Hallo, wie habt Ihr denn die erste Zeit nach dem Ausstieg erlebt? Es wird wohl bei jedem etwas anders sein, aber trotzdem gibt es sicher auch Gemeinsamkeiten. Ich habe für mich entdeckt, dass Ablenkung am besten ist. Etwas tun, bloß nicht herumsitzen und nachdenken. Mir helfen schon Haushaltstätigkeiten, oder das Haus verlassen und eine halbe Stunde gehen. Meine Konzentrationsfähigkeit ist im Moment nicht gut, also erledige ich besser zur Zeit keinen wichtigen Papierkram. Zahlendreher z.B.machen sich nicht so besonders bei Banküberweisungen...
Für mich ist heute Tag 6 ohne Alkohol, also noch der totale Anfang. Das Haus ist komplett Alk-frei. Die vielen "guten, schönen und teuren" Gläser kann ich jetzt nicht weggeben, das bringe ich nicht fertig. Und wenn ich im Forum lese, wie lange viele schon nüchtern sind, denke ich spontan gleichzeitig: Das möchte ich auch und: Das schaffe ich nie. Diese Mitglieder bewundere ich sehr!
Meine Gefühle sind eigentlich positiv (aber wieso nur "eigentlich"?). Den vermeintlichen Trost in der augenblicklichen Misere gibt es nicht mehr. Das ist toll und schwierig gleichzeitig. In den ersten vier Tagen war es schlimm, ich war noch nie so nervös und auch so ungeschickt. Ständig ist mir etwas aus der Hand gefallen, ich hatte kalte Füße mit Wollsocken und habe zu viel gegessen. Bei Kontakten mit Leuten am Telefon habe ich denen das Ohr blutig gequatscht, ohne Grund. Es hat sich alles irgendwie anders und fremd angefühlt.
Aber allein, dass ich jetzt nachmittags nüchtern das Haus verlassen kann und nicht ganz alleine mit dem Weißwein hier herumsitze, das ist schön.
Eine ganz erstaunliche Erfahrung: Durch das ständige Lesen im Forum und auch in Büchern zum Thema habe ich schon eine gewisse Abneigung entwickelt. In einem ziemlich seichten Buch (Roman, leichte Lektüre für die Nacht) habe ich es kritisch gesehen, dass jemand ein Glas Whisky trinkt. Sowas wäre mir vorher nicht aufgefallen. Und in einem Film im TV empfand ich es als unsympathisch und unangenehm, dass die Frauen dort ständig mit einem Weinglas in der Hand da saßen. Und tranken natürlich. Kein Gefühl von Neid bei mir!
Ob das gerade mal nur ein Selbstschutz ist, oder ob ich tatsächlich schon umdenken kann? Nach so kurzer Zeit? Da traue ich mir nicht so ganz über den Weg, denn wir haben früher ja auch jedes Jahr die 7 Wochen Alkohol-Fasten gemacht. Ich will aber trocken werden und mich nicht auf die Zeit nach den 7 Wochen freuen, so wie früher. Das ist schon etwas anderes.
Also, es würde mich sehr interessieren, wie es bei Euch war. Wo waren die Versuchungen? Was hat Euch dann geholfen, wenn eine Situation schwierig wurde?
Außerdem bin ich gespannt, ob ich das jetzt richtig gemacht habe. Ich habe ja noch keinerlei Erfahrung mit dem Schreiben im Forum. Gleich werde ich sehen, ob dieses Thema dort erscheint, wo ich es haben will.
In der Hoffnung auf Antworten liebe Grüße
CeBe