Danke für die Aufnahme

  • Hallo zusammen,

    vielen Dank für die Aufnahme in dieses Forum. Ich bin in einer Familie aufgewachsen, in der Alkoholkonsum völlig normal ist. Es wurde und wird einfach getrunken, wobei aber keiner sich als Alkoholiker betrachtet. Jeder geht seiner Arbeit und seinen Pflichten nach. Als mein erstes Kaninchen starb, hat mir mein Vater zum Trost einen Cognac eingeschenkt. Mit 14 Jahren war ich im Musikverein, wo bei jeder Probe und Auftritt Bier und Schnaps getrunken wurde. Das war alles völlig normal. Später habe ich dann so weiter gemacht. Mal mehr mal weniger. In den letzten Jahren ist es leider sehr viel mehr geworden. Immer wenn es schwierig/traurig wird, trinke ich zu viel. Seit mittlerweile 12 Jahren nehme ich auch Antidepressiva. Trotzdem gelingt es mir nicht (immer), kontrolliert zu trinken. In einer ruhigen Zeit schon. Da beschränke ich mich auf Feiern bzw. Trinkanlässe. In schlechten Zeiten trinke ich auch heimlich und oft so viel, dass es mir am nächsten Tag besch..... geht. Nicht nur körperlich, sondern auch psychisch. Vor allen Dingen habe ich Angst davor, ernsthaft krank zu werden. Bisher habe ich keine körperlichen Anzeichen, keinen Bluthochdruck, keine schlechten Leberwerte, aber Angst, an Krebs zu erkranken. Nun ist kürzlich meine geliebte Mama gestorben, die ich die letzten Jahre betreut habe. Wir haben zwar eine 24 Std. Kraft, aber ich bin jeden Tag bei meinen Eltern und kümmere mich um alle Anliegen, gehe mit ihnen raus, erledige Dinge, sitze stundenlang bei ihnen. Nun ist nur noch mein Papa übrig, der sehr dement und im Moment total durcheinander ist. Die letzten Monate waren anstrengend mit mehreren Krankenhausaufenthalten. Ich habe organisiert, dass immer jemand bei ihr ist, habe selbst auch dort übernachtet. In dieser Zeit habe ich angefangen, fast täglich zu trinken. Seit sie gestorben ist, trinke ich tatsächlich täglich. Es ist ca. eine Flasche Sekt/Wein am Tag oder auch etwas mehr. Es ist auf jeden Fall zu viel, weil es mir jeden Morgen sehr schlecht geht. Ich wache schon mit Herzrasen auf und habe mit Magen-/Darmproblemen zu kämpfen. Nun ist es nicht nur die Trauer, sondern auch der Zustand meines Vaters, den ich kaum ertrage. Die Vorstellung, dass ich ihn auch noch verliere und Zusehen, wie er täglich schwächer/verwirrter und damit oft auch angriffslustig/aggressiv wird, macht mir sehr zu schaffen. Andererseits kann ich ihn ja jetzt vor allem in dieser Zeit nicht einfach links liegen lassen. Wenn ich aber zu ihm gehe, halte ich es ohne Alkohol nicht aus. :( Also im Moment weiß ich weder ein noch aus... Ich muss dazu sagen, dass ich seit meiner Kindheit psychische Probleme habe. Ich hatte in den ersten drei Lebensjahren mehrere Operationen und war mehrmals wochenlang komplett von meinen Eltern getrennt. Das hat wohl auch zu diesen starken Trennungsängsten geführt und dazu, dass ich immer bei ihnen sein möchte und sie nicht gehen lassen möchte... Ich habe deshalb in meiner Jugend auf schwierige Situationen mit Panikattacken reagiert. Normale zu den Momenten passende Emotionen wie Trauer oder Angst vor einer Klassenarbeit konnte ich nicht zulassen und statt dessen mit Panik reagiert. So ähnlich ist es auch heute noch... das ist ein weiterer Grund für mein Trinken. Die Panik lässt sich damit gut unterdrücken. Die Trauer kann ich auch nicht zulassen... also trinke ich....

    In Psychotherapie befinde ich mich bereits.

    So, das war jetzt sehr viel. Ich hoffe, ich habe euch nicht zu viel zugemutet....

    Liebe Grüße Ciara

  • Hallo und herzlich Willkommen, Ciara,

    Danke dir für deine ausführliche Selbstvorstellung, so können wir uns ein Bild machen, was dich beschäftigt und zu uns geführt hat.

    Ich schalte dich gleich für den Austausch im öffentlichen Bereich frei und verschiebe deinen Thread in das entsprechende Unterforum.

    Ein gutes Ankommen und einen hilfreichen Austausch wünsche ich dir.

    Freundliche Grüße

    AmSee (als Moderatorin)

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Hallo Ciara,

    schön, dass Du zu uns gefunden hast. Die User hier verstehen Dich auf eine Weise wie es nicht Suchtbetroffene nicht können. Zu Deinen Panikattacken kann ich Dir sagen, dass diese bei mir vom Trinken ausgelöst wurden. Nämlich am Folgetag, wenn der Alkohol wieder aus dem Körper raus ist. Alkohol verbraucht eine Menge Magnesium, was dann auch zu Unruhe und Anspannung führen kann.

    Ich bin auch in die häusliche Pflege eines dementen Angehörigen eingebunden und verstehe Dein Leid sehr gut. Jeden Morgen wenn ich den Schlüssel rumdrehe denke ich "was erwartet mich wohl heute". Wenn ich die Aggression meines Schwiegervaters erlebe, versuche ich mir immer wieder zu sagen: das ist nicht er, der zu mir spricht, sondern die Krankheit. Vielleicht hilft Dir dieser Gedanke.

    Möchtest Du Dich vom Alkohol lösen? Du schreibst ohne Alkohol hältst Du es bei Deinem Vater nicht aus. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ich ohne Alkohol viel stärker bin. Vor allem hört das Verheimlichen und der Kater auf. Das bindet sehr viele Ressourcen. Hast Du mit Deinem Therapeuten über Deine Trinkerei gesprochen?

    Beste Grüße Helga

  • Hallo Helga,

    danke für deine Worte. Ja, auf längere Sicht möchte ich aufhören mit dem Trinken. Ich weiß nur im Moment nicht wie… manchmal denke ich, einfach nicht mehr zu ihm zu gehen. Oder in der Zeit davor, mich mehr von meinen Eltern zu distanzieren, wäre eine Lösung gewesen, aber das habe ich psychisch nicht verkraftet. Ich musste einfach nach ihnen sehen und ich muss auch nach meinem Vater sehen. Heute war ich zum Beispiel mit ihm zum Besichtigen in der Tagespflege unterwegs… er hat vollkommen wirres Zeug geredet… ich denke, dass ich heute nicht mehr zu ihm gehe und hoffe, dass ich mich langsam mit dem Konsum herunterarbeiten kann…

    Ob ich das im Moment von heute auf morgen schaffe, weiß ich nicht 🤷‍♀️

  • Hallo Ciara


    Willkommen im Forum und Gratulation das du dich für einen Austausch hier entschieden hast.
    Mit dem eigenen Elternhaus ist das immer so eine Sache. Wir glauben so fest mit dem ganzen Geschehen verbunden zu sein und falls doch eine andere Wirklichkeit existiert muss diese unerreichbar hinter einer meterdicken Betonwand sein. Das machen sich unsere langjährigen Prägungen bemerkbar und auch wenn wir anders sein wollen ist das Ergebnis zumeist so das wir tiefer und tiefer in den Strudel einer erbarmungslosen Suchtspirale geraten.
    Vieles was du oben geschrieben hast kommt mir sehr, sehr bekannt vor. Da ist ein Dasein um den heissen Brei herum und allein das Wort "Alkoholiker" hätte wohl in meinem Clan einen Schock ausgelöst.
    Dabei ist es diese Berührung des Tabus die die ersten Schritte hin zu einer umfassenden Heilung darstellen. Denn die von mir erwähnte Betonwand existiert nur in unseren Köpfen. Im Grunde sind wir geboren um frei zu sein und um das zu tun was immer wir tun sollten um uns Selbst ohne Angst, Scham und Schuld zu begegnen zu können.

    Ja, auf längere Sicht möchte ich aufhören mit dem Trinken. Ich weiß nur im Moment nicht wie…

    Der erste Schritt muss immer sein, sich der eigenen Blindheit bewusst zu werden.

    Und dann die Türe des selbsterschaffenen Gefängnisses öffnen und hinaus ins Freie gehen -

    Schritt für Schritt.:D

    Einen lieben Gruss

    Brant

  • Hallo Clara,
    ich denke, ich hab eine Ahnung, womit du zu kämpfen hast und kann durchaus auch nachvollziehen, warum du Alkohol zur Selbstmedikation missbrauchst, weil ich mit ähnlichen Problemen wie du zu tun hatte und teilweise noch habe.

    Du hast selbst bereits bemerkt, wohin dich dein Alkoholmissbrauch bereits geführt hat, sonst hättest du dich nicht hier angemeldet.

    Ob du dich mit dem Konsum herunterarbeiten kannst, ist fraglich, denn, wie du selbst schreibst, gelingt es dir nicht immer kontrolliert zu trinken und du trinkst zu viel, wenn’s schwierig/ traurig wird. Dass du ausgerechnet in solchen Momenten zu viel trinkst, hat durchaus seine Gründe. -Weißt du darüber schon ein bisschen Bescheid? -
    DAS kontrollieren zu wollen….. 🤷‍♀️

    Als ich hier vor vier Jahren aufschlug, konnte ich mir auch nicht vorstellen, mit dem Trinken aufzuhören. Ich konnte vor mir selbst aber nicht länger verleugnen, dass mit meinem Konsum etwas nicht stimmte. - Ich trank zwar aus anderen Gründen als du, aber auch ich missbrauchte Alkohol zur Selbstmedikation und mein Konsum entglitt mir zunehmend.

    Auch ich nehme seit vielen Jahren Antidepressiva. Ich wusste zwar, dass ich deswegen keinen Alkohol trinken sollte, aber ich tat‘s trotzdem, weil ich mir vom Alkohol etwas versprach, was ich mir selbst nicht mehr geben konnte. Und es funktionierte ja auch…. bis es eben nicht mehr funktionierte….

    Erst durch die Auseinandersetzung mit dem Thema und den Austausch mit anderen Selbstbetroffenen hier wurde mir bewusst, wo ich bereits stand und wohin es mit mir kommen würde, wenn ich nicht die Reißleine zog.

    Und mir wurde bewusst, dass es leichter für mich war, es ganz bleiben zu lassen, als es weiterhin mit kontrolliertem Trinken zu versuchen.

    Im Laufe meiner Abstinenz begriff ich durch die spürbaren psychischen und körperlichen Verbesserungen, in welchem Ausmaß ich mir mit meinem Alkoholmissbrauch ein Eigentor geschossen hatte. Das, was mit Antidepressiva in der Neurochemie des Gehirns kompensiert werden soll, schießt du dir mit Alkohol nämlich kaputt.

    Körperliche Anzeichen hatte ich während meiner Missbrauchszeit auch nicht bemerkt, aber inwiefern mein Körper tatsächlich Schaden genommen hatte, begriff ich, als im Laufe der Abstinenz Verbesserungen eintraten, die ich nicht erwartet hätte.


    Bei dem, was du über die den vergangenen Monate erzählt hast, frage ich mich, wo da deine persönlichen Erholungszeiten gewesen sind.

    Dass in dir alles nach Pause, nach Betäubung schreit und sich die bislang als wirksam bekannte Lösungsstrategie „Alkohol“ aufdrängt, ist nicht weiter verwunderlich.
    Die Frage ist nur, wie lange hältst du, wie lange halten dein Körper und deine Psyche das noch durch?

    Freundliche Grüße

    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Guten Abend, nochmals vielen herzlichen Dank für die Aufnahme und für die vielen nützlichen Kommentare hier. Ich freue mich, dass ich hier sein darf und werde versuchen, mich immer hier zu melden, wenn es wieder soweit kommen sollte… Hört sich vielleicht blöd an, aber ich bin froh, heute noch nichts getrunken zu haben…

    Ruhepausen hatte ich in den letzten Wochen und Monaten sehr selten. Ich hatte eine Woche Urlaub genommen und wollte eine Wallfahrt machen, aber genau in dieser Zeit ging es meiner Mutter sehr schlecht und ich bin zu Hause geblieben und sie ist dann tatsächlich in dieser Woche, in der ich Urlaub hatte, gestorben. Die Woche darauf hatte ich dann Corona. Rechtzeitig zur Beerdigung war ich wieder gesund und konnte daran teilnehmen.

  • Hallo Ciara,

    bei persönlichen Erholungszeiten habe ich an eine tägliche Erholungszeit gedacht, an einen Moment des Rückzugs, die ganz allein DIR und deinen eigenen Bedürfnissen gilt.
    Wenn du andauernd oder zu viel bei anderen und deren Bedürfnissen bist, kommst du selbst definitiv zu kurz.

    Freundliche Grüße

    AmSee

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    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Guten Morgen, ja, da könntest du Recht haben. Diese täglichen Erholungszeiten waren in den letzten Woche/Monaten tatsächlich kaum möglich. Das einzige, was ich versuche, ist möglichst lange zu schlafen. Also wenn ich erst nachmittags arbeiten muss und vormittags nicht ins Krankenhaus etc. muss, dann einfach vormittags lange schlafen. So wie heute zum Beispiel. Später habe ich einen Termin beim Psychiater und danach muss ich arbeiten. Die Situation ist jetzt eine etwas andere, weil ja meine Mutter nicht mehr da ist. Ich versuche etwas Abstand zu gewinnen und gehe nicht in jeder freien Minute zu meinem Vater. Diese Zeit nutze ich dann ab jetzt mehr für mich. Ich hatte meine Arbeitszeit reduziert, um mich um die Pflege meine Eltern zu kümmern. Ich lasse die Arbeitszeit auch noch reduziert.
    Auch habe ich vor, wieder Sport zu machen. Die letzten Monate war ich gar nicht im Vereinssport. Ich war jeden Abend bei meinen Eltern. Es gab eine Zeit in der Vergangenheit, als ich tatsächlich regelmäßige Aktivitäten nur für mich hatte. Da waren mehrere Abend Sport, regelmäßig ein Abend oder Nachmittag mit Freundinnen. In dieser Zeit ging es mir besser, und ich hatte den Konsum auch im Griff.

    Ich habe noch eine Frage: ich habe in der Vergangenheit immer mal wieder längere Pausen vom Alkoholkonsum gemacht. Ich habe auch dann immer von heute auf morgen einfach aufgehört damit. Das müsste dann ja jedes Mal ein kalter Entzug gewesen sein, wenn ich mich wirklich als alkoholkrank betrachten muss, oder?
    Ich habe in dieser Zeit aber nie irgendwelche Symptome entwickelt. Immer nur positive Entwicklungen in meinem Körper. Zum Beispiel habe ich regelmäßig in der östlichen Fastenzeit komplett auf Alkohol verzichtet. Das ging immer ohne Probleme. Klar, daran gedacht habe ich immer mal wieder, aber ich hatte keine körperlichen oder auch richtig psychische Entzugserscheinungen. Auch gestern und heute habe ich keine Probleme, obwohl ich nichts zu mir genommen habe. Was bedeutet es denn, einen kalten Entzug zu machen? Und was passiert dabei? Liebe Grüße

  • Was meinst du mit Bescheid wissen?

    Ich fange mal damit an:

    Wie viel weißt du schon über die Wirkung von Alkohol, über Dopaminausschüttung im Gehirn und über die Neurobiologie der Sucht?

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
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  • Ich habe noch eine Frage: ich habe in der Vergangenheit immer mal wieder längere Pausen vom Alkoholkonsum gemacht. Ich habe auch dann immer von heute auf morgen einfach aufgehört damit. Das müsste dann ja jedes Mal ein kalter Entzug gewesen sein, wenn ich mich wirklich als alkoholkrank betrachten muss, oder?
    Ich habe in dieser Zeit aber nie irgendwelche Symptome entwickelt. Immer nur positive Entwicklungen in meinem Körper. Zum Beispiel habe ich regelmäßig in der östlichen Fastenzeit komplett auf Alkohol verzichtet. Das ging immer ohne Probleme. Klar, daran gedacht habe ich immer mal wieder, aber ich hatte keine körperlichen oder auch richtig psychische Entzugserscheinungen. Auch gestern und heute habe ich keine Probleme, obwohl ich nichts zu mir genommen habe. Was bedeutet es denn, einen kalten Entzug zu machen? Und was passiert dabei? Liebe Grüße

    Zu deiner Frage:

    Ja, im Prinzip ist das immer ein sogenannter „Kalter Entzug“, auch wenn du „nur“ psychisch und nicht schon physisch abhängig bist.

    Ähnlich wie du habe ich mir darüber früher nie Gedanken gemacht und den Umstand, dass ich keine körperlichen und psychischen Entzugserscheinungen an mir bemerkte, als Anzeichen genommen, noch kein ernsthaftes Alkoholproblem entwickelt zu haben.

    Erst, als ich mich nach meiner Anmeldung hier ernsthaft mit der Problematik auseinandersetze, wurde mir bewusst, dass ich bislang eigentlich nur Glück gehabt habe und dass ich auch Pech hätte haben können.

    Deshalb gehe ich im Austausch mit anderen, die hier mit einer Alkoholproblematik aufschlagen, besonnen damit um und weise ggf. auf die Problematik hin.

    Es können - das bedeutet nicht, dass das immer so ist, aber die Gefahr ist, wie sich bei einigen eben doch gezeigt hat, offenbar vorhanden - unter Umständen nicht ganz ungefährliche Entzugssymptome auftreten. Deshalb sollte man sich damit bewusst auseinandersetzen und ggf. nicht zögern, einen Arzt aufzusuchen oder sogar den Notarzt zu rufen.
    Wer bereits mit einer körperlichen Abhängigkeit zu tun hat, sollte auf jeden Fall ärztlich Hilfe in Anspruch nehmen, da ein sogenannter Kalter Entzug auch lebensgefährlich (Delirium tremens und Krampfanfälle) werden kann.

    Im Thread Entzug/Entzugserscheinungen wurden dazu mal Informationen hier eingestellt.


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  • Ich fange mal damit an:

    Wie viel weißt du schon über die Wirkung von Alkohol, über Dopaminausschüttung im Gehirn und über die Neurobiologie der Sucht?

    Wenn du darüber noch nicht so viel weißt, ist das nicht schlimm.
    Wenn du das möchtest, teile ich mit dir, was ich darüber in Erfahrung gebracht habe.

    Mir persönlich hat das sehr geholfen, gewisse Zusammenhänge nachvollziehen zu können und mir entsprechend Selbsthilfe leisten zu können.

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  • Hallo Ciara,

    für mich war (und ist) es auch wichtig, die biologischen Zusammenhänge der Sucht zu verstehen. Mir hat dabei das Buch "Die Suchtlüge" von Gabi Gutzek sehr geholfen. Dort wird gut erklärt, wie unser Gehirn in der Sucht arbeitet und es wird erklärt, wie wir als Süchtige gegenansteuern können. Ich sehe diese Informationen allerdings nur als einen Baustein von vielen, um aus der Sucht zu kommen. Für mich war das Buch einfach eine gute Quelle für Hintergrundwissen, wohl wissend, dass das alleine nicht reichen wird.

  • Hallo, diese Informationen interessieren mich sehr. Wenn du sie mir irgendwie zur Verfügung stellen könntest, wäre toll!

    Ich komme grad nicht dazu, einen Text zu schreiben, deshalb empfehle ich dir erst mal z.B. folgenden Artikel:

    Die Neurobiologie der Sucht

    Unter diesem Artikel (etwa in der Mitte) sind weitere sehr interessante Artikel verlinkt.

    So findest du zum Beispiel auch diesen Artikel:

    Dopamin und Endorphin: Stoffe, die süchtig machen

    Es sind einige Fachbegriffe in diesen Artikeln, die das Lesen u.U. erschweren. Lass dich davon nicht beunruhigen. Wenn du Fragen haben solltest, nur heraus damit.

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  • Hallo Ciara ich möchte dich hier ebenfalls begrüßen und finde es gut, dass du hier ins Forum gekommen bist. Ich hoffe, dass du für dich gute und passende Inspirationen finden wirst und es vielleicht auch schaffst vom Alk loszukommen.

    Herzliches Beileid möchte ich dir zum Tod deiner Mutter auch sagen. 🍁

  • Hallo, danke für die Begrüßung und die Beileidsbekundung, Emily

    Paddy danke für den Buchtipp. Ich habe es mir bestellt und kann es morgen schon in der Buchhandlung abholen. Auch hatte ich mir die Buchvorstellung auf youtube angesehen, was sehr hilfreich war, danke Brant .

    Ich finde das Thema sehr interessant. Ich frage mich, ob ich auch Antworten darauf bekomme, wie der Zusammenhang zwischen Alkohol und Antidepressiva ist. Insbesondere frage ich mich, warum meine Hirnchemie scheinbar schon lange (ohne wirkliche Alkoholsucht) einen Schaden hat. Immerhin habe ich seit frühester Kindheit mit Panikattacken, Angstzuständen und psychosomatischen Erkrankungen zu kämpfen. Da muss doch auch schon nicht mehr alles richtig in meinem Köpfchen gewesen sein, oder? Tja und dann kam ja die Zeit, in der Alkohol immer mal wieder als d und Helfer da zu sein schien.... Erst mit Mitte 40 hat der Psychiater mir nach einer durch einen beruflichen Tiefpunkt ausgelösten Depression Citalopram und Trimipramin verschrieben. Nun nehme ich das schon einige Jahre.... wie ich AmSee13 verstanden habe, muss ich wohl mit dem Alkoholmissbrauch die Hilfe der Antidepressiva kaputt gemacht haben, oder? Ich merke jedenfalls, dass sie mir in der letzten Zeit nicht mehr viel geholfen haben. Der Drang zu trinken kam durch die extreme Anstrengung während der Erkrankung und vielen Krankenhausaufenthalten meiner Mutter. Jetzt bin ich schon stolz auf mich, dass ich am Montag das letzte Mal getrunken habe...Wie lange wird es wohl dauern, bis das Antidepressiva wieder seine Wirkung aufnehmen kann? LG

  • Hallo Ciara,

    erstmal möchte ich dich dazu beglückwünschen, dass du das Thema für dich angegangen bist. Das ist schon mal ein entscheidender Schritt.

    Ob du die Informationen, die du suchst, in dem Buch findest, weiß ich nicht, da ich das Buch nicht kenne, aber grundsätzlich geht es darum, dass unsere Neurochemie und - biologie ein kompliziertes, fein aufeinander abgestimmtes System aus verschiedensten Botenstoffen/ Neurotransmittern und ihren jeweiligen Rezeptoren ist.

    Ist von dem einen zu viel oder zu wenig im Spiel, wirkt sich das auf unser Wohlbefinden aus. Bei Menschen mit Depressionen scheint von diesem oder jenem zu viel oder zu wenig vorhanden zu sein. Das versucht man mit Antidepressiva zu kompensieren, aber auch mit einem entsprechenden selbstfürsorglichen Leben. Mitunter dauert es sogar eine Weile, bis man tatsächlich eine wirksame Medikation gefunden hat. Mir ging das so und Freunden von mir ebenfalls.

    Alkoholmissbrauch wirkt sich auch auf die Neurochemie und - biologie aus, sorgt zum Beispiel für eine Überschwemmung mit Dopamin, womit das Gehirn überfordert ist, weil es stets einen Gleichgewichtszustand (Homöostase) anstrebt, und deshalb bildet es vermehrt entsprechende Rezeptoren, um damit umgehen zu können. Deswegen kommt es auch zu der sogenannten Toleranzentwicklung, dass du mehr Alkohol konsumieren musst, um die gleiche Wirkung zu erhalten. Außer Dopamin sorgt Alkohol auch für eine Überschwemmung mit anderen Botenstoffen.

    Die gute Nachricht ist, dass sich das im Laufe der Abstinenz wieder zurückbildet. Das dauert nur eine gute Weile.

    Vielleicht erklärt dir das, was ich da in Kürze zusammengefasst habe, warum die Antidepressiva, die du nimmst, nicht mehr so wirken, wie sie eigentlich sollten.

    Die Antidepressiva, die du nimmst, werden ihre Wirkung wieder voll entfalten. Bis das in vollem Umfang geschieht, können durchaus ein paar Monate ins Land gehen. Mut kann ich dir aber machen, dass du die ersten Veränderungen bereits in den ersten Wochen verspürst, mir ist es jedenfalls so ergangen.

    Viele Grüße

    AmSee

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    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Ach, noch etwas:

    Insbesondere frage ich mich, warum meine Hirnchemie scheinbar schon lange (ohne wirkliche Alkoholsucht) einen Schaden hat. Immerhin habe ich seit frühester Kindheit mit Panikattacken, Angstzuständen und psychosomatischen Erkrankungen zu kämpfen. Da muss doch auch schon nicht mehr alles richtig in meinem Köpfchen gewesen sein, oder?

    Ich selbst habe im Laufe der Zeit gelernt, das, was mir offenbar schon seit frühester Kindheit fehlt - mir ging’s ähnlich wie dir - nicht als Schaden zu betrachten.

    Ich weiß nicht, wie das bei dir war, aber ich selbst bin nicht unter den besten Familienbedingungen aufgewachsen. Sowas wirkt sich natürlich auch auf die Entwicklung und auf entsprechende Entwicklungsprozesse in der Neurobiologie aus.

    Ich betrachte das heute nicht mehr als Schaden, es ist eben, wie es ist, und ich kann nicht zurückgehen, um das, was schief gelaufen ist, rückgängig zu machen.
    Was ich aber tun kann, ist jetzt für mich zu sorgen. Und das, was ich bin, hat mich eben auch in gewisser Weise sensibel gemacht, feinfühlig. Das kann ich auch als eine persönliche Stärke nutzen, für mich selbst und ggf. auch für andere.

    Liebe Grüße

    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
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