Hi. Ich bin 50, männlich und vermute, dass mein Alkoholkonsum problematisch ist.
Es gibt wiederholt Phasen in meinem Leben in denen ich "irgendetwas" habe. Im Herbst '21 und '23 ist es ein medizinisch mehrfach abgeklärtes, harmloses aber sehr lästiges Herzstolpern. Verdächtigt habe ich ein Roemheld Syndrom, Unverträglichkeiten, Kaffee, Stress ... das Übliche. Zudem hatte ich massive Schlafstörungen. Erst ohne Alkohol, dann auch mit Alkohol.
Getrunken hatte ich bis vor etwas über 5 Wochen: 4-5 Mal pro Woche 4-6 0.5l Bier oder 1-2 Flaschen Wein. Gedanken darüber mache ich mir seit über 20 Jahren. Erfahrungen mit nüchternen Phasen habe ich bereits. Und auch dieses Mal geht es mir jetzt in der 6. nüchternen Woche deutlich besser.
Wegen des Herzstolperns hab ich Anfang Oltober den Alkohol auf Null reduziert und mir ein niedrig dosiertes Antidepressivum für's Schlafen verschreiben lassen. Klappt prima. Seit dem keine Nacht mehr unter 7 Stunden Schlaf. In den letzten 10 Tagen auch schon ein paar Mal ohne Pinkelpause. Und das Stopern wird auch immer weniger.
Auf Youtube habe ich diverse Videos geguckt. Natalies und einige andere. Mit dem Begriff Alkoholiker kann ich mich nicht identifizieren. Aber ich weiß, dass mein Konsum schädigend und mitunter missbrauchend war / ist.
Jetzt überlege ich wie es weiter geht. Da ich mich langsam wieder erhole sehe ich die Gefahr, dass ich in naher Zukunft wieder einsteige. Erst 1-2 Mal die Woche, dann 3 Mal, dann 4 Mal ... ich kenne das Spielchen. Solange ich nicht "irdentetwas" habe, mache ich weiter.
Allerdings stört mich daran, dass ich so viel Lebenszeit dadurch verschwende und mich und meine eigenen Ziele dadurch vernachlässige. Die Energie, die ich jetzt wieder habe. Die Motivation beruflich und privat mehr zu unternehmen und auch die Kraft dazu zu haben. Und die innere Ruhe, die ich inzwischen wieder kriege.
Immer, wenn es mir schlecht geht, habe ich oft das Bild eines Kindes in mir. Es sitzt unruhig, angespannt nackt auf dem Boden und kratzt sich den Bauch blutig. Ich weiß, dass ich das bin. Und das bekümmert mich.
Ich mein es spricht ja nichts dagegen ab und zu mal ein Glas Sekt oder Wein oder ein kleines Bier zu trinken. Aber das reicht mir nicht. Und wenn ich dann regelmäßig meine "Dosis" konsumiere plane ich bereits Pausen damit ich fit genug für z.B. Reisen bin. Das ist doch ... dumm.
Es währe doch viel schöner, wenn ich mir keinen Kopf machen müsste und freier wäre. Das ist es nicht wert. Fragt sich nur wie ich es schaffen kann auch über einen längeren Zeitraum ... vielleicht auch für den Rest meines Lebens nüchtern zu bleiben.
Medizinisch habe ich mehr als genug Argument gegen jeglichen Alkoholkosum. Aber mir fehlt der Austausch. Mir fehlen Menschen, denen es auch so geht.
Meine Frau meint, dass mein Alkoholkonsum nicht problematisch ist. Klar, als Tochter eines Handwerkers, der aufgrund seiner körperlichen Aktivität deutlich mehr konsumieren konnte. Aber ich sitze beruflich den ganzen Tag. Immerhin gehe ich seit zwei Jahren wandern für Körper und Geist, was ich sehr liebe.
Aber so allgemein. Spinne ich? Oder sind meine Gedanken bezüglich meines Konsums schon berechtigt?
Vielen Dank für's Lesen und liebe Grüße