Viele Grüße aus dem Entzug und gleich Probleme :(

  • Hallo aus dem Entzug :)
    Seit Montag bin ich nun in der Klinik. Es ist sehr schön hier und ich fühle mich sehr wohl. Ich bekomme Medikamente, die die Entzugserscheinungen mildern oder verhindern sollen. Sie wirken! Vielleicht denken manche, ach das ist doch schummeln"... aber mir egal :) es hilft! Ich habe keinerlei Suchtdruck, lauf den ganzen Tag von einem Termin zum anderen und alles hilft sehr bis auf ... naja, da komme ich gleich drauf.

    Ich bin nun 3 Tage ohne Alkohol. Komisch mag erscheinen, dass der Klinik ein Wellnesshotel angeschlossen ist und wir Frühstück, Mittag und Abendessen dort mit den Hotelgästen zusammen einnehmen, die aber der Diskretion wegen nicht wissen, warum wir dort sind. Auch komisch fand ich beim ersten Mittagessen, dass da bei dem tollen Wetter im Biergarten die Hotelgäste ein Glas Weizen, Wein oder Pils serviert bekommen. Aber ich sag Euch was ... es stört mich/uns nicht. Ich hätte mir das so nie erträumt! Gestern Abend einmal ganz kurz, nach einem langen Tag mit Sport und Untersuchungen habe ich mir auf dem Weg zum Abendessen gedacht ..."...hach, jetzt ein schönes, kühles Pils...." ach, schade eigentlich .... aber dann war der Gedanke so schnell wieder weg wie er kam... Eigentlich Wahnsinn oder?
    Ich schreibe die Tage noch mehr, wenn Ihr mögt, aber ein riesen Problem sehe ich auf mich zukommen: Die Psychotherapeutin, die die Gruppe (10 Personen insgesamt) betreut ist bei allen nicht beliebt - ob das das richtige Wort ist, weiss ich nicht. Erst habe ich mir gedacht ... ach, schauste halt einfach mal... und ich sage Euch, die Frau hat nachdem was ich bisher von ihr kennengelernt habe, den Beruf verfehlt..... Beispiel: Das erste Einzelcoaching ging nur ca. 20 min. Sie hakte einen Standardfragebogen ab - so weit so gut. Dann ging sie auf meine berufliche Situation ein - Seit 2 Jahren Hausfrau und Betreuerin meines an Demenz erkrankten Vaters. Ja und warum suchen Sie sich keinen Job - geht nicht, alle 4 Wochen muss ich 300 km zu meinem Vater fahren. Ja und wovon leben Sie - mein Vater unterstützt mich, Ach, Sie nehmen Geld für die Betreuung Ihres Vaters, sollte das nicht selbstverständlich sein? - ich - er gibt es mir gern, es ist auch genug da und naja, wovon soll ich sonst leben ... meinem Arbeitgeber sagen, ich muss alle 4 Wochen für 5 Tage weg? ... Da hatte ich schon einen Hals ganz ehrlich. Jedenfalls fühlte ich mich innerhalb von 5 Minuten als reiches Töchterlein verurteilt, die ihren armen, dementen Vater weil sie zu faul zum arbeiten ist schröpft, was totaler Unsinn ist. Die ganze Geschichte, was dahintersteckt, dauert mindestens 1 Stunde zu erzählen, und sie bildet sich nach 5 Minuten eine Meinung?. Naja gut dachte ich, vielleicht wollte sie mich ja nur herausfordern und das gehört zum Plan.....
    Gestern fragt sie mich beim Frühstück (und sie ist beim Frühstück und Mittag immer dabei ...würg). Wie geht es Ihnen .... - gut! ...Das sagt mir nichts .. - naja gut und erstaunt, dass ich keine Entzugserscheinungen habe ... Stille und in die andere Richtung geguckt.
    Heute die Frage: Wie haben Sie geschlafen - ich .... sehr schön und endlich mal bis halb 6 durchgeschlafen, ohne um 3, 4 und 5 aufzuwachen .... mit Medikamenten? Ich: Ja ... Sie: Na das ist Keine Kunst. ....!!!!!ich wollte ihr am liebsten mein Brötchen an den Kopf schmeissen.
    Was ich von den anderen mitbekomme ist, dass sie à la Fräulein Rottenmaier alle nur bevormundet, kritisiert und anmosert. .... Leute - ich bin hier weil ich "runterkommen" möchte und Hilfe brauche - wenn ich mich aufregen will, dann ruf ich meine Mutter an...
    Ein Neuer gestern kam einen Tag in Quarantäne, weil er keinen Corona Test hatte - ok. Ich hab dann mit meiner Tiscnachbarin so gesprochen - ach der arme, muss allein auf seinem Zimmer sitzen ....... Sagt die Therapeutin NEIN - der ist gar nicht arm, der ist selber Schuld, weil er keinen Test hat ...... liegt es an mir oder findet Ihr auch, dass die Frau absolut NICHT mitfühlend ist, null Empathie und anscheinend irgendeine Despotische Ader hat?
    Ich soll DIESER Frau meine innersten Gedanken und Ängste schildern?????
    Ich habe mir vorgenommen - morgen habe ich mein 2. Coaching - ihr noch eine Chance zu geben, obwohl sie mir total unsympathisch ist. Sollte das genauso eine Katastrophe werden, werde ich sie darauf ansprechen, dass ich mich in die Defensive gedrückt fühle und dies als absolut unangenehm und nicht förderlich empfinde. Alle anderen lästern über sie was das Zeug hält aber keiner sagt was. Gut, ich muss egoistisch sein - im Prinzip können die anderen mir egal sein, ich muss mit mir und meiner Sucht weiterleben, nicht die anderen.
    Problem ist auch, dass sie für alle 10 zuständig ist und es hier auch nur diese eine Gruppe gibt. Mein Freund meint, ich soll zur Oberärztin gehen ... aber was bringt es, wenn es keine Alternative gibt?
    Ich bräuchte hier dringend mal Eure Meinungen.... Ich will das schaffen und es geht mir bisher gut und das soll auch so bleiben ... aber es graust mir vor morgen. Nicht weil ich Angst habe - ich war schon immer stark und nicht kleinzukriegen - aber wenn man gegen die eigene Therapeutin Krieg führen muss, kann ich gleich wieder nach Hause gehen!
    Es wäre echt schön, wenn Ihr mir Eure Meinungen und/oder Erfahrungen hierzu mal schreiben könntet. Vielen Dank vorab!

    Liebe Grüße
    Angela

  • Hallo Angela,

    erstmal möchte ich Dir sagen, dass ich es gut finde, dass Du eine Therapie machst!

    Ich habe nie eine gemacht und frage mich manchmal, was hätte sein können, ob es irgendetwas
    geändert hätte...

    Egal, mittlerweile bin ich über 7 Jahre trocken und schätze mich auch, genauso wie Du Dich, als stark ein.

    Es ist meiner Meinung nach völlig daneben, dass Ihr am normalen Restaurantbetrieb teilnehmt!

    Kann es sein, dass es eine private Therapie ist? Zahlst Du selbst dafür?

    Sehr merkwürdig! Auf jeden Fall solltest Du ein ernstes Wort mit der Therapeutin über ihr Verhalten sprechen
    und Dich gegebenenfalls an ihren Vorgesetzten wenden. Vorausgesetzt, Du weisst, wer das ist und wie Du ihn
    erreichen kannst.

    Berichte bitte, wie der Tag gelaufen ist, und vor allem lass Dich durch diese Dame nicht von Deinem Weg
    abbringen!!! Deine Trockenheit ist das Wichtigste!

    LG Elly

    Das Leben ist nicht immer einfach, aber eindeutig einfacher ohne Alkohol zu bewältigen!

  • Guten Morgen, Angela!

    Als ich das von Deiner Therapeutin gelesen haben, dachte ich mir sofort: "Kennste doch von irgendwoher ..." Auch bei meiner Therapie gab es damals solche Un-Empathen und auch bei Gesprächen mit anderen Betroffenen höre ich immer und immer wieder davon. Und auch mir und meinen Mitpatienten ist oft bei diesen Typen "das Messer in der Tasche aufgegangen".

    Zitat

    Naja gut dachte ich, vielleicht wollte sie mich ja nur herausfordern und das gehört zum Plan....

    Im Nachhinein denke ich mir 2 Dinge:

    1. Es gibt in jeder Berufsgruppe Menschen, die lieber einen anderen Beruf ergriffen hätten.
    2. Bei so einer Therapie geht es für uns u.a. auch darum, 2 Verhaltensweisen mehr oder weniger wieder "zu erlernen":
    a) unangenehme Dinge auch mal auszuhalten und
    b) nicht immer alles in uns hineinzufressen.

    Auch wir wurden gefragt, wie es uns ginge, wie wir uns fühlten - und wenn wir sagten "gut", dann hies es, "gut" ist ein nichtssagender Begriiff aus dem Kaugummi-Automaten. Wir wurden angehalten, wirklich mal in uns hineinzuschauen/hineinzuhören - und die Gefühlswelt zu beschreiben.

    Vielleicht geht es Dir beim nächsten mal nicht "gut" - vielleicht bist Du beim nächsten Mal ja "wütend über Ihre mich verletzenden, weil unterschwellig unterstellenden Fragen" ???
    Vielleicht machst Du ja mal das, was Elly vorgeschlagen hat: dieser Therapeutin nämlich sagen, dass sie Dich mit ihrer Art und Weise verletzt!

    Kurz: Äußere Deine Gefühle!

    Hat bei mir gedauert, bis ich das gelernt habe. Aber dann ging es mir besser.

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Guten Morgen Elly, guten Morgen Greenfox,

    ja, ich habe das Glük in einer Privatklinik sein zu können.

    Ich habe heute Nacht nicht gut geschlafen und das werde ich der Dame auch sagen.

    Was Greenfox sagt ist richtig - vieles frisst man in sich hinein. Wenn die Frau mich kennen würde, würde sie wissen, dass ich im Berufsleben schon viele unangenehme Dinge aushalten musste. Normalerweise denke ich mir immer erst mal meinen Teil, aber nach 2, 3 Mal mache ich den Mund auf. Ich denke, so werde ich es heute auch halten. erst mal schauen was beim coaching passiert....

    Wenn ich da wieder wütend rausehe, ist es glaube ich an der Zeit, mit ihr mal ein Wörtchen zu reden. Was ich halt nicht leiden kann sind Vorverurteilungen, und das hat sie m. E. gemacht. Oh Mann, ich will es schaffen, hier clean rausgehen (was kein Problem sein wird) , aber auch danach alkoholfrei bleiben. Und wenn ich mich selbst therapieren muss, dann hätte ich mir das Geld auch sparen können.

    Ihre Vorgesetzte ist die Chefärztin, die sehr nett ist.

    Ich danke Euch für Eure Kommentare und werde mich auch auf alle Fälle melde und berichten :)

    Und Elly, toll, dass Du es auch ohne Therapie geschafft hast... das macht mir ein bischen Mut. Allerdings würde ich auch gern mal nicht die Starke sein, vor allem vor einer Therapeutin. Aber wenn man ständig belehrt wird, dies ist falsch und das ist falsch, wird das schwierig. Ich komme mir vor wie in der Grundschule ... Gymnasiastufe mit mehr Respekt wäre mir lieber ;)

    Bis später und nochmals vielen Dank!

    Liebe Grüße

    Angela

  • Hallo Angela,
    in deinem Vorstellungsthread https://alkoholforum.de//index.php?top…g37885#msg37885 hast du ja schon viel über dein Vorhaben geschrieben und auch Meinungen gehört. (vielleicht kannst du beide Threads ja zusammenführen lassen, dann erübrigen sich viele Fragen)
    Achte bitte sorgfältig auf dich. Auch wenn du diesen „Hotelaufenthalt“ selbst bezahlst, kann die Therapie dir auch schaden, indem sie deine Entwicklung behindert. Wenn du und dein „Behandler“ nicht den Draht zueinander finden, kann keine Therapie helfen. Wenn du nicht ernst genommen und respektvoll behandelt wirst, sprich es an. Hab Mut, vielleicht ist ein Wechsel angesagt?
    LG Britt

    ~ bevör ik mi nu opregen deed, is dat mi lever egaal ~

  • Guten Morgen,

    ich hab ja auch keine klassische Therapie gemacht, aber ich hatte ca. 15 Einzelsitzungen bei einer Psychologin der Suchtberatung der Diakonie.

    Erstens musste ich da auch bezahlen. Zwar nur einen symbolischen Betrag, aber "wer es sich leisten kann, von dem verlangen wir das, erstens zu unserer Unterstützung und zweitens zur Untermauerung der Ernsthaftigkeit". Da gings wohl auch drum, die Spreu ein wenig vom Weizen zu trennen. Es ist dort nicht viel anders als hier im Forum, dass viele Hilfesuchende kommen, die schwach anfangen und dann stark nachlassen. Wo der Wille zur Abstinenz also nicht sehr viel weiter reicht, als bis der momentane Katzenjammer wieder verschwunden ist, und ist ja klar, dass professionelle Helfer schon gerne wüssten, wo sich der Aufwand überhaupt rentiert.

    Gestritten haben wir ausserdem auch. Zum Teil deswegen, weil sie auch sehr direkt war, zum Teil aber auch deswegen, weil ich mich auf Vieles nicht festnageln lassen wollte und sie mir das aber nicht durchgehen liess. "Wenn Sie Hilfe von uns wollen, dann halten sie sich gefälligst auch an unsere Regeln"...ein ganz wichtiger Punkt übrigens, denn Süchtige neigen zum "wasch mich, aber mach mich nicht nass", scheuen sich, bei sich selbst da hin zu gucken, wo es unangenehm wird, und ich war da anfangs nicht anders.
    Und als ich dann z.B mit Trinkgründen anfangen wollte...uninteressant, warum sie das bisher so gemacht haben, jetzt gucken wir mal nach vorne wie wir das anders machen können. Wie sie es bis jetzt gemacht haben, wissen Sie ja bereits. Dafür haben wir jetzt keine Zeit.
    Und dann musste ich klar sagen, wie das bei mir eigentlich weiter gehen soll, ohne vieleicht und "mal gucken", sondern "das mache ich und das nicht". Ging auch drum, dass sie sich nur auf klare Aussage von mir hin überhaupt um weitere Hilfe für mich bemühen.

    War ich sauer. Übrigens für mich eine Herausforderung an sich, von dieser Wut wieder runterzukommen, ohne dafür dann den Alkohol zu Hilfe zu nehmen. Das war schon gleich mal eine Übung für das trockene Leben, trotz Widerständen weiter zu machen.

    Ich habe nach ca. 4 Jahren Trockenheit noch mal eine andere Therapie gemacht. Da war ich irgendwann auf meinen Therapeuten auch richtig sauer. War mir irgendwie "zu nahe getreten". Trotzdem war er ein sehr guter Therapeut. Als ich ihm das dann so gesagt habe, dass ich sauer bin, meinte er, super, das gehört zum Entwicklungsprozess. Man soll den Therapeuten ja nicht heiraten und zum Kuscheln ist er auch nicht da, das ist kein Kaffeekränzchen und es geh auch nicht um "gute Gespräche", sondern das sind ja im Grunde harte Arbeitstreffen, die es einem ermöglichen sollen, dann wieder alleine durchs Leben zu gehen. Wie mans falsch macht, das weiss man selbst und dafür braucht man keinen Therapeuten.

    Gruß Susanne

  • Guten Morgen Angela,

    super, dass Du es angegangen bist und jetzt mit professioneller Hilfe Deine Sucht überwinden möchtest. Ich selbst habe keine klassische Therapie gemacht, hatte aber auch Hilfe durch einen Psychologen und dann auch noch durch einen Mönch, der ebenfalls sowas wie ein Psychologe war. Die Kirche nennt es wohl eher Seelsorge, aber wie ich später erfuhr hatte er eine psychologische Ausbildung und er war es dann letztlich auch, der mir am meisten geholfen hat diese Sucht zu überwinden.

    Ich will Dir kurz von mir erzählen und Dir dazu noch ein paar Gedanken da lassen.

    Nachdem ich aufgehört hatte mit dem Trinken wurde mir sehr schnell klar, dass ich alleine nicht zurecht kommen würde. Da gab es einfach ein paar Baustellen, u. a. immmer stärker werdende Schuldgefühle, die ich selbst einfach nicht bearbeiten konnte. So sehr ich mich auch bemühte. Da ich von Anfang an bereit war alles für ein Leben ohne Alkohol zu tun war für mich klar: Da muss ein Psychologe her. Nun ist es ja gar nicht so einfach so einen zu bekommen aber nach einigen Gesprächen mit diversen Menschen und meinen Arzt hat sich einer herauskristallisiert, wo ich dann auch gleich versucht habe einen Termin zu bekommen.

    Ich musste ziemlich lange warten auf diesen Termin und hatte dann entsprechend die Erwartungshaltung oder Hoffnung, dass es nun aufwärts gehen wird. Endlich kann mir geholfen werden. Leider empfand ich das dann aber absolut überhaupt nicht so. Dieser Psychologe wagte es tatsächlich nicht so zu reagieren, wie ich mir das vorgestellt hatte. Wobei ich Dir nicht mehr sagen kann, was ich eigentlich erwartet habe. Hilfe halt, ja klar aber wie diese jetzt genau aussehen hätte können das wusste ich ja auch nicht. Jedenfalls hat er mich nicht bedauert oder Verständnis für meine Situation geäußert sondern mir ziemlich scharf erklärt, ich solle mich mal zusammen reißen und mich wie ein erwachsener Mann benehmen.

    Das war wie eine Ohrfeige für mich. So, und anstatt mich damit auseinader zu setzen, ihn gar darauf anzusprechen das mir das gar nicht gefallen hat, habe ich zurück gezogen und mir "mein Bild" von ihm gemacht. Er war ein Versager für mich, jemand der seinen Beruf verfehlt hat, ein Idiot sowieso und natürlich auch ein Pfuscher. Klar.

    Ich reagierte also wie so viele nasse Alkoholiker eben reagieren. Überheblich, arrogant, besserwisserisch und ablehnend. Jetzt denkst Du vielleicht: Hä, wieso nasser Alkoholiker, du warst doch schon trocken? Ja, ich trank zu diesem Zeitpunkt schon mehrere Wochen, sogar einige Monate schon nicht mehr. Aber meine Gedanken waren noch lange nicht trocken. Obwohl ich mich von Anfang an bemühte mein nasses Denken und Verhalten bewusst "auszutreiben" gelang mir das besonders in den ersten Monaten erst mal nur sehr schwer. Ich konnte das damals auch nicht so sehen, ich wusste ja noch viel zu wenig über mich selbst und über diese Krankheit.

    Jetzt, nach vielen Jahren ohne Alkohol, habe viele Kontakte zu anderen trockenen Alkoholiker gehabt. Mich ausgetauscht, geredet usw. Viele hatten ähnliche Erlebnisse, nicht unbedingt mit Psychologen aber grundsätzlich. Die meisten erzählten auch davon, dass sie noch lange "nass" getickt haben. Nicht wenige kannten diese Überheblichkeit, teilweise die Arroganz, wie ich es von mir kannte. Fazinierend, war ich doch auf der anderen Seite eine gescheiterte Existenz, jemand der die Kontrolle über sich und sein Leben verloren hatte und der sich auch maßlos dafür schämte. Und trotzdem Urteilte ich über andere wie ich das immer getan hatte. Gelernt ist eben gelernt und es ist alles andere als einfach eine lange Suchtzeit einfach so zu überwinden, auch gedanklich zu überwinden. Das gelang mir dann später durch ständiges "üben" aber sehr gut, aber es war eben ein langer Prozess.

    Heute weiß ich, was dieser Psychologe (der übrigens ein sehr guter ist, wie mir von anderen Menschen mehrfach bestätigt wurde) eigentlich bei mir erreichen wollte. Nur ließ ich es erst mal gar nicht zu. Nach ein paar Terminen habe ich abgebrochen und ich hatte mich auch nicht ihm gegenüber geöffnet. Jedenfalls nicht so, wie ich es hätte tun können und sollen. Möglicherweise hätte er mir dann sogar helfen können.

    Aber ich war damals nicht soweit und nahm dann Kontakt zu diesem Mönch auf. Ja, der passte erst mal viel besser zu mir. Da fühlte ich mich sofort angekommen. Seine Art gefiel mir, wie er sprach gefiel mir und dass er mir nicht gleich widersprach gefiel mir auch. Aber auch bei ihm kam es bald zu einer Situation, wo ich fast alles hingeworfen hätte. Mir armen Tropf ging es mal wieder so schlecht (Selbstmitleid auch ein wunderbares Merkmal für nasses Denken) und ich rief ihn an und bat ihn um einen schnellen Termin in der kommenden Woche. Das war jedoch die Faschingswoche gewesen und er erklärte mir lapidar, dass er in der Faschingswoche keine Termine annehme. Da hätte er anderes zu tun. Und gab mir einen Termin zwei Wochen später.

    Nach diesem Telefonat war ich wütend und erbost. Was bildet sich dieser Kuttenträger eigentlich ein wegen diesem Sch...ßfasching mir MEINEN Termin zu verwehren? Wo es mir doch so schlecht geht! Bis in zwei Wochen bin krepiert und außerdem wollte ich mit ihm eine ganz wichtige Sache besprechen die bereits eben genau in dieser kommenden Woche anstand und wo ich nicht wusste, was ich tun sollte. Da muss der mir doch helfen. So meine Gedanken.....

    Nun, als ob ich einen Geistesblitz gehabt hätte, ich erinnere mich noch genau, dachte ich plötzlich: Ok, wenn DU mir nicht hilfst, dann helfe ich mir eben selbst! Ich bekomme das auch ohne DICH hin!

    Und so war es dann auch.

    Später, viel später, als ich längst gefestigt war, meine Gedanken auch (zum größten Teil) nicht mehr "nass" waren, habe ich ihn mal auf diese Situation angesprochen. Er erinnerte sich gut daran und erklärte mir, dass er das mit Absicht gemacht hatte. Denn er hatte den Eindruck, dass ich mich zu sehr auf ihn verlasse. Und dass mir das aber auf die Dauer nicht helfen würde. Denn er könne nur Anstöße liefern, die eigentliche "Arbeit" müsse ich selbst machen. Und er wollte, dass ich erkenne, dass ich alleine für mich und mein Handeln, etc. verantwortlich bin und nicht er.

    Tja, da habe ich das dann alles natürlich verstanden. Damals jedoch war mir das erst mal nicht möglich.

    Was hat das jetzt mit Dir zu tun?

    Mag sein, dass Deine Psychologin tatsächlich den Beruf verfehlt hat, kann auch sein, dass sie einfach nicht zu Dir passt. Ich kann das nicht beurteilen, ich kenne weder sie noch Dich.

    Möglich ist aber auch, dass Du in Deinem Kopf Dinge größer machst als sie eigentlich sind. Oder sogar Dinge implizierst die es gar nicht gibt, bei der "Gegenseite" sozusagen.

    Zitat

    Jedenfalls fühlte ich mich innerhalb von 5 Minuten als reiches Töchterlein verurteilt, die ihren armen, dementen Vater weil sie zu faul zum arbeiten ist schröpft,


    Das ist das was Du denkst. Ob sie das auch denkt? Aber scheinbar hat sie mit ihrem Verhalten bei Dir da etwas ausgelöst. Da scheint doch was in Dir schlummern das Dir Probleme bereitet. Denn wäre es nicht so, würdest Du doch gar nicht auf den Gedanken kommen das sie sowas denken könnte. Oder?

    Und vielleicht ist das genau ihr Job? Vielleicht will sie genau da hin? Ich weiß es nicht, aber möglich wäre das schon.

    Du hast ja schon viele interessante Meinungen von anderen Forumsteilnehmern erhalten. Jetzt kommt meine noch dazu. Was für Dich gut und richtig ist kannst nur Du selbst wissen und entscheiden.

    Ich würde mit meinen heutigen Erkenntnissen offen mit dieser Frau sprechen. Ich würde mich vor allem nicht mit anderen zusammen solidarisieren und ein gemeinsames Feindbild aufbauen. Das hilft niemanden in der eigentlichen Sache weiter. Es hilft nur dabei aus Mücken Elefanten werden zu lassen weil irgendwann einfach alles sch...ße ist was diese Frau macht, sagt, Mimik, Gestik, etc.

    Vielleicht kannst was aus meinen Zeilen mitnehmen.

    Alles Gute Dir und ich wünsche Dir, dass Du gut voran kommst sich diese Anfangsschwierigkeiten schnell lösen lassen.

    LG
    gerchla

  • Ich schliesse mich da Gerchla an. Fakt ist ja, dass Du Deinen Vater pflegst, und Fakt ist, dass er Dich unterstützt, und das was Deine Psychologin da gesagt hat, könnte man auch als klärende Frage auffassen. Wenn Dich Dein Vater nicht unterstützen würde, könntest Du Dir wohl weder den Luxus, wegen dem Arbeitsplatz wählerisch zu sein, noch den Luxus einer Privatklinik leisten. Ob Du das Geld nun für die Pflege bekommst oder nicht, ist da eher nebensächlich. Es macht Dir das Leben jedenfals leichter und in mancher Beziehung vielleicht sogar zu leicht.

    Und Du schätzt es ja ganz offensichtlich selbst, dass Du es Dir leisten kannst, Dir die Privatklinik zu gönnen und nicht in die Niederungen das Daseins hinabsteigen zu müssen. Drogenabhängige, wie eklig. Da kommen übrigens auch viele aus gut betuchten Eltenrhäusern, kennst Du den Begriff "Wohlstandsverwahrlosung"? Ein Glück, dass Du was Besseres bist. Dabei bist Du aber auch nur eine Säuferin, die Hilfe benötigt. Und das kratzt vermutlich an Deinem Selbstbewusstsein.

    Ich würde mal sagen, Du bewegst Dich auf ganz dünnem Eis, was Deine zukünftige Abstinenz angeht. Ich hab schon mehrere solcher Fälle erlebt, die sichs leisten konnten und dann dachten, sie werden trocken, auch wenn sie sich nur die Rosinen rauspicken. Ich kenne da (unter Anderen) so einen Typen, der hat mehrere Geschäftshäuser in Bestlage, deswegen kackt der sich genau so voll wie ein Penner auf der Parkbank. Und der wird auch genau so elendiglich verrecken. In strunzgewöhnlichen Selbsthilfegruppen sitzen Uni-Professoren, Manager und Rechtsanwälte, denen Du möglicherweise intellektuell nicht das Wasser reichen könntest. Trotzdem werden sie mit ihrer Sucht nicht fertig.

    Und das schreibe ich nicht als Angriff, sondern als freundlichen Hinweis. Du wirst schon noch Einiges bei Dir selbst klären müssen.


  • (vielleicht kannst du beide Threads ja zusammenführen lassen, dann erübrigen sich viele Fragen)

    Das funzt leider nicht - nur der umgekehrte Weg. Also das Trennen/Splitten von Threads … Zumindest wüsste ich nicht, dass es geht - wenn doch: Henri, belehr mich eines Besseren!


    Ich habe nach ca. 4 Jahren Trockenheit noch mal eine andere Therapie gemacht. Da war ich irgendwann auf meinen Therapeuten auch richtig sauer. War mir irgendwie "zu nahe getreten". Trotzdem war er ein sehr guter Therapeut. Als ich ihm das dann so gesagt habe, dass ich sauer bin, meinte er, super, das gehört zum Entwicklungsprozess. Man soll den Therapeuten ja nicht heiraten und zum Kuscheln ist er auch nicht da, das ist kein Kaffeekränzchen und es geh auch nicht um "gute Gespräche", sondern das sind ja im Grunde harte Arbeitstreffen, die es einem ermöglichen sollen, dann wieder alleine durchs Leben zu gehen. Wie mans falsch macht, das weiss man selbst und dafür braucht man keinen Therapeuten.

    Genau so seh ich das auch! Aber trotzdem ist es schon wichtig, "einen Draht" zum/zur Therapeuten/Therapeutin zu haben, damit es auch funktioniert. Sonst nutzt es auch nichts, dass man sich auf die Therapie einlassen will

    Und zum Thema "Privatklinik" möchte ich nur ganz kurz etwas sagen:
    Ich bin privat versichert und das hat sowohl Vor- als auch Nachteile (die ich hier NICHT erörtern werde). Meine erste Therapie habe ich in einer Klinik für privat und gesetzlich Versicherte gemacht - und mich bestens aufgehoben gefühlt.
    Als ich jedoch meinen Rückfall hatte und eine erneute Therapie machen wollen musste, kam für mich nur eine Privat-Klinik in Frage - aber nur aus dem Grund, weil bei allen anderen Kliniken eine Wartezeit von über 6 Monaten bestand! Und in der Zeit hätte ich mich totgesoffen …
    Übrigens: In der ersten Klinik waren wir nur Alkis - von ein paar Multi-Toxen abgesehen.
    In der Privat-Klinik war Alles vertreten: Alki, Junkie, Burn-Out, Bulimie etc …
    Und dort ist mir klargeworden, dass die Ursachen eigentlich gleich sind - wir nur unterschiedlich kompensieren. Die Einen saufen, die Anderen Essen, wieder Andere stürzen sich in die Arbeit.
    Und wir alle verlieren jegliche Kontrolle …

    Also nix mit "Herabsteigen in die Niederungen des Daseins". Die kenne ich aus meinem Job zur Genüge.

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Niederungen des Daseins bezog sich auf diesen Satz


    aber ich wollte nicht zusammen mit Drogenabhängigen etc. eine Therapie machen, in Gruppen von 20, 30 oder 40 Leuten

    ..und Niederung ist für mich in diesem Zusammehang immer relativ zu dem, wo man sich selbst gerade wähnt.

    Und es waren schon ein paar Einlassungen dabei, wo ich dachte, dass Angela das vielleicht mit einem Kuraufenthalt verwechselt. Erst mal ein bisschen Urlaub, "hoffe, die machen einen guten Plan für mich", "möchte das nicht selbst machen müssen".:.also schon ein bisschen Vollkaskoversorgungsmentalität.
    Und wenn man 10 Jahre saufen konnte und sich da mit Sicherheit nicht reinreden liess, kann man ja auch nicht erwarten dass einem alle den roten Teppich auslegen, wenn mans sich dann endlich mal gemütlich überlegt.

    Es ist ein bisschen provokant von mir, könnte natürlich auch völlig daneben liegen und ich bin mir selbst eigentlich nicht sicher, ob ich es richtig finde, das zu schreiben, aber ich habe da einfach das Gefühl, dass es so nicht klappen wird, ohne das da noch ein bisschen Umdenken stattfinden wird. Für meinen Geschmack ist da noch ein bisschen wenig Eigenverantwortung dabei.

    Und klar, natürlich wäre es gut, wenn der Draht zum Therapeut stimmen würde. Das heisst ja nicht, das man sich nicht auch mal direkt die Meinung sagen kann, das sollte der Draht schon aushalten und der Therapeut sollte auch professionell genug sein, um mit der Kritik umzugehen. Aber wer von uns kennt es nicht auch, was man nach ein paar Tagen Trockenheit alles in den falschen Hals bekommen kann und wie gereizt man da auf manchen Hiweis und auf harmlose Fragen anspringen kann? Da müsste man jetzt die andere Seite hören, um sich überhaupt ein Bild zu machen.

    Gruß Susanne

  • Hast ja recht.
    Aber was meinst Du, was ich - trotz Privat-Klinik - erst für Bedenken hatte, dass dort alle möglichen Symptomatiken (Alkohol, Drogen, Burn out, Bulimie etc.) behandelt wurden. Ich dachte auch erst, dass das nicht gut gehen kann - und habe mich total geirrt.

    Und wenn man noch nie eine Therapie gemacht hat - egal wo, dann hat man sowieso die merkwürdigsten Vorstellungen. ICH habe von anderen noch nichts von Gruppengrößen von mehr als 20 Leuten gehört. Naja, kommt vielleicht noch (im Zeitalter der ständigen Einsparungen :( ).

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Ich kann mir das schon vorstellen. Ich war ja lange auch nicht gerade überzeugt davon, was es da so alles gibt.
    Und ich war mit Sicherheit auch kein einfacher Fall. In hellen Momenten dachte ich, gut, dass sie Geld dafür kriegen, sich das alles anhören zu müssen. ;D

  • Guten Morgen,

    es get mir nach wie vor super - konnte bisher nicht schreiben, weil hier echt alles sehr knapp getaktet ist was ich aber gut finde. Ich habe heute nachmittag ein wenig Zeit und werde dann berichten. Die Therapeutin arbeitet gerade meinen Lebenslauf mit mir auf - mit ihrer Art, auch die ich auch nachher noch kommen werde - bin ich immer noch nicht einverstanden,, aber ich lasse mich auf die Therapie ein, da sie da ein anderer Mensch zu sein scheint. Wie Jeckyll & Hyde. Ich schreibe nachher mehr ... muss gleich zum "pusten ;)
    Bis dahin wünsche ich Euch einen schönen Tag!
    LG
    Angela

  • Sehr gut, Angela, dass Du "die Ohren an den Kopf" gedrückt hast! ;) 44.

    Dann bin ich gespannt auf Deine Schilderung...

    Wie lange wirst Du insgesamt dort sein?

    Hast Du schon Pläne für danach und bekommst Du dort auch noch spezielle
    Anregungen für später?

    LG Elly

    Das Leben ist nicht immer einfach, aber eindeutig einfacher ohne Alkohol zu bewältigen!

  • Hallo Ihr Lieben,

    vielen Dank für die vielen Meinungen. Um eins mal vorweg zu nehmen (irgendwie bekomme ich das mit dem Zitieren hier nicht hin). Susanne :

    "Drogenabhängige, wie eklig. Da kommen übrigens auch viele aus gut betuchten Eltenrhäusern, kennst Du den Begriff "Wohlstandsverwahrlosung"? Ein Glück, dass Du was Besseres bist. Dabei bist Du aber auch nur eine Säuferin, die Hilfe benötigt. Und das kratzt vermutlich an Deinem Selbstbewusstsein."

    Ich habe nie gesagt, das ich etwas besseres als ein Drogenabhängiger bin, das sind Drogen genauso "arme Schweinie" wie ich/wir. Wir haben damals den Film Christiane F. in der Schule geschaut, und seitdem graust es mir vor Drogen und anscheinend hat unsere Lehrerin das richtig gemacht, denn ausser Alkohol habe ich nie Drogen genommen (ok, 1 Mal nen Joint probiert und nie wieder :) . und JA - Alkohol ist auch eine Droge... darüber könnte man noch stundenlang schreiben und zu keinem einstimmigen Ergebnis kommen.

    Ich habe mich wochenlang informiert und mir gefiel hier, dass die Gruppe nie größer als 10 Leute ist. Und ja - ich kann mir die Privatklinik leisten und bin sehr glücklich darüber? ... und? Ich mag nur nicht gleich voreilig in eine Schublade gepackt werden von Leuten, die mich und die Hintergründe nicht kennen. Ich habe immer für meinen Lebensunterhalt gearbeitet - von wegen gut betuchtes Elternhaus - alle bekamen mit 18 den Führerschein und ein Auto .... ich habe dann Selbiges mit 24 bekommen .... selbst bezahlt. Also ... nicht gleich so schnell schiessen wenn man die Hintergründe oder die Vorgeschichte nicht kennt. Und genau das hat die Psychologin gemacht - und eigentlich sollte gerade die es besser wissen.

    Gut... Thema erledigt.

    Momentan arbeiten wir gerade eben diese Geschichte, also von meiner Kindheit an auf - gerade sind wir bei meinem 30. Lebensjahr und haben noch 20 Jahre vor uns. Sie ist immer noch sehr "ruppig", hält sich aber mit Kommentaren noch zurück. Auch misst sie mit zweierlei Maß und hat, um es direkt zu sagen, Lieblinge in der Gruppe. Bei einer Verhaltensanalyse habe ich etwas gesagt, wovon sie hinterher meinte, das geht gar nicht..... heute hatten wir wieder Analyse (das ist immer in der Gruppe) und eine andere hat genau dasselbe gesagt ... und wurde gelobt, dass sie das Probem erkannt hätte... grummel.

    Fakt ist... die Klinik und das angebotene Programm ist toll. Würde ich noch einmal eine Therapie machen müssen, würde ich dies hier allerdings nicht machen - wegen der Therapeutin. Ich denke mir aber: Nimm so viel mit wie Du kannst und hoffentlich findet sich dann zu Hause in nicht allzu ferner Zukunft ein Therapeut, bei dem die Chemie dann stimmt. Sie ist inhaltlich keine schlechte Therapeutin aber emotional total tot, kalt, unfair. Ich denke, es würde ihr auch nicht schaden, einmal zu einem Therapeuten zu gehen ;)

    Ich bin insgesamt 4 Wochen hier - 1 Woche Entgiftung - 3 Wochen Entwöhnung. Es wird viel Yoga gemacht, es gibt ein Thermalbad und viel "Gehirnjogging".

    Meine Entscheidung war richtig, ich bereue nichts... Mir ist mulmig wenn ich dann an zu Hause denke, also wieder der Alltagstrott... aber ich will es schaffen und hoffe, es klappt.

    Bis die Tage :)

    Liebe Grüße

    Angela

  • Hallo,

    Bin ja noch zwei Jahre älter als Christiane F. und die Warnungen gabs bei uns natürlich auch. Aber ich wusste damals ja nur, was ich NICHT wollte, nämlich auf gar keinen Fall so ein Leben führen wie meine Eltern und am Besten überhaupt keine 30 werden, also alles was verboten und gefährlich war, hatte einen unglaublichen Reiz für mich. In meinem pubertären Depri-Leichtsinn hielt ich es mit Nina Hagen "ist ja alles so schön bunt hier, kann mich gar nicht entscheiden"...wenn mans überlebt hat, sind es Erfahrungen.

    War ein bisschen provomäßig von mir wegen der Therapeutin, ich kenne sie nicht, man kann auch mal daneben langen und Therapeuten sind auch nur Menschen. Und ich finde es auch gut, dass Du trotzdem mitnimmst, was geht und Dich darauf einlässt. Dass sie ruppig ist, muss nicht unbedingt ein Schaden sein, da bleibt man beim Wesentlichen und driftet nicht so ins Kaffeekränzchenmäßige ab. Ausserdem, keine Ahnung mit was für Publikum und Anspruchsdenken sie da konfrontiert ist, viele Alktherapeuten werden irgendwann ziemlich nüchtern und distanziert, z.T auch frustriert. Müssen wir wegen mir auch nicht vertiefen.

    Ich hab das Yoga nach dem Trockenwerden auch angefangen, später dann noch das Meditieren und das mache ich bis heute, finde das gut.

    Du hast ja da das Problem mit dem Therapeuten hinterher. Ich denke, da hast Du doch aber auch schon ziemlich genaue Vorstellungen davon, wo es schwierig werden kann. Ein Therapeut löst Dir das ja auch nicht direkt, sondern erarbeitet normalerweise mit Dir Werkzeuge und Lösungen. Das Handwerkszeug, das Du dann aber selbst anwenden musst. Das geht ja aber auch ohne Therapeut, zumindest für den Anfang mal. Hier oder in Gruppen sind doch auch Leute, die eine gewisse Erfahrung und auch Ahnung haben. Nur mal so als Hinweis.

    Weiterhin viel Erfolg.

    Gruß Susanne

  • Hallo Angela
    Ich bin Zwar neu hier und bin erst mal am Lesen,aber ich schreib dir erstmal.
    Schön das du das mit der Therapie machst,schön das dir Yoga Spass macht,da hast du schon mal was wo du nach der Terpie ansetzen kannst und deine Zeit nicht mehr Nachmittags im Bett verbringen musst,denn jetzt gilt es diese Zeit nach der Therapie auszufüllen und nicht wieder in alte Muster zu verfallen.
    Deine Entschuldigungen du Wohnst auf dem Land Zählen nicht,das ist vorgeschoben :*
    Konzentriere dich auf deine Therapie und deiner gute Therapeutin begegnest du nur noch mit einem Lächeln.
    Lächen entwaffnet,das soll nicht heißen,das du sie verachtest,ich kenne sie nicht aber es Kann schon sein wie hier geschrieben wurde vielleicht vertust du dich auch in ihr.
    Kleiner Tipp:
    Du könntest ihr ja auch entgegenkommen,indem du sie mal Fragst beim nächsten Einzel,ob du nicht die Therapie verlängern Könntest?
    Dann warte mal ihre Reaktion ab .nixweiss0
    Heißt aber nicht,das du das auch wirklich machen sollst.
    Nimm alles mit was du Mitnehmen kannst was dir dort geboten wird,dort bist du in einer Käseglocke,wie ich gerade gelesen habe musst du auch Pusten,also stehst du doch unter Aufsicht,aber egal,wenn du es Schffst,und dir macht es nichts aus das Leute Nbenann auch noch ihr Bier Trinken um so Besser.
    Sehe dir diese 4 Wochen als Lehre für dein Späteres Leben Nüchtern an.

    Ein Spruch aus der Lehre Lautet:
    Vor der Lehre ist nach der Lehre.

    In der Therapie Lernst du,oder solltest das Rüstzeug lernen wie du Später damit umgehst.
    Schön ist das dein Mann das ganze Beführwortet.
    Aber auch hier gillt Achtung auch für dich.
    Wenn alles Klappt wirst du dort als Neuer Mensch herausgehen,dein Mann wird eine NEUE Angela kennenlernen,das Kann zu Konflikten führen.
    Angela ist nicht mehr die selbe wie vor der Therapie .
    Da müsst ihr auch noch gemeinsam daran Arbeiten.
    Na Halt uns mal auf dem Laufenden
    Und nicht verzagen. 44.
    LG Hans

    Der Weg ist das Ziel<br />Konfuzius (551–479 v. Chr.

  • Hallo zusammen :)
    Viele Grüße, immer noch aus der Klinik, und nun 25 Tage abstinent :) Ja, für die "alten Hasen und Häsinnen" hört sich das vielleicht nicht viel an, aber sicherlich könnt Ihr Euch auch noch daran erinnern, wie es war, und zählt jetzt Monate oder Jahre ;)
    Die Therapeutin hat sich nicht geändert, auch meine Meinung nicht über sie; ich habe mir aber die "Sahnestückchen" rausgepickt und nach deren Anwendung (telefonisch) auch schon einige Erfolge gehabt. Sie "kann" schon was, aber die Chemie muss halt stimmen, und das tut es bei mir nicht.
    Nichtsdestotrotz fühle ich mich sehr gut, jeden Abend wandern immer noch kühle Helle an mir vorbei und an die Nachbartische, aber mittlerweile habe ich aufgehört, mich selbst zu testen bzw. zu fragen, ob ich jetzt gern eins trinken würde, denn die Antwort war immer nein.
    Samstag geht es endlich nach Hause in den Alltag, vor dem ich Respekt, aber keine Angst habe ... ein bischen mulmig wird es halt in den eingeprägten Situationen werden, aber ich hoffe, dass ich erfolgreich bleiben werde. Ich nehme dies alles nicht auf die leichte Schulter, wie es sich vielleicht anhören mag, versuche aber, mir selbst keine Angst einzureden.
    Direkt am Dienstag habe ich einen Termin bei der Diakonie, die bei uns für die Selbsthilfegruppen zuständig sind. Mal sehen, was dort in den bescheidenen Corona-Zeiten angeboten wird. Selbsthilfegruppen lehnt die Therapeutin hier übrigens ab - ich solle mir einen Therapeuten suchen und Einzelcoaching machen (was ich auch tun werde), aber Selbsthilfegruppen - nein danke - sagt sie (mit der Begründung: Die helfen nicht). Auch hier bin ich wieder anderer Meinung als sie. Sie widerspricht sich bei diesem Thema auch, da sie uns während meiner Zeit hier ein sehr gutes Buch zu lesen gegeben hat (Jetzt ist es genug! Leben ohne Alkohol von Viktor Sommer), in welchem immer wieder steht, dass man nicht auf einem Bein (also nur Einzelcoaching) stehen kann, sondern auch eine Selbsthilfegruppe suchen soll - jedenfalls diejenigen, die "nicht zu schüchtern" sind, und sich trauen, vor mehreren fremden Leuten ihre Alkoholsucht zu besprechen.
    Anders war es hier in unserer Gruppe ja auch nicht. Sobald wir beim Abendessen alleine waren, fingen die eigentlichen Gespräche an ... nach dem Motto: Was hast Du gern getrunken, was meinst Du warum etc. etc. Also waren wir 7-9 Leutchen, die wir hier während meinen knapp 4 Wochen waren ja auch fast eine Selbsthilfegruppe.
    Jedenfalls is das Fazit der Entgiftung und Entwöhnung: Super Entscheidung!

    Und was die neue Angela betrifft: Da gibt es bei mir und meinem Partner keine Probleme :)


    Bis dahin erst einmal
    Liebe Grüße
    Angela

  • Hallo!

    Jetzt hast Du die ersten richtigen Schritte gemacht und schon etwas Handwerkszeug mitbekommen. Bleib am Ball.

    Mit hat das 3-gleisige Vorgehen aus ambulanter Therapie, Lektüre von Fachliteratur und Internetrecherche in verschiedenen Foren sehr geholfen. Alle 3 griffen wie die Rädchen einer Maschine ineinander.

    Nach meiner ambulanten Therapie habe ich ca. 1 1/Jahre noch eine SHG besucht, bin dort aber ausgestiegen, weil sie mir nichts mehr brachte und eher 'ne Art Kaffee-Klatsch war. Das ging mir zum Schluss einfach auf die Nerven. Seitdem bin ich nur noch in Foren zu unserem Problem unterwegs.

    Dennoch rate ich, sich mal die eine oder andere SHG anzuschauen und sich ein eigenes Bild zu machen. Vielleicht ist ja die richtige Truppe für dich dabei.

    Einzelgespräche bei einem Therapeuten/Psychologen waren bei mir in der ambulanten Therapie integriert. Da sind vorab die Kosten zu klären (wer zahlt) und dann gilt es, einen Therapeuten/Psychologen zu finden, der auch noch Termine frei hat.

    Gutes Gelingen wünscht
    Rekonvaleszent

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