Der "kleine Ausreden" Thread

  • Im konsequenten Ausstieg aus einer Alkoholproblematik steht man mehr oder weniger oft vor der Herausvorderung alkoholhaltige Getränke abzulehnen. Vor allem bei Zusammentreffen oder Feiern. Dabei sieht man sich selbst zunächst einer gewissen Unsicherheit und vielleicht sogar vermeintlichem Erklärungszwang ausgesetzt.

    Hier im Thread soll es nicht darum gehen ob man Erklärungen oder Ausreden erfindet, oder nicht. Meine Fragen hier richten sich mehr (aber nicht ausschließlich) an die Leute, die beschlossen haben, dem mitunter eben mit einer kleinen "Ausrede" oder auch "Notlüge" zu begegnen.

    Klassiker sind ja so Dinge wie:

    "Ich muss heute noch Auto fahren."
    oder
    "Ich nehme (derzeit) ein bestimmtes Medikament das nicht mit Alkoholkonsum vereinbar ist."

    Wie war oder ist das denn bei Euch so?
    Welche "Ausreden" habt Ihr Euch bereits so ausgedacht?
    Haltet Ihr es für in Ordnung in solcher Situation auch mal mit einer "Ausrede" oder "Geschichte" aufzuwarten?

    Freue mich dazu auf einen Austausch.

    LG, Mojo

  • Mojo 4. Dezember 2024 um 22:12

    Hat den Titel des Themas von „Der "kleine Ausreden" Thread - oder - wie sage ich es meinem Nachbarn“ zu „Der "kleine Ausreden" Thread“ geändert.
  • Nach der Threaderöffnung möchte ich auch gleich selbst mal beginnen:

    In den ersten Monaten haben nur Leute in der Suchtberatung/Suchthilfe, SHG, die Leute damals hier im Forum und meine mir wirklich nahestehendsten Menschen von meiner Problematik und von meinem Ausstieg gewusst. Und das ist auch bis heute noch so, über zehn Jahre später. Meine persönliche Meinung ist es, dass ich meine intimen persönlichen Problematiken nicht jedem x-beliebigen Menschen preisgeben, oder auf die Nase binden muss. Das geht, so finde ich es für mein Leben, einfach nicht jeden was an.

    Der Klassiker "ich muss noch Autofahren." geht natürlich immer.

    In Situationen wo sehr starker Gruppenzwang vorherrscht habe ich mich bis heute nicht mehr begeben, weil mir solche Menschen oder Begebenheiten nicht mehr zusagen. Das umgehe ich und befasse mich lieber mit Dingen die mich persönlich bereichern. Trotzdem gibt es ja noch z.B. die Weihnachtsfeiern bei der Arbeit, Geburtstage von Freunden die wiederum Freunde mitbringen, etc.

    Ich selbst hatte das große Glück, dass ich nur wenige Zeit nach dem Alkohol ebenso auch aus der Nikotinsucht ausgestiegen bin.
    >>Meine "kleine Ausrede" war von da an, dass ich derzeit keinen Alkohol trinke, weil ich gerade mit dem Rauchen aufhöre. Und das ist so eng bei mir verknüpft, dass ich sofort wieder rauchen würde wenn ich was trinken würde.

    Aaaaaa... Ja. DAMIT konnten die Drängler dann tatsächlich was anfangen. Oooh jaaaa... DAS stimmt...! Das gehört einfach zusammen...! das versteht man sofort.
    Es wurde stets unkompliziert und anstandslos akzeptiert. Ich fand das sogar etwas eigenartig dass mir für das Rauchen aufhören dann auch stets größter Respekt ausgesprochen wurde etc. Weil ich glaube nicht dass es umgekehrt (in Bezug auf Alkohol) ebenso gewesen wäre....

    Nun, soweit meine persönliche kleine Ausrede. Heute ist das eigentlich schon sehr lange gar kein Thema mehr für mich. Aber dazu vielleicht lieber später in einem anderen Post mehr.

  • Meine „kleine Ausrede“ war, dass ich wegen der Medikamente, die ich nehmen muss, keinen Alkohol trinke. Das war nicht mal gelogen, sondern vollkommen zutreffend. Es offenbarte „nur“ nicht die ganze Wahrheit, warum ich keinen Alkohol mehr trinke.

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Ich sage beim Sport meistens auch, dass ich noch Auto fahren muss (und mal wegen 2 Gläsern Wein den Führerschein abgeben musste). Den zweiten Teil erzähle ich nur, wenn das engere Leute sind, die auch gerne mal zuviel trinken und dann fahren.

    Übrigens haben die 2 Gläser Wein damals zu 40 Tagessätzen und 14 Monaten Fahrverbot geführt, weil ich neben den 0,5‰ noch eine Baustelle mit dem Spiegel touchiert habe.

    Gerne auch: ich muss morgen früh raus und fit sein. Oder: ich bin gerade sehr traurig wegen eines Verlusts und Alkohol verstärkt das nur, ich will die Stimmung nicht versauen. Oder: ich glaube ich bekomme noch eine Migräne.

    Für mich ist meine Drogensucht das intimste Geheimnis, das ich nur mit meinem Mann teile. Ich gehe ja auch nicht mit anderen Krankheiten hausieren.

    Mojo die Erfahrung mit dem Rauchen hab ich auch gemacht: Rauchen aufzuhören scheint in den Köpfen der Menschen eine unglaublich große Leistung zu sein. Übrigens haben mich damals auf einer Party auch welche zum Rauchen verführen wollen. Verrückt, oder?

    Beste Grüße Helga

  • Warum brauche ich überhaupt eine Ausrede, einen Deckmantel, ein Alibi, eine Notlüge?

    Weil ... stotter ... stotter, ich mich schäme? Weil ich versagte, dem Suff erlag?

    Heute, abstinent, soll ich mich rechtfertigen, weil ich nicht trinke, mir nicht das Leben schön saufe, nicht versage/erliege, meinen Körper nicht unnöig mit Ethanol belaste?

    Als mich jemand fragte, warum trinkst du nicht und ich antwortete: Alkohol/Ethanol ist nicht gerade gesundheitsförderlich und ich ca. drei Dutzend Argumente parat hatte ...

    Ich mein Gegenüber dann fragte, warum er denn trinke, obwohl der doch wisse ...

    benötigte ich plötzlich keine "Ausrede" mehr, schnell wurde dieses, nun unangenehme Thema gewechselt!

  • Warum brauche ich überhaupt eine Ausrede, einen Deckmantel, ein Alibi, eine Notlüge?

    Ich denke das liegt an der starken Stigmatisierung die mit der Alkoholproblematik einhergeht, und den falschen Bildern welche viele Menschen davon haben.

    Und "brauchen" tut man sie ja nicht unbedingt wirklich. Es gibt ja eben immernoch auch andere Wege. Die tatsächlich offene Konfrontation etwa. Oder das Umgehen solcher Situation zumindest erst mal für eine Weile. Bestimmt auch noch andere Möglichkeiten. Wichtig war und ist für mich immer, dass ich absolut ehrlich und aufrichtig zu mir selbst bin. Also, dass ich so eine Ausrede nie verwende um mir etwa selbst in die Tasche zu lügen oder so. Mein Entschluss mich aus der Sucht zu befreien, und den Weg konsequent zu gehen, stand -nach der ersten Zögerlichkeit- schon nahezu von Beginn an felsenfest. Ich hab solche Ausreden eigentlich nur verwendet, um mir gewisse Situationen zu vereinfachen. Es gab gerade in der ersten Zeit genug andere schwierige Dinge die ich wirklich zu bewältigen hatte.

  • Ab dem Augenblick, in dem ich spürte, dass ich es mit dem Ausstieg hinbekomme, hatte ich keinerlei Probleme mehr, zu meiner Alkoholproblematik zu stehen. Nahestehenden Personen gegenüber war ich völlig ehrlich; anderen Menschen gegenüber erklärte ich, dass ich lange Zeit einfach zu viel trank und jetzt keinen Bock mehr darauf habe.

    Da es für mich den trockenen Alkoholiker nicht gibt, litt ich seit dem Ausstieg auch nie unter der Stigmatisierung. Ich weiß, dass ich Alkohol trinken könnte, will es aber nicht mehr.

    Anders als vor dem Ausstieg muss ich nichts mehr vor anderen verstecken und brauche deshalb auch keine Ausreden.

    Bassmann

  • Ich war noch in so einer Situation, habe mir aber natürlich schon Gedanken dazu gemacht. Wenn mir jemand Alkohol anbietet ist mein Plan, zu sagen: Danke, ich trinke keinen Alkohol. Bzw. bei Menschen, die mich kennen zu sagen: Ich trinke keinen Alkohol mehr. Sollte es zu Nachfragen kommen, würde ich das genau einmal zulassen mit einem freundlichen Lächeln und dem Hinweis, dass ich gute Gründe dafür habe. Punkt. Details würde ich sicher nur mit Menschen ansprechen, bei denen ich das Gefühl habe, sie wollen wirklich mehr darüber wissen und denen ich wirklich vertraue.

    Wenn ich als Vegetarier sage, ich esse kein Fleisch, fragt auch keiner nach. Und wenn ich bei Alkohol sagen würde: Ich trinke keinen Alkohol, ich bin Moslem, würden das wahrscheinlich 95% der Anbietenden kommentarlos hinnehmen. Womit wir bei unser kranken "Kultur" sind, in der Alkoholkonsum als Regelfall akzeptiert ist. Deswegen würde ich auch nicht sagen: Ich darf keinen Alkohol mehr trinken. Natürlich darf ich, es ist mein gutes Recht, meine Gesundheit zu ruinieren, will ich aber nicht.

  • Weil es schlichtweg niemanden etwas angeht.

    Genauso wie mein Mann mit niemandem über seine Krebserkrankung spricht, genauso wie niemand auf einer Party darüber redet, dass er hochverschuldet ist und der Gerichtsvollzieher letzte Woche vor der Tür stand, genauso wie niemand darüber spricht, dass er Erektionsprobleme hat und die Ehefrau letzte Woche fremd gegangen ist, genauso wie niemand darüber spricht, dass er gerne mal ins Bordell geht oder Millionär ist, genauso wie niemand darüber spricht, dass er in der Kindheit missbraucht wurde.

    "Genauso wie niemand darüber spricht..." - diese Liste ist endlos fortsetzbar. Es geht einfach niemanden etwas an. Warum soll ich meinem Umfeld irgendetwas über mich, mein Inneres oder meine Probleme erzählen? Ich verstehe ehrlich gesagt den Drang oder die Verpflichtung einem fremden Menschen etwas über mich zu erzählen nicht. Das hat doch nichts mit Scham zu tun, sondern mit Privatsphäre. Vielleicht verkehre ich einfach mit anderen Menschen, aber in meiner Welt redet man über soetwas nicht. Ich will solche Dinge auch nicht von meinem Gegenüber hören. Ich kann mich mit einem Fremden problemlos einen ganzen Tag lang gut unterhalten und amüsieren, da muss ich doch nicht von meinem Alkoholproblem berichten.

    Vor allem was erwarte ich denn vom Gegenüber? Dass der dann irgendwas schlaues oder einfühlsames dazu sagt? Oder mir auch etwas "gesteht"?

    Für mich gibt es maximal eine Handvoll Menschen mit denen ich privates bespreche. Wenn ich es richtig verstanden habe, geht es doch wohl eher um Situationen auf Parties oder beim Nachbargrillen, wo man evtl. Alkohol angeboten bekommt und nicht um den Besuch bei der besten Freundin. Wenn ich zum Golf gehe, spiele ich da über´s Jahr locker mit 100 fremden Menschen, die ich aber irgendwie trotzdem alle bis zu einem gewissen Grad kenne. So eine Runde dauert gerne mal 5 Stunden mit Abschluss im Club. Der Klaus ist der Unternehmer mit dem großen Kaufhaus im Nachbarort, der Dieter der Handchirurg, Tatjana ist die Kindergärtnerin und Holger der Tischler - mehr Infos will ich gar nicht haben. Bei einigen weiß ich nichtmal, was sie beruflich machen. Man hat eine gute Zeit, lacht oder jammert über den veschobenen Putt oder den schlechten Schlag und unterhält sich über Gott und die Welt. Es entsteht eine Scheinnähe, man trinkt noch was zusammen im Clubhaus und jeder geht seinen Weg.

    Wer geht denn bitte in eine Gesellschaft und redet über oben genannte Dinge? Für mich ist das auch ein Grund hier im Forum unterwegs zu sein und nicht in einer SHG vor Ort. Meine Sucht ist meine Privatangelegenheit.

    Beste Grüße Helga

  • Das ist völlig richtig, dass es niemand etwas angeht, nur kenne ich das selbst auch so, dass man sich, wenn’s um Alkohol geht, unter einem (scheinbaren) Rechtfertigungsdruck sieht, weil man plötzlich etwas, was in unserer Gesellschaft sooooooo selbstverständlich ist, was man selbst bislang auch für selbstverständlich hielt und stets mitgemacht hat, nicht mehr mitmacht.

    Auch ich sehe das mit den „kleinen Ausreden“ als Möglichkeit, sich gewisse Situationen zu vereinfachen.

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Und der nächste Punkt ist: ich generiere mich damit auch ein Stück weit als moralische Instanz, wenn ich da als erschlankter Supersportler auftauche, der erstmal erklärt, dass er nun drogenfrei durch´s Leben geht. Will ich das? Mein Opa sagte immer jeder solle nach seiner Façon selig werden. Warum sollte ich anderen ein schlechtes Gefühl machen wollen? Ich kann das gut nachfühlen wie witzig eine Party zu später Stunde werden kann - ich war früher selbst dabei.

    Beste Grüße Helga

  • Ich bin da in die Offensive gegangen und hab von Anfang an offen kommuniziert, dass ich trockene Alkoholikerin bin und deswegen nix trinke. Danach ist auch direkt Ruhe im Karton. Da fragt Niemand dann mehr nach irgendwas. 😅 Für mich war das goldrichtig, wie das Endergebnis bis heute zeigt. Aber jeder Jeck ist anders. 🤷‍♀️ Man sollte das tun, was sich für einen selbst gut anfühlt. Und wenn man da mal ne Ausrede nutzt…why not?! Sind ja keine Lebenslügen.

  • Anders als vor dem Ausstieg muss ich nichts mehr vor anderen verstecken

    Ich denke ich weiß wie du es meinst. Dennoch möchte ich es mal aufgreifen. Denn verstecken tu ich mich ganz sicher auch nicht. Im Gegenteil. Ich bin von Beginn an stolz auf meine Entscheidung und dass es mir gelingt diesen Weg zu gehen. Ich kommuniziere auch schon immer sehr offen und gerade heraus dass ich keinen Alkohol trinke. Wo ich es für nötig befinde auch sehr offensiv.

    Aber ich sehe -für mich persönlich- nicht nur Vorteile eines totalen Offenlegens. Von unnötigen Diskussionen über Dinge die einfach nicht Jeden was angehen mal ganz abgesehen.

    Ich habe z.B. in der ersten Zeit meines Ausstiegs sehr lange (gute 1 1/2 Jahre) über mehrere Instanzen hinweg darum gekämpft eine Umschulung/Weiterbildung gefördert zu bekommen. Hätte mir für meinen Ausstieg sicher weitere Perspektive und Kraft gegeben. Aber was wurde da, vor öffentlichem Gericht von amtlicher Seite her(!), bzw. deren Rechtsabteilung, mit Dreck geworfen. Es sei doch von einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit auszugehen dass ich Rückfällig werden würde, und die Ausbildung unter diesen Umständen vermutlich nicht mit Erfolg abschließen würde und dergleichen... Es war vermutlich nicht ausschlaggebend, aber eingeschritten und diese Art der Argumentation unterbunden hat auch niemand. Das war schon krass.

    Nach fast zwei Jahren habe ich mir dann über parallele Eigeninitiative, und mit viel Glück, einen anderen Weg für die Ausbildung erarbeitet. Bestanden habe ich mit Auszeichnung. Und über meinen heutigen, weiteren Qualifizierungsstand ist im internen Bereich zu lesen.

    Ok, ich schweife etwas ab. Was ich eigentlich sagen will, gerade auf beruflicher Ebene bin ich persönlich in der Hinsicht sehr vorsichtig wem ich was erzähle oder eben besser nicht.

    Aber wie gesagt, meine alkohol- und nikotinFREIE lebensweise an sich lebe ich überall. Und zwar sehr selbstbewusst und offen.

  • Ok, ich schweife etwas ab. Was ich eigentlich sagen will, gerade auf beruflicher Ebene bin ich persönlich in der Hinsicht sehr vorsichtig wem ich was erzähle oder eben besser nicht

    Ein nicht unwesentlicher Punkt.

    Generiert diese "Offenlegung", dieses Ehrlichsein ein Misstrauen oder verhindert gar Vertauen und verbaut einen ein Weiterkommen, wär's nicht gerade clever soooo offen zu sein.

    Egal ob man eine heftige alkoholische Phase hatte, vor Jahren kiffte, kokste, ja sogar wenn man mal in psychatrischer Behandlung war - es ist und bleibt ein Makel, sobald jemand davon erfährt. ... gerichtsverwertbar, einstellungsrelevant, in der Bewertung zu berücksichtigen, was gibt es da nicht alles für hübsche Ausdrücke.

    Selbstvertsändlich im privaten Bereich mehr oder weniger irrelevant, immer hängt es davon ab, was ich bei wem vorbringe oder ob ich mich in einem Abhängigkeitsverhältnis befinde oder begebe.

  • Das ist ein wichtiger Punkt, weshalb ich auch die elektronische Patientenakte ablehne. Am Ende läuft es darauf hinaus, dass jeder Einblick in alles hat, egal wie wenig das Ganze miteinander zusammenhängt. Dann steht da eine Angststörung oder Depressionen in der Akte und schwubbs sieht der Gastroenterologe beim Bauchschmerzpatienten eher den psychisch Kranken.

    Ich bin Legalwaffenbesitzer und da ist auch immer wieder die Diskussion, ob bei der Zuverlässigkeitsprüfung auch Einsicht in die Krankenakte genommen werden sollte. Die Gefahr besteht darin, dass alle psychisch Kranken ihre Zuverlässigkeit und damit Ihre Legalwaffenberechtigung verlieren. Und gerade der Schießsport oder das Jagen bedeutet für Viele ein seelischer Halt und eine gesunde kameradschaftliche Gemeinschaft. Das ist unter anderem auch ein Grund warum ich niemals mit einem Arzt über meine Sucht sprechen möchte. Wenn es irgendwann zu einem Abgleich kommt, bin ich als trockener Alki sofort alle Waffen los.

    Beste Grüße Helga

  • Und der nächste Punkt ist: ich generiere mich damit auch ein Stück weit als moralische Instanz, wenn ich da als erschlankter Supersportler auftauche, der erstmal erklärt, dass er nun drogenfrei durch´s Leben geht. Will ich das? Mein Opa sagte immer jeder solle nach seiner Façon selig werden. Warum sollte ich anderen ein schlechtes Gefühl machen wollen? Ich kann das gut nachfühlen wie witzig eine Party zu später Stunde werden kann - ich war früher selbst dabei.

    Da kann ich Dir aber direkt aus eigener Erfahrung sagen, dass es so ist, das man aktiv drauf angesprochen wird. Und zwar, WARUM man so aussieht. Und warum sollte man dann mit seiner Geschichte hinter dem Berg halten?

    Im Endeffekt habe ich von meiner Seite aus eine grund-gute Geschichte zu erzählen. An meiner Geschichte und Veränderung ist nichts, aber wirklich gar nichts negatives dran, im Gegenteil, streng genommen ist sie nämlich vorbildlich.
    Und eine Erfahrung die ich sehr stark gemacht habe, ich muss dazu sagen, ich arbeite täglich mit 170 Menschen zusammen, wir sehen uns täglich. Also sind Veränderungen bei Personen jederzeit sicht- und veränderbar.

    Es sind insbesondere Männer im Alter von 40-50, typisches Midlifecrisis - Alter, die sehr stark auf positive, körperliche aber auch mentale Veränderungen reagieren. Und da wird man in der Tat regelmäßig angesprochen, was man denn täte um so einen Wandel hinzulegen.

    Und gleichzeitig reagiert das weibliche Geschlecht ebenfalls sehr positiv. Und ich darf das mit aller vorhandener Bescheidenheit sagen, als Mann mittleren Alters von deutlich jüngeren Frauen als attraktiv wahrgenommen zu werden, ist schon sehr nett und ich freue mich darüber. Georg Clooney Effekt ;)

    Übrigens reagiert meine Frau, nach 25 Jahren Beziehung ebenfalls verändert auf mich und nimmt mich deutlich attraktiver war.

    Und ganz ehrlich, es gibt auch Leute, die mich mittlerweile für einen "Gockel" halten. Und das ist für mich auch total fein, ich komme wunderbar damit klar. Denn, das hat sich über die Zeit auch herauskristalisiert, die Leute, die eine deutlich sichtbare Veränderungen neiden und negativ beurteilen, verurteilen, sind mit sich selber nicht im reinen. Und haben nichts anderes über als zu lästern.

    Ich weiß das noch ganz genau, in meinen Anfängen wurde ich sehr belächelt als ich plötzlich in engen Radklamotten auf der Arbeit auftauchte, regelmäßig im Schwimmbad gesichtet worden bin oder frühmorgens joggend - liegestützend machend auf dem Sportplatz. Ich hab das volle "Rocky Programm" durchgezogen, mache ich bis heute. Und man hat sich anfänglich sehr über mich lustig gemacht und vielleicht auch Wetten abgeschlossen.

    Heute? Lacht keiner mehr. Der feine Unterschied ist, ich habe mich verändert und vor allem auch hart an mir gearbeitet. Und das hat mich viel Schweiss, Überwindung und eigen Motivation gekostet. Und ich ernte jetzt den "Erfolg" dafür. Wer sich allerdings nicht verändert hat, sind die Leute die sich die Mäuler zerrissen haben, die stehen immer noch auf dem gleichen Stand wie vor zwei Jahren.

    Und das kann ich Dir auch erzählen liebe Helga, es ist total schön als positives Vorbild aufzutreten. Denn, ich habe mittlerweile einige Leute mitziehen können, die sich ebenfalls "auf den Weg gemacht haben". Und das ist erst Recht super, weil sich damit Leben verbessern. Und wenn ich damit einen Beitrag leisten konnte: Super :)

    Im Fazit bleibt aber festzustellen, die Anzahl der Leute, die eine positive Veränderung ebenfalls anerkennend annehmen, ist deutlichst höher als die, die es kritisch beäugen. Und die "Kritiker", die können mir mal am Buckel runterrutschen. Ich bin total fein mit mir und brauche nicht über andere lästern ;)

  • Wenn einem die Abstinenz ein neues Selbstbewusstsein seine schenk, ist's doch fein!

    Der benötigt auch keine "kleinen Ausreden". Einer sportelt mehr und genießt, nicht nur das Sporteln, sondern auch seine körperlichen Veränderungen und sei's nur der verschwundene "Weinbauch", ein Andererer bemerkt, dass er sich wohler fühlt, dass Körper und Geist besser, stetiger funktionieren. Das kann doch jeder sagen: Seit dem ich nicht mehr trinke, gehts mir viel besser! -> wohl die beste kleine Ausrede!:)

  • Wenn einem die Abstinenz ein neues Selbstbewusstsein seine schenk, ist's doch fein! Der benötigt auch keine "kleinen Ausreden".

    Sorry, aber, ääääh... Nein. Das ist doch Quatsch. Das Eine hat doch mit dem Anderen nicht zwangsläufig was zu tun.

    Kann nicht einfach der Eine Schreiben schreiben "Ich mach es so", der Andere "Ich mach es wiederum so". Und wenn der Eine Schreibt "ich habe Ausrede XY", und der Andere "Ich verwende gar keine Ausrede" - man auch das einfach mal so, jedes für sich, einfach so stehen lassen? Ohne das gleich in solche Verallgemeinerungen zu ziehen?

    Außerdem glaube ich kaum, dass jemandem mit der Abstinenz schlagartig, sozusagen von Heute auf Morgen ein neues Selbstbewusstsein geschenkt bekommt. Auch das ist etwas das sich erst nach und nach wieder aufbaut. War jedenfalls bei mir so.

  • Hi Mojo

    Kann nicht einfach der Eine Schreiben schreiben "Ich mach es so", der Andere "Ich mach es wiederum so". Und wenn der Eine Schreibt "ich habe Ausrede XY", und der Andere "Ich verwende gar keine Ausrede" - man auch das einfach mal so, jedes für sich, einfach so stehen lassen? Ohne das gleich in solche Verallgemeinerungen zu ziehen?

    Das sehe ich genau so. Man sollte nicht immer alles so verkopfen. Den einen helfen kleine Ausreden - fein. Andere wollen das explizit nicht (mehr) - auch fein. Wichtig ist, dass man in sich geht und weiss, wie man in entsprechenden Situationen reagieren will.

    Aber in diesem Tread geht's um die Ausreden an sich. Ich hab in der Anfangszeit öfters gesagt: Der Bierbauch muss weg🤣 und das war nicht mal gelogen, halt bloss nicht der eigentliche Beweggrund

    Gruss

    Tom

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