Das zwölfte Jahr nach der endgültigen Verabschiedung aus den mich viele Jahre begleitenden Süchten ist in das dreizehnte übergegangen.
Woran ich zurzeit immer wieder denken muss, ist der Tag, an dem ich zum ersten Mal spürte, was ein Leben ohne Sucht wirklich ausmacht. Lange Zeit dachte ich, dass es die wieder erlangte Freiheit ist, also der Fortfall des Zwangs etwas tun zu müssen, was ich nicht mehr tun wollte. Doch irgendwann, nachdem ich nicht nur das Rauchen, sondern auch das Trinken beenden konnte, durfte ich erfahren, dass es viel mehr ist.
Es ist der unglaubliche Zuwachs an Energie, die zur Verfügung steht, um Neues zu denken, Neues zu tun und Neues zu erfahren. Plötzlich sind wieder Entwicklungen möglich, ist Neugier auf Veränderung spürbar, und das vorherrschende Gefühl ist Zuversicht. Diese Zuversicht, das Vertrauen darauf, dass das Leben trotz aller auftauchenden Ärgernisse und Probleme letztendlich immer wieder -zumindest in der Rückschau- zu einer Bereicherung führt, hatte ich zu Suchtzeiten verloren.
Als ich startete, wollte ich einfach nur nicht mehr abhängig sein. Und daraus wurde ein komplett neues Leben mit Freuden und Erfahrungen, an die ich im Traum nicht gedacht hätte.
Bassmann