• Was mir die letzten Tage so durch den Kopf geht, ist die Aussage "der Mensch hat ein Recht auf Rausch". Mir begegnet der Satz momentan öfter in der Debatte um die Legalisierung von Cannabis. Und ich komme wirklich nicht umher bei der Aussage meine Zustimmung zu geben. Auch wenn ich weiß, dass es eigentlich falsch ist.

    Ich bin eigentlich auch der Meinung, dass der Mensch ein Recht auf Rausch hat. Verbote bringen sowieso nichts, da rutscht alles in die Illegalität (Bsp. Prohibition) und der User ist gezwungen, sich seinen Stoff heimlich zu besorgen.

    Ich frage mich manchmal sogar, ob im Menschen nicht sogar ein Rauschzentrum angelegt ist, was irgendwie bedient werden will oder ist alles nur Zufall.

    Auf der anderen Seite bin ich froh, dass z.B. harte Drogen nicht einfach so verfügbar sind, weil die Hemmschwelle, es "mal ausprobieren" deutlich geringer wäre. (Siehe Alkohol und Zigaretten)

    Und wenn man z.b. auf seine Kinder schaut, will man ihnen schon dieses Leid ersparen, was man selber erlebt hat.

    Aber gerade beim Alkohol gibt es eben auch Leute, die bewusst genießen können.

    Nur gehöre ich eben da nicht dazu.

    Ich habe mich wirklich schon manchmal gefragt wie eine Welt komplett ohne Alkohol&Co aussehen würde. Als Kind war man ja z.b. auch fröhlich, ohne dass man irgendeine Droge gebraucht hat und und an den chemischen Rausch ist man ja erst später herangeführt worden.

    Und gerade beim ersten "Probieren" hat sich zumindestens mein Körper schon noch gewehrt.

    Aber unterm Strich denke ich schon, dass der Mensch einen Grundbedürfnis nach Rausch bzw. Glücksgefühlen hat.

    Die Frage ist nur, wie fülle ich dieses Grundbedürfnis am besten für mich aus.

    das Füllen eines Loches ist nicht so einfach. Ich würde sogar mittlerweile soweit gehen zu behaupten, dass man öfters auch einfach / leider aushalten muss und zudem geneigt ist, sich wieder ein Extrem zu suchen. Und das man an vielen Stellen eine riesige Selbstbeherrschung an den Tag legen muss. Das wird mit der Zeit bestimmt weniger, aber wenn der Nektar des Rausches irgendwo wieder da ist, ist die Fallhöhe ziemlich groß.

    Ich sehe das schon ähnlich.

    Der Körper hat ja über Jahre nichts anderes gelernt, als jede Stimmung mit externer Chemie zu regulieren.

    Und ich finde gerade dieses Aushalten (Aushalten trifft es vielleicht nicht richtig, eher "anders erleben") ist ein Training, wo ich wieder lerne/ umdenke, dass es im Leben eben Höhen und Tiefen gibt.

    Klar wenn es nur Tiefen gibt, wird das Leben ganz schön "trocken" und anstrengend.

    Ich versuche oft, ein paar kleine Glücksmomenten des Tages zu tanken.

    Gerade wie du Honk auch schon mal geschrieben hattest, z.b. einen Sonnenaufgang nüchtern auf dem Fahrrad zu erleben.

    Sozusagen kleine Dinge sammeln, dass das Bedürfnis nach Wegballern, dem großen Rausch nicht aufkommt.

    Früher war es teilweise ein einziges Warten, dass es 17 Uhr wird und ich mein Verlangen befriedigen kann.

    Ich habe da ein Großteil des Tages eigentlich auch nicht wirklich "gelebt" und wenn ich dann noch Kater, Schuldgefühle und Weltschmerz dazu addiere, war es eigentlich alles sche***e.

    Aber ich verstehe schon die Gedanken die eben manchmal dahinter sind.

    Ich empfinde dass aber auch so, dass diese Gedanken weniger werden bzw. kaum noch vorhanden sind. Und die Zeit arbeitet ja auch für mich.

    Gerade am Beispiel Rauchen kann ich mir überhaupt nicht mehr vorstellen, warum ich jemals geraucht habe, was daran schön war.

    Aber das ist vielleicht auch bei jedem anders.

  • Die nüchterne Realität ist mitunter nicht geil, aber das gehört offenbar zum Leben dazu. Der Trick besteht darin, das auf gesunde und angemessene Art zu bewältigen. Diese ganzen Gefühle, die wir im Allgemeinen als negativ ansehen, sind im Grunde gar nicht so negativ, sondern haben durchaus ihre Berechtigung, dienen u.U. sogar unserem Schutz.


    Die mit Suchtmitteln wegzumachen, ist, wie wir wahrscheinlich alle erlebt haben, nicht besonders nachhaltig. Probleme können schwimmen, die Biester. Und negative Gefühle gehen nicht einfach so weg.

    Das sehe ich genauso, wie oft habe ich mir früher eine Situation zurechtgetrunken bzw. habe irgendetwas gemacht, was ich gar nicht wollte. Oder ich bin am nächsten Tag aufweckt und das Problem war in alter Frische wieder mit dabei. +Kater&Schuldgefühle und die anderen üblichen Verdächtigen.

    Klar ich denke, aus der Vernunftssicht ist es sowieso klar, aber es muss eben von Zeit zu Zeit noch dieser andere Teil in mir überzeugt werden...

  • Klar, auf der anderen Seite gab es auch schöne Momente beim "Berauschen", sonst würde ja auch niemand trinken, wenn es keinen Spaß gemacht hätte. Das ist ja gerade das Vertrackte daran.

    Aber mir ist es klar geworden, dass ich zumindestens diesen Rausch nicht mehr kontrollieren kann.

  • Zitat

    Die nüchterne Realität ist mitunter nicht geil, aber das gehört offenbar zum Leben dazu. Der Trick besteht darin, das auf gesunde und angemessene Art zu bewältigen. Diese ganzen Gefühle, die wir im Allgemeinen als negativ ansehen, sind im Grunde gar nicht so negativ, sondern haben durchaus ihre Berechtigung, dienen u.U. sogar unserem Schutz.

    Die mit Suchtmitteln wegzumachen, ist, wie wir wahrscheinlich alle erlebt haben, nicht besonders nachhaltig. Probleme können schwimmen, die Biester. Und negative Gefühle gehen nicht einfach so weg.

    Ich sehe das mittlerweile? ne, ich das eigentlich schon länger anders und bin jetzt in der Lage aktiv dagegen vorzugehen. Bzw. es wird mir bewusst, wie wichtig das ist, negative Einflüsse soweit wie möglich zu unterbinden.

    Eine ziemlich entscheidende Erfahrung habe ich da im Rahmen eines Gespräches auf meiner Kur gemacht. Ich habe mich da zu einem Gespräch mit einer Psychotherapeutin angemeldet, eigentlich nicht weil ich meinte jetzt ein echtes Thema zu haben sondern weil das Angebot einfach da war. Und ich hab das einfach auf mich zukommen lassen.

    Und während es Gespräches kam ich so in einen Flow und hab einfach runter gerattert was und wer mich im Alltag nervt und massiv Energie kostet. Und nachdem ich fertig war sagte die Therapeutin nur: "Ja und was hält sie an diesen Menschen"? und damit meinte ich "Freundschaft, familiäre Verpflichtungen, der Anspruch ein guter Mensch zu sein etc"....und sie meinte nur "Warum? Wenn es ihnen anscheinend damit überhaupt nicht gut geht?!".

    Rumms.

    Ich bin danach erstmal 2 Stunden am Strand spazieren gegangen und hab mir damals auch richtig einen eingeschenkt, weil eigentlich die Lösung so klar war. Und ich auch feststellte, dass genau diese negativen Einflüsse wohl mit dafür verantwortlich waren, dass ich das alles betäubt habe.

    Und das ich MICH selber massiv vernachlässigt hatte. Eigentlich bin ich charakterlich so gestrickt, dass ich mich über Gebühren für andere Menschen einsetzte aber mittlerweile hat die Erkenntnis eingesetzt, dass ich nichts davon habe.

    Und mein Suchtverhalten liegt / lag wohl u.a. mit daran, dieses negativ Feedback zu kompensieren.

    Und das Geile ist, ohne jetzt zu sehr ins Detail zu gehen, wie hässlich Menschen werden, die es eigentlich immer gewohnt waren Aufmerksamkeit zu bekommen, wenn man ihnen diese Aufmerksamkeit nicht mehr gibt.

    Gleichzeitig ist es auch sehr ernüchtert festzustellen, wie egal es auch zu sein scheint, wenn man selber nicht mehr aktiv den Kontakt aufrecht erhält.

    Das ist eine ziemlich krasse Erfahrung mitzubekommen, wie man sich selber zum Egoisten entwickelt. Wobei Egoist vielleicht als Wort / Beschreibung zu hart klingt sondern man nach und nach die Eigenschaft entwickelt, sich selber ins Zentrum zu stellen.

    Und da sind wir jetzt wieder beim Thema Glückshormone, dass ich feststelle, einfach unheimlich danach strebe, das zu erleben. Aber nur meinetwillen. Nicht als Kompensation für´s Umfeld.

    Vielleicht hab ich auch aktuell nur eine tiefe Midlifecrisis, aber auch die hat Raum und Beachtung verdient. So ich muss los, mir einen fetten Porsche kaufen ;)

  • Oh beinahe den vorherigen Beitrag überlesen.

    Das geht ja heute "zu Faden" in dem Thread :)

    Ich könnte zum Beispiel ein Museum um dieses Loch errichten, mit ein paar Bildern/ Erinnerungen darin, die dazu passen. Dabei ging’s nicht unbedingt nur um negative Bilder oder Erinnerungen, sondern um alles das, was zu diesem Loch dazu gehört.

    In der Art sehe ich es auch irgendwie.

    Was gewesen ist ist gewesen und es ist auch unnötig diese Erinnerungen zu verdrängen, die sind ja nun mal da.

    Es kommt eben darauf an, wie ich es betrachte.

    Gebe ich irgendjemand anders die Schuld oder versuche ich mein Leben, so gut es geht selber in die Hand zu nehmen.

    Und versuche eben die Dinge, die ich als negativ erlebt habe, besser zu machen z.b bei meinen Kindern.


    Ich habe mir damals schon diese Frage gestellt, weil ich mich als so anders als die anderen wahrgenommen und gefühlt habe. Und ich wurde schon früh, viel zu früh von anderen ausgegrenzt, weil ich irgendwie anders

    Ja ging mir vielleicht ähnlich.

    Gerade durch einige Erlebnisse in der Kindheit, hat mir sozusagen teilweise das Grund- oder Urvertrauen gefehlt.

    Und bedingt durch familiäre Veränderungen und einige Umzüge, bin ich sozusagen immer der "Dazukommende" (Kindergarten etc.) bzw. "der eben auch noch da war" (stiefväterlicherseits) gewesen.

    Aber wie gesagt, die Vergangenheit lässt sich nicht mehr ändern, es ist nur wichtig welchen Blick ich jetzt auf die Gegenwart habe.

    Ausdruck „Geborgenheit“ trifft es auch für mich eher. Ich wünsche mir auch eine Art von Normalität, denn es kann durchaus ziemlich anstrengend sein, nicht so zu sein, zu ticken wie die anderen. Es ist ja auch nicht unbedingt schlecht, was „die Normalen“ so tun.

    Nur, wenn du eben nicht so „normal“ bist wie die anderen, dann kann das für dich entweder zum Problem werden, oder aber du findest DEINEN Weg damit glücklich zu werden.


    Für mich war’s gewissermaßen ewig und drei Tage ein Problem, ich hab quasi alles Mögliche unternommen, um mich anzupassen und nicht aufzufallen. Irgendwann ging’s nicht mehr…. Ab da habe ich MEINEN Weg begonnen

    Ja, sich selbst zu verbiegen bringt nicht wirklich was, dafür habe ich jahrelang den Alk&Co benutzt.

    Und irgendwann fällt einem das dann eben so richtig auf die Füße.

    Ich war und bin eigentlich ein sehr harmoniebedürftiger Mensch, aber ich merke mehr und mehr, dass es mir jetzt leichter fällt, auch für meine eigenen Bedürfnisse einzustehen.

    Das ist natürlich auch ein Prozess und geht nicht heute auf morgen.

    Und es wird wohl teilweise auch immer ein Kompromiss bleiben, wenn jeder als kompletter Egomane durch die Gegend rennen würde, würde das Leben auch nicht einfacher werden.

    Aber ich beginne mehr und mehr, mir es auch vernünftige Weise selber recht zu machen, meine Bedürfnisse zu sehen.

    Z.b. habe ich auf Arbeit eine Haltung eingenommen, wo es mir im großen und ganzen egal ist, was die anderen von mir denken.

    Und das ist echt befreiend, ich kann es sowieso nicht allen recht machen oder ändern. Reden tun die Leute sowieso, egal was man macht. Und wenn man nur damit beschäftigt ist, dieses zu verhindern wird es echt anstrengend

    Du hattest schon mal das Lied der Ärzte zitiert: "Lass die Leute reden..."

    Und diese Grundhaltung trifft es eigentlich ganz gut.

    Summa summarum betrachte ich meine Nüchternheit auch als eine Art Selbstfindungsgeschichte ...oder ist es einfach nur die Midlifecrisis? ;)

  • So ich muss los, mir einen fetten Porsche kaufen ;)

    Porsche? - Geil, ich würd nen schwarzen nehmen, aber nicht so nen neuen, weil ich eher auf Oldschool stehe. MEIN Porsche wäre ein 911 Targa aus den 70er Jahren in schwarz. 🤣


    Und während es Gespräches kam ich so in einen Flow und hab einfach runter gerattert was und wer mich im Alltag nervt und massiv Energie kostet. Und nachdem ich fertig war sagte die Therapeutin nur: "Ja und was hält sie an diesen Menschen"? und damit meinte ich "Freundschaft, familiäre Verpflichtungen, der Anspruch ein guter Mensch zu sein etc"....und sie meinte nur "Warum? Wenn es ihnen anscheinend damit überhaupt nicht gut geht?!".

    Rumms.

    So ein ähnliches Erlebnis hab ich auch mal gehabt, hat bei mir wahrscheinlich ähnlich gesessen wie bei dir. Das war allerdings nicht das, worauf ich mich bei meinen Ausführungen bezogen habe, auf die du dich dann bezogen hast. Da hab ich tatsächlich was anderes im Blick gehabt.

    Aber ja, das, worauf du dich beziehst, kenne ich auch und hab da inzwischen etwas gefunden, was ich „gesunden Egoismus“ nennen würde. Das Thema, auf das du dich hier beziehst, hab ich letztens irgendwo hier im Forum mal mit Susanne diskutiert, ich meine, es war im Zusammenhang mit etwas, das -Fortune- geschrieben hatte.

    Und das ich MICH selber massiv vernachlässigt hatte.

    Jo, kommt mir total bekannt vor….

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Das ist eine ziemlich krasse Erfahrung mitzubekommen, wie man sich selber zum Egoisten entwickelt. Wobei Egoist vielleicht als Wort / Beschreibung zu hart klingt sondern man nach und nach die Eigenschaft entwickelt, sich selber ins Zentrum zu stellen.

    Das trifft es eigentlich auch ganz gut zu dem obigen Beiträgen.

    Ja es geht nicht darum, zum Egomanen zu mutieren, sondern zu lernen, seine eigenen Bedürfnisse wichtig zu nehmen/ anzunehmen.

    Gerade familien-/ verwandtschaftsmäßig habe ich über die Jahre (auch durch alkoholbedingte Trübheit) viele Dinge mit einem Schlucken akzeptiert und es braucht auch Zeit, diese Dinge wieder zu verändern, ohne dass man verbrannte Erde hinter sich lässt.

    Okay manchmal ist das vielleicht auch nötig, aber das wäre nicht meine erste Intention.

    (weil eben gerade diese Harmoniebedürftigkeit...)

    ...deswegen kauf ich mir jetzt auch erstmal nen Porsche ;)

  • Summa summarum betrachte ich meine Nüchternheit auch als eine Art Selbstfindungsgeschichte ...oder ist es einfach nur die Midlifecrisis? ;)

    Nö, ich glaub nicht, dass das ne Mitlifecrisis ist.

    Nach meiner Beobachtung bei mir selbst und bei vielen anderen, die ich unterwegs auf diesem nüchtern Weg kennengelernt habe, beinhaltet der Weg aus der Sucht heraus jede Menge Selbstfindung. 😄😉

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Gebe ich irgendjemand anders die Schuld oder versuche ich mein Leben, so gut es geht selber in die Hand zu nehmen.

    ICH nehme Option 2.

    Was hab ich denn davon, wenn ich meinen Eltern, Großeltern und so weiter die Schuld gebe? Hilft MIR das jetzt mit dem, womit ich nun einmal leben muss, in irgendeiner Weise weiter?

    Ich bin zu dem Ergebnis gekommen, dass es mir gar nix hilft, zumal mir ja auch bewusst ist, dass die selbst ja auch nicht so viel dafür können, sondern selbst in ihrer eigenen Geschichte gefangen waren.

    Was meinen Ex-Chef betrifft, den trifft durchaus Schuld, aber auch das nützt mir mit dem Mist, mit dem ich mich nun dummerweise rumplagen muss, auch nix.

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Und es wird wohl teilweise auch immer ein Kompromiss bleiben, wenn jeder als kompletter Egomane durch die Gegend rennen würde, würde das Leben auch nicht einfacher werden.

    Es geht ja nicht darum ein kompletter Egomane zu werden, sondern es geht um den sogenannten „gesunden Egoismus“.

    Ich hab in einer Zusatzausbildung mal die Methode des „Wertequadrats“ kennengelernt.

    Prämisse des Wertequadrats ist: Jeder Wert/ jede Tugend/ jede menschliche Qualität kann nur dann seine volle konstruktive Wirkung entfalten, wenn er sich in ausgehaltener Spannung zu einem positiven Gegenwert, einer „Schwesterntugend” befindet. Ohne diese Balance verkommt ein Wert zu seiner entwerteten Übertreibung.



    Nehmen wir als Tugend A „gesunden Egoismus/ Selbstfürsorge“, die Schwestertugend B wäre dann

    „Fürsorge/ Einsatz für andere“.

    Die Untugend bzw. des Guten zu viel, die Übertreibung wäre bei Tugend A der „pure Egoismus“ ohne Rücksicht auf andere.

    Die Untugend bzw. des Guten zu viel, die Übertreibung wäre Bei Tugend B, „Selbstaufopferung/ Selbstaufgabe“.

    Anhand dieses Wertequadrats kann man visualisieren, dass bzw. wie sich Tugenden/ Werte/ menschliche Qualitäten in einem gewissen Spannungsverhältnis zueinander befinden.

    Es gilt genau die richtige Balance zu finden, um Übertreibungen zu vermeiden.

    Als ich jenes Wertequadrat kennenlernte, hatte ich selbst noch immer größte Schwierigkeiten mit der Selbstfürsorge. Woher sollte ich die Berechtigung nehmen, mich um mich selbst und meine Bedürfnisse kümmern zu dürfen, mir dafür entsprechend Raum nehmen zu dürfen?

    Da war doch soooo viel, was zuerst kam, was Vorrang hatte….

    Das Problem hab ich heute nicht mehr. Hab allerdings leider erst richtig krank werden müssen, um das so richtig zu checken. Krankheit als Chance! Yeah. 🤣😅

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • P.S.: Sorry, wenn insbesondere der letzte Beitrag too much wird. Manchmal gehen sozusagen die Gäule mit mir durch und ich teile zu viel meiner Kenntnisse.

    (Bin ich im anderen Forum nicht so gut mit angekommen.)


    Wenn’s zu viel ist/ wird, einfach rückmelden, dann nehme ich das raus.

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • P.S.: Sorry, wenn insbesondere der letzte Beitrag too much wird. Manchmal gehen sozusagen die Gäule mit mir durch und ich teile zu viel meiner Kenntnisse.

    (Bin ich im anderen Forum nicht so gut mit angekommen.)

    Nee, alles gut. Muss mich nur erstmal in das Bild reindenken.

    Aber ich meine schon den Hintergrund zu verstehen.

    Es geht eben darum, ein gewisse Ballance zu finden. Sozusagen nicht der pure Egoismus, aber auch nicht die komplette Selbstaufopferung.

    Viele Bekannte und ich wahrscheinlich auch, sind vielleicht eher in der Selbstaufopferung angesiedelt.

    Sieht ja auch nach ausen hin besser aus.

    Egoisten gibts auch, aber weil sie die meiste Zeit egoistisch sind, hat man weniger mit ihnen zu tun und fragt sie gar nicht erst ;)

    Aber dies Ballance-Prinzip kann man eigentlich auf fast alle Dinge übertragen:

    zu viel Arbeit = Stress

    zu wenig Arbeit = Langeweile

    Es geht halt um ein Leben in Ballance.

    Woher sollte ich die Berechtigung nehmen, mich um mich selbst und meine Bedürfnisse kümmern zu dürfen, mir dafür entsprechend Raum nehmen zu dürfen?

    Da war doch soooo viel, was zuerst kam, was Vorrang hatte….

    Das kenn ich eigentlich auch ganz gut, manchmal entschuldigt man sich halb, wenn man mal einfach nichts macht.

    Danke für die Impulse :thumbup:

  • Methode des „Wertequadrats“

    Friedemann von Thun ist einer meiner Helden der gleichermaßen intelligenten und verständlichen Worte.

    Sein Buch "ERFÜLLTES LEBEN" passt m.E. auch zu den Gedanken dieses Fadens.

    Von Thun beschreibt in seinem Buch fünf Wege zu einem erfüllten Leben:

    - Wunscherfüllung - Die eigenen Träume und Visionen verwirklichen.

    - Sinnerfüllung - Einen Beitrag zum Gelingen der Gesellschaft leisten.

    - Biografischer Erfüllung - Die Reise unseres Lebens im positiven Licht sehen.

    - Daseinserfüllung - Die Bedürfnisse des eigenen Ichs spüren und verstehen.

    - Selbsterfüllung - Das verwirklichen, was uns im Innersten ausmacht.

    Für mich gab's beim Lesen gleich mehrfach Momente mit kleinen Erleuchtungen. Insbesondere bei seinen Worten über "Die Reise unseres Lebens im positiven Licht sehen" hat's bei mir "Woom" gemacht.

    Wenn man über Normalos und Nicht-Normalos oder einfach über unterschiedliche Lebensentwürfe nachdenkt, finde ich auch Hermann Hesses "NARZISS UND GOLDMUND" inspirierend.

    Genießt das schöne Wetter!

    -Fortune-

  • Wenn man über Normalos und Nicht-Normalos oder einfach über unterschiedliche Lebensentwürfe nachdenkt, finde ich auch Hermann Hesses "NARZISS UND GOLDMUND" inspirierend.

    Eigentlich habe ich Hermann Hesse früher sehr gern und oft gelesen.

    Muss aber gestehen, dass ich gerade dieses Buch angefangen habe, aber dann aus unerfindlichen Gründen wieder darüber abgestorben bin.

    Naja, was nicht ist, kann ja noch werden :)

    Ebenfalls vielen Dank für die Impulse :thumbup:

  • Na ja, Narziss hat das Leben im Leben im Griff, handelt geistreich, klug und souverän, aber sein Leben plätschert mitunter ein wenig vor sich hin. Goldmund hingegen führt ein abwechslungsreicheres und intensiveres Leben. Immer wieder ein Abenteuer. Man weiß nie, wie es ausgeht; er selbst noch weniger. Hesse versucht ja erst gar nicht, seine Sympathie gegenüber Goldmund zu verstecken, schreibt aber auch, dass Goldmund mit den Freuden der Sinne spielt und dieses mit Leiden bezahlt. Keine Ahnung, ob nun Narziss eine "Normalo" und Goldmund ein "Nicht-Normalo" ist. Ich bin dann wohl eher ein Normalo, wenngleich ein etwas mutigeres Exemplar als der Durchschnitt.

    "Schiffe im Hafen sind sicher, aber dafür sind sie nicht gebaut" sage ich mir in manchen Situationen; manchmal ist es aber auch im Hafen ganz nett. Alles zu seiner Zeit.

    Ich bin auch eher introvertiert, obwohl diverse Persönlichkeitstests übereinstimmend das Gegenteil gesagt haben. Ich bin halt so, wie ich bin, erweitere aber gelegentlich meinen Horizont.


    Aber meine Leseempfehlung ist in der Tat ERFÜLLTES LEBEN von Friedemann Schulz von Thun. Er schreibt über Sehnsüchte, Träume und Wünsche. Sagt, dass Du Deines Glückes Schmied bist, sagt aber auch, dass Du das heiße Eisen auf dem Amboss Deines Schicksals bist. (Letzteres kann durchaus ein entlastender Gedanke sein.) Er berichtet über Menschen, die nach schwerer Krankheit ihr Leben als solches ganz neu und intensiver ("Zauber des Augenblicks") erleben. Er findet dieses unglaubliche Ereignis, dass sich zwei Zellen unserer Eltern zu einem einzigartigem Lebewesen entwickeln, wie Du und ich es nun mal sind, keinesfalls selbstverständlich und durchaus mal einen Gedanken wert. Vielleicht ist es auch an der Zeit, mal "Danke" zu sagen, dass uns dieses eine Leben geschenkt wurde. Und er stellt sich sich (und uns) die Frage, wenn er (wir) kurz vor Ende seines (unseres) Lebens gefragt würde(n): "Und? Wie war's?"

    Ergo: Ein Leben ohne Lesen des obigen Buches kann kein erfülltes Leben sein. Kleiner Scherz, aber, wie immer, mit einem Fünkchen an Wahrheit (zumindest aus meiner Sicht).

  • Na ja, Narziss hat das Leben im Leben im Griff, handelt geistreich, klug und souverän, aber sein Leben plätschert mitunter ein wenig vor sich hin. Goldmund hingegen führt ein abwechslungsreicheres und intensiveres Leben. Immer wieder ein Abenteuer.

    Ja stimmt, es wurden zwei sehr unterschiedliche Charaktere aufgezeichnet, die teilweise miteinander verbunden waren, aber jeder auf seine Weise Erfüllung im Leben suchte.

    Oder hab ich das Buch doch zu Ende gelesen? Auf alle Fälle hat es bei mir wahrscheinlich nicht so richtig klick gemacht oder sich eingeprägt.

    Da es gerade um verschiedene Charaktere bzw. Normalos und Nichtnormalos, gesunde Selbstversorge und Aufopferung geht, fällt mir noch die "Geschichte vom verlorenen Sohn" ein.

    Der Ältere (Normalo) hat eben immer alles richtig gemacht, sich aufgeopfert und der Jüngere (Nichtnormalo bzw. Hallodri) hat sein Erbe eben versoffen bzw. im Freudenhaus durchgebracht.

    Zum Schluss ist der Ältere auf den Jüngeren neidisch bzw. verlangt einen Lohn für seine Aufopferung bzw. Normalität.

    Und er bekommt daraufhin gesagt, das es überhaupt niemand verlangt hat, sich so aufzuopfern.

    Das ist nur ein Aspekt der Geschichte, aber für mich zeigt es an, wie ich mich manchmal selber unter Druck setze, mich über Leistung/ Aufopferung definiere. (über das, was eben als "normal" gesehen wird)

    Aber ich finde mich sowohl in dem Älteren wie auch in dem Jüngeren wieder.

    Und ob nun Normalo oder Nichtnormalo, es geht für mich in erster Linie darum, ein Leben zu leben, was ich nicht mit Alkohol betäuben muss.


    Aber meine Leseempfehlung ist in der Tat ERFÜLLTES LEBEN von Friedemann Schulz von Thun. Er schreibt über Sehnsüchte, Träume und Wünsche. Sagt, dass Du Deines Glückes Schmied bist, sagt aber auch, dass Du das heiße Eisen auf dem Amboss Deines Schicksals bist. (Letzteres kann durchaus ein entlastender Gedanke sein.)

    Das Buch kenne ich in der Tat noch nicht, aber danke für die Leseempfehlung.

  • aber für mich zeigt es an, wie ich mich manchmal selber unter Druck setze, mich über Leistung/ Aufopferung definiere.

    Wieder ein interessantes Thema, das du da ansprichst. Möchtest du dich darüber austauschen?

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Ja, ich weiß nicht, wie es den anderen geht, aber ich bin jemand, der sich sehr oft selber unter Druck gesetzt hat. Positiv wie negativ.

    Die negative Seite mal zuerst:

    In den letzten Jahren meines Spiegeltrinkertums habe ich immer wieder versucht, meine eigenen Trinkvorgaben einzuhalten bzw. kontrolliert zu trinken. Was ich aber meistens nie geschafft habe, sondern es endete immer in Selbstvorwürfen und Verzweiflung. Ich habe mich sozusagen unter Druck gesetzt, es aber trotzdem nicht geschafft und diesen Druck wiederum mit Alkohol kompensiert bzw. mich erleichtert.

    Auch gab es Situationen, in denen ich restalkohol-/katerbedingt manchmal durch den Wind war, Sachen vergessen habe, insgesamt unaufmerksam war, was mir wiederum auf die Füße gefallen ist.

    Auch habe ich alles darum gegeben, meinen tatsächlichen Konsum zu verheimlichen.

    Heimlich Getränkevorräte aufgefüllt, leere Flaschen weggeschafft. Oder auch krampfhaft versucht, nach einer durchzechten Nacht wieder in Form zu kommen.

    Wenn ich jetzt darüber nachdenke, habe ich ein richtiges Netzwerk aus Stress und Druck gegen mich aufgebaut.

    Naja und diesen Druck eben wieder mit Alkohol kompensiert.

    Diesen Druck habe ich nun gottseidank nicht mehr.

    (Aber es gibt trotzdem auch noch Baustellen in anderen Bereichen, bei mir läuft es manchmal auf ein "dem anderen alles Recht machen wollen"/ nicht Nein sagen können und oft auch auf Perfektionismus hinaus)

    Ich merke aber auch, dass ich mich sehr gut positiv unter Druck setzen kann.

    Der positive Druck braucht meiner Ansicht nach nicht so sehr die Kompensation durch Alkohol, da ich mich mit körpereigenen Endorphinen "belohne".

    (ok, das feucht fröhliche Feiern z.b nach einem gelungenen Projekt spielte da auch mit rein und für jemanden, der nicht abhängig ist, ist das ja auch eine gute Sache)

    In meinem Fall habe ich mir manchmal viel zu viele Sachen aufgebürdet und damit Lob eingeheimst "wie fleißig ich doch bin, wie gut ich das doch gemacht habe".

    (Gerade bei der Familie von meiner Frau wird der Charakter eines Menschen darüber bewertet, was man für handwerkliche Fähigkeiten hat)

    Lob tut ja auch gut, aber es hat an anderer Stelle wieder Energie abgezogen, dich eben wieder mit externer Chemie kompensiert habe.

    Im Nachhinein gesehen, habe ich teilweise gerade solche Sachen inszeniert, um meinen Alkoholkonsum zu verstecken und einen Grund zu haben, "öffentlich" zu trinken (ein fleißiger Mensch ist ja kein Alkoholiker)

    Unterm Strich gesehen muss ich nüchtern auch aufpassen, um meine "Balance" nicht zu verlieren.

    Aber ich sehe das jetzt eher als Lernfeld (Tendenz nach oben) und der verzweifelte Kampf gegen Windmühlen (bzw. verzweifeltes Stellung halten) ist vorbei.

  • Ich selbst bin auch familiär durch die Wertvorstellungen „Leistung“, „Pflichtbewusstsein“, „Verantwortungsbewusstsein“ und „Aufopferungsbereitschaft“ geprägt worden.

    Das wurde zwar in meiner Familie nicht immer offen und auch nicht unbedingt mir gegenüber kommuniziert, aber es war dem Handeln meiner Familie und auch den Vorwürfen meiner Familie insbesondere meinen Eltern gegenüber deutlich zu entnehmen.

    Meine Eltern haben, so sehe ich das heute, ihr Bestes gegeben, aber letztlich sind sie beide auch an den Forderungen, die hinter diesen Werten stehen, und wie diese ihnen gegenüber insbesondere in Vorwürfen formuliert worden sind, sowie an eigenen inneren Selbstvorwürfen zerbrochen.

    Mich selbst hat der Versuch, diese Wertvorstellungen, die ja grundsätzlich auch nicht schlecht sind, sondern das Gemeinwesen im Allgemeinen auch vorangebracht haben, bestmöglich zu erfüllen, an den persönlichen Abgrund, an das völlige innere Ausbrennen gebracht.

    Was haben wir schon in meiner Jugendzeit über „Egoismus“ diskutiert. Egoismus war bei uns ein negativ geprägter Begriff, ich vermute, dass keiner oder kaum einer in meiner Familie einen Begriff von „gesundem Egoismus“ bzw. von „Selbstfürsorge“ hatte. Wenn’s einer gehabt hätte, so ist es MIR zumindest nicht vorgelebt worden. Kein Wunder, dass ICH das nicht gelernt hatte.

    Und dann hatte ich später ja auch noch den Makel meiner Familie, d.h. meiner sichtlich gescheiterten Eltern, wettzumachen oder auszubügeln, um sozusagen meine Ehre und die Ehre meiner Familie wiederherzustellen. Auch ich war eine Perfektionistin. Und ich hab mir nahezu Alles hart erarbeiten müssen, in den Schoß gefallen ist mir nix.

    (Deutlicher Hinweis: Hier geht’s überhaupt nicht darum, mich als in irgendeiner Weise großartig darzustellen. Das hab ich erstens nicht nötig und zweitens fühle ich mich selbst nicht großartig, brauch das auch nicht, mag mich selbst inzwischen aber ganz gut leiden. *grins*)

    Ich habe eine ganze Weile gebraucht, um mich daraus zu befreien. Für mich wurde das schließlich lebensnotwendig, sonst hätte der Ausbruch meiner MS und das daraus resultierende Aus für Alles, was mein Leben und Streben bis dahin ausgemacht hatte, mich in die absolute Verzweiflung und den Suizid getrieben. (Schon der erneute Ausbruch meiner Depressionserkrankung war ein überaus mächtiger Schuss vor den Bug gewesen, aber selbst da war ich noch nicht in der Lage gewesen, mich tatsächlich zu befreien. Stattdessen habe ich mich bemüht, den Makel, der durch meine nach außen hin sichtbar gewordene Erkrankung entstanden war, auszugleichen bzw. zu kompensieren.

    Wie gesagt, die Wertvorstellungen sind an sich ja nicht völlig verkehrt, nur führt der Versuch, sie bestmöglich zu erfüllen, zur Übertreibung und unter Umständen zum persönlichen Untergang.

    Mit dem Wertequadrat lässt sich meines Erachtens ganz gut veranschaulichen, dass diesen Werten/ diesen Tugenden entgegengesetzte positive Schwesterntugenden/ entgegengesetzte positive Werte entgegengestellt werden müssen, um ihre volle konstruktive Wirkung zu entfalten.

    Übrigens läuft das in meiner angeheirateten Familie nicht viel anders als in deiner angeheirateten Familie. Auch dort definiert man sich über Fleiß und nach außen sichtbare Ergebnisse.

    Deren Wertvorstellungen sind in meinem Mann so tief verankert, dass er nicht selten unter einer gewissen Rastlosigkeit und einem gewissen Druck leidet. Ich hab da früher mitgehalten bzw. mitzuhalten versucht, heute tue ich das nicht mehr und nicht nur deswegen weil ich das aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr kann.

    Mein Mann versucht inzwischen schon eine Weile sich aus diesem Druck zu lösen, weil er schon eine Weile spürt, wie erschöpft eigentlich schon ist.

    Wie reden nicht selten über dieses Thema, erstens weil wir über alles miteinander reden können, aber auch weil wir beide nicht wollen, dass auch er ernstlich krank wird. Erste Anzeichen haben sich vor einer Weile schon gezeigt, seitdem steuern wir gemeinsam dagegen an.

    Einfach ist das nicht, wir bemerken immer wieder, wie schwer es ist, sich von etwas, das man von klein auf verinnerlicht hat, wozu man von klein auf geprägt worden ist, zu lösen bzw. dass man das nicht einfach so ablegen kann. Es ist ein Lernprozess.

    Ich kann jetzt nur von MIR sprechen: Ohne richtig gute, zu mir tatsächlich passende professionelle Hilfe hatte ICH das nicht geschafft.

    P.S.: Das du den Druck mit chemischen Hilfsmitteln auszuhalten und zu kompensieren versucht hast, ist eigentlich nicht wirklich überraschend, oder?

    Ich freue mich echt für dich, dass du‘s da raus geschafft hast, und wünsche dir, dass du auf deinem abstinenten Weg jede Menge gute und äußerst hilfreiche Erfahrungen machst. 🍀

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • mal ein kurzer Statusbericht.


    Mir geht's eigentlich richtig gut, der Alkohol interessiert eigentlich nur am Rande und die alten Gewohnheiten und Erinnerungen verblassen eigentlich immer mehr. Und das ist ja auch gut so.

    Mich hat es in meinen Therapiestunden ungemein genervt, dass ich von der Therapeutin immer wieder korrigierend auf den störenden Charakter hingewiesen wurde, sobald mir das Wort „eigentlich“ über die Lippen kam.

    Damals wusste ich nicht, ist es die Unklarheit meiner Antwort auf eine klare Frage? Ist es die Frage, ob mit dem „eigentlich“ Zweifel ausgedrückt werden, ob ich den Wunsch überhaupt erfüllen will? Oder ist es die Frage, ob der Andere überhaupt darüber Klarheit hat, was er will oder in unbewusster, versteckt ausgedrückter Ambivalenz antwortet?

    Ganz einfach: "Eigentlich“ führt selbst gute Aussagen ad absurdum…

    Der zitierte Satz bedeutet daher für mich:

    Mir geht's dreckig und würde am liebsten einen trinken.

    Mit Alk im Blut hatte ich früher so viel Spaß...

    Wenn ich heute das Wort „eigentlich“ gebrauche, nehme ich es als Signal, dass ich nicht wirklich in der Wahrheit bin.

    Zitat

    Aber gerade dadurch, das es mir eigentlich recht gut, "normal" geht, kommen da manchmal Gedanken (also eher nur schemenhaft,) meiner jetzigen normalen und gesunden Welt zu entfliehen und mal wieder etwas "Verrücktes" anzustellen.

    Kleiner Tipp: Nimm das „eigentlich“ als Stoppschild dafür,

    genauer hinzuschauen.

    ~ bevör ik mi nu opregen deed, is dat mi lever egaal ~

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