Vorstellung: ich bin neu und am Anfang

  • Ich bin nicht nur schwierigen Situationen nicht aus dem Weg gegangen.
    Ich hab auch sonst kaum so gelebt, wie wenn ich ein Alkohlproblem gehabt hätte.

    Mein ganz persönliches Ziel war, so zu leben, wie wenn ich nie gesoffen hätte. Und im Alltag ist mir das auch weitestgehend gelungen. Kein Mensch, der mit mir im wirklichen Leben zu tun hat, kommt auf die Idee, das ich da mal ein Problem hatte.

  • Da gibt es die unterschiedlichsten Strategien...Ich bin bestimmt das krasse Gegenteil von Susanne. Ich lebe zu 100% anders ohne die Sucht, ich mache so gut wie alles anders! Ich nehme mittlerweile auch Einladungen an wo Alkohol serviert und über den Nachmittag verteilt konsumiert wird (in Massen) aber nur bei Freunden die eher sehr wenig konsumieren. Also Mengen, die mir niemals Befriedigung gebracht hätten. Auf einen BBQ Nachmittag mit sicherem Saufgelage würde ich niemals hin gehen, auf kein Bierfest, Weinfest, Feria oder Bodega (bei mir in der Gegend sehr häufig), nichts wo der Alkohol einen zu hohen Stellenwert einnimmt. Ich kann das nicht,ich würde da das Martyrium leiden. Ich habe nicht mal Angst an solchen Anlässen zu trinken,das würde sicher nicht passieren,aber es würde mich wochenlang beschäftigen. Nicht im positiven Sinne. Und abgesehen davon bringt es mir auch einfach nichts, trinkfreudige Freunde gibt es kaum mehr in meinem Bekanntenkreis und die die geblieben sind sehe ich nur Nachmittags zum Kaffee (obwohl auch da schon mal Hochprozentiges „Zum Schuss“ à gogo serviert wurde). Man kann sich auch nicht total abschotten und zum Einsiedler mutieren aber es gibt da bei mir eine sehr sensible Grenze die nicht überschritten werden darf. Ich brauche da mehr Zeit, ich gebe sie mir gerne,es läuft mir ja nichts davon!

  • Ja offensichtlich gibt es da viele verschiedene Wege. Ich denke für mich wäre es gefährlich so zu leben als hätte ich nie ein Alkoholproblem gehabt. Ich muss da schon andere Gewohnheiten installieren. Aber auch wieder nicht zuviele aufs mal, ich bin ja nicht plötzlich ein anderer Mensch und will nicht plötzlich irgendwann dastehen und mich in einem Leben wiederfinden, das mir fremd ist.

    Das gute ist: ich bin schon ein Einsiedler... ;D


  • Ja offensichtlich gibt es da viele verschiedene Wege. Ich denke für mich wäre es gefährlich so zu leben als hätte ich nie ein Alkoholproblem gehabt. Ich muss da schon andere Gewohnheiten installieren.

    Genau so ist es. Die Vorgehensweise von Susanne68 mag für sie genau richtig und passend gewesen sein, ich hätte damit (wie viele andere sicherlich auch) Schiffbruch erlitten.

    Es gibt eine Vielzahl von Gründen, weshalb man zum Alki geworden ist und genau so gibt es mehrere Wege, sich aus dem Griff der Flasche zu befreien. Nur ist nicht jeder Weg für jeden geeignet und gangbar ;)

    Gruß
    Rekonvaleszent

  • Hallo Zusammen

    ich bin noch da. Aber habe mich etwas rar gemacht, meist habe ich zwar mitgelesen, aber zu schreiben fehlte mir der Mut. Jetzt habe ich ihn wieder gesammelt und möchte mit euch teilen wie es mir so ergangen ist.

    Die ersten vier Monate meiner Abstinenz liefen eigentlich relativ gut. Klar gab es Höhen und (manchmal auch sehr tiefe) Tiefen, aber etwas blieb immer: ich wollte abstinent sein, ich wollte nicht mehr trinken und so ist es mir auch gelungen.

    Dann nach vier Monaten hatte ich eine wirklich heftige Krise, ich hielt es einfach nicht mehr aus und hatte einen vollkommenen Tunnelblick, sah keine Möglichkeiten mehr - und habe getrunken. Ich habe mich dafür verachtet, dass ich es nicht geschafft hatte, aber ich musste auch zugeben, dass der Moment auch sehr viel endgültiger hätte ausgehen können. Jedenfalls habe ich es auch nicht geschafft, gleich wieder aufzuhören, ich war so enttäuscht von mir und dachte, es kommt ja jetzt auch nicht mehr drauf an.... Aber nach ein paar Tagen habe ich mich wieder zusammengerauft und wollte einen Neustart. Ich habe auch meiner Therapeutin offen von dem Rückfall erzählt und war wieder abstinent.

    Doch irgendwas hat sich durch den Rückfall geändert. Aus dem "ich will nicht mehr trinken" wurde irgendwie ein "ich darf nicht mehr trinken". Ich musste immer mehr kämpfen und strampeln, hatte sehr oft Suchtdruck und fühlte mich überhaupt nicht stabil. Ich habe gekämpft, mich abgelenkt, in der Therapie darüber gesprochen, versucht jeweils zu analysieren, warum ich jetzt trinken will und wie ich stattdessen meine Bedürfnisse erfüllen kann... und trotzdem habe ich verloren und jeweils nach ungefähr einem Monat noch zwei weitere Rückfälle gehabt.

    Deshalb bin ich jetzt wieder bei Tag 7. Ich schäme mich für mein Versagen, bin aber auch froh, dass ich die Rückfälle jeweils nach wenigen Tagen beenden konnte und nicht verheimlicht habe. Und noch froher bin ich, dass seit dem letzten Rückfall mein "ich will nicht mehr trinken" wieder zurückgekehrt ist. Ich wüsste wirklich sehr gerne, wie ich das bewusst und willentlich beeinflussen kann, aber das habe ich leider noch nicht herausgefunden. Als ich "nicht durfte", wollte ich "nicht wollen", aber ich konnte es einfach nicht. Ich habe auch versucht, es mir einfach vorzusagen, aber es blieben leere Worte.

    Jedenfalls habe ich jetzt wieder das Gefühl, auf etwas sichererem Boden zu stehen und bin bereit, weiter zu gehen. Tag für Tag.

    Es ist gut zu wissen dass ich nicht alleine bin.
    Liebe Grüsse
    Schotterblume

  • Liebe Schotterblume,
    ich finde es gut, dass du mal wieder von dir hören lässt, auch wenn deine Nachrichten nicht die besten sind.

    Ich glaube dir, dass es dich Mut gekostet hat, vor anderen und hier deinen Rückfall einzugestehen.
    Doch ich sehe das so: Du hast dir selbst damit eine Hintertür verschlossen und du nutzt eine neue Chance.

    Du schreibst von einer Krise und dass du während dieser auch therapeutische Hilfe in Anspruch genommen hast. Weißt du inzwischen denn etwas besser über dich selbst Bescheid? Hast du aus dieser Krise möglicherweise lernen können, dich im Vorfeld besser zu schützen?

    Suchtdruck baut sich ja oft im Vorfeld auf, daher wäre es für dich gut zu wissen, was dich dermaßen unter Druck gesetzt hat und ob und wie du das in Zukunft vermeiden kannst.

    Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie sehr sich eine gewisse ungesunde, aber für den Moment wirksame Lösung unter Druck aufdrängt. - Ich hab das zu meinem Glück nie bei Alkohol, aber mit Zigaretten, deshalb erlaube ich mir, hier ein Biss mitzureden. Alkohol ist, soweit ich das weiß, noch eine Nummer größer als Zigaretten. - Und ich kenne, wie sich das Suchtgedächtnis danach wieder öfter und drängender äußert. Für mich suche ich daher nach Möglichkeiten, solchen Druck gar nicht erst aufkommen zu lassen.
    Gewisse Trigger arbeite ich nach und nach mit meinem Therapeuten auf.

    Doch irgendwas hat sich durch den Rückfall geändert. Aus dem "ich will nicht mehr trinken" wurde irgendwie ein "ich darf nicht mehr trinken".


    Das klingt so, als hätte etwas in deinem Inneren den Eindruck gehabt, dass du ihm eine wirksame Medizin wegnehmen wolltest.
    Nun, verwunderlich ist das erstmal nicht, denn kurzfristig „hilft“ Alkohol ja in einer Krisensituation.
    Wer der Krankheit entkommt, erkennt, dass Alkohol nicht wirklich „hilft“. Er hilft für den Moment, etwas weich zu zeichnen, aber lösen tut er gar nichts und er befreit auch nicht.
    Warum du diese letztlich wenig hilfreiche „Medizin“ nehmen musstest, solltest du am besten mit deinem Therapeuten aufarbeiten. Da war wahrscheinlich irgendetwas, dass dich über einen längeren Zeitraum mächtig unter Druck gesetzt hat. Dass dein System, da es noch nicht stabil genug ist, dir dann diese bekannte Lösung aufdrängt, ist nicht meines Erachtens nicht verwunderlich.
    - Ich selbst gerate beispielsweise enorm unter Druck, wenn überaus starke Emotionen, deren Handlungsimpuls nicht gleichzeitig ausgelebt werden kann, in mir wüten. Bei mir ist das eine Gefühl fast immer Ohnmacht oder Scham, das andere häufig Wut. Bestimmte Situationen lösen das bei mir aus. Zu wissen, was das ist, hilft mir, solche Situationen in Zukunft zu vermeiden oder mich rechtzeitig darauf vorzubereiten. Dass ich diese Gefühle fühle, hat bei mir mit den Handlungsmustern zu tun, die ich in meiner alkoholkranken Familie erlernt und verinnerlicht habe. -

    Zitat


    Ich musste immer mehr kämpfen und strampeln, hatte sehr oft Suchtdruck und fühlte mich überhaupt nicht stabil. Ich habe gekämpft, mich abgelenkt, in der Therapie darüber gesprochen, versucht jeweils zu analysieren, warum ich jetzt trinken will und wie ich stattdessen meine Bedürfnisse erfüllen kann... und trotzdem habe ich verloren und jeweils nach ungefähr einem Monat noch zwei weitere Rückfälle gehabt.

    Klingt nach einer heftigen Zeit und einer Zeit, in der du noch nicht stabil genug warst.
    Vielleicht kannst du die Erfahrungen aus dieser Zeit für die Zukunft nutzen.

    Zitat


    Ich wüsste wirklich sehr gerne, wie ich das bewusst und willentlich beeinflussen kann, aber das habe ich leider noch nicht herausgefunden. Als ich "nicht durfte", wollte ich "nicht wollen", aber ich konnte es einfach nicht. Ich habe auch versucht, es mir einfach vorzusagen, aber es blieben leere Worte.

    Wie du schon mal deutlich gemacht hast, hast du viele Baustellen. Deshalb kann ich dich nur auffordern, geduldig mit dir zu sein und dir eine Baustelle nach der anderen vorzunehmen.

    Ich kann dir von mir erzählen, wie ich das bewusst und willentlich mache.
    Das dauert aber etwas länger und ich möchte mir dafür Zeit nehmen, deshalb jetzt nur ein Teil:

    Ich mache mir immer wieder bewusst, wie das bei mir zuletzt mit dem Trinken war. Dass es mir eben gerade NICHT gut getan hat. Ich rufe mir dazu die Momente in Erinnerung, in denen ich das Trinken als unangenehm empfunden habe. Setze damit dem Suchtgedächtnis, das ja bezüglich des Negativen so fürchterlich vergesslich ist, etwas entgehen.
    Aktiv arbeite ich daran, nicht den Gedanken aufkommen zu lassen, auf etwas verzichten zu müssen, sondern im Gegenteil zu etwas Besserem frei zu werden.

    Herzliche Grüße
    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Liebe Schotterblume,

    ich finde es ganz stark von Dir, dass Du Dich wieder hier bei uns gemeldet hast. Ich finde, damit hast Du genau das Richtige gemacht und niemand wird Dich hier dafür verurteilen, dass Du diese Rückfälle hattest. Ich denke, fast alle von uns haben diese oder ähnliche Erfahrungen auch gemacht. Und Du hast vollkommen Recht: Du bist nicht allein!

    Die Tatsache, dass Du immer wieder aufgestanden bist und Dich nicht augegeben hast, zeigt mir, dass Du es auch wirklich ernst meinst. Du willst weg von dem Zeug, diesen Eindruck hatte ich auch schon in unserer vergangenen Konversation. Aber es ist eben nicht so einfach und leider kann Dir niemand sagen, wie es bei Dir ganz sicher funktionieren würde mit dem Leben ohne Alkohol. Wir können immer davon berichten, wie es bei uns funktioniert hat oder auch darüber schreiben, was bei uns schief gelaufen ist.

    Wenn Du schreibst, dass es "endgültiger" hätte ausgehen können, dann nehme ich mal an, dass bei Dir auch Suizidgedanken im Spiel waren. Wenn ich das jetzt nicht ganz falsch interpretiere. Das lässt mich vermuten, dass es sich um eine ganz heftige und sehr tiefgreifende Krise gehandelt haben muss. Und dass Du hier auf jeden Fall professionelle Hilfe in Anspruch nehmen solltest. Was Du ja aber, wenn ich recht informiert bin,bereits auch tust.

    Ich kann das nachvollziehen, dass Deine recht frische und neue Abstinenz Dich NOCH nicht durch eine derartige Krise getragen hat. In Zeiten der akuten Not, greift "man" fast autoamtisch auf "Bewährtes" zurück. Solche Sitationen spielen der Sucht geradezu in die Hände, die Sucht nutzt das gnadenlos aus. Also bitte verachte Dich nicht, nimm den Kopf hoch und gehe es erneut an. Das tust Du ja jetzt auch und damit machst Du das einzig Richtige.

    Ich kann und will Dir jetzt keine schlauen Ratschläge geben. Wenn ich Dich richtig lese, dann bist Du nach wie vor in Therapie, Du arbeitest auf, Du verheimlichst Deine Sucht nicht, Du sprichst darüber und Du WILLST vom Alkohol weg. Wenn ich mir das so von außen ansehe, dann tust Du hier wirlklich das Richtige. Trotzdem hat es (noch) nicht geklappt und ich kann gut verstehen, dass Dich das verzweifeln lässt. Ich möchte Dir aber auch sagen: gib nicht auf! Ich kenne so viele Alkoholiker, die mehrere Anläufe brauchten, auch welche, die quasi als "hoffnunglos" abgestempelt wurden und sich auch selbst so sahen. Und die heute schon eine lange Zeit ohne Alkohol leben, zufrieden, ohne kämpfen zu müssen.

    Ein Gedanke, der in mir aufgekommen ist, als ich Deine Zeilen las, ist die Frage, was Du aus diesen Ereignissen gelernt hast. Oder ob Du überhaupt etwas daraus lernen konntest. Ich meine das jetzt nicht anklagend oder wertend sondern eher in die Richtung, ob Du von diesen Rückfällen, so schlimm sie für Dich waren, Erfahrungen ziehen konntest, die Dir in der Zukunft helfen, ähnliches zu vermeiden.

    Es ist einfach zu sagen "sorge dafür, dass es Dir immer gut geht, denn damit verminderst Du die Gefahr dass Du rückfällig wirst enorm". Das stimmt in der Theorie natürlich, ist aber in der Praxis nur in seltenen Fällen allumfänglich möglich. Denn wir wissen ja alle, dass ein Leben ohne Alkohol nicht bedeutet, dass das Leben dann plötzlich problemfrei und rosarot ist oder das etwaige psychische Belastungen, Traumata, Depressionen, etc. einfach weg sind, nur weil man nicht mehr trinkt. Das ist ja nicht so, also geht es oft auch darum Strategien zu finden, die einem dabei helfen durch Krisensituationen zu gehen, ohne auf das "vertraute" Suchtmittel zurück greifen zu müssen.

    Ich will das aber jetzt nicht weiter ausführen, weil Dir das akutell wohl nicht helfen wird und deshalb einfach nur sagen: Toll, dass Du Dich wieder gemeldet hast und dass Du nicht aufgibst. Schreib und was Dich bewegt, wir werden Dir gerne unsere Gedanken mitteilen. Irgendwann,ja irgendwann bekommst Du vielleicht mal genau den Impuls, den Du "gebraucht" hast. Das haben mir schon einige erzählt, dass bei ihnen irgendwann ein scheibar völlig unbedeutend daherkommender Impuls plötzlich den Schalter umgelegt hat. Das ist nicht steuerbar, das ist nicht berechenbar, aber das passiert immer wieder. Letzlich war es bei mir genauso. Also bleib dran, Du schaffst das!

    Liebe Grüße
    gerchla

  • Liebe Schotterblume,

    ich habe gerade mal nachgeschaut, ich glaube, ich habe dir noch gar nicht geschrieben... Dann aber jetzt! :)

    Ich finde es auch richtig gut, dass du jetzt hier wieder geschrieben und von deinen Rückfällen berichtet hast. Meinst du, es hätte etwas geändert, wenn du vor deinem ersten Rückfall (im März?) noch hier geschrieben hättest?

    Ich bin, nachdem ich damals bereits ein paar Monate trocken war, ich glaube, es waren acht oder neun (oder noch länger, bin mir gar nicht sicher) dann in eine Selbsthilfegruppe hier vor Ort (Freundeskreise für Sichtkrankenhilfe) gegangen. Ich hatte es früher schon einmal nach Jahren der Abstinenz erlebt, dass ich wieder mit Trinken angefangen habe, und ich wollte einfach noch mehr Hilfe in Anspruch nehmen, obwohl ich ganz schön Angst vor der Situation in der Selbsthilfegruppe hatte.
    Weiß nicht, ob das auch für dich vielleicht eine zusätzliche Hilfe sein könnte?

    Auch habe ich mich damals sehr regelmäßig in einem Online- Forum für Alkoholiker (ähnlich wie dieses hier) ausgetauscht. Also wirklich fast täglich.

    Und für mich galt wirklich, alles andere dem Trockenbleiben unterzuordnen. Ich war vorher oft so getrieben von Ansprüchen an mich selbst, was ich schaffen müsste, können müsste, wie ich sein müsste, all sowas. Mit dem Trockenwerden habe ich mir dann erlaubt, all dieses auf den Prüfstand zu stellen, ob es mich dem Alkohol näher bringt, indem ich mich überfordert fühle oder fremdbestimmt. Ich hab mir öfter in bestimmten Situationen gesagt: es gibt immer einen Ausweg, ich bin niemals einer Situation ausgeliefert. Auch die radikalsten Veränderungen sind möglich. Nicht trinken müssen ist meine erste Priorität. Ich muss mir das inzwischen nach einigen Jahren nicht mehr so oft predigen (habe ja auch einige radikale Veränderungen durchgezogen), aber auch jetzt erinnere ich mich daran, wenn ich in diese für mich „gefährliche“ innere Ausweglosigkeit abzurutschen drohe.

    Das mal so von mir.

    Und abschließend noch die Frage (weil ich das nicht mehr in Erinnerung habe): Hattest du auch mal über eine längere stationäre Entwöhnungstherapie nachgedacht?

    Dir einen herzlichen Gruß, und vertrau auf dich, du schaffst das!

    Camina

  • Hallo Schotterblume

    Zitat

    Ich wüsste wirklich sehr gerne, wie ich das bewusst und willentlich beeinflussen kann


    Der Drang zu trinken befindet sich durch den jahrelangen Missbrauch fest im Unterbewusstsein, manche nennen es auch Suchtgedächtnis.
    Vergleichbar mit Radfahren, Schwimmen usw., man macht lang eingeübte Dinge ohne nachzudenken.
    Vielleicht hift es, den Gedanken an Alk immer wieder aus dem Langzeitgedächtnis/Unterbewusstsein zu holen und mit den ganzen negativen Folgen wieder neu abzuspeichern. Normalerweise werden Erinnerungen mit den Jahren geschönt und haben mit der Realität weniger zu tun, anscheinend eine Schutzfunktion der Menschen, in unserem Fall aber eher kontraproduktiv.
    LG Gerd

  • Liebe Schotterblume - ich freue mich, dass Du Dich wieder gemeldet hast/wieder meldest!
    Das ist nach einem Rückfall nicht selbstverständlich. Viele schämen und kasteien sich dann dermaßen, dass sie buchstäblich in der Versenkung verschwinden, sich einigeln und abschotten - und damit immer mehr in diesem "Loch" versinken.

    Deshalb bin ich jetzt wieder bei Tag 7. Ich schäme mich für mein Versagen, bin aber auch froh, dass ich die Rückfälle jeweils nach wenigen Tagen beenden konnte und nicht verheimlicht habe. Und noch froher bin ich, dass seit dem letzten Rückfall mein "ich will nicht mehr trinken" wieder zurückgekehrt ist. Ich wüsste wirklich sehr gerne, wie ich das bewusst und willentlich beeinflussen kann, aber das habe ich leider noch nicht herausgefunden. Als ich "nicht durfte", wollte ich "nicht wollen", aber ich konnte es einfach nicht. Ich habe auch versucht, es mir einfach vorzusagen, aber es blieben leere Worte.

    Jedenfalls habe ich jetzt wieder das Gefühl, auf etwas sichererem Boden zu stehen und bin bereit, weiter zu gehen. Tag für Tag.

    Es ist gut zu wissen dass ich nicht alleine bin.

    Nach meiner Meinung kann man das nicht wirklich mit dem eigenen Willen steuern. Ebensowenig wie ich etwas gewollt lustig finden kann, obwohl ich es eigentlich absolut grottig finde. Oder umgekehrt (Nachrichtensprecher -> Lachflash).

    Ich wollte nach meiner ersten Therapie auch "nicht mehr wollen" wollen. Und das hat mich vermutlich so angestrengt, dass mein Geist/Unterbewusstsein/was weiss ich irgendwann aufgegeben hat und ich doch wieder zugegriffen habe.
    Im Gegensatz zu Dir habe ich es nicht geschafft, nach ein paar wenigen Tagen aufzuhören. Als ich dann 4 Jahre später nach vielen Kämpfen (mit mir und vor allem der Krankenkasse) dann doch eine 2. Chance in Form einer Therapie erhielt, die mir dann vor der Nase wieder genommen wurde, machte es bei mir den berühmten "Klick" - und ich wollte ganz von alleine "nicht mehr wollen". Und das fühlte und fühlt sich bis heute so natürlich - und vor allem zwanglos - an, dass ich mich überhaupt nicht anstrengen muss.

    Und noch froher bin ich, dass seit dem letzten Rückfall mein "ich will nicht mehr trinken" wieder zurückgekehrt ist.

    Das ist doch die beste Motivation, die von ganz alleine und von innen heraus kommt - und nicht von außen aufoktruiert wird.

    Ansonsten kann ich Dir nur empfehlen, sobald es wieder möglich ist, Dir eine zu Dir passende (!!) reale SHG zu suchen. Denn der Austausch mit realen Menschen, die dieselben Probleme, aber auch der reale Zuspruch, haben mir insbesondere in der ersten Zeit sehr gut getan.

    Nichtsdestotrotz - wir sind hier und da für Dich :) und alle Anderen!
    Schreib, was Dich bedrückt - oder natürlich auch positive Erlebnisse.

    Gruß wikende091
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!


  • Hallo Zusammen
    Deshalb bin ich jetzt wieder bei Tag 7. Ich schäme mich für mein Versagen...,
    Es ist gut zu wissen dass ich nicht alleine bin.
    Liebe Grüsse
    Schotterblume


    Moin liebe Schotterblume,
    erst einmal ist es eine ganz starke Leistung von dir, dass du deine Rückfälle sofort offen gelegt hast. Das ist ganz wichtig.
    Bitte sei dir immer bewusst, dass Alkoholismus eine anerkannte Krankheit ist. Eine Krankheit sucht "man" sich nicht freiwillig aus. Du musst dich also für keine Krankheit schämen!
    Du hast nicht versagt!

    Geh immer weiter Tag für Tag - es ist immer jetzt -

    Liebe Grüße
    Britt

    ~ bevör ik mi nu opregen deed, is dat mi lever egaal ~

  • Hallo Zusammen

    vielen Dank für eure Antworten.

    Da ist sehr vieles dabei was ich mitnehmen kann und vor allem tut es gut zu spüren, dass ihr mich nicht verurteilt. Das hilft mir, selbst nicht so gnadenlos gegen mich selbst zu sein.

    Ich denke im Nachhinein, es gab zwei Dinge, die den ersten Rückfall begünstigt haben (und damit irgendwie auch die anderen zwei). Ich glaube, ich hatte mich ziemlich überfordert. Ich wollte unbedingt in der Therapie weiter kommen, meine Traumata aufarbeiten, was mir ja so lange nicht gelungen war trotz langjähriger Therapie und ich dachte, jetzt wo ich aufgehört habe zu trinken, sollte es endlich gelingen. Ich habe mich sehr unter Druck gesetzt und es gar nicht wirklich bemerkt. Und zu wenig Rücksicht darauf genommen, dass ich ja noch am Anfang meiner Abstinenz bin. Ich glaube immer noch, dass es für mich wesentlich ist, diese Traumata aufzuarbeiten um letztendlich Leben zu können und nicht nur zu überleben, und damit auch langfristig abstinent zu bleiben, aber ich muss das vorsichtiger angehen. Und mir Zeit lassen.

    Das zweite ist, dass ich in mir einen Teil habe der sehr selbstzerstörerisch ist und den ich sehr schwer unter Kontrolle halten kann. Auch in den ersten vier abstinenten Monaten habe ich gemerkt dass ich sehr aufpassen muss, nicht nur nicht zu trinken, sondern nicht auch stattdessen in andere destruktive Verhaltensweisen abzugleiten. Ich arbeite daran auch in der Therapie, aber ich merke dass es mir schwerfällt, das überhaupt zu merken, es ist eher so eine Art "Reflex".

    Ich versuche jetzt, bewusst einfach gut zu mir zu sein, für mich zu sorgen. Ganz banale Dinge, schauen dass ich genug esse aber nicht fresse, dass ich genug Bewegung habe... und das auch ganz stur, egal ob ich es will, ob ich denke ich habe es nicht verdient oder was auch immer. Ich machs "einfach".

    Danke fürs Lesen.
    Liebe Grüsse
    Schotterblume

  • Hallo, liebe Schotterblume!

    Für mich liest sich das so, dass du nun auf einen guten Weg bist.
    Natürlich ist das nicht schön, einen Rückfall zu erleiden, aber wenn der dazu dient, sich über Manches klarer zu werden und etwas an sich zu ändern, dann könnte man ihn auch als Chance betrachten.

    Ich habe für mich festgestellt, dass ich durch „Fehler“ noch am meisten gelernt habe.

    Gnadenlos mit sich zu sein, kenne ich von mir, war ich jahrzehntelang mit mir. Und ich erkenne deutlich, wohin mich das gebracht hat: Es hat mich schwer chronisch krank gemacht.

    Heute gehe ich sehr viel freundlicher und verständnisvoller mit mir um, denn ich hatte etwas ändern müssen, um nicht zugrunde zu gehen.

    Und es liegt wirklich ein langer Lernprozess hinter mir, um dahin zu kommen, wo ich jetzt bin. Abgesehen von ein paar Einschränkungen und gelegentlichen Tiefs und dass ich den Rest meines Lebens berufs- und arbeitsunfähig sein werde, geht’s mir heute psychisch eigentlich besser als früher.
    Der innere Kritiker, der nie mit mir zufrieden war, egal wie sehr ich mich auch anstrengte, meldet sich noch ab und zu, aber wir haben unser Auskommen gefunden.


    Ich denke im Nachhinein, es gab zwei Dinge, die den ersten Rückfall begünstigt haben (und damit irgendwie auch die anderen zwei). Ich glaube, ich hatte mich ziemlich überfordert. Ich wollte unbedingt in der Therapie weiter kommen, meine Traumata aufarbeiten, was mir ja so lange nicht gelungen war trotz langjähriger Therapie und ich dachte, jetzt wo ich aufgehört habe zu trinken, sollte es endlich gelingen. Ich habe mich sehr unter Druck gesetzt und es gar nicht wirklich bemerkt.

    Da ist sehr viel dran!
    Mir ist wohl vertraut, wie sich das anfühlt, wenn ich mich überfordert habe. Gemerkt habe ich das in der Regel auch nicht, sondern erst, wenn’s schon zu spät war.

    Zitat


    Und zu wenig Rücksicht darauf genommen, dass ich ja noch am Anfang meiner Abstinenz bin.

    Nach meiner Beobachtung erkennen sehr viele „Anfänger“ nicht, wo die Gefahren liegen und wie instabil sie eigentlich anfangs noch sind. Ich beobachte mich selbst ja nun sehr viel und ich habe inzwischen schon sehr, sehr viele Erfahrungsberichte von Alkoholikern und Cos gelesen. Da ist am Anfang häufig so eine Euphorie, aber nicht wenige überschätzen sich. Es ist ja letztlich nicht nur damit getan, keinen Alkohol mehr zu trinken....

    Zitat


    Ich glaube immer noch, dass es für mich wesentlich ist, diese Traumata aufzuarbeiten um letztendlich Leben zu können und nicht nur zu überleben, und damit auch langfristig abstinent zu bleiben, aber ich muss das vorsichtiger angehen. Und mir Zeit lassen.

    Für mich hört sich das nach einem guten Weg an. Meinem eigenen Weg ist er jedenfalls sehr ähnlich.

    Zitat


    Das zweite ist, dass ich in mir einen Teil habe der sehr selbstzerstörerisch ist und den ich sehr schwer unter Kontrolle halten kann. Auch in den ersten vier abstinenten Monaten habe ich gemerkt dass ich sehr aufpassen muss, nicht nur nicht zu trinken, sondern nicht auch stattdessen in andere destruktive Verhaltensweisen abzugleiten. Ich arbeite daran auch in der Therapie, aber ich merke dass es mir schwerfällt, das überhaupt zu merken, es ist eher so eine Art "Reflex".

    Warum auch immer das so ist. Wer ein Trauma oder mehrere Traumata erlebt hat, scheint dazu zu neigen. Ich selbst bin da keine Ausnahme.
    In jungen Jahren bilden sich Verhaltensmuster heraus und die ausgetreten Pfade dann in späteren Jahren zu verlassen erfordert viel Energie, viel Zeit und viel Geduld.

    Zitat


    Ich versuche jetzt, bewusst einfach gut zu mir zu sein, für mich zu sorgen. Ganz banale Dinge, schauen dass ich genug esse aber nicht fresse, dass ich genug Bewegung habe... und das auch ganz stur, egal ob ich es will, ob ich denke ich habe es nicht verdient oder was auch immer. Ich machs "einfach".

    Hört sich für mich gut an, solange du dich nicht auch da zu sehr unter Druck setzt.

    Ich wünsche dir Erfolg bei deinem Weg.

    Lass zwischendurch gerne mal was von dir hören.

    Liebe Grüße
    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Hallo Zusammen

    Ich lerne gerade sehr viel. Es hat alles damit zu tun, dass ich freundlicher zu mir selbst bin. Und auch mit Anteilen von mir, die ich eigentlich am liebsten nicht haben würde. Zum Beispiel der Anteil, der Verlangen nach Alkohol hat. Ich lerne eine neue Sichtweise dem zu begegenen: ich kämpfe nicht mehr dagegen an im Sinne von: ich will unbedingt dass er weggeht. Nein ich akzeptiere dass er da ist, zu mir gehört, höre mir an was er zu sagen hat (warum taucht das Verlangen gerade jetzt auf, was für ein Gefühl/Bedürfnis steckt dahinter). Ich kann das aushalten, zuhören - aber trotzdem nicht danach handeln.

    Ich weiss nicht ob ich mich verständlich ausdrücke. Mir hilft jedenfalls dieser Perspektivenwechsel denn je mehr ich verbissen das Verlangen weghaben wollte, desto hartnäckiger blieb es und kam immer wieder und brachte einen riesen Streit in mir mit sich.

    Wie gesagt, ich lerne noch, aber ich glaube ich bin auf dem richtigen Weg.

    Liebe Grüsse von Schotterblume

  • Liebe Schotterblume,

    ich glaube Du beginnst gerade damit, Gefühle zuzulassen und Du möchtest Deine Gefühle verstehen. Woher kommt dieses Verlangen? Warum tritt es gerade jetzt auf?

    Ich halte diesen Weg, den Du jetzt eingeschlagen hast, für absolut richtig. Denn Du beginnst damit gleichzeitig, Deine Sucht aufzuarbeiten. Du beginnst damit, mit Dir und Deiner Suchtgeschichte in Reine zu kommen. Ich habe diese Erfahrung auch machen dürfen. Das war bei mir ein Prozess, ein sehr langer, der sich nach und nach entwickelt hat.

    Ganz am Anfang ging es natürlich erst mal nur darum, bloß keinen Alkohol mehr zu trinken. Das war für mich erst mal völlig in Ordnung, hätte aber sicher auf Dauer nicht ausgereicht um ein abstinentes Leben zu führen zu können. Denn da waren ja jetzt all diese Gefühle, ganz viele Gefühle, nicht nur das Gefühl, wieder Alkohol trinken zu wollen.

    Da waren ganz viele positive Gefühle, die ich lange nicht mehr gefühlt hatte, weil sie im Alkoholnebel verborgen waren. Da waren aber auch ganz viele negative Gefühle, die sich nun nicht mehr verdrängen ließen, weil ich ja mein "Hilfsmittel" Alkohol nicht mehr einsetzen wollte. Ich stand also sozusagen in einem Gefühlschaos. Einerseits die positiven Gefühle, die sich einfach durch den Wegfall des Alkohols ergaben und den damit verbundenen, sehr schnell wahrzunehmenden postiven "Nebenwirkungen". Und andererseits die ganzen negativen Gefühle, die jetzt ungefiltert, nicht mehr betäubt, auf mich hereinprasselten. Viele davon hatten mit Scham, Schuld, Ungewissheit bis hin zu Angst zu tun. Und immer die Frage: "Was hast Du getan, was hast Du angerichtet?"

    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es gut für mich war, diesen Gefühlen nicht (immer) davon zu laufen. Es war gut für mich, sie immer wieder bewusst zuzulassen, sie zu erleben und mich mit ihnen zu beschägtigen. So wie Du das bezüglich Deines Gefühls nach Verlangen auch geschildert hast. Ich ließ sie zu. Anfangs noch zögerlich, wohl dosiert. Mit zunehmender Dauer meiner Abstinenz aber immer mehr. Nein, ich wollte mich dann nicht mehr ablenken und manchmal nahm ich mir sogar bewusst Zeit, um ein bestimmtest Gefühl zu "durchdenken", zu verstehen und ganz wichtig, es zu akzeptieren.

    Ich denke, das funktioniert nur dann richtig gut, wenn man sich die Zeit dafür nimmt. Oder die Zeit dafür "verschafft". Ich denke, in einer klassischen Therapie wird einem diese Zeit eingeräumt. Wenn man aber, so wie ich, ohne eine klassische Therapie den Weg aus der Sucht gehen möchte, dann ist man selbst für diese Zeit verantwortlich. Ich schaffte mir diese Zeitfenster durch eine Struktur in meinem Tagesablauf. Bei mir war z. B. ein täglicher Spaziergang, meist nach der Arbeit, fest gesetzt. Und zwar genau dafür: Um Zeit zu haben, über mich und mein Leben nachzudenken. Das half mir sehr.

    Und noch eine Erfahrung möchte ich mit Dir teilen. Je häufiger ich diese Gefühle zugelassen habe, je mehr ich mich mit ihnen beschäftigt habe, desto mehr verloren sie von ihrer Bedrohlichkeit. Desto mehr stieg meine Akzeptanz ihnen gegenüber, desto weniger verurteilte ich mich selbst und desto mehr kam ich Stück für Stück ein bisschen mehr ins Reine mit mir.

    Es waren bei mir auch Gefühle dabei, bei mir jetzt z. B. extreme Schuldgefühle, die einfach so groß und bedrohlich waren, dass ich mir nicht zutraute, sie durch eigenes Denken richtig in den Griff zu bekommen. Hier suchte ich mir dann Hilfe. Aber auch hier ging es dann immer darum, diese Gefühle zuzulassen, zu akzeptieren und als Teil des eigenen Lebens zu betrachten.

    Nun wäre es sicher nicht schön, wenn Du das Gefühl, Du würdest gerade gerne Alkohol trinken wollen, dauerhaft als Teil Deines Lebens betrachten müsstest. Denn das würde ja bedeuten, dass das nie weg geht und es Dich immer wieder überfallen kann. Aber genau das wird nicht der Fall sein, wenn Du Dich damit auseinander setzt und mit Dir ins Reine kommst.

    Meine Schuldgefühle z. B., sie hatten wirklich das Potenzial meine Abstinenz zu gefährden, sie sind weg! Ich bin mir meiner Schuld bewusst, ich bereue auch aufrichtig was ich getan habe, aber sie sind ein von mir akzeptierter Teil meines Lebens und sie helfen mir heute dabei, es jetzt besser zu machen.

    In diesem Sinne: Alles alles Gute für Dich auf Deinem weiteren Weg! Schön, dass Du hier bist und das mit uns teilst!

    LG
    Gerchla

  • Danke Gerchla für deine ausführliche Antwort.

    Es macht schon Mut zu lesen, dass es auch leichter werden kann und diese Gefühle, wenn man sich ihnen stellt, ihre Bedrohlichkeit verlieren können. Und dass so etwas Belastendes wie Schuldgefühle sogar weggehen können, wenn man wie du wirklich daran arbeitet ... wow.

    Ich muss gestehen in den letzten Tagen hatte ich wieder weniger Mumm und bin öfters auch weggelaufen, habe mich abgelenkt und mich weniger den Dingen gestellt. Ich hatte irgendwie die Befürchtung, dass ich mich sonst wieder überfordere wie vor meinem ersten Rückfall. Es kommt mir oft vor wie eine Gratwanderung: sich stellen und nicht überfordern, aufarbeiten aber nicht mit Bedauern in der Vergangenheit hängenbleiben, mal Pause machen aber nicht leugnen...

    Ich versuche immer mal wieder innezuhalten und mir bewusst zu werden, was ich schon gewonnen habe und was ich noch gewinnen kann: immer mehr Freiheit und Selbstachtung.

    Einen wunderschönen Sommerabend euch allen
    Schotterblume

  • Liebe Schotterblume,


    Ich muss gestehen in den letzten Tagen hatte ich wieder weniger Mumm und bin öfters auch weggelaufen, habe mich abgelenkt und mich weniger den Dingen gestellt. Ich hatte irgendwie die Befürchtung, dass ich mich sonst wieder überfordere wie vor meinem ersten Rückfall.

    Betrachte ich meine eigenen Erfahrungen, kann ich dich nur darin bestärken, deinem Gefühl zu trauen. Ich habe - tue es gelegentlich noch immer - sehr oft dazu geneigt, mich zu überfordern. Mein Verstand erfasste die Dinge ziemlich schnell, aber das Gefühl hat er dabei meilenweit abgehängt. Hab ich dir mal geschrieben, dass die Emotionen nach einem Therapie-Gespräch mit meinem Therapeuten erst ca. drei Tage später dann aber mit voller Wucht hochkamen?

    Nach und nach begreife ich erst, was der Spruch „Gut Ding will Weile haben.“ bedeutet. Gerade bei emotionalen Wunden braucht es sehr viel Zeit und Geduld, um diese zu heilen.

    Zitat


    Es kommt mir oft vor wie eine Gratwanderung: sich stellen und nicht überfordern, aufarbeiten aber nicht mit Bedauern in der Vergangenheit hängenbleiben, mal Pause machen aber nicht leugnen...

    So empfinde ich es auch. Und gelegentlich wird meine Geduld auf eine harte Probe gestellt, besonders dann wenn nach einer guten Phase doch mal wieder eine schlechte kommt, ich aber geglaubt hatte, nun sei endlich alles soweit gut.

    Zitat


    Ich versuche immer mal wieder innezuhalten und mir bewusst zu werden, was ich schon gewonnen habe und was ich noch gewinnen kann: immer mehr Freiheit und Selbstachtung.

    Das hört sich gut an und ich kann dir nur raten, dich immer wieder darauf zu besinnen und darin zu üben.

    Auch dir einen schönen Sommerabend!
    Viele Grüße
    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Liebe AmSee

    Ja mir geht es genau so, dass die Dinge ein paar Tage brauchen bis sie vom Kopf auch das Gefühl erreichen. Und dann gibt es auch noch Dinge, die irgendwie gar nie im Gefühl ankommen.

    Ich glaube ich bin eigentlich ein geduldiger Mensch - nur mit mir selbst bin ich das nicht. Aber ich versuche es zu lernen.

    Ich kenne auch das Gefühl, dass man einen Schritt weiterkommt und dann hofft/denkt/glaubt, dass es nun endlich gut ist - und dann kommt einfach nur der nächste Einbruch. Ich versuche etwas von diesem „zieldenken“ wegzukommen, man ist nie am Ziel im Leben sondern immer auf dem Weg.

    Liebe Grüsse
    Schotterblume

  • Hallo Zusammen

    ich wollte mich nur wieder mal melden und sagen: ich bin noch dabei, jetzt wieder bei Tag 44. Manchmal ist es schwer, manchmal freue ich mich aber auch sehr.

    Allen da draussen die ebenfalls auf dem Weg sind wünsche ich viel Erfolg und Kraft.

    Liebe Grüsse von Schotterblume

  • Hallo, liebe Schotterblume,
    schön, von dir zu hören und dass du noch dabei bist.
    Was meinst du mit „jetzt wieder bei Tag“?

    Herzliche Grüße
    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

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