• Hallo in die Runde!
    Ich hab mich wieder angemeldet, um Euch ein positives Lebenszeichen von mir zukommen zu lassen.
    In all dem Jammer, der hier naturgemäß immer wieder aufschlägt, mal etwas, das Hoffnung macht, dass es sich lohnt.

    Ich bin heute ein halbes Jahr alkoholfrei und es geht mir sehr gut (!) damit. 44.
    Körperlich und psychisch hat sich bei mir durch die Abstinenz spürbar etwas verbessert.
    Darüber bin ich verständlicherweise überaus glücklich und auch überaus dankbar.

    Ich hätte niemals erwartet, dass sich mein Alkoholkonsum derart schädlich auf Körper und Psyche auswirken könnte, bzw. dass vollständige Abstinenz zu einer derartigen Erholung führen könnte.
    Natürlich sind meine Erkrankungen nicht verschwunden, aber es sind Verbesserungen eingetreten, die ich nicht mehr erwartet hätte. Ich kann zu Fuß wieder weitere Strecken bewältigen, statt unter 2 Kilometer inzwischen schon über 6 Kilometer. Meine körperliche Fitness hat sich verbessert, wie ich nicht nur während der Krankengymnastik-Sitzungen bemerken kann. Geistig bin ich konstant klarer, wacher.

    Ein Bedürfnis nach Alkohol habe ich bislang nicht mehr verspürt, ich lasse aber auch gar nicht erst zu, dass eine Sehnsucht nach Alkohol aufkommt oder aber der Gedanke, ich müsste auf etwas verzichten.
    Vor einem guten halben Jahr hätte ich mir nicht vorstellen können, dass so etwas bei mir möglich ist.

    Auch in Bezug auf die Bewältigung des Themas „Erwachsenes Kind alkoholkranker Eltern“ bin ich ein gutes Stück vorangekommen.

    Herzliche Grüße
    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Liebe AmSee,
    ich freue mich wirklich sehr (!), von dir zu lesen.

    Ich war ganz verwirrt, als du so plötzlich nicht nur nicht mehr geschrieben hast, sondern dich auch gleich ganz abgemeldet hast.

    Na, und nun bin ich froh, dass es dir gut geht. Und gratuliere zum ersten trockenen halben Jahr, auf das noch viele weitere folgen mögen!

    Herzlichen Gruß
    Camina

  • Lieber Hans, liebe Camina,
    habt lieben Dank für eure Worte. :)

    Herzliche Grüße
    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Hallo

    Das freut mich sehr zu lesen. Ich bin erst neu hier im Forum aber hatte einige Beiträge von dir gelesen und mich darin wieder erkannt. Fand deine Beiträge wirklich toll und voller Erkenntnis und Reflektiertheit und sehr bereichernd.
    Ich hoffe dahin auch zu kommen. Ist noch ein Weg auf jeden Fall aber hoffe auch dass sich körperliche Symptome etc wieder verbessern und ich mich wieder "lebendig " fühle.

    Liebe Grüße

  • Hallo Traumwandlerin,
    Danke dir!
    Ich antworte dir etwas ausführlicher unter deiner Vorstellung.
    Viele Grüße
    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Moin
    und willkommen zurück, du „Zwischenposterin“ :D
    Ich freu mich, dass du wieder da bist.
    Was hast du denn in Bezug auf das Thema EKA in den letzten Wochen noch dazugelernt?

    Herzlichen Gruß Britt

    ~ bevör ik mi nu opregen deed, is dat mi lever egaal ~

  • Moin Britt,
    Danke dir für die liebe Begrüßung. :D

    Deine Frage lässt sich gar nicht so leicht beantworten, weil das, was ich „dazugelernt“ habe, eher ein innerer Erkenntnisprozess ist, eine innere Wandlung sozusagen.
    Ich will‘s aber zumindest ansatzweise versuchen zu beschreiben.

    Mir ist zunehmend klarer geworden, wie sehr mein Wesen, mein Denken, wie sehr dieses innere Gefühl, Verantwortung übernehmen zu müssen, selbst wenn es weit über meine eigenen Kräfte geht, von meiner Vergangenheit an der Seite meines alkoholkranken Vaters und meiner co-abhängigen Mutter geprägt worden ist. Ich hab immer mehr Zusammenhänge begriffen.
    Ich hab begriffen, wie sehr es Teil von mir geworden ist und auch wie es letztlich dazu geführt hat, dass ich mich jahrzehntelang völlig überfordert habe. Was ja schließlich irgendwie dazu geführt hat, dass mein Körper mich mit zwei schweren, chronischen Erkrankungen völlig ausgebremst hat.
    Ich war früher nie in der Lage, mich einer Verantwortung, wenn ich sie sah und besonders, wenn ich sah, dass niemand anderes sie übernahm, zu entziehen. Ich war stets gezwungen, mich selbst und meine Bedürfnisse hintanzustellen, nicht selten fielen die völlig hinten runter.

    Zugleich habe ich inzwischen dazugelernt, mich diesem Inneren Druck, unbedingt Verantwortung übernehmen ZU MÜSSEN entziehen zu können. Das klappt nicht immer, aber in den Fällen bremst mich mein Körper aus und die Depression schlägt wieder mehr zu.

    Ich habe darüber hinaus auch ein tieferes Verständnis für meine Eltern (und sogar Großeltern) gewonnen. Wie sehr sie selbst in ihre Geschichte verstrickt waren, aber auch wie sehr sie sich bemüht haben. Viele, viele kleinere und größere Erinnerungen sind hochgekommen und manche konnte ich nun, da ich sie mit den Augen einer Erwachsenen betrachten konnte, anders einordnen, anders bewerten. Ich fühle mit meinen Eltern, ich bedauere sie. - Nun waren meine Eltern glücklicherweise nicht so, wie ich‘s schon von anderen alkoholkranken Eltern gehört habe. Sie haben sich wirklich sehr bemüht, das wird mir immer klarer, sie konnten dem Ganzen nur aus welchen Gründen auch immer nicht entkommen. -

    Ich bin deutlich mehr bei mir. - Oh, wie oft hab ich diesen Spruch vor fünf Jahren in der Klinik gehört und doch nicht wirklich gänzlich begriffen, was das bedeutet. -

    Das bedeutet nicht, dass nun Alles gut ist, das wird es leider nie wieder, die schwere Depression und die MS werden bleiben, aber ich sehe mich selbst besser und kann mich selbst besser wertschätzen.

    Herzliche Grüße
    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Hallo in die Runde!
    Zufrieden und glücklich darf ich euch verkünden, dass ich seit gestern genau ein Jahr alkoholfrei bin.
    Ich vermisse den Alkohol kein bisschen, seinen Reiz hat er für mich tatsächlich verloren.
    Wenn ich daran denke, wie ich vor einem Jahr noch gedacht habe... :rotwerd:
    Susanne war mir damals eine große Hilfe. :blumen2:

    Rauchfrei bin ich nun schon seit 12 Tagen. Ich hoffe, dass ich von dieser Abhängigkeit auch dauerhaft wegkomme. Die Chancen stehen zur Zeit gut, da hat sich in meinem Kopf in der letzten Zeit irgendwie etwas verändert.

    Das EKA-Thema beschäftigt mich weiterhin und wird es gewiss noch eine Weile, aber das ist ok. Ich hätte das Thema liebend gerne endlich mal abgeschlossen, aber wie sich gezeigt hat, muss ich da noch mal etwas tiefer ran, um tatsächlich so etwas wie echte Genesung zu erfahren.

    Mein Umfeld ist mittlerweile im Bilde, dass ich keinen Alkohol mehr trinke. Probleme hatte ich von der Seite keine.
    Allerdings ergab sich gestern zum ersten Mal, dass es anlässlich einer Feier bei mir gar keinen Alkohol gab. Da hat meine Schwiegerfamilie doch erstmal n bisschen komisch geguckt, DAS hatten sie wohl doch irgendwie nicht erwartet.... laugh2

    Heute sortiere ich endlich tatsächlich nahezu sämtliche Gläser für Alkohol aus. Bislang konnte ich mich nicht dazu durchringen, weil darunter auch einige hochwertige Bleikristall-Gläser sind, die ich von meiner Familie geerbt habe und dieser damals etwas bedeuteten. Nun bin ich so weit, mich davon zu trennen.

    Einige wenige Biergläser behält mein Mann noch für sich, falls er doch mal mit Freunden ein Bier trinken möchte. Er trinkt zwar inzwischen auch so gut wie gar nicht mehr, aber die Möglichkeit möchte er sich noch offen lassen.

    Abgemacht ist für solche Fälle, dass ich definitiv keinen Alkohol kaufe und auch nicht ausschenke.
    Mit dieser Situation kann ich gut leben. Hab im letzten Jahr gut darauf geachtet, ob mich etwas triggert oder nicht.

    Viele Grüße
    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Ich gratuliere dir auf's Allerherzlichste ♡♡♡

    Gläser waren auch bei mir lange ein Thema "die guten Gläser gibt man doch nicht weg!" - aber wofür genau waren die nochmal gut??? ;)

    In diesem Sinne: Bleib dir treu und nur weiter so. Du bist ein Mensch erster Klasse! :)

  • Hallo Am See!

    Glückwunsch zu einem Jahr in Freiheit. Weiter so.

    Nach dem ersten Jahr waren sind viele neuen Automatismen eingeschliffen.

    Gläser: Richtig, verschenk sie oder wirf sie weg. Ich habe alle meine Biergläser entsorgt. Übrig sind nur noch ein paar Sekt- und Weingläser für meine Frau, die ganz selten mal was trinkt oder für Besuch. Da ich nie der Bier- und Weintrinker war, stören und triggern mich die Teile nicht.

    Weiterhin alles Gute
    wünscht der Rekonvaleszent

  • Hallo AmSee,

    das erste Jahr ist ein wichtiger Meilenstein. So habe ich es selbst empfunden.
    Schön, dass es für Dich geklappt hat.
    Herzlichen Glückwunsch.

    Mögen noch viele weitere Jahre folgen.

    Gruß Susanne

  • Auch von mir Herzlichen Glühstrumpf zum Jahrestag - mögen noch viele weitere folgen :heartBalloon:

    Gruß wikende091
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo ichso, Rekonvaleszent, Susanne, Daun und Greenfox,
    ich danke euch sehr für eure Glückwünsche. Ich hab mich wirklich gefreut, dass ihr mir geschrieben habt.

    In den letzten Tagen war ich ziemlich beschäftigt und so fehlte mir einfach die Ruhe und Muße, um hier zu schreiben und mich unmittelbar zu bedanken.

    Mit den Gläsern hatte es angefangen. Das war fast wie ein Dammbruch.
    Seither waren eine ganze Reihe von anderen Stellen dran: Beispielsweise hatte ich von meiner Mutter einen ganzen Berg an Besteck und Haushaltshelfern (von Apfelkernausstecher über Dosenöffner, Gefrierdosen, Messer, Muskatreibe, Salatbesteck, Schöpfkellen bis Zitruspresse) geerbt. Ich hatte ja ihre gesamte Küche mitnehmen müssen, als wir ihre Wohnung räumen mussten. Das lag auf dem Dachboden alles noch in den Schubladen und Schränken herum. Auch Bettwäsche und Handtücher haben neue Besitzer gefunden. Zwischendurch war mein Kleiderschrank dran und das Bücherregal. Gestern hab ich mich an die diversen Stickpackungen gemacht, die teilweise angefangen, teilweise noch originalverpackt waren.
    Einiges davon hab ich an den zwei besonders sonnigen Tagen an die Straße zum Mitnehmen gestellt, einiges unter „Zu Verschenken“ in den Kleinanzeigen eingestellt, einiges hat mein Mann zur Versteigerung bei EBay eingestellt.

    Das war einerseits sehr befreiend, andererseits aber auch sehr anstrengend und fordernd für mich.

    Viele Grüße
    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Gestern war‘s übrigens haarscharf, dass ich wieder zur Zigarette gegriffen hätte.
    Den ganzen Tag ging‘s mir stimmungsmäßig, antriebsmäßig usw. nicht so gut und ich war nach einer kurzen Auseinandersetzung mit meinem Mann, bei der ich mich schon wieder unberechtigt abgewertet fühlte, kurz davor loszugehen und mir eine Schachtel zu kaufen. Hatte die Schuhe schon angezogen.
    Ich hab sie wieder ausgezogen, bin nicht losgezogen, hab die Stimmung ausgesessen. Heute hab ich wieder kein Verlangen mehr....

    Ganz ehrlich, ich kapier das nicht wirklich, wieso ich in Bezug auf das Rauchen immer wieder so nah an einem Rückfall bin. Ich muss immer wieder auch an all die denken, die in Bezug auf Alkohol rückfällig werden. Wieso kann ich verhältnismäßig problemlos vom Alkohol wegkommen, von dieser elenden Raucherei aber nicht? Wieso drängt sich mir, obwohl ich doch über sooooooo viele gegenteilige Erfahrungswerte verfüge, immer wieder der Gedanke, eine Zigarette würde mir in dieser oder jener Situation Erleichterung verschaffen und gut tun, so überzeugend und überwältigend auf?
    Bin ich einfach nur zu schwach oder was auch immer, um dauerhaft rauchfrei zu bleiben?

    Ich erwarte übrigens keine Antwort darauf, schließlich ist Rauchen nicht das Thema dieses Forums. ;)

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Hallo AmSee.
    Zuerst mal finde ich es stark,dass du dem Rauchdruck nicht nachgegeben hast.
    Ich habe mal gelesen ,dass die Sucht und das Verlangen nach einer Zigarette noch schlimmer werden ,wenn man dem Rauchdruck nachgibt.
    Das Gehirn speichert dann ab,dass die Zigarette besonders wertvoll ist und das erhöht bei jedem Rückfall das Verlangen.
    Ich kann dir leider nicht sagen ,wo ich das gelesen habe.

    Warum es dir so viel schwerer fällt ,mit dem Rauchen aufzuhören?
    Beim Rauchen gelangt das Gift ja sofort ins Blut und ins Belohnungszentrum.
    Das ist bei Alkohol zwar ähnlich, aber beim Nikotin ist dieser Kick schneller zu erreichen.
    Mir ging es ganz ähnlich, als ich aufhörte.
    Es wsr wirklich sehr häufig der Fall ,dass ich eine unwiderstehliche Lust auf eine Zigarette hatte und ich mich sehr lang und ganz anders als bei der Alkoholabstinenz disziplinieren musste um nicht rückfällig zu werden.
    Nikotinsucht ist wohl auch gleichzusetzen mit der Heroinsucht...
    Also beides eine sehr starke Sucht.
    Selbst die erste Zigarette kann süchtig machen.
    Beim Alkohol ists ein längerer Prozess...

    Ich wünsche dir jedenfalls, dass du dich gut gegen das Verlangen stellen kannst.
    Der Auslöser gestern war Frust und dein Hirn wollte das bekannte Mittel zum Trost,zur Besänftigen,was auch immer.
    Gut,dass du die Schuhe wieder ausgezogen hast ,um nicht den Zigarettenautomaten zu erreichen.
    Ich weiss nicht mal mehr ,ob es diese überhaupt noch gibt?! Das fällt mir gerade auf ,während ich das hier tippe.

    LG Orangina

  • P.s.
    Und dein Gehirn war gestern sicher enttäuscht, den Kick nicht zu bekommen...und lernt bei jedem Widerstehen, dass das Nikotin doch nicht so wichtig ist.
    Diese Bahnen müssen neu überschrieben werden und das finde ich persönlich eine sehr schöne Vorstellung.
    Vielleicht hilfts dir auch ein wenig.

  • Hallo Orangina,
    Danke dir für deine Rückmeldung. :)


    Ich habe mal gelesen ,dass die Sucht und das Verlangen nach einer Zigarette noch schlimmer werden ,wenn man dem Rauchdruck nachgibt.
    Das Gehirn speichert dann ab,dass die Zigarette besonders wertvoll ist und das erhöht bei jedem Rückfall das Verlangen.
    Ich kann dir leider nicht sagen ,wo ich das gelesen habe.

    Ist auch nicht wichtig, dass du nicht weißt, wo du‘s gelesen hast, denn genau das war auch meine Erfahrung, wann immer ich im letzten Jahr nach geraumen Zeit der Abstinenz zur Zigarette gegriffen habe.
    Ich hab‘s ja seit 2017 immer wieder mal geschafft, mehrere Monate bis zu einem ganzen Jahr rauchfrei zu bleiben. Immer wieder war‘s dann so ein Moment, in dem ich psychisch in höchster Anspannung war, dass ich doch wieder zur Zigarette gegriffen habe und es nicht bei einer Ausnahme blieb.

    Total peinlich, wider besseres Wissen immer wieder auf den selben Mist reinzufallen... :wall:

    Viele Grüße
    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

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