Alkoholkranke Eltern

  • Hallo,
    ich habe eine Frage, wer von euch hat oder hatte Alkoholkranke Eltern und hat von ihnen das Trinken gelernt?
    Selbst hatte ich einen Alkoholkranken Vater. Bier war ständig verfügbar und es viel nicht auf wenn ich ein paar halbe getrunken habe.
    Das Leben zu Hause war schwer, es gab immer Streit und verbale Verletzungen. So habe ich mit 13 zu trinken begonnen und es hat geholfen.
    Ich glaube selbst zum Alkoholiker geworden zu sein, denn ich habe es von meinen Vater gelernt.
    Grüße, woko

    Das Leben leben ohne Alkohol und Medikamente!

  • Mein Vater hat sich letztlich zu Tode gesoffen. Zum Schluss spuckte er Blut, er hatte sog Varizen.

    Hallo woko!

    Es ist verblüffend wie viele Alkoholiker von eben solchen abstammen.

    Warum bin ich ebenfalls alkoholkrank? Sind es die Gene oder doch eher das Sozialverhalten, dass einem von der Familie und Umgebung vorgelebt wird? Mein Therapeut neigte zu Letzterem, ich tendiere zu einer Mischung aus beiden Komponenten.

    Ich weiß, dass ich mit Alkohol nicht umgehen kann, also wahre ich Abstand zu ihm und versuche, ihn nicht zu nah an mich heranzulassen. Mit diesem Kurs fahre ich seit mehr als 5 1/2 Jahren unfallfrei und gut.

    Gruß
    Rekonvaleszent

  • Hallo Woko

    Ich habe mal gelesen, dass Alkoholkrankheit zu 50 % vererbt ist und zu 50 % angelernt ist.

    Grüßen
    Orangina

  • Ja, ich hab das Trinken auch zu Hause gelernt.

    Gleichzeitig habe ich aber auch schon sehr jung sehr viel vertragen (mir haben schon einige Leute erzählt, dass man mir nach einer großen Flasche Schnaps absolut nichts angemerkt hat, deswegen musste auch mehr rein) und ich glaube, das war mindestens genau so wichtig.
    Wenn ichs nicht so gut vertragen und auch gemocht hätte, wäre auf die Vorbildfunktion gesch.. gewesen.
    Ich habe sonst auch nichts von dem gemacht, was meine Eltern gemacht haben und gut fanden, war ja sonst eher gegen alles, das war es ziemlich sicher nicht bei mir.

    Und dann kam natürlich dazu, unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen war man ja wer, wenn man saufen konnte und nicht gleich unterm Tisch lag. Die Spaßbremsen, die nichts vertragen haben, fand ich ja selbst ziemlich mickrig.
    Selbst mein Partner, der sich später fürchterlich drüber aufgeregt hat, fand es anfangs ziemlich gut, dass man mit mir so richtig einen drauf machen konnte.
    Also für mich ist die Logik ganz klar, ich hatte eben was davon, und deswegen bin ich dabei geblieben. Und obwohl ich ja schon immer auch irgendwelchen Schrott dabei gemacht habe, hat mich das die meiste Zeit nicht weiter gestört. Die Reue ging nie länger, als bis das Schlinmste überstanden war. Bis auf ganz zum Schluss. Da änderte sich das dann.

  • Das Vertragen, und dass man sich dabei wohler fühlt als Andere, das wird heute auch tatsächlich teilweise der Genetik zugeschrieben.
    Und ich glaube, das erklärt im Umkehrschluss auch, warums den anderen in der Familie auch so gut geschmeckt hat, die hatten diese Gene auch. Ich sehe das nicht mal unbedingt als Problemtrinken, die Probleme kamen erst durchs Trinken.


  • Hallo,
    Ich glaube selbst zum Alkoholiker geworden zu sein, denn ich habe es von meinen Vater gelernt.
    Grüße, woko


    Hhmm, ich glaube, da machst du es dir zu einfach. Kinder lernen am Vorbild der Eltern, keine Frage. Aber bedeutet das zwangsläufig, dass man sich in die gleiche Richtung entwickelt, sei es intelektuell, beruflich, in der Bewegung, im Verhalten, Aussehen oder Sprache? Es kommt bei jedem Kind der Tag, an dem man selbst für sein Handeln verantwortlich ist und die Konsequenzen daraus trägt.
    Spätestens mit meiner Trockenheit stelle ich mir so eine Frage von "Schuld"-Zuweisung nicht mehr. Meine Eltern wussten es einfach nicht besser. Sie lehrten mich das Saufen nicht absichtlich. Ich bin Alkoholikerin, Meine Schwester rührt keinen Tropfen an...
    Bleibt oder werdet gesund
    Britt

    ~ bevör ik mi nu opregen deed, is dat mi lever egaal ~

  • Mein Vater war auch Alkoholiker. Was ich mich aber frage: statt selber ebenfalls Alkoholikerin zu werden, hätte ich da nicht eigentlich eher davon abgeschreckt werden sollen? Ich musste ja miterleben, wie zerstörerisch diese Sucht ist, sie zerstörte so viel von ihm und er hat damit ja auch mir massiv geschadet, denn ich glaube, das was er mir angetan hat, hätte er nicht getan wenn er kein Alkoholiker gewesen wäre.

    Warum gehe ich dann denselben Weg? Ich finde das irgendwie unlogisch nixweiss0

  • Die Alkoholkrankheit meines Vaters war gewiss abschreckend für mich, als ich aber nach seinem Tod im Alter von 15 unsere Familie verließ, um nicht selbst zugrunde zu gehen, lernte ich einen anderen Umgang mit Alkohol kennen. Bei diesen Menschen war Alkohol trinken harmlos, da eskalierte nix, die tranken mal und auch nicht heimlich und nix weiter. Und so trank ich mein erstes Bier und nix Schlimmes passierte, es war sogar ganz nett. Später war ich mit anderen meines Alters zusammen und es gehörte dazu, dass wir tranken, wenn wir ausgingen. Da war‘s lustig, einen Rausch zu bekommen, alle probierten ihre Grenzen mal aus. Das war irgendwie ganz normal.
    So lernte ich den Alkohol und den Rauschzustand am eigenen Leib als etwas Harmloses kennen.
    Und schau dich mal um: Überall wird getrunken. Mir fällt das jetzt erst so richtig auf. In Film- und Fernsehen schenken die sich ständig ein Glas ein, in Romanen und natürlich überall in unserer Umgebung (Familie, Freunde, Nachbarn, Feste, Restaurants, Biergärten usw.). Wer trinkt, gehört dazu. Trinken ist total normal. - So lebt es uns unsere Gesellschaft jedenfalls vor.

    Nach allem, was ich zu diesem Thema in Erfahrung gebracht habe, stellt sich mir das so dar: Kinder aus dysfunktionalen Familien tragen tiefe seelische Verletzungen davon. Weil ihnen etwas Wesentliches in ihrer Entwicklung versagt geblieben ist, neigen sie mehr als andere dazu, irgendeine Sucht zu entwickeln. - Möglicherweise spielt dabei auch noch genetische Vererbung eine Rolle. - Sie stillen eine tief vorhandene Sehnsucht, stopfen ein tiefes emotionales Loch etc.
    Alkohol gehört ja zu den Drogen, die binnen Sekunden zur Ausschüttung von Glückshormonen führen, das Belohnungszentrum wird stimuliert.

    Wie tückisch Alkoholkonsum in meinem Fall war, habe ich jedenfalls nicht kommen sehen und wegen der angenehmen Seiten des Alkoholkonsums irgendwie auch verdrängt. Ich war (und bin) doch so ganz anders als mein Vater..... Alkohol half mir ja über lange Zeit, mich besser zu fühlen, besser zu entspannen, länger arbeiten zu können, nahm mir Ängste, zeichnete alles weich etc. Ich habe aufgrund meiner Familienvergangenheit Persönlichkeitsmerkmale, die mich u.a. sehr anfällig für Überforderung machen. Alkohol half mir, länger zu funktionieren.

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Ja das stimmt, als ich Alkohol kennenlernte war es auch etwas ganz anderes, hatte nichts mit dem wie mein Vater getrunken hat zu tun.

    Zitat

    Sie stillen eine tief vorhandene Sehnsucht, stopfen ein tiefes emotionales Loch etc.
    Alkohol gehört ja zu den Drogen, die binnen Sekunden zur Ausschüttung von Glückshormonen führen, das Belohnungszentrum wird stimuliert.

    ... und vielleicht ist es dann schon so, dass man, wenn man das trinken nicht von den Vorbildern gelernt hat, vor allem eben nicht gelernt hat, andere Bewältigungsstrategien anzuwenden gegen Sehnsüchte oder emotionale Löcher oder um von schwierigen Gefühlen nicht überschwemmt zu werden.

  • Als ich Kind war, war es "normal", dass die Erwachsenen tranken und rauchten, und ihre Kinder mehr oder weniger schlugen. Ich wuchs in einer Arbeitersiedlung auf (mein Vater war Kranfahrer auf dem Bau). Ich selbst habe auch mit 13 schon "richtig gesoffen" und war eine wilde Göre, die niemals zugegeben hätte, dass sie ängstlich und traurig ist. Never ever!

    Als ich selbst Mutter war, habe ich mich zusammengerissen und wollte es natürlich besser machen. Hat nicht geklappt. Ich habe zwar nicht die harten Fehler meiner Eltern wiederholt. Aber ich habe andere gemacht.

    Heute weiß ich, das ist systemisch. Das "befreite" mich von der Schuldfrage. Trotzdem habe ich irgendwann den Kontakt zu meiner Stammfamilie abgebrochen. Geht mir besser ohne. Und kann ein Stück weit verstehen, dass mein jüngster Sohn auch keinen Kontakt zu mir will.

    Natürlich ist das irre traurig.

  • Mein Vater war alkohlkrank. Hatte kaum eine Bindung zu ihm. Mit 8-10 Jahren hat er mich in die Wirtschaft mitgenommen. Damals habe ich mir nichts dabei gedacht groß zumindest erinnere ich mich daran nicht. Richtig besoffen oder aggressiv hab ich ihn niemals erlebt. Ich erinnere mich, dass er mittags anfing seine Weinschorlen zu trinken und daran, dass er in meiner Jugend im Kh war und nicht mehr trinken "durfte" . Letztes Jahr ist er verstorben. Nach langer Trockenheit . Er hat Jahre gelitten ...Krebs usw und letzten Sommer hab ich mir seine Leiche angeschaut und zuvor Mengen getrunken und saß davor und hab gesagt " Ich werde so nicht enden.... ich werde es schaffen anders zu machen " tja und heute bin ich körperlich abhängig von Alkohol was ich vor einem Jahr noch nicht war.

  • Übrigens habe ich Alkohol sogar lange verachtet. War mit 18 1x so betrunken mit Filmriss und so weiter dass ich bis 26 rein nichts mehr getrunken habe. Schade, dass ich nicht dabei geblieben bin...


  • Mein Vater war auch Alkoholiker. Was ich mich aber frage: statt selber ebenfalls Alkoholikerin zu werden, hätte ich da nicht eigentlich eher davon abgeschreckt werden sollen? Ich musste ja miterleben, wie zerstörerisch diese Sucht ist, sie zerstörte so viel von ihm und er hat damit ja auch mir massiv geschadet, denn ich glaube, das was er mir angetan hat, hätte er nicht getan wenn er kein Alkoholiker gewesen wäre.

    Warum gehe ich dann denselben Weg? Ich finde das irgendwie unlogisch nixweiss0


    Weil vieles unbewusst abläuft und weniger bewusst und alles mögliche im Unterbewusstsein gespeichert ist und uns prägt

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