Beiträge von Sonnenkäfer

    Hallo Betty,

    danke das du an mich gedacht hast! Tatsächlich wollte ich mich auch die Tage mal wieder bei euch melden. Ist doch schon wieder etwas Zeit vergangen. Ich hatte es geschafft, zum großen Teil auch durch eure Worte das letzte schlimme Tief zu überwinden und bin standhaft geblieben. Seitdem gab es auch erst mal kein ganz schlimmes Verlangen mehr. Ich bin aber auch einige Tage mit meiner Tochter zu meiner Mutter gefahren. Einfach um aus meiner gewohnten Trinkumgebung rauszukommen. Das hat mir über die letzte Woche gut hinweggeholfen.

    Hallo ihr Lieben,

    ich wollte mal wieder was von mir hören lassen. Morgen sind es 14 Tage ohne Alkohol, irgendwie klingt das so extrem wenig. Es fühlt sich nämlich so viel länger her an. Wahrscheinlich weil meine Gedanken fast kontinuierlich um dieses Thema kreisen. Seit gestern empfinde ich es als sehr anstrengend und habe das Gefühl das der Widerstand immer schwächer wird. Die Euphorie von vor ein paar Tagen ist etwas verpufft. Ich habe jetzt auch das Buch von Catherine Grey fertig gelesen und hatte eigentlich gehofft, je mehr ich mich mit dem Thema beschäftige, immer gefestigter in meiner Entscheidung zu werden. Heute denke ich, das ich vielleicht doch noch nicht bereit dazu bin. Aber vielleicht gehört das auch einfach dazu. Wahrscheinlich sollte ich mir jetzt wirklich schnell eine Selbsthilfegruppe suchen, ich glaube ich brauche Gleichgesinnte um mich mit denen ich sprechen kann. Mein Mann fragt seltsamerweise überhaupt nicht nach, wie es mir gerade geht. Er ist generell nicht so der Mensch der viel über Gefühle oder Probleme redet, das bin schon immer ich gewesen. Aber bei dem Thema kann ich irgendwie auch nicht so aus mir herauskommen. Wahrscheinlich auch weil viel Scham mit hineinspielt und es mich auch einfach ärgert oder ich zu stolz bin zuzugeben, wie schwer mir das gerade fällt. Es macht mich auf jeden Fall sehr traurig das es ihn so wenig zu interessieren scheint und er wohl denkt, das ich nichts mehr trinke und das Thema damit abgehakt ist.
    Ich bin auf jeden Fall sehr froh das ich das Wochenende mit meinen Freunden abgesagt habe und ein „sicheres“ Wochenende auf mich wartet. Ich hoffe das schwache Gefühl verflüchtigt sich wieder und die Euphorie kommt zurück. Vielleicht beschäftige ich mich auch zu viel mit dem Thema? Ich lese hier viel, höre Podcasts, lese die Bücher. Eventuell ist das zu viel des Guten. Aber wenn ich das nicht mache, habe ich Angst das Problem nicht mehr als solches erkennen zu können und den Suchtstimmen in meinem Kopf eher nachzugeben.

    Liebe Grüße
    ein etwas verlorener Sonnenkäfer

    Guten Morgen ihr Lieben,

    erst mal vielen vielen Dank für eure zahlreichen Beiträge. Letztendlich habt ihr das ausgesprochen, was ich in mir auch schon gespürt habe. Das Problem an dem Wochenende sind glaube ich aber weniger meine Freunde, als ich selbst. Klar würde ich die ganze Dynamik des Wochenendes verändern und sie wären sicher etwas enttäuscht, so wie ich es auch immer war wenn jemand nichts trinken wollte. Irgendwie fühlt man sich da ja etwas verraten. So war es bei mir zumindest immer. Sie würden es aber bestimmt akzeptieren, ich weiß aber nicht ob sie selbst nichts trinken würden. Gehört es doch bei ihnen, genauso wie bei mir immer zu einem gelungenen Abend mit Freunden dazu. Und ich bin mir sehr sicher, das ich dann auch trinken würde, für so eine Situation fehlt mir dann im Moment absolut noch die Stärke. Ihnen zu sagen das ich Alkoholikerin bin und es mehr ist, als ich möchte dieses Mal nichts trinken, dafür bin ich einfach (noch) nicht bereit. Es sind wirklich gute Freunde, aber etwas in mir sperrt sich noch, das in die Welt hinauszutragen. Deshalb habe ich mich entschieden, das Wochenende unter einem Vorwand abzusagen. Ich bin nicht besonders stolz darauf, aber es ist für mich gerade der einzige gangbare Weg. Natürlich fühle ich mich sehr schlecht, das so lange geplante Wochenende zu sprengen, aber ich fühle mich gut mit der Entscheidung für mich einzustehen und auf mich zu achten. Beim nächsten Termin, bin ich hoffentlich schon gestärkter in meiner Entscheidung, kann offen darüber sprechen und bin standhafter in meiner Abstinenz.

    Ich habe mir die letzten Tage einige Folgen von dem Podcast, Ohne Alkohol mit Natalie angehört (falls ihr den kennt, aber ja bestimmt) und habe das Buch von Sarah Heppola gelesen, in dem ich mich sehr schmerzhaft wieder gefunden habe. Außerdem habe ich angefangen das Buch von Catherine Grey zu lesen, da bin ich aber noch nicht sehr weit. Alles in allem erkenne ich langsam sehr deutlich in was für einem Gefängnis ich eigentlich gelebt habe. Immer mehr fallen mir Situationen ein, in denen ich mich schon vor so vielen Jahren so ungesund und definitiv süchtig verhalten habe, es erschreckt mich das ich es nie so gesehen habe. Oft kommen jetzt auch Schamgefühle in mir auf, für im Suff gesagtes, ständige Knutschereien mit Typen die mir eigentlich gar nicht gefallen haben, Weinattacken wegen eigentlich längst vergangenen Geschichten und vor allem auch für die Telefonate. So langsam bin ich mir nämlich nicht mehr so sicher, ob es wirklich nie jemand gemerkt hat.

    "Wahrscheinlich wirst Du feststellen, daß Du zwar nicht ausfallend geworden bist, aber doch recht ausführlich...."
    Das hat RIeke geschrieben und irgendwie wurde mir da ein bisschen heiß, das stimmt nämlich zu hundertprozentiger Sicherheit.

    Die Vorstellung wirklich nie wieder zu trinken, macht mir immer noch große Angst, aber irgendwie sprießt da auch so eine kleine Begeisterung in mir, ein Enthusiasmus mich mit dem Thema zu beschäftigen. Gestern abend habe ich aber plötzlich wieder diesen extremen Drang gespürt was zu trinken. Ich hatte einen wirklich schönen Tag mit meiner Familie, die Sonne schien und dann war da dieses Gefühl das nur eines den Tag perfekt abrunden würde, Wodka und Zigaretten auf dem Balkon... ich wusste das ich das auf keinen Fall machen kann. Aber die Stimmen waren schon laut, die sagten: "So schlimm ist das ganze doch gar nicht, wie du tust." "Ab und zu kannst du doch schon mal was trinken" und und und. Ich war für ca. eine halbe Stunde gestern abend so unfassbar unglücklich über den Fakt das ich jetzt nicht trinken darf. Das war wirklich eine tiefe Traurigkeit. Letztendlich habe ich es irgendwie geschafft, das zu überwinden, aber es hat sich schrecklich angefühlt.

    Abends habe ich dann in dem Buch von Catherine Grey gelesen und mich eben stark, schon in den Anfängen des Buches, wiedererkannt. Auch mein Leben war auf Arbeit und Trinken bzw. Kater zusammengeschrumpft, mehr gab es einfach nicht. Mir ist aber nie aufgefallen wie traurig das eigentlich ist.

    Mein Mann meinte zu mir, als ich ihm erzählt habe das ich Alkoholsüchtig bin, das ich doch auch die ganze Schwangerschaft/Stillzeit frei von Alkohol war und ob es denn dann wirklich so ernst sein kann. Und als er das so sagte, habe ich gemerkt das ich zwar nicht getrunken habe, aber auf gar keinen Fall kann man davon sprechen das ich "frei" davon war. Ich habe glaube ich wirklich jeden Tag daran gedacht, war todunglücklich und eifersüchtig auf alle die trinken konnten. Frei sein, definiert man denke ich etwas anders.

    Ich kann wirklich überhaupt nicht sagen ob ich es schaffe ein alkoholfreies Leben zu führen, ich wünsche es mir sehr. Was mich mit Zuversicht erfüllt, ist wirklich diese kleine Euphorie die sich in mir breit macht, wenn ich mich mit dem Thema beschäftige und daran denke welches Leben ich zukünftig führen könnte. Wie viel Energie und Zeit ich für andere Sachen haben könnte und das ich wieder Freude an so banalen Sachen wie Essen gehen empfinden könnte (Essen gehen fand ich nämlich immer fürchterlich, hat es doch immer nur die Zeit hinausgezögert bis man endlich in die Kneipe gehen konnte). Am Donnerstag war ich seit sehr sehr langer Zeit mal wieder joggen, es war noch nie meine Lieblingsbeschäftigung, aber ich wollte mich gerne bewegen. Zumindest bin ich zufällig an einem Reiterhof vorbeigejoggt, ich bin früher leidenschaftlich gern geritten und der Gedanke kam, warum machst du das eigentlich nicht wieder? Das hat mich total mit Freude erfüllt. Aufgehört habe ich damals weil ich einfach "keine Zeit" hatte oder keine Kraft. Die Vorstellung das wieder anzufangen war so cool. :) Leider gibt es gerade wegen Corona keinen Reitunterricht, aber sie meinten im Juli starten sie wahrscheinlich wieder. Auch habe ich mal angefangen Gitarre zu lernen, Stunden genommen, aber nie geübt zwischen den Stunden, ich hatte ja keine Zeit, musste ja immer trinken oder war so fertig das ich abends nur auf der Couch gelegen bin. Auch das würde ich gerne wieder beginnen. Je nachdem was meine wenige Freizeit, wegen meiner Tochter, im Moment zulässt. Auch gemalt habe ich früher viel, das geht halt rauchend und trinkend auch nicht so gut. Ich merke einfach das ich all meine Interessen vergraben habe und meine Welt wirklich so arg zusammengeschrumpft ist. Mich dem Leben wieder zu öffnen fühlt sich toll an. Unsicher bin ich trotzdem. Es wird nicht einfach werden, ist die Vorstellung ohne Alkohol zu leben einfach doch noch zu neu. Klar habe ich schon immer mal wieder daran gedacht, weniger zu trinken, aber noch nie noch nie noch nie daran GAR NICHTS mehr zu trinken. Ich werde auf jeden Fall eine Weile sämtliche Trigger meiden, wie Telefonieren oder abendliche Treffen. Selbst die Vorstellung dabei vielleicht den ein oder anderen Freund oder Bekannten zu verlieren, macht mir gerade gar nicht mehr so riesige Angst. Ich glaube ich muss einfach alles auf mich zukommen lassen.

    Was ich mich noch frage und da habt ihr bestimmt auch Tipps oder Erfahrungen, wie gehe ich mit diesen ganzen Gefühlen der Scham und der Peinlichkeit um die mich gerade treffen. Werden die einfach irgendwann leiser? Ich wünschte gerade echt, ich wäre nicht dieser Mensch gewesen der all das gemacht hat.

    Danke euch wie immer fürs Lesen!

    Habt einen schönen Sonntag!
    Sonnenkäfer

    Hallo ihr Lieben,

    Betty und Rieke66, danke das ihr an mich gedacht habt und Rieke vielen Dank für deinen ausführlichen Beitrag. Ich musste beim Lesen gerade mehrfach schlucken. Zum einen weil das mit dem Tiefpunkt herbeiführen glaube ich tatsächlich stimmen könnte, das passt leider ganz gut zu mir und zum anderen bei dem Teil über meine Tochter und das sie die Katertage vielleicht doch deutlicher spüren könnte als ich dachte oder mir eingestehen wollte. Zum Glück trinke ich „erst“ seit Mitte März wieder, ich hoffe einfach, das wenn ich jetzt die Kurve kriege, ich nicht zu viel Schaden bei ihr angerichtet habe. Sie ist jetzt 14 Monate alt, Ich weiß wirklich nicht was und wieviel sie dann schon mitbekommt. Aber wahrscheinlich doch mehr als ich mir eingeredet habe.

    Ich habe jetzt seit letztem Donnerstag nichts mehr getrunken und fühle mich eigentlich ganz gut. Ich bin mit meiner Tochter ein paar Tage zu meiner Schwester gefahren, hab einfach einen Tapetenwechsel gebraucht und habe auch mit ihr darüber gesprochen. Als ich gestern wieder kam, dann auch mit meinem Mann. Gerade kann ich nicht so ausführlich schreiben, aber ich melde mich bald nochmal und erzähle euch etwas mehr.

    Was mir gerade noch Bauchschmerzen macht, ist das nächste Wochenende. Seit vielen Monaten ist geplant das ich mit zwei Freunden das Wochenende verbringe, ohne Kind.

    Guten Abend, da bin ich wieder wie angekündigt. Da ich vom Handy schreibe, wird das jetzt wahrscheinlich nicht so einfach mit dem zitieren und gezielt antworten, aber ich versuche es mal Antwort für Antwort zu strukturieren.

    Betty

    Vielen Dank für deine Worte. Ich glaube ich habe tatsächlich eine vage Vorstellung in mir wie mein Leben eigentlich aussehen soll. Darin hat Alkohol, zumindest so wie ich ihn konsumiere auch keinen Platz. Ich habe so viele Tage in den ganzen Jahren verschwendet in denen ich energielos ihr Ende herbei gesehnt habe. Wollte nur in den Schlaf fallen, Peinlichkeiten oder zu intime Geständnisse vergessen. So möchte ich nicht mehr leben, vor allem auch wegen meiner Tochter. Ich glaube im Endeffekt war sie meine Rettung, denn nur durch sie habe ich den Ausstieg damals geschafft und hinterfrage jetzt so wie nie zuvor meinen Wiedereinstieg ins Trinken.
    Vor einigen Jahren war ich tatsächlich schon mal bei einer Beratung, ich habe mich bei dem Mann aber gar nicht wohl gefühlt. Ich weiß nicht ob es Einbildung war, aber ich hatte irgendwie das Gefühl das er mehr als beratendes Interesse an mir hatte, auf eine zwar unterschwellige aber unangenehme Art.
    Deshalb bin ich dort noch zwei, drei Stunden nicht mehr hingegangen und habe mir leider aber auch nichts anderes gesucht.
    Grundsätzlich habe ich aber Interesse an einer Beratung oder Selbsthilfegruppe. Das werde ich auf jeden Fall noch mal angehen.

    FrankUndFrei

    Danke auch dir für deine Antwort.
    Du hast total recht, ich habe die Alkohol und Nikotinabstinenz als komplette Strafe empfunden und absolut nicht als Gewinn, obwohl ich wusste das es total gut für mich ist und eigentlich auch absolut überfällig die Notbremse zu ziehen. Mir war auch die ganze Zeit klar, das ich wieder rauchen will und ab und zu wieder trinken. :) Den Moment habe ich wirklich herbeigesehnt. Letztendlich war es eigentlich anfänglich gar nicht so toll, ich kam von den ersten Abenden heim und meinte zu meinem Mann, das es eigentlich recht langweilig war, alle kippen sich so schnell wie möglich die Getränke rein und die richtig guten Gespräche gab es auch nicht. Allerdings muss ich sagen, das ich sehr gerne mit nur einer oder zwei Personen zusammen trinke, weil ich dann doch immer finde das die Gespräche in andere Richtungen gehen, sich die Menschen mehr öffnen und tiefer blicken lassen. Aber natürlich hatte ich mit guten Freunden solche oder ähnliche Gespräche auch schon (tagsüber) nüchtern. Auch du schreibst von einer Selbsthilfegruppe und wer weiß, vielleicht finde ich da tatsächlich neue Bekanntschaften die nicht trinken. Das würde mir definitiv helfen. Ein paar nette Mütter habe ich durch meine Tochter schon kennengelernt und da sind die Treffen natürlich nie Alkohol geprägt aber trotzdem immer toll. Davon bräuchte ich einfach mehr denke ich.

    Rina
    vielen Dank für deinen Beitrag. Darf ich fragen inwieweit deine Familie, Mann und Kinder unter dir zu leiden hatten? Ich habe (noch) das Gefühl das bei mir noch Niemand leidet, außer mir vielleicht. Auch wenn ich müde Tage habe, stehe ich immer auf, gehe mit meiner Tochter raus, kümmere mich und wir haben auch viel Spaß. Ab und zu schlafe ich auf der Couch, ansonsten schlafen wir immer zu dritt im Bett, aber das ist jetzt das einzige wo ich dann von der Norm abweiche. Aber natürlich könnte es, wenn ich mein Verhalten nicht ändere, oder der Konsum noch mehr wird, schlimmer werden oder den Alltag mehr beeinflussen. Gerade wenn sie älter wird und mich vielleicht betrunken erlebt, eine nach Zigaretten und Alkohol riechende Mutter ist eigentlich wirklich meine Horrorvorstellung. Ganz schlimm. Dafür schäme ich mich auch am meisten. Es passt einfach nicht in mein Bild als Mutter. Du hast gefragt was mein Mann dazu sagt. Ich muss kurz dazu sagen, das wir uns bei der Arbeit kennengelernt haben und wir also die gleiche Trinkroutine hatten. Wir waren ständig unterwegs und haben zusammen ausgekatert. Eigentlich war das eine schöne Zeit. Zum Teil zumindest. Er hat dann aber auch mit mir aufgehört zu rauchen und nur ganz selten was getrunken wenn er mal weg war. Er hat es aber mir zuliebe wirklich unfassbar stark reduziert. Er hat auch nicht mehr angefangen zu rauchen und zuhause trinkt er nie. Nur wenn er weg geht, dann aber auch viel. Aber das ist so selten geworden, ich würde sagen sein Verhalten ist ziemlich normal. Er hat jetzt die ganzen letzten Wochen gar nichts zu meinem neuen/alten Verhalten gesagt. Er ist da ein sehr gutmütiger, ruhigerer Typ der erst mal lange beobachtet. Ich habe ihn aber selbst letzte Woche angesprochen und gesagt das da gerade was schief läuft bei mir und da meinte er schon auch das es ihm natürlich aufgefallen ist und ich das schon wieder reduzieren sollte. Und mal versuchen nichts zu trinken beim telefonieren, das ich mich doch da umkonditionieren kann. Viel mehr haben wir darüber nicht gesprochen, ich hab mich nicht so richtig getraut auszusprechen, was ich eigentlich befürchte bzw. weiß, das ich ein Alkoholproblem habe, bei dem ich mich eben leider nicht einfach umgewöhnen kann. Ich habe mich aber nicht wegen seiner möglichen Reaktion nicht getraut, sondern es generell laut auszusprechen. Dann wird es so wahr und man muss wirklich was tun. Ich weiß nicht ob man das verstehen kann. Das es wahr ist, weiß ich ja auch so.

    Gerchla
    Danke für deine Worte heute Morgen. Sie haben mir wirklich Mut gemacht. Interessant fand ich abgesehen von deiner generell bestärkenden Antwort, deine Erfahrungen mit den Selbsthilfegruppen. Diese Gruppe die ich gefunden hatte, war tatsächlich eine AA-Gruppe. Nach deiner Erzählung, kann ich jetzt schon sagen das eine Monologgruppe nichts für mich ist. Ich glaube ich brauche definitiv den Dialog und hab vorhin nochmal ein bisschen recherchiert und eine andere gefunden. Im Moment findet sie aber nicht statt, man kann sich aber telefonisch an Menschen dort wenden. Vielleicht mache ich das bald. :)
    Sollte ich wirklich zu Treffen gehen, müsste ich meinem Mann dann natürlich wirklich endlich sagen, das es doch etwas schlimmer um mich steht, als er gerade denkt und ich das Ganze schon sehr ernst sehe. Ich glaube er denkt das es nur eine Phase ist. Alleine mit Kleinkind den ganzen Tag, Corona, der Frühling lädt ein draußen zu sitzen usw. Ich glaube er findet es zwar etwas zu viel, aber nicht wirklich bedenklich.
    Du schreibst zwar, ich müsste mich nicht schämen. Aber das tue ich leider trotzdem. Ich fühle mich einfach schwach, nicht nein sagen zu können. Aber wie du sagst, will ich einfach dieses Gefühl erleben wenn die ersten Drinks wirken. Irgendwas gibt mir das, ich kann es selbst noch nicht hundertprozentig greifen. Ganz platt gesagt wahrscheinlich, einen Ausbruch aus dem Alltag. Ich muss das natürlich aber noch ein bisschen ausführlicher analysieren. Da steckt schon viel begraben, das weiß ich.

    Das komische ist auf jeden Fall, das ich seitdem ich hier geschrieben habe noch mehr Druck zu trinken verspüre als zuvor. Was ich überhaupt nicht verstehe. Da kämpft etwas in mir glaube ich ganz schön dafür an der, es klingt so hart es zu schreiben, Sucht festzuhalten. Ich war wirklich noch nie so sicher in meinem Entschluss und fühle mich eigentlich sehr kurz vor dem Schritt in die richtige Richtung und dennoch hätte ich heute schon wieder zum Supermarkt rennen können (zum Glück hat der jetzt zu).

    Ich versuche mich jetzt abzulenken oder am besten gleich schlafen zu legen.

    Danke euch fürs Lesen!

    Viele Grüße
    Sonnenkäfer

    ich antworte jetzt erst mal nur kurz und versuche heute Abend ausführlicher zu antworten. Erst mal vielen Dank an alle die mir geschrieben haben! Es hat sehr gut getan von euch zu lesen. Gestern bin ich leider dann doch wieder schwach geworden. Beim schlafen legen meiner Tochter war er plötzlich wieder da, dieser innere Entschluss. Die Entscheidung wurde gefühlt einfach getroffen und ich hab als sie geschlafen hat, meine Schuhe angezogen und bin noch schnell zum Supermarkt um die Ecke. Nur ein, zwei Gläser wollte ich trinken. Wie man sich doch immer selbst belügen kann. Heute Morgen habe ich dann gesehen das es doch wieder ein halber Liter Wodka war.
    Und nun ist sie wieder da, die Scham und auch das erschrockene Gefühl das ich das tatsächlich alles getrunken habe. Tatsächlich geht es mir heute bis auf etwas Müdigkeit sehr gut. Was eigentlich noch viel erschreckender ist, nach der Menge die ich in mich hinein geschüttet habe. Natürlich habe ich dann nervös mein Handy gecheckt ob ich doch irgendjemand Quatsch geschrieben habe, aber das ist nicht passiert. Immerhin.
    Nach einer Selbsthilfegruppe habe ich aber geguckt und in meiner Nähe gibt es auch jeden Mittwoch eine, noch fühle ich mich nicht ganz bereit dazu. Aber ich hoffe das die nächsten Wochen die Erkenntnis bringen das es wirklich nicht mehr anders geht, als jetzt wirklich etwas zu ändern. Ich möchte das so einfach nicht mehr.

    Jetzt gehe ich erst mal raus mit meiner Tochter und versuche einen klaren Kopf zu bekommen und hoffe das sich das Schamgefühl verflüchtigt. Meistens hält es aber den ganzen Tag an.

    Ich wünsche euch einen schönen Tag und melde mich später nochmal.

    Liebe Grüße
    Sonnenkäfer

    Hallo Gerchla,

    vielen Dank für deinen Beitrag und das du mir schreibst. Das mein Thema geschlossen wurde, war wohl ein Versehen und es wird sich darum gekümmert. Ich war auch etwas verwirrt, weil ich dachte ich habe vielleicht gegen etwas verstoßen ohne es zu merken. Vor allem hatte ich natürlich auch auf Antworten gehofft. Umso mehr freut es mich, das du jetzt so an mich geschrieben hast. Und ich bin sehr gespannt was du mir sagen möchtest.

    Liebe Grüße
    Sonnenkäfer

    Hallo ihr Lieben,

    so richtig weiß ich nicht wie ich anfangen soll. Ich habe schon seitdem ich die ersten Erfahrungen mit Alkohol gemacht habe, immer zu viel getrunken. Es gab noch nie ein maßvolles Trinken wenn ich mich richtig zurück erinnere. Ich habe mir allerdings nie viele Gedanken darüber gemacht, es war einfach normal weil das alle so getan haben. Ich kam aus der Pubertät ins Studium, von da in den ersten Job und irgendwie hatte ich immer Freunde/Kollegen und Bekannte um mich herum die es genauso gemacht haben wie ich. Es war ganz normal sich anfangs nur am Wochenende, im Studium dann auch unter der Woche total zu betrinken. Irgendwann hat es bei mir auch angefangen das ich, wenn ich abends telefoniert habe, mir da ein paar Drinks genehmigt habe. Das hat sich total eingeschlichen und ist zum Standard geworden. Auch heute, viele Jahre später kann ich abends nicht telefonieren ohne dabei zu trinken.

    Naja, zumindest gingen die Jahre ins Land (mittlerweile bin ich fast 34) und exzessiver Alkoholkonsum gehörte ob mit anderen oder alleine (aber am Telefon) mehrmals die Woche einfach dazu. Eigentlich war es immer so, einen Abend trinken, einen Tag auskatern, am nächsten wieder trinken. Ich arbeite auch in einer Branche, in der es normal ist das es einen Bierkühlschrank gibt. Ständig gibt es Feiern, ob aus ausgedachtem Anlass oder weil etwas gewonnen wurde, oder einfach weil Freitag ist. Ich fand das auch toll, war es doch genau das was ich gerne gemacht habe. Dann wurde ich vor knapp zwei Jahren ungeplant schwanger, mein Freund (jetzt Mann) und ich haben uns nach kurzem Schock, wirklich sehr gefreut und ich habe von heute auf morgen nicht mehr getrunken und nicht mehr geraucht.
    Eigentlich eine gute Sache, aber ich bin echt in eine Art Depression verfallen. Konnten doch alle anderen noch rauchen und trinken und ich nicht mehr. Mir kam es so vor, als wäre mir jede Freude am Leben genommen worden. Es war wirklich schlimm für mich. Ich war so neidisch auf alle die ihr (mein) Leben weiterführen konnten. Ich hab es aber durchgezogen und bis zur Geburt meiner Tochter weder Zigaretten noch Alkohol angerührt. Darauf bin ich auch tatsächlich stolz. Denn es war sehr schwer.

    Nachdem sie auf der Welt war, war dann auch eine ganze Weile alles gut. Ich habe gestillt, von daher waren Alkohol und Zigaretten weiterhin tabu. Aber irgendwann wurde die Sehnsucht immer größer und nach einem halben Jahr habe ich dann abgestillt, weil ich einfach meinen Körper wieder für mich wollte und wieder Rauchen und trinken wollte. Das war dann auch anfänglich mal eine Zigarette am Tag und mal alle 3-4 Wochen ein Absturzabend mit Freunden. Dazwischen wollte ich wirklich gar nicht mehr.

    Aber nun ist es seit etwa März so, das ich wieder ständig Lust habe zu trinken. Seitdem sitze ich 1-2 mal die Woche auf dem Balkon, trinke Wodka Red Bull, weil alles andere mir nicht schnell genug das richtige Gefühl gibt und telefoniere mit Freunden. Ich katere dann leider schon relativ stark am nächsten Tag, weil ich auch viel rauche dabei und schleppe mich dann sehr müde durch den Tag mit meiner Tochter (bin gerade noch in Elternzeit). Ich hasse mich dafür, ich möchte ja schöne Tage mit ihr erleben und keine Mutter sein die sich das Ende des Tages herbeisehnt. Mir tut das so leid. Und gleichzeitig weiß ich einfach das es auch nicht normal ist, so wie es ist. Ich halte im Moment schon einige Tage durch bevor ich wieder trinken „muss“. So etwa 4-5. Aber dann ist es so, als würde mein Innerstes einen Entschluss fassen und den muss ich dann durchziehen. Das heißt also wieder Wodka kaufen und rauchen. Ich hab dann leider auch so gut wie immer Filmrisse und weiß von den Telefonaten nicht mehr viel. Dafür schäme ich und versuche das einfach beim nächsten Telefonat gekonnt zu überspielen. Es merkt auch nie jemand. Viele meiner Freunde machen sich auch direkt ein Bier oder einen Sekt auf wenn wir telefonieren. Und da ich nie lalle oder in irgendeiner Form ausfallend werde, kommt niemand auf den Gedanken das ich zu viel trinken könnte.

    Ich könnte noch ewig weiter schreiben, aber ich weiß gar nicht so recht worauf ich eigentlich hinaus will. Ich habe einfach das starke Gefühl das es so nicht mehr weitergehen kann. Für mich gehört aber Alkohol zu so vielem dazu. Vor allem auch zu meinen sozialen Kontakten, weil wirklich 90% meines Freundeskreises sehr viel trinken. Jedes Treffen/Spieleabend/Telefonieren/Plätzchen backen zur Weihnachtszeit ist eigentlich ein getarntes Besäufnis. Wäre ich nicht Mutter geworden, würde ich es wahrscheinlich gar nicht so hinterfragen. Aber mir fehlt einfach die Kraft so weiterzutrinken wie bisher.

    Gerade schaffe ich es schon wieder seit Freitag nichts zu trinken, aber ich merke wie der Drang in mir wächst und ich mich selbst belüge. Ein Getränk kannst du doch trinken... Aber ich weiß ja das ich das nicht kann. Ich muss immer soviel trinken bis ich (früher: komplett aus dem Leben geschossen bin) eine deutliche Wirkung spüre. Früher kann ich es nicht sein lassen.

    Ja das ist mein Leben bzw. meine Gefühlslage im Moment. Ich hoffe einfach das ich hier Hilfe finde und es bald schaffe nicht mehr den nächsten Wodka kaufen zu müssen. Ich weiß das etwas massiv falsch läuft, aber ich glaube ich brauche einfach den Austausch und ein paar Worte von erfahrenen Menschen. Alleine kriege ich es nicht in den Griff. Wäre meine Tochter nicht würde ich bestimmt wieder jeden zweiten Tag trinken und das kann doch einfach nicht das Leben sein. Ich will nicht ständig über Alkohol und Zigaretten nachdenken. Das ist einfach so traurig.

    Danke euch fürs Lesen!

    Viele Grüße