Hallo zusammen,
1 Jahr und 2 Monate bin ich nun trocken und gelte somit als stabil abstinent. Ich gelte nicht nur so, sondern ich fühle mich auch so. Stabil abstinent, nachdem ich es 23 Jahre lang nicht war. Wer bin ich denn überhaupt? Ich bin weiblich, knapp 40 Jahre alt und Mutter eines Kindes im jugendlichen Alter. Ich bin den harten Weg gegangen und musste letztes Jahr in die Klinik gehen, weil ich nicht mehr klargekommen bin auf mich und mein Leben. Ich bin durch den Alkohol und die Sucht suizidal geworden. Die Trennung vom Alkohol musste also sein, wenn ich weiterleben wollte. Der Entzug, war das Schwerste, was ich bislang in meinem Leben durchziehen musste. Der Alkohol war da, bevor alles Andere da war, da er mit 16 Jahren in mein Leben getreten ist und sofort eine Funktion hatte. Ich habe nicht immer so schlimm getrunken, wie in den letzten Jahren. Wie das in der Sucht so üblich ist, war der Alkohol in unterschiedlicher Intensität in verschiedenen Lebensphasen bei mir präsent. Aber die letzten Jahre waren wirklich schlimm. Ich habe mich immer mehr von mir selbst entfernt, falls ich vor dem Entzug wirklich jemals bei mir gewesen bin. Letztes Jahr habe ich viele Monate in Klinik und ReHa verbracht...und in der Therapie mein Leben aufgeräumt. Ich habe verstanden, wo die Sucht herkommt und wie und warum sie sich in mein Leben gefressen hat. Heute fühle ich mich wieder wie ein "normaler" Mensch. Ich fühle wieder, was ich jahrelang nicht getan habe. Mein Kopf ist klar und funktioniert wieder wunderbar. Und seitdem der Alkohol weg ist, sind auch die Depressionen weg und ich bin nicht mehr suizidal. Es geht mir gut und ich bin zufrieden abstinent. Warum nicht glücklich abstinent? Glück ist ein kurzes, schnelles Hoch. Ein Kick. Ein High. Wie der Suff auch. Zufriedenheit ist die angenehmere Baseline in meinen Augen. Der Weg in die Nüchternheit hat viel Kraft gekostet, der Weg war hart und heftig, aber kein Vergleich zu dem, wo ich mit dem Alkohol zuletzt stand. In diesem Sinne...ich hoffe hier auf einen interessanten und angenehmen Austausch.
Eure Bighara