht reden und wahrscheinlich war ich für ihn auch einer der ersten Patienten (er war scheinbar frisch vom Studium), aber die Quintessenz war ein empfohlenes Trinksystem bzw. Tips für den Umgang damit und ein paar Verhaltenstips.
Seine Ansicht war damals, dass durch Lösung einiger meiner Probleme, auch der Alkoholkonsum wieder kontrollierbarer werden sollte.
Aber irgendwie hatte ich schon damals gespürt, dass gerade der Alkohol viele Probleme erst erzeugt bzw. noch verstärkt hatte.
Ich hatte damals die Sitzungen aufgegeben und z.T. eher aus Verzweiflung meine langjährige "Trinkpause" für mich alleine begonnen.
Die mir wiederum sehr gut getan hatte, es hatte sich wirklich bestätigt, dass der Alkohol für viele Sachen verantwortlich war und mein Leben hatte sich in den Jahren wieder gut repariert.
Das war jetzt ein etwas längerer Einleitungssatz, aber ich will damit sagen, dass ich z.B. Therapien nicht ablehnend gegenüberstehe, aber es gerade dort darauf angekommt, WEN man bekommt. (wie übrigens überall im Gesundheitswesen)
Im Kollegen- und Bekanntenkreis gibt es auch Leute, die über längere Zeit therapiert wurden und aus meiner Sicht hat das in den Fällen teilweise nicht so viel gebracht.
Ein Kollege ist schon fast ein Jahr krank und hört jetzt auf zu arbeiten, weil es scheinbar nicht mehr anders geht.
Ok, reinschauen kann man in niemanden und es sind eben wie überall im Leben, die negativen Schlagzeilen sind immer die lautesten sind und zuerst gehört werden.
Für mich ist z.B. der Schritt hier, mich hier im Forum angemeldet zu haben und zu schreiben schon ein sehr großer Schritt (weil ich ja so erzogen wurde, ich muss das "alleine" schaffen und ja nicht irgendwelche therapeutische Hilfe anzunehmen )
Der Austausch hier tut mir übrigens sehr gut und es ist auch ein Teil von meiner "Therapie".
Aber selbst für meine Frau war es anfänglich etwas seltsam, mich in einem Alkoholiker-Forum zu wissen.
Wir sind eben beide so aufgewachsen, (sie sogar noch mehr), dass man über solche Probleme "nicht redet".
Und ja es gibt natürlich auch viele Lösungen, die man sich bestimmt teilweise auch selber erarbeiten kann.
Danke auch nochmal für den Tip mit dem "inneren Team" und auch diesen Friedeman Schulz von Thun meine ich hier schon öfters gelesen zu haben.
Unterm Strich will ich eigentlich damit sagen, dass ich psychologischen Maßnahmen überhaupt nicht ablehnend gegenüberstehe, aber auf Grund meiner Erfahrungen in der Vergangenheit das auch sehr vom jeweiligen Theraputen abhängig machen würde.
Und da ist mein Tipp, die Courage aufrecht zu erhalten und, so, doof das klingt, weiter die dominante Person zu sein. Die selbstbewusste, dominante Person. Erst dann ist Ruhe.
Natürlich werden die Leute hinter dem Rücken weiter lästern und ihre Spielchen spielen, aber das Level wird sich auf die Art verändern, dass
Danke für den Tip.
Das ist im Grunde auch Teil meiner Strategie.
...oder ich hole mal etwas weiter aus:
Meine derzeitige (und auch jahrzehntelange) Arbeitsstelle ist eigentlich ein Sammelbecken für alle möglichen "Absonderlichkeiten" die es irgendwo auf Arbeit und im Miteinander geben kann.
Das war nicht immer so, aber im Zusammenhang mit ein paar neuen futterneidischen und permanent unzufriedenen Kollegen, (die bestimmt noch beim Einschlafen Tränen in den Augen haben, dass sie zu kurz kommen könnten)
hat sich in unserer Abteilung (auch im Zusammenhang mit dem Führungstil unserer Chefs) ein Klima entwickelt, was ich als hochtoxisch empfinde.
Man könnte darüber wirklich irgendwann mal ein Buch schreiben, dass würde aber dann aber im Phantasy- o.
Science Fiction Bereich landen.
Vielleicht mache ich das sogar mal wirklich.
Und jeder psychologisch Geschulte würde mir bestimmt anraten, die Situation lieber früher als später zu verlassen bzw. den Job wechseln. (meine Frau hatte mir das auch schon angeraten)
Ich habe aber auch viele Vorteile in dem Job, mir gefällt auch meine Arbeit an sich relativ gut und es gilt das Abwägungsprinzip.
Und außerdem sehe irgendwo nicht ein, nur weil sich hier in jüngerer Vergangenheit hier ein paar Neidhammel, die denken sie kommen zu kurz, breit gemacht haben und alles vergiften, meine jahrelange Stellung aufzugeben.
Und ja, seit meiner Nüchternheit haben sich viele Dinge bei mir geändert.
Wo ich früher nur verletzt und giftig zurückgeschossen habe, fällt es mir immer leichter die sache mit Humor zubetrachten und schlagfertig (aber nicht unter die Gürtellinie) zu parieren.
Und ich muss ehrlich sagen, dass mir das sogar manchmal etwas Spaß macht und das als "Training" betrachte.
Es ist nur so, wenn du in einem Moment der Schwäche, der Dünnhäutigkeit in die Arena musst, fällt es in dem Moment schwerer sich zu behaupten.
Und ich sag mal so, diese Leute in der Firma warten ja gerade auf irgendeine Schwachstelle um natürlich immer "gutmeinend" und "nur zum Spaß" dir eins überzugeben.
Wenn ich das so lese, ist meine Arbeitssitution echt traurig und früher bin ich mal zum Arbeiten dorhin gegangen 🙈
Aber wie gesagt, wenn ich das Bewusstsein habe, "die können mich alle mal und hinterm Rücken können sie von mir aus lästern, wie sie wollen" tangiert mich das nicht und mir fällt es relativ leicht, schlagfertig zu kontern.
Aber gerade in einem Moment der Dünnhäutigkeit kann man eben Selbstbewusstsein und innere Stärke nicht erzwingen.
Da gilt es manchmal einen taktischen Rückzug zu machen und später neu erstarkt einen Präventivschlag auszuführen.
Eigentlich ist das überhaupt nicht meine Intention, aber es ist derzeit auf Arbeit kaum eine andere Möglichkeit, um sich Luft zu verschaffen und Grenzen festzulegen.
Bei meiner Familie ist die Situation etwas anders, da wird nicht offensichtlich gestänkert.
Dort sind über Jahre falsche Rollenbilder, Messen mit zweierlei Maß und (wahrscheinlich unbewusst) manipulationsgesteuerte Abhängigkeiten entstanden, die mit einer Aussprache nicht so einfach zu beheben sind und erfahrungsgemäß mit erneueuter unbewusster Manipulation/ Verletztheit reagiert werden würde.
Und dort ist wirklich Rückzug und Abstand z.Z. die besser Lösung.