Hallo zusammen,
vielen Dank für die Aufnahme in dieses Forum. Ich bin in einer Familie aufgewachsen, in der Alkoholkonsum völlig normal ist. Es wurde und wird einfach getrunken, wobei aber keiner sich als Alkoholiker betrachtet. Jeder geht seiner Arbeit und seinen Pflichten nach. Als mein erstes Kaninchen starb, hat mir mein Vater zum Trost einen Cognac eingeschenkt. Mit 14 Jahren war ich im Musikverein, wo bei jeder Probe und Auftritt Bier und Schnaps getrunken wurde. Das war alles völlig normal. Später habe ich dann so weiter gemacht. Mal mehr mal weniger. In den letzten Jahren ist es leider sehr viel mehr geworden. Immer wenn es schwierig/traurig wird, trinke ich zu viel. Seit mittlerweile 12 Jahren nehme ich auch Antidepressiva. Trotzdem gelingt es mir nicht (immer), kontrolliert zu trinken. In einer ruhigen Zeit schon. Da beschränke ich mich auf Feiern bzw. Trinkanlässe. In schlechten Zeiten trinke ich auch heimlich und oft so viel, dass es mir am nächsten Tag besch..... geht. Nicht nur körperlich, sondern auch psychisch. Vor allen Dingen habe ich Angst davor, ernsthaft krank zu werden. Bisher habe ich keine körperlichen Anzeichen, keinen Bluthochdruck, keine schlechten Leberwerte, aber Angst, an Krebs zu erkranken. Nun ist kürzlich meine geliebte Mama gestorben, die ich die letzten Jahre betreut habe. Wir haben zwar eine 24 Std. Kraft, aber ich bin jeden Tag bei meinen Eltern und kümmere mich um alle Anliegen, gehe mit ihnen raus, erledige Dinge, sitze stundenlang bei ihnen. Nun ist nur noch mein Papa übrig, der sehr dement und im Moment total durcheinander ist. Die letzten Monate waren anstrengend mit mehreren Krankenhausaufenthalten. Ich habe organisiert, dass immer jemand bei ihr ist, habe selbst auch dort übernachtet. In dieser Zeit habe ich angefangen, fast täglich zu trinken. Seit sie gestorben ist, trinke ich tatsächlich täglich. Es ist ca. eine Flasche Sekt/Wein am Tag oder auch etwas mehr. Es ist auf jeden Fall zu viel, weil es mir jeden Morgen sehr schlecht geht. Ich wache schon mit Herzrasen auf und habe mit Magen-/Darmproblemen zu kämpfen. Nun ist es nicht nur die Trauer, sondern auch der Zustand meines Vaters, den ich kaum ertrage. Die Vorstellung, dass ich ihn auch noch verliere und Zusehen, wie er täglich schwächer/verwirrter und damit oft auch angriffslustig/aggressiv wird, macht mir sehr zu schaffen. Andererseits kann ich ihn ja jetzt vor allem in dieser Zeit nicht einfach links liegen lassen. Wenn ich aber zu ihm gehe, halte ich es ohne Alkohol nicht aus. Also im Moment weiß ich weder ein noch aus... Ich muss dazu sagen, dass ich seit meiner Kindheit psychische Probleme habe. Ich hatte in den ersten drei Lebensjahren mehrere Operationen und war mehrmals wochenlang komplett von meinen Eltern getrennt. Das hat wohl auch zu diesen starken Trennungsängsten geführt und dazu, dass ich immer bei ihnen sein möchte und sie nicht gehen lassen möchte... Ich habe deshalb in meiner Jugend auf schwierige Situationen mit Panikattacken reagiert. Normale zu den Momenten passende Emotionen wie Trauer oder Angst vor einer Klassenarbeit konnte ich nicht zulassen und statt dessen mit Panik reagiert. So ähnlich ist es auch heute noch... das ist ein weiterer Grund für mein Trinken. Die Panik lässt sich damit gut unterdrücken. Die Trauer kann ich auch nicht zulassen... also trinke ich....
In Psychotherapie befinde ich mich bereits.
So, das war jetzt sehr viel. Ich hoffe, ich habe euch nicht zu viel zugemutet....
Liebe Grüße Ciara