Trotzdem möchte ich einwerfen, das ich ca. zwei Dutzend Langzeit (>10 Jahre) -Trockene kenne, die alkoholfreies Bier trinken.
Ich selbst trinke es nicht, weil es mir nie geschmeckt hat. Bei anderen Dingen, z.B im Essen oder in Medikamenten, nehme ich es nicht so genau. Ich nehme seit Jahren täglich ein Medikament, was Alkohol enthält. Ich esse im Restaurant auch mal was mit Weinsosse, und ich habe trocken auch schon Dinge gemacht, die ich hier gar nicht weiter erwähnen möchte.
Bedenken hätte ich erst dann, wenn ich es esse, weil es Weinsosse ist und ich auf eine Wirkung hoffe. So denke ich kurz drüber nach ob mich das gefährden könnte? Nein, nix anderes auf der Karte, was mich anlacht, also rein damit.
Da ist nie etwas passiert, und ich glaube, im Grund kommt es darauf an, ob man das konsumiert, weil man der Sauferei hinterher trauert, oder ob man es trinkt, weil es einem einfach schmeckt. Aber nur als Beispiel, ich hab im ersten Jahr noch Eisbecher mit Eierlikör gegessen. Selbst heute esse ich manchmal noch Malaga, das mit den Rumrosinen.
Ich hab mir da nie was erzählen lassen, und ich bin auch in keine Gruppe gegangen, weil ich mir gar nicht anhören wolte, was die mir erzählen. Wichtiger finde ich es, selbst zu denken und sich nicht auf Andere zu verlassen. Und ausserdem, natürlich, zu klären, will ich den Rausch oder was will ich?
Bei mir kommt allerdings dazu, dass ich auch die Kontrolle nie völlig verloren hatte. Wenn ich getrunken habe, hab ichs laufen lassen, aber wenn ich Trinkpause hatte, konnte ich Saufdruck durchaus widerstehen. Und ich hab auch erst nach zwei oder drei Bier die Kontrolle verloren bzw. es war mir dann egal, dementsprechend habe ich mir ausgerechnet, das mich Kleinmengen nie zum Weitertrinken zwingen werden. Ich hab auch nicht wirklich Angst vor Saufdruck, der lässt sich aushalten. Ich darf ja nur nicht den Fehler machen, ihm nachzugeben.
Es gibt auch Untersuchungen, dass Kleinmengen erst dann in einen Rückfall führen, wenn sie sich mit dem Wunsch, zu trinken, verbünden. Andere sagen, der Rückfall beginnt im Kopf.
Und es gibt auch sehr unterschiedliche Erfahrungen, das weiss ich aus Gesprächen. Ich kenne einen, der kriegt bei Schnapsgeruch fürchterlichen Saufdruck, während man bei mir die Schnäpse gebunkert hat, nachdem ich trocken wurde, weil man wusste, dass mich das nicht juckt. Ich kann am Schnaps riechen, aha, mir sogar vorstellen, wie sich das anfühlt, wenn ich ihn trinke, und dann ist es mir völlig wurscht und ich stelle ihn wieder hin. Aber das muss eben auch jeder für sich selbst herausfinden.
Und natürlich gibt es Leute, die nach Rückfällen extra vorsichtig sind und sich fragen, an was es lag. Das ist da vielleicht auch notwendig. Meine Rede war immer, sollte ich einen Rückfall haben, dann überleg ichs mir. Aber da ich nie einen hatte, bin ich dabei geblieben, wie ich das mache.
Was in Gruppen erzählt wird, stimmt nicht immer, denn in Gruppen treffen sich eben genau die, die es ohne nicht schaffen. Die anderen hört man ja gar nicht. Das führt aber zu einer statistischen Verfälschung.
Mir haben Einige vorausgesagt, dass ich es nicht schaffen werde. Aber wegen denen bin ich ja nicht trocken geworden, sondern ich habe aufgehört, weil ich ein ganz persönliches Problem lösen wollte. Und Panik war noch nie Meins. Ängste waren für mich immer dazu da, sie zu überwinden.