Hallo, ich bin Olivia und neu hier...

  • Ich hinterfrage die Veränderungsmotivation bei Anderen nicht mehr und ich versuche es auch nicht mehr zu verstehen, warum die einen noch drin hängen und die Anderen nicht, denn wenn ich eins in diesem Forum gelernt habe, dann dass es wahnsinnig viel grau gibt und viele Wege nach Rom führen.

    Ich denke selten über die Veränderungsmotivation bei anderen nach, eigentlichen nur noch dann, wenn zu Austauschen wie diesem hier kommt. 😉

    Und wie kann ich verständnislos auf die Menschen blicken, die noch in der Sucht drin sind?

    Ich weiß nicht, ob da ein Missverständnis vorliegt. Ich hab aufgrund meiner eigenen Biografie durchaus Verständnis für Menschen, die noch in der Sucht drin sind.

    Anders als früher suche ich aber keine Wege mehr, solche Menschen zu retten. Ich nehm‘s zur Kenntnis, dass sie drin sind, und lebe in dem Bewusstsein, dass das etwas ist, an dem ICH nichts ändern kann.


    Nachtrag: Ich hab das hier wirklich einfach sachlich runtergeschrieben. Für mich war und ist das hier ein Gedankenaustausch auf Augenhöhe, wie ich das sehr schätze. 😄

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Hallo Olivia,

    du hast dich hoffentlich von der Diskussion, die in deinem Faden ausgebrochen ist, nicht abschrecken lassen. 😅

    Auf diesen Punkt, den du angesprochen hattest, würde ich gerne noch etwas näher eingehen bzw. auf deine Frage, ob sowas eigentlich auch ein Problem sei.

    Mir ist heute Nachmittag mal eingefallen, dass ich mir selbst auch mal ein "Alkoholproblem" attestiert hatte... Und zwar ist es bei mir so, ich trinke keinen Wein, dem kann ich gaaaaar nichts abgewinnen. Ich finde ab und zu ein Radler (im Sommer, es muss heiß sein und das Radler kalt) ok, aber ansonsten finde ich, ohne Rausch kann ich das auch sein lassen. Wenn ich jedenfalls trinke, dann am liebsten, bis nichts mehr reingeht und ich Spaß habe, ich lache viel und bin etwas anhänglich und alles dreht sich und es ist schön, die Probleme mal weiter weg zu sehen und nicht direkt vor mir. Am nächsten Tag habe ich auch keine Kater oder so, das Leben geht ganz normal weiter. Aber ich sobald ich anfange, höre ich erst auf, wenn nix mehr geht. Und ich trinke gerne Wodka mit allem möglichen gemischt und Sekt und alles was süß ist... Dieses Jahr habe ich noch nichts getrunken, dafür war ich am Tulpensonntag richtig dicht und wir haben lange Party gemacht :thumbup: Ist sowas auch eigentlich auch ein Problem?


    Ob auch du schon ein „Alkoholproblem“ hast, kannst eigentlich nur du selbst wissen bzw. entscheiden.

    Wenn du selbst allerdings diesbezüglich schon nachdenklich geworden bist oder es dir sogar bereits selbst attestiert hast, dann kann das schon ein erster Hinweis sein, der ernst genommen werden sollte.

    Ich will das bei dir nicht harmlos reden, dir aber auch kein Problem attestieren, wo womöglich noch keines existiert.

    Vielleicht hilft dir folgende Information weiter:
    Die Tatsache, Trinkpausen von Wochen und Monaten einlegen zu können, sagt nichts darüber aus, dass man kein Problem hat. Das Problem kann tatsächlich schleichend schon längst bestehen.

    Damit, Alkohol um seiner Wirkung Willen zu konsumieren, fängt das Problem nämlich im Grunde schon an. Nun trifft das aber im Prinzip auch schon auf all die Feierlichkeiten zu, die schon seit Menschengedenken mit Alkohol zelebriert werden.
    Es stellt sich somit die Frage, wo sich eine Grenze ziehen ließe zwischen dem ausschweifenden Konsum anlässlich solcher noch überschaubaren Feierlichkeiten und solchem Konsum, den man tatsächlich als riskant oder sogar ernsthaft problematisch einstufen würde.


    Wie ist das zu bewerten, dass bei dir der Durst mit dem Trinken kommt und das du erst aufhörst, bis nichts mehr rein geht? - Sagen wir‘s mal so: Gänzlich unproblematisch ist das nicht, denn du fährst offenbar voll auf den Rausch ab und dein sogenanntes Belohnungszentrum ist/ wird entsprechend konditioniert.

    Interessant ist zum Beispiel, dass du ausgerechnet Wodka mit allem möglichen gemischt konsumierst. Anders als Korn und andere alkoholische Beimischungen hat der kaum Eigengeschmack, der haut einfach nur ordentlich in die Birne rein. Sekt hat zwar Geschmack, aber der haut auch ordentlich rein.
    Kurz und gut, dir geht’s wie gesagt um den Rausch an sich.

    Dein Konsum muss andererseits aber noch nicht unbedingt ein echtes Problem darstellen. Wenn‘s bei wenigen überschaubaren Ereignissen anlässlich bestimmter Festlichkeiten bleibt, sich dein Konsum nicht auf weitere Anlässe ausweitet und du‘s tatsächlich ohne Probleme kontrollieren kannst, dann ist doch alles ok.

    Bei mir hat sich‘s eben ausgeweitet und es war für mich schließlich nicht mehr zu übersehen, dass mir die Kontrolle tatsächlich entglitt. Ich wusste, als ich mich ernsthaft mit meinem „Problem“ beschäftigte, dass es zweifellos leichter war, es ganz bleiben zu lassen, als es weiterhin mit Kontrolle zu versuchen.

    Nun kann ich dir aus heutiger Perspektive sagen, dass ich definitiv nichts vermisse, nur weil ich nicht mehr trinke. Ich brauche keinen Rausch mehr, um zu feiern, Spaß zu haben, viel zu lachen, um das Gefühl zu haben, dass alles schön ist, und um die Probleme mal weiter weg zu sehen.
    Ich persönlich halte Alkohol inzwischen für gänzlich überschätzt und unter Umständen sogar echt kontraproduktiv.
    Mich reizt so gar nichts mehr daran, Alkohol zu konsumieren. Wenn andere das tun wollen, bitteschön, dürfen sie, ihre Entscheidung, ihr Leben. 😅


    Viele Grüße

    AmSee


    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Hallo AmSee,

    nun sind einige Tage vergangen und ich schaue mal wieder rein... Nein, ich habe mich nicht abschrecken lassen. Ich habe mich noch nie so intensiv mit diesem Thema beschäftigt, aber inzwischen merke ich, wie allgegenwärtig Alkohol und auch die Menschen sind, die damit ein Problem haben, ich finde es ehrlich gesagt ziemlich erschreckend...

    Meine geliebte Person meldet sich auch weiterhin nicht, heute habe ich 2 Wochen nichts von ihm gehört. Er schaut meinen Whatsapp-Status, das wars... Ich frage mich, ob es überhaupt noch Hoffnung gibt für uns. Wenn man gerade so "abrutscht", ist ein Zeitraum von 2 Wochen wahrscheinlich gar keine Zeit oder? Ich stehe immernoch dazu, ich würde ihm sofort helfen, wenn er vor meiner Tür stehen würde... Auch wenn der Weg ganz sicher nicht leicht wäre...

  • Hallo Olivia,

    ich hab deinen Beitrag gelesen und möchte dir auch gerne darauf antworten, komme nur heute nicht mehr dazu.

    Viele Grüße

    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Wenn man gerade so "abrutscht", ist ein Zeitraum von 2 Wochen wahrscheinlich gar keine Zeit oder?

    Hallo Olivia,

    was du gar nicht wirklich weißt, ist, wie tief dein Freund schon vorher in seiner Sucht drin gehangen hat.

    Er hat dir gegenüber geäußert, dass er bereits seit 20 Jahren mit Suizidgedanken zu tun hat. Das deutet darauf hin, dass er größere Probleme hat.

    Ein Zeitraum von zwei Wochen dürfte da mit sehr großer Wahrscheinlichkeit tatsächlich keine Zeit sein. Ob er überhaupt die Kurve kriegt, kann dir niemand sagen. Das wird zur Zeit nicht einmal er selbst können.

    Liebe Grüße

    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Hallo Olivia


    Ich frage mich, ob es überhaupt noch Hoffnung gibt für uns.


    Das mit der Hoffnung ist immer so ein zweischneidiges Schwert. In alten Darstellungen immer symbolträchtig als Anker skizziert, der in der Tiefe unseres Seins festgemacht ist und uns Halt und Orientierung gibt. Doch wie ist es wirklich um viele Hoffnungen bestellt? Fakt ist das es unser Leben massiv beeinflusst. Hoffnung bremst uns sozusagen aus da immer wieder unsere eigene Gedankenwelt vom Andern samt dessen Schwierigkeiten besetzt ist. Und um mal meine eigenen Erfahrungen heranzuziehen erweisen sich die meisten Hoffnungen als Illussionen, als Seifenblasen. Also nachträglich betrachtet vergeudete Zeit. Aber wie heisst es doch so schön: Die Hoffnung stirbt zuletzt.


    Ich stehe immernoch dazu, ich würde ihm sofort helfen, wenn er vor meiner Tür stehen würde...


    Die Frage ist ob du für einen Weg der Genesung überhaupt gebraucht wirst. Hat ein Betroffener einen Punkt erreicht wo er auf gar keinen Fall weiter so dahinvegetieren möchte ist seine Ausrichtung gewöhnlich ziemlich zielstrebig, auch wenn der Prozess des Ausstiegs dann oft sehr mühsam ist und so manch einen Brocken bereithält, der für eine freie Sicht beiseite geschafft werden will. Und viele Strukturen spielen dabei eine Rolle. In einem Film wo die Protagonistin bis in die Entzugsklinik mitmischen wollte, habe ich mal den Satz gehört: Du bist nicht Teil der Lösung sondern Teil des Problems. Also was ich sagen möchte ist das die Helferrolle gar nicht so unbedingt erstrebenswert ist.

    LG Brant

    Es nützt nichts Jemandem eine Brücke zu bauen,
    der gar nicht auf die andere Seite will.

  • Du bist nicht Teil der Lösung sondern Teil des Problems

    Hallo Olivia

    jahrelang hatte ich mir Sorgen gemacht um ein Familienmitglied , das zu viel Alkohol getrunken hat in einem Ausmaß, das mir Angst einjagte. Im Prinzip bin ich von klein auf damit konfrontiert gewesen-und ich war jahrelang überfordert. Als Familienmitglied kann man sich das nicht aussuchen, in welche Familie man hineinwächst. Aber man kann sich aussuchen, mit welchen Partner man leben möchte.


    Meine Sorgen, meine Hoffnungen, die all die Jahre um diese Person kreisten , waren alle umsonst. Es hat nichts gebracht und mein Fokus war viel zu lange darauf gerichtet, anstatt bei mir zu schauen, was bei mir los ist....

    Ich selbst trank dann über die Jahre viel Alkohol und meinte , ich hätte es im Griff, bis ich merkte, dass ich auch das nicht unter Kontrolle hatte, bis ich dann vor über drei Jahren beschloss,keinen Alkohol mehr zu trinken. Seitdem bin ich abstinent und ich kann rückblickend sagen: Kein Mensch hätte mich vom Alkohol trennen können-nur ich selbst!!

    Auch in meiner Partnerschaft erlebte ich zu starken Alkoholkonsum meines Partners-für mich ist das mittlerweile ganz klar, dass er die Verantwortung für sich trägt und ich die Verantwortung für mich übernehme..

    Es gibt keine gemeinsame Zukunft mit diesem Mann , da die Sucht dazwischen steht.

    Ich mache immer mehr mein Ding und achte auf mich, schaue nach mir, was mir gut tut.

    Durch meine "Prägung " in meiner Familie, aber auch durch mein eigenes Suchtverhalten habe ich in den letzten Jahren gelernt und begriffen, dass ICH ein Problem habe, wenn ICH bei diesem Suchtthema dran bleibe. Für mich ist nun klar, dass ich keine Beziehung haben möchte, mit jemand, der sich so selbstzerstörerisch zugrunde richtet. Das macht mir keinen Sinn mehr.

    Das Zitat von Brant kann ich dir ans Herz legen.

    Schau nach dir. Was hält dich an einem Mann, der süchtig ist ?

    LG, Oran-Gina

  • Hallo Olivia

    ich schaue gerade mal wieder hier rein und frage mich, ob dich etwas an den letzten Beiträgen hier oder an meinem Bericht speziell abgeschreckt hat, zu antworten ? Wünschenswert ist es ja immer, dass es etwas, was hier geschrieben wurde bei dem Hilfesuchenden auslöst, damit dieser für sich weiter kommt.

    Viele Grüße

    Oran-Gina

  • Hallo ihr lieben, liebe Oran-Gina,

    mich hat hier gar nichts abgeschreckt, mein Leben hat mich sehr gefordert die letzten Tage und so langsam löse ich mich von dieser Horrorgeschichte. Ich habe hier in den letzten Wochen viel gelesen, was mich Stückchen für Stückchen weitergebracht hat.

    Mein geliebter Mensch hat mich ohne Vorwarnung verlassen und ich habe jetzt viele Wochen nichts mehr von ihm gehört. Ich möchte nicht mehr wissen, wie es ihm geht. Ich bin wütend auf ihn, er hat mich von Anfang an getäuscht und war nicht ehrlich. Dass er sich jetzt nicht meldet, zeigt doch nur, wie egal ich ihm bin. Ich würde ihn sofort in den Arm nehmen, wenn er vor meiner Tür stehen würde. Aber ich werde mich dort nicht mehr melden, ich denke es ist so von ihm gewünscht.

    Ich habe mich noch nie so richtig mit diesem Alkohol Thema auseinandergesetzt, wie viele Menschen eigentlich betroffen sind und was es aus einem Mensch machen kann. Ich habe daher beschlossen, in Zukunft gänzlich aus Alkohol zu verzichten. Eine Ausnahme sind mein Geburtstag und die Dorfkirmes, ansonsten, kein Radler zwischendurch oder sonstiges. Und Single bleibe ich auch, das gefährlichste Tier ist der Schmetterling im Bauch…

    Im Moment habe ich ziemlich viel um die Ohren, gelegentlich werde ich trotzdem mal reinschauen.

    Ich wünsche euch allen auf jeden Fall eine gute Zeit🌷🌷🌷

  • Ich habe mich noch nie so richtig mit diesem Alkohol Thema auseinandergesetzt, wie viele Menschen eigentlich betroffen sind und was es aus einem Mensch machen kann. Ich habe daher beschlossen, in Zukunft gänzlich aus Alkohol zu verzichten. Eine Ausnahme sind mein Geburtstag und die Dorfkirmes, ansonsten, kein Radler zwischendurch oder sonstiges. Und Single bleibe ich auch, das gefährlichste Tier ist der Schmetterling im Bauch…

    Das ist in der Tat so, wenn man aus der Blase des Alkoholkonsums auftaucht oder mit ihm selber konfrontiert war, stellt man doch zwangsläufig den Konsum der Gesellschaft in Frage. Und auf einmal ergibt sich ein neues Bild in dem man, mehr oder weniger, als nicht mehr trinkender Mensch von außen zuguckt.

    Das ist schon heftig muss ich sagen und das hat mich auch sehr überrascht wie zentral das Thema Alkohol bei vielen wirklich ist. Und ich kann mittlerweile auch sehr verstehen, wie viele Menschen sich schwer tun, sich aus der Blase zu lösen, weil es automatisch damit zusammen kommt, viele, gewohnte Dinge NICHT mehr zu tun. Oder halt anders zu tun.

    Um es auf den Punkt zu bringen, eine Kirmes, oder hier bei uns ein Schützenfest, nüchtern zu erleben oder rotzevoll auf der Tanzfläche bis tief in die Nacht verbringen, sind ganz andere "Welten". Ich will das auch gar nicht verteufeln, auf der anderen Seite erlebt man dort aber in schöner Regelmäßigkeit die Leute, die dann die Chance haben, ihren extensiven Alkoholkonsum legitimiert nach außen zu tragen.

    Hier in meinem, ländlichen Umfeld habe ich auch einen Haufen Leute, immer die selben, die am Tresen gerne gesehen sind, von denen man aber auch weiß, die trinken zu Hause auch stark. Aber am Tresen sind die "Brüder" dann halt eine Gang, anscheinend voll akzeptiert aber immer an der Flasche. Ich bin gespannt auf das Schauspiel am kommenden Samstag, da ist hier Osterfeuer und ich sehe jetzt schon wieder die Schnapsflasche kreisen, die einer der Dudes wie zufällig in der Tasche hat, nebst den kleinen, silbernen Schnapsglässchen.

    Und ich freu mich auch wieder auf den Spruch..."ach ne, Du ja nicht, Du bist ja langweilig geworden...."....und ach, es war nie so schön als langweilig...as known as gesund....betitelt zu werden ;)

    Von daher lass Dir Zeit, lass das alles einmal in Ruhe sacken, nimm einen neuen Blickwinkel ein und dann wirst Du aber feststellen, das Leben geht weiter. Und es wird sehr schön weitergehen, da kannst Du Dir sicher sein. Und wenn die Zeit reif ist, kommen die richtigen Schmetterlinge :)

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