Guten Morgen - FORTUNE - , danke für deine Nachricht, die ich gern gelesen habe.
Du schreibst, dass bei dir dieser beängstigende Verdacht im Raum stand, der dich nach einer Weile dazu veranlasste, deinen Konsum einzuschränken.
Bedeutet dass, du hast zunächst genauso, oder vielleicht aus so einem „jetzt ist eh egal“ Gefühl noch mehr getrunken?
(Ich frage das, weil ich diese Reaktion auf gewisse Auslöser von mir selbst kenne und sie mich zutiefst frustriert. Ich meine- obwohl ein erstes erschlagen sein nachvollziehbar ist- dann aber in die eigene Selbstwirksamkeit zu gehen und Einfluss zu nehmen, soweit es eben geht, ist zwingend notwendig. Und (wie du schon sagst) wenn man sich bewusst macht, wie kostbar das Leben ist, auch so naheliegend. Stattdessen ist durch irgendwas diese Straußenstrategie in mir angelegt, für die ich mich Menschen gegenüber, die ohne ihr Zutun krank werden, fast schäme.)
Dann schreibst du von spürbar besserem Schlaf und einem neuen Zugang zu deinen Gefühlen- etwas, dass dich dann gefestigt und bestärkt hat.
(Nach sechs Wochen ohne trinken war ich zwar froh über meinen klaren Kopf und dass ich wieder mehr aus meinem Potenzial schöpfen konnte, aber jetzt frage ich mich rückblickend und wütend, warum mich das nicht in meiner Abstinenz bestärkt hat, sondern sich gleichzeitig wieder die Sehnsucht nach dem Rauschgefühl in mir ausgebreitet hat).
Du schreibst von einer glücklichen, erfüllten Kindheit. Da habe ich aufgemerkt. Darf ich fragen, wie du- trotz diesem Fundament- in die Sucht geraten bist?
(Bisher habe ich immer angenommen, dass Sucht von Suche kommt und auf einem Mangel basiert, der in der Kindheit entsteht. Vereinfacht ausgedrückt. Deswegen würde mich deine Antwort sehr interessieren!)
Ich kann die Fragen für mich alle mit „nein“ beantworten.
Trinken bringt mich dieser Verbundenheit mit Menschen nicht näher, die ich so liebe. Es bringt mich meinem Ziel nicht näher, ein Leben in Liebe (als warmes Gefühl in mir selbst dem Leben gegenüber) zu leben. Für mich etwas sehr erfüllendes.
Und während ich das schreibe, flüstert irgendwas in mir „naja, aber manche betrunkene Abende, an denen keine Angst war und du deswegen dein Herz öffnen konntest, oder all der Schmerz aus dir fließen konnte, vor dem du dich sonst zu sehr gefürchtet hast, wo du Menschen ohne Scham nah sein konntest- das war schon auch erfüllend“ 😡 das macht mich echt wütend. In Anbetracht des hohen Preises ist das einfach verdreht, aber die Stimme ist manchmal da.
Wofür ich dankbar bin, darüber mag ich gern ein bisschen nachdenken!
Viele liebe Grüße 🙋🏻♀️