Hallo miteinander,
ich bin Rent, 49 Jahre und bin nun seit dem 19.05.2023 ohne Alkohol und sonstigen chemischen Wohlfühlern.
Ich habe mit meiner Sucht seit 30 Jahren zu kämpfen gehabt, hatte in der Vergangenheit eine rechte Kamikazezeit hinter mir und war daraufhin 9 Jahre komplett ohne Alkohol unterwegs, wodurch mein Leben in dieser Zeit wieder recht stabil und gutbürgerlich geworden ist.
Scheinbar ging es mir in der Zeit zu gut, sodass ich die letzten 4 Jahre durch den ernsthaften, aber unglückseligen Versuch des kontrollieren Trinkens zum heimlichen Spiegeltrinker geworden bin.
Ende 2022 hatte ich teilweise wieder mein altes Pensum erreicht und hatte im Januar 2023 einen der halbherzigen und heimlichen Versuche gestartet, wieder clean zu werden.
Halbherzig und heimlich deswegen, weil ich mir es überhaupt nicht mehr vorstellen konnte, wie ein Leben ohne Alkohol funktionieren sollte, er war wie ein Teil von meinem Leben, manchmal habe ich wirklich gedacht, dass ich ihn biologisch brauche um zu funktionieren, ernsthaft.
Mitte Mai habe ich dann nach tagelangen Craving nachgegeben und für einige Tage wieder Alkohol konsumiert. (im Nachhinein gesehen hatte ich mich durch alkoholfreies Bier voll getriggert und sparsamst dosierte Opioide und fehlendes Mindset haben die Qual eigentlich nur verlängert)
Ich war in diesen Tagen echt zerrissen, ich wollte trinken, wollte den Alkohol nicht hergeben, auf der anderen Seite konnte ich nicht mehr, ich habe mich gehasst, dass ich es nicht kontrolliert schaffe bzw. dass ich überhaupt trinken muss und hätte alles dafür gegeben, nichts mehr trinken zu müssen.
Ich bin an einen Punkt der Verzweiflung angekommen, wie ein Zerbruch, der mich den Teil von mir aufgegeben lassen hat, der nie genug von allem bekommen konnte.
Es war wie ein Eingeständnis der eigenen Unfähigkeit oder als hätte der Teil in mir gewonnen, der nicht mehr trinken wollte, anders kann ich das zur Zeit nicht umschreiben.
Mir ist in daraufhin bewusst geworden, dass der Alkohol nicht zu meinen Leben gehören muss, ich ihn nicht mehr brauche und eigentlich nie gebraucht habe.
Sozusagen, dass ein zufriedenes Leben ohne Alkohol möglich ist, lebenswert und erfüllend sein kann und auch ist.
Ich würde das mal als eine Initialzündung umschreiben, die ich nie wieder hergeben will.
Es ist das Beste, was mir zumindest mental in diesem Leben passiert ist.
Seit dieser Zeit lebe ich alkoholfrei, (die letzten Opioide sind schon lange entsorgt/ Rauchen ist schon seit Jahrzehnten kein Thema mehr) und ich bin so dankbar darüber, nicht mehr trinken oder andere Substanzen nehmen zu müssen.
Klar kommt situationsbedingt ab und zu ein kurzer Gedanke an das Trinken zurück, der sich aber leicht wegwischen lässt, mit der Zeit immer weniger wird und mit echtem Craving nicht vergleichbar ist.
Und ich kann wirklich von mir sagen, dass ich mich über jeden Tag freue, den ich in dieser Freiheit lebe und auch merke, wie mental alles wieder zurückkommt, was mir der Alkohol über die Jahre genommen hat.
Es ist ein neues Leben in echter Freiheit.
Das war es erstmal in Kurzform von mir und ich freue mich auf einen Austausch mit euch.
VG Rent