Hallo ihr Lieben,
so richtig weiß ich nicht wie ich anfangen soll. Ich habe schon seitdem ich die ersten Erfahrungen mit Alkohol gemacht habe, immer zu viel getrunken. Es gab noch nie ein maßvolles Trinken wenn ich mich richtig zurück erinnere. Ich habe mir allerdings nie viele Gedanken darüber gemacht, es war einfach normal weil das alle so getan haben. Ich kam aus der Pubertät ins Studium, von da in den ersten Job und irgendwie hatte ich immer Freunde/Kollegen und Bekannte um mich herum die es genauso gemacht haben wie ich. Es war ganz normal sich anfangs nur am Wochenende, im Studium dann auch unter der Woche total zu betrinken. Irgendwann hat es bei mir auch angefangen das ich, wenn ich abends telefoniert habe, mir da ein paar Drinks genehmigt habe. Das hat sich total eingeschlichen und ist zum Standard geworden. Auch heute, viele Jahre später kann ich abends nicht telefonieren ohne dabei zu trinken.
Naja, zumindest gingen die Jahre ins Land (mittlerweile bin ich fast 34) und exzessiver Alkoholkonsum gehörte ob mit anderen oder alleine (aber am Telefon) mehrmals die Woche einfach dazu. Eigentlich war es immer so, einen Abend trinken, einen Tag auskatern, am nächsten wieder trinken. Ich arbeite auch in einer Branche, in der es normal ist das es einen Bierkühlschrank gibt. Ständig gibt es Feiern, ob aus ausgedachtem Anlass oder weil etwas gewonnen wurde, oder einfach weil Freitag ist. Ich fand das auch toll, war es doch genau das was ich gerne gemacht habe. Dann wurde ich vor knapp zwei Jahren ungeplant schwanger, mein Freund (jetzt Mann) und ich haben uns nach kurzem Schock, wirklich sehr gefreut und ich habe von heute auf morgen nicht mehr getrunken und nicht mehr geraucht.
Eigentlich eine gute Sache, aber ich bin echt in eine Art Depression verfallen. Konnten doch alle anderen noch rauchen und trinken und ich nicht mehr. Mir kam es so vor, als wäre mir jede Freude am Leben genommen worden. Es war wirklich schlimm für mich. Ich war so neidisch auf alle die ihr (mein) Leben weiterführen konnten. Ich hab es aber durchgezogen und bis zur Geburt meiner Tochter weder Zigaretten noch Alkohol angerührt. Darauf bin ich auch tatsächlich stolz. Denn es war sehr schwer.
Nachdem sie auf der Welt war, war dann auch eine ganze Weile alles gut. Ich habe gestillt, von daher waren Alkohol und Zigaretten weiterhin tabu. Aber irgendwann wurde die Sehnsucht immer größer und nach einem halben Jahr habe ich dann abgestillt, weil ich einfach meinen Körper wieder für mich wollte und wieder Rauchen und trinken wollte. Das war dann auch anfänglich mal eine Zigarette am Tag und mal alle 3-4 Wochen ein Absturzabend mit Freunden. Dazwischen wollte ich wirklich gar nicht mehr.
Aber nun ist es seit etwa März so, das ich wieder ständig Lust habe zu trinken. Seitdem sitze ich 1-2 mal die Woche auf dem Balkon, trinke Wodka Red Bull, weil alles andere mir nicht schnell genug das richtige Gefühl gibt und telefoniere mit Freunden. Ich katere dann leider schon relativ stark am nächsten Tag, weil ich auch viel rauche dabei und schleppe mich dann sehr müde durch den Tag mit meiner Tochter (bin gerade noch in Elternzeit). Ich hasse mich dafür, ich möchte ja schöne Tage mit ihr erleben und keine Mutter sein die sich das Ende des Tages herbeisehnt. Mir tut das so leid. Und gleichzeitig weiß ich einfach das es auch nicht normal ist, so wie es ist. Ich halte im Moment schon einige Tage durch bevor ich wieder trinken „muss“. So etwa 4-5. Aber dann ist es so, als würde mein Innerstes einen Entschluss fassen und den muss ich dann durchziehen. Das heißt also wieder Wodka kaufen und rauchen. Ich hab dann leider auch so gut wie immer Filmrisse und weiß von den Telefonaten nicht mehr viel. Dafür schäme ich und versuche das einfach beim nächsten Telefonat gekonnt zu überspielen. Es merkt auch nie jemand. Viele meiner Freunde machen sich auch direkt ein Bier oder einen Sekt auf wenn wir telefonieren. Und da ich nie lalle oder in irgendeiner Form ausfallend werde, kommt niemand auf den Gedanken das ich zu viel trinken könnte.
Ich könnte noch ewig weiter schreiben, aber ich weiß gar nicht so recht worauf ich eigentlich hinaus will. Ich habe einfach das starke Gefühl das es so nicht mehr weitergehen kann. Für mich gehört aber Alkohol zu so vielem dazu. Vor allem auch zu meinen sozialen Kontakten, weil wirklich 90% meines Freundeskreises sehr viel trinken. Jedes Treffen/Spieleabend/Telefonieren/Plätzchen backen zur Weihnachtszeit ist eigentlich ein getarntes Besäufnis. Wäre ich nicht Mutter geworden, würde ich es wahrscheinlich gar nicht so hinterfragen. Aber mir fehlt einfach die Kraft so weiterzutrinken wie bisher.
Gerade schaffe ich es schon wieder seit Freitag nichts zu trinken, aber ich merke wie der Drang in mir wächst und ich mich selbst belüge. Ein Getränk kannst du doch trinken... Aber ich weiß ja das ich das nicht kann. Ich muss immer soviel trinken bis ich (früher: komplett aus dem Leben geschossen bin) eine deutliche Wirkung spüre. Früher kann ich es nicht sein lassen.
Ja das ist mein Leben bzw. meine Gefühlslage im Moment. Ich hoffe einfach das ich hier Hilfe finde und es bald schaffe nicht mehr den nächsten Wodka kaufen zu müssen. Ich weiß das etwas massiv falsch läuft, aber ich glaube ich brauche einfach den Austausch und ein paar Worte von erfahrenen Menschen. Alleine kriege ich es nicht in den Griff. Wäre meine Tochter nicht würde ich bestimmt wieder jeden zweiten Tag trinken und das kann doch einfach nicht das Leben sein. Ich will nicht ständig über Alkohol und Zigaretten nachdenken. Das ist einfach so traurig.
Danke euch fürs Lesen!
Viele Grüße