Just4Fun stellt sich vor

  • Hallo ihr Lieben !

    Ich wollte mich auch mal wieder melden. wikende091
    Mir geht es immer noch gut und ich bin immer noch nüchtern. Mittlerweile schon den 54. Tag.
    Ich glaube tatsächlich, dass es bei mir im Kopf das berühmte "Klick" gemacht. Ich war die letzten Tage in diversen Situationen, in denen ich sonst immer Alkohol getrunken habe. Ich habe einen Nachbarn von mir besucht, mit dem ich sonst immer getrunken habe. Das haben wir diesmal auch. Allerdings habe ich mir mein eigenes, alkoholfreies Bier mitgebracht. Der Nachbar war zunächst etwas verwundert. Ich erklärte ihm dann, ich trinke nicht mehr. Nicht weil ich muss, sondern weil ich es will. Und dann haben wir uns ganz normal unterhalten. Er mit alkoholhaltigem, ich mit alkohlfreiem Bier.
    Apropos alkoholfreies Bier. Ich weiß, einige von euch sind kein Freund von alkoholfreiem Bier. Aber ich trinke es hin und wieder ganz gerne. Es triggert mich nicht und ich kann nach ein oder zwei Flaschen auch wieder aufhören. Das konnte ich mit alkoholhaltigem Bier nicht.
    Ich war zwischnezeitlich dreimal auf dem Weihnachtsmarkt. Zweimal mit der Familie und einmal mit Arbeitskollegen. Den obligatorischen Glühwein habe ich durch heiße Schokolade ersetzt. Und schließlich war ich auf der Weihnachtsfeier von der Arbeit aus. Es war schon irgendwie komisch zu sehen, wie um einen herum die Leute immer betrunkener wurden. Aber auch hier hatte nicht das Verlangen nach Alkohol.

    Und nun steht das erste alkoholfreie Weihnachten seit langem bevor. Ich bin gespannt.

    LG
    ein zufriedener Just4Fun

  • Hallo Just for Fun!

    Erst mal schön, dass es dir gut geht!


    Apropos alkoholfreies Bier. Ich weiß, einige von euch sind kein Freund von alkoholfreiem Bier.

    Da muss jeder seinen Weg finden, wie er mit den "Grenzbereichen" umgeht. Es gibt ja trockene Alkoholiker , die essen nicht einmal Senf, weil in Senf Essig ist , der wiederum aus Alkohol gemacht wird und somit auch Spuren von Alkohol enthalten kann. So streng bin ich für mich nicht. Außerdem habe ich es am Anfang auch nicht gewusst, bzw. nicht daran gedacht. Dann habe ich es nachdem es mir bewusst wurde auch weiter Senf gegessen.
    Ich esse und trinke nichts, was irgendwie "sprittig" schmeckt, auch nichts, was sonst wie nach Getränken schmeckt, die typischerweise Alkohol enthalten, wie z.B. Bier.
    Allerdings bestelle ich mir durchaus Schweinsbraten mit Schwarzbiersoße, weil es einfach nicht nach Bier schmeckt, sondern "malzig" und ich es einfach auch gern mag. Rotweinsoße würde ich mir hingegen nicht bewust bestellen, weil die nach Wein schmeckt. Wenn es allerdings versehentlich passiert gerate ich auch nicht in Panik und würde es auch essen.
    Jeder wird da wohl in den kleinen, feinen Details etwas anders ticken als der andere, beeinflusst durch seine eigene Suchtgeschichte.
    LG
    Frank

  • Hallo Just4Fun,

    Ich habe jetzt mal alles vorherige gelesen.

    Ich habe eine Frage: weis Deine Frau von deinem Trinken? (Ich hoffe ich habe es nicht überlesen).

    Wie gestaltest Du deinen Tag bzw. Freizeit?

    LG

  • Hallo Just4Fun,
    schön, wieder von dir zu lesen und dass es dir gut geht und du nach wie vor zufrieden bist. 44.


    Apropos alkoholfreies Bier. Ich weiß, einige von euch sind kein Freund von alkoholfreiem Bier. Aber ich trinke es hin und wieder ganz gerne. Es triggert mich nicht und ich kann nach ein oder zwei Flaschen auch wieder aufhören. Das konnte ich mit alkoholhaltigem Bier nicht.

    Ich sehe das mit diesen „Grenzbereichen“ ganz ähnlich wie Frank. Den Weg kann und darf jeder selbst finden.
    Ich selbst hab, das hab ich dir ja schon mal geschrieben, die Finger auch vom alkoholfreien Bier gelassen, als ich, obwohl das Zeug angeblich alkoholfrei sein soll, eine gewisse mir nicht unbekannte Wirkung im Kopf verspürt hab, die ich nie wieder verspüren will. Mein Mann, der zweifellos kein Alkoholiker ist, aber von sich aus seit einem Jahr gar keinen Alkohol mehr trinkt, trinkt ab und zu ein solches alkoholfreies Bier. Interessant und aufschlussreich finden wir beide, dass er bei sich nach dem Konsum von mehr als einem dieser Biere am nächsten Tag körperliches Unwohlsein verspürt. Wir schließen daraus, dass alkoholfreies Bier offenbar doch nicht ganz sooooooo harmlos ist. Er belässt es deshalb bei einem solcher Biere.

    Ich esse und trinke ähnlich wie Frank nichts, was irgendwie „sprittig“ schmeckt. Ich hab definitiv auch kein Interesse an so etwas. Letztens waren mein Mann und ich mal essen und haben zwei verschiedene Gerichte bestellt, die uns so angeguckt haben, und um gegenseitig beim anderen probieren zu können. Sein Gericht enthielt, das war uns vorher nicht klar, eine Soße, die offensichtlich Rotwein enthielt. Ich hab‘s sofort herausgeschmeckt und bin mir gar nicht mal so sicher, ob ich das Gericht wirklich hätte genießen können, weil mich der Geschmack des Rotweins gestört hat. Viel zu aufdringlich.

    Auf dem Weihnachtsmarkt hatten wir neulich auch einen schönen heißen Kakao. Richtig lecker und passend fand wir das, zumal jener Weihnachtsmarkt unter überall aufgestellten Tannen in einer Art Wald stand. Von den Buden mit der Feuerzangenbowle oder dem Glühwein halte ich mich in der Regel fern, weil ich den von ihnen ausgehenden Fuselgeruch nicht mehr riechen mag.


    Es war schon irgendwie komisch zu sehen, wie um einen herum die Leute immer betrunkener wurden.

    Das kann ich gut nachvollziehen. Schon spannend, was man so alles beobachtet und wie es auf einen wirkt, wenn man plötzlich auf der anderen Seite stecht, nech? :devilsmile:

    Wünsche dir weiterhin eine zufriedene Adventszeit.

    Habt Ihr schon Pläne, wie Ihr das erste alkoholfreie Weihnachtsfest gestalten wollt? ;D

    Bei uns gibt‘s traditionell Kartoffelsalat am Heiligabend. Ich dachte vor zwei Jahren noch, dass ein guter Rotwein unbedingt dazugehöre und hab deswegen, als ich hier neu aufgeschlagen war, noch mit mir gerungen, an DEM Abend und an Sylvester noch eine Ausnahme machen zu dürfen. Heute kann ich nur darüber lachen, denn OHNE Alkohol geht’s ZIEMLICH gut und die Auswahl an köstlichen alkoholfreien Getränken ist nicht gerade gering. laugh2

    Viele Grüße
    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Nichts für ungut Just4Fun, aber für meinen Geschmack bist Du als als Neuling viel zu dicht am Alkohol dran. Ob Deine riskanten Manöver gut gehen, wird die Zukunft zeigen. Ich habe in meiner Zeit so einige Kandidaten verunglücken sehen, die es genau so locker, entspannt und letztlich unvorsichtig angingen wie Du.

    Ich halte mich an die Regel: "Alles was aussieht wie Alkohol, riecht wie Alkohol und schmeckt wie Alkohol ist tabu." Und damit bin ich gut und unfallfrei gefahren.

    Du wärst gut beraten, mehr Abstand zum Alkohol einzuhalten und Dich mit dem Thema Suchtgedächtnis und seinen Tücken auseinanderzusetzen.

    Gruß
    Rekonvaleszent

  • Hallo ihr Lieben, ich wollte mich dann auch mal wieder melden.
    Mittlerweile habe ich drei nüchterne Monate "auf der Uhr" und es geht mir nach wie vor sehr gut damit.
    Ein alkoholfreies Weihnachten, ein alkoholfreies Silvester, eine große Familienfeier ohne Alkohol liegen hinter mir, mein 50. Geburtstag liegt vor mir. Und was soll ich sagen ? Vor allem der Neujahrsmorgen war großartig. Das erste mal seit Jahrzehnten ohne Kater ins neue Jahr gestartet. Einfach riesig !


    Nichts für ungut Just4Fun, aber für meinen Geschmack bist Du als als Neuling viel zu dicht am Alkohol dran. Ob Deine riskanten Manöver gut gehen, wird die Zukunft zeigen. Ich habe in meiner Zeit so einige Kandidaten verunglücken sehen, die es genau so locker, entspannt und letztlich unvorsichtig angingen wie Du.

    Ich halte mich an die Regel: "Alles was aussieht wie Alkohol, riecht wie Alkohol und schmeckt wie Alkohol ist tabu." Und damit bin ich gut und unfallfrei gefahren.

    Du wärst gut beraten, mehr Abstand zum Alkohol einzuhalten und Dich mit dem Thema Suchtgedächtnis und seinen Tücken auseinanderzusetzen.

    Gruß
    Rekonvaleszent

    Danke für deine Worte Rekonvaleszent. Aber woher meinst du zu wissen, dass ich das ganze locker und entspannt angehe. Mir ist durchaus klar, dass ich immer das erste Glas stehen lassen muss. Dennoch möchte ich nicht auf Weihnachtsmärkte, Feiern, Stadienbesuche u.ä. verzichten. Und würde ich mich dazu nicht stark genug fühle, würde ich ich diesen Anlässen auch fern bleiben. Ich wäge jedesmal aufs Neue ab, ob ich in der Verfassung bin, das zu schaffen.
    Zum anderen sehe ich auch das Positive an der Nüchternheit. Und diese Positiven Erfahrungen sind es auch, die mir den Willen und die Kraft geben, diesen Weg weiter zu gehen.
    Als ich noch getrunken habe bestand mein Tag im Wesentlichen aus Arbeiten, auf dem Heimweg schon die ersten zwei Bier trinken, nach Hause kommen, Couch, Bier und Fernsehen. Heute schaffe ich viel mehr am und im Haus und genieße außerdem meinen Feierabend wesentlich mehr als zu Trinkerzeiten.
    Und zum Thema alkoholfreies Bier. Da trinke ich hin und wieder maximal zwei Flaschen. Die trinke ich dann ja auch nicht wegen der Wirkung, sondern wegen des Geschmacks. Da habe ich auch keine Probleme auch wieder aufzuhören. Das war bei "richtigem" Bier anders. Einmal angefangen gab es kein Halten mehr.

    Also mein Weg scheint -zumindest bislang- der richtige für mich zu sein. Für andere mag er nicht passen, für mich fühlt es sich aber gut an. Sollte sich das ändern, werde ich sicherlich auch wieder neu überlegen.

    So, das soll es ersdtmal gewesen sein.

    LG
    ein zufriedener Just4Fun

  • Ich bestätige Dir jetzt mal, dass ich das im Wesentlichen auch so mache.

    Zum Alkoholfreien habe ich schon geschrieben, ich kenne einige, auch lange Trockene, und mir schmeckts halt nicht. So lange Du so zufrieden bist, und es kennt jeder sich selbst am Besten, so lange er sich nicht selbst was vormacht.

    Ich würde das an Deiner Stelle auch so weiter machen, schätze ich.

    Ich sag, ich fahr ja auch nicht übervorsichtig Auto, die meiste Zeit denke ich gar nicht drüber nach, sondern fahre, besonders auf dem Land, so wie ich Lust habe. Nur wenns kritisch wird, das MUSS ich merken.

    Gruß Susanne

  • Hallo Just4Fun,
    schön, mal wieder von dir zu hören und dass es dir weiterhin gut geht. 44.
    Drei zufriedene Monate! Ich gratuliere! :heartBalloon:

    Ich sehe das ganz ähnlich wie Susanne. Es kommt letztlich nur darauf an, ob und wie du auf deinem Weg zurecht kommst.

    Das Autobeispiel von Susanne kommt mir irgendwie bekannt vor….

    Grüße
    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Hallo ihr Lieben, ich bin auch mal wieder da.

    Mittlerweile beim 113. nüchternen Tag angekommen. Bis hierher lief ja alles ohne nennenswerte Probleme. Aber heute... was für ein merkwürdiger Tag. ??? Seit heute Mittag denke ich immer wieder, ach komm, ein Bier könntest du dir ja mal genehmigen, nur eins, ist doch nicht so schlimm... Natürlich weiß ich, dass ich es nicht tun werde, aber der Gedanke ist da.
    Der Gedanke und das Verlangen ist nicht so stark, dass es sich nicht in den Griff bekommen ließe, aber es ist halt da. Und das seit heute Mittag immer wieder... Ich zermartere mir den Kopf, aber ich komme auch nicht drauf, was der Auslöser sein könnte. Also werde ich mich wohl oder übel durch den Rest des Abends mit diesem Gedanken rumplagen müssen - in der Hoffnung, dass er morgen wieder dahin verschwunden ist, wo er hergekommen ist.

    Es grüßt euch heute ein nachdenklicher
    Just4Fun


  • Ich zermartere mir den Kopf, aber ich komme auch nicht drauf, was der Auslöser sein könnte.

    VIELLEICHT könnte ich Dir dafür einen Anhaltspunkt geben. Einen, der es damals bei mir war und den Du ja - zumindest noch im Januar - partout nicht sehen willst/wolltest:

    Zitat

    Und zum Thema alkoholfreies Bier. Da trinke ich hin und wieder maximal zwei Flaschen. Die trinke ich dann ja auch nicht wegen der Wirkung, sondern wegen des Geschmacks. Da habe ich auch keine Probleme auch wieder aufzuhören. Das war bei "richtigem" Bier anders. Einmal angefangen gab es kein Halten mehr.

    Ich habe es damals auch nur wegen des Geschmacks getrunken - und eben wegen der nicht vorhandenen Wirkung.
    Aber da gibt es etwas, das einfach nicht vergisst und sich dann immer wieder mal meldet - das Suchtgedächtnis.
    Und wenn dann so ein lecker Bierchen angerauscht kommt, dann freut es sich. Aber dann ... kommt nix weiter nixweiss0 Also meldet es sich bei Dir nach dem Motto "Suchtgedächtnis an Just4Fun73":
    "Sag mal, Freundchen - WILLST DU MICH VERARSCHEN?? >:( >:( DA FEHLT DOCH WAS! WO BLEIBT MEIN RAUSCHGEFÜHL?!? Komm, mein Freund - nur EIN kleines richtiges Bier. Kannst mich doch nicht so veralbern ..."

    Und das Suchtgedächtnis kann verdammt hartnäckig sein.

    Das ist z.Bsp. MEIN Grund, warum ich kein alk-freies Bier trinke. Ich mochte den Geschmack und habe damals auch versucht, es anstatt dem "richtigen" zu trinken - hat aus den o.g. Gründen nicht funktioniert. Ergo ...

    ... muss jeder für sich selbst entscheiden, was er tut.

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Moin JustforFun,

    wie gehts heute, überstanden?

    Wir hatten Dir ja schon anfangs geschrieben, dass es Saufdruck geben kann und dass es Strategien gibt, damit umzugehen.

    Grund kann ganz simpel sein, dass Du in einem Film von früher warst, kann im Traum passieren, kann eine plötzliche, auch unbewusste Erinnerung sein, dann befindet man sich in einem Film, der in einem selbst abläuft. Die Macht der Gewohnheit und die Macht der Erinnerung.

    Bekannte Weisheit unter trockenen Alkis ist auch, dass es oft nicht ausreicht, nur mit dem Trinken aufzuhören und ansonsten nichts zu tun oder zu verändern. Oft ist der Lebensstil nicht ausgewogen oder an der inneren Lebenseinstellung muss irgendwie gefeilt werden. Eigene Überzeugungen müssen überprüft werden. Manchmal muss man auch ein paar ganz neue Dinge lernen, ich musste das.

    Ich hab mich dann auch mal gefragt, was es eigentlich ist, was ich mit dem trinken erreichen will. Besoffensein wollen ist kein Selbstzweck, sondern zumindest ich wollte damit emotional etwas erreichen, einen Zustand emotionaler Befrideigung oder auch innerer Freiheit.
    Funktionierte mit Alk halt nicht mehr so richtig, also habe ich nach anderen Möglichkeiten gesucht, diese innere Befriedigung zu erreichen. Kam aber nicht von selbst, musste ich dran arbeiten, längere Zeit. Und nur auspowern, Sport, Arbeit, reicht dazu eben oft nicht, weil ausgepowert die alten Automatismen nämlich leichter ablaufen können. Man darf gerne auch gekonnt zur Ruhe kommen können.

    Viele machen das nach dem Motto "Indianer kennt keinen Schmerz" und scheitern daran, denn der Indianer kennt den Schmerz sehr wohl. Und nicht nur Weicheier brauchen Selbstfürsorge.

    Ansonsten kenne ich Dich viel zu wenig, um Dir einen persönlichen Rat zu geben. Da musst Du in Dich gehen, was es sein könnte und ob Du was ändern musst.

    Und manchmal braucht man auch die Erfahrung, dass der Saufdruck auch wieder geht und nicht ewig anhält, auch wenn man ihm NICHT nachgibt. Stärkt das Selbstbewusstsein, dass man damit umgehen kann. Wird mit der Zeit weniger, wenn mans durchhält. Sollte aber kein ewiger Kampf werden, denn sonst wird man irgendwann verlieren.

    Gruß Susanne

  • Übrigens, Du hattest mal nach einem Unterschied von Zigaretten- und Alkoholentzug gefragt.

    Es gibt Leute, denen fällt das Aufhören beim einen leichter als beim anderen, und die einen hören leichter das Rauchen auf und die anderen leichter das Saufen.

    Das Rauchen aufzuhören ist mir deutlich schwerer gefallen, als mit dem Saufen aufzuhören. Aber ich habe es auch durchgezogen. Dass es mir schwerer fiel, lag wohl zum Teil dran, dass ich wirklich von morgens bis abends geraucht habe, 23 Jahre lang 50 Kippen am Tag. Dementsprechend gab es untertags auch viel mehr Momente, wo ich es gewohnt war, mir eine anzuzünden. Beim Saufen habe ich immer erst abends und nicht jeden Tag, also da gab es schon lange Zeiten ohne.

    Beides fehlt mir heute nicht. Aber Saufen aufzuhören war auf Dauer trotzdem die größere Umstellung, und das liegt an der Wirkung. Nach 10 Kippen habe ich zwar mein Belohnungszentrum einige Male befriedigt, aber ich habe keinen Rausch. Ich bin nach einem Tag Rauchen geistig genau so nüchtern wie morgens beim Aufstehen.

    Beim Saufen trete ich dagegen aus meinem Alltag und seinen Zwängen heraus. Ich verliere ein paar Hemmungen, es wird lockerer, vieles ist mir viel egaler als nüchtern. Wirkungen, die das Rauchen nicht hat. Genau da könnte vieleicht auch ein Ansatz sein, welche Funktion das Trinken für Dich hatte. Muss ja nicht die gleiche Funktion sein wie bei mir, aber irgendeine Funktion zur Lebensbewältigung hat das Trinken meistens.
    Ich rede dabei nicht von der Phase der vollausgebildeten Sucht, wo man keine eigene Wahl mehr hat und Hilfe braucht, sondern von den meist vielen Jahren vorher, in denen man theoretisch ja noch lange hätte aufhören können. Man zahlt ja aber viel Geld, um überhaupt abhängig zu werden..warum?

    Übrigens eine häufige Kombination, überdurchschnittlich viele Alkoholiker - im Vergleich zur Normalbevölkerung - sind gleichzeitig starke Raucher. Zum Teil liegts daran, dass beide auf ähnliche Hirnzentren wirken und man den Körper durch den Konsum dran gewöhnt hat, die körpereigenen Regulatoren viel weniger herzustellen und sie wirken dann auch schwächer, da die Droge stärker ist, als alles, was der Körper selbst macht. Und das muss sich auch erst wieder einregulieren. Das dauert Monate und ist bei manchen Drogen ganz kaputt.
    Drogen haben Gemeinsamkeiten in der Wirkung, aber eben auch Unterschiede. Geht ja auch sehr unterschiedlich lang, bis man abhängig ist. Alkohol ist da relativ langsam, Nikotin und Heroin sind schnell. Deswegen nannte man früher Alkis die Bauarbeiter unter den Süchtigen, da man erst viele Steine aufeinander setzen muss..

  • Hallo ihr Lieben !

    zunächst möchte ich mich für Eure sehr ausführlichen Antworten bedanken.


    Du guckst ja jeden Tag mehrmals hier rein.

    Redest Du nicht mehr mit uns, sind wir Dir zu popelig oder trinkst Du?

    Manchmal habe ich nur Zeit, einmal kurz reinzuschauen, nicht jedoch die Zeit ausführlich zu antworten. Oder ich bin mit dem Handy drin. Und da fonde ich das Schreiben sehr unkomfortabel. Ich bin da halt etwas old-school.
    Aber ich versuche mir dann schon zeitnah die Zeit zu nehmen euch zu antworten. Und nein, ihr seid mir nicht zu "popelig", wobei ich nicht mal genau weiß, was dieses Wort bedeutet. Und nein, ich trinke noch immer nicht.

    VIELLEICHT könnte ich Dir dafür einen Anhaltspunkt geben. Einen, der es damals bei mir war und den Du ja - zumindest noch im Januar - partout nicht sehen willst/wolltest:


    Ich habe es damals auch nur wegen des Geschmacks getrunken - und eben wegen der nicht vorhandenen Wirkung.
    Aber da gibt es etwas, das einfach nicht vergisst und sich dann immer wieder mal meldet - das Suchtgedächtnis.
    Und wenn dann so ein lecker Bierchen angerauscht kommt, dann freut es sich. Aber dann ... kommt nix weiter nixweiss0 Also meldet es sich bei Dir nach dem Motto "Suchtgedächtnis an Just4Fun73":
    "Sag mal, Freundchen - WILLST DU MICH VERARSCHEN?? >:( >:( DA FEHLT DOCH WAS! WO BLEIBT MEIN RAUSCHGEFÜHL?!? Komm, mein Freund - nur EIN kleines richtiges Bier. Kannst mich doch nicht so veralbern ..."

    Hmm, tatsächlich stellt sich bei mir noch immer nicht die Überzeugung ein, dass es am Alkfreien Bier liegen könnte. Ich hatte am Freitag auch gar keines getrunken. Trinke es auch nicht regelmäßig. Wenn überhaupt, dann vielleicht 1-2/ Woche.

    Susanne68 : Ich kann die immer noch nicht sagen, was das Sauf-Verlangen am Freitag ausgelöst hat. Es zog sich vom Mittag bis zum Abend. Und am Samstag Morgen war wieder alles ok. Natürlich gibt es immer wieder Berührungspunkte oder Erinnerungen an meine Sauf-Vergangenheit. So komme ich z.B. Tag für Tag an einem Kiosk vorbei, an dem ich mich früher oft mit Bier versorgt habe. Einkaufen im Supermarkt, Freunde treffen, Firmen- und Familienfeste... alles Anlässe die ohne Alkohol erst erlernt werden müssen. Und auch auf meine Stadionbesuche möchte ich nicht verzichten.


    Ich hab mich dann auch mal gefragt, was es eigentlich ist, was ich mit dem trinken erreichen will. Besoffensein wollen ist kein Selbstzweck, sondern zumindest ich wollte damit emotional etwas erreichen, einen Zustand emotionaler Befrideigung oder auch innerer Freiheit.
    Funktionierte mit Alk halt nicht mehr so richtig, also habe ich nach anderen Möglichkeiten gesucht, diese innere Befriedigung zu erreichen. Kam aber nicht von selbst, musste ich dran arbeiten, längere Zeit. Und nur auspowern, Sport, Arbeit, reicht dazu eben oft nicht, weil ausgepowert die alten Automatismen nämlich leichter ablaufen können. Man darf gerne auch gekonnt zur Ruhe kommen können.

    Was ich mit dem Trinken erreichen wollte habe ich mich auch gefragt. Ich bin zu dem Ergebnis gekommen, dass ich Sorgen und Probleme im Alkohol ertänken wollte. Und als ich gemerkt habe, dass die schwimmen können, war ich schon in der Spirale des Trinken-Müssens gefangen. Ich habe aber in den letzten Monaten gelernt, dass es zwar nicht immer leicht ist sich seinen Problemen zu stellen, aber es ist allemal schneller und zielführender diese anzugehen. Denn durchs Trinken waren die Probelme ja nicht weg. Am nächsten Morgen klopften sie ja wieder an.
    Nur auspowern ist bei mir allerdings nicht. Viel öfter als vorher nehme ich mir auch Zeit für Tätigkeiten, die mir gut tun. Mal spazieren gehen, in die Sauna gehen, ein Buch lesen, etc...

    Zum Thema Zigarettenentzug: den habe ich auch vor mittlerweile mehr als 13 Jahren hinter mich gebracht. Und ich vermisse das Rauchen auch überhaupt nicht. Den Vergleich zum Alkoholverzicht möchte ich noch nicht ziehen. Dafür ist das mit dem Alkohol für mich noch zu frisch. Aber eigentlich, mit wenigen Ausnahmen (wie z.B. am vergangenen Freitag) vermisse ich auch den Alkohol nicht.
    Das viele Alkoholiker auch starke Raucher sind ist mir auch aufgefallen. Mein Erklärungsversuch war hier, dass Nikotin- und Alkoholsucht sehr ähnliche Krankheiten sind und dass derjenige, der für das eine anfällig ist auch für das andere anfällig ist. Das mit den Bauarbeitern unter den Süchtigen habe ich noch nicht gehört, ist aber ein sehr treffender Vergleich.

    So, mir geht es gut und ich werde weiter nüchtern sein.

    LG
    Just4Fun

  • Hallo Just4Fun,
    schön zu lesen, dass es dir (wieder) gut geht und du jenes Erlebnis nüchtern überstanden hast.

    Diese Sache mit dem sogenannten Suchtgedächnis und, was es so triggern könnte, ist etwas, was mich immer mal wieder interessiert hat.

    Was genau da im Gehirn eigentlich vor sich geht, scheint nicht gänzlich zu klären zu sein. Es besteht irgendwie ein Zusammenhang zum sogenannten „Belohnungszentrum“, das von bestimmten Botenstoffen angesprochen wird. Dadurch, dass dein Gehirn und mit ihm das Belohnungszentrum Alkohol als Abkürzung kennengelernt hat, kann es immer wieder vorkommen, dass Gedanken daran und sogar mehr oder minder ausgeprägter Suchtdruck aufkommen können.
    Auch die „Lösung“ Sorgen und Probleme mit Hilfe von Alkohol für eine Weile wegzuschieben/ zu verdrängen/ weniger drückend zu machen, ist etwas, was dein „Belohnungszentrum“/ „Suchtgedächtnis“ ein für alle Mal gelernt hat und nicht wieder vergisst und woran es dich ggf. einfach mal so zwischendurch erinnert.

    Im ersten Jahr kann das häufiger vorkommen als später, aber wie Beispiele von rückfälligen Alkoholikern, die jahrelang erfolgreich und zufrieden trocken waren, zeigen, ist man auch Jahre später nicht dagegen immun.

    Darüber, was passieren kann, wenn dann doch (ausnahmsweise) zum Alkohol gegriffen wird, gibt’s mehr als genug Erfahrungsberichte. - Ich selbst kannte und kenne mich gut genug, um zu wissen, was mit MIR geschehen könnte, WENN ich nochmals Alkohol konsumiere. Diese traurige Erfahrung möchte ICH mir jedenfalls nicht geben, deshalb betreibe ich ganz bewusst Selbstfürsorge und bleibe auch durch das Forum hier mehr oder minder am Thema dran.


    Was auch immer das bei dir war, wie ich (und andere) dir schon geantwortet haben, lässt sich das nicht unbedingt auf ein bestimmtes Ereignis/ einen bestimmten Trigger festlegen. Das kann vielmehr eine ganze Kette von Ereignissen/ Triggern gewesen sein, die dazu geführt haben.

    Hauptsache ist, dass du’s erfolgreich überstanden hast, denn auch aus einem solchen Erlebnis lässt sich einiges lernen. ;)

    Grüße
    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Moin Just4Fun,

    danke erst mal für die ausführliche Antwort.
    Und schön, dass Du weiter dabei bist.

    "Popelig", laut Duden "armselig, schäbig", heisst "was erzählen die mir eigentlich für einen Schwachsinn? Da kann ich mir ja gleich in der Nase bohren"

    Mir gehts bei fehlenden Rückmeldungen einfach manchmal so, dass ich mich selbst dann manchmal frage, ob ich vollkommenen Mist schreibe, der meinem Gegenüber gar nichts bringt. Und das wäre ja sinnlose Zeitverschwendung.
    Um es mal so zu erklären, ich war lange Jahre selbstständig und habe den Kunden auch gesagt, wenn Sie uns unsere Fehler nicht nennen (die ich zweifelsohne gemacht habe), wie sollen wir dann besser werden?

    Ausserdem hab ich natürlich auch gern das Gefühl, wahrgenommen zu werden. Das ist ja hier Freizeitbeschäftigung, kriegt ja keiner was dafür.

    Abgesehen davon, ich werde 63, ich bin jetzt auch nicht grade ein Youngster. Aber IT-ler, bin diese Kommunikationsform gewohnt. Und ausserdem gewohnt, dass Nachrichten zeitnah beantwortet werden müssen, sonst kommen Rückfragen. Was natürlich "meins" ist und jemand, der nicht in diesem IT-Universum zu Hause ist, so nicht gewöhnt ist.

    Zu dem Saufverlangen, ich selbst habe das noch nie so erlebt, wie Du das beschreibst. Ich kann mich sowieso nur an zwei mal wirklichen Saufdruck erinnern, und die waren beide Male sehr schnell erledigt. Was ich bei mir aber kenne, ist, das ich manchmal "mit dem linken Fuß aufstehe", also da ist einfach irgendwas, damit wache ich in einer Stimmung auf, die den ganzen Tag beeinflusst. Das kann ich aber auch nur so hinnehmen, denn ändern kann ich es nicht.

    Ich denke bei mir, es sind Dinge, die aus dem Unterbewusstsein kommen, und das Hirn ist ein komplizierte Geschichte, noch lange nicht komplett verstanden. Muss ich damit leben. Solange nichts großes passiert, also Schäden, weiter gehts. Ausserdem hat man ja auch noch ein anders Leben, das mit dem Saufen nichts zu tun hat, beeinflusst einen ja auch.

    Drüber nachgrübeln bringt auch nicht viel. Kann ja wirklich so sein, dass Dein Hirn aus alter Gewohnheit ..und das irgendwann gar nicht mehr auftritt, wen Du dem Gedanken nicht nachgibst.

    Gruß Susanne

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