Mein Weg ohne Alkohol

  • Hallo liebes Forum,

    ich bin 46 Jahre alt und habe mich heute angemeldet, weil ich hoffe, dass es mit Hilfe des Forums besser klappt, dem Alkohol auf Dauer den Rücken zu kehren. Ich lese seit Jahren in verschiedenen Foren mit und habe die ein oder andere Zeit ohne Alkoholkonsum geschafft. Leider hat dies nie dauerhaft angehalten.

    Ich habe nun vor 2 Wochen zum letzten Mal Alkohol konsumiert und mir fällt es sehr schwer, abstinent zu bleiben. Jeden Tag ist der Gedanke an Alkohol präsent, obwohl er gesundheitlich auf mich sehr negative Folgen hat. Momentan habe ich Urlaub, aber ab nächster Woche beginnt wieder der Arbeitsrhythmus, wo die Belohnung in Form von Alkohol abends immer besonders lockt. Deshalb erhoffe ich mir, hier schreiben zu können, wenn der Suchtdruck besonders stark wird. Vielleicht hilft es mir auch, die Sucht hier ein wenig aufzuarbeiten und mit der Zeit etwas mehr von mir zu erzählen.

    Ich würde mich über eine Freischaltung freuen. :)

  • Hallo Klara,

    vielen Dank für Deine Vorstellung und schön, dass Du uns gefunden hast. Ich schalte Dich gleich für den öffentlichen Bereich frei. Dann kannst Du Dich mit uns austauschen und die Unterstützung finden, die Du brauchst, um dauerhaft abstinent zu werden.

    Beste Grüße Helga

  • Hallo Klara,

    willkommen hier im Forum. Schön, dass du hierher gefunden hast. Ich wünsche dir einen guten Austausch und einen erfolgreichen Weg in ein nüchternes Leben.

    Jemand der Mod‘s wird dich bestimmt bald freischalten.

    Ich kenne das auch zu Beginn meiner Abstinenz, dass sich die Suchtstimme in Erinnerung bringen will.

    Lies dich erstmal in Ruhe etwas ein.

  • Hallo Klara

    Willkommen im Forum und Gratulation zu deinem Entschluss der Abhängigkeit aktiv zu begegnen. Das ist zwar das was die Sucht unbedingt vermeiden will um dann im Dunkeln sein Unwesen zu treiben. Für ein Individuum das aus der Spirale raus will ist es jedoch unverzichtbar den eigenen unheilvollen Gedanken und Handlungen mal intensiv auf den Zahn zu fühlen. Anders geht es wohl nicht. Jedenfalls kenne ich keinen anderen Weg. Und hier hast du eine gute Startposition für so ein Vorhaben.
    Es ging mir früher wie dir. Ein paar Tage ohne und dann schwuppdiwupp klebte ich wieder am Glas. Ich hatte mich wohl schon mehr oder weniger mit einem Trinkerschicksal abgefunden doch eines Tages "wenn du glaubst es geht nichts mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her." Dafür bin ich dann bedingungslos gegangen und es hat sich aus heutiger Sicht gesehen gelohnt. Wie soll ich es beschreiben als vielleicht einfach ICH BIN. Die Gedanken frei um unbeschwert und sorglos in die Zukunft zu gehen. Da wartet kein Dämon mehr.
    Dieses Erwachen aus einer Abhängigkeit wünsche ich auch dir von ganzem Herzen.


    LG Brant

  • Auch von mir ein freundliches Willkommensmoinsen^^ Klara* 😊

    Evtl. ist das Sternchen an deinem Nicknamen nur dem Umstand geschuldet, dass es hier eine Klara schon gab? Für mich steht das Sternchen aber auch für "geboren am" sein. Und so wünsche ich dir trotz aller Qualen in der ersten Zeit ohne Sucht (wieder mal) vor allem Durchhaltevermögen in ein neues Leben 🍀🍀🍀

    Ich bin schon eine alte Häsin in Sachen Sucht. Was mir aber immer noch gut tut, sind Buchstaben 🥰 Nicht irgendwelche selbstredend^^ Sondern die hier im Forum 😎 Wissen ist Macht und nichts wissen macht was 😢 So freue ich mich, von dir zu lesen, ob du dir für die kommenden Abende ein paar Ideen vorgestellt hast? Schreib dir gern erstmal Zeug von der Seele, wenn dir danach ist - mir hilft es immer noch 🤘

    Aufschreiben und aufschreien ist manchmal dasselbe -Kristiane Allert-Wybranietz-

    Netten Gruß, ichso

  • Vielen lieben Dank für eure freundliche Begrüßung und die aufbauenden Worte :)

    Brant, da würde ich auch gerne hin: frei und unbeschwert und sorglos in die Zukunft :thumbup: Das habe ich sogar, was das Rauchen betrifft schon einmal geschafft. Leider hat es beim Alkohol bisher nicht geklappt und ich musste wohl noch ein paar Ehrenrunden drehen.

    Ich war heute wandern, da habe ich immer viel Zeit und Ruhe zu reflektieren. Zur Zeit fühlt sich für mich der Ausstieg wie ein Krampf an. Ich kenne es so von den letzten 3 - 4 Malen, als ich aufgehört hatte, dass ich sehr euphorisch war. Mein Leben total umgekrempelt, viel Sport gemacht, gesund gegessen, etc. Dann habe ich nach und nach noch Kilos abgenommen und diese Euphorie hat monatelang angehalten und mich total motiviert.

    Dieses mal ist es ein totaler Kampf von Anfang an. Ich bin überhaupt nicht euphorisch, sondern es fühlt sich so an, als ob ich eigentlich noch gerne weiter trinken würde, aber aus Vernunftgründen aufhöre, weil ich es muss (weil es meiner Gesundheit und Psyche nicht gut tun, aber vor allem auch wegen der erneuten ständigen Gewichtszunahme. Ich weiß nicht, ob ich das lange durchhalten kann, hoffe aber inständig, dass die Stimmung durch das Durchhalten kippt und sich wieder zum Positiven wendet, so dass ich irgendwann aus voller Überzeugung und eigenen Willen nichts mehr trinke und nicht weil ich "muss".

    Ich lese mich jetzt erst mal bei euch weiter ein. Heute Abend bin ich jedenfalls sicher. Am Montag wird es spannend. Ich hatte mir schon so oft vorgenommen, nichts zu trinken und dann war mir abends nach der Arbeit doch wieder alles egal, weil ich so fertig war. Obwohl ich objektiv gesehen gar keinen Stress habe und meinen Job gerne mag.

    Ich hoffe, diesmal kann ich mich bei Suchtdruck im Forum melden und schreiben. Vielleicht hilft mir das. Einen schönen Abend wünsche ich euch allen. :)

  • Du kannst ja gerne mal unter „Artikel“ nach Erste Hilfe bei Suchtdruck schauen und dich damit vertraut machen.

    Ich habe mir gut auf Suchtdruck vorbereitet. Sozusagen den Notfall-Koffer gepackt. Damit sind schnelle und wirksame Methoden gemeint um dem Suchtdruck stand zu halten.

    Vielleicht hast du ja am Wochenende die Zeit da mal etwas zu stöbern.

  • Am Montag wird es spannend. Ich hatte mir schon so oft vorgenommen, nichts zu trinken und dann war mir abends nach der Arbeit doch wieder alles egal, weil ich so fertig war.

    Moinsen Klara,

    Wandern ist klasse 🥰 Wenn du nach der Arbeit das Gefühl hast, erschöpft zu sein (auch wenn dein Kopf meint, dass da wenig Stress war) hilft evtl. ein "Mädchen-Ritual": In die Wanne legen mit leiser Musik. Wenn du keine Badewanne hast (so wie ich leider auch schon länger) magst du evtl. eine Tuchmaske (gibt es günstig fertig zu kaufen in den Drogerien) auflegen und ab auf die Couch? Ansonsten findest du bestimmt in den Artikeln wie Emily schrieb etwas Passendes. Manchmal will es etwas Scharfes/Schockierendes sein, manchmal ein Seelenstreichler.

  • Hallo Klara, auch von mir ein herzliches Willkommen hier im Forum 😊

    Ich bin seit November dabei und schreibe auch immer, wenn es mir mal wieder zu viel wird und das Verlangen zu stark wird. Das hilft mir sehr! Allein das Schreiben entlastet und die vielen lieben aufbauenden Antworten erst recht! LG Ciara

  • Hallo Klara


    Schön das du weiterhin am Ball bist.


    Den von Emily erwähnten Artikel „Erste Hilfe“ bei Suchtdruck / Craving finde ich sehr gut um sich selber mal etwas zurechtzurücken in Bezug auf die vorhandenen Einstellungen gegenüber dem eigenen Alkoholkonsum. Nur nebenbei erwähnt wurde der Artikel liebevoll von Leuten aus dem Forum zusammengestellt. Dafür an dieser Stelle mal ein Dankeschön.
    Kommen wir zum Feierabend. Das scheint dein Knackpunkt zu sein. Ich kenne das aus meinen alten Tagen. Da war keine Energie mehr da um noch gross Neues zu beginnen oder auch die Leere oder Sinnlosigkeit des Lebens auszuhalten. Letzlich wurde dann wieder am Altar von König Alkohol geopfert. Eine verhängnisvolle Spirale.
    Einen Ausweg aus diesem Dilemma kam erst als sich meine gewohnten Gedankengänge veränderten. Ein beliebter Satz den ich schon öfters hier im Forum niederschrieb lautet:

    Abstinenz ist nicht der Weg in den Himel sondern der aus der Hölle.

    Diese Worte haben mich sehr verändert. Ich brauchte nicht mehr vergeblich auf Zustände zu hoffen, die auf Dauer gesehen doch eh` unrealistisch sind. Hiezu fällt mir ein Vortrag des Pioniers Franz Strieger der Abstinenzbewegung ein. Er hat anhand des ehemaligen Boxweltmeisters Cassius Clay, der sich später in Muhammad Ali umbenannte, unser ganzes Dilemma mit dem Alkohol und letztlich die Lösung aufgezeigt.


    Niemand will machtlos sein, wir wollen alle Kontrolle haben, wir wollen Macht haben über unser Verhalten und auch über den Alkohol. Das ist etwas, was Dich sehr gedemütigt hat zu erkennen, dass Du Mit dem Stoff nicht umgehen kannst. Bei einem Alkoholiker sind gleichsam zwei Teilpersönlichkeiten. ,,Der Realist," der nach langen Jahren des Leidens erkennt, dass er mit diesem Stoff nicht umgehen kann und „der Illusionist“ das ist jener Teil der sagt, Du kannst es doch, Du musst es nur etwas geschickter anfassen. Du darfst eben keinen Schnaps mehr trinken sondern nur noch Bier, dann wirst Du es schon schaffen. Diese beiden Seiten stehen im Kampf, und dieser Kampf geht oft jahrelang ja oft ein Jahrzehnt. Ich vergleiche es oft mit dem Boxkampf mit Cassius Clay. Cassius CIay ist zwar heute nicht mehr der berühmte Boxer, aber für uns ist er immer noch ein Symbol, ein Champion.
    Stell Dir einmal vor, Du würdest Cassius Clay zum Boxkampf einladen. Du kannst Dir denken, was er mit Dir macht. In einer Minute bist Du k.o. und die Leute auf den Rängen werden Dich bedauern und sagen, ,,dieser arme Kerl." Mut hat er aber er ist K.O. Und Du würdest in das Krankenhaus kommen und würdest einigermaßen wieder hergestellt sein und jedermann würde denken: „Der hat genug für immer.“ Nicht so Du. Du gehst in die Straße, in der Cassius Clay wohnt, Du kennst genau den Eingang und Du kennst genau das Schild und Du drückst auf die Klingel und Cassius schaut zum Fenster heraus und Du sagst wieder: Cassius, lets go. - Und er schlägt Dich wieder zusammen, das geht dreimal so und geht fünfmal so und das geht zehnmal so und immer wieder, wenn Du einigermaßen auf den Beinen bist, dann gehst Du in diese Gasse und drückst auf die Klingel und Cassius schaut zum Fenster raus und er schlägt Dich zusammen. Das geht solange, bis du eines Tages das demütigende Wort sagst: ,,Cassius, Du bist stärker als ich." Ich habe verloren. Ich gebe zu, dass ich der schwächere bin. Um dieses Eingestehen der Schwäche und um dieses Eingestehen der Niederlage hast Du Dich jahrelang herumgedrückt, weil Du gedacht hast, dann bricht mein ganzes Leben auseinander. Und diese Angst war der Grund, warum Du immer wieder in den Ring getreten bist und dann machst Du plötzlich die Erfahrung, dass Deine Angst nicht stimmt. In dem Augenblick, in dem Du nämlich zugegeben hast, dass Cassius stärker ist als Du, in dem Augenblick kommt es zu einer inneren Ruhe und Zufriedenheit. Nicht Dein Leben bricht zusammen sondern es bricht Hoffnung auf, ein Weg nach vorn wird deutlich, den Du bisher nie gesehen hast.


    Damit will ich es mal belassen. Ich hoffe es ist etwas Inspiration für dich dabei und ein entspanntes Wochenende noch.


    Brant

  • "Abstinenz ist nicht der Weg in den Himmel sondern der aus der Hölle." Plus Cassius Clay als Endgegner^^

    Lieber Brant, ich danke dir herzlich für diese großartigen "Text-Bilder" 😎 Ich kannte beide nicht, und nehme die echt gern für mich mit 🤘😊

  • " Plus Cassius Clay als Endgegner^^

    Einfach nicht mehr in den Ring steigen. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier. Diese Konstrukte im Halbdunkel, das sogenannte "nasse Denken", also Gedanken wie "Jetzt brauche ich aber unbedingt einen ordentlichen Schluck" und ähnliche lassen sich mit etwas Übung durch das heilsame "Lass das erste Glas stehen" ersetzen. Das ist dann die richtige Orientierung hin zu einem nüchternen ausgewogenen und erfülltem Leben.


    Schönen Sonntag
    Brant

  • Habe eben nochmal "Endgegner" gegoogelt, kenne den Begriff nur von meinen Söhnen früher. Meine Gedanken dazu stehen in kursiv.


    -Ein "Endgegner" ist im Videospiele-Jargon ein besonders starker Gegner, der am Ende eines Spielabschnitts oder des gesamten Spiels besiegt werden muss.- Die Gnade meiner frühen Geburt: Musste/wollte noch nie im Leben im Internet/auf einer Spielekonsole einen Endgegner besiegen, lächel...

    -Im übertragenen Sinn kann "Endgegner" auch für eine Person oder Situation stehen, die das ultimative Hindernis oder den größten Herausforderer darstellt.- Und da geht es los: Solange ich dachte, ich will Siegerin über die Suchtmittel sein - indem ich versuchte, kontrolliert zu kiffen/saufen/rauchen, habe ich mir selbst mein Leben extremst schwer gemacht. Als ich jedoch begriff, da komme ich egal mit was nicht gegen an und los gelassen habe - war ich frei 🤘😎

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