• Brant Ist das denn eine Frage, mit der man sich zwingend schon beschäftigen muss? Wenn ich mich an meinen Entzug erinnere, dann habe ich gerade am Anfang nur existiert und war froh, durch den jeweiligen Tag gekommen zu sein. Alle Folgethemen kommen mit der Zeit, wenn der Alkohol zurücktritt und Platz für andere Themen (und Fragestellungen) da ist.

  • Hallo Bighara


    "Müssen nicht". Doch es ist einfach so das faktisch eine Situation auf engen Raum entstanden ist, wo jetzt zwei Menschen nach neuen Möglichkeiten Ausschau halten, vllt zum ersten Mal, und nun ihre bisherigen Gewohnheiten überprüfen. Ignorieren würde ich diese Tatsache mal nicht.


    Lg Brant

  • Nachtrag


    Ich habe tausende Male aufgehört zu trinken. Nach einem verkaterten Tag war erst mal Ruhe und auch kein Bedürfnis nach Alkohol vorhanden. Selbst während meiner wilden Endphase waren es oft noch etliche Tage die ich dann eisern durchzog. Trockene Tage waren also nie ein Problem. Warum ich wieder anfing? Weil ich nicht wusste wie am Ball bleiben mit dieser depremiert - verkaterten "Nie wieder Alkohol" Erkenntnis. Aus heutiger Sicht würde ich sagen ich war nicht bereit ein echtes Zeichen, ein Fundament zu setzen um aus meinem Kreislauf herauszukommen.

  • Brant spricht da meines Erachtens etwas sehr Wichtiges an.

    Weil ich nicht wusste wie am Ball bleiben mit dieser depremiert - verkaterten "Nie wieder Alkohol" Erkenntnis. Aus heutiger Sicht würde ich sagen ich war nicht bereit ein echtes Zeichen, ein Fundament zu setzen um aus meinem Kreislauf herauszukommen.

    Die Aussicht, „Nie wieder Alkohol“ hat mir, als ich hier aufschlug, Angst gemacht, obwohl ich längst bemerkt hatte, dass ich meinen Konsum nicht wirklich kontrollieren kann, sobald ich das erste Glas trank.

    Erst hier - durch den Austausch mit anderen - konnte ich meine Gedanken sortieren und bekam von meinen Gesprächspartnern echt hilfreiche Antworten. - Und ich hab echt viel geschrieben…🙈

    Ich war dann auch endlich bereit, aus meinen Teufelskreis herauszukommen. Und ich war unendlich froh, hier Gesprächspartner zu haben, die mich dabei begleiten wollten.

    Lala , du kannst hier durchaus schreiben, wenn’s schwierig für dich wird und du Begleitung brauchst. Auch das kann durch schwierige Tage hindurch helfen.

    LG AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Selbst während meiner wilden Endphase waren es oft noch etliche Tage die ich dann eisern durchzog. Trockene Tage waren also nie ein Problem. Warum ich wieder anfing? Weil ich nicht wusste wie am Ball bleiben mit dieser depremiert - verkaterten "Nie wieder Alkohol" Erkenntnis. Aus heutiger Sicht würde ich sagen ich war nicht bereit ein echtes Zeichen, ein Fundament zu setzen um aus meinem Kreislauf herauszukommen

    Ich kann diese Gedanken sehr gut nachvollziehen. Trockene Tage waren für mich früher auch nie großes ein Problem. Gerade damit habe ich mir auch jahrelang eingeredet, kein "echter" Alkoholiker zu sein.

    Meiner Ansicht nach ist es sehr wichtig, eine neuen Umgang mit Verhaltensweisen, alten Gewohnheiten und Stressfaktoren zu entwickeln, die ja nach wie vor immer noch da sind bzw. u.a. der Grund für das Trinken waren.

    Mir hat auch sehr gut geholfen, ein Ziel, beinahe eine Vision zu haben, um die relativ "unangenehmen" Wochen des körperlichen Entzugs durchzustehen und vor allem das länger andauernde psychische Verlangen kompensieren zu können. Sonst lief immer alles auf ein Durchhalten hinaus, dem ich auf Dauer nicht gewachsen war und ich musste dem Druck früher oder später wieder nachgeben. Und damit habe ich jedesmal mein Selbstwertgefühl, den Glaube es je zu schaffen durch vollkommen unnütze Scham- und Schuldgefühle wieder mehrere Level zurückgesetzt.

    Im wahrsten Sinne des Wortes eine "Sisyphos-Arbeit" bzw. ein Kreislauf, der ohne positives Ziel nicht zu durchbrechen erschien.

  • AmSee13 ihr seid ja wirklich so wahnsinnig lieb ☺️ ich gehe später mit meinem Mann angeln, am Wasser zu sitzen und auf einen guten Fang zu hoffen, lenkt richtig gut ab.
    Ich fühle mich immer noch motiviert, aber merke wie ich mich innerlich gestresst Gefühle und sehr angespannt bin. Es fällt alles etwas schwerer. Habe mir aber auch schon einige Dinge für die Tage des Allseins überlegt. Dem Alltag einen neuen Sinn zu geben, fällt gar nicht so leicht 😉

  • Lala , dann wünsche ich dir heute beim Angeln viel Erfolg und einen angenehmen Tag. 🍀

    Ich fühle mich immer noch motiviert, aber merke wie ich mich innerlich gestresst Gefühle und sehr angespannt bin. Es fällt alles etwas schwerer.

    Lass dich von mir etwas beruhigen: Das ist ganz normal und gehört auch zu den Entzugserscheinungen.

    Was unheimlich helfen kann, ist, informiert zu sein, was da eigentlich bei einem abgeht. Das nimmt etwas von der gefühlten Bedrohlichkeit.
    So kannst du dich in gewisser Weise auf von außen beobachten, kannst dir dann sagen: Aah, jetzt passiert dies, jetzt passiert das. Auf diese Weise, mit diesem gedanklichen Abstand kannst du wieder Kontrolle gewinnen über etwas, was dir eigentlich das Gefühl gibt, die Kontrolle verloren zu haben.

    Das kannst du auch mit den Gefühlen machen. Nimm sie einfach nur wahr und frag dich, was das gerade für ein Gefühl ist. Bewerte es dabei aber nicht, sondern beobachte es nur.

    Und Gedanken sind nur wie Wolken. Auch die kannst du zunächst einfach nur beobachten und vorüber ziehen lassen wie Wolken.

    Dem Alltag einen neuen Sinn zu geben, fällt gar nicht so leicht 😉

    Wenn man etwas Neues beginnt, ist das in der Regel nie leicht. Erinnere dich daran, wie das war, als du laufen gelernt hast. Das konntest gewiss auch du nicht von jetzt auf gleich. 😉

    Heute aber dürfte dir das Gehen, Stehen, Laufen kaum mehr schwerfallen, oder? 😄

    Nimm dir kleine Schritte vor. Wenn du erstmal angefangen hast und offen bist, ergeben sich die nächsten Schritte mitunter ganz von selbst.

    Versuch‘s mal positiv zu betrachten: Vor dir steht eine spannende Reise, ein großes Abenteuer, mit ganz vielen Entdeckungen. 😊

    LG AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Gibt es hier Leute, die wieder einen gesunden Umgang mit Alkohol nach einer gewissen Zeit haben? Oder ist das nur eine Illusion?

    Die gibts bestimmt. Nur ist es nicht so leicht Austauch mit ihnen zu finden, weil sie ja eben kein Problem mehr damit haben, und somit zumeist auch keinen Bedarf mehr am Austausch zu irgendeiner Problematik haben.

    Und ich meine: ganz sicher wäre/ist auch dafür zunächst erst mal ein gehöriger Abstand zum Alkohol, also sprich eine längere Zeit der Abstinenz notwendig oder zumindest ratsam, um sich (aktiv) neu zur Substanz positionieren zu können. Das geht meist nicht einfach mal so von heute auf morgen. So oder so, es müssen alte Denk- und Verhaltensmuster durchbrochen und nachhaltig überwunden werden.

    Wer Kontrollverluste im Trinkverhalten zeigt, der hat oft auch andere Dinge im Leben nicht mehr so wirklich unter Kontrolle. Zumindest war das bei mir so. Ich habe es lange geschafft das zu ignorieren. Zum Ende meiner Trinkproblematik war mein Leben dann ein ziemlicher Scherbenhaufen, auf allen möglichen Ebenen.

    Dieses nie wieder konnte ich mir aber selbst da noch nicht wirklich vorstellen. Darum sagte ich mir an meinem Ausstiegspunkt: ich werde alkoholfrei leben, bis ich meine 'Baustellen' konsequent geregelt und bereinigt habe. Für einen unbestimmten Zeitraum also. Ein par Wochen oder Monate halt. Danach könne ich, bei Bedarf, ja nochmals frei entscheiden was gut für mich ist.

    Gesagt getan. Aber zu dieser neuen Entscheidung kam es dann nie so wirklich. Von Beginn an stellte ich fest, dass die Befreiung vom Alkohol, und später auch vom Nikotin, das beste ist was mir je passieren konnte. Es kamen Dinge in mir und für mich in Bewegung die sehr heilsam waren, und mir nach und nach eine innere Entwicklung ermöglichten, die mich um viele entscheidende Schritte weiter brachte in meinem Leben. Von da an hatte der betäubende Rausch seinen Reiz für mich verloren. Der Preis den es dafür zu zahlen gilt war mir nun zu wertvoll. Und ich hatte andere, erfüllendere Dinge gefunden, die mir weit mehr geben können.

    Mein Ziel war von Beginn an ein Weg der Heilung. Und es stellte sich einfach als logische Schlussfolgerung heraus, dass regelmäßig toxisches Berauschen in einen solchen Weg nunmal einfach nicht hinein passt. Genau so wie ich auch nicht bei rot diagonal über die stark befahrene Kreuzung laufe. Auch logisch.

    Wie beginnt man diesen Berg zu bezwingen?

    Man beginnt damit, indem man damit beginnt. So einfach ist es. Aktiv werden. Sich offen(-siv) mit der eigenen Problematik beschäftigen und auseinandersetzen. Es gibt viele kleine und gute Dinge die man für sich tun kann. Und auch Hilfsangebote, da wo man sie eventuell braucht, aktiv aufsuchen und annehmen. Aber das wichtigste ist das Beginnen. Im Hier und Jetzt. Ähnlich wie Beppo der Straßenkehrer, im Märchen Momo von Michael Ende. Besenzug, Innehalten, Besenzug, Innehalten. Und irgendwann, ohne zu merken wie, ist man am Ende der Straße angekommen.

    Schön dass Du hier her gefunden hast liebe Lala. Ich wünsche Dir und uns einen guten Austausch hier!

    Für Deinen Weg, den Du ja nun schon begonnen hast, wünsche ich Dir alle erdenklich gute Kraft immer!

    Liebe Grüße und bis bald,

    Mojo

  • Tag 5 - gestern war der Tag richtig leicht zu meistern und ich war echt richtig glücklich, morgens ohne Kater aufzustehen. Ich habe schon lange nicht mehr so leicht Dinge erledigt, wie gestern und das motiviert natürlich.

    Heute bin ich da schon etwas angespannter. Mein Mann ist gerade zur Arbeit gefahren und ich bin heute den ganzen Tag alleine. Normalerweise würde ich so in 1-2 Stunden eine Flasche Wein aufmachen.

    Aber nein, ich werde mich jetzt erst mal mit Hausarbeit ablenken, danach eine kleine Wellnessbehandlung durchführen (wenn ich ehrlich bin, habe ich mich da auch etwas gehen lassen) und mir später etwas leckeres kochen.

    Wünsche euch allen einen schönen Sonntag ☺️

  • Hallo Lala!


    Und, lenkt die Hausarbeit gut ab?


    Ich bin seit 4 Monaten nüchtern, nach 30 Jahren Alkoholkonsum.

    Da ist auch klar, dass mehr sich ändert als nur nichts zu trinken. Neue Entspannung, neue Hobbys...


    Mir wurden die Augen durch einen Podcast/ein Video und ein Test von Nathalie Stüben geholfen. Am Anfang habe ich täglich Videos von ihr neben der Hausarbeit laufen lassen.


    Habe Bücher bestellt und verschlungen...plötzlich war wieder Zeit zum Lesen da:-)


    Mir hat geholfen, zu erkennen was Alkohol wirklich alles in einem anrichtet, uns zwar nicht erst wenn man schon ganz unten ist.


    Also, viel Erfolg, Du schaffst das - es wartet ein neues Leben!


    Liebe Grüße

    Stefanie

  • da hast du recht Tiffy . So ein Tag kann auf einmal super lang sein 🙈 würdest du sagen, dass es nach 4 Monaten schon leichter für dich ist?

    Über den Potcast bin auch schon gestolpert und es hilft ungemein, sich in vielen Dingen wiederzufinden.

    Ich hatte vor heute richtig Respekt, aber es klappt besser als gedacht. Mein Kopf grübelt zwar die ganze Zeit, aber ich habe das Gefühl es kontrollieren zu können, dass ich nicht einfach zum Kühlschrank renne.
    Die nächsten 2 Tage bin ich im Homeoffice- da habe ich öfters mal schon mittags getrunken, wenn ich gestresst oder genervt war. Da fällt es mir schon leichter im Büro zu sein. Aber ich werde morgen einfach Schritt für Schritt machen.

  • Ja, es ist definitiv einfacher. Die Momente des Schmachts werden seltener und vor allem kann ich mittlerweile sehr gut abwägen: Was würde es jetzt wirklich bringen, wenn Du trinken würdest?

    Welches Bedürfnis steckt dahinter? Könnte es auch anders erfüllt werden?


    Am Anfang bin ich fast verzweifelt aufgrund der scheinbaren Alternativlosigkeit. Aber nach und nach zeigen sich Möglichkeiten.


    Gestern erst hätte ich am liebsten ....aber es war die Verzweiflung, bin grad am Fuß verletzt, kann meinem neuen Hobby also nicht nachgehen...bin ungeduldig (schon 1 Woche Schmerzen) und dann kam das Teufelchen : "Trinken wäre jetzt gut...Stimmung besser, Schmerzen weg..."


    Aber : Das ist Trainingssache. Manches auszuhalten und geduldig zu sein.


    Ich übe auch noch.

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