Liebe Marina
Vielen Dank für deine klaren Worte in der SMS, die du mir geschickt hast. Da du bisher jedes Gespräch mit mir vermieden hast, bei dem du nicht unter Alkoholeinfluss stehst, schreibe ich dir heute auf diesem Weg ein letztes Mal.
Vor 4 Wochen habe ich dich kennen gelernt und wir verbrachten eine leidenschaftliche und aufregende Nacht zusammen. Wir kannten uns nur wenig.
Die vulgäre Sprache, die du mir aus meinem letzten Brief vorwirfst, habe ich von dir übergenommen während wir im Bett lagen und miteinander Sex hatten – sie ist nicht mein normaler Sprachgebrauch. Meine Sprache ist respektvoll anderen und insbesondere Frauen gegenüber. Hast du das vergessen?
Seit ich dich kenne, beschimpfst und beleidigst du mich. Ich habe das mit deinem übermäßigen Alkoholgenuss und den Entzugserscheinungen entschuldigt. Einige Mal habe ich dir kurz eine Grenze deiner Aggressivität aufgezeigt und sofort hast du mich zum Schuldigen gemacht.
Anfangs fand ich dich sympathisch und habe mich ein bisschen in dich verliebt, deine frauliche zierliche Figur. Wie oft habe ich dich betrunken nach Hause gebracht, weil du nicht mehr stehen konntest? Du bist über den Tisch gestürzt, in der "Hafenschenke" hast du Hausverbot. Du warst mehrmals so betrunken, dass du deine Rechnungen nicht bezahlen konntest und Gläser zerbrochen hast.
Einige Male hast du mich spät abends zu dir geholt – du warst streitsüchtig und beleidigend, alkoholisiert.
Meine Freunde kennen mich als freundlichen und empathischen Menschen, aus diesem Grund wäre gerne ein hilfsbereiter, zuverlässiger und treuer Freund für dich gewesen.
Ich habe auch den leidenschaftlichen wilden Sex mit dir geliebt – er wird mir sehr fehlen. Du schliefst in meinen Armen und hieltest noch am Morgen fest meine Hand. Ich spürte, dass du das bisschen Nähe und Zärtlichkeit genossen hast. Du mochtest meine Hand auf deinem Körper, die dich streichelt. Ich lag morgens wach neben dir, bedacht dich nicht zu wecken.
Deine ständigen Demütigungen und Beleidigungen, deine aggressiven Reaktionen auf jedes gesprochene Wort von mir haben mich zerstört. Für alles hast du mir die Schuld gegeben oder abwertende Kommentare abgegeben.
Das Lachen ist mir bei deinen Grobheiten und Ungerechtigkeiten vergangen.
Ich komme aus einfachen Verhältnissen und bin im Heim ohne Eltern aufgewachsen, ich habe nie etwas in meinem Leben geschenkt bekommen, aber viel gegeben. Ich habe studiert und u.a. in der ganzen Welt gearbeitet und Karriere gemacht, ich bin stolz auf mein Leben.
Du kannst es nicht zerstören.
Ich werde mich von dir erholen.
Warum ich dich nicht am Anfang zum Teufel gejagt habe?
Meinen Freund Uwe S. kannte ich aus Dubai, er hatte 2006 einen Verkehrsunfall verschuldet, bei dem seine Frau starb und seine Tochter - nun schwerbehindert - überlebte. Der Schmerz und die Schuld machten ihn zu Alkoholiker. Ich als sein bester Freund habe mich um ihn gekümmert und sehr viel mit ihm geredet (ich war Tag und Nacht für ihn erreichbar), nach Trink-Exzessen habe ich seine Rechnung bezahlt und Uwe nach Hause gebracht. Er war ein lieber milder Mensch, klug, freundlich und nachdenklich. Nachdem ich 2015 als Bauleiter nach Mexiko ging, hat er Selbstmord begangen.
Meine Freunde, Partnerinnen und Freundinnen kennen mich als großzügigen, lustigen und unterhaltsamen Menschen, ich bin offen und absolut kein Kleinbürger, wie du mir vorwirfst. Ich hätte gerne einmal einen Tag oder Abend mit dir verbracht – allerdings einigermaßen nüchtern. Du weißt, dass ich nicht sehr viel Alkohol trinke.
Vergeblich, ich kenne dich nur alkoholisiert und betrunken.
Wir waren zu einem Film im CineCitta verabredete, ich wartete auf dich wie verabredet. Aber du feiertest mit Freundinnen und machtest dich lustig über mich. Langsam, aber sicher hast du dich betrunken, vulgär und unerträglich für andere Gäste. Später warst du so betrunken, dass du nur schwer laufen konntest. Ich habe dich gebettelt, meine Hilfe anzunehmen – du hast mich nur beleidigt.
Dein ungerechtes und boshafte Verhalten ertrage ich nicht. Es ist gut, dass Schluss ist und uns nichts mehr verbindet. Vergiss mich, aber es steht dir nicht zu, mich zu beurteilen.
Ich möchte mein Leben zurück - ohne dich.