Bruef an eine Alkoholikerin

  • Liebe Marina
    Vielen Dank für deine klaren Worte in der SMS, die du mir geschickt hast. Da du bisher jedes Gespräch mit mir vermieden hast, bei dem du nicht unter Alkoholeinfluss stehst, schreibe ich dir heute auf diesem Weg ein letztes Mal.

    Vor 4 Wochen habe ich dich kennen gelernt und wir verbrachten eine leidenschaftliche und aufregende Nacht zusammen. Wir kannten uns nur wenig.

    Die vulgäre Sprache, die du mir aus meinem letzten Brief vorwirfst, habe ich von dir übergenommen während wir im Bett lagen und miteinander Sex hatten – sie ist nicht mein normaler Sprachgebrauch. Meine Sprache ist respektvoll anderen und insbesondere Frauen gegenüber. Hast du das vergessen?

    Seit ich dich kenne, beschimpfst und beleidigst du mich. Ich habe das mit deinem übermäßigen Alkoholgenuss und den Entzugserscheinungen entschuldigt. Einige Mal habe ich dir kurz eine Grenze deiner Aggressivität aufgezeigt und sofort hast du mich zum Schuldigen gemacht.

    Anfangs fand ich dich sympathisch und habe mich ein bisschen in dich verliebt, deine frauliche zierliche Figur. Wie oft habe ich dich betrunken nach Hause gebracht, weil du nicht mehr stehen konntest? Du bist über den Tisch gestürzt, in der "Hafenschenke" hast du Hausverbot. Du warst mehrmals so betrunken, dass du deine Rechnungen nicht bezahlen konntest und Gläser zerbrochen hast.

    Einige Male hast du mich spät abends zu dir geholt – du warst streitsüchtig und beleidigend, alkoholisiert.

    Meine Freunde kennen mich als freundlichen und empathischen Menschen, aus diesem Grund wäre gerne ein hilfsbereiter, zuverlässiger und treuer Freund für dich gewesen.

    Ich habe auch den leidenschaftlichen wilden Sex mit dir geliebt – er wird mir sehr fehlen. Du schliefst in meinen Armen und hieltest noch am Morgen fest meine Hand. Ich spürte, dass du das bisschen Nähe und Zärtlichkeit genossen hast. Du mochtest meine Hand auf deinem Körper, die dich streichelt. Ich lag morgens wach neben dir, bedacht dich nicht zu wecken.

    Deine ständigen Demütigungen und Beleidigungen, deine aggressiven Reaktionen auf jedes gesprochene Wort von mir haben mich zerstört. Für alles hast du mir die Schuld gegeben oder abwertende Kommentare abgegeben.

    Das Lachen ist mir bei deinen Grobheiten und Ungerechtigkeiten vergangen.

    Ich komme aus einfachen Verhältnissen und bin im Heim ohne Eltern aufgewachsen, ich habe nie etwas in meinem Leben geschenkt bekommen, aber viel gegeben. Ich habe studiert und u.a. in der ganzen Welt gearbeitet und Karriere gemacht, ich bin stolz auf mein Leben.

    Du kannst es nicht zerstören.

    Ich werde mich von dir erholen.

    Warum ich dich nicht am Anfang zum Teufel gejagt habe?

    Meinen Freund Uwe S. kannte ich aus Dubai, er hatte 2006 einen Verkehrsunfall verschuldet, bei dem seine Frau starb und seine Tochter - nun schwerbehindert - überlebte. Der Schmerz und die Schuld machten ihn zu Alkoholiker. Ich als sein bester Freund habe mich um ihn gekümmert und sehr viel mit ihm geredet (ich war Tag und Nacht für ihn erreichbar), nach Trink-Exzessen habe ich seine Rechnung bezahlt und Uwe nach Hause gebracht. Er war ein lieber milder Mensch, klug, freundlich und nachdenklich. Nachdem ich 2015 als Bauleiter nach Mexiko ging, hat er Selbstmord begangen.

    Meine Freunde, Partnerinnen und Freundinnen kennen mich als großzügigen, lustigen und unterhaltsamen Menschen, ich bin offen und absolut kein Kleinbürger, wie du mir vorwirfst. Ich hätte gerne einmal einen Tag oder Abend mit dir verbracht – allerdings einigermaßen nüchtern. Du weißt, dass ich nicht sehr viel Alkohol trinke.

    Vergeblich, ich kenne dich nur alkoholisiert und betrunken.

    Wir waren zu einem Film im CineCitta verabredete, ich wartete auf dich wie verabredet. Aber du feiertest mit Freundinnen und machtest dich lustig über mich. Langsam, aber sicher hast du dich betrunken, vulgär und unerträglich für andere Gäste. Später warst du so betrunken, dass du nur schwer laufen konntest. Ich habe dich gebettelt, meine Hilfe anzunehmen – du hast mich nur beleidigt.

    Dein ungerechtes und boshafte Verhalten ertrage ich nicht. Es ist gut, dass Schluss ist und uns nichts mehr verbindet. Vergiss mich, aber es steht dir nicht zu, mich zu beurteilen.

    Ich möchte mein Leben zurück - ohne dich.

  • Hallo Baustein,

    herzlich Willkommen bei uns im Forum.

    Dein Brief an eine Alkoholikerin beinhaltet vieles von dem, was Angehörige eines trinkenden Partners tagtäglich erleben müssen und zeigt, welche Gefühle dabei entstehen und was diese Beziehung mit ihnen macht.

    Angst, Verletzungen, tiefe Verletzungen, teilweise (fremd)Scham aber teilweise auch Coabhängigkeit und auch immer wieder Hoffnung.

    Ich will nicht weiter darauf eingehen, weil ich nicht weiß, wie Du Dich weiter hier im Forum einbringen möchtest oder was Du Dir von diesem Forum versprichst oder wünscht. Es kann sein, dass Du "einfach nur" Deine Gedanken und Deine Gefühle in Form dieses Briefes zum Ausdruck bringen wolltest und dass Du gar nicht mehr möchtest, keine weitere Kommunikation suchst. Wenn dem so ist, dann ist das so und wenn es Dir das Schreiben dieses Briefes hilft oder geholfen hat, umso besser.

    Solltest Du den Wunsch haben in einen Dialog zu treten um Dich mit anderen hier auszutauschen, dann bist Du dazu herzlich eingeladen. Hier sind sowohl Alkoholiker (die meisten aktiven Schreiber:innen glücklicherweise schon einige Zeit oder auch lange Zeit ohne Alkohol lebend) als auch Angehörige, die möglicherweise ähnliche Briefe schreiben hätten können wie Du jetzt.

    Also, fühle Dich willkommen und wenn Dir danach ist, dann schreibe hier einfach. Wir antworten gerne.

    LG
    Gerchla

  • Hallo!
    Vielen Dank für die Reaktion und den freundlichen Empfang hier im Forum.

    Mein Anliegen ist es, meine Situation aus der Perspektive eines Mannes zu beschreiben. Ich selbst habe kein Alkoholproblem und bin 65 Jahre alt. Wie in meinem Brief geschrieben, war die Freundschaft/Partnerschaft zu Marina (62 Jahre, Name ist natürlich geändert) erst im Entstehen und ihre Alkoholprobleme offenkundig. Ich habe darin sehr Privates preisgegeben und aus meinem (kurzen) Alltag mit einer neunen Bekanntschaft erzählt.

    Ich habe hier viele Ratschläge gelesen, die sicher alle gutgemeint und korrekt sind. Die Trennung der das Loslassen von einem Partner ist nicht so einfach, wenn Liebe und Gefühle im Spiel sind: Liebe lässt sich nicht abschalten oder wegdiskutieren, sie ist da oder verschwindet langsam. Meist hat man nicht unbedingt eine Kontrolle darüber.

    Wie ich dem Forum entnehme, sind es offensichtlich meist trinkende Männer, die zu Leid und Problemen bei u.a. den Frauen und Partnerinnen führen. Ich habe mit Aufmerksamkeit viele Schilderungen gelesen.

    Ich würde mich freuen, von Frauen zu hören, die – ähnlich wie in meinem Brief geschildert – unter Alkoholeinfluss oder Entzug ihre Partner demütigen und ihnen aggressiv begegnen.

    Meine Frage ist: Ist die Zuneigung erloschen und die Beschimpfung Ausdruck dieser Situation. Oder leiden die Frauen später unter ihren Entgleisungen?

    Bin nur ich davon betroffen, oder sind es auch andere Freunde/Familienmitglieder im engen Umfeld?

    Ich würde auch gerne hören, wie andere Männer damit umgehen.

    Gibt es einen Unterschied zwischen dem Verhalten von Männern und Frauen?

    Vielen Dank!

  • Hallo, Baustein!

    Auch von mir ein HERZLICHES WILLKOMMEN hier im Forum :welcome:

    Ich gehöre auch zur männlichen Fraktion. Seit nunmehr über 13 Jahren bin ich trocken, habe über etliche Jahre eine Selbsthilfegruppe geleitet und bin seit ca. 11 Jahren in der Suchtselbsthilfe unterwegs.

    Und leider muss ich Dir zustimmen, dass es hauptsächlich die Herren der Schöpfung sind, die dem Alkohol erliegen. Aber sowohl aus beruflicher Erfahrung als auch aus den vielen, vielen Krankenhausbesuchen (im Rahmen der Suchtselbsthilfe) weiß ich, dass das Außenbild nicht unbedingt heisst, dass Frauen KAUM betroffen sind ... Sie fallen nur nicht so auf, weil sie mehr "im stillen Kämmerlein" ihren Kummer ertränken, wie man so "schön" sagt.

    Und auch Frauen können dann hochgradig aggressiv werden - was wiederum die Männer möglichst nicht nach außen dringen lassen wollen. Und die physische (!) und psychische Prügel ertragen "wie ein Mann". Es ist allgemein kaum bekannt, dass es auch das Pendant zu den Frauenhäusern, nämlich Männerhäuser gibt!

    In meiner SHG gab es auch ein paar Frauen. Und denen ging es haargenauso wie uns Männern - mit allen Schuldgefühlen und allem drum und dran. Und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass sie sich aus irgendeinem Grund noch schuldiger fühlten ... nixweiss0
    Aber das können Dir vielleicht am Besten unsere Frauen hier erklären.

    Ansonsten habe ich keine großen Unterschiede im Verhalten - insbesondere nach dem Suchtausstieg - gesehen.

    Wie Gerchla schon schrieb: Wenn Du Fragen hast - immer raus damit!

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Moin Baustein,
    hier bin ich. Betty und eine Frau. Alkoholfrei seit März 2014. Ich denke, dass es ganz viele Frauen mit Alkoholproblemen gibt, aber sie können es vielleicht manchmal ganz gut verstecken. Ich habe seit meiner Jugend getrunken. Mal mehr, Mal weniger. Ich habe immer funktioniert und gearbeitet. Bin ich Alkoholikern? Ich weiß es nicht. Ich habe nie einen Entzug in dem Sinne gemacht, aber ich habe nach mehreren Alkoholpausen immer wieder unkontrolliert getrunken. Irgendwie war mir dann klar, dass es genug ist. Ich war so unglücklich, dass ich nicht mehr konnte und auch nicht mehr wollte. Für mich begann der Anfang auf dem Weg zu mir und ich habe mich kennen gelernt. Ich mag mich und ich finde mich heute sehr nett. Ich bin oft sehr spröde und auch unfreundlich gewesen, wenn ich betrunken war. Ich wollte mich nicht zeigen und meine traurige und verletzte Seele nicht noch verletzbarer machen. Das war sehr dumm und ich bin heute sehr nett, fröhlich, freundlich und empathisch. Wer weiß, was deine "Freundin" so belastet...
    LG Betty

    Auf dem Weg zu mir lerne ich mich immer besser kennen. <br />Ich habe Freundschaft mit mir geschlossen und freue mich, dass ich mir begegnet bin.<br /><br />Ich bin lieber ein Original als eine herzlose Kopie.

  • Hallo Betty,
    vielen Dank für deine Antwort.

    Dein Beitrag gibt mir ein bißchen eine Antwort auf meine Frage. Warum Frauen (Ich wende mich ganz bewußt an Frauen, das Verhalten von Männern ist bekannt und ihre Form der Aggressivitöt sehr oft beschrieben). Aggressivität von Frauen ist mehr verbal?

    Ich komme mir elend vor, wenn ich höre, dass sie tief verletzt sein könnte und unglücklich. Leider kam ich durch den Panzer aus Alkoholkonsum nicht durch zu ihr. Ich habe nur selten und nur eine kleine, fragende Andeutung gemacht. Ich wußte, dass es mir nicht gelingen würde, sie zum Sprechen zu bringen. Ich brachte ihr auch den gewünschten Wein, weil mir klar ist, dass sie den Alkohol brauchen würde. Aber machmal, wenn sie über irgend etwas schimpfte oder bereits angetrunken war, dachte ich nicht daran, dass sie das Rauschmittel braucht wie eine Medizin. Was immer ich tat und dachte, es war in dem Moment falsch - ich bin kein geübter Co-Alkoholiker. Ich übersehe manchmal (für mich) Kleinigkeiten, die für einen Süchtigen wichtig oder unüberwindbar sind.

    Ich habe durch meine Tätigkeit in der Dritten Welt so viel Elend, Armut und Gewalt gesehen, ich bin kein Drückeberger oder Naivling. Ich konnte für Schwache schwach werden.

    Wenn ich das Elend sehe, dass Marina vor sich hat, bin ich traurig und verzweifelt. Es ist das zweite Mal. dass ich mit dem Elend dieser Sucht konfrontiert werden, mit der Hilflosigkeit, der Angst und Ausweglosigkeit bei beiden gleichermaßen: dem Kranken und dem Helfer.

    Ich kann mir vorstellen, warum sie aggressiv auf mich reagiert: Ich entspreche nicht ihren Vorgaben, den Alkoholpegel aufrecht zu erhalten, wie sie es braucht. Ich störe sie in der Befriedigung ihrer Sucht.

    Bei meinem Freund Uwe, hatte ich das Gefühl, ihm zu helfen - eine sehr sensible und zurückhaltende Hilfe meinerseits. Trotzdem, alles kam dann plötzlich und unerwartet. Ich glaube nicht, dass eine professionelle Hilfe die Katastrophe hätte verhindern können.

    Ich habe einen guten Verstand, aber wie ich oben geschrieben habe:

    Die Trennung oder das Loslassen von einem Partner ist nicht so einfach, wenn Liebe und Gefühle im Spiel sind: Liebe lässt sich nicht abschalten oder wegdiskutieren, sie ist da oder verschwindet langsam. Meist hat man nicht unbedingt eine Kontrolle darüber.

    LG Baustein

  • Moin Baustein,
    ich bin Britt, Mitte 50 und mehrere Jahre alkoholabstinent.
    Ich war in meiner trinkenden Zeit nicht aggressiv, zog mich eher zurück und versank in Selbstmitleid.

    Zitat

    Ich brachte ihr auch den gewünschten Wein, weil mir klar ist, dass sie den Alkohol brauchen würde.
    - ich bin kein geübter Co-Alkoholiker.


    In meinen Augen bist du sehr wohl geübt bzw. Co-abhängig. Durch dein Tun, ihr den gewünschten Wein zu bringen, förderst du Ihre Sucht und bringst ihr Verständnis, Aufmerksamkeit und Fürsorge entgegen.
    Du bist in die Suchterkrankung deiner Partnerin verstrickt. Aus deinen Zeilen lese ich diffuse Ängste.
    Das ist nicht gut für euch beide. In meiner SHG sind Angehörige, bei denen ist der Leidensdruck so hoch geworden, dass sie ihre Symptome selbst mit Alkohol bekämpften und ebenfalls süchtig wurden.

    Zitat

    Wenn ich das Elend sehe, dass Marina vor sich hat, bin ich traurig und verzweifelt. Es ist das zweite Mal. dass ich mit dem Elend dieser Sucht konfrontiert werden, mit der Hilflosigkeit, der Angst und Ausweglosigkeit bei beiden gleichermaßen: dem Kranken und dem Helfer.


    Das Elend, dass Marina vor sich hat, hast du nicht zu verantworten. Jeder ist für sein Handeln selbst verantwortlich und trägt die Konsequenzen.
    Du kannst einem Süchtigen nicht helfen. Du kannst allenfalls unterstützen, und dann auch nur, wenn Marina das auch selbst und aus eigener Überzeugung will.
    Immer „helfen“ zu wollen ist für alle Seiten anstrengend. Viele wollen gar keine „Hilfe“. Und wenn du dann als zwanghafter Helfer dennoch unbedingt nützlich sein willst , kann das nach hinten losgehen.

    Deine eigenen Bedürfnisse kommen auf lange Sicht zu kurz. DU kannst Marinas süchtige Welt (und die dritte Welt) nicht retten.

    Pass auf dich auf!
    Britt

    P.S. Eine Frage habe ich noch: Störte dich der Alkoholkonsum auch, wenn Marina nicht aggressiv würde?

    ~ bevör ik mi nu opregen deed, is dat mi lever egaal ~

  • Moin,

    der springende Punkt von Britt. Du kannst Marina nicht helfen und es kann sogar sein, dass sie so böse und aggressiv reagiert, weil du ihr durch deine Hilfe einen Spiegel vorhältst. Sie wird da nur rauskommen, wenn sie es will. Und zwar sie von ganz alleine. Ich bin freundlich von Freunden auf meinen Alkoholkonsum aufmerksam gemacht worden. Ich fand es sehr anmaßend und ich war dann auch sehr sauer. Eigentlich wusste ich, dass sie im Recht sind, aber ich hatte noch keine Lösung gefunden. Ich war zum dem Zeitpunkt der Meinung, dass ich ohne Alkohol nicht leben kann und will. nixweiss0 Naja, das ist natürlich Blödsinn. Ich lebe heute sehr gut (besser wie nie) ohne Alkohol. Britts Frage ist interessant. Du solltest gut darüber nachdenken, was für dich zu tun ist. Wenn du in der Beziehung bleiben willst, solltest oder meinst, dass du ihr nur so helfen kannst, dann wird es eine toxische Beziehung. Ist es eigentlich schon. Du liebst, sie dich auch? Ich denke, eine Beziehung wäre nur möglich, wenn Marina einen Entzug macht. Wenn sie mit sich und der Welt in Ordnung kommt und dann erkennt, ob sie dich liebt oder nicht. Du wirst ihr so jedenfalls nicht helfen können. Mir konnte auch niemand helfen, das musste ich schon selbst machen. 44.

    Liebe Grüße und dir einen schönen Tag.
    Betty

    Auf dem Weg zu mir lerne ich mich immer besser kennen. <br />Ich habe Freundschaft mit mir geschlossen und freue mich, dass ich mir begegnet bin.<br /><br />Ich bin lieber ein Original als eine herzlose Kopie.

  • Liebe Betty, liebe Britt!

    Vielen Dank für eure Antworten. Sie zeigen mir, dass jemand meine Problem erst nimmt, über dass ich bisher mit niemandem sprechen konnte – niemand in meinem Freundeskreis versteht die Tiefe des Problems oder hat Verständnis für solche persönlichen Tragödien, die hinter dieser Sucht stehen.

    Ich habe als Ingenieur 25 Jahre in vielen Ländern der Welt gearbeitet, ich habe neben vielen schönen Erlebnissen in den Abgrund geschaut und die Hölle gesehen. Nein Britt, ich kann die dritte Welt nicht ändern, sondern die Welt hat mich verändert.
    So weiß ich auch, ich kann die süchtige Marina nicht ändern, aber sie ändert mich.

    Deswegen bin ich hier.

    Ich habe mit Marina weder über ihre Sucht geredet noch habe ich ihr Ratschläge gegeben (s.o.) - ich habe keine Ratschläge.
    Muß es zum finalen Zusammenbruch kommen?

    Ich bin mit ihr einen Weg gegangen, den sie vorgibt. Wenn ich ihr den gewünschten (besser: geforderten) Weißwein gab, war mir klar, es gibt keinen Ausweg oder eine Alternative.

    Insofern bin ich in den Teufelskreis der Sucht geraten. Glücklicherweise habe ich selbst kein Alkoholproblem, da ich die Auswirkungen auf Körper, Geist und Schlaf kenne.

    Für meinen Freund Uwe war ich oft einfacher Zuhörer und habe eingegriffen, um richtig zu stellen oder zu korrigieren. Ich habe dafür gesorgt, dass ihm nichts passiert.

    Mein Brief ist ein Abschiedsbrief an Marina. In diesem Brief habe ich meine Situation zusammengefasst und die Gründe meiner Verzweiflung aufgezählt.

    Darin ist beschrieben, wie dieses ungute, ungleiche Verhältnis zwischen uns mich zu verändern drohte - ein Umstand, den ich nicht länger für mich ertragen wollte. Es wäre eine toxische Beziehung geworden, wie Betty schreibt.

    Trotzdem leide ich. Mein Verstand beherrscht nicht mein Herz. Ich fühle mich verantwortlich, obwohl ich es nicht bin.

    Ob mich der Alkoholkonsum störte, wenn sie nicht aggressiv war? Nein, Britt, praktisch nicht, da sie als Frau ganz normal reagiert hat. Jetzt weiß ich, dass sie wohl immer unter Alkohol stand.

    Warum war sie mir gegenüber aggressiv? Weil ich kein Trink-Partner war? Ist sie fähig, Gefühle für mich zu haben? Ich habe ihr im Bett (!) Geborgenheit gegeben, die sie offensichtlich schweigend genoss.

    Wie du schreibst, Britt, ist auch sie wegen meines Briefes wahrscheinlich sehr böse auf mich, weil ich ihr einen Spiegel vorgehalten habe. Hätte ich ihn nicht schreiben sollen?

    Gruß Baustein

  • Hallo Baustein,

    ich möchte einfach ein paar Gedanken von mir da lassen, die mir beim Lesen Deiner Zeilen und auch beim Lesen der Beiträge anderer Forumsteilnehmer:innen so gekommen sind.

    Vielleicht kurz zum mir: Ich bin Anfang 50, trank weit über 10 Jahre abhängig und lebe jetzt schon lange ohne Alkohol. Ich war ein heimlicher Trinker und darin so "geübt", dass selbst meine Familie (Frau und zwei Kinder) nicht wussten, dass ich (zum Ende hin) am Tag mindestens 10 Bier + x intus hatte. Meine Frau glaubte es auch nicht, als ich mich outete, ich musste ihr erst meine ganzen Verstecke zeigen, bevor sie wirklich verstand, was da eigentlich passiert war. Natürlich bemerkte sie über Jahre hinweg, dass ich mich veränderte und dass unsere Beziehung den Bach runter geht. Woran das aber genau lag, das wusste sie nicht.

    Letztlich habe ich es geschafft vom Alkohol weg zu kommen, für meine Ehe war es zu spät. Da war zuviel passiert und sie war im Grunde schon Jahre vor meinem Outing verloren. Ich möchte noch sagen, dass ich natürlich, wie wahrscheinlich fast alle Alkoholiker, mehrmals versucht habe mit dem Trinken aufzuhören. Gründe dafür hat es genug gegeben und einer der sträksten Gründe, weshalb ich es immer wieder versucht habe, war die Liebe zu meinen Kindern. Ich wollte ihnen das nicht antun. Du darfst mir glauben, dass ich meine Kinder geliebt habe wie nichts und niemand anderen auf dieser Welt (das ist heute noch so ;D). Es ist eine andere Liebe als die, welche man zu einem Partner:in empfinden kann. Für mich die stärkste Liebe die ich in meinem Leben empfunden habe und nicht einmal diese Liebe reichte aus um mich vom Trinken weg zu bekommen. Es kann durchaus sein, dass auch Marina Dich wirklich liebt (ich kann das nicht beurteilen), die Sucht aber einfach stärker ist, wie so oft in Beziehungen wo einer der Partner trinkt.....

    Ich schreibe das einfach nur deshalb um Dir aus meinen eigenen Erfahrungen heraus zu schildern, wie mächtig diese Sucht eingentlich ist und wie ohnmächtig Außen- oder Nebenstehende dabei sind. Übrigens, warum ich dann doch aufgehört habe kann ich nicht genau sagen. Ich kann nur sagen, dass es in diesem Moment einfach "Klick" gemacht hat und ich nicht mehr wollte oder konnte. An meine Kinder oder meine Frau habe ich in diesem Moment nicht gedacht, jedenfalls nicht in die Richtung, dass ich es für sie tun will. Mir war im Gegenteil ganz klar, dass ich mit meinem Outing das Leben meiner Familie erst mal komplett an die Wand fahre. Nichts würde mehr so sein wie es war und ihre scheinbar relativ "heile" Welt würde pulverisiert werden. Am Ende kam es dann auch ganz genau so. Die geplante und gedachte Zukunft meiner Frau / Familie war gelöscht, sie standen vor dem Nichts und ich trennte mich dann auch bald und wir fingen alle von vorne an.

    Sowas macht die Alkoholsucht.......

    So, jetzt hast Du einen kleinen Einblick in meine Geschichte, einen ganz kleinen Einblick.

    Jetzt zu meinen Gedanken:


    In meinen Augen bist du sehr wohl geübt bzw. Co-abhängig. Durch dein Tun, ihr den gewünschten Wein zu bringen, förderst du Ihre Sucht und bringst ihr Verständnis, Aufmerksamkeit und Fürsorge entgegen.
    Du bist in die Suchterkrankung deiner Partnerin verstrickt. Aus deinen Zeilen lese ich diffuse Ängste.

    Das sehe ich ganz genauso wie Britt. Schon bei Deinem Brief dachte ich mir, dass Co-Abhängigkeit eine große Rolle spielen könnte. Du kannst das natürlich anders sehen. Spontan musste ich auch an ein Helfersyndrom denken. Wissen tue ich das natürlich nicht und es liegt in Deiner Hand, ob Du Dich damit beschäftigen möchtest bzw. Dir evtl. diesbezüglich Hilfe suchst oder einfach erst mal beraten lässt. Vielleicht warst Du diesbezüglich ja auch schon aktiv und weißt deshalb was Sache ist.

    Zitat

    Ich kann mir vorstellen, warum sie aggressiv auf mich reagiert: Ich entspreche nicht ihren Vorgaben, den Alkoholpegel aufrecht zu erhalten, wie sie es braucht. Ich störe sie in der Befriedigung ihrer Sucht.


    Ich würde das etwas pragmatischer sehen. Sie ist schlicht und ergreifend krank. Nämlich suchtkrank. Das was Du erlebst sind sozusagen die Begleiterscheinungen. Diese sind bei den Betroffenen durchaus unterschiedlich. Sie wird aggressiv und beleidigend. Andere werden physisch gewaltätig (übrigens auch Frauen), wieder andere versinken in Selbstmitleid bis hin zu Suizidgedanken. Nicht selten ist es auch ein unberechbares Wechselspiel all dieser Gefühle und Zustände. Jetzt so, im nächsten Moment so, gibt es auch.

    Am Ende ist der Betroffe schlicht schwer krank. Das "gute" an dieser Krankenheit: der/die Betroffene hat es selbst in der Hand sie zu heilen bzw. zum Stillstand zu bringen (im Gegensatz z. B. zu anderen schweren Krankeiten wie Krebs, wo man es selbst oft nicht mehr in der Hand hat). Das schlechte dabei ist allerdings, dass Suchterkrankungen unglaublich schwer zu überwinden sind und dass nur der Betroffene selbst sie überwinden kann. Von Außen kann zwar Unterstützt und geholfen werden, jedoch ist das nur dann wirksam oder erfolgreich, wenn der Betroffene das auch möchte bzw. aktiv seine Krankheit überwinden möchte. Anderfalls kann man als Angehöriger/Außenstehender diesem Menschen beim langsamen sterben zu sehen, ohne es verhindern zu können. Diese Tatsache zu akzeptieren oder überhaupt irgendwie erfassen zu können fällt selbst mir, als ehemalig abhängigen Trinker, schwer.

    Zitat

    Bei meinem Freund Uwe, hatte ich das Gefühl, ihm zu helfen - eine sehr sensible und zurückhaltende Hilfe meinerseits. Trotzdem, alles kam dann plötzlich und unerwartet. Ich glaube nicht, dass eine professionelle Hilfe die Katastrophe hätte verhindern können.


    Das liest sich ein wenig so, als würdest Du Dir selbst bestätigen wollen, dass auch niemand anderes Deinem Freund hätte helfen können und dass Du ja alles Menschenmögliche getan hast. Ich kenne jetzt die Geschichte von Uwe nicht, aber wenn er ebenfalls tief in der Alkoholsucht gefangen war, dann trifft es auch für ihn zu, dass nur er selbst sich hätte retten können. Professionelle Hilfe hilft eben auch nur dann, wenn der Betroffene sie auch in Anspruch nehmen will. Er/sie muss wollen. Und wenn er/sie wirklich will, von innen heraus, dann ist es nicht selten der Fall, dass auch ganz niederschwellige Hilfsangebote schon eine sehr große Hilfe sein könne. Wie z. B. Selbsthilfegruppen. Ich habe jetzt schon länger und auch über dieses Forum hinaus Kontakte zu vielen ehemaligen Trinkern und Trinkerinnen. Und da sind gar nicht wenige dabei, die sogar ausschließlich durch "ihre" Selbsthilfgruppe zu einem dauerhaften Leben ohne Alkohol gefunden haben. Also ein ganz niederschwelliges Angebot, keine Therapheuten, keine Ärzte, "lediglich" andere ehemals trinkende Menschen.

    Natürlich ist der klassische, der professionelle Weg über Entgiftung und Therapie ein ratsamer und einer, der, wenn er denn mal angetreten wird, gewisse Erfolgsaussichten hat. Aber auch hier scheitern am Ende mehr, als Erfolg haben. Der Rückfall in die Sucht (innerhalb der ersten beiden Jahre) ist eher die Regel als die Ausnahme. Nicht wenige "brauchen" mehrere Anläufe, manche brauchen dann ganz andere Hilfe, es ist sehr individuell. Aber die Basis eines möglichen Erfolgs ist immer der Betroffene selbst. Wenn der nicht will, dann wird es nicht funktionieren. Und wenn er will, dann ist es immernoch kein Freibrief dafür, dass es auch klappt.

    Zitat

    Die Trennung oder das Loslassen von einem Partner ist nicht so einfach, wenn Liebe und Gefühle im Spiel sind: Liebe lässt sich nicht abschalten oder wegdiskutieren, sie ist da oder verschwindet langsam. Meist hat man nicht unbedingt eine Kontrolle darüber.


    Das würde ich Dir sofort genauso unterschreiben. Ja, das sehe ich ganz genauso. Liebe lässt sich nicht einfach abschalten und oft lässt sie sich auch nicht so einfach erklären. Insofern kann ich Dich hier durchaus verstehen.

    Aber helfen tut Dir das jetzt auch nichts. Im Grunde hast Du die Alternative, an der Seite des Menschen den liebst mit unter zu gehen, genau wie sie ein Opfer ihrer Sucht oder Deiner Co-Abhängigkeit zu werden oder aber Du schaffst es, sie in Liebe los zu lassen. Um wieder Dein Leben leben zu können. Aktuell ist Dein Leben und Dein Wohlbefinden (so nehme ich es wahr) komplett von ihr abhängig.

    Wenn Du sie in Liebe los lässt, dann lässt Du sie nicht im Stich. Du rettest damit Dein eigenes Leben, für das Du verantwortlich bist. Sie ist wiederum für ihr Leben verantwortlich und, so nehme ich mal an, sie könnte jederzeit auf Deine Hilfe zählen, wenn sie ernsthaft etwas gegen ihre Sucht unternehmen würde. Und genau das ist aus meiner Sicht der springende Punkt: Wenn sie bereit ist etwas zu tun, von sich aus, nicht von Dir iniziert oder so, dann beginnt eine Unterstützung Deinerseits einen Sinn zu machen. Auch das ist dann kein einfacher Weg, für beide nicht, aber es wäre wenigstens einer, wo am Ende sowas wie Hoffnung zu sehen wäre.

    Wenn sie aber weiter trinken will, wenn sie nichts ändert, egal warum, dann kannst Du Dich nur selbst retten oder mit ihr gemeinsam unter gehen.

    Das waren meine Gedanken. Ich wünsche Dir von Herzen, dass sich ein Weg für Dich auftut.

    LG
    Gerchla

  • Liebe Betty, liebe Britt!

    Vielen Dank für eure Antworten. Sie zeigen mir, dass jemand meine Problem erst nimmt, über dass ich bisher mit niemandem sprechen konnte – niemand in meinem Freundeskreis versteht die Tiefe des Problems oder hat Verständnis für solche persönlichen Tragödien, die hinter dieser Sucht stehen.

    Ich habe als Ingenieur 25 Jahre in vielen Ländern der Welt gearbeitet, ich habe neben vielen schönen Erlebnissen in den Abgrund geschaut und die Hölle gesehen. Nein Britt, ich kann die dritte Welt nicht ändern, sondern die Welt hat mich verändert.
    So weiß ich auch, ich kann die süchtige Marina nicht ändern, aber sie ändert mich.

    Deswegen bin ich hier.

    Ich habe mit Marina weder über ihre Sucht geredet noch habe ich ihr Ratschläge gegeben (s.o.) - ich habe keine Ratschläge.
    Muß es zum finalen Zusammenbruch kommen?

    Ich bin mit ihr einen Weg gegangen, den sie vorgibt. Wenn ich ihr den gewünschten (besser: geforderten) Weißwein gab, war mir klar, es gibt keinen Ausweg oder eine Alternative.

    Insofern bin ich in den Teufelskreis der Sucht geraten. Glücklicherweise habe ich selbst kein Alkoholproblem, da ich die Auswirkungen auf Körper, Geist und Schlaf kenne.

    Für meinen Freund Uwe war ich oft einfacher Zuhörer und habe eingegriffen, um richtig zu stellen oder zu korrigieren. Ich habe dafür gesorgt, dass ihm nichts passiert.

    Mein Brief ist ein Abschiedsbrief an Marina. In diesem Brief habe ich meine Situation zusammengefasst und die Gründe meiner Verzweiflung aufgezählt.

    Darin ist beschrieben, wie dieses ungute, ungleiche Verhältnis zwischen uns mich zu verändern drohte - ein Umstand, den ich nicht länger für mich ertragen wollte. Es wäre eine toxische Beziehung geworden, wie Betty schreibt.

    Trotzdem leide ich. Mein Verstand beherrscht nicht mein Herz. Ich fühle mich verantwortlich, obwohl ich es nicht bin.

    Ob mich der Alkoholkonsum störte, wenn sie nicht aggressiv war? Nein, Britt, praktisch nicht, da sie als Frau ganz normal reagiert hat. Jetzt weiß ich, dass sie wohl immer unter Alkohol stand.

    Warum war sie mir gegenüber aggressiv? Weil ich kein Trink-Partner war? Ist sie fähig, Gefühle für mich zu haben? Ich habe ihr im Bett (!) Geborgenheit gegeben, die sie offensichtlich schweigend genoss.

    Wie du schreibst, Britt, ist auch sie wegen meines Briefes wahrscheinlich sehr böse auf mich, weil ich ihr einen Spiegel vorgehalten habe. Hätte ich ihn nicht schreiben sollen?

    Gruß Baustein

  • Hallo, Baustein!

    Kann es sein, dass Du eine leichte Androphobie hast? Oder ist das nur Unhöflichkeit?
    Oder warum ignorierst Du freundlich gemeinte Posts von Männern komplett?

    Auch wir haben uns nicht nur Gedanken gemacht, sondern Dich auch freundlich begrüßt und Dir unsere Gedanken geschrieben.
    Wenn, dann schreib doch, dass Du nur Antworten von Frauen haben möchtest!

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Greenfox
    (leider komme ich mit der Zitatfunktion nicht ganz klar)

    Baustein, Antwort #2
    Ich würde mich freuen, von Frauen zu hören, die – ähnlich wie in meinem Brief geschildert – unter Alkoholeinfluss oder Entzug ihre Partner demütigen und ihnen aggressiv begegnen.

    Greenfox, Antwort #3
    In meiner SHG gab es auch ein paar Frauen. Und denen ging es haargenauso wie uns Männern - mit allen Schuldgefühlen und allem drum und dran. Und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass sie sich aus irgendeinem Grund noch schuldiger fühlten ...
    Aber das können Dir vielleicht am Besten unsere Frauen hier erklären.

    Greenfox, Text #11
    Mein Kommentar:
    Unhöflich? Nein
    Androphobie? Nein

    Auch wir haben uns nicht nur Gedanken gemacht, sondern Dich auch freundlich begrüßt und Dir unsere Gedanken geschrieben.
    Wenn, dann schreib doch, dass Du nur Antworten von Frauen haben möchtest!

    Selbsterklärend


    Ich habe viel zum Thema gelesen, auch Wiederholungen und ähnliches machen mir nichts aus. Vielen Dank an alle, die sich die Mühe geben, meine Texte zu lesen und auf meine Fragen antworten. Mein Interesse gilt in der Tat – wie zum Ausdruck gebracht – der Meinung von Frauen. Mein Problem und die sich ergebenden Fragen betreffen die Psyche der Frauen (glaube ich).

    Ich bin allen sehr dankbar, die sich mit meinem Problem beschäftigt haben und mir damit sehr helfen.
    Freundliche Grüße
    Baustein

  • Hallo Baustein,

    ich hab das schon öfter mitbekommen, dass Männer meinen der Alkohol würde zwischen der Frau und der Liebe stehen und irgendwie verhindern, dass die wahren Gefühle raus kommen.

    Aus meiner Trinkzeit kann ich dir sagen, dass es zu 90% andersherum war.

    Ich hab mich im Rausch auf völlig unpassende, komische Typen eingelassen und musste die hinterher irgendwie wieder loswerde.

    Da war auch schon mal einer dabei, der der Ansicht war ich würde meine wahren Gefühle nicht ausleben….

    Also… genauso wie der Alkohol daran Schuld sein kann, dass sich die Frau nicht auf dich einlassen will, kann der Alkohol auch daran Schuld sein, dass sich sich überhaupt auf dich eingelassen hat.

    Die Wahrscheinlichkeit ist sogar größer.

    Viele Grüße, <br />Risu

  • Hallo Baustein,

    jetzt habe ich mich extra hier noch mal angemeldet, um Dir zu schreiben. Ich war längere Zeit hier und habe mich abgemeldet, aber Deines hat mich nun etwas beschäftigt. Vielleicht weil ich so eine ähnliche Situation erlebt habe.
    Ich lebe schon lange ohne Alkohol.

    Erst mal, so wie ich das bei Dir lese, war das ja noch keine feste Beziehung, sondern irgendwie erst im Entstehen. Da habe ich mehrere Möglichkeiten durch. Entweder ist nur einer verliebt, der andere nicht oder weniger, oder man stellt halt irgendwann fest, dass es nicht passt. Das gibt es in beiden Richtungen.

    Bei mir war es mehrmals so, dass es halt nach ein paar Wochen nichts mehr war. Eine andere Beziehung ging mehrmals auseinander und wieder zusammen, es funktionierte nie so richtig, aber wenn wir uns über den Weg liefen, dann war die Anziehung eben da. Da haben wir uns auch gestritten - und dann eben wieder versöhnt, bis ich eines Tages einen Schlusstrich gezogen habe.
    Bei Anderen dachte ich mir, wie konnte ich im Suff nur so blöd sein?
    Ich kenne das aber auch andererseits, dass ich unglücklich verliebt war und derjenige nichts von mir wissen wollte, das tat dann auch weh, war aber nicht zu ändern.

    Richtig sauer wurde ich mal, als mich jemand dazu bringen wollte, mit ihm Kinder zu haben, die ich nicht wollte. Da bin ich absolut ausgestiegen. Wenn ich das Gefühl habe, dass mich jemand in eine Richtung bugsieren will, in die ich nicht möchte, kann ich total sauer werden, mit allen Begleiterscheinungen wie Rumschreien und beleidigen.
    Und da habe ich mich von demjenigen getrennt, obwohl ich meinerseits sehr verliebt in ihn war und bei mir starke Gefühle dabei waren. Ich hab mir aber ausgerechnet, dass ich in der Beziehung unglücklich werde und da dachte ich mir, da muss ich nun durch. Länger als ein halbes Jahr wäre das nicht mehr gegangen, dann wäre sowieso Schluss gewesen, weil ich mich zu sehr hätte verbiegen müssen. Ich hab mit Alkohol nachgeholfen, das machte es für mich einfacher, den Kummer weggesoffen. Ich habe aber nicht deswegen angefangen, angefangen habe ich bereits in meinem Elternhaus, da wurde immer viel getrunken, für mich war das normal.

    Im Übrigen konnte ich es absolut nicht ab, wenn mich jemand wegen meiner Sucht bemitleidet hat. Ich hab das die längste Zeit sowieso nicht als Sucht gesehen, sondern dass ich das so wollte. Ich wollte weder für schwach gehalten werden noch wollte ich mir die Sauferei ausreden lassen, wer daran rütteln wollte, und sei es auch nur unterschwellig, war automatisch mein Feind. Für mich gab es beim Saufen nichts tragisches, und aus meiner Sicht ging das auch niemanden was an, ich war der Meinung, es ist mein Körper, und wie ich mit dem umgehe, ist ausschliesslich meine ganz private Angelegenheit.
    ..dass meine Sauferei auch andere in Mitleidenschaft gezogen hat, habe ich erst gesehen, nachdem ich aufgehört hatte. Davor war jeder, der sich daran gestört hat, ein Arxxxloch für mich.

    Mit meinem jetzigen Partner streite ich mich auch. Das gehört bei uns zur Beziehung, aber wir kennen uns auch und wissen, wie wir damit umgehen. Bei uns gehört das dazu, ehrlich zueinander zu sein, da sagt man sich eben auch mal die Meinung. Das fing aber auch erst mal nur mit Sex an und geht nun über 30 Jahre. Wir haben Stürme überstanden und sind im Grund glücklich miteinander, wir sind so. Ich bin weder besonders harmoniesüchtig noch sonderlich romantisch, ich sage ímmer direkt, was ich denke. Und umgekehrt, nicht gesucht und trotzdem gefunden.

    Als ich noch getrunken habe, habe ich Vieles in den falschen Hals bekommen und Alkohol hat ja auch die Wirkung, zu enthemmen. Zum Teil habe ich absoluten Blödsinn geredet, nur um meine Wut irgendwie rauszulassen und dem Anderen weh zu tun, auch meinem heutigen Partner. Mit Sicherheit teilweise total gestört und daneben. Ich hatte dann zum Teil richtiggehende Wutausbrüche.
    Ich bin auch nüchtern relativ explosiv und giftig, habe aber auch schon viel daran gearbeitet. Zum Teil steckt das aber auch einfach drin und ich konnte es nicht ändern, obwohl ich mich bemüht habe, gehört wohl zu meinem Grundcharakter. Das macht es für Andere nicht immer einfach mit mir. Und für mich ist es auch nicht immer einfach.

    Aber dieser Teil an mir hat natürlich auch seine Vorteile, wenn ich jemanden los werden und mir vom Leibe halten möchte. Oder wenn ich mich sonstwo durchsetzzen möchte. Deswegen habe ich mich mit dieser Eigenschaft auch ausgesöhnt.
    Bereut habe ich es nur, wenn etwas kaputt ging, was ich gerne bewahrt hätte. Ansonsten hat es mich eigentlich nur interessiert, dass ich nicht so ausfällig wurde, dass man mich hätte anzeigen können. Also harte Meinung ist für mich nur ein Problem, wenn es wirklich strafrelevant ausfällig wird. Und gewalttätig bin ich nicht, also da passiert mir auch nichts.

    Von daher würde ich sagen, wenn ich die Beziehung beenden wollte, dann habe ich es nicht bereut, wenn es für den Anderen hart wurde. Für mich gings dann nur darum, weg zu kommen. Ich hab das nur bereut, wenn ich selbst gerne noch was wieder geflickt hätte. Ansonsten, Schwamm drüber. Und auch bei meinem Partner bereue ich das nur, wen ich tätsächlich nicht recht habe, was natürlich vorkommt.

    Gruß Susanne

  • Moinsen ;)

    Hallo Baustein, ich lese auch schon eine Weile mit und war auch zweimal aktiv hier. Kurz zu mir: w, 57, multitoxisch. Clean seit 18 Jahren, trocken seit 14 Jahren, nikotinfrei seit 9 Jahren.

    Dachte bei deinem Beitrag die ganze Zeit: Mööönsch, wenn doch Susanne noch hier wäre, die könnte das super erklären ;) Was Risu schrieb, traf es auch schon ziemlich gut in meinem Kopf, lächel...

    Denn natürlich enthemmt Alk und macht wirr in der Birne, aber ich glaube auch, das Charaktergrundgerüst steht. Ich z.B. bin auch nüchtern nicht schüchtern ;) und tatsächlich auch ein alter Kaktus, der für sich sorgt. Meine Thera hat mir erklärt: Egoismus ist gesund. Und das setze ich dann auch liebevoll (mehr oder weniger, kommt auf mein Gegenüber an) durch.

    Als Angehörige von Suchtkranken kann ich dir warm empfehlen: Sorge gut für dich. Die Frau wird es auch tun. Oder nicht. In Liebe loslassen, auch auf die Gefahr hin, dass sie untergeht. Wir werden alle sterben.

    Netten Gruß, auch an die gute Truppe hier, die ich tatsächlich jeden Tag mitlas,

    ichso, die wohl mal wieder eine Weile bleibt ;)
    PS: Kaktuskuss für Susanne ;) Du fehlst, wenn du fehlst 8)

  • Liebe Susanne,
    liebe Ichso,
    liebe alle anderen

    Vielen Dank für eure Beiträge und ganz besonders vielen Dank an Susanne, dass du dich noch einmal angemeldet hast und mit meiner Problematik beschäftigt hast. Vielen Dank für deine ausführliche Schilderung deiner Erfahrung und über dich selbst.

    Wie schon früher bemerkt, habe ich selbst kein Alkoholproblem. Meine Erfahrungen damit beschränken sich auf das tragische Erlebnis mit meinem Freund U. (wie eingangs erwähnt). Es waren bei ihm niemals Aggressionen, Streit oder auffälliges Benehmen im Spiel, sondern ausschließlich Alkoholmissbrauch und damit Kontrollverlust über seine Trinkmenge.

    Was ich mit Marina erlebt habe, hat meine bisherige Vorstellungen übertroffen. Nachdem, was ich hier im Forum und im Netz gelesen habe - ich hatte auch Gespräche mit der Hotline der anonymen Alkoholiker - wurde mein Bild über ihren Suchtzustand etwas klarer und leider besorgniserregender.

    Aus allen Erfahrungen und Antworten entnehme ich den Rat zur Vorsicht bzw. zur Trennung, für den ich allen sehr, sehr dankbar bin. Persönliche Erlebnisse zählen für mich mehr als allgemeine wissenschaftliche Ergebnisse und allgemeine Textpräsentationen im Netz, die ich als Grundlagenwissen selbstverständlich lese und schätze.

    Susanne, es ist richtig, wir haben noch keine Beziehung und wir werden auch keine haben, Ehe, Kinder, zusammen wohnen etc. ist überhaupt kein Thema. Sie hatte mich im Straßencafé angesprochen, wir haben uns unterhalten, ein bisschen geflirtet und sie hat mich verführt.

    Ich glaube, alles hat mit dem Grad ihres Alkoholspiegels zu tun, was ich zum damaligen Zeitpunkt nicht richtig einschätzen konnte. Wir hatten uns noch in den folgenden Abenden getroffen. Offensichtlich brauchte sie jemanden, mit dem sie trinken konnte. Ich selbst war nicht betrunken, aber nicht mehr ganz nüchtern. Für eine attraktive, kleine, zierliche Frau zu sorgen und an meinem starken Arm zu halten, damit ihr nichts passiert, tat ich selbstverständlich gerne.

    Im laufe der Tage wurde mir bewusst, welchen Alkoholbedarf sie hat und sie offensichtlich einen gewissen Spiegel braucht, um unauffällig „normal“ zu sein. Ich selbst habe etwas mehr getrunken als sonst (d.h. trotzdem nicht viel), sie aber trank Weißwein, wie sie wollte. Ich habe mich in keiner Weise in ihr Trinkverhalten etc. eingemischt – ich wusste, dass es keinen Sinn hat. Ich bin auch nicht der Typ Besserwisser, Richter oder Moralapostel.

    Zunehmend wurde sie aggressiver, sie warf mir vor „nicht ihrem modernen Zeitgeist zu entsprechen“, ich hatte keine Vorstellung, was sie damit meinte.

    Am letzten Wochenende trafen wir uns am Nachmittag. Sie wirkte nüchtern auf mich, sie begann zu trinken und später trank auch ich 2 Gläser Prosecco, was ich nie tue, um diese Zeit erst recht nicht. Sie wurde zunehmend alkoholisierter, wir verließen die kleine Stadtbar (ich hatte den Eindruck, man kannte sie dort schon) und spazierten wie beschlossen in Richtung Restaurant zum Abendessen.

    Auf dem Weg wurde sie immer friedlicher, vertrauter und anschmiegsamer, sie kuschelte sich an mich und hielt mich am Arm fest. Im Restaurant begann alles von vorn: Sie suchte Streit und Polemik in Kleinigkeiten. Jedes meiner Worte beinhaltete die Chance für aggressive Reaktionen. Ich hatte mir vorgenommen, auf keinerlei Streit einzugehen, zuzuhören und mit ruhiger Stimme ein Gespräch zu führen. Es war schwierig und anstrengend für mich. Mit zunehmendem Alkoholspiegel wurde sie ausgeglichener, unternahm Annäherungen und ließ mir ihre Hand halten, selbst flüchtige Küsse genoss sie und bot sie mir an. Unser Gespräch gewann Tiefe und zum ersten Mal erzählte sie mir von ihrer 20-jährigen Ehe mit einem reichen Unternehmer, die vor 6 Jahren geschieden wurde. Zu ersten Mal hat sie mir zugehört, was ich erzählte…..und wir konnten uns austauschen. In ihrem Leben spielt Malerei und Litteratur eine große Rolle, die sie – wie sie mir mitteilte – mit Freunden in einem niveauvollen Künstlerkreis auslebt – ich (als Ingenieur) dagegen sei jedoch ungebildet und niveaulos.

    Ich glaube, ihr fehlt der Bezug zur Realität – zu ihrer Sucht und zu ihrer Gegenwart. Ich konfrontiere sie mit der Realität durch meine bloße Anwesenheit.
    Wir haben über meinen Abschiedsbrief gesprochen, den sie nach Erhalt gleich zerrissen hat. Ich gestand ihr, dass ich bereue den Brief geschrieben zu haben und ich sie weiterhin sehen möchte.

    Gegen 22:00 Uhr war sie betrunken und ich auch nicht mehr nüchtern, wir gingen nach Hause zu ihr.
    Ich werde mich von ihr endgültig trennen und warten, ob sie mich einmal anruft – oder nicht. Ich weiß nicht, wie ich reagieren werde, wenn sie anfragt, ob ich nicht kommen könnte (sie wohnt nur 10 min Fußweg von mir entfernt).

    Ich bin verrückt nach ihrer Leidenschaft, ihrer Fraulichkeit...

    Ich glaube sie benutzt mich nur. Da ich kein geeigneter Trinkpartner für sie bin, bin ich keine Partie für sie. Ich gefährde ihr Trink- und Suchtverhalten.
    Ich nehme mir die harte Analyse zu Herzen, was Risu (Antwort #13) geschrieben hat. Ich werde mich kontrollieren und keinen Kontakt mehr suchen.

    Wie früher geschrieben: Trotzdem leide ich. Mein Verstand beherrscht nicht mein Herz. Ich fühle mich verantwortlich, obwohl ich es nicht bin.

    Ich (normalerweise überhaupt kein Weichei) verstehe mich selbst nicht mehr, ich leide seelisch und körperlich unter der Situation. Das muss ich ändern – danke ichso!

  • Hallo Baustein,

    ich habe mir jetzt lange überlegt, ob ich Dir nochmal schreiben soll oder ob ich es einfach lasse. Du hast ja signalisiert, dass Du eher an Rückmeldungen von Frauen interessiert bist und ehrlich gesagt, habe ich mir auch grundsätzlich die Sinnfrage gestellt.

    Sinnfrage deshalb, weil mir alles was ich aus Deinen Zeilen heraus lese regelrecht zuschreit: Er ist genauso abhängig wie sie und solange er das nicht erkennt und sich ernsthaft Hilfe sucht, wird sich für ihn nichts ändern. Natürlich bist Du jetzt hier im Forum und wahrscheinlich auch deshalb weil Du Dir Hilfe erhoffst. Aber es dreht sich doch alles um sie, um ihre Sucht und was sie getan hat, wie sie reagiert hat, wie sie ..... usw. Es geht nicht um Dich sondern darum Erklärungen zu finden, weshalb SIE so reagiert. Du analysierst sie, Du kontrollierst ihr Trinkverhalten, analysierst ihre damit verbundene grundsätzliche Verhaltenveränderung und glaubst dann noch Erkenntnisse daraus ziehen zu können. Welche Dir dann genau was eigentlich bringen?

    So lange Du also keine Hilfe für DICH suchst, so lange wird sich auch nichts ändern.

    Und damit ist dann für mich auch klar, das alles was ich schreiben kann keine Hilfe sein wird. Es wird oder kann Dich nicht erreichen.

    Aus meiner Sicht steckst Du ganz tief in einer Abhängigkeit, die Du auch dann nicht überwinden wirst, wenn Dir hier nochmal 20 Frauen schreiben wie sie während ihrer trinkenden Zeit gedacht, gefühlt, getickt haben. Und Du noch so oft glaubst, dadurch von einer Erkenntnis zur nächsten zu kommen. Am Ende ist da diese Frau und Du, da sind Deine Gefühle für diese Frau, Deine Hoffnungen doch etwas erreichen zu können, da ist ihre Sucht und Deine Abhängigkeit.

    Ich durfte wieder einmal erleben, dass es keinen großen Unterschied zwischen coabhängigen Frauen und coabhängigen Männern gibt. Beide leiden fürchterlich, viele einfach so lange es eben geht und wie bei vielen Alkoholikern auch, scheint erst einmal der persönliche Tiefpunkt erreicht werden zu müssen, bevor sie etwas für sich verändern können. Wie das eben bei allen Suchterkrankungen sehr typisch ist.

    Damit verabschiede ich mich jetzt aus Deinem Thread. Ich habe Dir alles gesagt bzw. geschrieben, was ich Dir schreiben wollte. Ich wünsche Dir von Herzen alles Gute und dass Du einen Weg finden kannst entweder mit Deiner Situation einigermaßen gut zu leben oder sie eben zum für Dich Positivem zu verändern.

    LG
    Gerchla

  • Hallo Baustein,

    ich versteh Dich teilweise schon, denn in diesen Typen mit dem Kind war ich auch total verliebt, obwohl ich mich da rational selbst nie verstanden habe, was mich da getrieben hatte. Das passte nie zusammen, trotzdem habe ich gelitten. Die Liebe ist ein seltsames Spiel, irgendwas war es halt, was mich da angezogen hatte. Aber ich hatte auch das Gefühl, ich musste davon weg.

    Zu mir noch, ich war natürlich selbst ein beschädigter Mensch. Mein Vater war ebenfalls ein aggressiver Trinker, der mich oft genug zusammengefaltet hat und mich seine Verachtung spüren liess. Meine Mutter in ihrer Not liess es auch oft an mir aus.
    Ich wollte mich als Kind schon gelegentlich umbringen.

    Dabei galt ich überall, in der Schule etc. als einer der intelligentesten Menschen, bei dem sich niemand vorstellen konnte, dass ich Probleme hatte. Wenn ich darüber reden wollte, wurde das überhaupt nicht ernst genommen, konnte sich bei der mir zugeschriebenen Schlauheit einfach keiner vorstellen. Dabei hatte ich sämtliche Gefühle unterdrückt und war der reine Kopfmensch. Ich war innerlich völig vereinsamt und wusste nicht, an wen ich mich wenden konnte. Daher habe ich auch ein grundsätzliches Misstrauen gegenüber Anderen.

    Aber wenn wir zusammen getrunken haben, hing der Hdann aussegen gerade und da wurde ich plötzlich ernst genommen. Und unter Alkoholeinfluss traute ich mich dann auch, aufzumucken. Unter Alkoholeinfluss war es mir auch möglich, etwas zu fühlen, nüchtern ging das anfangs gar nicht. Aber ich war auch sehr unbeholfen und praktisch ein sozialer Krüppel.

    Dementsprechend wichtig war der Alkohol für mich. Ich hatte lange das Gefühl, wenn ich aufhöre, kann ich mich gleich umbringen. Da ist nichts mehr von mir übrig. Erst als ich dann so vel gesoffen hatte, dass mich das auch beinahe umbrachte, setzte langsam ein Umdenken ein, ob das die einzige Möglichkeit zu leben war.

    Das nur noch zu dem, was da alles dranhängen kann. Und dass die Gefühle einen natürlich auch in die Irre leiten können.

    Ich wünsche Dir alles Gute
    Susanne

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