Hallo aus dem Entzug
Seit Montag bin ich nun in der Klinik. Es ist sehr schön hier und ich fühle mich sehr wohl. Ich bekomme Medikamente, die die Entzugserscheinungen mildern oder verhindern sollen. Sie wirken! Vielleicht denken manche, ach das ist doch schummeln"... aber mir egal es hilft! Ich habe keinerlei Suchtdruck, lauf den ganzen Tag von einem Termin zum anderen und alles hilft sehr bis auf ... naja, da komme ich gleich drauf.
Ich bin nun 3 Tage ohne Alkohol. Komisch mag erscheinen, dass der Klinik ein Wellnesshotel angeschlossen ist und wir Frühstück, Mittag und Abendessen dort mit den Hotelgästen zusammen einnehmen, die aber der Diskretion wegen nicht wissen, warum wir dort sind. Auch komisch fand ich beim ersten Mittagessen, dass da bei dem tollen Wetter im Biergarten die Hotelgäste ein Glas Weizen, Wein oder Pils serviert bekommen. Aber ich sag Euch was ... es stört mich/uns nicht. Ich hätte mir das so nie erträumt! Gestern Abend einmal ganz kurz, nach einem langen Tag mit Sport und Untersuchungen habe ich mir auf dem Weg zum Abendessen gedacht ..."...hach, jetzt ein schönes, kühles Pils...." ach, schade eigentlich .... aber dann war der Gedanke so schnell wieder weg wie er kam... Eigentlich Wahnsinn oder?
Ich schreibe die Tage noch mehr, wenn Ihr mögt, aber ein riesen Problem sehe ich auf mich zukommen: Die Psychotherapeutin, die die Gruppe (10 Personen insgesamt) betreut ist bei allen nicht beliebt - ob das das richtige Wort ist, weiss ich nicht. Erst habe ich mir gedacht ... ach, schauste halt einfach mal... und ich sage Euch, die Frau hat nachdem was ich bisher von ihr kennengelernt habe, den Beruf verfehlt..... Beispiel: Das erste Einzelcoaching ging nur ca. 20 min. Sie hakte einen Standardfragebogen ab - so weit so gut. Dann ging sie auf meine berufliche Situation ein - Seit 2 Jahren Hausfrau und Betreuerin meines an Demenz erkrankten Vaters. Ja und warum suchen Sie sich keinen Job - geht nicht, alle 4 Wochen muss ich 300 km zu meinem Vater fahren. Ja und wovon leben Sie - mein Vater unterstützt mich, Ach, Sie nehmen Geld für die Betreuung Ihres Vaters, sollte das nicht selbstverständlich sein? - ich - er gibt es mir gern, es ist auch genug da und naja, wovon soll ich sonst leben ... meinem Arbeitgeber sagen, ich muss alle 4 Wochen für 5 Tage weg? ... Da hatte ich schon einen Hals ganz ehrlich. Jedenfalls fühlte ich mich innerhalb von 5 Minuten als reiches Töchterlein verurteilt, die ihren armen, dementen Vater weil sie zu faul zum arbeiten ist schröpft, was totaler Unsinn ist. Die ganze Geschichte, was dahintersteckt, dauert mindestens 1 Stunde zu erzählen, und sie bildet sich nach 5 Minuten eine Meinung?. Naja gut dachte ich, vielleicht wollte sie mich ja nur herausfordern und das gehört zum Plan.....
Gestern fragt sie mich beim Frühstück (und sie ist beim Frühstück und Mittag immer dabei ...würg). Wie geht es Ihnen .... - gut! ...Das sagt mir nichts .. - naja gut und erstaunt, dass ich keine Entzugserscheinungen habe ... Stille und in die andere Richtung geguckt.
Heute die Frage: Wie haben Sie geschlafen - ich .... sehr schön und endlich mal bis halb 6 durchgeschlafen, ohne um 3, 4 und 5 aufzuwachen .... mit Medikamenten? Ich: Ja ... Sie: Na das ist Keine Kunst. ....!!!!!ich wollte ihr am liebsten mein Brötchen an den Kopf schmeissen.
Was ich von den anderen mitbekomme ist, dass sie à la Fräulein Rottenmaier alle nur bevormundet, kritisiert und anmosert. .... Leute - ich bin hier weil ich "runterkommen" möchte und Hilfe brauche - wenn ich mich aufregen will, dann ruf ich meine Mutter an...
Ein Neuer gestern kam einen Tag in Quarantäne, weil er keinen Corona Test hatte - ok. Ich hab dann mit meiner Tiscnachbarin so gesprochen - ach der arme, muss allein auf seinem Zimmer sitzen ....... Sagt die Therapeutin NEIN - der ist gar nicht arm, der ist selber Schuld, weil er keinen Test hat ...... liegt es an mir oder findet Ihr auch, dass die Frau absolut NICHT mitfühlend ist, null Empathie und anscheinend irgendeine Despotische Ader hat?
Ich soll DIESER Frau meine innersten Gedanken und Ängste schildern?????
Ich habe mir vorgenommen - morgen habe ich mein 2. Coaching - ihr noch eine Chance zu geben, obwohl sie mir total unsympathisch ist. Sollte das genauso eine Katastrophe werden, werde ich sie darauf ansprechen, dass ich mich in die Defensive gedrückt fühle und dies als absolut unangenehm und nicht förderlich empfinde. Alle anderen lästern über sie was das Zeug hält aber keiner sagt was. Gut, ich muss egoistisch sein - im Prinzip können die anderen mir egal sein, ich muss mit mir und meiner Sucht weiterleben, nicht die anderen.
Problem ist auch, dass sie für alle 10 zuständig ist und es hier auch nur diese eine Gruppe gibt. Mein Freund meint, ich soll zur Oberärztin gehen ... aber was bringt es, wenn es keine Alternative gibt?
Ich bräuchte hier dringend mal Eure Meinungen.... Ich will das schaffen und es geht mir bisher gut und das soll auch so bleiben ... aber es graust mir vor morgen. Nicht weil ich Angst habe - ich war schon immer stark und nicht kleinzukriegen - aber wenn man gegen die eigene Therapeutin Krieg führen muss, kann ich gleich wieder nach Hause gehen!
Es wäre echt schön, wenn Ihr mir Eure Meinungen und/oder Erfahrungen hierzu mal schreiben könntet. Vielen Dank vorab!
Liebe Grüße
Angela