Beiträge von Spaziergänger

    Hallo zusammen,

    auch ich möchte mich noch gerne anschließen: Einen guten Start ins neue Jahr allen! :)

    Selbst bin ich nun seit 3 Jahren frei und es geht mir sehr gut damit. Natürlich ist nicht immer alles toll, es gibt auch in Freiheit noch andere Problemchen. Aber ich bin ganz zufrieden.

    Momentan liege ich gerade gemütlich in einem Hotelzimmer rum und freue mich, dass ich weder stündlich raus muss in die Kälte zum Rauchen. Noch Alkohol-Nachschub besorgen. Ich werde wohl gut schlafen, das ist jetzt normal. Dann ohne Wecker aufwachen und trotzdem noch das Frühstück mitbekommen. Und statt um 12:15 völlig zerstört an der Rezeption aufzuschlagen zum Check-Out, werde ich vielleicht noch kurz ins Meer hüpfen. Es ist so viel mehr Zeit da. Ich freue mich schon, auch auf das neue Jahr.

    Macht es gut,

    der Spaziergänger

    Als Buchtipp von mir, das neue Buch von Natalie Stüben:

    Natalie Stüben
    Ohne Alkohol: Die beste Entscheidung meines Lebens - Erkenntnisse, die ich gern früher gehabt hätte

    Der Podcast und Youtube-Channel von Natalie wurden hier im Forum schon öfters empfohlen. Das Buch fasst die (bekannten) Inhalte schön strukturiert zusammen.

    Ich höre gerade das Hörbuch (Audible) und finde es gut gelesen, von ihr selbst und anderen Sprechern. Besser noch als der Podcast, bei dem es mir persönlich manchmal etwas zu schmalzig wird.

    Mal wieder ein kleines Lebenszeichen von mir. Jetzt bin ich seit 1 3/4 Jahren abstinent unterwegs und es läuft gut, eigentlich ohne besondere Vorkommnisse (also abgesehen davon, dass ich nach einer Krise Ende letzten Jahres dieses Jahr mit einem Flammenwerfer über mein komplettes Leben gehe - aber das ist eine andere Geschichte).

    Bei mir ist das Glas grundsätzlich halb leer. Aber selbst ich muss zugeben, dass das Leben ohne Alkohol insgesamt sensationell viel besser ist als mit. Der Tag hat wieder 24 Stunden und ich bin an einem Großteil davon zurechnungsfähig (im Rahmen meiner Möglichkeiten ;) ). Ich kann abends noch etwas Produktives machen, wenn ich darauf Lust habe, oder ein Buch lesen und am nächsten Tag noch wissen, worum es ging. Wenn ich nicht schlafen kann, mache ich vielleicht Nachts um 3 eine Yoga-Stunde bei Youtube mit und kann, wenn mich dann um 8 das Telefon aus dem Schlaf schreckt und es wichtig ist, drangehen und in zusammenhängenden Sätzen sprechen. Und (ich glaube, das Beispiel hat auch Catherine Gray auf einer ihrer vielen Listen) ich komme im Urlaub auf die verrückte Idee, vorzeitig aus dem Hotel auszuchecken, statt den Wecker immer weiter bis 11:30 vorzustellen, dann meine Sachen notdürftig in den Koffer zu schaufeln, worauf ich am Vorabend natürlich keine Lust mehr hatte, und um 12:10 völlig zerstört an der Rezeption aufzuschlagen.

    Das ist schon ziemlich gut, wenn ich so drüber nachdenke.

    Kein Bisschen vermisse ich auch meine chronischen Angstzustände während des Ausnüchterungsprozesses ("Hangxiety") am Tag "danach" (also jeden Tag). So dass ich am Ende des (Arbeits-)Tages davon so erschöpft war, dass ich dachte: "Boah, jetzt brauche ich aber ein paar hundert Bier". Das ist so viel besser jetzt.


    Die ersten 1 1/2 Jahre kam ich wegen Corona und Home-Office auch überhaupt nicht in die Situation, dass mir etwas alkoholisches zu trinken angeboten wurde. In den letzten Wochen und Monaten - da sich das Leben etwas normalisiert - kam das ein paar Mal vor (jeweils mit Leuten, die ich erst kenne, seit ich nicht mehr trinke). Es wurde aber anstandslos akzeptiert, dass ich keinen Alkohol trinke und es wurde auch nicht nachgebohrt. "Ach das ist gut, da bleibt mehr für mich" sagte mal jemand.

    Neulich war ich das erste Mal nüchtern im Urlaub, das war ungewohnt. Schön am Meer in südlichen Gefilden. Da es sehr heiß war, musste ich mehrmals am Tag Wasser nachkaufen und mich dafür erst durch die zahlreichen Kühlschränke voller eiskaltem Bier suchen. Schön anzuschauende ausländische Sorten, die ich früher unbedingt probiert hätte. Das hat anfangs schon etwas gepiekst. Aber nachdem ich mir vorgestellt habe wie ich mich tatsächlich fühlen würde, nachdem ich mir bei 40 Grad und praller Sonne ein paar Bier in den Schädel geschüttet habe, und wie im Eimer der Tag wäre und der nächste gleich mit... ging das eigentlich schnell vorbei.

    Ob Urlaub oder nicht: über Jahrzehnte war "dasitzen, rauchen und Bier trinken" eine vollwertige Freizeitbeschäftigung für mich, mit der ich die Abende verbracht habe. Ziemlich traurig, wenn ich jetzt so drüber nachdenke. Da muss ich jetzt teilweise tatsächlich erst lernen, was ich denn überhaupt gerne mache mit meiner Freizeit. Nächtliche Spaziergänge gehören natürlich dazu. Nomen est omen.

    So, das wollte ich alles gar nicht schreiben. Eigentlich wollte ich nur von einer kleinen Begebenheit beim Zahnarzt heute berichten, die mich überhaupt erst wieder auf das Thema Alkohol aufmerksam gemacht hat. Ich hatte ein Vorgespräch zu einer Parodonthose-Behandlung (nicht beim Zahnarzt selbst, sondern bei einer Angestellten). Es ging u.a. um die lokale Betäubung, die in dem Fall mit Adrenalin gemacht wird und im Gegensatz zu einer "normalen" lokalen Betäubung 5-8 Stunden anhält. "Es sei denn man ist Alkoholilker. Also nicht Sie und nicht ich." sagte die Dame forsch. Sie erklärte das so, dass bei einem Alkoholiker die Leber praktisch immer auf Hochtouren läuft und auch das Betäubungsmittel schneller abbaut.

    Wenn es jetzt um eine Vollnarkose bei einer Operation gegangen wäre, wäre ich darauf vorbereitet gewesen. Der liebe Greenfox weist ja regelmäßig auf die Thematik hin. Beim Zahnarzt hat mich das jetzt unerwartet getroffen. Ich habe sie dann erstmal weiter reden lassen und überlegt, was ich jetzt mache. Das war das erste Mal für mich in der Situation zu sein. Und da das jetzt auch nicht der Arzt war, habe ich mich auch gefragt: wer ist die eigentlich? Gilt hier Schweigepflicht? Ich denke schon, aber wer weiß...

    Langer Rede kurzer Sinn: ich hatte dann den Greenfox im Ohr, der mir gesagt hat, hier reinen Tisch zu machen. Und so habe ich es dann auch gemacht. Sie meinte dann, ich soll mir mal keine Sorgen machen. Fast zwei Jahre trocken sei ja schon eine Zeit. Und wenn die Betäubung früher aufhört zu wirken, würde ich das ja merken und ich kann Bescheid sagen. Ist ja keine Vollnarkose.

    So, das war's schon mit meiner Geschichte von heute. Ich bleibe gespannt, wie es dann tatsächlich verläuft.

    Macht's gut,
    Spaziergänger

    So, es ist schon wieder Weihnachten. Zumindest in den Supermärkten: Marzipan und andere Ferkeleien wohin man schaut. Also wieder Zeit für etwas Marzipan-Recherche.

    Allgegenwärtig sind ZENTIS Marzipan-Kartoffeln und Marzipan-Brote. Die Zutantenliste sagt: "Feuchthaltemittel: Invertase". Aha, was ist das?
    Dieses Internet, von dem alle reden, sagt:

    Zitat

    "Invertase, auch als Saccharase, β-Fructosidase und (veraltet) Invertin bezeichnet, ist ein Enzym, das Haushaltszucker (Saccharose) in Fruchtzucker (Fructose) und Traubenzucker (Glucose) hydrolytisch aufspaltet."

    Aha. Naja, jedenfalls besser als Alkohol oder Glycerin als Feuchthaltemittel. Verkostet und für gut befunden, ich konnte keinen Spiritus-Geschmack vernehmen. Also eine gute Sache. Auch wenn ich jetzt kein Fan von Zentis Marzipan bin. Da könnte man ja genausogut gleich Würfelzucker knabbern. Rangiert in meiner Liste noch deutlich hinter Ritter-Sport Marzipan.

    Ansonsten nicht viel Neues an der Marzipan-Front im Supermarkt. Mozart-Kugeln sind mir noch ins Auge gesprungen, die sind auch marzipanig. Da ich gerade bei NETTO war, gab es dort die von "Henry Lambertz" in einer dunklen Verpackung. Hier auch wieder: "Feuchthaltemittel: Invertase". Prima Sache. Schmecken auch gut, finde ich.

    Die hierzulande deutlich häufiger anzutreffenden Mozartkugeln sind aber die von der Firma "Reber" (90% Marktanteil) in der bekannten rot-weiß-goldenen Verpackung. Da sagt die Zutatenliste in diesem Inernet: " Feuchthaltemittel (Invertase, Glycerin)" plus Alkohol. Also no-go frür mich.

    Dann war ich heute noch im Bio-Supermarkt (ein Unfall, ich schwöre, ich frequentiere solche zwielichtigen Etablissmengs sonst nicht. Nicht, dass hier ein falsches Bild entsteht). Da gab es Marzipan-Riegel von Alnatura, mit Alkohol. Bäh. Und von Rapunzel. Deren Zutantenliste liest sich vielversprechend: 53% Mandeln und 45% Honig im Marzipan-Anteil. Keine Rede von Feuchthaltemittel. Also gekauft und verkostet. Hm. Ich dachte gerade, ich hab Corona und meinen Geschmackssinn verloren. Die schmecken tatsächlich nach überhaupt nichts. Faszinierend. Apotheken-Preise zu bezahlen für nichts ist jetzt auch nicht das Wahre, aber schlecht schmeckt es nun nicht, das kann ich nicht sagen.

    So, das war schon mein Marzipan-Bericht für diese Weichnachts-Saison (wenn Ihr Glück habt). Ich habe gelernt, dass Invertase nicht schlecht ist schmeckt und Lambertz-Mozartkugeln eine neue marzipanhaltige Option sind.

    Frohe Weihnachten!

    Hallo Bernd,

    ich bin Martin, auch 49 Jahre alt und seit Anfang letzten Jahres abstinent. Ich hatte auch die Probleme, die Du beschreibst. Keine Gruppen fanden statt und einen Platz bei einem Therapeuten zu bekommen ist, zumindest hier, auf Jahre aussichtslos.

    Weitergeholfen hat mir die Suchtberatung. Hier bei mir vor Ort wird die von der Caritas organisiert. Vielleicht gibt es bei Dir in der Nähe auch eine? Dort sind zwar auch alle Gruppen ausgefallen, aber ich hatte dort regelmäßige Einzelgespräche bei einer sehr netten und kompetenten Betreuerin - teils persönlich, teils telefonisch. Das kann ich empfehlen. Auch hätte es nach einigen Gesprächen bei der Suchtberaterin wohl die Möglichkeit gegeben, relativ kurzfristig eine stationäre Therapie zu machen. Also auch deutlich schneller als wenn man selber versucht, einen Therapeuten zu finden.

    Das nur so als weitere Idee.

    Gruß,
    Spaziergänger

    So, da ich das Marzipan-Thema angefangen habe, berichte ich auch noch von meiner heutigen Verkostung.

    1) Wegen der sensationellen Erfahrungsberichte im Internet (insbesondere TripAdvisor Lübeck-Besucher) hatte ich mir am Wochenende Lübecker Marzipan von Mest in deren Webshop bestellt. Durch die relativ hohen Versandkosten lohnt sich das nicht für ein einzelnes Schwarzbrot, also "musste" ich gleich etwas mehr kaufen. Woanders scheint der gute Stoff nicht verkauft zu werden, was vielleicht auch an dessen relativ kurzer Haltbarkeit (2-3 Monate) liegt, da kein Alkohol zur Haltbarkeitmachung verwendet wird. Versandt wird das Marzipan mit einem Kühl-Akku. Schick.

    Kurzum: das ist geiles Marzipan. Die ersten Bissen waren eher überraschend, denn es ist nicht so süß wie gewohnt. Die Haupt-Zutat ist nicht Zucker sondern Mandeln (54%). Nach kurzer Zeit war ich schon überzeugt und bin jetzt vielleicht verloren für "normales" Marzipan. Super Sache, ich bin glücklich und froh, dass ich angefangen habe zu recherchieren.

    2) Dann war ich noch bei DM, um dort den online recherchierten 40g "Bio Schokoladen-Riegel Marzipan in Zartbitter-Schokolade" zu ergattern. Auch dessen Bewertungen auf der DM-Seite sind extrem gut. Vielen Leuten gefällt, dass die Süße aus Honig und Rohrzucker kommt. Der Mandel-Anteil ist mit 44% OK. Mich persönlich hat er nicht überzeugt. Der Honig-Geschmack (und die Vanille?) ist relativ intensiv, was ich jetzt nicht besonders passend finde. Allerdings war ich zu dem Zeitpunkt wohl auch schon an das Mest-Marzipan verloren.

    Danke Euch beiden für Eure Antworten. :)

    Dass es sich um mehrwertigen und damit ungefährlichen Alkohol handelt ist gut zu wissen. Und ich hätte jetzt auch nie auf die Zutatenliste von Marzipan geschaut, wenn es jetzt nicht "giftig" schmecken würde für mich, geradezu ungenießbar.

    Denselben Effekt hatte ich schon bei einem Stück abgepackten Kuchen aus dem Supermarkt. Da ist Glycerin drin (damit der Kuchen "saftig" bleibt), was auch unbedenklich ist. Schmeckt für mich aber nach Spiritus, kann ich nicht essen.

    Hallo zusammen,

    kennt jemand ein gutes Marzipan ohne Alkohol?

    Ich war immer ein Fan von dem Niederegger Marzipan, diese Mini-Schwarzbrote (und zu Weihnachten gibt es immer bei ALDI Süd so Marzipan-Pralinen mit einer Walnuss oben drauf). Schon vor langer Zeit habe ich aus Versehen und mit Entsetzten festgestellt, dass beide Alkohol enthalten und jetzt nach Spiritus schmecken.

    Insgesamt kann ich natürlich auch gut ohne Gourmet-Marzipan leben, das ist ja nicht lebensnotwendig. Zur Not hilft auch mal eine Ritter Sport Marzipan (ohne Alkohol) weiter, obwohl das keine wahre Freude ist. Jetzt habe ich mich heute beim Edeka vor dem Niederegger-Regal wiedergefunden und das hat mich schon gepiekst. Das habe ich sonst nicht, aber ein schönes Marzipan würde ich mir schon gerne mal gönnen. Zumal da ja auch kein Alkohol drin sein müsste, der wird dort anscheinend überwiegend als Konservierungsmittel verwendet.

    Immerhin habe ich beim Edeka noch eine Tafel Marzipan-Schoki von Merci entdeckt, die ich noch nicht kannte. Die ist besser als Ritter Sport, aber sehr dünn und enthält deutlich mehr Schokoloade als Marzipan und die Schoki ist nicht besonders gut.

    Hat jemand einen Tipp für ein leckeres Marzipan ohne Alkohol? Möglichst eines, das man in einem "normalen" Laden kaufen kann bei Bedarf. Online habe ich ein Lübecker Marzipan von der Firma Mest entdeckt, das gut aussieht und keinen Alkohol enthält. Das würde ich sonst mal bestellen. Allerdings lohnst sich das erst bei größeren Mengen und seit ich nicht mehr trinke, ist es eher gefährlich, größere Mengen Süßigkeiten zu Hause zu haben :o

    Gruß,
    Marzipan-Spaziergänger

    Hallo liebe Leute,

    ich bin auch noch da und weiterhin abstinent unterwegs. Bei meinem letzten Beitrag zum Jahreswechsel - und somit um mein Einjähriges herum - war ich ja in einem ziemlichen Loch. Vielen Dank für Eure Antworten damals Sara, Rina, Reko, Greenfox und AmSee. Ich habe das alles gelesen und danke Euch für die Untertützung. Ich habe mich nur nicht in der Lage gefühlt, irgendwas halbwegs Sinnvolles zu antworten.

    Ich weiß gar nicht, was ich schreiben soll, im letzten halben Jahr ist so viel passiert und irgendwie auch nichts. Jedenfalls habe ich danach beschlossen, dass ich noch mehr ändern muss, als nur nicht zu trinken und brenne seitdem mein aktuelles Leben nieder und mache nochmal etwas ganz Neues. Das ist noch in Arbeit und hält mich beschäftigt.

    Über das Nicht-Trinken muss ich mir die meiste Zeit gar keine wirklilchen Gedanken machen. Also ich beschäftige mich schon weiterhin mit dem Thema durch Bücher, Podcasts und das Forum hier. Aber Suchtdruck habe ich keinen. Eher im Gegenteil, ich finde den Gedanken erschreckend, Alkohol zu trinken. Widerlich. :) Neulich hatte ich mir eine Tüte Weingummis gekauft und festgestellt, dass die giftig schmecken. Ein Blick auf die Zutatenliste: Wein. Klingt naheliegend, aber ich bin noch nie auf die Idee gekommen, dass in Weingummis Wein ist. Schmeckt echt scheiße. Es gibt aber auch welche ohne.

    Jedenfalls... läuft es so weit gut. Manchmal fühlt es sich ganz einfach und selbstverständlich an, aufgehört zu haben. Dann frage ich mich, warum ich das all die Jahrzehnte gemacht habe? Die ganze verlorene Zeit, ruinierte Abende und Tage und Wochen und Jahre. Verrückt, oder?

    Naja, so viel für heute, wollte nur mal wieder ein Lebenszeichen senden.

    PS: Ich glaube seit der nächtlichen Ausgangssperre kenne ich alle hiesigen Kollegen von Greenfox und Britt, die mich teilweise mehrfach beim Spazierengehen aufgegriffen haben, bis sie es dann irgendwann gelassen haben. Die waren allesamt freundlich und verständnisvoll. Ich bin halt der Spaziergänger, kann man nichts machen. Ich hätte denen auch erzählt, dass die Spaziergänge eine Angewohnheit sind, um nicht zu trinken. Aber so genau wollten sie es gar nicht wissen.

    Heute bin ich seit einem Jahr abstinent. In ein paar Tagen dann auch seit einem Jahr nikotinfrei unterwegs.

    Interessant. So richtig habe ich anfangs sicher nicht geglaubt, dass ich das einmal schreiben kann. Auch interessant, dass ich mich damit keineswegs so gut fühle, wie ich es erwartet hätte. Aber ich bin derzeit auch nicht gut drauf, das wechselt bisweilen stark. Es gab und gibt natürlich gute Dinge in diesem Jahr. Momentan fallen mir nur überwiegend die nicht so tollen ein. Nächstes Mal schreibe ich vielleicht einen Beitrag mit dem Tenor "was ist das Leben wundervoll". Aber jetzt erst mal zum Thema "es ist doch alles scheiße" :)

    Insgesamt bin ich tatsächlich ganz gut durch das Jahr gekommen. Aber Euphorie hat es von Anfang an keine gegeben. Leute, die aufhören zu trinken und/oder zu rauchen sagen ja bisweilen gerne Dinge wie: ich fühle mich 10 Jahre jünger! / wie neu geboren! / ich könnte Bäume ausreißen. Das hatte ich überhaupt nicht. Also null. Da finde ich mich schon eher bei Susanne wieder, die hier schrieb (wenn ich das aus dem Kopf richtig wiedergebe), dass sie die ersten 4 Jahre extrem schlecht gelaunt und gereizt war und nur deswegen nicht wieder getrunken hat, weil es das ja auch nicht bringt. Als ich das vor einem Jahr gelesen habe, dachte ich: boah, das könnt ich ja nicht. Und jetzt hab ich schon mal ein so ein Jahr hinter mir.

    Gesundheitlich lief es auch nicht toll. Ein Zipperlein nach dem anderen und das kenne ich eigentlich nicht. Das war jetzt auch nicht gerade was ich mir erhofft hatte, wenn ich mein Leben zu einem gesünderen Lebensstil umkrempele, auch mit viel Sport und vernünftiger Ernährung. Als Bonus noch wochenlang Schlaflosigkeit, teils auch einfach wegen Schmerzen. Und da bin ich echt ein Sensibelchen. Ein sehr guter Grund zu trinken war für mich auch immer, schlafen zu können. Ja Pustekuchen.

    Die letzten 3 Monate des Jahres liefen dann zunächst gut, die Wochen sind nur so vorbeigerauscht ohne irgendwelche Dramen. Das Einjährige in Sichtweite und doch noch so etwas wie Euphorie. Läuft. Und dann zu den Weichnachtsferien der Hammer der Depression. Und heftig. Immer auf den Kopf, zermürbend. Am Abend des ersten Weihnachtstages war ich fertig mit der Welt. Schon drei Stunden durch die Kälte marschiert, nichts half. Da hab ich eigentlich kapituliert: ich pack das nicht, ich ertrage nicht noch so einen Abend bei vollem Bewusstsein, ich muss mich jetzt sofort wegballern. Gesagt getan bin ich zu einem Kiosk und einer fußläufig erreichbaren Tanke marschiert. Beide zu. Ja, scheiße. Also mit dem Taxi zur nächsten Tanke (fahre kein Auto). Ich bin Richtung Taxistand marschiert und habe aus etwas Abstand die Taxis angeschaut. Lange. Es wurde kalt. Dann bin ich nach Hause gegangen. Ich weiß nicht genau, wieso.


    Und für Herrschaften, die wegen des Lockdowns finanziell abschmierten, ist es sicherlich nochmal erheblich herausfordernder und schwieriger.

    Oh, ja. Das ist sicher hart, dazu noch Langeweile und Frust...

    Auch Einsamkeit einfach. Gestern Nacht beim Spazieren gehen wurde ich z.B. von einem Fremden angesprochen, der mich gebeten hat, dass ich mich etwas mit ihm unterhalte. Er drehe durch ohne Sozialkontakte, nur Zoom-Meetings. Und die Familie habe ihn gerade Weihnachten ausgeladen wg. Corona. Das hat ihn ziemlich getroffen. Selbst habe er tagsüber versucht, eine Frau zu trösten, die weinend vor dem Supermarkt stand, weil alles so schrecklich ist.

    Tja, hart für manche. Ich selbst bin zum Glück völlig unsensibel und ziemlich froh, die meisten Leute nur noch in Zoom-Meetings sehen zu müssen. :)

    Ach, interessant. Ich hatte gerade überlegt ein ähnliches Thema zu starten und jetzt ist hier schon eines. :)

    Dies ist sicher ein denkwürdiges Jahr. Ich bin jetzt seit Anfang Januar abstinent und gehe also gerade erst auf mein erstes volles Jahr zu. Und das seit März komplett im Home-Office. Ich habe früher nie tagsüber getrunken, aber immer direkt ab Feierabend. Daher kann ich mir auch gut vorstellen, dass ich im HomeOffice, wenn es keiner sieht, den Trink-Beginn irgendwann vorverlegt hätte, sobald der Feierabend "in Sichtweite" ist. Und dann, wer weiß.. Von daher bin ich auch sehr froh, vielleicht noch gerade rechtzeitig den Absprung geschafft zu haben.

    Ob widerum die Corona-Situation für das erste Jahr Abstinenz hilfreich oder hinderlich ist, ist mir noch nicht ganz klar. Anfangs, so im März/April, war ich sicher frustriert, dass therapeutische Hilfsangebote und Selbsthilfegruppen nicht möglich waren, oder nur ein Not-Programm, und da habe ich mich doch bisweilen recht alleine gelassen gefühlt (ein Hoch auf dieses Forum und seine "Bewohner", nochmals extra wertvoll in dieser Zeit).

    Auch wird man ja "normalerweise" im ersten Jahr mit so ziemlich allen Situationen konfrontiert, die vorher mit Alkohol verbunden waren und man durch diese jetzt ohne muss. Geburtstage, Hochzeiten, Essen/Trinken gehen mit den Kollegen, in Urlaub fahren, Freunde treffen mit denen man gerne und viel getrunken hat, Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt... Da habe ich bisweilen das Gefühl, dass mir diese Erfahrungen (ohne Alkohol) eben noch komplett fehlen. Andererseits hat man in der etwas geschützten Corona-Blase auch nicht diesen Stress und das ist ja wieder etwas Gutes.

    OK, das ja eine eher philosophische Frage, was wäre wenn. Aber interessieren würde mich schon, wie andere Mitstreiter diese Zeit erleben.

    Gruß,
    Spaziergänger

    Hallo Angela,

    danke für Deinen Erfahrungsbericht und herzlichen Glückwunsch zum bisher erreichten 44.

    Schön, dass Du Dich nicht hast beirren lassen und eine gute Suchttherapeutin gefunden hast. Ich gehe auch gerne zu meiner und suche nicht mehr nach einer "richtigen" Psychotherapie. Wenn Du mit ihr gut zurecht kommst und sie so erfahren ist, ist das doch schon prima. Ich drücke die Daumen!

    Spaziergänger