Tag 9.
Mittlerweile hab ich schonmal mehr als 200 Stunden ohne Alk. geschafft.
Bisher kann ich schonmal sagen, dass der Schlaf wohl besser wird, auch wenn ich noch etwas verstärkt schwitze nachts. Auch die Verdauung läuft gefühlt besser. Leistungsmäßig (lange laufen) ist zumindest keine Verschlechterung eingetreten, obwohl mein Körper sich nun umstellen und sicher auch einiges reparieren muss. Bin am Sonntag in ca. 3 Stunden über 30 km gelaufen.
Wobei ich sagen muss, dass das natürlich auch nass kein Problem für mich war. Bis hin zum Marathon war alles drin, trotz 6-8 Bier am Abend. Das soll jetzt aber für niemanden ein Grund sein wieder zu saufen! Denn natürlich überwiegen die Nachteile dennoch um Längen auch wenn man sich körperlich zusätzlich zur Sucht fit hält. Zum Beispiel ist man ja morgens dennoch dehydriert vom saufen und Laufen dehydriert zusätzlich, daher war morgens laufen gehen eher schwierig (mal abgesehen, dass dann früh aufstehen nach dem abendlichen Bierkonsum eh schwer fällt). Und viel schlimmer fand ich eher noch die psychischen Nachteile durch die Sucht, wie Verringerung des Selbstbewusstseins (sich schämen) und des Selbstwertgefühls.
2025 neues Jahr neues Glück, der zweite ernsthafte Versuch
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Das ist aber ne gute Zeit! Ich bin in den 90ern auch den Hansemarathon gelaufen, als ich noch ordentlich gebechert habe. Heute frage ich mich wie das möglich war. Der junge Körper ist echt ein Wunderwerk.
Dein Körper muss zwar eine Menge reparieren, aber Du zerstörst seine Bemühungen ja nicht mehr mit regelmäßigem Konsum.
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Mittlerweile hab ich schonmal mehr als 200 Stunden ohne Alk. geschafft.💐
Auch bemerkte eine deutlicher Verbesserung, nicht nur meiner psychischen, sondern auch meiner physischen Fähigkeiten - ich war einfach fit'ter!
Auch im Kopf und das wiederum, ließ mich aktiver, neugieriger, nicht mehr so faul werden, das wiederum ließ mich besser schlafen, mein Körper erholte sich sichtlich/merklich. Darm, Leber und Co. mussten nicht mehr so viel schuften und das merkte ich. Ich wurde nicht schlagartig zum Adonis oder zum Supersportler, doch strahlte ich mehr Lebensfreude aus, weil mein Körper sich eben so wohl fühlte.
Ich benötigte dazu einige Wochen/Monate, um überhaupt etwas zu bemerken! Erstens war ich schon älter (da braucht der Körper viel länger, um sich zu regenerieren) und ich soff, besonders die letzten zwei Jahre richtig (!) viel.
Mich wunderts immer wieder, dass ich überhaupt vom Alk. loskam. Schließlich war ich die letzen zwei Jahre meines Trinkerdaseins, täglich (!!!) dauerbesoffen, ich funktionierte, doch nüchtern war ich nie!
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Heute ist Tag 13 (Montag).
Ich habe somit mein 2. Wochenende ohne Alkohol schonmal geschafft. Ich halte mich immernoch weiterhin an meine Ersatzgetränke Wasser/Gemüsesaft/Tee, damit geht es.
Ich hab mir einige Filme über Alkoholismus reingezogen und bin ehrlich gesagt schockiert, wie drastisch Alkoholiker ihren Mitmenschen, sogar ihren Liebsten (Familie & Co) Schaden zufügen nur um weitertrinken zu können. Unfassbar. So will ich auf JEDEN Fall NIE werden.
Körperlich fühlt es sich gut an aktuell, aber psychisch gerade nicht so gut. Wahrscheinlich liegt das auch an den Filmen, aber sicher auch an privaten Problemen die nun viel stärker fühlbar sind. Ist das normal, dass man nach Alk-Stopp viel emotionaler / gefühlsduseliger wird? Sollte man da gleich die Probleme z.B. schon länger bestehende Beziehungsprobleme mit dem Partner bereden oder lieber abwarten, bis man weniger traurig / sentimental ist?
Insgesamt bin ich heute ziemlich down, ich wollte mich schon fast krank melden (konnte schlecht schlafen / Gedankenkarussell).
Bin nun dennoch am Arbeiten, das lenkt zumindest von den Problemen ein wenig ab.
wobei es hier am Arbeitsplatz zusätzlich neue Probleme gibt: Die Firma in der ich seit über 10 Jahren arbeite scheint derzeit auf dem absteigenden Ast zu sein. Das Betriebsklima wird immer schlechter und keiner weiß wo die Reise hingeht und wie lange es noch gut geht. -
Naja, Alkohol stumpf halt ab. Ich hab auch getrunken, um unangenehme Gefühle zu betäuben. Insofern würde ich sagen: ja, nüchtern ist man erstmal emotionaler, weil die Gefühle nicht mehr wegbetäubt werden - meines Erachtens aber auch kontrollierter, was die Gefühlseskalation angeht, wenn man erstmal 4-6 Wochen Abstand hat. Du bist ja noch ganz frisch dabei.
Ich würde mich jetzt nicht nur auf die negativen Aspekte des Saufens fokussieren, sondern auch schauen, was man mit der neuen Energie der Nüchernheit machen kann. Da ist jetzt soviel Zeit und Kraft. Du könntest schauen, was Du für Optionen hast, falls das mit der Firma nicht gut endet.
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Hallo Atreju,
... emotionaler/gefühlsduselig, kritischer, hinterfragender, zweifelnder, oft auch "schwarzsehender", besonders sich selbst gegenüber, oft auch intoleranter ... das kenne ich auch von mir. Auch leichte depressive Züge, zumindest den Hang dahin, wenn etwas nicht gerade optimal lief oder sich eventuell (!) mögliches Unheil anzubahnen drohte - das erlebte ich auch, besonders stark in meinen ersten Abstinenzwochen. Ich war auch reizbarer, ähnlich einem frischen Nichtraucher - ich war die negativen Emotionen nicht gewohnt.
Auch lefzte ich förmlich nach Anerkennung, positiven Erlebnissen/auch kleinen Erfolgserlebnissen. Passierte das nicht, war meine Stimmung sehr schnell am Boden.
Früher half mir der Alkohol, all das zu betäuben!
Nun, betäubungslos, musste ich das und auch mich, ertragen lernen, mich daran gewöhnen. Dazu brauchte ich Wochen! Ganz langsam wurde es besser/erträglicher.
Für einen Nicht-Suchtler, nicht auf Entzug sich befindenen Menschen, war das schwer nachvollziehbar. Ich musste lernen mit dem, was ich zuvor immer erfolgreich betäubte, zurechtzukommen. Wohl die anspruchvollste Hürde der Alkoholentwöhnung, die "Rekalibrierung" meiner Gefühlsebene (meiner Gefühlsdusellei). Ich weiß nicht, ich ich das anders bescheiben soll ...
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Hi Paul,
hmm, wenn man, wie du schreibst, während der ersten Wochen der Abstinenz erstmal reizbarer, hinterfragender, zweifelnder, oft auch "schwarzsehender" ist, sollte ich ggf. die Beziehungsgespräche erstmal noch lassen um nichts schlimmer zu machen? Es hängt hier halt auch mein Sohn (2. Klasse) mit drin.
Aber ich kann hier auch nicht ewig warten, es belastet mich sehr und ich hab es schon über 1 Jahr aufgeschoben konkrete Gespräche zu führen, weil ich in den vergangenen 2 Jahren erstmal meiner Mutter das Leben retten musste (das war psychisch für mich auch keinesfalls leicht). Das hab ich jedoch nun erfolgreich abgeschlossen. Sie ist nun aber versorgt und hat auch wieder einen Lebenswillen. -
... sollte ich ggf. die Beziehungsgespräche erstmal noch lassen um nichts schlimmer zu machen?
Ja, nein, vielleicht - keine Ahnung!!!
Das hängt doch von eurer Beziehung ab, wer wie was formuliert ... wird es vorwurfsvoll, sachlich-nüchtern, ist der Partner selbst gerade gestresst und nicht gerade offen für diese Gespräche, jetzt in diesem Moment? Habt ihr die Ruhe und auch die Muse, sachlich zubleiben, ohne Schuldzuweisung?
Gibt es überhaupt einen richtigen Moment?
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Ja, nein, vielleicht - keine Ahnung!!!
Das hängt doch von eurer Beziehung ab, wer wie was formuliert ... wird es vorwurfsvoll, sachlich-nüchtern, ist der Partner selbst gerade gestresst und nicht gerade offen für diese Gespräche, jetzt in diesem Moment? Habt ihr die Ruhe und auch die Muse, sachlich zubleiben, ohne Schuldzuweisung?
Gibt es überhaupt einen richtigen Moment?
Danke, ja da hast du Recht. Ich entscheide das in den nächsten Tagen spontan.
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Moinsen Atreju, (starker Nickname!)
von mir auch ehrlichen Glückwunsch. Die erste Zeit fand ich am schlimmsten! Anstrengend, mega schuldbewusst. Das mit der Gefühlsduselei wurde bei mir nicht wirklich besser über die Jahre, ich bekam aber eine Diagnose dafür, die das einigermaßen erklärt.
Laufen statt saufen^^ bot ich ein paar Jahre ehrenamtlich bei 2 SHG's an (also Oma-Laufen = Walken, lächel...) - und freue mich über jede/n, der das macht! Super, dass du das laufen in die trockene Zeit rettest
Never give up 🤘
Netten Gruß, ichso
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Hallo Atreju,
Beziehungsprobleme, egal ob mit Lebensabschittsbegleiter, Familie oder Nichtverwandten, selbst bei Fiedensverhandlungen auf internationaler Ebene, auch bei sich selbst, lassen sich doch nur auf einer Sach-, Vernunftsebene lösen ... sobald Gefühle im Spiel sind oder man sich angegriffen, ungerecht behandelt oder übervorteilt fühlt, wird's doch sehr schnell unsachlich und emotional.
Vielleicht schreibst du dein Pro und Contra einmal nieder, für dich ganz allein, und versetzt dich dann in die Lage des Anderen, wie er reagieren würde ... praktisch wie eine Generalprobe nur ohne Publikum, um seine eigenen Fehler, eventuellen Unzulänglichkeiten zu bemerken oder trägst sie einer nicht involvierten, vertrauten Person vor ... ???
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Tag 20 (Montag):
Unglaublich, fast schon 3 Wochen. Ich hätte nicht gedacht, dasss das Nichttrinken nichtmal schwer ist, wenn man wirklich weiß, dass man nicht mehr trinken will.Was mir schon bei anderen Süchten ( wie beim Rauchen ) geholfen hat, ist den Zeitraum in kleine Einheiten aufzuteilen, also für mich waren Tage am Anfang zu lange, also habe ich immer den Anfang meiner Abstinenz in Stunden gemessen ( da kann man sich selbst öfter feiern^^ ). Und was mir auch beim Rauchen dabei geholfen hat aufzuhören, war das Wissen, das neue Gewohnheiten oder Entwöhnungen mindestens 6 Wochen beötigen um sich im Gehirn zu manifestieren. Dannach wird es definitiv sehr viel besser, was das craving angeht. Beim Rauchen wurde es bei mir bei ca. 600 Stunden viel besser.
Krank ist auch, wenn man mal ausrechnet wieviel Alkohol das jetzt wäre, den man nicht getrunken hat.
In meinem Fall also ca. 6 Kästen Bier = 2,4 kg reiner Alkohol = 6 x 1 Liter Schnaps (40%).
Das musste mein Körper schonmal nicht mehr entgiften. Yeah.Wünsche euch eine angenehme Woche
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Ja feier dich ordentlich 🤘 Ich hatte die Erfahrung gemacht, dass die ersten drei Tage die Hölle sind, also bei allen drei Suchtmitteln. Und das ganze erste Jahr war ich rapide getriggert von allem Möglichen...
Was mir ganz wichtig war: Wie fülle ich die viele Zeit, die ich vorher mit Beschaffung und Konsum verbraucht habe? Was halte ich statt Kippe zukünftig in der Hand? So kam ich ja zum stricken (praktisch denken, Särge schenken^^) - ist jetzt nichts für jedermann
Wie füllst du die gewonnene Zeit aktuell? Also ausser mit selbstfeiern - dass gar nicht oft genug sein kann am Anfang, wie ich finde 😎
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Wie füllst du die gewonnene Zeit aktuell?
Nun, da ich ja fast immer nur beim zocken oder Filme schauen getrunken habe, ist diese Zeit ja nicht jetzt quasi frei. Ich habe ja das Zocken und Filme schauen deswegen nicht aufgegeben.
Das einzige was neu ist, ich muss keinen Rausch ausschlafen, schlafe aber dennoch noch gerne am Wochenende so lang wie vorher auch.
Ich will meinem Körper hier auch die maximale Regeneration gönnen. -
Hallo Atreju
Glückwunsch zu deinem Start.
Es ist im Kontext bestimmt nicht der wichtigste Aspekt doch wo die sechs Kästen Bier und die sechs Buddeln Schnaps schon mal aufgelistet sind kann man auch durchaus mal einen Blick auf die finanzielle Seite werfen. Das sind doch bestimmt 150 Euros die da die letzten drei Wochen nicht durch deine Kehle flossen. Und für so einen Betrag muss eine alte Frau viel stricken wie es zumindest in meiner Gegend heisst.
Alles Gute weiterhin
Brant -
Atreju auch von mir Glückwunsch zu deinen 3 Wochen 🥳 und hier einen guten Austausch.
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Lach..., und das drehe ich gerne um: Für 150 Euro kann^^ eine Frau viel stricken, was man dafür für viele schöne Wolle kaufen kann
Das finde ich einen super Nebeneffekt: Seit ich nicht mehr konsumiere, habe ich immer Geld übrig für schöne Dinge und auch zum sparen, gibt mir ein sicheres Gefühl. Hatte seit damals (2007) nie mehr mein Konto im Minus. Und durchgerechnet hatte ich es auch mal: pro Jahr (also bei der letzten Sucht Alk) waren das round about 7.000 Euro (ich war eine Kneipensäuferin, relativ reich verheiratet) ohne die Kosten für Nikotin! 3 Jahre war das so, und vorher 5 Jahre Thc. Nikotin gesamt 35! Jahre. Puuuhhh...
Da kaufe ich mir doch herzlich gern lieber Wolle und ziehe die schönen Pullis selber an 🤘👵🏻🤭
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war das Wissen, das neue Gewohnheiten oder Entwöhnungen mindestens 6 Wochen beötigen um sich im Gehirn zu manifestieren. Dannach wird es definitiv sehr viel besser, was das craving angeht.
Genau dieses Wissen, bestärkte auch mich. Anfangs schleppte ich mich von Tag zu Tag, dann von Woche zu Woche - immer stolz, was ich bereits schaffte - und irgendwann wurde es zur Normalität, das Craving verschwand allmählich, nachdem es immer schwächer wurde, die Angst (!) verschwand, ich wurde immer entspannter, gelassener.
Auch fagte ich mich nun (schon länger trocken), warum ich dem vorher nie widerstehen konnte. Wie "krank" muss ich im Hirn gewesen sein ....
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pro Jahr ... waren das round about 7.000 Euro
Es heisst ja nicht umsonst "Heut versaufen wir der Oma ihr Klein Häuschen". In der SHG haben Menschen erzählt welch horrende Summen da die Kehle hinabflossen. Besonders arg war es bei Leuten die im Rotlichtviertel ihren Durst stillten. Vielleicht muss man manchmal auch hinzurechnen welche Folgekosten entstehen nur weil sich nach einer gewissen Promille das alles beherrschende Gefühl einschleicht: "Man lebt nur einmal ..."
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Absolut. Leider.
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