Beiträge von Greenfox

    Alle wissen, dass ich die Alkoholsucht jetzt angehen will. Sie haben auf mein Outing sehr entspannt reagiert, wahrscheinlich wussten sie es sowieso schon länger.

    Das ist gut, dass es "alle" wissen - denn so können sie Dich auch im Rahmen ihrer Möglichkeiten unterstützen.

    Und dass sie es schon länger wussten, davon kannst Du fast gesichert ausgehen ...

    Hallo und auch von mir ein Herzliches Willkommen!

    Kurz zu mir: Ich bin m, 61, nach mehreren Anläufen mittlerweile seit 16 Jahren trocken und nun auch schon einige Jahre in der Suchtselbsthilfe unterwegs.

    Den wichtigsten Schritt hast Du eigentlich schon geschafft: Du hast für Dich selbst erkannt, dass Dein Alkoholkonsum nicht in Ordnung ist und beschlossen, dies zu ändern. UND, da Du gemerkt hast, dass Du es nicht alleine schaffst, Hilfe anzunehmen! :thumbup:

    Ich habe damals mehrfach gemeint, es á la Baron Münchhausen zu schaffen, mich am eigenen Schopf aus dem Sumpf zu ziehen. Naja, hat natürlich nicht funktioniert. Dann habe ich einen 16wöchigen Entzug gemacht und war danach der Meinung geheilt zu sein. Nach etwas über einem Jahr war ich wieder da, wo ich angefangen habe und kurz danach wieder über dem alten Limit hinaus ;(

    Erst als ich für mich verstanden habe, dass ich auch nach dem Entzug auch weiter etwas für mich tun muss, hat es - bis heute - funktioniert.

    MEIN Weg war, dass ich mir zum Einen selbst eingestanden habe, dass ich Alkoholiker BIN - und bleibe. Auch heute bin ich immernoch Alkoholiker, allerdings trockener Alkoholiker.

    Und sehr geholfen hat mir das Reden über meine Probleme mit dem trocken werden, dem trocken bleiben, das reden und die Beschäftigung mit dem Thema Alkohol/Alkoholismus im Allgemeinen und in meinem Leben im Besonderen - kurz: meine Selbsthilfegruppe (SHG).

    Gerade das habe ich nach meiner ersten Therapie nämlich nicht mehr gemacht: mich mit dem Thema beschäftigt. Wozu auch - Ich war doch geheilt!?

    Hier im Forum gibt es Einige, die meinen, man brauche keine SHG. Okay. Nicht jeder Mensch ist gleich. Und nicht jeder hat auch die Möglichkeit, eine SHG zu besuchen. Dann gibt es auch noch so viele unterschiedliche Arten von SHG - Dialog-/Monolog-Gruppen, angeleitete-/nicht angeleitete Gruppen, konfessionsgebundene/nicht konfessionsgebundene Gruppen etc.

    ICH war in der komfortablen Lage, unter einer Vielzahl der unterschiedlichsten Gruppen aussuchen zu können, da ich in Berlin lebe und habe mir nach meiner letzten Therapie 14 Tage lang jeden Tag eine andere SHG angeschaut. Im Endeffekt habe ich mir dann 2 Gruppen ausgesucht, damit ich 2x/Woche eine Gruppe besuchen konnte (weil ICH für MICH entschieden hatte, dass ich es so brauchte). Zufällig gehörten beide Gruppen zum selben Verein, aber auch diese waren schon unterschiedlich. Die AA sind zwar sehr gut, aber ich mag eher den Dialog, also habe ich mich nicht für die AA entschieden ...

    So, das war nun schon ein halber Roman von mir und ich will Dich nicht zulabern ...

    Hier wurde Dir schon empfohlen, etwas zum Thema zu lesen. Dem kann ich nur zustimmen. Hierzu empfehle ich Dir den Bereich "Fach- u.a. Literatur (Lesevorschläge)". Da findest Du ganz viele Empfehlungen.

    Und zum Thema SHG habe ich mich mal im Bereich "Selbsthifegruppen - wozu eigentlich?" ausgelassen.

    Hoffe, ich habe Dich jetzt nicht überlastet ;)

    Gruß

    Greenfox

    Ich bin mir ziemlich sicher, das z.B. ein Bier reichen würde, bei mir wieder Prozess im Kopf zu starten, die mir weis machen wollen: es geht doch, trink doch, du siehst doch das nichts schlimmes passiert, du kannst das locker kontrollieren.

    Ich trinke auch selbst 0.0 Bier oder Karamalz, sehe das aber nicht als Ersatz an.

    Sorry - aber DAS sind zwei Aussagen, die für MICH nicht zusammenpassen. Aus meiner eigenen Erfahrung und meinem Erleben her (ich habe früher sehr gerne Bier getrunken): Heutzutage schmeckt das alkoholfreie Bier ja tatsächlich wie Bier (es gab Zeiten, da schmeckte es eher wie "Laterne ganz unten") und ich bzw. mein Körper/Gehirn hatte nach ein/zwei alkoholfreien das Gefühl, verarscht zu werden und schrie nach einem "richtigen" Bier. Und leider habe ich dann auch oft genug nachgegeben :(

    Und aus diesem Grund meide ICH - auch heute, nach knapp 16 Jahren - alkoholfreies Bier oder ähnliche Getränke. Pure Stressvermeidung und Selbstschutz. Und auch das vermisse ich nicht :)

    Gruß

    Greenfox

    Ich muss mal schauen wie ich jetzt weitermache, der Jahreswechsel hat mir in den letzten Jahren oft als Ansporn geholfen, wirklich loszulegen.
    Ich war da sogar mal 6 Wochen trocken, dann gings langsam wieder los.

    Das war Deine letzte "Wasserstandsmeldung" hier vom 16.09.2022. Und ich freue mich SEHR, dass Du es tatsächlich umsetzen konntest und nun schon 14 Monate geschafft hast :thumbup:

    Um ehrlich zu sein, habe ich nicht damit gerechnet, sorry.

    Aber 14 Monate sind schon ein guter Meilenstein, wo das Gröbste geschafft ist (sein sollte). Und ehe man es sich versieht, werden aus den Monaten Jahre - wenn man nicht unachtsam und/oder "größenwahnsinnig" wird.

    Ich würde mich freuen, mehr von Dir und Deinem Weg zu lesen.

    Gruß

    Greenfox

    Ich setze mich an den Küchentisch und frage mich ‚Wie geht’s dir? Was macht die Sucht, wo stehst du momentan, ist sie nah dran oder weit weg?‘

    Ich frage mich lediglich "Wie geht es mir?" (Und in der Therapie wurde auf die stereotype Antwort "Gut." vom Therapeuten immer nachgebohrt, bis herauskam, dass es Einem doch nicht gut ging. Oder eben doch. Habe also gelernt, mich wirklich zu reflektieren.)

    Wenn meine Antwort an mich selbst dann lautet "Nicht so gut.", dann lautet meine nächste Frage: "Wo ist die Flasche? Schaut sie schon über den Horizont?" Und wenn ich diese Frage bejahen muss, dann wird es höchste Zeit, mir Hilfe zu holen. Bis sie wieder hinter dem Horizont verschunden ist.

    Und das musste ich schon tun (habe hier davon berichtet). Aber das geht nicht, wenn man das Thema aus seinem Kopf verbannt und einfach so fröhlich vor sich hinlebt. Denn dann sieht man die Wand, auf die man zurennt, erst unmittelbar vor dem Einschlag.

    Auch, wenn Bassmann-neu meint, dass er NUR täglich die Freude darüber, nicht mehr trinken zu müssen, in sein Herz lässt, glaube ich doch, dass er genau dasselbe tut. NATÜRLICH sitzen wir nicht mehr jeden Tag und analysieren uns und unser Handeln. Aber wir haben gelernt, auf uns und unsere Befindlichkeit zu schauen und zu achten. Weil wir WISSEN, was anderenfalls passiert/passieren kann. Und diese Achtsamkeit ist mittlerweile schon zur Normalität geworden. Geworden. Ich zumindest musste es erst lernen.

    Sollte ich Dir damit Unrecht tun, Bassman - Sorry!

    Das Jahr rückt in die Nähe :) Und, ohne das Forum würde sich meine Gedanken kaum bis gar nicht mehr um den Alkohol drehen, die Abstinenz ist weiter Normalität und unbewusste Lebenseinstellung geworden. Und das ist schön.

    Auch, wenn es vielleicht keiner hören will: Nach meiner ersten Therapie war ich fast 2 Jahre trocken und habe mich NULL mit dem Thema beschäftigt. Der Alkohol war aus meinen Gedanken verbannt, Abstinenz war normal geworden.

    Aber, wie ich HEUTE weiß, dadurch hatte ich auch keinen Plan "Was passiert, wenn ..." Und dann kam ein Schicksalsschlag, der mich umgehauen hat - und ich hatte keinen Rückzugsort, niemanden, mit dem ich reden konnte, keinen Plan B, KEINE AHNUNG, WAS ICH TUN SOLLTE.

    Mein Rückfall hat mich 4 Jahre gekostet. 4 Jahre, in denen ich immer tiefer rutschte und es für mich immer schwerer wurde, aus diesem Loch zu kommen. Mit Suizidgedanken und allem Drum und Dran. Und es hat mich eine Menge Tränen und große Mühen gekostet, da wieder raus zu kommen.

    Und in den Jahren danach, in meinen Jahren in der Suchtselbsthilfe, in den vielen Gesprächen mit anderen Betroffenen habe ich immer wieder dasselbe gehört:

    Wenn sie denn schonmal wie ich einige Zeit trocken waren und sich NICHT mit dem Thema beschäftigt haben - sind sie ALLE wieder auf die Fresse gefallen. Und nachdem sie, wie ich, ihre Abhängigkeit akzeptiert haben (man muss sie ja nicht nach außen propagieren) und sich mit dem Thema beschäftigten, viel ihnen der Ausstieg auf einmal leicht(er).

    Und DAS ist es, was ich eigentlich vermitteln will: AKZEPTIERT es für Euch selbst und verbannt das Thema nicht aus Euren Köpfen! Es muss ja nicht ein 24/7-Studiengang werden, aber schon das Auseinandersetzen hier im Forum bedeutet, am Ball zu bleiben, es nicht zu verdrängen. Und man entwickelt Alternativen für den Fall, dass ... man in eine doofe Situation kommt, doofe Gedanken aufkommen oder, oder, oder ...

    Und so kristallisiert sich wirklich Immer mehr raus, wie sehr der Alkohol eigentlich der Kit gewesen ist, der eigentlich alles zusammenhält.

    Für mich war es damals erschreckend, dass der Großteil meiner sogenannten Freunde eigentlich nur Saufkumpane waren und sich, weil es bei/mit mir nix mehr nichts mehr zu saufen gab, nicht mehr gemeldet haben.

    Um so schöner war es, die ECHTEN Freunde zu erkennen, die auch weiterhin zu mir hielten. Weniger ist in diesem Falle doch mehr.

    Ich hatte ja hier mal geschrieben, wie es mich vor Jahren mal aus heiterem Himmel regelrecht "angesprungen" hat, das Verlangen. Ich war plötzlich dermaßen fickrig auf Alkohol - wäre da nicht im Hinterkopf noch der "griffbereite Notfallkoffer" gewesen ... Ich hätte meine Kinder und meine (damalige) Frau für eine Flasche in den Wind geschossen =O

    Mir gab ein erfahrener Mediziner zum Abschluss meiner Therapie mit auf den Weg: "Der ersten Schritt in Richtung Rückfall wird gemacht, wenn man sich nicht mehr regelmäßig mit seinem Problem befasst". Da ist viel dran.

    Zum Glück für mich war ich regelmäßig am Thema - und mein Notfallplan hat durchgeschimmert und letztendlich gegriffen. ICH weiß seitdem, wie schnell so ein Suchtdruck kommen und wie knapp es enden KANN. Für mich war es ein Beinahe-Rückfall.

    Und ein Grund mehr, am Thema zu bleiben.

    Von daher:

    Ich würde mich aktuell so einschätzen, ein Rückfall bei mir wäre eine aktive Handlung mit vollem Bewusstsein. Zu Deutsch: Eigene Doofheit. Oder ist das zu einfach gedacht?

    Von mir ein ganz klares: JA!

    Außer am rumnölen, dass Dich nichts interessiert und Du sowieso keine "Verantwortung" übernehmen willst (falsches Wort, ich weiß, aber mir fällt gerade nix besseres ein) lese ich von Dir in letzter Zeit nicht.

    Da frage ich mich doch, was Du hiermachst? Außer uns runterziehen?

    Ich glaub, ich muss mir einfach ne andere Beschäftigung suchen.

    Solltest Du vielleicht tun. OHNE andere Leute runterzuziehen.

    Mehrfach hast du in den letzten Tagen Andeutungen gemacht, denen zu entnehmen ist, dass G. deiner Ansicht nach etwas falsch gemacht hat. Dass G. sich angegriffen fühlt, ist für mich jedenfalls nicht sonderlich verwunderlich.


    Da du selbst offenbar früher schon mal dabei warst, hättest du, wie ich das sehe, grundsätzlich früher etwas zur Verbesserung sagen oder tun können. Hast du das gemacht? Aufzeichnungen finde ich darüber jedenfalls nicht.

    Aus MEINER Sicht waren Brants Beiträge schon immer die der Andeutungen - die dann NATÜRLICH immer miss-/falsch verstanden, aber nie korrigiert wurden. Von daher auch meine gereizte Reaktion. Die sich im übrigen nach dem Lesen der letzten Posts seit heute früh nicht wirklich gelegt hat.

    Ähm - seit wann bin ich ein G-Punkt :?: :/ ;)

    Ist doch schön, wie hier rumspekuliert wird. Ihr habt keine Ahnung, wie oft und lange ich versucht habe, Sandmann oder Klaus zu erreichen - ohne Erfolg. Und bevor Henry sich wenigstens ein wenig um die technische Seite gekümmert hat, habe ich sogar versucht, mir irgendwie ein wenig Ahnung von Foren-Software anzueignen. Naja, war auch nicht so von Erfolg gekrönt, also habe ich da lieber die Finger von gelassen ...

    Leider kannte und kenne ich niemanden mit Alex Kenntnissen - deshalb bin ich froh, dass AmSee mit ihm "um die Ecke kam" und er sich um das Problem so hervorragend gekümmert hat.

    Ja, ich habe immer wieder um Hilfe gebeten - und als Antwort entweder nur Ablehnung oder Schweigen im Walde geerntet.

    Also zerreisst Euch weiter das Maul, dass Ihr es schon lange wusstet und Ihr die Grössten seid - insbesondere Du, Brant. GEHOLFEN hat (außer AmSee und Henry) niemand! Die anderen haben sich einfach nur stillschweigend verpisst.

    Danke für NICHTS :(

    "Notfallplan" - da hab ich noch keine Idee dazu. Vielleicht fällt mir später noch was ein. Jedenfalls freu ich mich, daß ich den ersten Tag gut überstanden habe.

    LG,

    May

    Liebe May, zu diesem Thema kann ich Dir u.a. empfehlen, mal in den Thread Bewahrung der eigenen Abstinenz durch „Selbstfürsorge“ zu schauen. Dort gibt es weitere Links zu Themen wie zum Beispiel "Umgang mit Suchtdruck" oder "Notfallkoffer" oder auch "Sucht-/Saufdruck - wie erlebt man ihn". Hier wird u.a. auf das Thema Notfallplan/Notfallkoffer eingegangen.

    Dieses Thema beinhaltet aber auch, dass man sich schon vorher Gedanken darüber macht "Will/muss ich wirklich zu dieser Feier gehen oder lasse ich es lieber bleiben?"

    Und wenn man zu einer Festivität o.ä. hingeht/-fährt, wo man schon von vornherein weiß, dass dort Alkohol konsumiert und angeboten wird, dann sollte man sich auch schon vorher über folgende Punkte im Klaren sein, damit man nicht erst vor Ort anfängt zu grübeln und sich aus dem eigenen Konzept bringen lässt:

    1. Wie reagiere ich/was sage ich, wenn mir Alkohol angeboten wird?

    2. Wissen Freunde, Bekannte, Verwandte über mein "Problem" und meine Abstinenzentscheidung Bescheid und können mich ggf unterstützen?

    3. Wie komme ich von dort weg, wenn mir der Trubel zu viel wird? (eigenes Fahrzeug, Öffis - wo/wann/wielange, bin ich auf Mitfahrgelegenheit angewiesen [ganz schlecht!!]

    4. Wenn ich nicht wegkomme - gibt es anderweitige Rückzugsmöglichkeit (Hotel o.ä.)?

    Diese 3 Punkte haben MIR das Leben sehr erleichtert. Und auch in meiner realen SHG haben alle Gruppenfreunde immer wieder erzählt, dass ihnen die Vorbereitung nach diesen Punkten schon so manches Mal den Hintern gerettet hat - insbesondere Punkt 3+4.

    Denn wenn ich erst vor Ort, im Moment der Konfrontation, anfange zu überlegen, dann stehen meine Chancen schlecht. Jeder von uns kennt doch diese penetranten ... "Ach komm schon - nur EIN Glas, blablablabla!" :cursing:

    Also VORHER überlegen, ob ich mir das überhaupt antun will. Und wenn ja, was entgegne ich diesen Brühbirnen. Und wenn die mir genug auf den Keks gegangen sind - Tschüssikowski!

    ICH habe mich übrigens immer von den Festivitäten entfernt, ohne mich von irgendjemandem zu verabschieden - bin somit dummen Fragen aus dem Weg gegangen.

    Abgesehen davon, dass ich die erste Zeit keine Feiern besucht habe. War mir einfach zu unsicher. Und dann bin ich anfangs schon nach einer Stunde wieder verschwunden. Heute bleibe ich auch schon mal 6-7 Stunden - WENN die Party gut ist (nach meinem Geschmack).

    Übrigens: Meine erste alkoholfreie Silvester-Party habe ich bei meinem Suchthilfe-Verein gefeiert. Wusste bis dahin garnicht, dass man soviel Stimmung auch ohne Alk (und andere Drogen ;) ) hinkriegt :)

    Achso, Eines noch: Es hört sich komplizierter an, als es ist - man muss sich nur ein paar Gedanken machen. Kein Studium absolvieren.

    Gruß

    Greenfox

    Zitat von Greenfox


    "Man muss lernen, auch mal NEIN sagen zu können und nicht alles an sich zu reissen!" Das hat mein Therapeut damals zu mir gesagt. ;)

    ^^ Da war noch ein bisschen Sch... drin im Clo, da habe ich noch mal ein bisschen tiefer reingegriffen 8o

    Scherz beiseite Greenfox, du triffst absolut meinen Humor und etwas Galgenhumor hilft mir durchaus, mit der Sache umzugehen.

    Sorry, aber das war absolut ernst gemeint - sowohl von meinem Therapeuten als auch von mir. Und dieser "Spruch" gilt auch heute - mehr denn je, wenn ich mir nicht wieder mehr aufbürden will, als ich leisten kann und dann daran zerbreche und letztendlich wieder zur Flasche greife, um vermeintliche Erleichterung zu finden.

    Also nix mit Humor - jedenfalls nicht meinerseits ...

    Übrigens: Glückwunsch zum "Geburtstag" :thumbup: Mögen noch viele weitere folgen :)

    Gruß

    Greenfox

    Ich überlege die ganze Zeit, weil ich mich schuldig dafür fühle, ein Gespräch mit ihm zu suchen, ...

    Ääh - woran, bitte, sollst/willst Du schuld sein?? Daran, dass er schon Alkoholiker war, bevor Ihr Euch kennengelernt habt? Und es jetzt noch ist?

    Oder daran, dass es regnet und in China ein Sack Reis umgefallen ist?? Und Scrat immer wieder auf der Jagd nach der Eichel fast die Erde zerstört?

    Entschuldige, aber Du hast nicht am Urknall Schuld - und schon garnicht, dass sich Dein Ex nicht selbst und auch sein Leben in den Griff bekommt!

    Du hast die einzig richtige Entscheidung getroffen, indem Du Dich selbst geschützt und Dich von ihm getrennt hast!

    Damit Du weisst, wer Dir hier solch "weisen" Worte schreibt: Ich bin selbst Alkoholiker und nach einigem Kampf und mehreren Rückfällen nun seit 15 Jahren trocken und davon seit ca. 12-13 Jahren auch in der Suchtselbsthilfe unterwegs, habe u.a. lange Jahre eine Selbsthilfegruppe (SHG) geleitet, bin in Krankenhäuser auf Entgiftungsstationen gegangen und habe dort mit den Betroffenen über ihre Situation und ihre Möglichkeiten geredet. Aber auch mit Angehörigen hatte ich viele Gespräche (nicht nur mit meinen eigenen ;) ).

    Hör auf, IRGENDEINE Schuld bei Dir selbst zu suchen. "Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied" - an diesem Sprichwort ist sehr viel Wahres dran.

    Insbesondere bei Abhängigen/Süchtigen.

    Und: Wir (Süchtigen) haben die große Gabe, ANDERE dafür verantwortlich zu machen, dass wir abhängig/süchtig sind/geworden sind/bleiben.

    "Ich trinke doch nur, weil DU ..." Kommt Dir der Spruch bekannt vor? Oder: "Wenn auf Arbeit nicht so viel Stress wäre, würde ich auch nicht mehr trinken." / "Wenn die Kinder erstmal aus dem Haus sind und es hier ruhiger wird ..."

    Aber selbst dieser Zustand bewegt ihn nicht zur Veränderung, im Gegenteil.

    Er trinkt nochmehr.

    Und so wie es heißt, hätte er zu 100% eine scheiß egal Einstellung, selbst der Totalschaden oder entzogenen Führerschein scheint ihn nichtmal im Ansatz zu jucken.

    Es mag hart klingen, aber er ist offenbar noch nicht genug auf die Schnauze geflogen. Jede Intervention - egal, ob von Dir oder von jemand anderem - wird von ihm als Angriff auf sich selbst gewertet.

    ER WILL NICHT AUFHÖREN ZU TRINKEN!

    Erst, wenn er selbst es WILL, erst dann könnten ihn Worte und Hilfsangebote erreichen. Und selbst, wenn man ihn zwangsweise in eine Klinik steckt - was, meinst Du, passiert, sobald er dort rauskommt? Er holt sich wieder etwas zu trinken!

    Habe ich oft genug erlebt. Traurig, aber so ist es nunmal.

    Wenn Dir das nicht reicht, dann schau mal, ob Du irgendwo in Deiner Nähe eine SHG für Angehörige findest. Geh dorthin und sprich mit den Leuten dort. Direkt. Vermutlich wirst Du ähnliche Geschichten wie die Deine hören.

    Gruß

    Greenfox

    Bin ebenfalls GEGEN die Legalisierung. Abgesehen von

    Cannabis hat sich in den vergangenen Jahren durch aggressive Züchtung so dramatisch verändert, dass es mit einer Verzehnfachung

    des THC-Gehalts so richtig schön "knallt" .

    habe ich genug Dokus über/mit Betroffenen gesehen und auch selbst in Krankenhäusern mit Mehrfachabhängigen gesprochen, die gezeigt bzw. mir erzählt haben, dass Cannabis eben NICHT nur wie Waldmeister aussieht, sondern ziemlich heimtückisch und süchtigmachend ist. Und gerade bei den Jugendlichen, deren Gehirn sich noch in der Entwicklung befindet, großen Schaden anrichtet/anrichten kann.

    Wie man bei Klabauter-Ach - äh, ja, äh, ja sehen kann. Oder so :cursing:

    Hallo, Mara!

    Und auch von mir nochmals Herzlich Willkommen hier im Forum.

    Zum Thema Suchtklinik kann ich (60, m, Alkoholiker, nunmehr seit 15 Jahren trocken) etwas beisteuern. Sowohl aus eigener Erfahrung als auch aus meiner Tätigkeit in der Suchtselbsthilfe.

    Als ich vor etwas über 20 Jahren für mich selbst erkannte, dass ich nicht nur ein Alkohl-"Problem" habe, sondern Alkoholiker bin, wollte ich es (mehr oder weniger) selbst schaffen. Auf jeden Fall wollte ich nicht in eine Klinik. Und dafür hatte ich so viele Argumente wie für das Weitersaufen. Also entschied ich mich für eine ambulante Therapie.

    Das war auch ganz gut - weil ich nach den Sitzungen mir dann erstmal einen hinter die Binde giessen konnte. X/ Aber nach einer Weile habe ich mich dann gefragt, wen ich damit eigentlich verarsche - doch eigentlich nur mich selbst. Und da ich im Grunde raus aus der Tretmühle wollte und merkte, dass ic das aus eigenem Antrieb nicht hinbekam, entschloss ich mich, auf eine stationäre Therapie umzuschwenken.

    Ich suchte mir eine Klinik aus weit weg von zu Hause und zog mit mulmigen Gefühl für 12 Wochen los. Eine lange Zeit. Und dort trat dann etwas ein, was ich vorher nie für möglich gehalten hätte - ich habe FREIWILLIG um eine Verlängerung der Therapie gebeten und nochmals 4 Wochen genehmigt bekommen! Ob heute noch solange Therapien bewilligt werden?

    Während dieser Zeit habe ich so viel gelernt, dass ich auch heute noch daran zurückdenke. Auch wenn ich nach ca. 2 Jahren einen Rückfall hatte, mit dem ich knapp 4 Jahre zu kämpfen hatte ;(

    Egal, ich bin sehr dankbar für diese Zeit.

    Übrigens habe ich damals auch erstmals - und seitdem sehr oft wieder - über das Thema "Sucht und Depression - Ursache oder Folge" gehört und darüber nachgedacht und diskutiert.

    Natürlich gibt es die Depression als eigenständige Erkrankung und die Betroffenen verwenden teilweise verschiedene Suchtmittel, um die Beschwerden zu lindern und rutschen so zusätzlich in eine Sucht.

    Aber sehr oft (weitaus öfter??) entwickeln Süchtige Depressionen auf Grund ihrer Abhängigkeit und der Einsicht, dass sie es nicht (alleine) aus diesem Teufelskreis herausschaffen.

    So, wie es Antoine de Saint-Exupery schon in seinem Buch "Der kleine Prinz" beschrieb:

    Der nächste Planet wurde von einem Säufer bewohnt. Sein Besuch war nur sehr kurz, doch versenkte er den kleinen Prinzen in eine tiefe Traurigkeit:

    • »Was machst du hier?«, sprach er zu dem Säufer, den er stumm sitzend vor einer Reihe leerer und einer Reihe voller Flaschen vorfand.
    • »Ich trinke«, antwortete der Säufer mit düsterer Miene.
    • »Und warum trinkst du?«, fragte der kleine Prinz.
    • »Um zu vergessen«, antwortete der Säufer.
    • »Was willst du vergessen?«, fragte der kleine Prinz, der ihm schon leid tat.
    • »Ich will vergessen, dass ich mich schäme«, gestand der Säufer und ließ den Kopf hängen.
    • »Über was schämst du dich?«, fragte der kleine Prinz beharrlich weiter, denn er wollte ihm helfen.
    • »Ich schäme mich, weil ich saufe!«, sagte der Säufer abschließend und hüllte sich in tiefes Schweigen.

    Da verschwand der kleine Prinz bestürzt.

    »Die großen Leute sind wirklich sehr, sehr sonderbar«, dachte er sich während er weiterreiste.

    Aus eigenem Erleben kann ich diese Situation nur bestätigen. Ich war vor meiner letzten Therapie dermaßen in Depressionen mit suizidalen Tendenzen versunken ... katastrophal. Aber dann habe ich doch den Absprung geschafft. Und diese Depressionen - heute nenne ich es lieber "depressive Verstimmungen", um es von den "echten" Depressionen abzugrenzen - sind komplette verschwunden!

    Und Gleiches habe ich bei meinen Gesprächen mit anderen Betroffen zig Mal gehört.

    Und Menschen mit "echten" Depressionen, die eine Sucht entwickelten, können ihre Depressionen erst wirkungsvoll in den Griff bekommen bzw. angehen, wenn sie ihre Sucht bezwungen haben.

    Denn DIE ist es, die ihnen immer wieder die Beine weghaut.

    Auch dies wird so immer wieder in Vorlesungen und Seminaren der Landesstelle für Suchtfragen dargelegt und wenn ich mich mit Betroffenen unterhalte, bestätigt.

    Ich hoffe, ich habe Dich jetzt nicht zu sehr zugetextet,

    Gruß

    Greenfox