Ich bin neu


  • Ich habe noch niemanden in meinem Freundes und Bekanntenkreis gesagt dass ich Alkoholikerin bin.

    Ist das wichtig?
    Reicht es nicht ,wenn ich das für mich alleine weiß?

    Hi!

    Die Frage wird sehr unterschiedlich beantwortet. Es gibt da keine allgemein gültige "Spielregel".

    Es gibt Mitstreiter, die gehen damit sehr freizügig um, andere, zu denen ich mich zähle, haben nur den allerengsten Kreis informiert. Und der ist bei mir sehr überschaubar. Es sind nur ganz wenige Leute, denen ich auch von sonstigen lebensgefährlichen Krankeiten berichten würde.

    Nur wir alleine entscheiden, wen wir informieren. Das war auch die Einschätzung meines Therapeuten.

    Im Vordergrund sollte stehen, was Dich am besten schützt.

    Ich bin mit meinem Kurs seit mehr als 5 1/2 Jahren prima unterwegs.

    Gruß
    Rekonvaleszent

  • Danke für deine Antwort.
    Ich glaube ich bin noch nicht soweit,mich zu outen.
    Momentan ist es mir wichtig, es für mich auf die Reihe zu kriegen und mich zu sortieren.
    Momentan läuft es wie gesagt gut und ich hoffe,dass es so bleibt.
    Mehr als 5 Jahre abstinent, das ist doch wunderbar!
    LG Orangina

  • Ich habe noch niemanden in meinem Freundes und Bekanntenkreis gesagt dass ich Alkoholikerin bin.

    Ist das wichtig?
    Reicht es nicht ,wenn ich das für mich alleine weiß?

    Ich persönlich halte es schon für wichtig und gehöre zu denen, die mit diesem Thema sehr offen, um nicht zu sagen: aggressiv umgehen.
    Ich habe es nicht nur meiner Familie und meinen Freunden gesagt, sondern auch meinen Kollegen.

    Aber das ist natürlich Jedem selbst überlassen und auch bei Jedem eine andere Situation (z.Bsp. bezüglich der Kollegen).
    Für mich ist es aber reiner Selbstzweck, Selbstschutz: Ich brauche mir keine unterschiedlichen Lügen/Ausreden einfallen lassen, warum ich denn nun auf einmal nicht mehr trinke. Obwohl ich doch sonst immer als Erster eingeladen habe, als Letzter gegangen bin, immer mitgetrunken habe - und das nicht zu knapp. Ich brauche mir keine Ausreden einfallen lassen, warum ich zu manchen Feiern gehe und zu manchen Feiern nicht oder warum ich von Feiern ohne Verabschiedung verschwinde ...

    Ich habe es diesem Kreis erklärt.
    Und bei Uneingeweihten - nun, ich binde es nicht JEDEM gleich auf die Nase. Aber wenn Jemand mein NEIN zu einem Glas Alkohol mehr als 2x nicht akzeptieren will, dann sage ich ihm, dass ich trockener Alkoholiker bin - und frage ihn, ob er mich nun nochmal unbedingt zu einem Glas überreden will?! Hat bis jetzt Keiner getan ...

    Achso, noch was:

    Zitat

    Reicht es nicht ,wenn ich das für mich alleine weiß?

    Du würdest Dich wundern, wieviele Leute bei einem Outing sagen würden "Na endlich - ich/wir habe/n es schon lange gewusst!"

    Frag mal die Anderen hier ...

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Für mich ist es aber reiner Selbstzweck, Selbstschutz: Ich brauche mir keine unterschiedlichen Lügen/Ausreden einfallen lassen, warum ich denn nun auf einmal nicht mehr trinke.

    Und bei Uneingeweihten - nun, ich binde es nicht JEDEM gleich auf die Nase. Aber wenn Jemand mein NEIN zu einem Glas Alkohol mehr als 2x nicht akzeptieren will, dann sage ich ihm, dass ich trockener Alkoholiker bin - und frage ihn, ob er mich nun nochmal unbedingt zu einem Glas überreden will?!

    Du würdest Dich wundern, wieviele Leute bei einem Outing sagen würden "Na endlich - ich/wir habe/n es schon lange gewusst!"

    Wieso Lügen?

    Meine Standartantwort: "Ich trinke keinen Alkohol mehr, weil er mir nicht mehr bekommt und ich ihn nicht mehr vertrage." Das entspricht der Wahrheit und ist keine Lüge. Die Antwort hat bislang jeder Fragende, es waren nicht viele, akzeptiert. Da gab es keine weiteren Nachfragen mehr. Wahrscheinlich war meine mit der Antwort verknüpfte soziale Interaktion entsprechend eindeutig.

    Arbeitskollegen: Da ich mit denen nie getrunken habe und bei Feiern nur Wasser trank und trinke, stellte sich für mich diese Frage nie.

    Und was das Umfeld betrifft, hat es denn ganz konkret den Bogen zur Krankheit Alkoholismus gespannt oder nur mitbekommen, dass man zuviel im Sinne eines riskanten und übermäßigen Konsums getrunken hat? Das sind schon 2 verschiedene Paar Schuhe für mich.

    Aber wohlgemerkt, ein jeder sollte die Strategie finden, die zur jeweiligen Persönlichkeit passt und einen clean hält. Insoweit haben greenfox und ich viel richtig gemacht, wenn auch auf unterschiedliche Art und Weise. ;)

    Gruß
    Rekonvaleszent

  • Das stimmt, es schreibt ja nicht nur Gerchla, wie gut er das verbergen konnte, mir hat das ja auch kaum einer aus dem Kollegenkreis geglaubt. Nach mehreren Umzügen wusste doch sowieso keiner, was ich früher schon mal alles getrieben hatte.

    In einem Bundesland, in dem Bier als Grundnahrungsmittel gilt, habe ich ja nicht mal in der gemeinsamen Mittagspause mitgetrunken. Da standen überall die Biere rum, ich hatte da in dem Moment nicht mal Appetit drauf. Ich wusste genau - habs ja probiert - dass ich nach einem Bier sowieso nur mit der Gier zu kämpfen hätte und wenn das vorbei war, hatte ich schlicht keine Lust zum Arbeiten mehr, hätte mich am liebsten irgendwo verdrückt. Ich hab ja eher über die, die bei der Arbeit schon angetrunken waren, mit abgelästert.

    Und mir half auch morgens kein Schluck gegen den Kater, so wie Rina das neulich beschrieben hat, sondern da war der Tag auch ganz einfach gelaufen. Ich hab das ja auch probiert. Und ich hatte auch schon Jobs, wo einem die Kollegen den Prosecco zum Frühstück aufgedrängt haben und früher habe ich auch schon vormittags zugelangt. War aber nie so der Bringer für mich. Deswegen habe ich später am liebsten nur dann getrunken, wenn es wirklich auf gar nichts mehr ankam. Sprich auf dem Heimweg und zu Hause, wo ich einfach umfallen konnte. Die Gelegenheiten habe ich mir natürlich geschaffen. Aber das hat ausser meinem Partner eben auch kaum jemand mitgekriegt.

    Gruß Susanne

  • Ich bin mir ziemlich sicher,dass alle aus den Wolken fallen würden,wenn ich mich als Alkoholikerin outen würde.
    Ich habe nur Zuhause getrunken und bei der Arbeit funktioniere ich wie eine eins.Mit Freunden Abends trank ich ganz moderat,so wie meine Freunde auch.
    Ich habe mal einem Bekannten gesagt,dass ich glaube,ein Alkoholproblem zu haben.
    Dieser aber sagte zu mir,dass er das nicht glaube,so wie er mich einschätzte und mich kennengelernt hat.
    Das hat mich in meiner Wahrnehmung auch noch mal irritiert, trotzdem wusste ich für mich ,dass die Aussage des Bekannten für mich nicht gilt.
    Im Sommer war ich mit meinen Kollegen abends eingeladen und alle haben Alkohol konsumiert.
    Ich nicht.
    Das war in meiner 2 monatigen Abstinenzzeit.
    Es fiel mir nicht schwer,auf Alkohol zu verzichten, sondern beobachtete eher den Konsum der anderen.
    Sie fragten mich mehrmals,warum ich nicht auch ein Glas Wein mittrinke.
    Ich sagte nur:" ich hab heute keine Lust auf Alkohol"

  • Ja, ich habe BEIDE Antworten bekommen - sowohl: "Wurde auch Zeit, dass Du Dich bekennst und etwas machst!" als auch "Was? Du doch nicht!"

    Letzteres von denen, die mich nicht ganz so gut kannten und mich immer nur auf auswärtigen Feiern erlebt haben - wo ich mich zurückgehalten habe. Aber wehe, ich war wieder zu Hause ... Dort haben sie mich ja nicht mehr erlebt. :(

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    können wir nur selber tun!


  • Hallo Dagny
    Danke für deine Nachricht und die guten Wünsche.
    Für mich ist es momentan sehr hilfreich ,die vielen Beiträge hier zu lesen.
    Sie unterstützen mich ,,mich aktiv mit mir und meinem Problem mit dem Alkohol auseinanderzusetzen.
    Manchmal erschrecke ich ,wenn ich an meine Vergangenheit denke,wie viel und zu welchen Anlässen ich selbstverständlich zum Wein gegriffen hab uns wie normal ich das empfunden hab.


    Hallo liebe Orangina,

    mir geht es ähnlich und wenn ich zurückblicke, frage ich mich auch, wie konnte es nur soweit kommen...Dabei gabs es immer wieder Situationen, die mir als Warnung dienen sollten...haben aber nicht.
    Ich sah einfach nicht und wollte nicht sehen, dass Alkohol mich und mein Leben so sehr verändert.
    Für mich hatte das Begreifen von Ausmaß meiner Katastrophe (anderes konnte ich es nicht nennen) und vor allem Zugeständnis mir selbst, dass ich eine Alkoholikerin bin, einen Effekt einer geplatzten Bombe.
    Und die ersten Monaten, nachdem ich aufgehört habe, haben mich diese Fragen ständig auch gequält - warum, weshalb, hätte ich doch früher ...usw...
    Ich würde sagen, versuch jetzt nicht nur in der Vergangenheit zu leben, sondern auch nach Vorne sehen...Du hast jetzt quasi eine Chance bekommen, einen anderen Weg zu gehen..
    Und dabei vieles zu ändern. Es wird nicht einfach, aber es ist möglich.


    Zitat

    Ich habe noch niemanden in meinem Freundes und Bekanntenkreis gesagt dass ich Alkoholikerin bin.
    Ist das wichtig?


    Ich habe keinem proaktiv Gesagt, dass ich Alkoholikerin bin. Ich habe mich geschämt (tue ich immer noch) und will nicht diese veine Abhängigkeit auf die große Glocke hängen (so wie auch andere Krankheiten).
    Aber ich verheimliche es auch nicht und wenn mich jemand direkt fragt, werde ich auch offen antworten. Lügen war nie meine Stärke, egal in welchem Hinsicht.
    Jetzt ist mir auch egal, ob jemand das weisst oder nicht.
    Das wichtigste war für mich - mir selbst dies zugestehen. Das war eigentlich am schwierigsten.

    Ich vermute, manche wussten sicher schon, dass ich Alkoholproblem habe, bzw. hatten Verdacht. Aber grossteil haben einfach nicht wirklich in der Richtung gedacht, da ich meistens zu Hause alleine trank. Jetzt weiss ich Bescheid, dass man immer sieht, wenn man Trinker ist, besonders im Alter.
    Das sind die Augen. Die sind nicht mehr lebendig, denn der Geist krank ist.....

    Am Anfang ich hatte auch Angst, dass mich jemand anspricht, warum ich plötzlich nicht trinke. Ich wollte nicht lügen oder irgendwelche Story erfinden.
    Aber erstaunlicherweise gab es nur paar Mal, dass man mich bisschen nur "angespitzt" hat (meine Freunde) und sagten "na! hast zu viel gefeiert die letzte Zeit?"...
    Nach ca. einem Jahr gab es auch paar mal nur...darauf ich antwortete, dass ich "mein Fass ausgetrunken habe" und so lange jetzt nicht trinke und es mir gut getan hat, dass ich es nicht mehr anfangen will. Wenn einer von ihnen mich direkt gefragt hätte, würde ich jetzt ohne Probleme sagen, dass ich Alkoholikering bin.

    Irgendwann war ich soweit, dass ich meiner Mutter versuchte zu erklären, dass ich süchtig bin. Sie meinte nur, dass sie schon früher merkte, dass ich zu viel trinke wenn ich sie besuche.
    Aber als ich ihr sagte, dass es viel schlimmer ist und ich eine Alkoholikerin bin, meinte sie, ich soll da kein quatsch reden und soll einfach weniger trinken.
    Meine spätere Versuche mit ihr über das Thema generell zu reden waren erfolglos, aber das liegt an unserer Beziehungen mit meiner Mutter, wir konnten nie reden und nie uns verstanden.
    Ist aber ganz andere und sehr lange Geschichte.

    Im Moment bin ich viel entspannter natürlich und habe keine Angst vor Fragen. Aber ich muss sagen, in meinem Freunden und Bekanntenkreis schaut keiner schief an, wenn ich oder jemand anderer nicht trinkt. Beruflich, in Familienkreis, auch in Bekanntenkreis bekomme ich oft das Alkohol angeboten (geht nicht ums Trinken, sondern um "Anstoßen").
    Ich muss zugeben, ich musste erst lernen, "nein" zum angebotenem Alkohol zu sagen, ohne dabei schlechtes Gefühl zu haben, unhöflich zu sein oder ähnliches.
    Ich wollte nicht zu sehr auffallen, wenn alle trinken und ich " ein Wasser verlange", aber ich wollte nicht "anstossen, kurz nippen und tun als ob ich einfach nur jetzt nicht mehr trinke".
    NA ja ..irgednwann muss man doch immer entscheiden :)))) So entschied ich mich doch fürs Wasser :), egal wie sehr ich auffalle :).
    Erstainlicherweise funktioniert es viel einfacher als wir denken.
    Tja...alles ist in unserem Kopf. Alkoholismus ist nur ein Gipfel von einem Eisberg.

    "All the drugs in the world won't save us from ourselves.”-  Marilyn Manson


  • Das wichtigste war für mich - mir selbst dies zugestehen. Das war eigentlich am schwierigsten.

    Ich muss zugeben, ich musste erst lernen, "nein" zum angebotenem Alkohol zu sagen, ohne dabei schlechtes Gefühl zu haben, unhöflich zu sein oder ähnliches.
    Ich wollte nicht zu sehr auffallen, wenn alle trinken und ich " ein Wasser verlange", aber ich wollte nicht "anstossen, kurz nippen und tun als ob ich einfach nur jetzt nicht mehr trinke".

    NA ja ..irgednwann muss man doch immer entscheiden :)))) So entschied ich mich doch fürs Wasser :), egal wie sehr ich auffalle :).
    Erstainlicherweise funktioniert es viel einfacher als wir denken.

    Das sehe ich -bis auf das scheinbare Nippen am Glas- auch so. Wir sollten zu uns selbst stehen. Nur so konnte ich mich dem klammernden Griff der Flasche entziehen.

    Das Wassertrinken bei gewissen Anlässen geht viel leichter als man womöglich anfangs glaubt. Das erste mal ist am schwierigsten, danach lief es bei mir wie geschmiert.

    Nur die Nummer vom vorgegaukelten Nippen am Glas würde ich sein lassen. Hat man das Glas schon in der Hand und am Mund, dann ist es bis zum Trinken nicht mehr weit. Nach ca. 5 Monaten der Abstinenz war ich mit meiner Frau im Urlaub. Sie bestellte sich nach dem Essen einen spanischen Weinbrand, der im großen vorgeheizten Schwenker gereicht wurde. So hatte ich ihn früher auch oft getrunken. Aus Neugier ergriff ich ihr Glas und schnüffelte an ihm. Ich durfte mir anschließend von meinem Therapeuten einen Vortrag anhören. Der ging völlig zurecht dahin, dass wir gut beraten sind, eine gewisse Distanz zum Alkohol zu wahren, ihn nicht zu dicht an uns heran lassen und nicht noch aktiv auf ihn zugehen. ;)

    Gruß
    Rekonvaleszent

  • Das sehe ich -bis auf das scheinbare Nippen am Glas- auch so. Wir sollten zu uns selbst stehen. Nur so konnte ich mich dem klammernden Griff der Flasche entziehen.

    Das Wassertrinken bei gewissen Anlässen geht viel leichter als man womöglich anfangs glaubt. Das erste mal ist am schwierigsten, danach lief es bei mir wie geschmiert.

    Nur die Nummer vom vorgegaukelten Nippen am Glas würde ich sein lassen. Hat man das Glas schon in der Hand und am Mund, dann ist es bis zum Trinken nicht mehr weit.

    bin absolut Deiner Meinung.
    Ich habe mich vielleicht falsch ausgedruckt, ich habe seit Anfang an keinen "Nippen am Glas" vorgetäuscht, das ganze Gedanken- und Angstspiel war nur im Kopf "wie es wird, was sagen die anderen, was denken die anderen etc".
    Aber als die Situation kam und es wurde in einer Runde Glas Sekt oder Bier angeboten, habe ich gleich gesagt "ich hätte gerne Wasser". Natürlich war ich sehr nervös und aufgeregt in dem Moment. Aber ich bekam schnell Glas wasser und das ganze hat überhaupt keinen Interessiert, warum ich kein Alko trinke :).
    Nach paar Monaten war ich total entspannt bei solchen Situationen.

    Und ich bin froh, dass ich es damals gemacht habe. Das war und ist irgendwie symbolisch für mich.

    "All the drugs in the world won't save us from ourselves.”-  Marilyn Manson

  • Danke für die anregenden Beiträge.
    Sollte es mal wieder zu einer Situation kommen ,in der Alkohol ausgeschenkt wird ,werde ich sagen,dass ich keinen Alkohol trinken will.
    Ich bin gespannt.
    Heute beim Einkaufen bin ich am Weinregal vorbeigekommen und dachte mir dass es gut ist ,den Wein nicht mehr zu brauchen.
    Heute sind es 16 nüchterne Tage.
    Für euch ist das eine jungfräuliche Zahl,aber für mich ein guter Anfang.

  • Ich hab mal auf einer Feier den Alkohol abgelehnt und wurde dann ganz interessiert gefragt ob ich das mache um zu entgiften.

    Da war ich echt ein paar Sekunden sprachlos, bis ich gerafft habe, dass das eher im Sinne von detoxen gemeint war.

    Ich hatte bei der Kombi „Alkohol und entgiften“ andere Assoziationen. :))

    Und die Frage ob man entgiften will oder muss wäre dann nicht so ein klassischer Partytalk.

    Viele Grüße, <br />Risu

  • P.S.
    Ich habe ein neues Abendritual.
    Ich trinke Ingwertee am Abend und darauf freue ich mich jeden Abend sehr.

  • Liebe Orangina,

    ich glaube, besonders wenn man am Anfang der Abstinenz steht ist es ganz wichtig, dass man für solche Situationen einen "Plan" hat. Und natürlich ist es ganz richtig, wenn Du Gedanken wie "ein Glas könnte ich dann ja trinken" sofort als das entlarvst, was es ist: Nämlich totaler Unsinn und nebenher noch hochgefährlich.
    Ich glaube Dir ist bewusst, was aller Voraussicht nach passieren würde, wenn Du dieses eine Glas trinken würdest....

    Bei mir war das damals so, dass ich meine Abstinenz über alles gestellt habe. Ich habe mir das sozusagen ins Gehirn gemeiselt. Egal was passiert, egal was irgendjemand zu dir sagt: Niemals wirst du auch nur daran denken etwas zu trinken.

    Das man sich dessen bewusst ist, das ist das Eine aber wie reagiert man denn dann, wenn es tatsächlich dazu kommt? Dafür habe ich mir eine Sprachregelung zurecht gelegt aber gleichzeitig auch eine Handlungsmaxime auferlegt. Für den Fall, dass die Sprachregelung nicht funktionieren sollte. Diese war: Notfalls lasse ich mein Gegenüber einfach stehen und gehe. Egal was er/sie denkt. Es ist einfach alles egal, hauptsache ich trinke nicht.

    Rückblickend kann ich sagen, dass ich viel mehr über diese Situationen, und wie und was da jetzt alles passieren könnte, nachgedacht habe als sie dann tatsächlich eingetreten sind. Es waren ganz wenige Situationen, wo ich überhaupt mal ein Wort mehr dazu sagen musste, warum ich jetzt keinen Alkohol trinke. In der ganz großen Mehrzahl reichte ein "nein danke, ich trinke keinen Alkohol". Nun wird Dich Dein Nachbar wahrscheinlich kennen und wahrscheinlich als jemanden kennen, der ab und an mal was getrunken hat.Deshalb war diese "Einladung" für ihn sozusagen ganz normal, eigentlich sehr nett von ihm, um es mal deutlich zu sagen. Denn er weiß ja nicht was los ist.

    Ich bin zwar jemand der der Meinung ist, dass man sich outen sollte, das es wichtig ist sich zu outen und das man zu seiner Krankheit steht. Aber eben nicht unbedingt jedem Gegenüber, denn es kann durchaus auch mal kontrapoduktiv sein. Die wirklich wichtigen Menschen im (wichtigen) engeren Umfeld sollten m. E. Bescheid wissen. Ob da nun Dein Nachbar dazu gehört kannst nur Du wissen. Deshalb kann so eine "Notlüge" hier sicher heraus helfen. Und ist auch kein Problem. Du könntest aber auch sagen: Ich trinke keinen Alkohol (mehr). Tja und wenn er fragt warum: weil er mir nicht gut tut. Und wenn dann "ein Glas geht doch" kommt, dann müsste eben eine klare Ansage von Dir kommen.

    Ich habe die Erfahrung gemacht, dass solche Nachfragen nur im Bekanntenkreis (bei den Verwandten habe ich mich geoutet) kamen oder überhaupt die Aufforderung doch ein Glas mitzutrinken. Weil da ja längst nicht alle Bescheid wussten (und übrigens manche bis heute nicht Bescheid wissen weil es nicht relevant ist). Ich erinnere mich, dass ich mal auf die Frage, warum ich nichts trinke geantwortet habe, dass ich mein Lebenspensum an Alkohol bereits um ein Vielfaches überschritten habe und daher beschlossen habe, künftig ohne Alkohol zu leben. Da kann sich dann jeder denken was er will.

    Ein einziges Mal, zumindest erinnere ich nur an ein einziges Mal, hat jemand da dann genauer nachgefragt. Im griechischen Restaurant, als ich auf den Ouzo verzichtet habe. Und dem habe ich dann gesagt wie es ist. Daraus wurde eine interessante Unterhaltung und gut war's.

    Aber ich kann Dir auch sagen: Je länger Du ohne Alkohol lebst und je mehr Dein Umfeld das auch wahr nimmt, desto seltener werden solche Situationen. Und grundsäztlich findet da (so war es zumindest bei mir) ganz viel im eigenen Kopf statt. "ich kann doch nicht", "ich muss doch irgendwie", "was soll ich dann sagen, dass der andere nicht", etc. Meist reicht es vollkommen aus zu sagen, "nein danke, ich trinke keinen Alkohol" oder von mir aus "ich trinke zur Zeit keinen Alkohol".

    Heute bin ich da tiefenentspannt. Ich habe z. B. eine tolle Nachbarschaft, auch eine sehr enge. Wir sitzen vor allem im Frühjahr und Sommer oft zusammen. Sind alles keine Säufer oder so aber ein paar Weinfans sind schon dabei, so mit eigenem Weinkeller in den Fels gehauen. Wo sie dann mal einen "guten Tropfen" holen und miteinander trinken. Keiner dieser Menschen käme auch nur auf die Idee mir etwas anzubieten. Obwohl ich keinem dieser Menschen je gesagt habe, dass ich Alkoholiker bin. Aber alle wissen, dass ich keinen Alkohol trinke. Und jeder wird sich seinen Teil denken, aber jeder akzeptiert und respektiert das auch. Wir haben z. B. auch ein paar sehr gute Bäcker (Bäckerinnen) als Nachbarn. Die oft einfach mal ein Stück Kuchen / Torte / etc. rüber reichen. Und wenn da Alkohol drin ist, dann sagen sie mir oder meiner Frau das immer! Wie gesagt, ich habe nie gesagt, dass ich Alkoholiker bin, dennoch respektiert jeder, dass ich keinen Alkohol zu mir nehme. Und ich habe mittlerweile längst kein Problem mehr, mich in eine lustige Runde zu setzen wo andere etwas trinken. Ich spreche nicht von Saufgelagen, die nerven einfach nur und finden garantiert ohne mich statt. Wobei ich so ein Umfeld gar nicht habe. Das kann mir bestenfalls mal passieren, wenn ich bei irgendjemanden eingeladen bin, der mir etwas weiter entfernt ist (hatte ich bisher einmal bei der Hochzeit eines Kollegen).

    Das waren meine Gedanken zur Einladung Deines Nachbarn ;)

    LG
    gerchla

  • Hallo Orangina,

    ich bin weiblich, 51, Alkoholikerin und seit sieben Jahren trocken. Und übrigens auch etwa so lange wie du rauchfrei. (Ist mir auch schwergefallen damals.)

    Ich möchte dir auch was zu deinem Gespräch mit dem Nachbarn schreiben.

    Ich habe vor einigen Jahren zum ersten Mal für einen Nachbarn in meiner damals noch für mich recht neuen Nachbarschaft das Haus „gehütet“ in seinem Urlaub. Da brachte er mir zum Dank eine Flasche Wein aus seinem Urlaubsland vorbei. Ich hab ihm gesagt, „Das ist total nett! Aber ich trinke gar keinen Alkohol.“ Hab mich wirklich herzlich für die nette Geste bedankt. Seither bringt er mir Olivenöl mit oder Honig. :)

    Meine Erfahrung ist, dass es für viele Menschen offenbar überhaupt keinen Grund für Nachfragen gibt, wenn ich mich klar als Nichttrinkerin bezeichne.

    Und es erspart mir weitere unangenehme Situationen (für alle Beteiligten).

    Am Anfang meiner jetzigen Abstinenz ist mir das aber auch noch nicht so leicht gefallen. Insofern sei geduldig mit dir. Aber sei auch ruhig ein bisschen mutig, denn das lohnt sich :)

    Alles Gute dir und weiterhin einen guten Austausch hier.

    Camina

  • Hallo Camina
    Ich habe deine Beiträge gelesen...interessant ist dass ich mich darin wieder finde.
    Vor allem ,was das Thema Schuld und Scham betrifft.
    Ich habe keine Kinder,aber auch eine Trennung vom Partner hinter mir. Natürlich gleichen sich nicht unsere Geschichten, aber Ähnlichkeiten konnte ich schon entdecken. Der Raucherentwöhnung war hart damals. Heute kann ich nicht verstehen, dass ichvjemals so lang rauchen konnte.
    Deinen Satz,den du deinem Nachbarn sagtest,finde ich cool. Den werde ich mir merken!
    LG Orangina.

  • Lieber Gerchla
    Ich bin gespannt auf meine zukünftige Treffen in Gesellshhaft,wenn es Alkohol gibt.
    Mein Nachbar und ich haben hin und wieder mal zusammen einen Wein getrunken. Das ist vorbei,ja. In Zukunft trinke ich dann eben etwas anderes.
    LG Orangina

  • Hallo!

    Du hast gerade mal 3 Wochen keinen Alkohol getrunken und planst schon "Alkoholhaltige Treffen".

    Das kann ja grundsätzlch jeder so halten wie er es möchte.

    Ich kann nur raten, dem Alkohol erst mal gründlich aus dem Weg zu gehen, bis eine gewisse Festigung eingetreten ist. Das dürfte wesentlich länger dauern als 3 Wochen.

    Hast Du überhaupt auf dem Schirm, dass sich bei derartigen Treffen recht schnell Suchtdruck einstellen kann? Die Atmsphäre ist schön, die Stimmung gut und schon meldet sich im Oberstübchen womöglich das Verlangen, einfach mal ein Glas mitzutrinken oder wenn man dir was anbietet oder gar konkret ein Glas hin hält, zuzugreifen. Alles schon vorgekommen.

    Was spricht denn dagegen, sich einfach mal gründlich zurückzunehmen, Vorsicht walten zu lassen und einen großen Bogen um den Alkohol zu machen?

    Gruß
    Rekonvaleszent

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