Und dann bin ich wieder ich (Tagebuch)

  • Hallo liebe Forenkollegen,


    ich möchte hier an dieser Stelle einfach mal eine Art Tagebuch von mir selbst eröffnen indem ich hier und da meine Erfahrungen aufschreibe - es kann natürlich gerne Einwände und Diskussionsansätze geben. Vielleicht hat der Eine oder Andere ja Lust mitzulesen. Ich nutze das einfach mal als Ort für mich an dem ich meine Gedanken loswerden kann.


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    Vorstellungsthread: [size=78%]https://alkoholforum.de//index.php?topic=2115.0[/size]
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    Tag 1:


    Meinen letzten Schluck Alkohol habe ich gestern um 23:00 Uhr getrunken. Jetzt sind dann bald, fast, die ersten 24 Stunden rum. Ich war heute morgen beim Sport und hab mich total schlecht gefühlt, müde, schlapp, irgendwie ängstlich, es war ein total komisches, unbeschreibliches Gefühl - nur allein weil ich mir dachte "ab heute keinen Alkohol mehr" und weil ich gestern die Zeilen hier geschrieben habe und mir dachte "Bin ich Alkoholiker?" Das alles hat mich doch irgendwie echt angsterfüllt.


    Danach hab ich erstmal zwei Brezen gegessen und Wasser getrunken, und war dann bis ca. 16 Uhr in der Arbeit. Bin dann gegangen (nach ca. 6 Stunden), und hab mich auf jeden Fall besser gefühlt. Bin dann ins Industriegebiet gefahren und hab dort meine Matratze bezahlt, die wird am Montag geliefert - darauf freue ich mich schon :)


    Nach dem Bezahlen fuhr ich heim und bin dann noch schnell einkaufen gegangen. Beim Einkaufen dann wieder der Gedanke "Ja eigentlich nimmst ja jetzt ein Bier mit", hab was mitgenommen (gebe ich auch ehrlich zu) aber es steht im Schrank. Ich will einfach nicht "Angst" davor haben, ich kann nicht davon ausgehen, dass ich es jetzt komplett verdränge und ignoriere. Ein komisches Gefühl, aber ich dachte mir so, dass ich das jetzt irgendwie zur Sicherheit mitnehmen muss, kann man so gar nicht beschreiben.


    Ich hab dann gekocht, noch kurz die Wohnung ein bisschen aufgeräumt und ein Chili mit Spätzle gegessen - war lecker, ich pappsatt und trink jetzt grad eine Fanta (irgendetwas mit Geschmack muss jetzt einfach sein). Jetzt kommt so langsam meine Zeit in der ich normalerweise trinke, doch irgendetwas ist heute anders. Ich habe eine Kerze angezündet (mit Duft), hab Musik angemacht die mir gefällt, hab meine Fanta neben mir und denke gerade irgendwie gar nicht an Bier. Aber ich fühle mich irgendwie traurig, so als würde ich gerne losheulen, auch total seltsam.


    Auf ne Empfehlung hin hab ich mir noch Baldrian-Tropfen besorgt, zur inneren Beruhigung, soll tendentiell ganz gut helfen - wir werden sehen ob ich es brauche. Für morgen steht auf dem Plan zur Arbeit zu gehen und am Abend treffe ich eine Bekannte, zum Quatschen und ablenken. Am Freitag wartet dann wieder Sport auf mich, meine Freundin kommt zu mir und ich werde das Wochenende mit ihr verbringen.


    Wenn ich alles wie geplant durchhalten kann, dann sind schon 5 Tage vorbei bevor ich dann quasi am Abend wieder "alleine" bin - das wird dann spannend. Aber ich bin guter Dinge. Ich halte euch auf dem Laufenden.


    Grüße


  • Nach dem Bezahlen fuhr ich heim und bin dann noch schnell einkaufen gegangen. Beim Einkaufen dann wieder der Gedanke "Ja eigentlich nimmst ja jetzt ein Bier mit", hab was mitgenommen (gebe ich auch ehrlich zu) aber es steht im Schrank. Ich will einfach nicht "Angst" davor haben, ich kann nicht davon ausgehen, dass ich es jetzt komplett verdränge und ignoriere. Ein komisches Gefühl, aber ich dachte mir so, dass ich das jetzt irgendwie zur Sicherheit mitnehmen muss, kann man so gar nicht beschreiben.

    es werden Dir vielleicht einige schreiben, dass Du Dir einen alkoholfreien Haushalt schaffen sollst, weil der Griff dann etwas schwieriger wird, aber ich kann das sehr gut nachvollziehen. So wie ich ticke, hätte mich der Gedanke, wo ich noch was herkriegen würde, wenn ich es nicht aushalte, mehr beschäftigt wenn ich über die möglichen Schliessungszeiten der Geschäfte nachgedacht hätte, ich wohnte damals noch auf dem Dorf, aber mir war sowieso kein Weg zu weit, wenn die Gier groß genug war.

    Am Besten passt Du einfach erst mal auf ob Dich das beschäftigt, ich habs ziemlich schnell vergessen als ich die Entscheidung nichts mehr zu trinken erst mal gefällt hatte, aber bei Anderen kreisen dann die Gedanken drum.

  • Hallo Stiklein,

    Willkommen im Forum und Glückwunsch zu deinem Vorhaben !

    Soweit machst du ja alles super : liest dich hier durch, schaust wie es andere machen und informierst dich zur Alkoholsucht…du bist anscheinend zum Schluss gekommen, dass du wahrscheinliche eine psychische Abhängigkeit entwickelt hast.

    Ich bin w,38Jahre alt und seit Juni alkfrei.

    Das mit der psychischen Abhängigkeit ist so ein Ding…ich wusste schon sehr früh, dass ich ein Alkproblem hatte, das hat sich bei mir innerst kürzester Zeit so eingestellt. Ich kannte nie einen moderaten Konsum, der sich mit der Zeit hochgeschaukelt hätte, ich war sofort von 0 auf 100 und wie gesagt, sofort abhängig. Ich trank aber auch nicht jeden Tag (ausser Urlaub), genau wie du hatte ich immer Tage ohne Alk. Ich habe mich dann mit so ungefähr 24 Jahren das erste mal ernsthaft damit beschäftigt, denn wie du wusste ich, dass mein Verhalten einfach nicht normal war. In Foren etc bin ich dann auf die verkrampfte Suche nach der eindeutigen Definition zu « Alkoholkrankheit und –sucht » und bin dabei natürlich immer wieder auf die körperlichen Symptome gestossen. Das hat mich leider darin bestärkt, dass ich also noch im Rahmen war, keine Alkoholikerin in diesem Sinne war sondern einfach zu viel kippte. Wenn ich ganz ehrlich bin, wusste ich dennoch, dass ich krank war, denn ich konnte es nicht lassen…meine Seele schrie nach dem Zeug, nicht immer aber regelmässig. Von da an hat es dann noch etliche Jahre gedauert, bis ich wirklich was unternahm…ich konnte die Krankheit als solche einfach nicht akzeptieren. Ich wusste es war so, wollte es aber nicht und habe dagegen angekämpft…erfolglos natürlich.

    Die wirkliche Sucht ist die psychische, die körperlichen Enzugssymptome sind schnell weg, was aber bleibt ist das anfängliche craving, die eingespielten Muster (abendliches Trinken, war bei mir auch so), die Umwelt und Gesellschaft, Gefühle aushalten etc…Mit all dem zu leben lernen und dabei glücklich zu sein dauert länger als 10 Tage Entzug. Ich bin immernoch dabei zu lernen…

    Ich wünsche dir von Herzen, dass du für dich herausfindest, wo du mit deinem Konsum stehst und dabei ehrlich zu dir bist. Wie andere dein Trinkverhalten definieren ist nicht wichtig, du musst für dich wissen, ob du es so verantworten kannst oder nicht. Und falls du psychisch schon in die Abbhängigkeit gerutscht bist, gibt es meist kein zurück zu einem normalen Konsum, so ist es jedenfalls bei mir. Aber auch das hat ewig gedauert bis ich es akzeptieren konnte !

    Heute kämpfe ich nicht mehr gegen das Leben an und gegen das, was es für mich bereit hält…es bringt einfach nichts. Ich investiere die Kraft in das Lernen, damit umzugehen…dazu gehört eine traumatische Vergangenheit, die Alkoholsucht und einiges mehr.

    Viel Glück und Mut für deinen Weg, das Tagebuch ist eine gute Idée, die ersten Tage können hinterlistig sein…Freue mich von dir zu lesen !

    LG
    Rina

  • Hallo ihr,


    heute ist Tag 2, in 3 Stunden sind die 48 Stunden vorbei. Jetzt beginnt wiedermal die Abendzeit, die Zeit meines Problems. Ich trinke aus meinem Bierkrug Wasser, oh wie ungewöhnlich für mich :P . Ich habe nicht wirklich an Bier gedacht, echt nicht. Ich habe mich nur immer mit der Frage beschäftigt ob ich ein Alkoholproblem habe - wie kann das denn sein, jemand der mehr darüber nachdenkt ob er süchtig ist wie der Sucht nachzugehen ... das ist wirklich verwirrend. Heute morgen beim Aufstehen habe ich mich schon ein wenig besser gefühlt, ich bin gestern echt ganz normal eingeschlafen (war wohl eine unbegründete Angst ohne Alkohol schlecht einschlafen zu können). Ich bin um 3 Uhr einmal kurz aufgewacht, aber eigentlich gleich wieder eingeschlafen. Das Aufstehen um 6 Uhr fiel auf jeden Fall leichter wie wenn man am Vorabend noch 4-5 Bier getrunken hat. Man ist aufgewacht und war wach, ohne jetzt wirklich ein komisches Gefühl im Magen zu haben.


    Das wäre ja sowieso der nächste Punkt, der mir so aufgefallen ist. Normalerweise war kein Morgen ohne Magenkrummel in Verbindung mit Klogang möglich - heute hatte der Magen keinen einzigen Laut von sich gegeben. Er war einfach ruhig, ich konnte mich fertigmachen und es war den ganzen Tag über nichts.


    Doch ich sitze auch jetzt wieder vor dem PC und fühle mich irgendwie ein wenig unruhig, obwohl ich gerade eben erst nach Hause gekommen bin und man ja eigentlich meinen könnte ich hätte genug Ablenkung gehabt, doch das Gefühl wäre da jetzt irgendwie ein Bier zu wollen - boah wie ich dieses seltsame Gefühl hasse, es lässt einen ja kaum los. Aber es ist kein körperliches Verlange in dem Sinn, ich hab eher das Gefühl mein Kopf würde mir das sagen. Als wäre ich, wie gestern schon geschrieben, ein Hund der darauf wartet, dass er den Ball holen darf um dafür seine Belohnung zu kriegen.


    Was ich heute habe ist aber irgendwie das Gefühl, dass sich ein wenig Wassereinlagerungen in den Füßen gebildet haben - hat das schonmal jemand von euch erlebt nachdem er mit dem Trinken aufgehört hat? Hatte ich so normalerweise noch nie; zumindest könnte ich mich nicht daran erinnern. Morgen kommt meine Freundin und ich denke ich werde dann 2-3 Tage lang nichts schreiben, ich gebe euch dann einen längeren Bericht vom Wochenende.


    Schonmal vielen Dank für die ersten Reaktionen, darüber habe ich mich wirklich gefreut und sie auch mit großer Aufmerksamkeit gelesen. Wir siten wohl doch alle irgendwie im gleichen Boot und ich hätte niemals gedacht, dass es so viele Leute gibt wie mich, die eher so die Trinker am Abend waren. Das zeigt auch irgendwie, dass dann am Abend wohl viele Leute nicht so entspannt sind vom Tag wie man meinen könnte sondern eher in irgendeine Art von Loch fallen.

  • Hallo stiklein,
    Super das du jetzt fast 48 stunden nüchtern bist. Das am morgen wenn ich aufstand der magen gegrummelt hat und verbindung mit klogang hatte kenne ich auch. Bei mir kam zum schluss trockenwürgen und kotzen dazu wenn ich am tag darauf getrunken hatte.
    Als ich aufgehört habe zu trinken hab ich auch die ersten tage schlecht geschlafen komische träume gehabt, (dass mir mein nachbar an meiner haustür bücher verkaufen wollte :o) ) und stimmen gehört.

  • Wo ist der "Daumen hoch" button auf diesem Forum?

    Standing ovations von mir an Dich Stiklein. Ist nicht einfach was Du da tust. Selbstzweifel offen zugeben und Selbstreflektion, dazu gehört schon was. Du haderst noch mit der Frage ob Du bist oder nicht aber für mich sieht das ziemlich eindeutig aus. Aber es ist Dein Kampf, Dein "test". Quälst Du Dich einfach nur für umme und es gibt gar keinen Grund? Was ist "normal"? Ab wann bist Du "süchtig"? Das nur am Rande. Wichtig ist was Du hier schreibst, nicht nur für Dich....ich werde das hier bookmarken und Deine Berichte mit großem Interesse lesen. Ich würde mir wünschen meine Frau wäre soweit und würde sowas tun. Alles erdenklich Gute für Dich.

  • Hallo Stiklein
    super jeder Tag zählt
    ich war 3 Monate auf Entzug hat mir total gut getan war eine zeit lang trocken ,dann habe ich wieder gedacht ein Bier ein Spritzer das geht
    Ich bin wieder im Teufelskreis trinke nicht mehr so viel wie vorher ,aber ich trinke
    Ich war über einige Zeit im Krankenhaus hatte Thrombose im rechten Fuß und dann eine Lungenembolie ,habe diese Zeit ohne Alkohol verlebt
    es ist ein Jammer von dieser sucht wegzukommen ,jeder Tag zählt
    mach weiter so und nichts einkaufen das wäre das Beste

    liebe Grüße aus Wien

    Burzl

  • Ich bin wieder im Teufelskreis trinke nicht mehr so viel wie vorher ,aber ich trinke

    Hallo, Burzl,
    lange nix gehört. Was war los? Schreib doch mal (in Deinem Thread) ...

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Tag 3,4 und 5:

    Mein liebes Forum, heute berichte ich euch vom Tag 3,4,5. Ich hab am Freitag gegen 18:00 Uhr meine Freundin vom Bahnhof abgeholt. Sie wusste nicht, dass ich jetzt mal eine Weile auf Alkohol verzichten will, doch ich habe es ihr gleich erzählt auf dem Heimweg. Die Worte waren nur "Okay, cool. Meine Mutter wollte uns in 2 Wochen auf eine Weinprobe einladen - willst da mitkommen?" Und ich sage euch, natürlich, ja, ich werde mich jetzt nicht sozial isolieren. Ich werde dann gleich testen wie es mir geht, wenn ich dann an einem Abend ein wenig Wein getrunken hab bei einer Weinprobe. Ich bin nicht körperlich abhängig, das hab ich jetzt die letzten 5 Tage gemerkt, ich bin psychisch abhängig. Ich bin psychisch voll drin, voll in diesen gedanklichen Bahnen - doch ich merke wie es schon besser wird, wie ich mein Leben umstelle und wie es sich alles ineinanderfügt. Ich habe das Gefühl noch gerade rechtzeitig meinen Weg umgstellt zu haben, wie ich den Abend durchbreche und wie ich mir an jedem Abend mehr klar darüber werde, dass sich jeden Abend einfach die Kante zu geben nicht das Gelbe vom Ei war und wie ich das eigentlich gar nicht brauche.


    Am Abend des 3. Tages haben wir uns noch was zu Essen bestellt und einfach einen Film geschaut, zusammen einfach den Abend genossen.


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    Am 4. Tag haben wir dann schön zusammen gefrühstückt, ich habe es viel bewusster wahrgenommen. Es war wirklich schön, ich konnte einfach so ohne Probleme frühstücken, keine Bauchschmerzen, nichts, einfach gut. Auch schmeckt mittlerweile alles irgendwie besser, es ist irgendwie echt anders geworden zu essen. Wir waren dann spazieren, in der Stadt, haben Krapfen gegessen, etc. Am Abend haben wir uns Popcorn gemacht und nen schönen Abend aufm Sofa verbracht.


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    Heute am 5. Tag dann wieder ein schönes Frühstück, mit guten Semmeln, gutem Belag, sogar Kaffee geht in der Früh mittlerweile wieder super - kein nervöser Magen mehr. Das gefällt mir gut. Haben uns dann Pizza selbstgemacht, wieder ein bisschen spazieren gewesen und einfach darüber nachgedacht, dass das ein schönes Wochenende war. Wegen der Arbeit müssen wir gerade für ein paar Wochen/Monate eine Fernbeziehung führen - dafür bin ich überhaupt nicht der Mensch, viel zu sentimental/emotional. Wenn du einen 1.80 m großen Mann, mit 120 kg siehst, der am Bahnhof in Tränen ausbrechen könnte ist das schon ein wenig seltsam. Doch meist sind nur 4 Tage dazwischen, bis wir uns wieder sehen können. Das ist super, und es ist einfach keine richtige Fernbeziehung, wenn beide ein Auto haben und genug Geld sich ausreichend Zugtickets zu kaufen und es nur ca. 2 1/2 Stunden mit dem Zug oder ca. 2 Stunden mit dem Auto sind.


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    Jetzt sitz ich am Abend daheim und hab schon gar keine Lust mehr auf Bier, es fehlt mir gar nicht mehr. Auch die Gedanken sind echt weniger geworden. Ich denke kaum noch über Bier oder sonstwas nach. Alles Andere erscheint mir irgendwie wichtiger zu werden, der Rausch und das damit verbundene gute Gefühl rückt irgendwie in die weite Ferne und ich lasse das Leben einfach auf mich einprasseln, auf mich einsprudeln. Mir geht es gut. Ich habe eine fertig abgeschlossene akademische Ausbildung auf Master-Niveau, obwohl ich eigentlich "nur" den Hauptschulabschluss habe, ich arbeite bei einer guten Firma, meine Freundin hat ihr duales Studium fast fertig und hat danach einen festen Job, ich bin glücklich in meiner Beziehung und in meiner Familie könnte die Beziehung untereinander nicht besser sein.


    Ich schaffe es und werde alles Alte hinter mir lassen. Ich glaube es, es wird toll. Positiv denken und zuversichtlich in die Zukunft blicken.


    Dieses Lied trifft es irgendwie ganz gut: [size=78%]https://www.youtube.com/watch?v=BjwDV1Is34U[/size]


    Ich werde euch weiterhin berichten, liebe Grüße

  • Tag 6:


    Hallo meine Lieben. Heute ist es schon der 6. Tag und ich war beim Einkaufen. In einem Laden mit großer Getränkeabteilung. Ich bin rein, raus, hab mein Getränk geholt was ich gebraucht hab und es hat mich nichtmal gejuckt, nichtmal interessiert die Biersorten anzuschauen, ich bin an den Kästen vorbeigelaufen als wäre ich schon immer jemand gewesen der nichts getrunken hat. Es ist ein super tolles Gefühl und ach, wenn wir mal den finanziellen Aspekt betrachten spare ich einiges. Für Bier ging bei mir meist 6 Euro pro Tag drauf, da ich mir meist 6 Flaschen je 1 € gekauft hab - man wollte ja das gute zeug trinken und das hab ich auch immer getan. Der Rausch sollte ja was tolles sein, was edles, so die Einbildung.


    Es fällt mir sichtlich von Tag zu Tag leichter, alles was im Bezug auf Alkohol so ansteht, so abläuft. Eine Probe wird die Weinprobe in knapp 2 Wochen und das erste Aufeinandertreffen mit meiner Freundesclique, die alle noch nicht wissen, dass ich nichts mehr trinke und mit denen zusammen es im Regelfall komplett ausgeartet ist und es auch gut und gerne mal eine halbe Kiste Weizen nur für mich alleine gab. Das wird auch noch ein spannendes Experiment. Am 27.01. ist es soweit, da seh ich die alle wieder. Bis dahin wäre/bin ich dann auch fast 3 Wochen ohne größere Alkoholmengen (die Weinprobe mal ausgenommen).


    Heute kam meine neue Matratze - die erste Nacht in einer Matratze die ich mir selbst ausgesucht und probegelegen habe. Ich bin mal gespannt wie die Nacht wird, wünscht mir Glück. Ich wünsche euch Glück. Eine gute Zeit,


    bis Morgen.

  • Tag 7:


    Da bin ich wieder, der letzte Tag der Woche, die 7 sind voll. Ich mach eine Feier, für mich, gedanklich. Ich könnte mir selbst Blumen schenken, wirklich. Ich fühle mich richtig gut, für die erste Zeit konnte ich aus dem Kreis ausbrechen, doch die Gedanken begleiten mich noch immer, die Psyche ist noch nicht geheilt.


    Die erste Nacht auf meiner neuen Matratze war super, hab irgendwie echt bequem geschlafen und die Rückenschmerzen der alten Matratze waren kaum vorhanden (hab aber auch schon einen operierten Bandscheibenvorfall, wegen Nervenschädigungen). Morgen gehts wieder zum Sport und ich freue mich schon. Das ist irgendwie schon so in meinen Alltag integriert, dass er mich bereits nach einem Tag anfängt zu fehlen und ich mich schlecht fühle, weil ich keinen Sport gemacht habe.


    Die Abende werden immer entspannter. Jeden Abend begleitet mich eine Kerze mit ihrem schönen hellen Licht an meiner Seite und genug Wasser zum Trinken. Ein Film darf dabei auch nicht fehlen, genau so wenig wie das abendliche Duschen (seit Neustem) und der Musik. Ich hab einiges geändert, einige Abläufe in Kleinigkeiten angepasst und dadurch das Gefühl ich habe den Trinkerkreislauf durchbrochen.


    Ich werde euch auf dem Laufenden halten, doch lasse die Abstände der Nachrichten nun ein wenig länger werden, da ich sonst nicht mehr all zu viel weiß was ich schreiben soll, wenn nur knapp 24 Stunden dazwischenliegen.


    Schönen Abend und Grüße

  • Hallo meine Lieben,


    es sind nun schon wieder einige Tage vergangen und ich habe wiedermal neue Eindrücke und neue Erfahrungen sammeln können.


    Am Mittwoch sind es dann volle zwei Wochen, das ist dcoh schonmal ein Anfang. Und ich muss zugeben, so schlecht wie es mir auch am Anfang ging, umso besser geht es mir jetzt. Ich fühle absolut keine Abhängigkeit mehr, meiner Psyche geht es deutlich besser (ich frage mich nicht mehr ob ich ein Alkoholproblem habe, da ich für mich gemerkt habe, dass ich es nicht bin). Ich war am Wochenende (Freitag) in einer Wirtschaft und habe dort einfach genüsslich einen Burger gegessen und eine Zitronenlimonade getrunken - gut ich dachte mir "Boah 3,50 € für ne Sprite, ein Bier würde auch 3,50 € kosten" aber es war jetzt kein Bierdrang, sondern einfach nur den Preisen geschuldet.


    Am Samstag dann war ich mit meiner Freundin bei ihrer Schwester. 3 Frauen saßen um mich rum und haben den ganzen Abend über Wein getrunken während ich bei meinem Wasser und meiner Cola geblieben bin - das war zwar ein komisches Gefühl zu sehen wie die Leute um einen herum dann von mal zu mal betrunkener werden aber es hat mir jetzt nicht den Spaß am Abend geraubt oder sowas - im Gegenteil, meine Freundin konnte etwas trinken und ich bin dann mit ihrem Auto nach Hause gefahren. Win-Win-Situation für Beide. 44.


    Am Sonntag dann war ich in einer richtigen urigen bayerischen Wirtschaft und Tada, auch hier gab es kein Bier, obwohl das zum Hirschgulasch mit Blaukraut und Semmelknödel echt super gepasst hätte. Es gab Wasser und Sprite, auch nicht weiter schlimm.


    Alles in allem kann ich sagen, dass es mir psychisch gut geht, ich abends besser einschlafen kann, ich besser durchschlafe, ich keinen Drang mehr verspüre, mein Abend nun nicht um 18 Uhr mit Alkohol beginnt sondern eher mit kochen und essen und ich fühle mich irgendwie frei. Die ersten zwei Wochen sind also fast geschafft und am Freitag findet meine Weinprobe statt. Danach kann ich euch dann erzählen wie ich mich fühle und ob ich dann wieder einen Drang habe jeden Abend etwas zu trinken, nur weil ich einmal Alkohol getrunken habe.


    Eine schöne Woche wünsche ich euch, ich melde mich dann wieder. Grüße, Stiklein

  • Es gibt immer neue Anfänge. 44.

    Viel Erfolg weiterhin.

    Es grüßt dich Betty (alkoholfrei seit März 2104) und heute so richtig glücklich und zufrieden.

    Auf dem Weg zu mir lerne ich mich immer besser kennen. <br />Ich habe Freundschaft mit mir geschlossen und freue mich, dass ich mir begegnet bin.<br /><br />Ich bin lieber ein Original als eine herzlose Kopie.

  • Hallo, Stiklein, und nachträglich HERZLICH WILLKOMMEN hier im Forum :welcome:

    Ich bin m, 56, Alkoholiker, nach mehreren Anläufen nun seit fast 12 Jahren trocken auch schon einige Jahre in der Suchtselbsthilfe ein wenig unterwegs.

    Von daher sei mir bitte nicht böse, wenn ich Dich zwar zu Deinem Entschluß, Dich vom Alkohol zu verabschieden, beglückwünsche - aber Deinen momentanen Entusiasmus (aus eigener Erfahrung) mächtig bremsen möchte.

    ich frage mich nicht mehr ob ich ein Alkoholproblem habe, da ich für mich gemerkt habe, dass ich es nicht bin

    :lach: Wie kommst Du jetzt auf das schmale Brett? nixweiss0 Weil Du es gerade mal geschafft hast, 2 Wochen ohne Alkohol auszukommen? Und deswegen meinst Du, Du hast kein Alkoholproblem, bist nicht abhängig?

    Weisst Du, wieviele Menschen ich auf den Entgiftungsstationen getroffen habe, die ebenfalls dieser irrigen Meinung waren? Und dann meinten, naja, EIN Glas Bier/Wein kann ihnen ja dann wohl nicht schaden - und die dann ziemlich schnell wieder auf ihrem alten Trinklevel und darüber hinaus waren?
    Mich übrigens eingeschlossen!


    Ich war am Wochenende (Freitag) in einer Wirtschaft und habe dort einfach genüsslich einen Burger gegessen und eine Zitronenlimonade getrunken - gut ich dachte mir "Boah 3,50 € für ne Sprite, ein Bier würde auch 3,50 € kosten" aber es war jetzt kein Bierdrang, sondern einfach nur den Preisen geschuldet.
    Am Samstag dann war ich mit meiner Freundin bei ihrer Schwester. 3 Frauen saßen um mich rum und haben den ganzen Abend über Wein getrunken während ich bei meinem Wasser und meiner Cola geblieben bin ...
    Am Sonntag dann war ich in einer richtigen urigen bayerischen Wirtschaft und Tada, auch hier gab es kein Bier, obwohl das zum Hirschgulasch mit Blaukraut und Semmelknödel echt super gepasst hätte. Es gab Wasser und Sprite, auch nicht weiter schlimm.

    Die ersten zwei Wochen sind also fast geschafft und am Freitag findet meine Weinprobe statt. Danach kann ich euch dann erzählen wie ich mich fühle und ob ich dann wieder einen Drang habe jeden Abend etwas zu trinken, nur weil ich einmal Alkohol getrunken habe.

    Du spielst mit dem Feuer! Und bis jetzt konntest Du Dich zurückhalten, weil Du Dich auf Dein Ziel freust: Freitag, Weinprobe, SAUFEN!

    Glaub mir: Du wirst arge Probleme haben, nach der Weinprobe aufzuhören bzw Dich überhaupt zurückzuhalten.
    Ich weiß, man soll nicht von sich auf andere schließen. Aber ich habe schon zu viele (Lebens-)Geschichten gehört - und auch hier gelesen ...

    Good luck!

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Jeder muss seine Erfahrungen selbst machen. Ich war mal fast ein ganzes Jahr lang auf sehr niedrigem Level unterwegs, also nicht komplett ohne, aber schon sehr beherrscht, nachdem ich nen größeren Absturz mit Notarzt und so hatte. Aber ich bildete mir ein, dass ich es wieder unter Kontrolle kriege und irgendwann gabs nach einem großen Erfolg halt was zu feiern...endlich mal wieder volle Kanne usw. usf. und dann gings noch mal 5 Monate und ich hätte mich ohrfeigen können.

    Was mir Andere erzählt haben, habe ich noch nie geglaubt. Bei mir war schon immer alles anders. Ich brauchte das genauso wie ein paar andere Grenzerfahrungen, damit es mir selbst dann zu blöd wurde und ich die Schnauze dann richtig voll hatte. Vielleicht hätte ich davor schon aufhören können, denn es fehlte mir eine Zeitlang fast gar nicht, aber ich wäre wohl nie ganz davon überzeugt gewesen, dass es besser für mich war.

    Ich denke, das kann man keinem vermitteln, der es noch nicht selbst erlebt hat.

    Insofern, ausprobieren. Das merkst Du dann schon, und wenn es klappt, ist ja gut, wenn nicht, die richtigen Schlüsse ziehen.

  • Hallo!

    Ich kann nicht beurteilen, ob Du schon "abhängig" unterwegs bist oder nur zu riskant säufst.

    Bist Du abhängig, dann machst Du einiges verkehrt. Da hätte dann Greenfox Recht.

    Bist Du nur riskant unterwegs, dann ist sind regelmäßige Pausen bei ansonsten moderatem Konsum ein guter Weg. Vielleicht kannst Du ja deinen Konsum in geordnete Bahnen lenken.

    Mit meinem Wissen von heute würde ich das Rad der Zeit für mich um gut 25 Jahre zurückdrehen und dann wie folgt trinken: Nur freitags und samstags ein paar Bierchen. Mehr nicht. Vielleicht ist das ja ein Weg für dich. Käme auf einen Versuch an.

    Gruß
    Rekonvaleszent, der diesen Vorschlag nicht mehr umsetzen kann, weil er den "point of no return" schon seit über 20 Jahren überschritten hat.

  • Hallo auch von mir,

    Freut mich zu lesen, dass du gut ohne Alk zurecht kommst und weiterhin motiviert dabei bist!

    Es stimmt schon,dass diese Anfangseuphorie auch trügerisch sein kann...viele haben dadurch das eigentliche Problem vergessen, denn der „Beweis“, dass es ja ohne geht liegt nun vor. Bei manchen hält diese Phase lange an,bei mir immer so bis zu 3 Monaten, dann kam regelmässig die schwierigere Phase...die im Absturz endete.Und nun...2 Wochen sind nicht wirklich lange, ohne dir den Erfolg zu Nichte machen zu wollen,wirklich nicht! Es ist ein super Anfang,auf jeden Fall. Aber es lässt nur keine definitiven Schlüsse zu deiner eventuellen Abhängigkeit oder Risikokonsum zu.

    Sei einfach ehrlich zu dir selbst und schaue was mit der Zeit passiert...Du kannst an die Weinprobe ohne selbst zu trinken,oder du hältst dich an den Spucknapf...oder du setzt dir ein Limit und schaust wie es dir dabei geht? Oft kommt es dann erst Tage später zum Wunsch,jetzt wieder Ei Bier zu trinken (hast dir ja bewiesen dass du kein Problem hast),dann werden die Ausnahmen öfter,die Menge nimmt zu und schon bist du wieder am gleichen Punkt wie als du dich hier angemeldet hast.

    Ich hab dein Vorstellungspost nochmals gelesen,du scheinst jetzt schon so einiges vergessen zu haben. Ich hoffe aber sehr,dass du zu einem geregelten Konsum zurück findest,wo Alkohol eine Nebenrolle spielt und keine krampfhaften Regeln abverlangt!

    Freue mich wieder von dir zu lesen,

    Lg
    Rina


  • Von daher sei mir bitte nicht böse, wenn ich Dich zwar zu Deinem Entschluß, Dich vom Alkohol zu verabschieden, beglückwünsche - aber Deinen momentanen Entusiasmus (aus eigener Erfahrung) mächtig bremsen möchte.

    :lach: Wie kommst Du jetzt auf das schmale Brett? nixweiss0 Weil Du es gerade mal geschafft hast, 2 Wochen ohne Alkohol auszukommen? Und deswegen meinst Du, Du hast kein Alkoholproblem, bist nicht abhängig?

    Weisst Du, wieviele Menschen ich auf den Entgiftungsstationen getroffen habe, die ebenfalls dieser irrigen Meinung waren? Und dann meinten, naja, EIN Glas Bier/Wein kann ihnen ja dann wohl nicht schaden - und die dann ziemlich schnell wieder auf ihrem alten Trinklevel und darüber hinaus waren?
    Mich übrigens eingeschlossen!

    Du spielst mit dem Feuer! Und bis jetzt konntest Du Dich zurückhalten, weil Du Dich auf Dein Ziel freust: Freitag, Weinprobe, SAUFEN!

    Glaub mir: Du wirst arge Probleme haben, nach der Weinprobe aufzuhören bzw Dich überhaupt zurückzuhalten.


    Hallo Greenfox,


    Danke dir für die Worte, ehrlich, hart, direkt, "mitten ins Gesicht". Das kann ich auf Grund deiner geschilderten Erfahrungen gut nachvollziehen und glaube dir, dass du so die ein oder andere Geschichte gehört hast, Personen die sich für Ausreden und "Selbsteinreden" nicht zu schade waren. Ich habe aber einfach innerlich das Gefühl, dass es bei mir irgendwie anders ist. Ich hab mich noch nie so gut gefühlt, wirklich nicht, auch psychisch nicht. Ich habe jetzt nicht wirklich an das Ereignis morgen gedacht, auch nicht in freudiger Erwartung daran, es findet halt einfach statt. Ich hatte jetzt nicht Gedanken wie beispielsweise, dass ich es noch durchhalte, weil es ja am Freitag endlich wieder Alkohol gibt.


    Die erste Woche war ich psychisch irgendwie am Ende, es war vollkommen gestört, alles, mein Tagesablauf war dann urplötzlich ein anderer - gebe ich auch offen und ehrlich zu. Doch ich habe ihn komplett geändert, mein Abend sieht heute komplett anders aus als sonst, ich beschäftige mich vollkommen anders. Das alles hat mir sehr geholfen. Ich werde weiterhin berichten, wie es mir die nächsten Tage und Wochen gehen wird.


    Insofern, ausprobieren. Das merkst Du dann schon, und wenn es klappt, ist ja gut, wenn nicht, die richtigen Schlüsse ziehen.


    Das ist ein sehr wertvoller Satz, den ich mir so zu Herzen nehmen werde, Danke dafür.


    Ich bin jetzt über meinen Zeitraum von 2 Wochen drüber, morgen steht das Event an und ich werde euch weiterhin auf dem Laufenden halten.

  • Ich habe aber einfach innerlich das Gefühl, dass es bei mir irgendwie anders ist. Ich hab mich noch nie so gut gefühlt, wirklich nicht, auch psychisch nicht. Ich habe jetzt nicht wirklich an das Ereignis morgen gedacht, auch nicht in freudiger Erwartung daran, es findet halt einfach statt. Ich hatte jetzt nicht Gedanken wie beispielsweise, dass ich es noch durchhalte, weil es ja am Freitag endlich wieder Alkohol gibt.

    Wow - das, was Du da schilderst, ist ja so VÖLLIG anders, als es bei mir war. Oder bei den anderen, mit denen ich mich im Laufe der Jahre unterhalten habe.
    Könnte es wirklich sein, das Du die EINE Person unter Millionen bist, bei der es so völlig anders läuft??


    Ironie-Modus aus


    Ich hoffe es trotzdem. Sehr! FÜR DICH!

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Stiklein,

    wie geht es Dir den aktuell so? Hast Du Deine Weinprobe gut überstanden und vor allem, hast Du die Zeit danach so gestalten können, wie Du es Dir vorgestellt hast? Würde mich freuen wieder von Dir zu lesen.

    LG
    gerchla

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