Liebes Forum,
lange Zeit bin ich nicht hier gewesen, weil es für mich keinen Grund gab. Wer mag, kann meine alten Beiträge lesen und kennt dann auch den Hintergrund.
Ich melde mich jetzt wieder mal, da ich momentan verunsichert bin. Nachdem mein Partner nach dieser Eskalation kurz vor Weihnachten vor 1,5 Jahren ein dreiviertel Jahr gar nichts getrunken hat, ist der Alkohol nun wieder präsent. Nicht im Übermaß und vielleicht auch von außen betrachtet im grünen Bereich. Ich kann das gar nicht richtig einschätzen, da mich das sehr triggert und in mir einfach eine Panik aufkommt, es könnte wieder so werden wie früher. Sein Bestreben war ja nie, den Alkohol komplett aus seinem Leben zu verbannen, sondern ein "normales" (was auch immer das ist) Trinkverhalten zu haben.
Meistens ist auch alles ok, er trinkt sein alkoholfreies Bier und ist damit auch zufrieden. Nur habe ich in letzter Zeit das Gefühl, dass es wieder etwas mehr wird und zudem glaube ich, dass er die Gelegenheit auch nutzt, zu Hause zu trinken, wenn ich mal nicht da bin. Ansonsten beschränkte sich das Trinken bisher immer nur darauf, wenn mal unterwegs war. Was mich beunruhigt ist einfach sein Trinkverhalten, wenn er trinkt. Wenn er weiß, er muss nicht fahren, kippt er das Zeug einfach so in sich rein. Abgesehen davon, dass es mich beunruhigt, finde ich es auch abstoßend. Ich ertrage es kaum, wenn er betrunken ist. Das ist im letzten Jahr insgesamt vielleicht 4-5 x vorgekommen. Offenbar braucht er es ab und zu mal, sich volllaufen zu lassen. Er wird dann nicht aggressiv oder so. Ist halt einfach nur betrunken und man kann nicht mehr vernünftig mit ihm sprechen.
Ich hab einfach nur Angst und merke, dass ich damit einfach nicht gut umgehen kann und vielleicht reagiere ich auch empfindlich, aber ich bin einfach auf der Hut und das ist ein blödes Gefühl. Er merkt es natürlich auch und ich weiß auch, dass für ihn nicht angenehm ist.
Ich werde nervös, wenn wir Alkohol geschenkt bekommen, bzw. wenn er im Haus ist. Aus unserem Urlaub hat er zwei Flaschen Obstschnaps mitgenommen. Ist ja an sich auch nix Schlimmes dran. Ich war letzte Woche ein paar Tage weg und eines Morgens war er einfach nicht erreichbar. Normalerweise steht er früh auf und der Kleinste sollte auch in die Ferienbetreuung. Es stellte sich dann heraus, dass er erst später losmusste. Trotzdem war mir das klar, dass er sich am Abend vorher abgeschossen hatte, zumal er sich abends auch nicht mehr gemeldet hat. So war das früher öfter, als wir noch nicht zusammen gewohnt haben und ich bei mir geschlafen habe. Gegen Abend wurde der Kontakt immer weniger, bzw. kamen oft keine Antworten mehr. Das war für mich immer ein sicheres Zeichen. Bzw. hat es eine Weile gedauert, bis ich das geschnallt hab. Sonst ist er nämlich sehr beständig im Kontakt. Naja, wie auch immer. Als ich zurückkam von meinem Kurztrip, habe ich dann auch gleich die Flaschen aus dem Urlaub auf dem Schrank gesehen, die angebrochen waren. Dann stand da noch eine Vodkaflasche, die vorher nicht da war, auch angebrochen, fast leer und noch irgendein Kaffeelikör, auch angebrochen. Den Vodka und den Likör hatten wir in meiner Abwesenheit von Bekannten geschenkt bekommen.
Man könnte jetzt sagen, ist doch alles nicht so schlimm, aber mir zeigt es, dass sobald ich mal durch die Tür bin, wird das Zeug ausgepackt und dann auch gleich richtig. Klar, in meiner Gegenwart fühlt er sich da wahrscheinlich zu unwohl. Ich weiß halt einfach nicht, wie ich damit umgehen soll. Das ist auch ein schwieriges Thema bei uns. Grundsätzlich sagt er selbst, dass er froh ist, dass er nicht mehr so viel trinkt, wie früher. In mir bleibt aber die Angst, dass es sich wieder einschleicht, die Hemmungen nach und nach fallen. Es ist schwierig für mich, mit ihm über meine Ängste zu sprechen. Er zeigt da wenig Verständnis und fühlt sich total bedrängt, als wollte ich ihm sein Spielzeug wegnehmen. Dabei sag ich nicht mal, er soll nie wieder trinken, sondern versuche nur zu erklären, warum ich da empfindlich drauf reagiere. Und ich weiß einfach nicht, ab wann ist es problematisch, bis wohin ist es noch ok? Gäbe es die Vorgeschichte nicht, fände ich es vielleicht auch in Ordnung, aber die gibt es nun mal und wenn es nach mir ginge, bräuchten wir den Scheißalk zuhause überhaupt nicht. Monatelang war das alles kein Thema, aber es kommt jetzt wieder und das macht mir Angst. Er weiß, dass das einzige ist, weswegen ich ihn auch verlassen würde, wenn es wieder so wird wie vor 1,5 Jahren. Ich weiß aber nicht, wo ich für mich die Grenze ziehen würde. Bis wohin ist es noch ok, ab wann nicht mehr? Gleichzeitig mag ich mich selbst auch nicht in dieser Rolle, dass ich immer mit einem Auge darauf schiele, wie voll sind die Flaschen noch. Und wann ist meine Grenze überschritten?
Ich weiß auch, dass nur ich diese Fragen beantworten kann, aber vielleicht habt ihr Meinungen und Anregungen? Gibt es eine Antwort auf die Frage, wieviel Alkohol ist noch in Ordnung? Ich weiß, dass es bestimmte Anzeichen von Sucht gibt, wie z.B. den Kontrollverlust. Er passt jetzt nicht unbedingt in dieses klassische Bild, was man so hat, aber ich weiß ja auch, dass Alkoholismus viele Gesichter hat. Was ich aber ziemlich sicher weiß ist, dass er einen Hang dazu hat und ich irgendwie diese Angst vor dem, was sein könnte, in den Griff bekommen muss.
So, ich schließe jetzt hier mal. Ich freue mich einfach über eure Meinungen. Mir hat das damals hier einfach gut getan, von euch zu lesen und deshalb hab ich mich nochmal gemeldet.