Neu hier

  • Hallo Leute,
    ich stelle mich vor.
    Ich bin 33 Jahre und und trinke seit dem ich 20 bin.
    Meine "Karriere" fing an, als es mich berufsbedingt in eine ganz neue Gegend zog. Weg von meinen Freunden, weg von meiner Familie.
    Ich hatte es am neuen Wohnort ziemlich schwer. Alles war neu und ich war plötzlich ganz allein und auf mich gestellt.
    Beruflich lief alles glatt. Was mir gefehlt hat, war ein Sozialleben. Ich beschloss mich also dazu, auf biegen und brechen neue Leute kennenzulernen. Ich bin los, egal ob Nachmittags in den Biergarten oder Abends in die Bar. Hat dann auch funktioniert. Ich habe mir einen großen Bekanntenkreis aufgebaut. Unsere gemeinsamen Interessen waren allerdings nur das abendliche Saufgelage. Weil ich darauf auf Dauer keine Lust mehr hatte, habe ich mich nach und nach distanziert, bis zu dem Zeitpunkt, wo ich wieder alleine da stand.
    Mir war es zu diesem Zeitpunkt dann auch gleichgültig, was sich bis heute hält.

    Heute ist es aber so, dass ich nach Feierabend nichts mit mir anzufangen weiß. Mein erster Gang nach Feierabend ist der Weg zum Supermarkt,
    um mir was zu trinken zu holen. Dafür habe ich zwei Gründe.
    Entweder es war ein schlechter Tag und ich will was trinken oder es war guter Tag und will mich belohnen.
    Mir ist seit längerem bewusst, dass ich ein Problem mit Alkohol habe. Darum habe ich gestern schon auch für heute Vorgesorgt.

    Ich habe mich über Selbsthilfegruppen informiert. Was mich davor abhält ist die Scharm. Daher bin ich erstmal hier.
    Ich kann anderen Betroffenen keine guten Ratschläge geben, weil ich es selbst nicht besser kann.

  • Hallo Userin,
    herzlich Willkommen hier im Forum! :welcome:
    Die ersten entscheidenden Schritte hast du gemacht: Du hast für dich erkannt, dass du ein Alkoholproblem hast, du hast dein Problem hier öffentlich gemacht, du hast dich über Selbsthilfegruppen informiert und du hast dich schon vor einer Weile von einem Umfeld distanziert, bei dem es nur ums Trinken geht.
    Das andere kann sich nun nach und nach für dich ergeben.
    Ich selbst, 48 Jahre alt, w., bin ich noch gar nicht so lange dabei, habe hier aber durch Mitlesen, durch die Auseinandersetzung mit anderen, durch Lesen einiger Bücher, die hier in der Literaturliste empfohlen werden, und natürlich durch eine intensive Auseinandersetzung mit mir selbst sehr viel mitgenommen.
    Ich habe auch ein Problem mit dem Alkohol und, während ich bei meiner Anmeldung noch unsicher war und mir nicht vorstellen konnte, dauerhaft auf Alkohol zu verzichten, bin ich nun an dem Punkt, dass ich dauerhaft abstinent bleiben will und mir dieser Gedanke auch nicht mehr so viel ausmacht. Ich beobachte schon jetzt eine ganze Reihe an Vorteilen der Abstinenz und es gibt viel Neues zu entdecken.
    Ich denke, dass sich deine Hemmschwelle, eine Selbsthilfegruppe bei dir vor Ort aufzusuchen, mit der Zeit legen wird.
    Du schreibst, dass du nach Feierabend nichts mit dir anzufangen weißt und deshalb Alkohol konsumierst. Und du kennst auch die Gründe, warum du Alkohol konsumierst.
    Damit hast du schon mal einen guten Ansatzpunkt, um Neues kennenzulernen und auszuprobieren. Wo liegen denn so deine Interessen? Gibt es etwas, was du eigentlich schon immer mal machen wolltest?
    Du möchtest dich nach einem schlechten Tag trösten: Auch da gibt’s eine Menge, was du tun kannst. Es kann ziemlich spannend und entspannend sein, sich seinen Gefühlen zu stellen.

    Bin gespannt, Weiteres von dir zu hören.

    Viele Grüße
    AmSee

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Hallo und HERZLICH WILLKOMMEN hier bei uns im Forum :welcome:

    Kurz zu mir: Ich bin m, 57, Alkoholiker und nach mehreren Anläufen - inklusive Versuchen von kontrolliertem Trinken und Konsumreduzierung - nun seit etwas über 12 Jahren weg von dem Zeug.
    Und damit bin ich glücklich und zufrieden und es fehlt mir NICHTS.


    Mir ist seit längerem bewusst, dass ich ein Problem mit Alkohol habe. Darum habe ich gestern schon auch für heute Vorgesorgt.

    Da bist Du gedanklich schon auf dem richtigen Weg - fast. Denn Du hast kein Problem MIT Alkohol. Momentan hast Du Probleme OHNE Alkohol!
    Okay, das ist vielleicht eine Spitzfindigkeit, verdeutlicht Dir aber das eigentliche Thema.

    AmSee13 hat es ja schon angedeutet: Horch in Dich hinein und schau, was Dich (wirklich) interessiert und Dir gut tut - such Dir Ablenkung/Hobbys, um die Leere auszufüllen, die Du derzeit mit Alkohol zuschüttest.
    Du sagst, Dich hält die Scham ab, eine SHG aufzusuchen. Was, meinst Du, haben/hätten die Leute in so einer SHG für Gründe, auf Dich herabzuschauen? Weil sie das gleiche Problem haben/hatten wie Du? Weil sie sich genau deshalb treffen, um Menschen wie Dir dabei zu helfen, aus diesem Teufelskreis auszubrechen bzw. diesem fernzubleiben? Und dabei selbst nicht wieder in diesen Strudel hineinzugeraten? Oder weil sie besser sind als Du oder alle anderen Menschen?

    Sorry, aber Scham ist vollkommen unangebracht. Ich weiß, es sagt sich leicht für jemanden wie mich, der nun schon ein paar Jahre trocken ist. Aber man sollte ruhig alle Hilfe in Anspruch nehmen, die man kriegen kann.

    Und schau auch mal in unsere Linksammlung und in die Bücherecke - da findest Du noch viele weitere Informationen, die Dir weiterhelfen können.

    Ansonsten wünsche ich Dir ganz viel Kraft und einen guten Austausch hier.

    Gruß
    Greenfox

    Es rettet uns kein höh’res Wesen,

    kein Gott, kein Kaiser noch Tribun

    Uns aus dem Elend zu erlösen

    können wir nur selber tun!

  • Hallo Am See, danke für deine Reaktion.
    Ich war zwischenzeitlich 1 Jahr Abstinenz. Der Grund dafür war der Alkohol und eine Auflage der Führerscheinbehörde.
    In der Zeit, die ich auch konsequent durchgezogen habe, habe ich ich mich im nachhinein um so viel besser gefühlt.
    Meine Interessen sind sehr vielseitig, ich versuche es dann auch, mit mäßigem Erfolg.
    Morgen, morgen nur nicht heute...

  • Hast du schon mal in dich hineingehorcht, warum du bei deinen Versuchen nur „mäßigen“ Erfolg hattest?
    Warst du halbherzig dabei oder waren deine Erwartungen zu hoch oder ...?

    Die Aufschieberitis ist mir nicht unbekannt. Pauschal kann ich dazu sagen, nicht immer ist sie verkehrt und u.U. will dein Inneres dir etwas zu verstehen geben.

    Ich habe in einem anderen Zusammenhang mal die folgende Liste gefunden und mich davon einfach mal inspirieren lassen:

    https://www.uni-muenster.de/imperia/md/con…t__tenliste.pdf

    Du kannst nicht zurückgehen und den Anfang ändern,
    aber du kannst jetzt neu anfangen und das Ende ändern.

  • Hallo Userin,

    Willkommen im Forum!

    Als ich vor einigen Jahren noch halbherzig dabei war mein Alkoholproblem zu lösen (aber doch schon so weit war eine SHG zu besuchen) sagte mir bei einem Treffen jemand: „ du bist noch nicht so weit“ Er meinte damit, dass meine persönliche Schmerzgrenze noch nicht erreicht war und ich noch tiefer sinken muss. Ich war damals sehr empört über diese Äusserung da ich tatsächlich und wirklich aufhören wollte. Im Nachhinein ist glasklar dass das nicht stimmt und Fakt ist auch dass ich noch Jahre weiter getrunken habe und noch tiefer sank. Das ist der klassische Weg der Sucht, es geht immer nur bergab solange man nicht endgültig aufhört.

    Wie sieht es bei dir aus? Fühlst du dich wirklich bereit? Meinst du, dass du wirklich bereit bist oder ist das vielleicht wieder so ein konsequentloser Scheinanlauf? Sei einfach ehrlich mit dir selbst dann findest du Antworten und Wege.

    Das erste mal in die SHG war auch für mich schwierig, Ich hatte die selben Ängste,die selbe Scham....umsonst! Wenn ich mir überlege wie oft ich mich in unmögliche Szenen wegen dem Alkohol brachte dann ja, dann schäme ich mich zum Teil immer noch. Aber doch nicht weil ich mir Hilfe hole...

  • Hallo!

    In deinem Alter ging bei mir das Saufen richtig los. Ich war erst 18 Jahre später so weit, mich aus dem Klammergriff des Alkohols zu befreien. Daher finde ich es gut, dass Du jetzt schon so reflektiert bist.

    Ich knüpfe mal nahtlos an die Ausführungen von Greenfox und dessen link an die Büchersammlung an. Mir hat es am Anfang sehr geholfen, mich mal einzulesen. Empfehlen kann ich "ALK" von Borowiak und "Lieber schlau als blau" von Lindenmeyer. Das wäre schon mal ein Einstieg. Die kannst Du übers I-Net bestellen.

    Daneben befasse dich mal mit dem Thema "Kalter Entzug", von dem grundsätzlich abzuraten ist.

    Gruß
    Rekonvaleszent

  • Hallo und Willkommen
    Ich würde auch noch in den Ecke Filme vorbeischauen :*
    Dort findest du auch auszugsweise Filme die ich in der Letzen Zeit gefunden habe,wo auch Shgs aufgeführt sind.
    Hilfreich wäre für dich auch dich mit der Shg die du dir ausgesucht hast,vorab einmal Telefonisch Kontakt aufzunehmen.
    IDR.haben alle SHG eine Telefonische Kontakt Adresse.
    Du Schreibst,du hast Schamgefühle: nixweiss0
    Na Ja wenn du weiter so machst,und mal Richtig in der Ecke Liegst,Bekot... und weist gar nicht mehr wo du Bist,dann brauchst du nur Weiterzumachen,irgendwann ist das dann so weit.
    Dann darfst du Schmgefühle haben,und das warscheinlich dann zu Recht. :-\
    Vielleicht Klingt das jetzt Hart,aber ich habe schon die Tollsten Erlebnisse gehört.
    Betrachte doch einfach eine SHG als Bereicherung für deinen Weiteren Lebensabschnitt.
    Geteiltes Leid ist Halbes Leid,und alle die Dort Hingehen,wissen auch nach Jahren,warum sie dorthingehen.
    Alleine das durchzustehen,ist Machbar aber du wirst sehen,in einer Gruppe ist es einfacher.
    Nun nochmal zu deinem Scharm.
    Es gibt verschiedene SHG Gruppen,mache sind Gemischt manche nur für Frauen,manche sind gemischt mit Angehörigen,mache haben auch
    Drogenabgängige,und Mehrfach abhängige dabei.
    Aber eins haben alle gemeinsam,ein Problem Rund um die Sucht.
    Ob Betroffener oder Angehöriger. :P
    Aber eins Kannst du Glauben:So viele Experten die Kein Studium Gemacht haben findest du nicht mehr so Konzentriet,wie in einer SHG 44.
    Und eine Bessere Hilfe kannst du dir nicht gönnen.
    Hier hast du auch schon eine SHG,aber Real ist es noch ein wenig anders,hier Kannst du Annonühm schreiben,dort lernst du aber auch dich Öffentlich damit auseinanderzusetzen.
    Wichtig wäre noch das dir diese SHG zusagt,denn bedenke,das ist nicht mal für 14 Tage,das wird in der Regel Länger. :P

    Du schreibst das du Anschuss suchst,Vielleicht findest du das auch in einer SHG. 44.

    LG

    Der Weg ist das Ziel<br />Konfuzius (551–479 v. Chr.

  • Hallo Userin,

    herzlich Willkommen bei uns im Forum.

    Ich bin Anfang 50, männlich, Alkoholiker und trinke jetzt schon lange nicht mehr.

    Es ist gut, dass Du Dein Alkoholproblem erkannt hast und es auch als solches akzeptierst. Die Frage, die sich mir nach Deiner Vorstellung aber gerade stellt ist, was Du eigentlich genau möchtest bzw. wo Du eigentlich hin willst mit Deinem Leben. Möglicherweise weißt Du das aber ja auch gar nicht?

    Hast Du einen Plan, wie Du Dein Leben künftig weiter gestalten möchtest? Willst Du zukünftig komplett abstinent leben, kannst Du Dir das vorstellen? Oder glaubst Du daran, dass Du irgendwie und irgendwann wieder kontrolliert trinken kannst? Wie willst Du denn in Zukunft mit Alkohol umgehen, was hast Du diesbezüglich für Gedanken?

    Ich frage das, weil ich gerade noch nicht so genau weiß, wie wir Dir hier helfen können. Natürlich sage auch ich Dir, genau wie Greenfox, dass Du keine Scham zu haben brauchst. Egal ob Du nun in eine SHG gehst (da sitzen Menschen, die genau das gleiche Problem haben wie Du, warum also Scham?) oder ob Du zur Suchtberatung gehst (die machen den ganzen Tag nix anderes als sich mit suchtkrankten Menschen zu beschäftigen) oder ob Du zum Arzt gehst (auch dort bist Du weder die Einzige noch die erste, die ein Alkoholproblem hat, es sei denn Dein Arzt hätte gerade neu angefangen).

    Aber, ich kann aus Deinen Zeilen nicht heraus lesen, ob Du das alles wirklich willst und ob es "nur" die Scham ist, die Dich davon ab hält. Ich würde mich jedenfalls freuen, wenn Du uns ein wenig mehr von Dir und Deiner Situation und auch Deinen Intentionen erzählen würden. Das macht es uns leichter Dir von unseren Erfahrugen zu berichten.

    LG
    gerchla

  • Ich glaube, dass man sich weniger vor den Anderen in so einer Gruppe schämt, als eher vor sich selbst, weil man es alleine nicht schafft.
    Ich war oft so, dass ich dachte, wer andere braucht, ist eigentlich gar kein vollwertiger Mensch. Und schon gar niemand, mit dem ich was zu tun haben wollte. Ich hab mich vor denen nicht geschämt, ich habe sie im Gegenteil überhaupt nicht ernst genommen. Und hatte Schwierigkeiten, mich selbst ernst zu nehmen, wenn ich andere brauchte.
    Die Einzigen, die ich da als Gesprächspartner akzeptiert und ernstgenommen habe, waren wirklich ausgebildete Leute. Und selbst bis dahin war der Weg lang. Mir war es am liebsten, wenn ich überhaupt niemanden an mich ran lassen musste.

    So nass bis halbtrocken war das bei mir eben so.

  • Ja ich denke bei mir war es auch beides, Scham vor mir selbst aber auch vor den anderen. Vor allem musste ich mich dann wirklich zu den „Versagern“ zählen, diejenigen die es offensichtlich nicht geschafft haben...der Club der Loser. Dass es genau umgekehrt ist wurde mir dann bereits nach dem ersten Treffen klar,da sassen die Leute die es geschafft haben, die glücklichen der Gesellschaft, die Gewinner. Aber das sind halt starke Klischees, sie prägten auch lange meine Vorstellungen. Und wenn man dann halt den Schritt mal tut und zu so einer SHG geht dann hat das was einschneidendes, man hört auf sich das Debakel schön zu reden und unternimmt was. Also bei mir war es so, ich hörte da endgültig auf mir was vorzumachen. Naja, wie gesagt hat es aber dann trotzdem noch ewig gedauert bis ich aus der Suchtspirale abspringen konnte.

  • Bei mir wars leider so, das die ersten Gruppen rein gar nichts waren. Aus der ersten wurde ich rauskomplimentiert, weil sie sowieso schon zu viele Leute - mehr als 25 - waren. In der nächsten nur Frührentner, die sich so weit kaputt gesoffen hatten, und ein Gruppenleiter der kurz danach einen Rückfall hatte, aber Predigten hielt, als ob er die Weisheit mit dem Löffel gefressen hätte. Der nächste wollte die Leute therapieren und wurde äusserst ungnädig, wenn man mal unentschuldigt fehlte (obwohl ich akut gar nichts von ihm wollte). Der bat mich dann auch, doch lieber ganz wegzubleiben, wenn ich nur unregelmässig kommen konnte oder wollte. Ich hatte dann genug davon.

    Und es war halt auf dem Kaff, wenig Auswahl. Da hatte ich bald alle durch. Erst Jahre später bin ich rein aus Interesse in der nächsten Großstadt mal in eine Gruppe eines regionalen Selbsthilfevereins, da passte es dann. Aber ich musste jeweils eine Stunde hin und zurück fahren, also das habe ich auch nur gemacht wenns mir sonst ganz langweilig war. Und selbst da habe ich mich hinterher oft noch gefragt, ob sich das nun rentiert hatte.
    Da war eine Uniklinik mit angegliederter Entgiftungsstation und offener und geschlossener Psychiatrie für Suchtkranke daneben, die sich Gruppen angucken mussten, da habe ich natürlich schon einiges mitgekriegt. Das war aber eher akademisch interessant, als dass es mir selbst wirklich weiter geholfen hätte.

    Ansonsten war ich mein halbes Leben immer wieder in einer Szene von Alkoholikern und sonstigen Süchtigen unterwegs, die zum Teil ja auch gestorben sind, als ich selbst noch lange aktiv war, da hat mich grundsätzlich schon mal wenig gewundert. Daher hatte ich die ganze Thematik von Entgiftungen und Therapien schon mehrmals gehört, bevor ich selbst meine eigene Sauferei überhaupt als Problem empfunden habe. Ich habe vor allem später aber auch eine Art Doppelleben mit einem zweiten Bekanntenkreis geführt, die damit wenig zu tun hatten.

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