Was sagt uns die Statistik? Wie sicher ist meine Abstinenz?

  • Mir geht’s um die Sicherheit meiner Abstinenz. Wo stehe ich und gehöre ich zu den wenigen % die es lebenslang schaffen?

    Was genau ist nötig um es dauerhaft zu schaffen?

    Es gibt ernüchternde Statistiken.

    Ist es am besten immer Tag für Tag seinen Weg zu gehen? Was sagen langjährige Abstinente? Die Alkoholsucht kann durch die Abstinenz gestoppt werden.

  • Ach liebe Emily, ich wollte dich nicht erschrecken 😢 Diese 5 Jahres Grenze gilt auch für andere Krankheiten. Z.B. Krebs. Nach 5 Jahren ohne neue Wucherungen, Metastasen, whatever, gilt man/frau als geheilt.

    Aber ganz klar: Wir wissen nicht, was morgen ist! Deshalb heute. Gibt verschiedene Wege, clean und trocken zu bleiben.

    Du bist definitiv auf einem sehr guten Weg in meinem Kopf.

    Mir hat das Wissen um das Unterbewusstsein, die Wege im Hirn und so Sachen ungemein geholfen.

    Fakt ist jedoch nach der Wissenschaft (evtl. kann das mal hier verlinkt werden in leichter Sprache?) das Wille allein nicht wirklich ausreichend ist. Wegen den Triggern, die unser durch Alkohol geschädigtes Gehirn freudig zum Anlass nimmt, uns wieder zu betäuben - mit wasauchimmer.

    Werde nach dem Abendbrot mal was zu den 13% suchen im Netz. Hatte die mal beim Blauen Kreuz vermittelt bekommen.

  • Ach liebe Emily, ich wollte dich nicht erschrecken 😢 Diese 5 Jahres Grenze gilt auch für andere Krankheiten

    Ich finde das nicht nur für mich wichtig. Es zeigt, dass ich meine Abstinenz nicht auf die leichte Schulter nehmen werde. Ich möchte zu den wenigen gehören, die es schaffen. Ich sehe es als Motivation und Antrieb einfach weiter Heute trocken zu bleiben. Dann kommt das nächste Heute, dann wieder das nächste Heute.

    Jetzt ist es 1 Jahr, dann 2, 3…..

    Aber ganz klar: Wir wissen nicht, was morgen ist! Deshalb heute. Gibt verschiedene Wege, clean und trocken zu bleiben.

    Tag für Tag hört sich machbar an. Daraus entwickeln sich dann Wochen, Monate und Jahre.

    Einmal editiert, zuletzt von Emily (10. Juni 2025 um 20:47)

  • Hi Emily

    Die Rückfallquoten gehen je nach Quelle und Studie extrem auseinander. Zwischen 40% bis 90% findet mal alles Mögliche... Wenn die Quote viel niedriger wäre, bräuchte es ja dieses Forum nicht😀

    13% wage ich zu hinterfragen. Nur schon die Präzision der Quote ohne Kontekt ist unseriös, viel zu viele Faktoren spielen da mit rein wie: amulant/stationär, Therapieart, Nachbetreuung, Konsummenge/Dauer, Alter.. was weiss ich, die Liste ist lang.

    Diese 5 Jahres Grenze gilt auch für andere Krankheiten. Z.B. Krebs. Nach 5 Jahren ohne neue Wucherungen, Metastasen, whatever, gilt man/frau als geheilt.

    Geheilt auf keinen Fall, die Rückfallwahrscheilichkeit wird bei entsprechender Selbstführsorge einfach immer kleiner.

    Aber mach dich nicht wahnsinnig, du bist seit einem Jahr nüchtern, ohne Rückfall, setzt dich mit dem Thema auseinander und hast somit die allerbesten Voraussetzungen, dass es auch so weitergeht.

    Gruss

    Tom

  • Ich finde das auch für alle, die sich frisch für ein nüchternes Leben entscheiden interessant und wissenswert. Es ist schon eine tolle Leistung trockene/r Alkoholiker/in zu sein. Ich bin jedenfalls stolz auf mich 😊

  • Ich hab noch nie 5 Jahre durchgehalten, also gehöre ich zu den 87% der Rückfaller. Ist es ein Grund für mich aufzugeben und es nicht immer wieder zu versuchen? Nö.

    Ich versuche mich auf den Moment zu focussieren, auf das wo ich heute stehe und was ich heute schaffe. Ansonsten würde ich ja nur mein Versagen betrachten. Ich hab schon öfter ein oder zwei Jahre durchgehalten und ich glaube immer noch daran, dass es diesmal dauerhaft ist. Vielleicht auch, weil ich diesmal eine SHG nutze und das nicht mit mir alleine ausmache.

    Beste Grüße Helga

  • Ich habe ähnliches wie Paul gefunden eben im Netz: große prozentuale Unterschiede je nach allem möglichen. Aber Entwarnung: die 13% habe ich auch so nicht (mehr) gefunden. Dinge ändern sich. Meine Quelle war ein Suchtkrankenhelfer, der sagte: Nur 13% schaffen es über die 5Jahresgrenze. Ist schon ein paar Jahre her.

    Zum Krebs noch: Das "geheilt" bezog sich auf den Krebs, nicht auf die Suchterkrankung! Quelle: die Ärztin, die mich 2015 operativ vom Krebs befreit hatte, sagte im Abschlussgespräch: Nach 5 Jahren ohne Neubefunde gelten Sie statistisch gesehen als geheilt.

  • Ich versuche mich auf den Moment zu focussieren, auf das wo ich heute stehe und was ich heute schaffe. Ansonsten würde ich ja nur mein Versagen betrachten. Ich hab schon öfter ein oder zwei Jahre durchgehalten und ich glaube immer noch daran, dass es diesmal dauerhaft ist. Vielleicht auch, weil ich diesmal eine SHG nutze und das nicht mit mir alleine ausmache.

    Das sind wichtige Gedanken und eine gute Einstellung

  • Ich have ähnliches wie Paul gefunden eben im Netz: große prozentuale Unterschiede je nach allem möglichen. Aber Entwarnung: die 13% habe ich auch so nicht (mehr) gefunden. Dinge ändern sich. Meine Quelle war ein Suchtkrankenhelfer, der sagte: Nur 13% schaffen es über die 5Jahresgrenze. Ist schon ein paar Jahre her.

    Der zweite Teil deines Beitrags in dem anderen Thread hat mich beeindruckt. Das hast du so gut geschrieben, dass ich dich am liebsten mal drücken würde 😘

  • Bedenke auch bei den Zahlen die Berechnungsgrundlage. 13 % von was? Das können ja nur Menschen mit einer offiziellen ICD-Diagnose sein, die offiziell erfasst werden und eine Behandlung der Art X durchlaufen haben oder auf irgendeine Weise den Weg ins Suchthilfesystem gefunden haben wie z.B. Beratungsstellen. Anders können keine Daten erhoben werden. Da tauchen demnach so Leute wie du Emily gar nicht in der Berechnung auf. Ihr fallt in die Dunkelziffer und seid in der Statistik also die große Unbekannte. Von daher…mach mir mal nicht so nen Kopf.

  • Hallo Emily,

    schei** auf die Statistik!🥳 Auf Meinungsumfragen etc.pp., du allein entscheidest - Du für dich.

    Ausser man zwingt dich oder verzaubert dich. ...'n bissel Selbstbewusstein (sich etwas zutrauen) ist durchaus erlaubt ... nicht nur heute, sondern ein Leben lang.🙃

  • Klasse Emily.

    Eigentlich könnte ich auch stolz sein , diese Baustelle meines Lebens anzugehen aber irgendwas in meinem Kopf boykottiert diesen Gedanken und läßt mich schamvoll zurück.

    Diese Scham ist am Anfang normal, genauso wie die rose Wolke mit Euphorie ohne Ende, danach kommt ne Traurigkeit, dann plötzlich erkennt man, dass man alle Gefühle, Gedanken und Emotionen nüchtern alle fühlt und damit umgehen muss. Dann kommt ne Zeit der Leere, gefühlter Stillstand, so als wenn nix weiter geht. und plötzlich ist 1 Jahr vorbei. Und ich kann sagen, dass sich nach meinem ersten Jahr eine Art Normalität entwickelt hat. Und das fühlt sich wirklich gut an.

    Also Laggard immer weiter gehen in kleinen und großen Schritten und immer Heute nüchtern bleiben, Tag für Tag. 💪

  • Ich habe es mal so gehört:

    Statistiker, das sind Menschen, die irgendwann mal in einem Fluss ertrinken, der durchschnittlich nur einen halben Meter tief ist.

    😅

    Was ich mit diesem Zitat andeuten will, ist, dass ich persönlich gar nicht viel insbesondere auf diese Statistiken gebe. Es ist z.B. sehr gut möglich, liebe Emily, dass Du in dieser Statistik gar nicht wirklich auftauchst, weil die Statistiken zumeist in therapeutischen Einrichtungen in den jeweiligen Erfassungsbögen erhoben werden. Und da auch nur die, die auch dran teilnehmen möchten. Oder auch nur die, die nach vielen Jahren immernoch dran teilnehmen. Der Rest ist ein riesen-riesen-riesengroßes Feld von Dunkelzahlen. In die eine, sowie auch in die andere Richtung.

    Menschen, die niemals sucht-therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen, und es dennoch dauerhaft schaffen, tauchen in solchen Statistiken zum Beispiel schon mal gar nicht auf. Und es gibt, je nach Quelle, Annahmen dazu dass das nichtmal unerheblich wenige Menschen sind. Auch hier im Forum gibt es immer wieder einige davon. Selbstremission, wäre das Suchwort hierzu.

    Ich selbst habe in meinem Ausstieg damals zusätzlich therapeutische Hilfe in Anspruch genommen. Einfach weil ich mir zu der Zeit sagte: ich ziehe alle Register die möglich sind. Das war auch richtig so! Ich habe es geschafft. Aber ich habe anschließend nie wieder so einen Fragebogen ausgefüllt.

    In dem therapeutischen Zeitraum gab es mal eine Zeit wo ich recht unzufrieden wurde. Weil nichts voran ging. Meine tatsächlichen Baustellen, die ich immer wieder ansprach, wurden umschifft und umgangen und ich ging da immer wieder mit Fragezeichen raus. Ich hätte Schritte gebraucht (die ich anschließend, später dann auch ging) wo praktische Hilfestellung an diesem oder jenen Punkt gefragt gewesen wäre... Naja, wie gesagt, es ging da irgendwie nichts voran, und irgendwann habe ich das gegenüber dem Therapeuten auch direkt angesprochen. Daß ich in den Sitzungen das Gefühl des Stillstandes habe. Der Therapeut schaute mich an, ließ eine kurze, spürbare und bedeutungsvolle Pause, und sagte dann zu mir: "Nun ja, vielleicht ist es ja auch genau das, was sie zur Zeit brauchen..?" ..ich war perplex. Ich war "entwaffnet" - ich wusste, es gibt dazu nichts mehr zu sagen. Der Therapeut hat immer recht. Kopf - gewinne ich, Zahl - verlierst du...

    Das ist aber nur eine Nebengeschichte. Worauf ich hinaus will ist, dass gerade solche Therapeuten es waren (nach meinem Erleben) welche immer wieder mit solchen Zahlen und Statistiken ankamen... mich hat sowas nie wirklich weiter gebracht....

    Ich habe mir weiter, wo erforderlich, Hilfe gesucht, und habe diese meist dort wirklich erfahren, wo Menschen bereit waren an meiner Situation TATkräftig mitzuwirken. Gleichwenn ich aber durchaus auch gute therapeutische Anregungen gefunden habe auf meinem Weg!

    Mir geht’s um die Sicherheit meiner Abstinenz. Wo stehe ich..

    Liebe Emily, ich persönlich denke, wo man selbst steht, kann man oft selbst am besten beurteilen. Das spricht keine Tabelle oder Kreisdiagramm aus. Es geht ja darum, wie wir uns >fühlen<. Wir leben jetzt, und jetzt haben wir den Gestaltungspielraum, eine bereichernde, nachhaltige Nüchternheit und Suchtmittelfreiheit zu (er-) leben. Wenn ich, jetzt, ein zufriedenes und/oder glückliches, (selbst)achtsames Leben lebe, ist doch an sich alles gut, und es besteht absoluter Grund zur Zuversicht.

    Mir persönlich hat der Weg in die Nüchternheit diesen Zugang zu mir Selbst und in meine Selbstwirksamkeit eröffnet. Dafür bin ich sehr dankbar, denn es ist eines meiner wichtigsten Instrumente.

    Statistiken hingegen - eher weniger

    Einmal editiert, zuletzt von Mojo (13. Juni 2025 um 13:34)

  • Menschen, die niemals sucht-therapeutische Hilfe in Anspruch nehmen, und es dennoch dauerhaft schaffen, tauchen in solchen Statistiken zum Beispiel schon mal gar nicht auf.

    Da gehöre ich z.B. dazu.

    ich persönlich denke, wo man selbst steht, kann man oft selbst am besten beurteilen.

    Ich fühle mich befreit und leicht. Alles ist nüchtern einfacher geworden, selbst unangenehme Dinge oder Situationen kann ich nüchtern besser lösen.

    persönlich hat der Weg in die Nüchternheit diesem Zugang zu mir Selbst und in meine Selbstwirksamkeit eröffnet. Dafür bin ich sehr dankbar

    So ist es bei mir selbst auch.


    Also pfeife ich auf Statistiken und genieße einfach mein nüchternes Leben 😄

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