Hallo, ich bin neu hier

  • Hallo, ich bin neu hier

    Meine Hoffnung ist, dass ich mit Eurer Hilfe Unterstützung beim nüchtern werden und bleiben erhalte. Ich habe mich wochenlang im Internet informiert, Youtube Videos zum Thema Alkoholismus gesehen und auch zwei Bücher (das von Simon Borowiak und das von Nathalie Stüben) gelesen. Und ich bin zu der Erkenntnis gelangt, dass ich dringend endgültig mit dem Trinken aufhören muss. Euer Forum sagt mir sehr zu. Nur fällt mir hier auf, dass die Mitglieder fast alle schon lange abstinent leben. Und sie haben größtenteils schlimmste Zeiten und zumindest einen Entzug durchgestanden. Ich selbst bin zur Zeit nicht trocken und habe auch noch nie einen ernsthaften Entzug erlebt. Alle Tests, die ich gemacht habe, bestätigen mir eine psychische Abhängigkeit. Wie ich alleine da rauskommen soll, ist mir ein Rätsel. Kann ich das überhaupt in meinem Alter (75) noch schaffen? Gibt es für mich hier im Forum einen Platz? Ich gehe jetzt nicht weiter ins Detail, nur soviel: Ich habe große Angst. Und Scham. Und den riesigen Wunsch, nicht mehr zu trinken.

    Herzliche Grüße an Euch

    von CeBe

  • Hallo CeBe,

    schön, dass Du da bist. Ich bin auch erst "wieder" seit 3 Wochen abstinent. Die Angst und Scham kenne ich auch - das wird sofort besser, wenn man nicht mehr trinkt; man muss nichts mehr verstecken. Hast Du Dir schon einen Plan gemacht wie ein Entzug aussehen könnte? Ich freu mich auf den Austausch mit Dir!

    Beste Grüße Helga (sowohl mein eigener Name, als auch alle Namen in meinen Beiträgen sind frei erfunden, um real existierende Personen zu schützen)

  • Hallo CeBe


    Schön das du hier bist. Es gibt sicher einen Platz für dich hier im Forum. Der Wunsch nicht mehr zu trinken zu wollen ist oft der Punkt Zero von dem es aus in ein neues abstinentes Leben geht. Wie dahin gelangen? Die Erfolgsformel heisst das erste Glas stehen lassen. So reiht sich dann Tag an Tag, Woche an Woche und Vertrauen und Glaube an sich Selbst und die eigenen Fähigkeiten wächst und gedeiht in diesen Zeiten. Und wenn du hier aufschlägst wirst du dich auch mit Usern austauschen die noch nicht so lange trocken sind. Also erstmal ein gutes Ankommen hier.


    Lieben Gruss
    Brant

  • Lieber CeBe,

    schön, dass du den Weg hierhin gefunden hast. Auch mit 75 Jahren ist es nicht zu spät, um mit dem Trinken aufzuhören, ganz im Gegenteil, denn der Zeitpunkt ist genau richtig. 😃 Herzlich Willkommen und ich wünsche einen guten Austausch im Forum. 😊

  • Hallo und Willkommen bei uns, CeBe,

    Danke dir für deine Vorstellung. Es gibt sicher einen Platz für dich hier bei uns. Du bist mit deinem Problem und deinen Sorgen nicht allein.

    Ich schalte dich gleich für den öffentlichen Bereich frei und verschiebe deinen Thread in das entsprechende Unterforum.

    Ein gutes Ankommen hier wünsche ich dir und einen hilfreichen Austausch. Wenn du Fragen an uns hast, nur heraus damit.

    Freundliche Grüße

    AmSee (als Moderatorin)

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Moin CeBe,

    ich bin auch neu hier und erst seit ein paar Tagen trocken. Ich habe als ich noch getrunken habe das Buch von Allen Carr "Endlich ohne Alkohol !" gelesen. Das hat mich gut Vorbereitet zumal der Autor selber sagt man sollte solange (moderat) weitertrinken und mit Ende des Buches ein bisschen ritualisiert das letzte Glas trinken. Ich habe immer morgens ein paar Seiten gelesen bis ich es durch hatte und ich habe mich gut vorbereitet gefühlt und es hat mir nichts ausgemacht aufzuhören. Vielleicht ist das ja ein Weg für Dich zumal Du ja die wichtigste Entscheidung schon getroffen hast. Vielleicht solltest Du aus dem " ich muss aufhören" ein "ich will aufhören" machen.

    Viel Erfolg

  • Oh, vielen vielen Dank an Euch Fünfe für Eure Posts! Ich habe die erst mal gar nicht gefunden, wusste einfach nicht, wie und wo! Ich Doofie habe immerzu in die Emails geschaut und gedacht: Naja, wenn niemand antwortet, habe ich halt Pech gehabt. Das war ein bisschen frustig.

    Also, heute bin ich erst auf die Idee gekommen, mich hier einzuloggen. Ihr macht mir Mut. Deshalb- oder macht man das nicht? - schreibe ich doch noch ein bisschen ausführlicher über mich. Was mich an diesem Forum und am meisten beeindruckt, ist für mich der Begriff "Selbstfürsorge". Und natürlich, was Ihr für Euch selbst erreicht habt und dass Ihr Eure Erfahrungen weitergebt. Jedenfalls habe ich erfahren, dass es bei Nichtbetroffenen eigentlich keine Hilfe und kein Verständnis gibt. Das wisst Ihr. Dies und dann natürlich die Chance, von Euch Unterstützung zu erhalten bei dem, was mir bevorsteht, macht mir Hoffnung. In eine Therapie will ich nicht, auch nicht in eine AA Gruppe. Die Hausarztpraxis hier im Ort ist keine Option, dort arbeiten Leute aus unserem Kleinstädtchen. Hier kennt jeder jeden, das geht gar nicht.

    Die gesundheitliche Gefahr durch den Alkohol ist mir erst vor einiger Zeit durch das Lesen im Internet bewusst geworden. Und ich glaube, ganz alleine und ohne Kommunikation mit anderen Betroffenen schaffe ich es sowieso nicht.

    Ich stelle mich noch mal vor: Ich bin also alt, Mitte 70. Und ich trinke seit ich denken kann, Wein. Es war mir zwar bewusst, dass tägliches Trinken von Alkohol nicht gesund sein kann, aber ich habe es nie wirklich in Frage gestellt. In meiner Herkunftsfamilie gab es Alkoholismus, es war auch keine gute Kindheit und Jugend. Obwohl ich meinen betrunkenen Vater verabscheut habe, fing ich als Erwachsene an, mein eigenes Trinken in alle Richtungen zu verteidigen. "In Ländern, wo Wein angebaut wird, ist doch das kein Problem. Das gehört zu kultiviertem Essen, die Leute trinken dort maßvoll" undsoweiter. Gründe konnte ich immer nennen. Alles, um mich zu rechtfertigen und mir zu sagen, dass ich doch kein Alkoholproblem habe! Das ging Jahrzehnte lang so. Ein Narkosearzt schrieb ins Protokoll meines OP-Vorgesprächs "Alkoholabusus", ich war entsetzt und empört. Das war vor gut 20 Jahren.

    Vor Ewigkeiten schon begannen wir, für den Alltag Wein in 5 Liter-Schläuchen zu kaufen statt in Flaschen. Es war so einfach, sich da schnell ein (Wasser-) Glas zu füllen. Und man musste nicht ständig mit klirrendem Leergut zum Altglascontainer. Oder beim normalen Einkauf die Weinflaschen unter den gesunden Lebensmitteln verstecken. Die paar Wochen Alkoholfasten jährlich habe ich nur unter dem Gesichtspunkt der Gewichtsabnahme nach Weihnachten gesehen. Es war ja dann auch irgendwann wieder vorbei, Gottseidank. Und alle tranken Wein oder Bier, alle! Ich habe auch jahrelang Liköre angesetzt und auch in schönen Flaschen verschenkt. Ob die Beschenkten sich gefreut haben oder gedacht haben, die trinkt?

    Jetzt aber muss etwas passieren, das Problem ist da, die Krise. Ich lebe seit 4 Monaten alleine, nachdem der wichtigste Mensch in meinem Leben gestorben ist. Und ich reagiere immer gereizter auf gut gemeinte Ratschläge von Freunden, wie ich dieses Leben bewältigen soll. Aber ich muss ja nach diesem furchtbaren Verlust irgendwie zurechtkommen. Die Trinkerei hindert mich an allem.

    Und was Du schreibst, scrat, das wirkt gerade bei mir so: Ich kaufe das Buch, dann kann ich bis zur letzten Seite noch ein bisschen Wein trinken. Ich schäme mich schon wieder, weil ich gleich die Seitenzahl nachgeschaut habe: 304 Seiten!

    Jedenfalls danke ich Euch für Eure Kommentare und bin froh, dass ich kapiert habe, wie ich überhaupt in das Forum reinkomme.

    Liebe Grüße

    CeBe

  • Hallo CeBe


    Mein Beileid für den Verlust, dem Abschied, vor vier Monaten.

    Ein paar Sätze sind mir aufgefallen.
    In eine Therapie will ich nicht, auch nicht in eine AA Gruppe. Die Hausarztpraxis hier im Ort ist keine Option, dort arbeiten Leute aus unserem Kleinstädtchen.
    Dann bleibt als Unterstützung ja nur das Forum hier oder eben andere anonyme Quellen wie eben Videos oder Bücher. Ich finde das völlig okay. Ich selbst hatte das erste Jahr meiner Abstinenz nur etwa ein halbes Dutzend Autobiographien von Autoren zum lesen, die lebendig beschrieben wie sie den Weg aus der Alkoholhölle gegangen sind. Nun das hat gereicht um mich zu stabilisieren und angstfreier mit mir selbst und mit der Welt umzugehen.
    Das Nichtbetroffene keine grosse Hilfe sind habe ich ebenso und oft erfahren. Da ist halt eine grosse Hilflosigkeit gegenüber dem Phänomen Sucht und deshalb war das: "Da hast du ja einen starken Willen" halt nur ihr Ausdruck des Respekts. Wie könnten sie auch nur erahnen wie es ist wenn man dem Teufel ausgeliefert ist und eins nach dem andern bechert bis nichts mehr da ist oder sich halt in den Schlaf gesoffen hat.
    Abstinenz ist für mich Gnade die für alle verfügbar ist die es wirklich wollen und am Ball bleiben wie man so schön sagt.


    Einen angenehmen Abend noch.
    Brant

  • Liebe CeBe,

    das ist doch schon mal ein guter Anfang, dass du zu uns gefunden hast und dass du dann heute auf die Idee gekommen bist, dich hier einzuloggen. 👍

    Zunächst einmal mein Beileid zu deinem Verlust vor vier Monaten und meine Achtung dafür, dass du dir nun einen neuen Weg, mit deinem furchtbaren Verlust klarzukommen, zu bahnen versuchst.
    Das ist schon so viel wert, dass du erkannt hast, dass deine Trinkerei dir nicht hilft, sondern dich im Gegenteil an allem hindert.

    Ja, man macht das durchaus so, mehr von sich zu schreiben, wenn man etwas Vertrauen gefunden hat. Danke dir für dein Vertrauen.

    Ich bin über 20 Jahre jünger als du, aber so manches, was du von dir erzählst, kommt mir bekannt vor. Ich hatte ebenfalls schlimme Erfahrungen mit Alkoholismus in meiner Herkunftsfamilie gemacht und bin trotzdem später an den Alkohol gekommen. Wein gehörte für mich zum Leben dazu und ich hielt mich für einen Genießer. Die 5 Liter Schläuche sind mir nicht unbekannt, die haben uns allerdings in der Regel nur bei Campingurlauben begleitet. Und ich habe ebenfalls Liköre angesetzt. Ich hab sogar Obstwein hergestellt.

    Als ich vor bald vier Jahren hier in diesem Forum aufschlug, war ich besorgt geworden wegen der Mengen, die ich mittlerweile konsumierte. Ich musste nicht ständig trinken, konnte durchaus Trinkpausen einlegen, aber wann immer ich trank, trank ich sehr viel mehr, als ich mir eigentlich als Limit gesetzt hatte. Ich schaffte es irgendwie nicht mehr, rechtzeitig aufzuhören, wo‘s noch angenehm und schön ist, stattdessen kippte das bei mir immer wieder in Erschöpfung und stimmungsmäßige Tiefs.

    Als ich mich hier anmeldete, war ich nicht so weit aufhören zu wollen, ich war lediglich besorgt und suchte hier Antworten und Hilfe. Was mich bewogen hat, abstinent zu werden, war einerseits die Erkenntnis, dass es für mich leichter war, es ganz bleiben zu lassen, als es weiterhin mit kontrolliertem Konsum zu versuchen. Und andererseits konnte ich meinen Gesprächspartnern abnehmen, dass diese trotz ihrer Abstinenz ein zufriedenes, ja sogar glückliches Leben führten. Das war etwas, was ich mir zuvor nicht vorstellen konnte und, wenn ich ehrlich bin, auch nicht wollte. Diese Aussicht machte mir Mut und ich hatte plötzlich irgendwie keine Angst mehr.

    Ich habe in der Folgezeit sehr viel hier in diesem Forum gelesen und geschrieben. Und ich habe einige der Bücher gelesen, die hier in der Literaturecke empfohlen werden.

    Das Thema „Selbstfürsorge“ war mir schon ein Anliegen geworden, bevor ich abstinent wurde, aber auf meinem neuen Weg gewann das nochmals eine sehr viel größere Bedeutung.
    Was tatsächlich zu mir passt und wirklich Meins ist, fand ich im Laufe der Zeit so nach und nach heraus. Erstaunlich ist, was passiert, wenn man sich überhaupt erstmal auf die Suche gemacht hat bzw. aufmerksam geworden ist für die eigenen Bedürfnisse und Wünsche.

    Was das unmittelbare Absetzen betrifft, so muss ich dich leider warnen. Informiere dich bitte über mögliche Entzugserscheinungen. Informationen darüber findest du zum Beispiel hier.


    Viele Grüße

    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Hallo Brant und danke! Dass ich hier in keine Praxis etc. gehen will, war mir schon lange klar. Das hat mit der Scham und mit meiner Menschenkenntnis zu tun. Besonders diejenigen, die gerne mal so tolerant und mitfühlend tun, sind oft ganz und garnicht so. Und irgendwelche Tratscherei über mich kann ich nicht aushalten, da fehlt mir das dicke Fell.

    Welche Autoren bzw. Autobiografien sind das denn, die Du gelesen hast? Sowas ist deutlich ehrlicher und geht mehr unter die Haut als Bücher über andere. Als ich jünger war, war ich übrigens abgeschreckt und fasziniert gleichzeitig durch Auftritte wie z.B von Hilde Knef, die am absoluten Ende ihrer Karriere noch mal auf der Bühne stand, betrunken und peinlich. Oder Harald Juhnke, der in meinen Augen ein großartiger Schauspieler war. Und dessen Film "Der Trinker" mich sehr beeindruckt hat. Damals habe ich auch schon zu viel getrunken, hab diese Menschen aber kein bisschen mit mir in Verbindung gebracht. Bei dem einen traurigen Video in Youtube von Amy Winehouse war es dann schon anders. Und trotzdem habe ich mich auch da noch selbst belogen von wegen "Diese sensiblen Künstler sind halt anders...." Dann war sie tot. Eine Kollegin von mir hat sich totgesoffen. Sie ist an ihrem Erbrochenen erstickt und erst nach einiger Zeit gefunden worden. Ein anderer Kollege roch immer nach Schnaps ohne Ende und verschwand irgendwann in einer Entzugsklinik. Sowas soll mir bitte nicht passieren!

    Herzlichen Gruß

    CeBe

  • Hallo CeBe


    Ich sehe grad das du ein paar kleine Schwierigkeiten hast einen Beitrag einzubringen. Das ist nicht so schlimm. Am einfachsten ist es wenn du ganz nach unten scrollst in das freie Feld das für die Antworten da ist und nur schreibst was du halt so schreiben willst und dann auf Antworten drückst.

    Wenn du irgendwas technisches nicht so verstehst ist bestimmt jemand hier der deine Fragen präzise beantworten kann.

    LG Brant

    Edit: Sehe grade das du ja doch die Antwort #11 geschrieben hast!


    Die Bücher die ich gelesen hab werden heute nicht mehr aufgelegt. Sind nur noch im Antiquariat zu erhalten. So ist das mit dieser Art von Autobiographien. Das Beeindruckendste war das Buch: Der Penner von Thomas Steiger.

    Eine Rezesion bei Amazon:

    Ein Buch ,dass man nicht zur Seite legen kann.mir ging es auf jeden fall so,da ich Thomas aus früheren Zeiten als DJ kannte.man lebt richtig mit,u kann sich das nicht wirklich vorstellen.was ein Mensch aushalten kann!muss! Ein Schicksal ,das es leider nur zu oft in unserer zeit gibt.

  • Liebe oder lieber AmSee13

    Danke für Deine ausführliche Antwort. Es gibt hier wirklich - abgesehen vom andern Lebensalter- eine Menge Gemeinsamkeiten. Kontrolliertes Trinken klappt auch bei mir nicht wirklich, es funktionierte früher auch mit dem Rauchen nicht. Da war es genauso: Nur ganz aufhören, und zwar sofort, von einem Tag auf den anderen. Damals hat mir mein Mann sehr beigestanden, er hat gleichzeitig mit mir aufgehört, das ging. Trotzdem habe ich mich in die Nähe rauchender Leute gestellt (riecht gut) und habe noch nach Jahren gesagt, ich könnte wieder damit anfangen. Und jetzt bin ich alleine, da wird alles schwieriger.

    Aber, ich glaube doch, dass ich schlagartig aufhören könnte. Diese kursierenden Tests sagen mir eigentlich immer, dass ich nicht körperlich abhängig bin. Also ich spüre diesen Suchtdruck zu bestimmten Tageszeiten. Vorher war das gegen Mittag und am späten Nachmittag. Und ich trinke ohne Probleme zwei große Gläser hintereinander, anschließend kann ich aufhören. Nicht, weil ich es kontrolliere, sondern weil es bisher tatsächlich reichte. Die Wirkung ist so: Ich fühle mich gut, rede zu viel und könnte auf keinen Fall mehr sicher Autofahren.

    Und ja, ich staune auch, dass es offensichtlich zufrieden und glücklich machen kann, abstinent zu leben. Ich habe mir das bisher nur als ganz schmerzlichen Verzicht vorstellen können. Aber hier im Forum habe ich das Gefühl, dass es gut gehen kann. Gleich nachher schau ich in die Literaturecke, danke für den Link!

    Es freut mich, dass Du noch jung genug bist, um Deine nüchterne Zeit zu genießen. Ich hoffe, das auch zu schaffen für den Rest, der jetzt noch bleibt. Dass ich so offen schreiben kann, hängt vor allem mit der Anonymität zusammen. Und gerade das zeigt wieder mal, wie stigmatisiert Alkoholiker sind. Wie das ganze schnell auf die Moralschiene geschoben wird oder angeblich mit schwachem Willen zusammenhängt. Dass ich hier bei uns nicht ins Gerede kommen will, ist eigentlich jedem klar, der Kleinstädte kennt.

    So, jetzt habe ich Dich zugetextet. Aber das hat gut getan.

    Danke auch für Dein Beileid und viele Grüße

    CeBe

  • Hallo Brant

    Ja, Schwierigkeiten trifft´s. Da war ich schon ein bisschen konfus, es ist alles noch sehr ungewohnt für mich. Ich probiere immer so lange herum, bis es klappt. Ich habe auch ein ziemlich altes Tablet, das in der letzten Zeit ab und zu ruckelt und nicht immer tut, was es soll. Und es dauert alles länger bei mir, vielleicht ist es ein Generationsproblem?

    "Der Penner" kriege ich noch bei medimops und die von AmSee13 verlinkte Literaturecke im Forum ist sehr umfangreich. Da muss ich erst mal ein bisschen recherchieren, was ich brauchen kann.In einem Youtube Video wurde "Die Suchtlüge" vorgestellt, das ist scheinbar auch eine Autobiografie mit wissenschaftlichem Hintergrund.

    "Alk" lese ich gerade. Das finde ich sehr informativ und vor allem sprechen mich Stil und Sprache sehr an. Es ist wunderbar satirisch und witzig geschrieben mit sehr ernster Aussage. Und absolut verständlich für mich als Laien. Als Einstieg hatte ich Nathalie Stüben gelesen. Das fand ich nicht schlecht, habe mich sogar für den Newsletter angemeldet und das Online-Seminar gesehen. Aber irgendwie fand ich die täglichen Emails etwas lästig, und ich will gar nicht mit "Du wunderbarer Mensch" angeredet werden. Das liegt mir nicht. Es kommt so Influencer-artig rüber. Ich kann auch nicht ständig hören, wie glücklich mein Leben werden wird. Den lästigen Newsletter habe ich abgemeldet.

    Ich hoffe sehr, dass ich Dich nicht mit meiner Vielschreiberei belästige.

    Viele Grüße CeBe

  • Liebe CeBe,

    texte ruhig so viel, wie du magst, das stört hier niemanden, auch mich nicht.

    Ja, ich, weiblich, bin jünger als du, aber gesundheitsbedingt - ich bin u.a. an MS und Depressionen erkrankt, was die eine oder andere größere Einschränkungen mit sich bringt, die andere in meinem Alter nicht haben - schaue ich inzwischen weniger darauf, wie viele Jahre theoretisch noch vor mir liegen könnten, sondern ich versuche nach Möglichkeit jeden Tag als geschenkte Zeit wahrzunehmen. Manche Tage sind besonders gut, andere Tage eher weniger, aber das gehört eben auch dazu. Zur Zeit geht bei mir wieder recht wenig, aber ich versuche mich davon nicht unterkriegen zu lassen, sondern das zu tun, was mir eben möglich ist.

    Aber, ich glaube doch, dass ich schlagartig aufhören könnte. Diese kursierenden Tests sagen mir eigentlich immer, dass ich nicht körperlich abhängig bin. Also ich spüre diesen Suchtdruck zu bestimmten Tageszeiten. Vorher war das gegen Mittag und am späten Nachmittag. Und ich trinke ohne Probleme zwei große Gläser hintereinander, anschließend kann ich aufhören. Nicht, weil ich es kontrolliere, sondern weil es bisher tatsächlich reichte. Die Wirkung ist so: Ich fühle mich gut, rede zu viel und könnte auf keinen Fall mehr sicher Autofahren.

    Dass du vermutlich noch nicht körperlich abhängig bist und bislang immer wieder Trinkpausen von ein paar Wochen einlegen konntest, heißt nicht, dass ein sogenannter Kalter Entzug ungefährlich für dich verlaufen könnte. Deshalb bitte ich dich, gut auf dich zu achten und ggf. nicht zu zögern, den Notarzt zu rufen.

    Ja, das mit den zwei großen Gläsern hintereinander und dann sozusagen gesättigt zu sein, kenne ich auch. Damit habe ich mich immer wieder beruhigt, ja gar kein Alkoholproblem zu haben, weil ich glaubte, dass mein Körper das auf diese Weise ganz von allein kontrolliert. Und eine Flasche Rotwein am Abend (später auch zwei, am Ende noch mehr) hielt ich für völlig im Rahmen, machen andere doch auch und leben vor, wie gut es ihnen damit geht. Ich glaubte, das sei „Savoir-vivre“. …. Bis mir selbst dann mein eigener Konsum unheimlich wurde …


    Diese Online-Tests habe ich häufiger gemacht, da kam stets nur „riskanter Konsum“ heraus. Irgendwie habe ich mich damit immer beruhigt, noch längst kein ernsthaftes Problem zu haben und weitermachen zu dürfen.

    Dass ich so offen schreiben kann, hängt vor allem mit der Anonymität zusammen. Und gerade das zeigt wieder mal, wie stigmatisiert Alkoholiker sind. Wie das ganze schnell auf die Moralschiene geschoben wird oder angeblich mit schwachem Willen zusammenhängt. Dass ich hier bei uns nicht ins Gerede kommen will, ist eigentlich jedem klar, der Kleinstädte kennt.


    Das ist in unserer Gesellschaft, in der Alkohol allgegenwärtig und selbstverständlich ist, wohl so, dass nur die wirklich auffallen, bei denen ihr Alkoholproblem unübersehbar geworden ist. So, wie Regeln unserer Gesellschaft im Umgang mit Alkohol nun einmal sind, kannst du bereits jahrelang Alkoholiker sein, ohne überhaupt nur auffällig zu werden.

    Ich kenne das, was du von deiner Kleinstadt beschreibst, von der Gegend, in der meine Schwiegerfamilie, mit der wir in engem Kontakt stehen, leben: Dörfer bzw. Kleinstädte, wo jeder jeden kennt und sich die Gespräche nur darum drehen.

    Was das Gerede betrifft: Du wirst nicht unbedingt auffallen, wenn du nicht mehr trinkst. Du musst noch nicht mal bekennen, ein Alkoholproblem zu haben, weil das eigentlich niemanden etwas angeht. So ein Bekenntnis kann ein Schutz sein, es kann aber auch hinderlich sein, nur du selbst kannst und wirst beurteilen können, was besser für dich ist. Ich selbst gehe nicht damit hausieren, ein Alkoholproblem zu haben, ich trinke einfach nicht, weil ich es nicht will. Ich hab schon eine ganze Weile keinerlei Bedürfnis oder Interesse mehr, Alkohol konsumieren zu wollen. Ich trinke einfach nicht, sondern bitte um ein Wasser oder ein anderes alkoholfreies Getränk, das ich gerne mag.

    Viele Grüße

    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Hallo CeBe,

    ich verstehe Dich absolut. Ich würde auch niemals hier im Ort zum Arzt gehen, zu einer Selbsthilfegruppe oder mit irgendjemandem mein Problem besprechen. Ich habe in der Vergangenheit schon viele Runden gedreht und ich glaube, was mir gefehlt hat, war ein Ort, wo ich mich ausheulen kann, wo Menschen sind, die das Problem Sucht verstehen - wo man auch verletzlich sein darf. Ich bin aktuell sehr optimistisch, dass es diesmal funktioniert - gerade weil mich hier niemand kennt. Unbetroffene sind im besten Fall nur mitleidig, viel schlimmer ist aber das Abwerten und Verächtlichmachen. Ich sag nur wer ohne Fehler ist... Das schreiben im Forum hilft die Gedanken zu kanalisieren.

    Ich hab eine "Kurz"Biographie hier im Forum gelesen. Die von Brant und die hat mich erschüttert und mit Bewunderung zurückkgelassen, wieviel ein Mensch aushalten kann und was er schaffen kann. Ich war kurz verführt zu glauben, dass es bei mir ja zum Glück nicht so schlimm sei - um dann zu erkennen - doch, es macht keinen Unterschied. Aktuell habe ich das Buch "Vom unerwartenten Gefühl nüchtern zu sein: Frei und glücklich - ein Leben ohne Alkohol". Ich bin noch nicht weit gekommen, weil ich eigentlich keine Elendsgeschichten lesen mag, sondern lieber Coping-Strategien. Wenn man sich Lebensläufe wie den von Junke, Winehouse und Co anschaut ist man evtl. verführt zu denken "na so schlimm ist es bei mir ja nicht".

    Warum hast Du eigentlich getrunken? Aus Langeweile? Aus Angst? Um Gefühle zu unterdrücken? Ich glaube man muss die Ursache für sich herausfinden, um auch frei und glücklich ohne Alkohol leben zu können. Ich weiß nicht, ob einfach nur aufhören ausreichend ist. Ich habe hier im Forum ein tolles Video von Christine Koschmieder gefunden, wo ich mich sehr wiedererkannt habe - was mir geholfen hat zu begreifen, dass ich lernen muss Gefühle auszuhalten, mich Ihnen zu stellen und zu schauen, warum ist das jetzt nicht zu ertragen? Was passiert, wenn ich jetzt nichts trinke? Du musst das nicht hier aufschreiben, ich will das nur mal als Idee anregen darüber nachzudenken.

    Bei meinem Online-Test kam auch nur "riskanter Konsum" raus, weil ich einfach körperlich keine großen Mengen tolerieren kann, egal wie lange ich schon saufe. Aber ich konnte nie einen oder zwei Tage Pause machen und ich konnte nie normal trinken - schnellstmöglich drei Bier reinschütten, um gesättigt zu sein ist nicht normal und geht einfach über "riskanter Konsum" hinaus. Solche Tests können einen schnell in falscher Sicherheit wiegen.

    Beste Grüße Helga (sowohl mein eigener Name, als auch alle Namen in meinen Beiträgen sind frei erfunden, um real existierende Personen zu schützen)

  • Hallo an AmSee und Sparkassen_Helga

    Eigentlich kenne ich es überhaupt nicht, dass irgend ein Mensch auf meine persönlichen Probleme eingeht und mich ernst nimmt damit. Doch, mein verstorbener Mann, aber der hat mich da nicht oft kritisiert. Ich kann auch mit Kritik nicht gut umgehen, bin viel zu harmoniebedürftig.

    Also danke an Euch! Ich bin gerade ein bisschen überwältigt, und ich würde so gerne jedem, der hier Bezug auf mich nimmt, antworten. Aber es überfordert mich wohl etwas im Moment.

    Deshalb möchte ich jetzt einfach nur sagen, wie großartig dieses Forum ist und wie froh ich bin, mich angemeldet zu haben. Wenn ich hier in den Threads lese, habe ich ständig den Eindruck des "So geht es mir auch". Dieses Lesen hilft mir ungemein weiter zum Verständnis der Zusammenhänge und ist es besser zu begreifen als Fachliteratur zum Thema. Das Schlimme ist nur, dass ich immer noch nicht die Finger vom Weißwein lassen kann! Das ist demütigend vor mir selbst, denn es kriegt ja niemand anderes mit. Oder ich glaube das nur, und alle wissen es?

    Die Frage, warum ich trinke, kann ich auch nicht richtig beantworten. Ich finde es ein bisschen zu einfach, das alles auf meine Kindheit, das falsche Vorbild, die wahrscheinlich nicht beweisbare Suchtpersönlichkeit, die Verfügbarkeit von Alkohol usw. zurück zu führen. Diese Dinge, die es ja in meinem Leben schon lange gibt, kann ich sowieso nicht ändern. Und das kommt der Signatur von AmSee13 sehr nahe, denn das Ziel ist ja, aufzuhören. Ich möchte auch, da ich wirklich schon alt bin, nicht SO sterben.

    Aber das ist wieder mal passend: Ich weiß, in welchem Zeitraum Alkohol im Blut abgebaut wird. Über Nacht also geht das schon recht gut. Aber was, wenn ich nachts hinfalle und einen Notarzt brauche? Der merkt das natürlich. Oder eine Narkose, die dann nicht richtig wirkt und ich wache in einer OP auf? Das sind furchtbare Vorstellungen.

    Und dann kommen beim Lesen diese Gedanken: Den anderen ging oder geht es ja viel schlechter als mir. Dann warte ich halt noch, bis der Leidensdruck größer wird. Das ist Unsinn, dann hätte ich nicht so lange nach Hilfe gesucht, und dann wäre ich nicht so froh, in diesem Forum zu sein. Leider -das lese ich hier ja auch - ist man als Alkoholiker sehr kreativ im Erfinden von Ausreden und Gründen, zu trinken. Was mir grundsätzlich hilft, ist die Benennung "Alkoholiker". Das ist schon heftig, und es klingt wirklich anders als "Ich staune, dass Du in Deinem Alter noch Alkohol verträgst", das ist Heuchelei.

    Mir geht dann immer dieser Spruch (Der kommt aus einem anderen Kulturkreis) durch den Kopf: Du kannst nicht beides haben-eine dicke Frau und Platz im Bett... Also Wein trinken und gleichzeitig abstinent sein. So klappt das nicht. Und wisst Ihr, was auch schwierig ist: Ich habe vorher noch nie im Leben alleine gelebt. Mit meinem Mann war ich fast 60 Jahre zusammen, das prägt sehr. Deshalb ist das jetzt so eine große Herausforderung. Das will ich schaffen!!!

    Deshalb bleibe ich hier bei Euch und lese und lese. Und höre auf zu trinken!

    Liebe Grüße

    CeBe

  • Liebe CeBe,

    ich denke, dass du hier gewiss auf Verständnis stößt, wenn du nicht auf jeden, der Beug auf dich nimmst, antwortest. Du bist hier für dich und DAS ist wichtig. Teile einfach mit uns, was du teilen möchtest. Überfordere dich dabei nicht. Das können einfach Fragen oder Gedanken sein, die dir durch den Kopf gehen. Vielleicht hilft dir das Aufschreiben auch einfach nur beim Sortieren deiner Gedanken.

    Das ist schon so, wenn du tatsächlich ein Problem mit deinem Alkoholkonsum hast und darunter leidest, wäre es unklug, so weiter zu machen, wie bisher. Prima, wenn dir das Lesen hier im Forum schon eine Hilfe ist.

    Es geht tatsächlich nicht darum, dass oder ob es anderen mit ihrem Alkoholismus schlechter ergangen ist. Ein guter Freund von mir meinte mal, Vergleiche seien der Anfang allen Übels. Ich finde, dass er damit nicht Unrecht hat. Du hast definitiv Leidensdruck, sonst hättest du hier nicht nach Hilfe gesucht.

    Die Frage, warum ich trinke, kann ich auch nicht richtig beantworten. Ich finde es ein bisschen zu einfach, das alles auf meine Kindheit, das falsche Vorbild, die wahrscheinlich nicht beweisbare Suchtpersönlichkeit, die Verfügbarkeit von Alkohol usw. zurück zu führen. Diese Dinge, die es ja in meinem Leben schon lange gibt, kann ich sowieso nicht ändern.

    In diesen Antworten steckt vielleicht drin, warum du überhaupt erst ans Trinken gekommen bist, aber im Moment dürfte dir das tatsächlich nicht weiterhelfen. Hilfreich könnte eher sein, dich zu fragen, warum du jetzt täglich zum Wein greifst, obwohl du dir schon längst Sorgen um deinen Konsum machst.
    Trinkst du einfach noch aus Gewohnheit?
    Oder trinkst du z.B., um die Trauer über den Verlust deines Mannes zu bewältigen?
    Oder trinkst du, um dich zumindest für einen Augenblick etwas besser zu fühlen?
    Oder belohnst du dich mit Alkohol für Tätigkeiten, die du erledigt hast?
    Oder fallen dir noch andere Gründe ein?

    Ja, Gründe fürs Trinken fallen einem, der mit dem Trinken gar nicht aufhören will, immer ein. Das liegt daran, dass man sich vom Trinken etwas Positives verspricht.

    Wer aufhören will, ist gut beraten zu entlarven, was an diesem angeblich Positiven tatsächlich dran ist. Nicht gerade selten fällt dann auf, wie wenig Positives da tatsächlich noch dran ist.
    Wenn du weißt, wovon du weg willst, bekommst du schon mal eine Ahnung, wo du eigentlich hin willst.

    Liebe Grüße

    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Hallo Frau CeBe,

    ich finde Vergleichen ist sehr von Vorteil, nicht aber das Gleichsetzen/Gleichmachen, wie soll man sonst Unterschiede, neue Wege erkennen, wenn man nicht gegeneinander abwägt ... vergleicht?

    Jeder versucht sich so durch's Leben zu wurschteln, manch einer säuft und ist zufrieden, manch einer säuft nicht, ist aber auch nicht gerade zufriedener.

    Ich habe mit Ende 50 die Sauferei aufgegeben, denn mal abgesehen von den immer zunehmenden, rauschbedingten Ausfällen, nahm meine Unzufiedenheit permanent zu.

    Ständig verglich ich mich, nicht nur mit Anderen, sondern auch nüchtern oder berauscht und da war nüchtern die weitaus bessere, sichere Alternative.

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