Einfach gesagt: Zu viel Alkohol

  • hallo zusammen,
    ich habe ein wenig Angst vor eurer „Keule der Wahrheit“, aber vielleicht brauche ich sie auch?!

    Kurz mir: ich bin weiblich, Mitte 40, beruflich erfolgreich in sehr verantwortungsvoller Position … glücklich mit Mann und Kindern…
    Ich liebe gutes Essen...anbei guten Wein… Für mich gehört zur Geselligkeit der Alkohol.

    Mittlerweile ist es jedoch so, dass ich mir nicht vorstellen könnte, abends etwas anderes als Bier oder Wein oder Sekt zu trinken. Mir schmeckt nichts anderes. Mich verlockt auch nichts anderes. An sich würde ich es nicht als Problem ansehen… Allerdings bemerke ich, dass ich mittlerweile regelmäßig ein Glas zu viel trinke.
    Und das hab ich am Ende zu oft nicht unter Kontrolle...um ehrlich zu sein, ist es aktuell so, dass ich täglich eine Flasche Sekt trinke (also nach 18:00 Uhr 4 Gläser Sekt). Bei feiern oder geselligen Anlässen natürlich mehr!
    Wenn ich arbeitstechnisch abgelenkt bin, dann schaffe ich auch locker einige Tage ohne Alkohol… Aber sobald ich nach Hause komme, ist es wie beschrieben.

    Wenn ich nun daran denke, dass ich süchtig bin und wenn ich aufhören würde, NIE wieder ein Glas Alkohol trinken dürfte, dann versetzt mich das in ein Gefühl absoluter Ablehnung. Das kann ich mir so auf gar keinen Fall vorstellen!
    Ich genieße es sehr und es ist mir wichtig, im Restaurant oder bei einem guten Essen auch Wein zu konsumieren. Das gehört für mich einfach dazu!

    Habt Ihr einen Rat?! Und ja, ich ertrage auch Eure Keule

  • Hallo Starkschwache!

    Welcome I’m Forum!

    Ich weiss jetzt nicht genau wofür du einen Rat suchst...?
    Es kann dir hier kaum jemand eine Diagnose machen ob du süchtig bist oder nicht...das kannst allenfalls du selber indem du brutal ehrlich zu dir selber bist.

    Sowie du deinen Konsum beschreibst ist es schon ziemlich viel finde ich,auch welchen Stellenwert du ihm in deinem Alltag gibst. Alkohol ist wichtig für dich,du willst dir einen Alltag ohne ihn nicht vorstellen.

    Bei mir war’s auch mal so. Hätte mir ein Leben ohne nicht vorstellen können. Jetzt ist es selbst nach gut 8Monaten ohne immer noch nicht immer einfach. Aber mit ist es unmöglich.Für mich jedenfalls.

    Es scheint mir,du hast regelrecht Angst davor von irgendjemandem als Alkoholikerin abgestempelt zu werden...wieso? Ich meine,selbst wenn du für dich erkennen solltest dass es so ist,kannst du ja trotzdem deinen Wein und Sekt trinken. Wer soll dich daran hindern? Du brauchst überhaupt nichts zu ändern solange du nicht willst...egal ob du nun nach Definition süchtig bist oder nicht. Und du willst ja auch nichts ändern,ausser vielleicht nicht mehr so die Kontrolle zu verlieren?

    Was Tatsache ist,dass der Konsum sehr sehr wahrscheinlich immer mehr zunehmen wird,weil dein Körper sich an das Gift anpasst...Toleranzentwicklung. Für den gewünschten Effekt brauchst du mehr Alkohol,bei einem regelmässigen Konsum stellt sich das meist schleichend aber sicher ein...und eine Flasche am Abend ist ja auch keine kleine Menge mehr.

    Was hast du denn genau vor? Es kommt mir aus deinem Post nicht ganz rüber...
    Du machst dir Gedanken zu deinem Alkoholkonsum,ist ja schon mal super,dass du das alles hinterfragst...vielleicht bringt dich das Lesen der einzelnen Geschichten hier etwas weiter,ich habe mich in so einigen wieder erkannt!

    Alles Liebe
    Rina

  • Hallo Schwachstarke,
    auch von mir ein herzliches Willkommen hier im Forum. Kurz zu mir: Ich heiße Frank bin 52 Jahre alt und bin nun schon seit mehr als 6 Jahren trocken. Ich war nicht (jedenfalls nicht stark) körperlich abhängig. Dennoch bin ich Alkoholiker, weil ich es einfach nicht fertig gebracht habe, einen Abend mal nicht zu trinken, es sei denn die Zwänge von außen waren stark genug (z.B. dass meine Tochter bei mir übernachtet hat, dann ging das schon noch...).
    Und dann habe ich habe ich auch immer mehr getrunken als ich mir vorgenommen habe. In den letzten Monaten bevor ich aufgehört habe, habe ich mir z.B. immer "nur" 3 Flaschen Bier im Supermarkt geholt, nie eine ganze Kiste. Aber wenn dann die 3 Flaschen leer waren bin ich nicht etwa schlafen gegangen, sondern zur Tankstelle und hab mir 2 weitere geholt und dann immer öfter noch ein zweites Mal zur Tanke und wieder 2 Flaschen. Der Verkäufer an der Tanke hat dann schon immer gesagt: "Einen schönen Abend noch, oder bis später mal". Und ich habe mich geschämt wie Hund und bin trotzdem immer wieder hin gerannt....
    Ich kann Rina da nur Recht geben, die Diagnose ob du süchtig bist kann dir hier niemand stellen, von daher gibt es hier keine Keule -dennoch muss ich natürlich schon sagen, dass mir dein Alkoholkonsum brutal viel erscheint....
    Was genau erschreckt dich denn so an dem Gedanken, nie wieder ein Glas Alkohol trinken zu "dürfen" ? (du darfst natürlich was du willst, nur ist es natürlich so, dass es - falls du eine Abhängigkeit entwickelt hast - nicht bei diesem einem Glas bleiben wird, bzw.wenn es diesmal bei einem Glas bleibt ,weil du dir unbedingt beweisen willst dass du alles im Griff hast, wird es beim nächsten Mal nicht bei einem Glas bleiben oder beim übernächsten Mal...)
    Also,was erschreckt dich so an dem Gedanken?
    Ist es die Geselligkeit? ...solange deine Gesellschaft nur ein oder 2 Gläser zum Essen trinkt und sich nicht betrinkt kannst du dich genau so unterhalten als wenn du auch trinken würdest.
    Ist es der Geschmack? ...sicher das ist natürlich etwas schade. Aber angenommen, du würdest sehr gerne Erdbeeren essen und würdest auf einmal eine Erdbeerallergie entwickeln. Dann würdest du vielleicht denken "Schade, aber dann esse ich eben Weintrauben" , aber der Gedanke NIE wieder Erdbeeren essen zu dürfen würde dich doch nicht wirklich stark belasten,oder?
    Oder ist es vielleicht doch die Wirkung? Sicher trinken auch manche Leute die kein Problem mit Alkohol haben ab und zu mal "auf Wirkung", aber eben nur ausnahmsweise, nicht regelmäßig und bestimmt nicht jeden Abend.
    Und wenn dich dir Gedanke "Nie wieder trinken" zu stark schreckt, dann gehe es eben Tag für Tag an: "Heute trinke ich nicht". Mich hat der Gedanke zuerst auch erschreckt, aber eigentlich nur so lange wie ich noch getrunken habe. Ich habe dann sehr schnell gemerkt, wie schön ein abstinentes Leben ist. Und ich freue mich immer noch jeden Abend wenn ich ins Bett gehe, dass ich gleich erholsamen Schlaf finden werde, anstatt ins alkoholbedingte Koma zu fallen (denn Schlaf kann man das nicht mehr nennen, wenn man nach mehreren Flaschen Bier ins Bett geht). Und jeden Morgen freue ich mich, dass ich gut erholt aufwache.
    Ich muss sagen, mittlerweile finde ich den Gedanke, freiwillig Gift (das ist Alkohol ja letztlich) in mich hineinzuschütten regelrecht absurd. Das gilt eben für mich, mir ist schon klar, dass andere Leute das anders sehen. Das stört mich aber auch nicht. Vor einiger Zeit war ich ein paar Tage beruflich in Spanien, wir sind abends von unseren Kunden ins Restaurant eingeladen worden.Da hat jeder bis auf ich ein bis zwei kleine Gläser Wein zum Essen getrunken. Ich hab Saft getrunken und mich an dem leckeren Essen und der netten Gesellschaft und Unterhaltung erfreut. Niemand aus der Rund von 6 Leuten hat über die Stränge geschlagen und hat mehr als 2 Gläser getrunken. Wenn ich nicht trocken gewesen wäre, hätte es für mich 2 Möglichkeiten gegeben: Entweder ich hätte gar nichts getrunken, weil ich genau wusste dass mich diese 2 Gläser nie "zufrieden gestellt" hätten, oder - das ist wahrscheinlicher -ich hätte vorher schon im Hotelzimmer Alkohol gebunkert. Beides hätte für mich Stress bedeutet: Entweder der Stress "es gibt heute nichts,oder eben viel zu wenig" oder der Stress den Alkohol unauffällig vor den Kollegen zu beschaffen bzw. mitzubringen. Ich war also wirklich froh.... Als mich jemand von den spanischen Kunden gefragt hat, ob ich keinen Wein mag, habe ich einfach gesagt, dass ich gar keinen Alkohol trinke, damit war das Thema durch und niemand hat blöd geguckt oder nachgefragt.
    Also mir hat den ganzen Abend nichts gefeht. Ok als mich mein Nachbar nachdem er einen Schluck Wein genommen hat angeatmet hat, fand ich das etwas unangenehm, aber erträglich. Ich muss es ja auch als "trockener Raucher",der ich auch bin, ertragen wenn ich durch die Innenstadt gehe und alle 10 Meter durch den Zigarettenrauch von anderen Passanten gehen muss. Das ist schlimmer, denn das riecht man auf Meter und man kann dem kaum ausweichen.
    Also ein trockenes Leben ist wirklich schön und nicht schrecklich. Nur musste ich zuerst trocken werden um das zu merken.
    Es ist jedenfalls schon mal super, dass du dir Gedanken um dich machst. Lies dich mal ein wenig durch die Beiträge und durch die Antworten, die du bestimmt noch bekommen wirst. Das wird dir sicher helfen, deine Situation realistisch einzuschätzen und erheblich zu dir zu sein.
    Liebe Grüße
    Frank

  • Herzlich Willkommen hier im Forum :welcome: und auch zur "Keule der Wahrheit" 8)

    Erst mal kurz zu mir: Ich bin m, noch 56, Alkoholiker und nach mehreren Anläufen nun seit fast 12 Jahren trocken.


    Mittlerweile ist es jedoch so, dass ich mir nicht vorstellen könnte, abends etwas anderes als Bier oder Wein oder Sekt zu trinken. Mir schmeckt nichts anderes. Mich verlockt auch nichts anderes. An sich würde ich es nicht als Problem ansehen… Allerdings bemerke ich, dass ich mittlerweile regelmäßig ein Glas zu viel trinke.
    ... um ehrlich zu sein, ist es aktuell so, dass ich täglich eine Flasche Sekt trinke (also nach 18:00 Uhr 4 Gläser Sekt). Bei feiern oder geselligen Anlässen natürlich mehr!

    Dann gehe ich mal kurz darauf ein:

    Alles klar: Du trinkst also aktuell also mindestens eine Drittel Flasche Schnaps - TÄGLICH.


    Für mich gehört zur Geselligkeit der Alkohol.
    ...
    Wenn ich nun daran denke, dass ich süchtig bin und wenn ich aufhören würde, NIE wieder ein Glas Alkohol trinken dürfte, dann versetzt mich das in ein Gefühl absoluter Ablehnung. Das kann ich mir so auf gar keinen Fall vorstellen!

    Noch (NOCH) redest Du es Dir schön, weil Du ja "nur" Sekt/Wein trinkst - aber auch das ist Alkohol.

    Ich empfehle Dir, Dich mal in unserer Linksammlung und/oder Literatur-Ecke umzuschauen. Dort erhältst Du viele weiterführende nützliche Informationen zum Thema Alkohol und Abhängigkeit.
    Und wenn die Dich beängstigen sollten - dann solltest Du mal ERNSTHAFT darüber nachdenken, ob Du nicht etwas an Deiner Einstellung ändern solltest.
    Dir und Deiner Familie zuliebe.

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Vielen Dank für eure Antworten!

    Lieber Frank… Du sprichst mir aus der Seele… Mit kamen Tränen in die Augen, als ich deine Antwort gelesen habe… Enn genauso geht es mir. Ich wünschte, ich müsste nicht, aber ich trinke… Und hoffe, Das ist gar nicht so schlimm ist… Aber natürlich hätte ich mich hier nicht angemeldet, wenn ich nicht wüsste, dass es schlimm ist! Und dennoch hofft man, dass jemand sagt, ach, das ist alles gar nicht so schlimm!

    Und auch Green fox: Danke für deine Analyse… Mit Zahlen und Werten kann ich persönlich nicht so viel anfangen, aber der Vergleich war gut!

    Ich habe auch knapp 20 Jahre geraucht und hatte mir lange nicht vorstellen können, damit aufzuhören!
    Seit 13 Jahren bin ich mit dem Thema durch…
    Endlich ist es vermutlich mit dem Alkohol?! Aber:

    niemand würde einem Nichtraucher ungefragt eine Zigarette anbieten… Und das ist der unterschied… Auf jeder Feier zur Begrüßung gibt es ein Glas Sekt oder ein Bier… Zu jedem guten Essen gibt es Alkohol… In keinem Restaurant würde man eine Zigarette gereicht bekommen…

    Wenn man sagt, man raucht nicht, schauen die Menschen höchstens auf...Wenn man sagt, man trinkt keinen Alkohol, mach das die Menschen stutzig…ah...alkoholiker?!

    Um ehrlich zu sein suche ich irgendwie noch nach einer HintertÜr… Einem Ausweg… Einem Plan oder eine Taktik, wie ich im Alltag auf den Alkohol verzichten kann, aber dennoch am Wochenende ein oder zwei Gläschen zu trinken…

  • Mal im Hinblick darauf, dass von Männern erwartet wird, dass sie Alkohol trinken, macht es mir inzwischen richtig Spass, zu sagen "Danke, ich trinke keinen Alkohol" und dann die Gesichter der anderen zu sehen :). Mein komplettes Umfeld macht diesen Verführungsversuch gar nicht mehr.

    LG Gerd

  • Bei mir denken die Leute immer ich würde aus Lifestyle/ Detox Gründen keinen Alkohol trinken.
    Mir soll es recht sein.

    Es gibt mittlerweile so viele Ernährungsformen, da ist alkoholfrei Leben gar nicht mehr so selten.

    Das andere dann sofort denken, man sei Alkoholiker ist nur etwas, was du in deinem Kopf abgespeichert hast.

    Ich bin jetzt seit über einem Jahr alkoholfrei. Mir bietet nur selten jemand Alkohol an und es kommt noch seltener vor, dass ich ein leises bedauern empfinde, weil ich immer nein sagen muss.

    Aber so ist es nun mal. Die Vorteile überwiegen die Nachteile bei weitem.

    Viele Grüße, <br />Risu

  • Guten Morgen,
    ich habe es mir früher auch nicht vorstellen können, keinen Alk mehr zu trinken. Das lag wohl an der mangelnden Entschlossenheit. Als ich die hatte, habe ich ein online-Selbsthilfeprogramm von einer Suchtklinik und Krankenkasse gefunden. Da trägt man sein Trinkverhalten ein, erhält Aufgaben, Analysen und Motivation. Das Programm geht über 6 Wochen und war ein guter Einstieg für mich. Ich bin jetzt bei 12 Wochen und denke nicht, dass ich wieder trinken möchte. Das ist allerdings gewachsen und gereift und war nicht von heute auf morgen da. Wenn dich dieser Nie wieder-Gedanke zu sehr stresst, mach erstmal einen gewissen Zeitraum - und entscheide dann neu. Das musst man erstmal selbst erfahren, wie es ist, ohne Alkohol zu leben. Vielleicht willst du dann gar nicht mehr.

    Schöne Grüße, Honeybee

  • Hallo,


    niemand würde einem Nichtraucher ungefragt eine Zigarette anbieten… Und das ist der unterschied… Auf jeder Feier zur Begrüßung gibt es ein Glas Sekt oder ein Bier… Zu jedem guten Essen gibt es Alkohol… In keinem Restaurant würde man eine Zigarette gereicht bekommen…

    Zu jedem guten Essen gibt es nicht nur Alkohol, sondern auch andere Sachen zum Trinken. Also da müsstest Du Dich schon in sehr speziellen Kreisen bewegen, mit gutem Essen kenne ich mich einigermaßen aus. Da sieht nur so aus, wenn man trinken will, dass es nichts anderes gibt, weil man das gar nicht sehen will.

    Und es guckt auch keiner blöd, wenn ich sage, danke, lieber einen Espresso. Nach der Rhabarbersaftschorle, die ich zum Essen getrunken habe, logischerweise.

    Normalerweise muss ich dabei niemandem auf die Nase binden, dass oder warum ich überhaupt keinen Alkohol trinke, das interessiert nämlich fast niemanden.

    Und wenn ich es trotzdem irgendwo erzähle, kann ich mich fast darauf verlassen, dass mir dann irgendwer erzählt, dass er eigentlich auch ein Alkoholproblem hat. Was glaubst Du, wie oft mir das schon passiert ist, dass dann jemand anders auch aus der Hecke kommt, dass er eigentlich viel zu viel trinkt?


    Um ehrlich zu sein suche ich irgendwie noch nach einer HintertÜr… Einem Ausweg… Einem Plan oder eine Taktik, wie ich im Alltag auf den Alkohol verzichten kann, aber dennoch am Wochenende ein oder zwei Gläschen zu trinken…

    Hast Du es schon probiert und bereits Erfahrungen damit, weniger zu trinken? Sonst musst Du es halt probieren, runter zu reduzieren. Ob es klappt und wie es Dir damit geht, merkst Du dann schon, das kann Dir vorher niemand sagen.

    Ich bin nach Jahren täglichen Konsums dazu übergegangen, jede Woche mehrere Tage Pause einzulegen. Das ging jahrelang gut, allerdings habe ich dann mit der Zeit immer öfter nachgeholt, auf was ich zwischen drin verzichtet hatte.
    Also es wurde davon unter dem Strich nicht besser und ausserdem war es sehr anstrengend. Und es ist auch eher frustrierend, nach zwei Gläsern aufzuhören, dann wenns grade am schönsten ist und man eigentlich noch gerne ein Gläschen trinken würde..und man von den ersten Gläsern schon ein bisschen enthemmt ist, ist es noch schwerer "Nein" zu sagen.

    Ich konnte mir auch nie vorstellen, nie mehr was zu trinken, auch dann als es schon gar nicht mehr lustig war, aber eines Tages war es dann so weit, da war es dann viel einfacher, gar nichts mehr zu trinken als nur ein bisschen was. Und es war dann auch viel lustiger, wenn ich gar nichts getrunken habe, weil es nicht mehr peinlich wurde und das ganze Drumherum nicht mehr war, was man dann halt so hat, wenn man am Morgen danach aufwacht. Bei mir kam allerdings noch dazu, dass ich mich nach Stresstagen runtergesoffen habe und das wurde halt immer extremer.

    So kam dann überhaupt erst der Gedanke auf, ganz damit aufzuhören, aber ich wusste da ja auch noch nicht wie es wird, hab mir das furchtbar schwierig vorgestellt...ich hab auch eine relativ lange Karriere hinter mir. Und vielen fällt es auch extrem schwer oder sie probierens erst gar nicht, hätte bei mir ja auch sein können.
    Und am Anfang habe ich mir auch erst gesagt, jetzt trinke ich mal ein Jahr lang nichts und dann gucke ich mal, wie es mir damit geht. Anfangen kannst Du ja jederzeit wieder, das läuft ja nicht weg. War mir dann aber ziemlich schnell klar, dass es mir so viel besser geht.

    Heute fehlt mir jedenfalls schon viele Jahre gar nichts mehr ohne Alkohol, obwohl ich das früher nie geglaubt hätte.

    Jedenfalls muss das ja bei Dir nicht so sein wie bei mir, und es gibt Programme zur Reduzierung, also wenn Du nicht gleich ganz aufhören willst, könntest Du ja mal gucken wie es Dir damit gehen würde. Selbstdisziplin würde es wohl in jedem Fall erfordern.

    Gruß Susanne

  • Hallo Schwachestarke,

    herzlich Willkommen hier bei uns im Forum.

    Ich stelle mich mal kurz vor: Ich bin 50 Jahre alt, Alkoholiker und lebe jetzt schon lange ohne Alkohol. Davor trank ich über 10 Jahre heimlich. Ich funktionierte sehr lange sehr gut, die letzten Jahre meiner Sucht wurden dann zur Hölle, denn es ging bei stetig steigendem Konsum sowohl psyschisch als auch körperliche rapide Berg ab.

    Du hast ja nun schon eine Menge sehr gute Beiträge erhalten. Im Grunde kann ich Dir gar nichts Neues mehr schreiben. Ein paar Gedanken oder Anregungen möchte ich Dir trotzdem da lassen.

    Zitat

    Wenn ich nun daran denke, dass ich süchtig bin und wenn ich aufhören würde, NIE wieder ein Glas Alkohol trinken dürfte, dann versetzt mich das in ein Gefühl absoluter Ablehnung.


    Ich kann mich hier noch gut an mich selbst erinnern. So als ob es gestern gewesen wäre.Unvorstellbar, NIE wieder Alkohol! Wie soll man da denn die vielen Situationen überstehen, zu denen Alkohol einfach dazu gehört. Wo er sozusagen nicht wegzudenken ist? Wie soll denn das gehen? Diese Gedanken waren für mich damals immer wieder Gründe, geplante Trinkpausen (die ich aber nicht als Pausen sah sondern als den Zeitpunkt von dem an sich alles ändern wird - was leider nie funktionierte) zu verschieben. Man kann ja nicht mit dem Trinken aufhören, wenn in 2 Wochen ein Geburtstag ansteht. Es reniert sich doch nicht jetzt mit dem Trinken aufzuhören, wenn in 4 Wochen Weihnachten ist und danach ja gleich Silvester folgt. Und überhaupt, wie soll man seinen Freunden sagen das man sie liebt wenn man dabei nichts trinken darf? Utopisch. Und all diese Gedanken obwohl ich ja die meiste Zeit heimlich trank und diese Anlässe gar nicht brauchte.

    Ja, ich kenne diese Gedanken. Auf den Gedanken, dass all diese Gedanken durch die Sucht erzeugt werden bin ich nicht gekommen. Ich kam auch nicht auf den Gedanken, dass ich damit ja der Sklave dieses Zellgifts geworden bin. Wobei, Du sprichst ja nicht von Zellgift sondern vom "guten Wein". Nun Alkohol ist, egal in welchen Mengen, nichts anderes als Zellgift. Und er hat keinerlei positive Wirkungen. Alle entsprechenden Studien, dass geringe Mengen an Alkohol positive Auswirkungen hätten (Herzinfarkt vorbeugen, leben verlängern, etc.) sind entweder widerlegt oder relativiert. Und auch die gemeinhin als unbedenklich geltende Menge von 12 gramm Alkohol bei Frauen bzw. 24 Gramm bei Männern pro Tag mit 2 Tagen komplett ohne Alkohol sind bei Experten mehr als umstritten. Viele halten diese Mengen für zu hoch und grundsätzlich sind sich alle einig, dass Alkohol egal in welcher Menge ein Zellgift ist. Also im Grunde nix mit "gutes Glas Wein".

    Nunja, ich will damit natürlich ein wenig provozieren, denn sicher ist es für einen Genusstrinker kein Problem, ab und an mal diese gute Glas Wein zum Essen zu trinken. Und es sei ihm oder ihr auch von Herzen gegönnt.

    Du bist ja aber vom Genusstrinker meilenweit entfernt. Mit der geschilderten Menge die Du trinkst betreibst zu zumindest einen ordentlichen Missbrauch, wenn Du nicht bereits süchtig bist. Was, wie Du hier ja schon gelesen hast, nicht so einfach zu bestimmen ist. Ich kann es jedenfalls nicht.

    Wenn ich heute zurück blicke, dann frage ich mich manchmal, warum ich mich denn so an das Zeug geklammert habe und warum ich nicht viel früher den Ausstieg geschafft habe. Hier bin ich wahrscheinlich nicht mit Dir zu vergleichen, denn ich trank nie "ein gutes Glas Wein". Ich trank, weil die Wirkung brauchte. Nur deshalb. Und ich konnte nicht reduzieren oder aufhören, weil ich die Wirkung brauchte. Nicht weils mir so toll geschmeckt hätte. Natürlich gab es z. B. Wein, den ich besonders mochte. War dieser aber nicht zu haben, trank ich eben irgend einen anderen. Wobei ich das meiste an Alkohol via Bier zu mir nahm. Aber auch hier gab es welches, das mir besser schmeckte als andere. Was aber nicht entscheidend war. Irgendwann brauchte ich meine 10 Bier und es war völlig egal, welches Bier das war. Hauptsache Wirkung.

    Ich denke, wenn Du ehrlich zu Dir selbst bist, wirst Du Dir eingestehen müssen, dass Du auch nur wegen der Wirkung trinkst. Warum sonst solltest Du eine Flasche Sekt trinken? Warum sonst solltest Du Dir ein Forum suchen und Dich hier darüber austauschen? Warum sonst denkst Du überhaupt über Deinen Konsum nach, wenn Du nicht eigentlich schon weißt, dass Du nicht mehr so trinken KANNST wie Du eigentlich möchtest? Mit Deinen Gedanken an das gute Glas Wein versuchst Du Dich selbst zu betrügen. Aber, Du kannst es ja versuchen. Susanne hat es Dir ja schon geschrieben: Probiers einfach. Reduzieren, besser noch, nimm ein einem Programm für kontrolliertes Trinken teil und schau' was passiert. Mach das und stell Dir dabei mal die Frage, warum Du soviel Aufwand dafür betreibst, nur dafür, dass Du ab und an mal Dein gutes Glas Wein trinken kannst.

    Zitat

    Ich genieße es sehr und es ist mir wichtig, im Restaurant oder bei einem guten Essen auch Wein zu konsumieren. Das gehört für mich einfach dazu!


    Für mich gehört das überhaupt nicht mehr dazu und seit ich nicht mehr trinke, nehme ich zwei Dinge bewusst wahr:

    1. Wie viele Menschen da draußen ein Alkoholproblem haben und es z. B. hinter solchen Aussagen wie diese hier von Dir getätigte, verstecken oder es damit rechtfertigen und
    2. Wie viele Menschen auch komplett ohne Alkohol leben, oder nur alle Schaltjahre mal geringste Mengen trinken und erst überhaupt gar nicht auf die Idee kommen, Alkohol würde zu irgendwas in irgend einer Form dazu gehören. Ich musste feststellen, dass das gar nicht wenige sind und dass das immer mehr werden. Etwas, dass ich zu meiner Trinkerzeit für gar nicht möglich gehalten hätte, das jetzt aber ganz normal für mich ist. Übrigens: Wir nichttrinker haben auch tierisch viel Spaß ohne Alkohol! Auch unvorstellbar in meinem früheren Leben.

    Zitat

    Auf jeder Feier zur Begrüßung gibt es ein Glas Sekt oder ein Bier… Zu jedem guten Essen gibt es Alkohol…


    Auch wieder so ne Sache. Wenn Du ein stark trinkendes Umfeld, sagen wir mal ein Problemumfeld hast, dann mag das so zutreffen. Wenn Du ein normales Umfeld hat, dann wird man Dir Alkohol sicher anbieten, denn unsere Gesellschaft ist ja Alkoholgetrimmt. ABER: Du kannst dann problemlos ablehnen. Ein "normales" Umfeld wird das i. d. R. sogar kommentarlos akzeptieren. Klar, wenn Du als Trinkerin bekannt warst, musst Du schon mal mit einer Nachfrage rechnen. Ein "ich trinke keinen Alkohol mehr" sollte aber ausreichend sein. Und wenn Deine Bekannten etc. das ein paar mal gehört haben, werden sie Dir von vorne herein keinen Alkohol mehr anbieten. So waren meine Erfahrungen. Heute weiß jeder, dass ich keinen Alkohol trinke. Das ist ganz normal, niemand schaut mich schief an. Von einigen weiß ich, dass sie mich sogar "beneiden". Denn sie würden auch gerne weniger trinken, schaffen es aber nicht. Und ich musste niemanden die Story vom Alkoholiker aufs Auge drücken. Ich sagte manchmal, dass ich an einen Wendepunkt war und mir Gedanken über mein zukünftiges Leben gemacht habe. Und dass ich bei diesen Gedanken festgestellt habe, dass der Alkohol nicht gut für mich ist und er mir bei der Erfüllung meiner noch anstehenden Wünsche und Ziele nicht helfen kann. Ich habe niemals Ablehnung erfahren, nur Zustimmung. Das ich tatsächlich Alkoholiker bin wissen nur die wichtigen Menschen in meinem Leben. Familie, also Geschwister, meine Frau, meine Kinder und meine wirklich guten Freunde.

    Zitat

    Einem Plan oder eine Taktik, wie ich im Alltag auf den Alkohol verzichten kann, aber dennoch am Wochenende ein oder zwei Gläschen zu trinken…


    Wie gesagt, ausprobieren. Es gibt Programme dazu. Und versuche Dir mal die Frage zu beantworten, was Dir ein oder zwei Gläser Alkohol eigentlich geben, dass Du dafür so viel Energie aufbringen möchtest. Ich meine, sollte es Dir problemlos gelingen, so nebenbei sozusagen, dann ist ja alles prima. Dann hast Du auch kein Problem und trinkst halt ab und an mal ein Glas wie das Millionen tuen und können. Wenn Du aber ständig kämpfen musst, eigentlich gerne mehr hättest es aber durch eiserene Diszipin verhinderst, dann darfst Dich schon mal fragen, warum Du das machst. Denn wenn Du mal richtig aufgehört hast mit dem Trinken und zu einem zufriedenen Leben ohne das Zeug gefunden hast, dann wirst Du nichts mehr vermissen. Und Dich wahrscheinlich fragen, warum das Zeug so einen Stellenwert bei Dir hatte. Das heraus zu finden, es den Grund warum Du das Zeug eigentlich so unbedingt weiter trinken möchtest, könnte Dir auch helfen, darauf zu verzichten. Und ich meine damit den ehrlichen, den wahren Grund. Nicht weils so toll schmeckt oder weil's dazu gehört oder weil's überall angeboten wird. Das sind keine Gründe, sondern nur selbstgezimmerte Begründungen.

    Alles Gute und viel Erfolg wünsche ich Dir. Das kommt von Herzen!

    LG
    gerchla

  • niemand würde einem Nichtraucher ungefragt eine Zigarette anbieten… Und das ist der unterschied… Auf jeder Feier zur Begrüßung gibt es ein Glas Sekt oder ein Bier… Zu jedem guten Essen gibt es Alkohol…

    Ich würde vorschlagen, Du machst mal die Augen auf und schaust Dich RICHTIG um:

    - Auf jeder Feier zur Begrüßung gibt es auch alkoholfreie Getränke wie Wasser und Säfte.
    - Zu jedem guten Essen kann man durchaus auch problemlos alkoholfreie Getränke nehmen/bestellen.

    Und dann analysiere mal, wie viele Menschen - außer Dir - sich wirklich auf den Alkohol stürzen bzw. wie viele sich an alkoholfreie Alternativen halten.
    Es zwingt Dich NIEMAND, die alkoholischen Getränke zu nehmen - DU WILLST sie nehmen. Also beschwer Dich nicht!

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!


  • Und dann analysiere mal, wie viele Menschen - außer Dir - sich wirklich auf den Alkohol stürzen bzw. wie viele sich an alkoholfreie Alternativen halten.


    Da muss ich Greenfox Recht geben.
    Bei mir war es so: Nicht nur meine Selbstwahrnehmung, sondern auch die Wahrnehmung meines Umfeldes war in Bezug auf Alkohol total verzerrt als ich noch getrunken habe. Ich dachte immer, alle - bis auf die die Auto fahren -geben sich mehr oder weniger die Kante wenn sie ausgehen. Aber viele trinken "einfach so"nichts, weil sie einfach keine Lust drauf haben; und von denen, die Alkohol trinken, bleibt es bei den meisten bei ein bis zwei vielleicht auch 3 Bier oder Wein. Die wenigsten schießen sich wirklich ab.
    Als ich dann grade frisch trocken war dachte ich,alle würden sich dafür interessieren, warum ich nicht mehr trinke. Aber auch das war nicht so.So interessant ist das Thema für die meisten gar nicht. Den meisten fällt es gar nicht auf , und wenn doch jemand fragt, denk immer daran: du musst dich nicht rechtfertigen, dass du nicht trinkst. Wenn jemand meint, dich da zu einer Erklärung nötigen zu müssen, ist das sein Problem, nicht deins. Wenn jemand zu penetrant wird darfst du auch ruhig ein wenig patzig werden.
    Als Beispiel (das habe ich von jemanden aus meiner Selbsthilfegruppe),
    Frage: Warum trinkst du kein Alkohol?
    Antwort: Aus Glaubensgründen!
    Frage: Bist du neuerdings Moslem oder so?
    Anwort: Nein, ...weil ich glaube dass mir das nicht gut tut.

  • Ach so, noch was zu dem Thema...
    Ich schätze mal,die meisten, die sich auffällig für deine plötzliche Abstinenz interessieren würden , hätten selber ein Problem auf dem Gebiet . Sie sind aber noch meilenweit davon entfernt sich einzugestehen, dass da eventuell auch nur die Möglichkeit besteht, dass da ein Problem sein könnte. Und noch weiter sind sie natürlich davon entfemt sich Hilfe zu suchen. Denk dran,du bist da schon viel weiter, du machst dir zu mindestens Gedanken und hast auch schon den ersten Schritt unternommenen, indem du hier schreibst.
    Da fällt mir noch eine Story ein, auch aus meinem beruflichem Umfeld:
    Ich war einmal bei uns im Stammwerk, was über 500km entfernt von unsere hiesigen Niederlassung liegt um mit meinem Kollegen dort mehrere Tage an einem Problem zu arbeiten. Ein weiterer Kollege aus wieder einer anderen Stadt war auch dort .Wir waren also die einzigen beiden,die im Hotel übernachteten. Der Kollege fragte mich dann am ersten Abend,ob wir zusammen noch ein Bier trinken wollen. Ich habe ihm geantwortet, dass ich kein Bier trinke,ich aber noch was essen will,ich würde da ein nettes kleines chinesisches Restaurant kennen, die hätten auch Bier. Er ist aber nicht weiter drauf eingegangen. Am nächsten Abend als wir dann vor der Firma mit mehreren Kollegen zusammen standen hat er lauthals verkündet: "Der Frank wollte gestern mit mir kein Bier trinken gehen"....wohl in der Hoffnung, das irgend jemand darauf einsteigt, was aber natürlich niemand getan hat. Als ich dann erwiderte: "Ich habe dir doch gesagt,dass ich kein Bier trinke - übrigens gar keinen Alkohol falls du es ganz genau wissen willst . Aber du wolltest ja auch nicht mit zum Chinesen kommen,obwohl die auch Bier haben", da ist ihm erst mal die Kinnlade runter gefallen. Naja den Abend musste ich dann nicht alleine essen,der Kollege durfte trotz seine doofen Äußerung mitkommen . Er hat zwei Bier getrunken,ich eine Cola und wir haben beide lecker gegessen.
    Und von den anderen Kollegen hat mich natürlich später auch nie jemand darauf angesprochen, warum ich keinen Alkohol trinke (bzw.keinen Alkohol mehr trinke),...wie gesagt das ist für die meisten viel uninteressanter als du meinst. Naja, Ausnahmen gibt es , aber da kannst du doch wirklich drüber stehen

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