Liebe Susanne,
liebe Ichso,
liebe alle anderen
Vielen Dank für eure Beiträge und ganz besonders vielen Dank an Susanne, dass du dich noch einmal angemeldet hast und mit meiner Problematik beschäftigt hast. Vielen Dank für deine ausführliche Schilderung deiner Erfahrung und über dich selbst.
Wie schon früher bemerkt, habe ich selbst kein Alkoholproblem. Meine Erfahrungen damit beschränken sich auf das tragische Erlebnis mit meinem Freund U. (wie eingangs erwähnt). Es waren bei ihm niemals Aggressionen, Streit oder auffälliges Benehmen im Spiel, sondern ausschließlich Alkoholmissbrauch und damit Kontrollverlust über seine Trinkmenge.
Was ich mit Marina erlebt habe, hat meine bisherige Vorstellungen übertroffen. Nachdem, was ich hier im Forum und im Netz gelesen habe - ich hatte auch Gespräche mit der Hotline der anonymen Alkoholiker - wurde mein Bild über ihren Suchtzustand etwas klarer und leider besorgniserregender.
Aus allen Erfahrungen und Antworten entnehme ich den Rat zur Vorsicht bzw. zur Trennung, für den ich allen sehr, sehr dankbar bin. Persönliche Erlebnisse zählen für mich mehr als allgemeine wissenschaftliche Ergebnisse und allgemeine Textpräsentationen im Netz, die ich als Grundlagenwissen selbstverständlich lese und schätze.
Susanne, es ist richtig, wir haben noch keine Beziehung und wir werden auch keine haben, Ehe, Kinder, zusammen wohnen etc. ist überhaupt kein Thema. Sie hatte mich im Straßencafé angesprochen, wir haben uns unterhalten, ein bisschen geflirtet und sie hat mich verführt.
Ich glaube, alles hat mit dem Grad ihres Alkoholspiegels zu tun, was ich zum damaligen Zeitpunkt nicht richtig einschätzen konnte. Wir hatten uns noch in den folgenden Abenden getroffen. Offensichtlich brauchte sie jemanden, mit dem sie trinken konnte. Ich selbst war nicht betrunken, aber nicht mehr ganz nüchtern. Für eine attraktive, kleine, zierliche Frau zu sorgen und an meinem starken Arm zu halten, damit ihr nichts passiert, tat ich selbstverständlich gerne.
Im laufe der Tage wurde mir bewusst, welchen Alkoholbedarf sie hat und sie offensichtlich einen gewissen Spiegel braucht, um unauffällig „normal“ zu sein. Ich selbst habe etwas mehr getrunken als sonst (d.h. trotzdem nicht viel), sie aber trank Weißwein, wie sie wollte. Ich habe mich in keiner Weise in ihr Trinkverhalten etc. eingemischt – ich wusste, dass es keinen Sinn hat. Ich bin auch nicht der Typ Besserwisser, Richter oder Moralapostel.
Zunehmend wurde sie aggressiver, sie warf mir vor „nicht ihrem modernen Zeitgeist zu entsprechen“, ich hatte keine Vorstellung, was sie damit meinte.
Am letzten Wochenende trafen wir uns am Nachmittag. Sie wirkte nüchtern auf mich, sie begann zu trinken und später trank auch ich 2 Gläser Prosecco, was ich nie tue, um diese Zeit erst recht nicht. Sie wurde zunehmend alkoholisierter, wir verließen die kleine Stadtbar (ich hatte den Eindruck, man kannte sie dort schon) und spazierten wie beschlossen in Richtung Restaurant zum Abendessen.
Auf dem Weg wurde sie immer friedlicher, vertrauter und anschmiegsamer, sie kuschelte sich an mich und hielt mich am Arm fest. Im Restaurant begann alles von vorn: Sie suchte Streit und Polemik in Kleinigkeiten. Jedes meiner Worte beinhaltete die Chance für aggressive Reaktionen. Ich hatte mir vorgenommen, auf keinerlei Streit einzugehen, zuzuhören und mit ruhiger Stimme ein Gespräch zu führen. Es war schwierig und anstrengend für mich. Mit zunehmendem Alkoholspiegel wurde sie ausgeglichener, unternahm Annäherungen und ließ mir ihre Hand halten, selbst flüchtige Küsse genoss sie und bot sie mir an. Unser Gespräch gewann Tiefe und zum ersten Mal erzählte sie mir von ihrer 20-jährigen Ehe mit einem reichen Unternehmer, die vor 6 Jahren geschieden wurde. Zu ersten Mal hat sie mir zugehört, was ich erzählte…..und wir konnten uns austauschen. In ihrem Leben spielt Malerei und Litteratur eine große Rolle, die sie – wie sie mir mitteilte – mit Freunden in einem niveauvollen Künstlerkreis auslebt – ich (als Ingenieur) dagegen sei jedoch ungebildet und niveaulos.
Ich glaube, ihr fehlt der Bezug zur Realität – zu ihrer Sucht und zu ihrer Gegenwart. Ich konfrontiere sie mit der Realität durch meine bloße Anwesenheit.
Wir haben über meinen Abschiedsbrief gesprochen, den sie nach Erhalt gleich zerrissen hat. Ich gestand ihr, dass ich bereue den Brief geschrieben zu haben und ich sie weiterhin sehen möchte.
Gegen 22:00 Uhr war sie betrunken und ich auch nicht mehr nüchtern, wir gingen nach Hause zu ihr.
Ich werde mich von ihr endgültig trennen und warten, ob sie mich einmal anruft – oder nicht. Ich weiß nicht, wie ich reagieren werde, wenn sie anfragt, ob ich nicht kommen könnte (sie wohnt nur 10 min Fußweg von mir entfernt).
Ich bin verrückt nach ihrer Leidenschaft, ihrer Fraulichkeit...
Ich glaube sie benutzt mich nur. Da ich kein geeigneter Trinkpartner für sie bin, bin ich keine Partie für sie. Ich gefährde ihr Trink- und Suchtverhalten.
Ich nehme mir die harte Analyse zu Herzen, was Risu (Antwort #13) geschrieben hat. Ich werde mich kontrollieren und keinen Kontakt mehr suchen.
Wie früher geschrieben: Trotzdem leide ich. Mein Verstand beherrscht nicht mein Herz. Ich fühle mich verantwortlich, obwohl ich es nicht bin.
Ich (normalerweise überhaupt kein Weichei) verstehe mich selbst nicht mehr, ich leide seelisch und körperlich unter der Situation. Das muss ich ändern – danke ichso!