[font=arial]Hallo, hallo zusammen,
seit Stunden lese ich hier im Forum und finde mich in vielen Posts wieder. Da ich vor ein paar Wochen eine große Entscheidung getroffen habe, nämlich die, eine qualifizierte Entgiftung in einer Klinik zu machen, könnte ich ein paar Anregungen, Tipps etc. gebrauchen.
Ich bin Angela, 50 Jahre jung, und bin alkoholsüchtig. Manchmal denke ich, dass ich aus Langeweile trinke, manchmal bei Stress und manchmal zur Entspannung.
Seit Sommer 2018 bin ich Hausfrau – zum einen, weil es hier im „Ländlichen“ keine Anstellung gibt, die mich ausfüllen würde, zum anderen, weil ich meinen an Parkinson erkrankten Vater betreue. Finanziell kann ich es mir Gott sei Dank leisten, nicht zu arbeiten.
Nun habe ich also den Entschluss gefasst, abstinent zu leben. Natürlich habe ich vorher auch nach „wie trinke ich weniger“ und solchen Sachen gegoogelt, habe dann aber, wenn ich Lust auf ein Bier hatte, noch nicht einmal mit mir gehadert, sondern einfach ein Bier aufgemacht.
Das seltsame (vielleicht hatte hier ja auch jemand mal das Phänomen) ist: Wenn ich mit meinem Lebensgefährten unterwegs bin und Auto fahre – also beschäftigt bin – absolut NULL Verlangen nach einem Bier habe. Ich denke noch nicht einmal daran. Wir waren neulich bei meinem Vater und ich hatte den ganzen Tag alle Hände voll zu tun. Abends sind wir dann Essen gegangen und ich habe „mein verdientes“ Bier getrunken, was natürlich extra lecker geschmeckt hat – hat mein Suchtteufelchen gesagt. Es wurde den Abend auch nur ein weiteres Bier mehr, was für die 4 Tage, wo wir weg waren auch so blieb (also täglich max. 2 Bier).
Wenn ich hier zu Hause bin, geht es gegen 12 Uhr los … da gehe ich bei schönem Wetter mit dem Hund in den Garten, rolle die Markise aus und trinke ein kühles Helles – wie im Urlaub – juchuu). Dann trinke ich noch ca. 2-3 weitere Bier, esse etwas, und mach dann „Nickerchen“. Das Nickerchen mache ich aber eigentlich nur, damit ich nicht so viel trinke. Das Bier vor dem Nickerchen trinke ich, damit ich Nickerchen machen kann – Trick 17 mit Selbstverarschung hoch 10 – ich weiss.
Nach dem Nickerchen geht es dann langsam weiter und bis ich im Bett bin (wo ich sehr schön, sehr schnell, dank dem Bier, einschlafen kann, sind 7 – 10 0,5-l-Flaschen diesen Tag geleert.
Man könnte jetzt sagen: Such Dir einen Job, ja klar. Aber wie schon erwähnt, ist das hier nicht so einfach; auch hat ein Chef bestimmt keine Lust darauf, dass ich alle 4 – 6 Wochen 4 – 5 Tage frei brauche, um zu meinem Vater zu fahren (und ja, der hat Pflegedienst vor Ort, es funktioniert aber nicht so toll und er muss oft in die Klinik).
Auch war es, als ich hier noch einen Job hatte, auch nicht wirklich besser. Ich hatte zwar „auf Arbeit“ nie das Verlangen nach einem Bier, aber wenn ich dann zu Hause war, waren es auch 4 – 5 Flaschen ab Nachmittag.
Da meine Leberwerte seit 2 Jahren zu wünschen lassen und ich – denke ich – eine Neuropathie in den Füssen habe – also ständig kribbelige, teilweise eingeschlafene Füße – habe ich mich nun entschlossen, Nägel mit Köpfen zu machen.
Ich werde am 14.09.2020 in die Klinik St. Lukas in Bad Griesbach gehen (war da schon einmal jemand von Euch?). Ich freue mich teilweise sogar darauf. Dass mein Lebensgefährte das natürlich toll findet ist klar. Er hat mich vor 10 ½ Jahren schon als „Biertrinker“ kennengelernt und war die ganze Zeit „schlau genug“, mir meinen Willen zu lassen. Ich glaube, es bringt nicht viel, wenn ein Alkoholiker immer und immer wieder hört – musst Du denn schon wieder trinken? Jedenfalls ist er euphorisch und ich glaube ich auch. Dabei mache ich mir aber natürlich trotzdem Gedanken. Wie hart wird der Entzug? Die machen das dort mit medikamentöser Unterstützung. Ich hatte erst eine andere Klinik im Sinne, wo mit kleinen elektrischen Dingern „unterstützt“ wird - Neuro-Elektrischen Stimulation – mich dann aber doch dagegen entschieden, aus verschiedenen Gründen.
Was wird nach dem Entzug? Selbsthilfegruppen sind hier wie Jobs – Mangelware. Ich war schon bei einer Psychotherapeutin, die aber erst im Frühjahr nächsten Jahres Termine hat.
Irgendwo habe ich gelesen, dass der „Kampf“ erst los geht, wenn man wieder zu Hause ist.
Ich würde mich freuen, viel von Euch zu hören – und sorry, dass ich ein Buch geschrieben habe – „Tippsenkrankheit“