2025 neues Jahr neues Glück, der zweite ernsthafte Versuch

  • Hi zusammen,

    mein Forumname ist Atreju und ich habe gestern beschlossen nichts mehr zu trinken, bin also heute bei Tag 2.
    Ich weiß das es bei mir zuviel ist und das schon ziemlich lange.
    Ich trinke nun schon ca. 25 Jahre.
    Ihr kennt das sicher, es steigerte sich die Frequenz und auch die Menge kontinuierlich von ab und zu mal zu jedes Wochenende und wurde über die letzten 10 Jahre zu täglich.
    Schlussstand war aktuell 5 - 7 x 0,5 Liter Bier pro Tag (manchmal auch 8). Immer nur Abends. Selten schon am Nachmittag. Aber halt jeden Tag.
    Ich hab 2021 schonmal beschlossen aufzuhören, da hatte ich es tatsächlich schonmal für ganze 5 Monate geschafft. Dann fing ich jedoch wieder an.
    Nun startet Versuch Nummer 2.

    Liebe Grüße

    Atreju

  • Hallo Atreju,

    herzlich Willkommen bei uns. 5 Monate sind eigentlich schon eine gute Zeit gewesen. Was hat Dich dazu gebracht wieder zu trinken? Und was willst Du diesmal anders machen? Hast Du in der Vergangenheit schon eine Selbsthilfegruppe zur Unterstützung gehabt?

    Die ersten Tag sind mE die schwierigsten, aber Du wirst das sicherlich schaffen.

    Beste Grüße Helga

  • Hallo Helga,

    ich hatte irgendwann wieder Stress in der Arbeit und dann sah ich beim Einkaufen mein Lieblingsbier ist im Angebot.
    Und da dachte ich naja einmal kannst ja wieder was trinken. Hab den 4er-Pack direkt am Abend leer gemacht. Hätte ich noch eine 5. Flasche gehabt, hätte ich die auch noch getrunken. Interessanterweise hatte sich in den 5 Monaten Abstinenz die Toleranzentwicklung scheinbar überhaupt nicht zurückentwickelt, wie man das von anderen Drogen ja kennt. Dachte 2 Bier oder so reichen dann wenigstens die erste Zeit. Aber nö, war bei mir nicht so. Diese Sucht scheint sich direkt unwiederbringlich einzubrennen im Gehirn.
    Tja und dann fing halt die Regelmäßigkeit direkt wieder an.

    Was will ich anders machen:
    Damals bin ich umgestiegen auf die selbe Menge alkoholfreies Bier abends. -> Diesmal Wasser, Gemüsesaft und ggf. Tee
    Und diesmal diesen ersten Pack Bier eben einfach nicht kaufen, egal wie billig er ist.
    Und ich will diesmal Tagebuch führen und mich hier outen (viell. hilft das auch irgendwie).


    In einer Selbsthilfegruppe war ich noch nie, hab bisher immer alle meine angefangenen Süchte selbst und eigenständig wieder beendet (z.B.: Zigaretten rauchen).

    LG und danke für deine freundliche Antwort

  • Hallo und herzlich Willkommen, Atreju,

    Danke dir für deine Vorstellung. Ich schalte dich gleich für den Austausch im öffentlichen Bereich frei und verschiebe deinen Vorstellungsthread in das entsprechende Unterforum.

    Ein gutes Ankommen hier und einen hilfreichen Austausch wünsche ich dir.

    Freundliche Grüße

    AmSee (als Moderatorin)

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Hallo Atreju,

    zunächst mal kann ich dich nur beglückwünschen, dass du den Absprung wagst. Wenn du schon mal fünf Monate geschafft hast, hast du ja immerhin schon eine Ahnung, was sich da alles verbessert.
    Ich selbst bin inzwischen über vier Jahre abstinent und sehr zufrieden, ja sogar glücklich damit.

    Bei den Mengen, die du zuletzt konsumiert hast: Bist du mit der Problematik/ den Risiken eines sogenannten Kalten Entzuges vertraut? Nimm das bitte nicht auf die leichte Schulter und pass gut auf dich auf!

    Wann immer die Fragen hast, nur heraus damit. Manchmal dauert es ein bisschen, aber es wird dir hier bestimmt jemand antworten. Und Gedanken/ Erfahrungen kannst du natürlich auch teilen. Dafür ist diese Online-Selbsthilfegruppe schließlich da. 😄

    Viele Grüße

    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Hi AmSee,

    ja mit den Risiken eines sogenannten kalten Entzuges bin ich vertraut.
    Hatte da beim 1. Versuch 2021 auch keine Probleme. Gut da war die Trinkmenge auch noch etwas geringer (4 - 5 Bier) aber bisher (ca. 39 Stunden nach dem letzten Bier) fühlt sich alles gut an.
    Lieb das du dir um mich Sorgen machst. :)

    LG

    Atreju

  • Interessanterweise hatte sich in den 5 Monaten Abstinenz die Toleranzentwicklung scheinbar überhaupt nicht zurückentwickelt, wie man das von anderen Drogen ja kennt. Dachte 2 Bier oder so reichen dann wenigstens die erste Zeit. Aber nö, war bei mir nicht so. Diese Sucht scheint sich direkt unwiederbringlich einzubrennen im Gehirn.
    Tja und dann fing halt die Regelmäßigkeit direkt wieder an.

    Hallo Atreju,

    nach 1 Jahr alkoholfrei, verfiel ich ähnlichem Denken ... zwei, drei Bier, das wird schon.

    Nach ca. einer Woche war ich wieder auf dem gleichen Level. All meine (lieblosen) Reduzierungsveruche funktionierten auch nur zeitweise, zu groß war meine Gier, zu sehr redete ich mir ein, alles in Griff zu haben, alles sei ja nicht soooo schlimm. Die leeren Bierflaschen sagten etwas anderes!

    Nach dieser Trinkpause (1 Jahr) stieg sogar mein Konsum, vorher genügte ein Kasten Bier/Woche, dann kam ich mit zwei Kästen gerade so zu recht. Meine Alkoholtoleranz stieg stetig.

    Ich musste einsehen, alle hatten Recht: ich war nicht mehr in der Lage meinen Kosum wirklich zu regulieren!

    Und werde es wohl auch nicht mehr hinbekommen, dank der jahrelang antrainierten Alkoholtoleranz. Das tat weh. Lange haderte ich mit mir, bis ich einen neuen Versuch startetet.

    Diesmal war es für mich schwerer mit der Sauferei aufzuhören, es dauerte länger wie beim ersten Mal, den Gedanken "jetzt ein, zwei Bier" aus meinem Hirn zu bekommen. Nach ca. 3 ... 4 Wochen "beruhigte" ich mich langsam, ich mied auch alles (Alkregale im Supermarkt, Tankstellen, sah sogar beim TV-Sehen bei Trinkszenen weg), alles was irgendwie mit Alkohol, besonders mit Bier zu tun hatte.

    Gaaanz langsam löste sich dann der Wunsch, trinken zu wollen auf. Ich trank in der Anfangsabstinenzzeit Ummengen an Tee und anderen alkoholfreien Getränken.

    Alkoholfreies Bier (Erinnerung!) wäre da keine gute Idee gewesen.

  • Hallo Adreju Ich begrüße dich ebenfalls und gratuliere zu deinem Entschluss keinen Alkohol mehr zu trinken.

    Hast du dir schon mal Gedanken über das Suchtgedächtnis gemacht. Wenn du einfach statt normalem Bier die alkoholfreie Variante genommen hast, gleiche Menge, gleiche Zeit, gleicher Ort konnte dein Suchtgedächtnis ja nie zur Ruhe kommen. Vielleicht wären Änderungen zu überlegen, anderes Verhalten. In der Zeit wo du früher getrunken hast etwas ganz anderes machen. Staubsaugen, Sport oder so. Also auf jeden Fall auch das alkfreie Bier Weg lassen. Da ist oft auch eine geringe Menge Alk drin enthalten.

    Hier kannst du Fragen stellen und dir Hilfe holen. Dich einlesen, für dich passende Inspriationen finden.

    Wünsche dir gutes Gelingen.

  • Hallo Atreju

    Willkommen im Forum und gutes Ankommen.

    ... diesen ersten Pack Bier eben einfach nicht kaufen


    Das erste Glas stehen lassen ist ja eine bekannte Redewendung bei Leuten, die erkannt haben was bei ihnen eigentlich los ist. Und der Satz funktioniert. Er hat das Potential den grossen Versuchungen eine klare Kante entgegenzusetzen und ist als Wegbegleitung fast unverzichtbar.
    Ich wünsche dir die Geduld und den Mut damit du jederzeit zu deinem Entschluss stehen kannst.


    LG Brant

  • Ich trank in der Anfangsabstinenzzeit Ummengen an Tee und andere alkoholfreie Getränke.

    Biertrinken, sicherlich auch Wein oder Schnaps, verband mein Körper/Hirn immer mit Flüssigkeitsaufnahme + der darauffolgenden langsamen Betäubung. Das war ich gewohnt, das kannte mein Körper, das erwartete (?) er.

    Vielleicht machte ich es meinem Körper leichter, in dem ich ihm nur die erwartete Betäubung vorenthielt, ihm jedoch die Flüssigkeitszufuhr nicht verweigerte, die ja auch eine gewisse Befriedigung beschert, ihn zumindest vortrefflich beschäftigt.

    Viele berichten davon, dass viel Trinken gerade in der Anfangszeit ihnen geholfen hat.

    Hat es bei mir so gut funktioniert, weil da etwas 'dran ist oder weil ich daran glaubte?

  • Das mit der Toleranz ist interessant.

    Beim ersten Mal pausieren (knapp 1 1/2 Monate) , war ich auch gleich wieder bei der alten Menge. Habe es dann aber bereits, nicht mehr täglich gemacht.

    Beim zweiten Mal (4 Monate) , ging die Toleranz bereits deutlich runter und die Menge blieb stabil wenig.

    Bei der 3 Pause (6 Monate) , war es im Prinzip genauso, wie bei der zweiten Konsum Pause.

    Habe allerdings auch einiges gemacht in der Zeit und mich intensiv mit dem Suchtthema befasst.

    Auf jeden Fall viel Erfolg, das es diesmal wie gewünscht funktioniert !

  • Vielen Dank für eure netten Antworten,

    der zweite Abend ohne läuft bisher ganz gut. Hab hier 2 Liter leckeren Gemüsesaft und eine Flasche Wasser am Tisch stehen.

    Mal schauen wie es weitergeht und was da noch auf mich zukommt.

    Liebe Grüße an alle :)

  • Hallo Atreju,

    wie sorgst du heute bzw. im Moment für dich? Planst du bewusst Aktivitäten ein, die du als angenehm empfindest, die dir Freude oder Spaß machen?

    Ich hab mich viel mit der Neurobiologie von Sucht beschäftigt, um nachvollziehen zu können, was da eigentlich bei mir abgegangen ist und wie ich da etwas ändern könnte. Ich bin diese Änderungen dann auch nach und nach angegangen.

    Alkohol wirkt direkt auf das sogenannte Belohnungssystem, und zwar ohne etwas dafür tun zu müssen. Es heißt zwar Belohnungssystem, aber was damit zusammenhängt, hat nicht nur mit „Belohnung“ zu tun, sondern auch mit dem Bedürfnis nach Trost, Entspannung usw.

    Ich hab besonders am Anfang seeehr viel zu dem Thema gelesen, ich brauchte den gedanklichen Input. Und ich hab hier wirklich sehr viel geschrieben und den Austausch gesucht.

    Liebe Grüße

    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Emily , zu diesem Thema kann ich dir zum Beispiel den folgenden Artikel empfehlen:

    https://www.dasgehirn.info/krankheiten/su…logie-der-sucht

    Den haben wir auch in unserer Linksammlung verlinkt. Dort mitten im Artikel (ist bei den anderen Artikeln auch so) wird auf weitere lesenswerte Artikel verwiesen.

    Wenn dir da irgendetwas zu kompliziert vorkommt, frag einfach hier im Forum nach. Über manche medizinischen Fachbegriffe kann man meiner Ansicht nach auch einfach hinweglesen. Worum‘s grundsätzlich geht, kann man meines Erachtens auch so erfassen, ohne genau zu wissen, was sich hinter diesen Fachbegriffen verbirgt.

    Liebe Grüße

    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Hi AmSee,

    wie sorgst du heute bzw. im Moment für dich? Planst du bewusst Aktivitäten ein, die du als angenehm empfindest, die dir Freude oder Spaß machen?

    Ja, ich plane schon seit Jahren bewusst angenehme erfüllende Aktivitäten (2 x Ausdauersport jede Woche) in meinen Wochenplan mit ein.
    Aber logischerweise finden die außerhalb der Zeiten statt, wo ich früher konsumierte -> Abends.
    Zusätzliche angenehme Aktivitäten in der Zeit des ehemaligen Konsums hab ich (bis auf mehr Hörbücher / Podcasts zum Thema Alkohol hören) noch nicht geplant. Ist halt spät Abends (22 Uhr - 01 Uhr ca.).

    Normalerweise hab ich da immer Computerspiele gespielt oder Filme / Serien geschaut. Das geht aber auch ohne Alkohol.

  • Tag 3 ist vorbei.

    Eigentlich dachte ich Tag 3 wird besonders schwierig, denn es war Freitagabend. Der Tag wo ich immer am meisten trinken konnte, da Samstagvormittag in der Regel nichts anstand und ich somit gut und lange ausschlafen konnte.
    Ok, gut und lange ausgeschlafen habe ich auch heute, aber nicht um wieder normal zu werden (nüchtern zu werden), sondern einfach weil es gut tat, bis 11 Uhr liegenzubleiben. Theoretisch hätte ich auch um 8 Uhr aufstehen können.
    Gestern habe ich mir dann noch einen Film über Alkohol reingezogen "One for the road" und noch etwas gelesen (echt hart zu sehen, wie man sich als trinkender Mensch blamieren kann) und sogar 20 Minuten gezockt. Ok zocken ohne dicht zu sein fühlt sich erstmal seltsam an (obwohl meine "Spielleistung" wohl besser war), so verlor ich recht schnell die Lust daran.

    Dann hab ich mir mal ausgerechnet wieviel kcal ich bereits eingespart habe in den vergangenen 3 Tagen. Das ist auch immens, wenn man sich das immer mal wieder vor Augen hält.
    Da ich ca. 6 - 7 Flaschen Bier pro Tag getrunken hatte (Freitag gerne auch mal 8) wäre so schon wieder ein Kasten Bier zusammen gekommen.
    Das bedeutet 200 kcal pro Flasche x 20 = 4.000 kcal (abzüglich 4 Liter Gemüsesaft (800 kcal)), so komme ich nach nur 3 Tagen auf ein Kaloriendefizit von 3.200 kcal. Und da ich aufgrund von besseren Leistungen im Ausdauersport eh ein paar Kilogramm abnehmen möchte (wiege 70 kg derzeit) ist das ein weiterer supertoller Ansporn weiterzumachen.

    Auch ist es angenehm nicht mehr jede Woche mindestens 2 Kästen Bier ins Haus bugsieren zu müssen, welche sich quasi automatisch in den kommenden Tagen in Leergut verwandelt hätten, welches natürlich wieder entsorgt werden musste. Dazukommend natürlich hin und wieder viele Körbe von Einzelflaschen die man hier und da zusätzlich gekauft hatte. Denn wenn man das Wochenende und Feiertage falsch kalkuliert hatte, musste man schonmal Sonntags zur Tanke um eine sogenannte "Herrenhandtasche" ( = Sixpack Bier) zu besorgen.

    Bin nun bei ca. 84 Stunden ohne. Freue mich schon darauf die 100er Marke heute Nacht hinter mir zu lassen. :D
    Es ist noch nicht viel, aber dennoch bin ich schonmal ein wenig stolz auf mich.

    Weiter geht´s... Let´s gooooooo! :)


    Achja, mein Alter hatte ich in der Vorstellung noch nicht erwähnt: Ich bin 46 Jahre alt und ich will noch seeeehr alt werden (gesund natürlich).


    und habt ein schönes Wochenende :)

  • Und du hörst dich sehr positiv an. Hast viele Interessen und bist dadurch auch gut abgelenkt. Dir ist bewusst, dass Suchtdruck kommen kann, deshalb mach dich frühzeitig dran einen Notfall Koffer zu packen. Infos findest du hier im Forum. Ich finde auch, dass du stolz auf dich sein kannst und wünsche dir weiterhin gute Motivation.

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