Ich möchte einmal ein Thema zur Diskussion stellen oder anregen, darüber nachzudenken.
Ein Thema, was mir im Bezug auf den Alkohol immer wieder begegnet ist die Scham darüber, ein Alkoholproblem entwickelt zu haben oder sogar sich als Alkoholiker zu bezeichnen oder so gesehen bzw. eingestuft zu werden. Und mir ging es nicht anders, anfänglich viel es mir unendlich schwer einzugestehen, dass ich ein Problem mit Alkohol habe. Und auch diese Scham, dieses Nichtakzeptieren hat mutmaßlich mit dazu beigetragen, dass ich mich nicht meinem Problem gestellt habe.
Nun bin ich vor kurzem über einen Podcast gestolpert, der dazu anregt darüber nachzudenken, inwiefern sind wir eigentlich verantwortlich für unseren Alkoholmissbrauch oder unsere Sucht? Wo liegt eigentlich unserer Eigenverantwortung und warum schämen wir uns so tief?
Ich habe mittlerweile ein sehr schales Gefühl bei Aussagen oder Aufrufen, die den Konsum von Alkohol auf der einen Seite legitimieren, aber gleichzeitig zur Vorsicht aufrufen. Ihr kennt sie alle:
Kenn dein Limit
Drink responsibly
Bier bewusst genießen
Safe Drinking
Auf Zigarettenschachteln sind mittlerweile in den meisten Ländern fürchterliche Fotos aufgedruckt und Sprüche vermerkt, die uns den Tod und Teufel vom Himmel versprechen sollten wir rauchen.
Aber eine Droge, die 9.000.000 problematische Konsumenten (Stand 2021) hervorbringt, dort ist man noch dem rethorischen Darstellung der Warnhinweise selber verantwortlich?
Weil man sein Limit nicht kannte? Weil man nicht verantwortungsvoll getrunken hat? Weil man Bier, wie so viele, nicht bewusst genossen hat?
Lasst Euch das mal bitte ganz in Ruhe auf der Zunge zergehen für was man im Endeffekt verantwortlich gemacht wird.
Hat jemand jemals gesagt:
Heroin bewusst genießen?
Speed sicher schnupfen?
Kenn dein Kokain-Limit?
Ich glaube, die Schamdebatte und das eigene Gefühl, sich schämen zu müssen hat sich überholt. Man ist einer Droge erlegen, niemand hat sich vorgenommen und wissentlich gesagt: Jetzt werde ich aber mal alkoholsüchtig, da habe ich so richtig Lust drauf. Wir haben das Zeug unterschätzt und sitzen nun in der Patsche.
Nein, ich meine, man muss sich nicht schämen. Die Debatte was Alkohol alles anrichten kann, muss härter und intensiver geführt werden. Und, vor Alkohol muss stärker und intensiver gewarnt werden.
Meine Meinung. Und mir persönlich gefällt der Gedanke, nicht verantwortlich zu sein, sich nicht schämen zu müssen, sehr gut. Das macht mir persönlich die Abstinenz viel leichter und unterstreicht erst Recht meinen Willen, dem Alkohol zu entsagen. Weil man nicht verantwortlich ist, wenn man süchtig wird. Der Alkohol ist verantwortlich. Aber für eines sind wir verantwortlich: Aus dem Sucht wieder herauszukommen.
Eure Gedanken?