Die erste Zeit nach dem Ausstieg

  • Moin, Frau CeBe,

    auch ich kenne dieses Hin und Her ... der Gedanken, der Gefühle, des Zweifelns, gerade in der Anfangszeit, in den ersten paar (!) Wochen.

    Natürlich kann man dem nachgeben und wieder etwas trinken, doch willst du das wirklich?

    War das wirklich so schön, so befreiend, entspannend, erlösend? ... und wenn doch nicht, willst du dann abermals von Neuem beginnen?

    Ich wollte mir (!) diese Blösse nicht geben, immer hatte ich der Pawlowschen Hund vor Augen, Andere schafften das auch - warum sollte ausgerechnet mir das nicht gelingen?

    Ich schreib' Dir mal 'ne PN.

  • Hallo CeBe


    Es gibt so verschiedene Methoden um über sich ins Reine zu kommen.


    ⦁ Es allein probieren
    ⦁ Online Forum
    ⦁ Freund / Partner
    ⦁ Hausarzt
    ⦁ Suchtberatung
    ⦁ Selbsthilfegruppe
    ⦁ ambulante Therapie
    ⦁ stationäre Therapie


    Am schlechtesten schneidet natürlich der Alleingang aus. Da wirkt sich der innere Einflüsterer, das nasse Denken, sehr nachteilig aus. Der Spruch: "Alkoholiker -ich doch nicht!" fällt mir da zB auf Anhieb ein. Da sind Kräfte am Werk die das klare Urteilsvermögen über die eigene groteske Situation verzerren.
    Jetzt hast du dich ja hier im Forum angemeldet um dir das doch recht niedrigschwellige Angebot mal reinzuziehen. Und wenn du da im Moment nicht weiterkommst ist vllt ein Telefonat mit jemanden aus dem Forum hier eine Möglichkeit, die dich auf eine andere Ebene bringen könnte. Vllt findet sich ja jemand für eine etwas andere, doch immer noch anonyme Begegnung.


    Das von mir hier inKürze.


    LG Brant

  • Guten Morgen, CeBe,

    gut, dass du dich deswegen meldest und deine Nöte hier teilst und das nicht mit dir allein auszumachen versuchst.

    Also: Solche Gedanken, wie „Vielleicht bin ich noch nicht so richtig abhängig“, hatte ich auch.


    Hier ein paar Erklärungen für solche Gedanken:

    Da spielt wohl Verschiedenes eine Rolle, DASS solche Gedanken hochkommen.
    Es hat wohl mit Verlustgedanken zu tun, auf etwas, von dem man lange Zeit glaubte, dass es schön sei, verzichten zu müssen.
    Es hat wohl mit unserem Belohnungssystem zu tun, auf das Alkohol einwirkt, indem er für eine Ausschüttung bestimmter Botenstoffe gesorgt hat. Das Belohnungssystem speichert jedoch nicht die negativen Auswirkungen, dafür ist es nicht gemacht.
    Es hat wohl mit diversen Situationen zu tun, in denen wir es gewohnt waren, Alkohol zu konsumieren. Die können triggern.

    Das, was wir denken und fühlen, wird von so Vielem, was in unserem Inneren passiert und was von Außen an uns herantritt, gesteuert.
    Nicht selten ist unser sogenanntes Belohnungssystem, das unserer Selbsterhaltung dient, an solchen Gedanken und Empfindungen beteiligt.
    Wer Alkohol um seiner Wirkung Willen missbraucht hat, dessen Belohnungssystem wurde gekapert. Da reicht schon die Aussicht auf Belohnung oder Erleichterung aus, um bestimmte Botenstoffe auszuschütten. Es kommt zu dem Verlangen oder auch Drang Alkohol dann auch tatsächlich zu konsumieren.

    Wenn die Stimmung bei dir derzeit mies oder sogar richtig mies ist, ist das nicht verwunderlich, dass dein Belohnungssystem tätig wird und dir mit Alkohol etwas anbietet, was es als „bewährt“ kennt.

    Mancher vergleicht solche Gedanken, wie du sie gerade hast, mit den Einflüsterungen eines sogenannten Suchtteufelchens. Es kann hilfreich sein, dieses Phänomen zu personifizieren, um sich zu distanzieren.




    Ich selbst habe mich angesichts solcher Gedanken schließlich gefragt, ob das wirklich eine Rolle spielt, ob ich tatsächlich richtig abhängig war oder nicht.
    Ich bin für mich zu dem Ergebnis gekommen, dass das keine Rolle spielt. Denn egal, ob nun tatsächlich richtig abhängig oder noch nicht, wusste ich nur allzu gut bzw. machte mir immer wieder bewusst, was passiert, wenn ich Alkohol konsumiere. Das war zuletzt immer wieder gleich abgelaufen.
    Dazu passt gerade ganz gut der Ausspruch von Albert Einstein: „Die Definition von Wahnsinn ist: immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.“

    Und DAS, was mir zuletzt immer wieder passiert war, das wollte ich nicht mehr, davon wollte ich frei sein.

    Als Warnung dienten mir zusätzlich auch die Rückfallerfahrungen anderer hier sowie meine eigenen Erfahrungen bei meinen diversen Rauchstopps.

    Wozu ich dir raten kann, ist, dir bewusst zu machen, was du jetzt gerade wirklich bräuchtest im Sinne der Selbstfürsorge. Du spürst die Trauer um deinen Mann. Die ist vollkommen berechtigt, auch wenn sie eine enorme Herausforderung für dich ist. Trauern ist, das weiß ich selbst nur allzu gut, harte Arbeit. Du musst sie allerdings nicht allein bewältigen, sondern darfst dir Unterstützung holen. Das kann hier sein, z.B. im geschützten Bereich oder auch über PN, oder in einer Selbsthilfegruppe für Trauernde bei dir vor Ort.

    Dass ich mich in jedem zweiten Wort verschreibe, ist auch so etwas. Ich bin nur am Korrigieren, deshalb höre ich lieber mal auf.

    Auch das ist etwas, was passieren kann, wenn man unter sehr hohem emotionalen Druck steht. Dein gesamtes System ist gefordert, da werden an manchen Stellen einfach Ressourcen abgezogen. Mir selbst ist so etwas auch schon passiert. Diese Erklärung hat mir dabei geholfen, das einzuordnen.

    Liebe Grüße

    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Dazu noch etwas:

    Der Schlaf in der Nacht wird immer weniger, weil ich bestimmt jede Stunde aus dem Bett muss mit Krämpfen in Fuß oder Wade. Das war eine Zeitlang nicht, ist aber wieder zurück. Das hoch dosierte Magnesium habe ich nicht so gut vertragen und das Chininpräparat (Limptar) musste ich auch absetzen. Das half gegen die Krämpfe, darf aber nicht auf Dauer eingenommen werden.

    Ich selbst habe nachts keine Krämpfe gehabt, dafür aber ausgeprägte Schmerzen in den Beinen. Ich bin vom Restless-Legs-Syndrom (RLS) betroffen.
    Ich weiß gut, wie fehlender Schlaf und solche Schmerzen sich auf jemanden auswirken können und kann dir nur raten, da ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen.

    Bist du in letzter Zeit vermehrt spazieren gewesen? Auch das kann Auswirkungen haben.
    Hast du ausreichend Dehnungsübungen gemacht und noch so ein paar hilfreiche Anwendungen?

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Hallo CeBe,

    ich kenne diese Situation aus dem Rauchstopp. Nach drei Monaten gab ich dem Rauchverlangen nach und war sofort wieder abhängig. Aber nicht nur das. Ich war auch sofort wieder voller Sehnsucht nach dem Zustand, in dem ich mich befand, bevor ich dem Verlangen nachgab. Da gab es nämlich immer wieder Phasen, in denen ich überhaupt keinen Gedanken an Zigaretten hatte. Nach dem Rückfall ging ich jeden Abend mit dem festen Willen ins Bett, am nächsten Tag nicht mehr zu rauchen, um dann meist früher als später umzufallen.

    Eins war mir klar, ich würde nie wieder glücklich als Abhängiger leben können, nachdem ich in diesen drei Monaten des Nichtrauchens gespürt hatte, was Stunden oder sogar Tage ohne Gedanken an Sucht bedeuten.
    Deshalb kam es für mich überhaupt nicht mehr in Frage, beim nächsten Ausstiegsversuch umzufallen. Denn ich wusste ja jetzt, dass ich nie wieder in der Abhängigkeit glücklich sein würde.

    Es klappte, wenn es auch nicht einfach war. Und ich übertrug das auf meinen Ausstieg aus der Alkoholsucht.

    Solltest du einmal eine ähnliche Erfahrung gemacht haben, mache sie dir jeden Tag wieder bewusst, um nicht nur theoretisch, sondern aus dem Erlebten heraus zu wissen, dass es keinen anderen Weg als den des Durchhaltens gibt.

    Alles Gute
    Bassmann

  • Ja, AmSee13 , Du beschreibst sehr genau, was da gerade bei mir abläuft. In allen Punkten, kann ich sagen. Aber es ist seltsam labil und schwankend mit diesen Gefühlen. Heute früh war ich richtig am Boden und habe einfach "Hilfe!" geschrien hier im Forum. Der fehlende Schlaf und die Sinnlosigkeit, morgens um 6:00 Uhr mit dem Frühstück fertig zu sein, und draußen ist es noch nicht mal hell! Mir hat es einfach dermaßen gegraust vor einem weiteren Tag, naja.

    Aber dann bin ich -früher als normal - zu meiner täglichen Nordic Walking Runde losgegangen, bin eine knappe Stunde in Feld und Wald unterwegs gewesen, dann war es wieder besser. Es war dann zwar auch erst 8:00 Uhr, aber immerhin. Das tägliche Gehen ist bzw. war für uns seit über 20 Jahren eine Routine, wie Zähneputzen. Das brauche ich auch und bleibe dabei. Da ich eigentlich keine feste Uhrzeit dafür habe, möchte ich es auch lieber alleine weitermachen. Wenn ich nicht aus dem Haus komme, werde ich verrückt.

    Und beim Arzt war ich wegen der Schlafstörungen über Jahrzehnte mehrmals, aber die Ratschläge sind für mich alle schon lange bekannt: Keinen Kaffee ab mittags, regelmäßige Bettgehzeit, gutes Bett, richtige Raumtemperatur, keine Geräusche von außen, nichts essen vorher, nichts zu aufregendes im TV, kein Streit, nicht zu heiß duschen usw.usw. Sogar mit dem Mistkerl Alkohol (Teufelchen ist für mich zu niedlich) habe ich abends ziemlich früh aufgehört. Das hat alles nichts gebracht. Alle möglichen frei verkäuflichen Mittelchen habe ich durch, schließlich verschrieb mein Arzt mir dann Schlaftabletten. Die habe ich aber nur im Extremfall genommen, da gab es einen Hangover den ganzen nächsten Tag. Alles nicht gut.

    Und diese Tabletten gegen Muskelkrämpfe sind zwar sehr wirksam, aber umstritten. Das ist reines Chinin, da gibt es Risiken. Die darf man halt nicht dauerhaft nehmen. RLS hatte mein Mann, der konnte Beine und Füße eigentlich keine Minute ruhig halten, sobald er saß oder lag. Das ist eine üble Sache, und die Medikamente sind wohl auch problematisch. Das setzt Dir bestimmt zusammen mit Deiner anderen Diagnose noch mal besonders zu. Es ist aber toll und bewundernswert, dass Du Dich nicht klein kriegen oder hängen lässt!


    Und Bassmann-neu , danke auch für Deine Antwort! Das ist eine gute Idee, sich die Zeit des Rauchstopps in Erinnerung zu rufen. Bei mir war das in den 1980ern, aber ich erinnere mich sehr gut. Ich war absolut nikotinsüchtig, habe zu jeder Gelegenheit und den ganzen Tag geraucht. Und ich fand Nichtraucher unmöglich. Auch kleine Winke mit dem Zaunpfahl wegen der stinkenden Klamotten oder wie das Auto innen riecht usw. habe ich eher als persönliche Beleidigung aufgefasst.

    Noch Jahre nach dem Aufhören hätte ich am liebsten sofort Zigaretten gekauft und eine ganze Packung gleichzeitig inhaliert. Heute kommt mir das so absurd vor, aber eine frisch angezündete Zigarett von Jemand in der Nähe ist immer noch ein sehr verführerischer Geruch für mich...

    Aber was Du ja eigentlich meinst, nämlich sich die Suchtzeit immer wieder ins Gedächtnis holen, das hilft gegen den Rückfall in den Alkohol. So will ich das ganz bestimmt nicht mehr, mit dieser ganzen Heimlichtuerei und den Schamgefühlen. Nein!! Ich bin nur eben noch sehr am Anfang, aber das wird schon.

    Euch Beiden liebe Grüße

    CeBe

  • Hallo CeBe,

    du kannst hier jederzeit um Hilfe rufen, wenn dir danach ist. Es antwortet zwar nicht unbedingt umgehend jemand, dafür ist dieses Forum einfach zu klein, aber Hilfe wirst du bekommen.
    Manchmal tut‘s auch einfach nur gut oder sorgt schon für Linderung, zu teilen, was gerade ist.

    Dass es bei dir gerade „seltsam labil und schwankend mit den Gefühlen“ ist, lässt sich mit der Umstellung, die die Neurobiologie und - chemie deines Gehirns derzeit durchlaufen, erklären. Durch Alkoholmissbrauch verändert sich etwas in der Neurobiologie und -chemie des Gehirns. Sofern nicht bereits irreparable Schäden aufgetreten sind, bildet sich das im Laufe der Abstinenz wieder zurück. Das dauert etwas und, da das ein sehr empfindliches System ist, bleiben Schwankungen naturgemäß nicht aus.

    Was sogenannte Morgentiefs betrifft, so bin ich damit aufgrund meiner Depressionserkrankung recht vertraut, bei mir wurde es dann im Laufe des Nachmittags und in den Abend hinein besser. Soll wohl auch etwas mit Neurobiologie und -Chemie zu tun haben.

    Ich habe zwar schon lange keine richtigen Tiefs mehr, aber das Gefühl, vom anstehenden Tag erstmal überfordert zu sein, ist mir geblieben. Es dauert bei mir eine Weile, bis ich im neuen Tag ankomme, und ich musste da mein eigenes Tempo finden. Zu wissen, dass das normal ist - einem sehr guten Freund von mir, der ebenfalls an Depressionen erkrankt ist, geht’s genauso - macht das Ganze leichter.

    Das ist prima, dass du mit dem Nordic Walking etwas hast, was sich bewährt hat und weiterhin bewährt.
    Vielleicht findest du ja im Laufe der Zeit noch mehr, was dir tatsächlich gut tut.

    Viele Grüße

    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • AmSee13 Guten Morgen und danke!

    Dazu muss ich gleich etwas fragen: Was hältst Du oder auch die anderen von der Unterstützung durch hoch dosierte Nahrungsergänzungsmittel? Ich habe so einiges dazu gelesen und will auch mal zum Arzt gehen für eine umfassende Blutuntersuchung. Es fehlt doch garantiert bei mir irgendetwas, das man auch von außen zuführen kann. Neurotransmitter, Botenstoffe, dieses viel beredete GABA, das ja offensichtlich Dopamin ist? Im einen Artikel kann es die Blut-Hirn-Schranke überwinden, im nächsten wieder nicht. Erfahrungen von Leuten im Internet sind zwar nicht objektiv, aber wenn nichts Negatives zu lesen ist (und die Begeisterten nicht eigentlich Werbung dafür machen), könnte ich das mal probieren.

    Meine Ernährung ist absolut gesund, schon immer. Bei uns gab es noch nie und gibt es auch jetzt nicht verarbeitete Lebensmittel, ich koche grundsätzlich jeden Tag und immer mit viel Gemüse und Salaten. Wenig Fleisch, wenig Fett. Milchprodukte auch viel, kein Weißbrot. All das nicht nur, weil es gesund ist, es hat uns auch besser geschmeckt als irgendwelche Fertiggerichte. Nein, damit kann es nichts zu tun haben.

    Ich frage mich, ob ich mir mit dem Trinken so geschadet habe. Depressive Phasen (kurze) kenne ich schon sehr lange, auch das schlechte Gedächtnis. Aber letztlich, mit wem auch immer ich darüber spreche: Sogar deutlich jüngere Leute sagen, es sei bei ihnen auch so, und auch von einem Arzt habe ich vor 10 Jahren schon zu hören bekommen, das sei ganz normal und altersgerecht. Das akzeptiere ich ja, aber vielleicht kann ich trotzdem noch mehr für den Kopf tun als viel lesen und viel wissen wollen und auf dem Tablet Scrabble und Puzzles machen.

    Besonders interessieren mich diese Nahrungsergänzungsmittel. Da bin ich deswegen unsicher, weil man damit ja auch Schäden verursachen kann. Und Überdosierungen sind auch nicht gut, was also kann ich da machen?

    Falls jemand von Euch da Bescheid weiß, bitte ich um Antwort!

    Liebe Grüße

    CeBe

  • Guten Morgen, CeBe,

    was ich mit irreparablen Schäden meinte, sind gewisse Schädigungen des Gehirns, die stark körperlich abhängige Alkoholiker schließlich erleiden. Ich bezweifle, dass du davon betroffen bist.

    Was Nahrungsergänzungsmittel betrifft, solltest du darüber mit deinem Arzt sprechen. Beworben wird im Internet alles mögliche, ganz ehrlich, ich halte davon nichts. Wenn deine Ernährung dermaßen ausgewogen ist, wie du das beschreibst, dürftest du deinem Körper alles das zuführen, was er braucht.

    Zu einer Blutuntersuchung würde ich dir aber durchaus raten, dadurch ließe sich feststellen, ob dir irgendwas fehlt. Es kann sein, dass da in Folge deines Alkoholkonsums Mängel aufgetreten sind oder auch aus anderen Gründen. Wenn die Krämpfe in den Beinen inzwischen wieder stärker sind, kann vielleicht auch eine Blutuntersuchung Aufschluss geben, ob etwas fehlt.

    Ich selbst zum Beispiel habe - warum auch immer, meine Ernährung ist nämlich ähnlich ausgewogen wie deine - regelmäßig Eisenmangel und muss ein entsprechendes Eisenpräparat einnehmen. Wegen der RLS muss der Eisenspeicher bei mir gefüllter sein als bei normal gesunden Menschen. Wegen der MS nehme ich auf Anraten meines Neurologen von Oktober bis April ein Vitamin D Präparat ein.

    Wenn du Depressionen haben solltest - so manche verschwindet übrigens im Laufe der Abstinenz und hing offenbar „nur“ mit dem Alkoholmissbrauch zusammen - so sprich auch darüber am besten mit deinem Arzt oder mit einem Neurologen. Wenn es nötig sein sollte, kann er dir ein geeignetes Antidepressivum verschreiben.

    Das akzeptiere ich ja, aber vielleicht kann ich trotzdem noch mehr für den Kopf tun als viel lesen und viel wissen wollen und auf dem Tablet Scrabble und Puzzles machen.

    Ja, kannst du.

    Liebe Grüße

    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Was hältst Du oder auch die anderen von der Unterstützung durch hoch dosierte Nahrungsergänzungsmittel?

    Ich halte nichts davon und schließe mich da den kompetenten Medizinern an, wenn kein Mangel oder eine Schädigung vorliegt, mag die Einnahme solcher Präparate vielleicht beruhigend wirken und die Hersteller froh machen, doch bleibt der Nutzen fraglich bis zweifelhaft.

    Ich schließe mich da AmSee13 an, wenn die Ernährung stimmt und der Körper noch so funktioniert wie er soll -> fragen Sie bitte ihren Arzt. Nichts hält fit'er wie gesunde Ernährung, Bewegung und Austausch mit anderen Artgenossen, egal in welchem Alter man sich befindet.

    Die meisten Alten/älter werdenden Menschen, (übrigens auch Jüngere) bauen doch recht schnell ab, wenn es ihnen an sozialen Kontakten fehlt, die Einsamkeit, der mangelnde Austausch, fehlende Aufgaben/Anerkennung sind doch Krankmacher Nr.1, das drückt auf's Gemüt, macht depressiv und traurig und dann krank.

    Der beste Immunsystem-Aufbauer ist neben der Ernährung und der Bewegung, Freude und Lachen.

  • Guten Morgen CeBe


    Mit Ergänzungen habe ich nichts am Hut. Okay für offentsichtliche Dinge wie das Vitamin B12 für mich als Veganer ist da schon ein Muss. Ich wurde so manches mal gefragt was da vom Alkoholkonsum für Schäden bei mir so geblieben seien. Und meine Antwort war immer das ich da keine Ahnung von hätte und es mir letztlich egal wäre. Ich erledige so kleine Dinge wie ein paar Zeilen in den Laptop tippen. Einen Einkauf tätigen, ohne dabei mit Alkohol in der Tasche zurückzukommen. Weitere nützliche Alltagshandlungen, die mir im Leben zugute kommen. Mehr will ich nicht. Ob ich dieses oder jenes mal versoffen hab, wen juckt das? Ich habe ja erfahren wohin das Grundmuster, es ist nicht genug wie es jetzt ist, führt. Nämlich zu einer inneren Unzufriedenheit, die mich dann nie ruhen lässt und das kann ich echt nicht brauchen für ein Höchstmass an authentischem Sein.


    LG Brant

  • Hallo AmSee13 , Paul und Brant ,danke für Eure Meinung. Ich denke im Prinzip genauso wie Ihr, habe mich aber trotzdem gefragt, ob es mir vielleicht "noch besser" gehen könnte als zur Zeit. Vor allem, weil ich so schlecht schlafe. Aber da gebe ich mir einfach mal noch Zeit, die ich ja im Übermaß habe.

    Diese Frage nach den Ergänzungsmitteln taucht ja immer wieder mal auf, und unser früherer Hausarzt hat sich dann auch grinsend im Sessel zurückgelehnt und gemeint: "Nötig ist es nicht, bei gesunder und ausgewogener Ernährung. Aber die empfohlene Dosierung bei den frei verkäuflichen kann auch nicht viel Schaden anrichten. Wenn Sie meinen, dann geben Sie halt viel Geld dafür aus und nehmen das ein." Der war aber sowieso deftig, er sagte auch "Naja, wenn Sie den ganzen Kalziumkram schlucken, dann kriegen Sie halt ab und zu ein Steinchen (Niere, Blase)." Bei Laborbefunden war ja auch nichts Auffälliges gewesen. Das war damals noch so ein alter Hausarzt, der auch gerne "One apple a day keeps the doctor away" gesagt hat.

    Liebe Grüße

    CeBe

  • Vorab: Multivitaminpillen ziellos einzunehmen halte ich für Quatsch, aber:

    Ich lasse regelmäßig meinen Mineralstoffgehalt im Vollblut untersuchen und ergänze dann gezielt. Dafür fahre ich ins Labor und zahle als Selbstzahler die Leistung - das ist dann einfacher Gebührensatz. Die meisten Hausärzte kennen sich mit diesen Dingen nicht gut aus. Ich hatte damals einen ganz tollen Privatarzt in Hamburg, mit dem ich das angefangen habe, weil ich viele Jahre CFS hatte. Bei mir sind Kupfer und Zink ein Dauerproblem. Magnesium nehme ich regelmäßig, weil ich viel Sport betreibe und weil ich dauerhaft Vit. D substituiere. Vitamin D täglich 5.000IE, Sommer wie Winter. Das teste ich auch regelmäßig im Labor. Wenn ich im Sommer den ganzen Tag auf dem Golfplatz rumturne lass ich das auch mal eine zeitlang weg. Außerdem nehme ich Omega 3- Öl in mein Greenspulver - das ich aber nur zweimal pro Woche trinke. Unregelmäßig nehme ich einen B-Komplex mit Methylcobalamin. Einmal im Monat spritze ich mir B12 als Methylcobalamin. Q10 nehme ich auch unregelmäßig ein.

    Ich hab noch ein paar weitere Dinge, wie NADH, Ribose und ähnliches bei Bedarf.

    Einfach ins Blaue irgendwas einnehmen macht wenig Sinn. Wenn man regelmäßig Zink einnimmt, führt das zu Kupfermangel. Das muss man wissen und die Einnahme entsprechend timen. Mineralien zusammen eingenommen sind auch unsinnig, weil sie an die gleichen Rezeptoren andocken. Vitamin A im Übermaß wird in der Leber eingelagert und ist auch nicht gesund.

    Die Frage ist, was kannst Du mit der Information anfangen? Was erhofft Du Dir von einer Supplementation für Dich?

    Beste Grüße Helga (sowohl mein eigener Name, als auch alle Namen in meinen Beiträgen sind frei erfunden, um real existierende Personen zu schützen)

  • Guten Morgen CeBe

    ich bin jetzt in der 6. Woche und muss sagen das ich die Situationen die Du hast ein bisschen nachvollziehen kann. Meine Mutter ist im April verstorben und mein Vater hat kurz danach die Diagnose Krebs im Endstadium erhalten, dann hat mir eine Auto die Vorfahrt genommen als ich mit dem Fahrrad unterwegs war und ich war erstmal "out of order". Genau in dieser Situation habe ich mit dem trinken aufgehört. Ich hatte festgestellt das Alkohol ein schlechter Berater ist und mich mit Büchern versorgt und es einfach getan. Eine Gute Entscheidung. Aber auch eine Entscheidung die mich vor Herausforderungen stellt die ich bewältigen muss. Die hast Du jetzt auch und musst sie meistern, die alternative mal einen Wein zu trinken ist keine. Wenn es Dich triggert musst Du Dir Ablenkung suchen. Das Craving dauert 20 Minuten, die musst Du überwinden. Tu Dir Gutes, geh Eis essen oder (was ich jetzt viel mache) geh walken oder wandern. Einen Podcast oder Musik ins Ohr und einfach los. Bewegung und frische Luft bewirken Wunder. Lerne vielleicht ein Instrument um Dich abzulenken,...alles ist besser als das Gedankenkarussel auf dem Sofa. Wegen dem schlechten schlafen würde ich vielleicht mal Deinen Doc kontaktieren. Schlaf ist halt wichtig damit der Körper regeneriert und in Deiner Situation gibt es bestimmt Möglichkeiten wie Yoga oder Meditation um das zu verbessern.

    Halte Durch ;)

  • Hallo CeBe,

    ich antworte dir hier mal auf etwas, was du bei LetzteChance geschrieben hattest.
    Es wird leichter, es sei denn, du hängst in Verlustgedanken drin, dass du mit der Abstinenz auf etwas verzichten müsstest, was du als gut oder schön oder… empfunden hast bzw. empfindest.

    Das eine ist die körperliche Entwöhnung, durch die bist du inzwischen durch. Das andere ist die psychische Entwöhnung. Da in der Regel vieles im Alltag mit dem Konsum von Alkohol verknüpft war, erinnert eben auch vieles an den Konsum von Alkohol und triggert gegebenenfalls.

    Wenn du Unterstützung brauchst, meld dich einfach.

    Viele Grüße

    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Ja, AmSee13 , so etwas ist mir heute Vormittag wieder passiert, aber in ziemlich verdrehter Weise. Ich erzähle das mal: Sonntag, das ist zur Zeit nicht der beste Tag bei mir. Ich bin nach einer Nacht mit wenig Schlaf ziemlich früh losgefahren, weil ich zum Naturfriedhof wollte. Und das mit einem ziemlich elenden Gefühl von Trauer und Verlust. Das war natürlich nicht genau der Verlustgedanke, den Du oben meinst. Aber: Dieses körperlich fühlbare Verlustgefühl wurde schlimmer mit jedem Kilometer (es sind 35). Ich war unkonzentriert und habe Fahrfehler gemacht. Bin keine geübte Fahrerin.

    Ich wollte schon wenden und wieder heimfahren. Dann kam aus heiterem Himmel die Idee, ich könnte ja auch an einer Tankstelle eine Flasche Wein kaufen! Zusammen mit der Ausrede, der Benzinpreis sei gerade günstig, ich könnte ja auch gleich tanken. Das Auto hat aber gesagt, der Tank reiche noch für 470 Km!

    Das war alles ganz verquer in meinem Kopf und es stimmt: In diesem Moment habe ich Wein mit Trost und guten Gefühlen verbunden. Als ob mir das mein früheres Leben zurückbringen würde! Ich bin aber weiter gefahren, habe an unserem Bestattungsbaum gestanden und meinem Mann bzw. seiner Asche etwas vorgejammert, und nach einer Weile wurde es besser. Die Heimfahrt war ganz problemlos, die vielen Tankstellen an der Strecke haben mich nicht mehr interessiert.

    Das war ein ziemlicher Trigger, wobei mein persönlicher Verlust den "Verlust" des Trinkens plötzlich in den Vordergrund gestellt hat. Der Alkohol tat ja auch gut für den Moment, nur will ich diese Situation wie damals nie mehr haben.

    Merkst Du, wie seltsam Begriffe von einer Bedeutung zur anderen wandern?

    Die beiden doch eher leichten Suchtdruck-Erfahrungen haben mir aber auch gezeigt, dass das vorbei geht. Wenn ich tatsächlich an der Tankstelle Wein gekauft hätte, wäre ich mir ganz fürchterlich vorgekommen hinterher.

    So, jetzt nehme ich meine Stöcke und laufe eine Stunde durchs Feld. Und irgendwann ist der Tag vorüber.

    AmSee, ich schätze Dein Angebot zur Unterstützung sehr, danke! Wenn es mal ganz dicke kommt (und ich fürchte, das kommt irgendwann), schreibe ich Dir eine PN.

    Sehr liebe Grüße und einen schönen Restsonntag noch

    CeBe

  • Das waren Grüße vom Suchtgedächtnis. So was kommt halt öfter vor. Die Abstände werden mit der Zeit immer größer. Da musst Du durch. Du bist kein Einzelfall.


    Bei mir versuchte es das Suchtgedächtnis mit ganz unterschiedlichen Methoden. Manchmal leise und dezent, geradezu umschmeichelnd und dann ab und an

    auch rabiat und brutal.


    Mir half stets, erst mal Wasser zu tanken, wenn der Bauch erst mal voll ist, ist zumindest kein Durst mehr da und somit das Verlangen nach Flüssigkeit gebannt. Dann aber sogleich Ablenkung und die sofortige Befassung mit Dingen, die mir Freude machen. Im ersten Jahr bin ich gerne auf das Rad gestiegen und habe ordentlich gestrampelt, aber nicht gen der nächsten Tränke.


    So ein Suchtverlangen dauerte bei mir nie lange, nach ein paar Minuten, max. 'ne Stunde, war er auch wieder verflogen, als wäre nichts gewesen. Nur einmal hielt er den ganzen Nachmittag an, das war nach ungefähr 3 Monaten. Aber dem konnte ich begegenen, auch wenn es mich heftig durchschüttelte. Am Abend war er dann wie weggeblasen.


    Du hast Dir selbst bewiesen, dass Du dem Druck Paroli bieten kannst, das stärkt Dich für die Zukunft, er wird irgendwann wieder auf der Matte stehen, so war es zumindest bei mir.

    Meldet sich heute das Suchtgedächtnis bei mir, sehe ich es inzwischen positiv. Es erinnert mich, dass es nie weg sein wird. Das hält mich in der Spur, nicht dass ich mich für geheilt halten könnte, das wäre fatal.

  • Hallo CeBe,

    Merkst Du, wie seltsam Begriffe von einer Bedeutung zur anderen wandern?

    ja, so seltsam kann’s manchmal kommen.

    Suchtdruck kommt nicht selten in solchen Momenten auf, wenn man sich in einer ungünstigen Lebenssituation befindet, sich überfordert fühlt. So eine Situation hast du heute morgen ja offenbar erlebt.

    Du hast dir heute bewiesen, dass du dem widerstehen kannst. Und du hast die Erfahrung gemacht, dass so ein Moment auch wieder vergeht. 👍

    Der Alkohol tat ja auch gut für den Moment, nur will ich diese Situation wie damals nie mehr haben.

    Das ist ja das Trügerische in solchen Momenten. Solche Erinnerungen, dass Alkohol gut getan hat, drängen sich auf, der ganze Rattenschwanz der negativen Erfahrungen bleibt ausgeblendet.

    Und dabei ist es genau so, wie du sagst: Dein früheres Leben, deinen Mann bringt dir der Alkohol nicht zurück. Schleichend - und du hast es ja schon gespürt - nimmt er dir im Gegenteil noch etwas und lässt dich noch niedergeschlagener, noch trauriger zurück, wenn die Wirkung verfliegt oder du die Dosierung erhöhst, um die Wirkung zu erhalten.

    Was es mit dir gemacht hat, deine Trauer und deinen Verlust dort auszusprechen, wo sie hingehört, nämlich am Grab deines Mannes, hast du dann ja gespürt: Es wurde besser.


    Falls es tatsächlich mal Dicke kommen sollte, darfst du dich gerne melden.

    Liebe Grüße

    AmSee


    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Hallo CeBe,

    Suchtdruck kommt nicht selten in solchen Momenten auf, wenn man sich in einer ungünstigen Lebenssituation befindet, sich überfordert fühlt. So eine Situation hast du heute morgen ja offenbar erlebt.

    ich weiß nicht, ob du in unserer Linksammlung schon mal dieser Empfehlung nachgegangen bist:

    Prof. Dr. J. Lindenmeyer, Vortrag zum Anhören: Der Stau auf der A 61 - Rückfallprävention (und andere Themen!)

    Das, was ich dir geschrieben habe, beruft sich auf Informationen, die ich u.a. diesem Vortrag entnommen habe.

    Vielleicht ist dieser Vortrag für dich ja ähnlich hilfreich wie für mich.

    Liebe Grüße

    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

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