Hallo Zusammen
Ich möchte mich gerne vorstellen: w, 39 Jahre alt und Alkoholikerin.
Ich bin noch ganz am Anfang: heute ist erst der 10. Tag, an dem ich nicht trinke. Da war ich schon oft, aber ich glaube, diesmal ist es anders. Bisher habe ich immer versucht, heimlich aufzuhören, so wie ich auch heimlich getrunken habe. Mir ist erst jetzt bewusst geworden, dass ich mir damit immer ein Hintertürchen offen gehalten habe: wenn ich heimlich aufhöre, kann ich auch heimlich wieder anfangen. Aber diesmal habe ich endlich meiner langjährigen Therapeutin davon erzählt und damit nicht nur das Hintertürchen geschlossen sondern mir auch Hilfe geholt.
Was auch anders ist: ich habe mir eingestanden, dass ich Alkoholikerin bin. Bisher hatte ich "nur" ein Alkoholproblem.
Und das andere Hintertürchen habe ich mir auch verbaut: "in Gesellschaft ein Glas Wein kann ich ja trotzdem trinken, das ist ja nicht mein Problem, sondern das alleine heimlich Trinken" - was natürlich unter anderem auch mit dem ersten Hintertürchen zu tun hat, da ich vielleicht unangenehmen Fragen gegenübergestanden wäre, wenn ich plötzlich "Nein danke" gesagt hätte.
Nein, diesmal habe ich eine Entscheidung getroffen: Ich will nie mehr Alkohol trinken.
Bis jetzt fällt es mir relativ leicht. Ich freue mich über meinen Entschluss. Ich fühle mich schon fitter und es gibt so viele Vorteile. Auch mich gegenüber meiner Therapeutin zu öffnen hat mich erleichtert - wenn es auch sooo viel Mut gekostet hat.
Ich weiss aber auch, dass das nicht so weitergehen wird. Irgendwann kommen auch die schwierigen Momente, wo der Schmerz nicht auszuhalten ist, die Angst beruhigt werden will, ich eine Belohnung verdient habe... und einfach die Sucht ruft.
Ich versuche deshalb, mich mit dem Thema auseinanderzusetzen, auch wenn es vielleicht im Moment gar nicht so nötig scheint. Aber ich will gewappnet sein und nicht blind in die nächste Falle tappen, die mir mein Gehirn spielt.
Ich suche nach neuen Gewohnheiten: jeden Tag ein Spaziergang an der frischen Luft zum Beispiel. Oder ein leckeres Abendessen, selbst gekocht - und es darf auch mal etwas zeitaufwändig sein, ich muss ja nicht so schnell wie möglich zur Flasche zurück. Und ich habe mir zwei Listen gemacht: eine mit Dingen, die ich tun kann, wenn es kritisch wird, wenn das Verlangen kommt. Da sind Dinge drauf die einfach nur ablenken, andere um mir was Gutes zu tun, andere um irgendwo Unterstützung zu finden... Ein Eintrag ist, die zweite Liste zu lesen, die aus den Gründen / Vorteilen für die Nüchternheit besteht. Ich habe gesehen dass es hier einen Thread gibt mit demselben Inhalt, den habe ich als erstes hier im Forum gelesen und das eine oder andere in meiner Liste noch ergänzt.
Das Lesen im Forum hat mir bis jetzt auch schon viel geholfen, mich in meiner Entscheidung bestärkt, mich mit Hoffnung erfüllt, dass es auch tatsächlich möglich ist und mit Respekt vor dem was viele hier geschafft haben und wie gross diese Aufgabe ist, die ich mir da vorgenommen habe.
Ich möchte aber nicht nur lesen, sondern mich auch aktiv einbringen, weil ich glaube, dass es für mich wichtig ist, mich irgendwie zu zeigen.
Danke fürs Lesen!
Liebe Grüsse
Schotterblume